Manchmal sucht man nach neuen Themen für das Forum - manchmal fallen sie einem direkt in den Schoß.
So ist der Initiator dieses Threads - wenn auch nicht beabsichtigt - Caruso41. Im Thread über Orozco-Estrada schrieb er in bezug auf Wien:
ZitatHier im Forum ist von den Erfolgen in Wien und Niederösterreich so gar nicht angekommen. Orozco-Estrada wird wohl verschiedentlich erwähnt, aber dass man auf ihn aufmerksam gemacht wurde, kann man nicht gerade behaupten.
Und er hat recht. Wien ist in Sachen klassischer Musik (die Oper klammere ich hier aus) einerseits ein guter Boden - andrerseits ist hier eine vom internationalen Geschehen doch weitgehend abgeschirmte Insel. Es gibt und gab hier immer schon eine Menge von erstklassigen Interpreten, welche oft auch international bekannt sind, aber keine "Star"-Karriere gemacht haben - wobei die Grenzen hier fliessend sind.
Ich nehme hier einen der IMO berühmtesten österreichischen Pianisten der Gegenwart, Paul Badura Skoda als erstes Beispiel.
Ein hervorragender Pianist mit Schwerpunkt Wiener Klassik, zudem Spezialist für historische Klaviere und deren Eigenheiten, Musikwissenschafter und Komponsit etlicher Kadenzen von zu Klavierkonzeten der Wiener Klassik, anerkannt und beliebt.
Es gibt auch jede Menge von Tondokumenten von ihm, es müssen über 300 sein. Jedoch finden wir ihn all über die Jahre auf keinem wirklich "berühmten" Label, wie DGG, DECCA. EMI, CBS, SONY, harmonia Mundi., es gab keinen "Exklusivvertrag" er war kein Aushängeschild für ein Label, welches ihn als "Lokomotive" vermarktet hätte. Dennoch - für Insider eine topsichere Adresse für höchste Spielkultur.
Diesem Beispiel könnten viele folgen. Die österreichischen Künstler waren oft regelrecht abgeschnitten von der "internationalen" Szene - vermutlich oft auch auf eigenen Wunsch. Denn in Wien blüht die Klassikszen geradezu. Wer hier Karriere macht, der braucht sich um seine Zukunft keine Sorgen zu machen, das Wiener Publikum ist kritisch bis bösartig, kann eklig sein, aber wen es einmal akzeptiert oder noch besser - erkoren hat, zu dem hält es in unverbrücklicher Nibelungentreue.
Die Lage ist insofern interessant, da es nach Verbleichen des Wiener Labels "Amadeo" seit etlichen Jahren wieder ein independent Label (Gramola) hierorts gibt, welches sich besonders um österreichisch Künstler verdient gemacht hat - dazu zählen auch Wahl-Österreicher.
Schon der Threadtitel ist dazu geeignet Widerspruch auszulösen - das könnte interessant werden. Andrerseits können wir Aufnahme mit Künstlern der "Wiener" Szene präsentieren. Auch wenn das meiste auf "Gramola" erscheint, so gibt es doch neuerdings einige wenige Kleinstlabel, die ebenfalls in Wien ihren Sitz haben und gelegentlich interessante Veröffentlichungen bringen.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred