Vor einigen Tagen wurde das Rheingau Musik-Festival mit einem denkwürdigen Konzert in dem alten Kloster Eberbach eröffnet.
Dirigent des SO des Hessischen Rundfunks war
Andrés Orozco-Estrada
. . . .
Interessant fand ich schon die Programmfolge mit Wagner (Parsifal-Vorspiel, Tannhäuser- Ouvertüre) und Rossini (Stabat Mater).
Zwei so unterschiedliche Zugänge zur Spiritualität gegenüberzustellen ist ja in unseren Konzertsälen eher ungewöhnlich. Aber das Konzert selbst hat dann gezeigt, wie fruchtbar die Idee war. Aber darüber will ich hier nicht eingehender berichten.
Das Konzert kann jeder Interessierte noch im Internet hören.
http://concert.arte.tv/de/rhei…er-rossini-orozco-estrada
Mir geht es jetzt einfach darum, einen Thread zu eröffnen, der Raum gibt, Berichte und Informationen über diesen offensichtlich vielversprechenden Dirigenten Andrés Orozco-Estrada zu sammeln und zu diskutieren.
Er stammt aus Kolumbien, war Chefdirigent beim Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester und ist bereits in verschiedenen Konzertsälen und Opernhäusern Europas aufgetreten. Gegenwärtig ist er Chefdirigent des SO des Hessischen Rundfunks und des Houston-Symphony Orchestra.
Ich habe ihn bisher nur durch das erwähnte Konzert und eine CD kennen gelernt, die ich auch höchst eindrucksvoll fand:
Über sein Profil und seine Stärken wage ich noch nicht viel zu sagen.
Unter seiner Leitung klang das Orchester in Eberbach - soweit man das in der Klosterkirche richtig wahrnehmen konnte - herrlich rund und voll, vor allem ganz engagiert! Offenbar war das Konzert so intensiv vorbereitet, dass der Dirigent sich nicht damit aufhalten musste, Einsätze für Solisten und Chor zu geben und sich ganz auf die Modellierung der Klänge konzentrieren konnte. Ihm schien es primär darum zu gehen, die Farbigkeit und Klangmagie der Romantik zu entfalten. Straffes Pointieren des Rhythmus, scharf herausgearbeite Akzente scheinen ihm weniger wichtig als der Fluss der Klänge und das Entdecken der Seele der Musik - ihrer spirituellen Wahrheit. Das tut er mit enormem Temperament und großer Hingabe - herrlich unbefangen und charismatisch!
Richard Wagner hat dem Stabat Mater Rossinis ja opernhafte Oberflächlichkeit vorgeworfen. Ich könnte mir vorstellen, dass er dieses Verdikt nach dem Konzert vielleicht doch zurückgenommen hätte und auch von der Unschuld der Komposition, die Heinrich Heine so gerühmt hat, und von ihrem tiefen Ernst beeindruckt gewesen wäre!
Ich denke, dass man noch viel von Andrés Orozco-Estrada hören wird!
Und ich hoffe es!
Caruso41