Salzburger Festspiele 2015 Beethoven Fidelio

  • Die Soundeffekte nerven mich jetzt schon wie wärs mal mit einem Buhorkan als Soundeffekt? Die Sänger singen auch ziemlich lustlos. Ich schalte auf France musique um und werde mir von Verdi den Troubardour mit Roberto Alagna in der Titelpartie anhören. Werde mir den Fidelio aber weiterhin aufnehmen aber nur weil Hans Peter König den Rocco singt.

  • Die Soundeffekte fand ich interessant - in Ermangelung der Kenntnis des Bühnengeschehens. Einzig unbefriedigend fand ich Leonore und Florestan, aber zum Glück hat diese Oper mehrere lange Orchester- und Chorstellen, und in dieser Aufführung waren diese ein Hochgenuss. Welser-Möst hat mich in den letzten Jahren jetzt schon mehrmals überzeugt, auch heute. Dem Buh-Orkan zufolge muss die Inszenierung aber richtig in die Hose gegangen sein. Nach einem kurzen Interview mit dem Regisseur, das ich im Fernsehen verfolgte, dachte ich: "Was für ein Problem hat der Mann mit Fidelio?"

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Die Soundeffekte störten mich erheblich. Das mag anders herüber kommen, wenn man das Bühnengeschehen mitverfolgen kann. Von den Sängern gefielen mir am besten Hans-Peter König als Rocco und Jonas Kaufmann als Florestan. Konieczny als Pizarro gefiel mir überhaupt nicht. Mit den anderen Sängern war ich weitgehend zufrieden. Das Dirigat von Welser-Möst fand ich hervorragend.


    :hello:


    Jolanthe

  • Ich habe noch nie so viel Werbung für eine Opernübertragung erlebt. Vor allem natürlich vom ORF selbst - seit Wochen und täglich mehrmals - aber auch in Tageszeitungen, z. B. heute im "Standard" eine Viertelseite. Mich würde interessieren, warum so ein großer finanzieller Aufwand notwendig ist, um diese Sendung anzukündigen.


