Aktive Pianisten unserer Tage - Vincenzo Maltempo - Sicher nicht nur Alkans Anwalt

  • Ich bin durch meine letzten Erwerbungen auf diesen Pianisten gestoßen und dachte, es sei vielleicht nett, einmal wieder einen aktiven Pianisten hinzuzufügen. Der Italiener Vincenzo Maltempo wurde im Juli 1985 in Benevent geboren. Zunächst studierte er bei Salvatore Orlando seinerseits Schüler von Sergio Fiorentino. Das Konservatorium "Santa Cecilia" in Rom schloss er mit höchsten Ehrungen ab. Zwischen 2005 und 2009 nahm er an Kursen der Internationalen Piano Akademie "Incontri col Maestro" in Imola von Riccardo Risaliti teil. Seinen ersten größeren Erfolg feiert Maltempo 2006, als er den XXIII "Premio Venezia" im Teatro "La Fenice" gewinnen konnte. Ab dieser Zeit nahm er erfolgreich an Wettbewerben teil ("Liszt Festival" in Österreich) und gab regelmäßig Konzerte in Spanien, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Japan. Große Zustimmung fand sein Auftritt beim "Miami Piano Festival" in Florida im Jahr 2014.


    Seine Diskographie beginnt im Jahre 2008, als er für Gramola ein Liszt-Recital einspielte. Nach dem Wechsel zu PianoClassics widmete er seine Einspielungen dem französischen Pianisten Charles-Valentin Alkan, als dessen musikalischer Anwalt er seither gilt. Maltempo gehört zu den wenigen Pianisten, die die gesamten Etüden Alkans op. 39 im Konzert spielten (November 2013 Yokohama). Seine Einspielungen der technisch mitunter hochanspruchsvollen Werke brachten ihm großartige Kritiken ein. Im September wurde er daher Ehrenmitglied der London Alkan Society. Darüber hinaus ist Lehrer an der "Imola Piano Academy - Talent development Eindhoven".
    Auch wenn sich Maltempo vor allem Alkan verschrieben hat und in den CD’s auch die Texte zu den Werken selbst verfasst, umfasst sein Repertoire weitaus mehr. Sein Interesse gilt dabei vor allem den weniger gespielten Komponisten der Romantik. Ich habe die mir bekannten Einspielungen hier einmal zusammengestellt, habe aber noch nicht alle gehört. Gehört habe ich die große Sonate und die Klavierwerke "Chansons de la folle...", von beiden bin ich begeistert, auch wenn die Aufnahmetechnik der letzteren mich nicht ganz überzeugt. Sein Schumann würde mich sehr interessieren, ebenso sein Liszt, der nun bei mir auf der nächsten Bestelliste gelandet ist. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Taminos, die diesen Pianisten kennen oder kennenlernen möchten.


    Es würde mich sehr freuen
    Mit bestem Gruß
    JLang



    APUT

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Sein Schumann würde mich sehr interessieren, ebenso sein Liszt, der nun bei mir auf der nächsten Bestelliste gelandet ist. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Taminos, die diesen Pianisten kennen oder kennenlernen möchten.


    Lieber Jörn,


    das ist sehr schön, dass Du auf einen "neuen Namen" hier aufmerksam machst. Mir sagt er bislang nichts - und Alkan habe ich mal "gestreift" als Hörer, aber mich nie intensiver mit ihm beschäftigt. Ich bin deshalb sehr gespannt, wie Du das auch kompositorisch findest! Vielleicht spielt er ja auch noch die "Annees..." ein - dann hätten wir ein neues Besprechungsobjekt! (Dazu komme ich auch noch im anderen Thread. Im Moment ist es halt sehr heiß zum Musikhören!) :)


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Maltempo gehört zu den wenigen Pianisten, die die gesamten Etüden Alkans op. 39 im Konzert spielten (November 2013 Yokohama).


    Auf das Yokohama-Konzert habe ich im Alkan-Thread verlinkt. Eine unglaubliche Tour de Force!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Auch wenn Vincenzo Maltempo nicht nur Alkans Anwalt sein mag, so ist er doch ein ausgezeichneter. Ich habe einst, als ich (übrigens erfolglos ) versucht habe den Tamino-Mitglieden Alkan näher zu bringen, einige CDs mit Maltempo erworben. Eine davon - die hier abgebildete - dreht sich momentan bei mir im Player. Komponist und Interpret stellen hier eine geniale Symbiose dar. Allein die Grande Sonate "Les quatre ages" sollte genügen dem Komponisten den Ruf der Unsterblichkeit einzubringen und den Interpreten in die Riege der großen Pianisten aufsteigen zu lassen....


    Ein dickes Lob der Aufnahmetechnik von PIANO CLASSICS.....



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Auch wenn Vincenzo Maltempo nicht nur Alkans Anwalt sein mag, so ist er doch ein ausgezeichneter. Ich habe einst, als ich (übrigens erfolglos ) versucht habe den Tamino-Mitglieden Alkan näher zu bringen, einige CDs mit Maltempo erworben. Eine davon - die hier abgebildete - dreht sich momentan bei mir im Player. Komponist und Interpret stellen hier eine geniale Symbiose dar. Allein die Grande Sonate "Les quatre ages" sollte genügen dem Komponisten den Ruf der Unsterblichkeit einzubringen und den Interpreten in die Riege der großen Pianisten aufsteigen zu lassen....


    Maltempo ist in der Tat ein ganz vorzüglicher Anwalt von Alkan (meine erste Begegnung hatte ich durch die Hyperion-Serie), der Thread-Titel sollte einfach dazu dienen, Maltempo nicht im Titel festzulegen, weil ich mir vorstellen kann, dass er auch ein guter Anwalt anderer Komponisten ist. Liszt (Gramola) kaufe ich auf jeden Fall und Schumann ist auch notiert. Aber die CD, die ich erst nach Deinem Hinweis auf Neuerwerbungen bemerkt und - Dir vertrauend - gekauft habe ist wirklich grandios. Eine tolle Sonate, hervorragend interpretiert und in sehr guter Tontechnik aufgenommen.


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Zitat von Holger Kaletha

    das ist sehr schön, dass Du auf einen "neuen Namen" hier aufmerksam machst. Mir sagt er bislang nichts - und Alkan habe ich mal "gestreift" als Hörer, aber mich nie intensiver mit ihm beschäftigt. Ich bin deshalb sehr gespannt, wie Du das auch kompositorisch findest! Vielleicht spielt er ja auch noch die "Annees..." ein - dann hätten wir ein neues Besprechungsobjekt! (Dazu komme ich auch noch im anderen Thread. Im Moment ist es halt sehr heiß zum Musikhören!) :)


    Lieber Holger, ohne eine fundierte Betrachtung abgeben zu können: Alkan reizt mich mittlerweile sehr, er scheint mir in vielem, was er in seinen Werken spielerisch erschließt, doch auf Kommendes vorauszuweisen. Den Liszt von Maltempo kaufe ich sicher, um Vorrat für kühlere Tage zu haben. In der letzten zeit waren es unter dem Dach, wo ich wohne, immer 35 Grad und ich habe ordentlich unter den Kopfhörern geschwitzt: analytische Hören und Wiederhören war mir da auch nicht möglich. Aber auch beim Liszt läuft die Zeit ja nicht weg.


    Sei herzlich gegrüßt
    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Holger, ohne eine fundierte Betrachtung abgeben zu können: Alkan reizt mich mittlerweile sehr, er scheint mir in vielem, was er in seinen Werken spielerisch erschließt, doch auf Kommendes vorauszuweisen. Den Liszt von Maltempo kaufe ich sicher, um Vorrat für kühlere Tage zu haben. In der letzten zeit waren es unter dem Dach, wo ich wohne, immer 35 Grad und ich habe ordentlich unter den Kopfhörern geschwitzt: analytische Hören und Wiederhören war mir da auch nicht möglich. Aber auch beim Liszt läuft die Zeit ja nicht weg.


    Lieber Jörn,


    da sind wir "Leidensgenossen"! ;) Wir leben in einer - wirklch sehr schönen - Maisonnette-Wohnung unter dem Dach. Bei dieser Hitze sind dann unten 30 Grad und oben, wo sich die Wärme staut, 35 Grad! Selbst wenn es nur 26 oder 27 Grad sind, habe ich auch nicht die Konzentration zum analytischen Hören. Ich hoffe doch, nächste Woche wird es etwas kühler! Brendel mit Liszt hatte ich mir in den letzten Tagen während einer Ruhepause auf der Couch zu gemüte geführt, aber ich war einfach so "matschig" im Kopf, wie man so schön sagt, dass dieser die Denkarbeit verweigerte und ich mir das nochmals in Ruhe bei moderateren Temperaturen anhöre. Der heißeste Sommer seit 130 Jahren - hoffentlich wird das nicht zur Regel! :hello:


    Einen schönen Sonntag wünscht mit herzlichen Grüßen
    Holger

  • Soeben sehe ich, dass Maltempo im September die Ungarischen Rhapsodien einspielen wird.
    Auch wenn ich in diesem Bereich gut ausgestattet bin, überlege ich doch, zuzugreifen, weil mir dieser Pianist zunehmend gefällt. Liszt und Alkan sind auf jeden Fall ganz wunderbar (kleine "Berichte" in "Was hört Ihr gerade jetzt"), den Schumann habe ich noch nicht gehört.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Heute habe ich eine weitere Aufnahme von Maltempo angehört. Es handelt sich um die heir abgebildete CD mit Werken von Robert Schumann. Mein besonderes Interesse galt hier der Sonate Nr op 14, die ich bis dato noch nie bewusst gehört hatte. Die Sonate ist meiner Meinung nach völlig atypisch für Robert Schumann und wird eher selten gespielt. Wir werden uns aber im Spezielthread mit ihr wieder eingehender befassen. Es gibt mehrere Fassungen., teils drei, vier und fünfsätzig. Maltempo spielt hier eine viersätzige Version und wird dem zeitweise von Schumann verwendeten Untertitel "Concert sans Orchestre" voll gerecht. Die Sonate ist übrigens einem der bedeutendsten Klaviervirtuosen zu Schumanns Zeit, Ingnz Moscheles gewidmet. Kein Wunder, daß Vincenzo diese Stück in seinem Programm hat....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nun kann ich leider immer noch nicht mit dem Schumann dienen, aber dafür habe ich jetzt intensiv die Liszt-Aufnahme, die bei Gramola erschien, hören können. Mein erster sehr guter Eindruck hat sich bei mehrfachem Hören bestätigt.


    Les Jeux d’Eaux è la Villa d’Este
    Reminiscence de Norma
    Polonaise mélancolique c-Moll
    Soirée de Vienne Nr. 6, Valse Caprice S 427/ 6
    Tarantelle di bravura d’ápres la Tarantelle de "La Muette de Portici"
    Etude d’exécution transcendante d’apres Paganini Nr. 2
    Totentanz, Paraphrase über Dies Irae
    Isoldens Liebestod


    Was Maltempo mit dieser CD vorgelegt hat, ist der Versuch, den Liszt'schen Klavierkosmos, der so unbegrenzt ist, zumindest in wichtigen Ausschnitten auf einer CD zu präsentieren (es fehlt eigentlich nur eines der ganz schlichten späten Werke). Er macht das durch eine m. E. sehr intelligente Auswahl von Stücken. Positiv ist dabei zu bemerken, dass er eine Reihe von Werken berücksichtigt, die entweder nicht so bekannt sind (Soirée de Vienne), oder die immer ein wenig abgetan werden (Opernparaphrasen). Das eingangs präsentierte Werk ist allerdings zunächst ein guter Bekannter: Les Jeux d’Eaux è la Villa d’Este. Das ist natürlich eine musikalische Umsetzung spritzenden Wassers, aber dann doch viel mehr. Liszt stellte das Werk bekanntlich in einen religiösen Kontext. Neben aller Virtuosität muss genau dieser Ton eingefangen werden, Maltempo führt das Werk von den anfänglichen Wasserkaskaden in ebendieser Schlichtheit. Die ganz ruhig in einem schlichten und erhaben-schönen Klavierton entwickelten Melodienfolgen werden von den Wassertropfen umspielt, die umhertanzen. Das ist große Klavierkunst. Im Liszt-thread werden wir darauf zurückkommen. Gefolgt wird dieses Werk von meinem persönlichen Liebling auf dieser CD, Reminiscence de Norma. Ich habe ohnehin eine Schwäche für die oft unterschätzten Paraphrasen von Opern, bei denen Liszt so regelmäßig die Grenzen der Möglichen auf dem Klavier auslotete. In sieben Abschnitten fasst Liszt hier die Oper und ihre Hauptstimmungen zusammen und damit ist die Schwierigkeit für den Pianisten bereits umrissen: den Ausdruck für die unterschiedlichen Abschnitten zu finden und auf einem Schlaginstrument die Kantabilität zu bewahren. Maltempo bewältigt das technisch hochanspruchvolle Werk tadellos (vielleicht nur manchmal im Diskant ein wenig zu aufdringlich) und spielt es durch seine intelligenten Phrasierungen überdies mit einer italianità, die mit Jorge Bolets großem Ton nicht zu vergleichen ist, aber den Charakter des Werkes vielleicht noch ein wenig besser trifft.
    Als vergleichsweise wenig gespieltes Werk folgt die Polonaise mélancolique c-Moll. Sie entstand wie ihr Schwesterherz im Jahre 1852 und wenngleich man sie nicht zwingend als Tribut an Chopin verstehen muss, so ist die Verwendung der von Chopin (verstorben 1850) so häufig gebrauchen Form bei Liszt vielleicht doch nicht zufällig. Es ist in eher dunkles Stück mit vergleichsweise wenig lichten, heroischen Momenten. Maltempo lotet die dunklen und lichten Momente pianistisch sehr gut aus, entwickelt einen stellenweise mitreißenden Spielfluss, "knallt" aber die f und ff Stellen im Diskant bisweilen ein wenig zu sehr, so dass der hier notwendige schöne Ton nicht so schön wird, wie er sein könnte.
    Bei der folgenden Soirée de Vienne handelt es sich um eine der zahlreichen Schubert-Bearbeitungen. Eine Walzergesellschaft im Wien zur Zeit des Biedermeier entsteht. Hier unterstreicht Maltempo vielleicht ein wenig zu sehr den virtuosen Aspekt dieses eigentlich doch recht schlicht gehaltenen Werkes. Da wäre vielleicht etwas weniger mehr gewesen, aber dennoch ist es ein äußerst schwungvoller Vortrag. Es folgt mit der Tarantelle di bravura d’ápres la Tarantelle de "La Muette de Portici" wieder ein wahrer Klassiker und ein Virtuosenstück im besten Sinne. Hier ist Maltempo ganz in seinem Element und gestaltet ein wahres pianistisches Feuerwerk: das ist leicht, tänzerisch, aber mit der notwendigen Kraft gespielt und reißt mit.
    Mit der Etude d’exécution transcendante d’apres Paganini Nr. 2 begibt sich Maltempo dann in einen der wichtigsten Klavierzyklen. Das Werk steht als Verbindung zwischen dem Virtuosenstück und dem folgenden Totentanz, Paraphrase über Dies Irae, in dem das "teuflische" Element der Paganini-Etüde wiederaufgegriffen wird. Das ist am Beginn etwas zu pastos und etwas zu schnell gespielt (imO zu viel Pedal), danach kann Maltempo aber exzellente dramatisch Spannungsbögen aufbauen und durchbricht sie mit wunderbaren lyrischen Zwischenspielen. Auch wenn Maltempo die Stimmungswechsel auf den Punkt ausmusiziert habe ich hier Ansätze gehört, die mich mehr überzeugt haben, weil sie mich von Beginn an mehr in die Musik hineingesogen haben (hier brauche ich einige Minuten) und ich das Gefühl hatte, das Maltempo hier einen Tick zu schnell unterwegs ist (Ähnliches empfinde ich immer bei Lisitsa).
    In die Konzeption der Einspielung passt, dass Maltempo die CD aber nicht mit diesem Klassiker enden lässt, sondern mit Isoldens Liebestod eine weitere Opern-Bearbeitung folgenden lässt. Liszt beweist hier einmal mehr seine Fähigkeit, Operngeschehen zu verdichten und den Pianisten mit zehn Fingern Stimmungen transportieren zu lassen, die eigentlich Orchester und Stimmen benötigen. Man hat den Eindruck, dass Maltempo Liszt hier richtig versteht und die Werke nicht als den Opern gegenüber zweitrangig abtut, sondern sie in jeder Note, jeder Phrase ernst nimmt und dadurch die Stimmungen transportiert, die Liszt intendierte. Dramatik steht hier viel mehr im Vordergrund als die Sanglichkeit (wie etwa bei der Norma-Reminiszenz).
    Dass die sehr guten und in drei Fällen (es Jeux d’Eaux è la Villa d’Este, Norma-Reminiszenz, Tarantelle) sogar herausragenden Interpretationen dank des Bösendorfer-Flügels (275) vor allem im Bassbereich phantastisch erklingen (im Diskant manchmal leicht aufdringlich), ist ein letzter, aber nicht unwichtiger Grund, warum ich diese CD jedem Liszt-Liebhaber ans Herz legen möchte. Hinter dieser Qualität bleibt manch ein anderer Beitrag zum Liszt-Jahr zurück.
    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Lieber Jörn,