    Aber noch mehr interessiert mich natürlich eure Meinung zu dieser Aufführung.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Welch eine entsetzliche Entgleisung der Regie in diesem Salzburger Fidelio. Eine Oper konnte man das wohl nicht nennen, sondern ein Konzert mit Melodien aus Fidelio mit zwischendurch unterlegter Geräuschkulisse. Ich habe mir dennoch diesen Unsinn über die ganze Länge angetan, um mir ein vollständiges Urteil bilden zu können.
    Dies Konzert und die Geräuschkulisse spielte sich vor zwei schräggestellten verzierten weißen Wänden, Salonfußboden und einem riesigen schwarzen Kubus ab, der sich dauernd drehte. Dazu viel Schattenspiele auf den Wänden.
    Das sollte nun ein Gefängnis darstellen. In diesem schlichen Personen teilweise im Zeitlupentempo oder standen starr herum und es gab mancherlei Rampengesänge. Zu der Leonore gesellte sich eine frei erfundene Doppelgängerin mit einer undeutbaren, häufig lächerlich wirkenden Gebärdensprache.
    Noch lächerlicher trat Pizzarro mit seinem Doppelgänger und einer Reihe weiterer Ganoven aufdringlich schwarz gekleidet mit dunklen Sonnenbrillen und schwarzen Handschuhen auf, die mit vielerlei dämlichen Gebärden auf sich aufmerksam machten. Man glaubte wohl, dass das Publikum ohne diese Ausstaffierung zu dumm sei, Ganoven zu erkennen.
    Die Gefangenen hingegen kamen in fein gestriegelten weißen Hosen und Gehröcken daher und vollzogen einen Ringelreihen und den Kubus. Denen konnte sicherlich kaum jemand das Gefangenendasein abnehmen. Zum Gefangenenchor ahmte dann Leonore – am Boden liegend – mit ihren Lippen diesen Gesang nach.
    Die gleichen verzierten Wände und den Salonfußboden gab es dann im tiefsten Loch des Gefängnisses und von „Gott, welch Dunkel hier“ war bei den weißen Wänden wenig zu merken. Vielleicht sollte der dunkle Kubus das nicht vorhandene Dunkel ersetzen.
    Wenigstens Florestan sieht nach einem Gefangenen aus. Zu seiner Vision vom „Engel in rosigem Duft“ vollführt dann wieder das Gebärden-Double der Leonore einige Faxen. Schließlich gesellt sich auch noch eine Pantomime des Pizzarro-Doubles hinzu.
    „O namenlose Freude“ nimmt man den beiden sehr auf Distanz stehenden Figuren überhaupt nicht ab. Vom Weib an meiner Brust ist nichts zu erkennen.
    Die 3. Leonoren-Ouvertüre war nach dem bisherigen Schmarrn ein Lichtblick. Leider störte dabei sehr, dass das Fernsehen zwischendurch die Kulissenschieberei einblendete, denn im letzten Bild gab es tatsächlich eine Abänderung: Zwar standen noch immer die weißen Wände da, aber der Salonfußboden war durch einen roten Teppich ersetzt. Das Volk, das ja in dieser Szene mitspielt, war nicht zu sehen – der Chor sang wohl hinter den Kulissen.
    Was sich in diesem Bild mit den wenigen, auf der Bühne anwesenden Personen szenisch abspielte, war für mich der Gipfel der Einfältigkeit bis hin zu mit dem auf mich lächerlich wirkenden Gebärden-Double der Leonore, das diese Verunstaltung abschloss.
    Zu der Musik kann ich nur sagen, dass mir das Dirigat von Welser-Möst gut gefiel. Er erntete auch für die dritte Leonoren-Ouvertüre tosenden Beifall und auch am Schluss hatte ich den Eindruck, dass der Beifall für ihn wesentlich intensiver war als bei allen Sängern, von denen mir der Rocco am besten gefiel.
    Um Kaufmann wird nach meiner Ansicht inzwischen zu viel Kult getrieben. Dieser war wohl auch der Zugvogel, so dass Fidelio ausverkauft war, auch für jene Leute, die sich – so schrieb die Presse – in der Pause enttäuscht zeigten, dass er gar nicht aufgetreten sei (Sie wussten nicht, dass Florestan erst im zweiten Aufzug auftritt).
    Was der ORF heute übertragen hat, war wohl nicht die Premiere oder der Sender hat bewusst den Auftritt des Regieteams ausgeblendet, das – wie man gelesen hat – mit heftigen Buh-Stürmen bedacht worden war.
    Die Oper verkommt immer mehr zum Experimentierfeld für irre Regisseursphantasien. Wenn ich Guth in dem Interview richtig verstanden habe, war ihm das Libretto wohl zu eindeutig und dessen Handlung zu sehr durchschaubar. Deshalb musste er sie wohl undurchschaubar machen und mit allerhand dämlichen Zusätzen „verzieren“.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe es nicht gesehen und es hört sich nicht gerade verlockend an.
    Aber abgesehen davon bin ich dafür, dass Leute, die nicht wissen, dass Florestan erst im zweiten Akt auftritt, eine Spende in Höhe des Eintrittspreises entrichten sollten.... mindestens. Obendrein eine Eselsmütze (mit der Aufschrift "Banause") in der Pause tragen, wäre auch nicht schlecht :untertauch:

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Vielleicht hätte er - wie in früheren Jahren - lieber den Jaquino übernehmen sollen, dann hätten die Leute in beiden Akten etwas von ihm gehabt. :D


    Oder noch besser: Für einen Alleskönner wie Kaufmann, der wohl bald beide(!) Solo-Parts im "Lied von der Erde" an einem Abend singen wird, wäre es eigentlich angemessen, wenn er Jaquino UND Florestan übernommen hätten. :thumbsup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Karsten Umlauf in SWR 2


    Im Vorfeld hat Claus Guth den "Fidelio" mal als schweren Brocken bezeichnet. Das merkt man der Inszenierung an, der Brocken wird dem Publikum quasi unverdaut wieder vor die Füße geworfen. Es wird nur gesungen, viel gestanden und vor allem: wenig erzählt. Licht und Schatten, hell und dunkel sind die bestimmenden Elemente. Die Figuren erscheinen mehr in sich gekehrt als einander zugewandt. Man sieht keinen Kerker, keinen Gefängnishof, stattdessen eine leere Bühne, übergroße weiße Salonwände, in der Mitte ein bühnenhoher schwarzer Kubus, der sich drehen oder auch mal abheben kann. Möglicherweise ein namenloser Grabstein, dunkle Materie, eine riesenhafte Black Box, die das Ganze in einen surrealen, subjektiven Raum verwandelt.
    Irgendwie läuft es wohl auf eine große Psychokiste hinaus. Die Unsicherheit in der fortwährenden Suche nach dem fernen Geliebten, die Verkrüppelung der Seele in der Gefangenschaft usw. All das ist wohl gemeint, nicht aber konsequent und spannungsreich inszeniert. Die Regie verweigert ein Happy End, zielt auf das große Unbewusste, bleibt aber in ihren Mitteln geschwätzig und banal.

  • Und vor allem werden - einmal mehr - Figuren die im Original nicht existieren - eigenmächtig eingefügt.
    EKELHAFT !!!
    Dazu noch die völlig unpassende Kostüme, die abstoßende Gebärdensprache etc etc.


    Dieses Regietheather dient vor allem der Selbstinszenierung der Regisseure....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat aus der Kritik von SWF 2: der Brocken wird dem Publikum quasi unverdaut wieder vor die Füße geworfen.


    Unverdaut? Nein, die Dialoge hat die Magensäure gefressen und als elektronische Rülpser wieder ausgespuckt. Aber die Magensäure scheint auch in die Gesangsteile eingedrungen zu sein, die mit szenisch völlig blödsinnigen Handlungen ausgespuckt wurden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Interessant war's schon und technisch (und musikalisch) gut ausgeführt - wie denn auch nicht, wenn eine Produktion millionenschwer ist. Die Frage ist: wozu und für wen? Als ich die Premiere nur hörte, spielte sich die Optik mehr oder weniger in meinem Kopf ab und ich genoss das Orchester und den Klang.


    Während der Fernsehübertragung langweilte ich mich, und es kam mir immer wieder dieser Begriff "Installation" in den Sinn. Eine Oper konnte ich da nicht wirklich genießen. Zudem stelle ich mir bei einer Aufführung gleichzeitig auch immer ein wenig vor, wie das für mich als Neuling wirken würde: eine weitere "Fidelio"-Erfahrung würde ich da in Zukunft lange vermeiden. Es wurde nichts erzählt und es gab keine Botschaft.


    Amüsant finde ich die Nachricht, dass manche angeblich Jonas Kaufmann im 1. Akt vermissten. Als ich das las, hatte ich nach der 3. Leonoren-Overtüre auch den Gedanken, dass vielleicht Teile des Publikums dachten, die Oper sei jetzt zu Ende. Vielleicht deshalb der lange Applaus. Aber nein - das Orchesterstück war wirklich hervorragend musiziert und verdiente den ganzen Jubel.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Zitat von Melot 1967: Amüsant finde ich die Nachricht, dass manche angeblich Jonas Kaufmann im 1. Akt vermissten. Als ich das las, hatte ich nach der 3. Leonoren-Overtüre auch den Gedanken, dass vielleicht Teile des Publikums dachten, die Oper sei jetzt zu Ende.

    Wie genau auch die Kenntnisse derjenigen sind, die z.B die Vorankündigungen schreiben, mag aus diesem kleinen Zitat hervorgehen:


    Zitat

    Zitat aus der Vorankündigung des Kurier: Dazu schleicht sie sich bei Don Pizarro ein und erfährt, dass ein Gefangener vor der Ankunft des Ministers, der den Kerker untersuchen will, getötet werden soll.

    Im übrigen wird auch dort wieder viel beschönigt. Es ist vom Jubel die Rede, während man anderwärts liest, das es - zumindest für die Regie einen Buh-Sturm gab.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Was ich auch nie versteehen werde was der Schwachsinn mit den Doppelgängern bedeuten soll. . Für einen Inendanten bedeutet das doch immer noch mehr Kosten. Bei der Gebärdendolmetscherin hab ich immer gedacht die Frau könnte auch eine gute Dirigentin abgeben . Bei der Premiere wurde das Regieteam tatsächlich mit einem Buhorkan überhschüttet vermischt mit einzelnen Bravos, was die Moderatoren dann immer zu der Aussage veranlasst das das Publikum geteilter Meinung über die Regiearbeit sei. Die Sänger waren leide wirklich nur durchschnitt da hab ich an der Rheinoper schon berssere Fidelio Aufführungenn gesehen. Sehr gut hat mir das Dirigat von Franz Welser Möst gefallen. An Peinlichkeit nicht zu überbieten die Interviews von Rett. Da freu ich mich doch lieber auf meine Annette am Samstag bei der Entführung aus dem Serail.


    Lieber Gerhard,
    ich weiss nicht ob du aus Glyndebourne den Rosenkavalier vom letzten Jahr kennst oder die Traviata. Die Inszenierungen dort werden leider auch immer moderner.

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass tanzende oder pantomimisch agierende Schatten oder Doppelgänger der Sänger nicht ganz neu sind. Zwar weiß ich nicht mehr genau, in welcher Inszenierung, aber das gab es schon mehrfach. (Ich selbst habe vor ca. 14 Jahren schon mal eine Dido & Aeneas mit sehr umfangreichen Tanzeinlagen gesehen, weiß aber nicht mehr genau, ob es da "Doppelgänger" gab.) Das sollen normalerweise natürlich keine zusätzlichen Figuren sein, sondern Spannungen/Konflikte der Figur verdeutlichen.


    Eine Viertelstunde Leonore III im 2. Akt finde ich auch nach wie vor problematisch, auch wenn es seit langem "Tradition" sein mag. Man kann kaum am Höhepunkt, nach Auflösung der Spannung und vor dem Jubelfinale eine knappe Viertelstunde Instrumentalmusik einfügen und sich dann beschweren, diese Oper sei ja so oratorienhaft und "statisch"...

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Dieser "Schmarrn" war nur schwer zu ertragen - zwischen Idiotie und Langeweile.


    Ein Lichtblick war die Leonore III - und der Applaus danach. Mehr als nach den Arien oder Aktschlüssen - damit hat das Publikum eine Aussage gemacht!


    (Vielleicht sollte man nur die Leonore III spielen und auf den Rest verzichten)

  • Vielleicht hätte er - wie in früheren Jahren - lieber den Jaquino übernehmen sollen, dann hätten die Leute in beiden Akten etwas von ihm gehabt. :D


    Oder noch besser: Für einen Alleskönner wie Kaufmann, der wohl bald beide(!) Solo-Parts im "Lied von der Erde" an einem Abend singen wird, wäre es eigentlich angemessen, wenn er Jaquino UND Florestan übernommen hätten. :thumbsup:


    Jonas Kaufmann war (zumindest in der Premiere) ein Florestan allererster Güte, der mit der vertrackten Tessitura der Arie keinerlei Probleme erkennen ließ. Seine Leistung war mehr als beeindruckend - ich habe in den letzten zehn, fühfzehn Jahren keinen Florestan erlebt, der dieser fast mühelos scheinenden Darbietung auch nur annähernd (ja nicht einmal Botha!) gerecht werden konnte.