    das klingt sehr vielversprechend! :) Ich habe mal bei jpc reingehört - das motiviert mich fast, die CD zu kaufen. Der Bösendorfer ist klanglich toll angefangen und er hat eine sehr eigene, schlüssige Art, wie z.B. die dynamischen Schwellungen bei den Wasserspielen. Das gefällt mir auf Anhieb. Bei Soiree... bekommt man natürlich Horowitz nicht aus dem Ohr. Die Polonaises - hat die nicht auch Cziffra gespielt?


    Ich hoffe, ich komme nachher endlich zu Brendel und den "Annees". ;) Im Moment bin ich mit technischen Arbeiten an zwei PCs beschäftigt. Im Hintergrund läuft Klaviermusik von Ernst Krenek (war Angebot bei jpc). Das gefällt mir auch ausnehmend gut! Man kennt doch auch als "Spezialist" viel zu wenig.... :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Zitat Holger Kaletha

    Zitat

    das klingt sehr vielversprechend! :) Ich habe mal bei jpc reingehört - das motiviert mich fast, die CD zu kaufen. Der Bösendorfer ist klanglich toll angefangen und er hat eine sehr eigene, schlüssige Art, wie z.B. die dynamischen Schwellungen bei den Wasserspielen. Das gefällt mir auf Anhieb. Bei Soiree... bekommt man natürlich Horowitz nicht aus dem Ohr. Die Polonaises - hat die nicht auch Cziffra gespielt?


    Lieber Holger, wie schön, dass Du einmal in die Schnipsel hineingehört hast. Ich meine wirklich, dass Maltempo eine sehr hörenswerte Liszt-CD vorgelegt hat. Mal sehen, wie seine Ungarischen Rhapsodien werden: da bin ich versucht, meine Sammlung noch einmal zu erweitern. Die Soiree von Horowitz ist natürlich ein Klassiker, ich meine, dass ich das Werk über Horowitz überhaupt erst kennengelernt habe :) Und Cziffra hat beide Polonaises gespielt (es gibt sie u. a. bei youtube), die muss ich unbedingt noch einmal hören.


    Herzliche Grüße
    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich habe zwar schon eine Aufnahme der Ungarischen Rhapsodien, aber irgendwie geht Liszt bei mir immer.
    Vor allem wenn er von einem Ausnahme-Pianisten wie Maltempo gespielt wird.


    Ich habe hier auf jeden Fall zugeschlagen und werde berichten ...


    Beste Grüße zum Wochenende
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
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  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Vincenzo Maltempo - Sicher nicht nur Alkans Anwalt“ zu „Aktive Pianisten unserer Tage - Vincenzo Maltempo - Sicher nicht nur Alkans Anwalt“ geändert.
  • Am 15 August 215 habe ich aus diese CD die Klaviersonate op 14 gehört und in diesem Thread ein paar Zeilen geschrieben.

    Heute habe ich op 20 "Humoreske" ausgewählt. Übrigens allem Anschein nach die einzige Aufnahme dieses Werks in meiner Sammlung (ungehörte sind nicht berücksichtigt)

    Das Werk wurde 1839 in Wien innerhalb von wenigen Tagen geschrieben. Ehrlich gesagt kann ich damit auch nicht richtig warm werden. Die vielen Stimmungsschwanken lassen einen einheitlichen Eindruck nicht zu, trotz einiger eingängiger Stellen bleibt ein zerklüfteter zerspragelter Eindruck, der Unruhe vermittelt. Die Spielzeit von 30 Minuten macht das Werk auch nicht einladender. Humor konnte ich an keiner Stelle orten - allenfalls Verschrobenheit

    Das mindert die Leistung des Pianisten indes in keiner Weise, er lässt sich auf die Kontraste voll ein...

    Interessant ist - hier gehts ja in erster Linie um Maltempo, daß die deutsche Wikipedia ihn noch nicht in ihrem Verzeichnis hat....


    Nur am Rande: Seit dem letzten Beitrag 2016 hat Maltempo einige weitere Aufnahmen für PIANO CLASSICS gemacht


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie schon in der Beschreibung zu lesen, ist Maltempo spezialisiert auf Nischenrepertoire mit hohem pianistischen Anspruch und starker Wirkung. 2017 eintstand diese Aufnahme mit Etüden von Sergei Lyapunoy, welcher diese seinem Idol Franz Liszt widmete.


    Sehr interessante eindrucksvolle Musik, irgendwie doch vertraut, aber abseits vom Mainstream. Das Label PIANO CLASSICS dürfte sich leider - aber verdienterweise - allmählich von der Budget- und Midprice Strategie verabschieden....


    Ich besitze die CD noch nicht - habe aber in die Sampleclips hineingehört und sie auf meine Bestell-Liste gesetzt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wie schon in der Beschreibung zu lesen, ist Maltempo spezialisiert auf Nischenrepertoire mit hohem pianistischen Anspruch und starker Wirkung. 2017 eintstand diese Aufnahme mit Etüden von Sergei Lyapunoy, welcher diese seinem Idol Franz Liszt widmete.

    Hallo Alfred,


    ich habe mir jetzt die CD auch bestellt. Lyapunovs Etuden sind eine großartige Sammlung pianistischer Kostbarkeiten (in offensichtlicher Anlehnung an Franz Liszt, den er verehrte). Leider sind sie nur sehr selten eingespielt. Es gibt eine alte Aufnahme von Louis Kentner und eine von Konstantin Scherbakov, die leider, dem immensen Repertoire dieses Pianisten geschuldet, nicht den letzten Schliff geistiger Durchdringung vermittelt.