    Um so unverständlicher ist mir, dass in unserem Forum schon wieder eine Hetze gegen einen exzellenten Künstler im Schwange ist, aber das kennt man ja und ist nichts Neues. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an die unsäglichen Karajan-Invektiven, die auf Basis seiner Aufnahmen grassierten, wobei man den betreffenden Tonmeistern der Plattenfirmen Vorwürfe hätte machen müssen, denn live in Oper und Konzerten hörten sich seine Interpretationen ganz anders an. Das hindert diese Leute jedoch nicht daran, dafür Künstler aus dem zweiten oder dritten Glied hochzujubeln.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat von Milletre

    Um so unverständlicher ist mir, dass in unserem Forum schon wieder eine Hetze gegen einen exzellenten Künstler im Schwange ist, aber das kennt man ja und ist nichts Neues. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an die unsäglichen Karajan-Invektiven, die auf Basis seiner Aufnahmen grassierten, wobei man den betreffenden Tonmeistern der Plattenfirmen Vorwürfe hätte machen müssen, denn live in Oper und Konzerten hörten sich seine Interpretationen ganz anders an. Das hindert diese Leute jedoch nicht daran, dafür Künstler aus dem zweiten oder dritten Glied hochzujubeln


    Mein lieber Fritz!


    Auch mir ist es unverständlich, wie über einen der besten deutschen Tenöre der Nachkriegszeit so das Kriegsbeil ausgegraben wurde. Diese unqualifizierten Äußerungen über den (nicht glaubhaft auszumachenden) Stimmverschleiß gehen mir langsam an "Irgendwas" vorbei. Auch die Äußerungen, er sei ein Bariton mit hoher Stimmlage, können mich nicht mehr erschüttern. Daß er nicht der große lyrische Belcanto-Tenor für Donizetti oder Bellini ist, darüber brauchen wir nicht erst zu diskutieren. Aber als Verdi- oder Puccini-Tenor oder in deutschen Opern, hat er kaum Seinesgleichen. Na ja, kritisieren kann man grundsätzlich Alles! :evil:

    W.S.

  • Zitat

    Zitat von Rodolfo: Lieber Gerhard, ich weiss nicht ob du aus Glyndebourne den Rosenkavalier vom letzten Jahr kennst oder die Traviata. Die Inszenierungen dort werden leider auch immer moderener.

    Lieber Rodolfo


    vollständig gesehen habe ich sie noch nicht. Die Ausschnitte, die ich aus der Traviata gesehen habe, schienen mir jedoch nicht übertrieben modern, d.h. verunstaltet. Die Ausschnitte aus dem Rosenkavalier erschienen mir etwas kitschig. Dieser wird am 14. September nachts auf arte gezeigt. Ich werde ihn mitschneiden und dann entscheiden, ob ich ihn mir in voller Länge ansehe. Ich will nicht wieder unnötige Zeit mit unsinnigen Inszenierungen vergeuden wie beim Fidelio aus Salzburg.
    Von der "Entführung" morgen lasse ich mich mal überraschen. Hoffen wir, dass sie noch nicht so von dem Verunstaltungstheater- und erzwungenen Deuteritis-Virus infiziert ist.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Um so unverständlicher ist mir, dass in unserem Forum schon wieder eine Hetze gegen einen exzellenten Künstler im Schwange ist, aber das kennt man ja und ist nichts Neues.


    Du zitierst meinen Witz über den Umnstand, dass sich Gäste in der Pause darüber beklagten, dass Kaufmann noch gar nicht aufgetreten sei und antwortest darauf mit dem, was ich jetzt von dir zitiert habe? Ist das wirklich dein Ernst? ?( :no: :no: :no:


    Ansonsten gilt, dass Stimmbeurteilung subjektiv ist und bleibt und sehr viel mit persönlichem Geschmack zu tun hat - und ich persönlich nehme mir in dieser freiheitlichen Gesellschaft die persönliche Freiheit, seine Stimme nicht zu mögen, weil mich sein Timbre einfach nur wenig bis gar nicht anspricht - und das ist weder objektiv ein Fehler noch ein strafbares Verbrechen!


    Im Übrigen hat Kaufmann früher den Jaquino gesungen und beabsichtigt im kommenden Sommer wohl tatsächlich, in einer Aufführung des "Lieds von der Erde" alle Lieder zu übernehmen, die normalerweise auf zwei Solisten mit unterschiedlichen Stimmlagen verteilt sind - beides ist also kein Witz!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • m Übrigen hat Kaufmann früher den Jaquino gesungen und beansichtigt im kommenden Sommer wohl tatsächlich, in einer Aufführung des "Lieds von der Erde" alle Lieder zu übernehmen, die normalerweise auf zwei Solisten mit unterschiedlichen Stimmlagen verteilt sind -beides ist also kein Witz!


    Bekommt Kaufmann für das Lied von der Erde dann auch zwei Gagen? - Stimmlich zutrauen würde ich ihm diesen Kraftakt durchaus, aber worin besteht da der musikalische Witz? Da fände ich es schon interessanter, wenn er die Bariton-Partie übernähme und KFV den Tenorpart.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Du zitierst meinen Witz über den Umnstand, dass sich Gäste in der Pause darüber beklagten, dass Kaufmann noch gar nicht aufgetreten sei und anwortest darauf mit dem, was ich jetzt von dir zitiert habe? Ist das wirklich dein Ernst? ?( :no: :no: :no:


    Ansonsten gilt, dass Stimmbeurteilung subjektiv ist und bleibt und sehr viel mit persönlichem Geschmack zu tun hat - und ich persönlich nehme mir in dieser freiheitlichen Gesellschaft die persönliche Freiheit, seine Stimme nicht zu mögen, weil mich sein Timbre einfach nur wenig bis gar nicht anspricht - und das ist weder objektiv ein Fehler noch ein strafbares Verbrechen!


    Im Übrigen hat Kaufmann früher den Jaquino gesungen und beansichtigt im kommenden Sommer wohl tatsächlich, in einer Aufführung des "Lieds von der Erde" alle Lieder zu übernehmen, die normalerweise auf zwei Solisten mit unterschiedlichen Stimmlagen verteilt sind -beides ist also kein Witz!


    Hier liegt ein Missverständnis vor, lieber Stimmenliebhaber. Es ist doch jedes Stimmenliebhabers gutes Recht, eine Stimme zu mögen oder nicht. Auch mir geht es da nicht anders, gibt es doch Stimmen, die auch ich nicht goutiere. Dass aber aus einer Abneigung - weshalb auch immer - ein regelrechtes Bashing wird, ist sehr schlimm. (Schlag nach z.B. bei Netrebko et al.!) Diese objektiv nicht tolerablen Hetzorgien sind m.M. Ausdruck frühpubertärer Aggression und fern jedweder sachlichen Begründung.


    Deshalb meine Klarstellung, dass Du in diesem Posting persönlich nicht gemeint warst. Nur darf eine persönliche Abneigung des einen oder anderen Interpreten nicht zu eiiner unreflektierten Schlammschlacht ausarten.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Nun mal Halblang. Die Zeit der ewig gestrigen, zu denen auch ich eine ganze Weile gehörte, ist vorbei. Weder Sänger noch
    Dirigenten können dem Regietheater Einhalt gebieten. Ich habe die berühmte Cosi unter Böhm in Salzbuurg Anfang der Siebziger gesehen, die Zeiten sind einfach vorbei. Ich habe meine Lieblingsoper Fidelio viele Male gesehen. Mit Kollo, Seiffert u.a. Kaufmann hatden Florestan nicht nur gesungen, sondern auf der Bühne dargestellt, glaubhaft, auch wenn Dialoge und Kerker fehlten. Gewöhnungsbedürftig. Das Tempo in 1. Akt schien mir etwas langsam. Ansonsten die WP wie immer. Maazels Aufnahme klingt schneller.
    Kaufmann kann m.E. mit Vickers, King oder McCracken verglichen werden. Er singt mit abgedunkelter Stimme und nicht offen, wie etwa Peter Anders, so dass die Vokale auch etwas anders klingen. Aber nur so kann man die Stimme bis ins Alter retten. Aussage von James King und Sandor Konya bei Everding. Derzeit halte ich Kaufmann für den führenden Florestan.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat

    Weder Sänger noch Dirigenten können dem Regietheater Einhalt gebieten.


    Warten wirds mal in Ruhe ab. Dieser Satz wird auffallend oft widerholt - und zwar mit einer Verbissenheit, die bemerkenswert ist. Vermutlich zu oft in Gegenwart von Regietheaterbefürworten verbracht? Das sind Wunschträume und Anzeichen wie brüchig die Mauer allmähleich geworden ist hinter der man sich verschanzt. Vor ca 10 Jahren, da hat man derlei Sätze nicht gehört - weil sich da das Regietheater noch sehr sicher etabliert wähnte. Heute weht ihnen teilweise ein sehr rauher Wind entgegen. Jenes Publikum, welches in Salzburg bei der Premiere gebuht hat, ist ja nicht irgendeine unzufriedene Anzahl von Musikhörern, sondern gehört teilweise sehr einflußreichen Kreisen an. Finanziell unabhängig und eventuell als Sponsor aktiv, politisch einflußreich und zudem mit Naheverhältnis zu den Medien. Was die Dirigenten und Sänger eventuell nicht schaffen - diese Leute schaffen es, wenn sie wollen....
    Und die Anzeichen, DASS sie es wollen mehren sich - zwar langsam, leiste und teilweise verborgen - aber sicher!!!
    Hoffen wir das Beste....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nanu, keine weiteren Äußerungen, nachdem doch am vergangenen Samstag die Übertragung auf 3sat lief? - Ich habe es mir angeschaut und der Eindruck ist zumindest zwiespältig! Die musikalische Ausführung gelang m.E. in weiten Teilen gut:


    Allen voran Jonas Kaufmann, der als Florestan fraglos brillierte und dessen dunkles Timbre ausgezeichnet zu dieser Rolle passt. Aber auch Adrianne Pieczonkas Leonore hat mir gut gefallen, wie sie es verstand, in den richtigen Momenten die Stimme dynamisch anzupassen bzw. zurückzunehmen. Ebenfalls tadellos Hans-Peter König in der Rolle des Rocco. Wenig aufgefallen sind mir Olga Bezsmertna und Norbert Ernst, wobei der Jaquino insgesamt auch nicht allzuviel Möglichkeiten hat, aufzufallen. Ausstaffiert und von Sebastian Holecek auch ein wenig so gesungen, wie ein Beamter der Don Fernando. Wenig überzeugend schließlich Tomasz Konieczny, der abgesehen von einem störenden Akzent als Don Pizarro bei "Ha! Welch ein Augenblick!" nicht wirklich Bosheit in die Stimme zu legen vermochte, wofür allerdings auch das vorgelegte Tempo Welser-Mösts etwas ungeeignet erschien. Überhaupt erschien auch mir, und da teile ich Bernwards Einschätzung, der Beginn etwas träge. Umso knalliger dann die Leonore III als Paradestück!


    Als tatsächlich misslungen muss man wohl die Inszenierung Claus Guths bezeichnen. Weder erschloß sich mir der Bezug auf Kubricks 2001 (schwarzer Monolith, weißer Raum), noch die Matrix-Anleigen in der Figurenkonstellation Don Pizarro/Don Pizarros Schatten. Das Bühnengeschehen blieb in weiten Teilen beliebig und ohne erkennbaren Bezug auf das Stück; ich meine, man könnte so sehr vieles inszenieren ... Das Weglassen der (problematischen) Dialoge bzw. das Ersetzen durch Geräuschkulissen funktionierte nur insofern, als dass mir klar wurde, dass auch damit niemandem geholfen ist. Es fehlt letztlich der verbindende Zusammenhang ohne den Beethovens einzige Oper nur umso oratorienhafter wirken muss.
    Dass die Inszenierung trotzdem nicht nur einfach "hingestellt" wurde, sondern eine Auseinandersetzung zwischen Regisseur und Werk durchaus stattgefunden hat, scheint leider nur in sehr wenigen Momenten durch. Dies ist etwa der Fall, wenn sich Florestan nach seiner Befreiung auf dem Boden krümmt und die Ohren zuhält, während das Volk jubelt. Hier wird einmal mehr die Frage aufgeworfen, wie dieser Mensch in die Gesellschaft zurückfinden kann, wie er sie zukünftig wird ertragen können. - Eine Frage übrigens, die auch im Hamburger Fidelio von Hans Neuenfels thematisiert wird. Das Claus Guth hierin ein Thema sieht, läßt sich m.E. auch an seinem Mailänder Lohengrin festmachen (eine entsprechende Diskussion findet sich irgendwo hier im Forum). Auch die "Schlusspointe" des zusammenbrechenden Florestans ist typisch für Guths Arbeiten, soweit ich sie kenne (besagter Lohengrin und der Hamburger Ring). Hier wird unvermittelt die gesamte Tragik der Figur in einen kurzen Moment gelegt, womit mehr gesagt ist, als alle Inszenierung "drumherum" überhaupt sagen könnte. Leider bleibt es eben auch bei diesen wenigen Momenten, die nicht ausreichen, den gesamten Abend mit Sinn zu erfüllen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Liebe Mme Cortese,


    danke für diesen Zeitungsartikel. Endlich mal eine Zeitung, die die ehrlich ist und die reine Wahrheit über die heutigen Inszenierungen sschreibt, während andere häufig diesen Regiewahnsinn beschönigen (werden sie aus den hohen Gagen solcher Zuschauerbetrüger dafür bezahlt?). Dieser Artikel sagt alles zu der Krankheit der Intendanten und Regisseure, die für die Oper tödlich ist. Nichts als Großkotzerei, die meist in die Hose geht und die Oper endgültig zerstören wird.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wenn ich all das lese, freue ich mich, dass ich "Fidelio" (mit zugegeben tollen musikalischen Höhepunkten) für eine auf hohem Niveau gänzlich misslungene Oper halte, die ich nicht hören muss. Da ist grundsätzlich nichts zu retten.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dass die Inszenierung trotzdem nicht nur einfach "hingestellt" wurde, sondern eine Auseinandersetzung zwischen Regisseur und Werk durchaus stattgefunden hat, scheint leider nur in sehr wenigen Momenten durch. Dies ist etwa der Fall, wenn sich Florestan nach seiner Befreiung auf dem Boden krümmt und die Ohren zuhält, während das Volk jubelt. Hier wird einmal mehr die Frage aufgeworfen, wie dieser Mensch in die Gesellschaft zurückfinden kann, wie er sie zukünftig wird ertragen können.


    Das liest sich doch deutlich anspruchsvoller als der von Mme. Cortese verlinkte Artikel von Wilhelm Sinkovicz in der Presse, in dem nur polemisiert wird und in dem es über dieselbe Szene etwa heißt: »Wenn Florestan sich die Ohren zuhält, damit er den Finaljubel nicht vernehmen muss, zeigt das, wie gegen Sinn und Gehalt eines Stückes gearbeitet wird, in dem es ja Florestan selbst ist, der die Hymne auf die Gattentreue anführt: ›Wer ein solches Weib errungen ...‹« Merke: Man kann auch dann, wenn man insgesamt zu einem negativen Urteil kommt, durchaus zeigen, dass man in der Lage ist zu denken und zu differenzieren.

  • Wenn ich all das lese, freue ich mich, dass ich "Fidelio" (mit zugegeben tollen musikalischen Höhepunkten) für eine auf hohem Niveau gänzlich misslungene Oper halte, die ich nicht hören muss. Da ist grundsätzlich nichts zu retten.


    Das sehe ich völlig anders!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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