    Maltempos Einspielung (ich kannte den Pianisten bisher nur durch Alkan) zeigt die subtile Polyphonie, die neben den schönen romantischen Melodien und technisch brillianten Läufen immer eine latente Komplexität sichtbar werden lässt, die bloßes Schwärmen verhindert. Das ist hier wunderbar zu hören und tröstet über hin und wieder auftretende kleinere Unzulänglichkeiten hinweg. Diese Polyphonie gibt es so auch nicht bei Liszt. Er ist also kein reiner Liszt-Epigone, sondern nicht zuletzt auch ein Schüler von Taneyev.


    Der Repertoirewert ist hoch, das technische Können ist hoch und das Spiel zeigt tiefes Verständnis für die Musik. Eine klare Empfehlung.


    Beste Grüße,

    Axel

  • Dieser thread gehört tatsächlich zu den wenigen, die ich einmal eröffnet hatte und ich habe den Werdegang des Pianisten ein wenig verfolgt. Er ist, auch wenn sein Repertoire breiter geworden ist (ich habe fleißig gekauft und werde mich zu einzelnen Aufnahmen hier äußern), so ist er auch immer noch Alkans Anwalt, der ihm einfach am Herzen liegt, für diejenigen, die sich vom italienischen nicht abschrecken lassen, möchte ich daher auf einen kleinen Band hinweisen, den er zu Alkan verfasst hat (ja, keine CD, aber mir schien hier dennoch die richtige Stelle zu sein): Lo strano caso di Charles Valentin Alkan. Vita e musica di un genio dimenticato. Ob es ein solches Werk in eine Übersetzung schafft? Ich fürchte bald, dass nein, aber ich habe es bestellt und werde auch darüber zu berichten versuchen.

    Beste Grüße JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lyapunov ist ja leider inzwischen auch gestrichen - Ich habe ihn verpasst - Man kann gar nicht so schnell kaufen - wie gestrichen wird

    Die Tonträgermindustrie hat noch immer nicht begriffen daß der Klassiksammler zu einer zwar treuen und kafwilligen, aber auch trägen, zögerlichen und überkritischen Spezies der Menschheit gehört - die lange brauchen bis sie zum Kauf schreiten. Bis die sich entschieden haben ist bereits gestrichen.

    Das liegt aber auch daran da0 rasend schnell neues auf den Markt kommt. Ud hier siind wir beim erfreulichen Teil des Beitrags:

    Wem Alkan zu skurril ist, wer an Lyapunoy sowieso kein interesse hatte, wer der Aufnahme von Schumann nachtrauert, für den gibt es jetzt seit März 2020 eine neue Doppel CD mit kleineren Werken von Beethoven. Auch hier erweist sich Maltempo als perfekter Interpret der die Werke erblühen lässt . Das kann man schon an Hand der Samples erkennen. Kommt auf meine Wunschliste..

    Auf der steht allerdings schon bisher mehr, als ich je werde kaufen - geschweige denn werde hören können...


    Mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen hat Maltempo sein Repertoire erweitert und er hat sich - nach seinem Ausflug zu Beethoven - wiederum seltener eingespielten Werken gewidmet - und ist somit seiner Linie einigermaßen treu geblieben. Auf seiner bislang neuesten CD spielt er das komplette Klavierwerk von Dukas ein. Diese Aufnahme wurde Anfang 2023 v3eröffentlicht und bekam eine äusserst positiver Bewertung durch FONO FORUM. Wen wird man in Zukunft als Referenz heranziehen, wenn FONO FORUM nicht mehr zur Verfügung steht......;( ?

    Malltempo reiht sich in allen Ehren in jene rasant anwachsenede Gruppe von Pianisten ein, die in der deutschen WIKIPEDIA nicht aufscheinen......:thumbdown:

    Bleibt also nur : Selber hineinhören -was im konkreten Fall leicht möglich ist.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !