Tschaikowsky/Russische Kompositionen

  • Guten Abend liebe Forengemeinde,


    Ja, ich der Traubi bins auch mal wieder.
    Höre seit ich auf der Uni bin wieder verstärkt Klassische Musik.
    Ich habe nach wie vor eine große Vorliebe für Tschaikowsky.
    Nun habe ich mit Hilfe der städtischen Bücherei (die für einen armen Studenten eine Schatzkammer darstellt) weitere Werke von ihm und anderen russischen Künstlern ausgeborgt.
    Ich beginne nun eine ganz eigene Art der Melodie heraus zu hören, eine Art "russischen Rythmus"
    Kann das sein? Also das die "bekannten" Russen einen ganz eigenen Rythmus bzw. ein eigenes Gefühl für eine schwungvolle Melodie mitbringen? -> etwas Rustikaleres? Oder ist dies nur meiner laienhaften Einbildung geschuldet? ;)

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Lieber Traubi


    Niemand hat bisher auf deine Frage eine Antwort gegeben.


    Peter Tschaikowsky ist der Komponist, der mir als kleiner Junge, der ich war, das Tor zur Klassischen Musik geöffnet hat. Das Raffinement seiner Orchestrierungskunst und seine Melodien hatten mich gefangen genommen.


    Dieser Komponist hat eine seltene Gabe, die anderen fehlt, nämlich Melodien zu erfinden, die im Gedächtnis haften bleiben. Das möchte ich nicht an seiner Nationalität fest machen. Er rührt mit seinen Kompositionen an unser Gefühl und wer dafür empfänglich ist, dem wird es gefallen. Das denke ich, ist sein Geheimnis und dafür verantwortlich, weshalb er unsere Herzen erreicht.

    Es gibt Musikkenner, die finden Tschaikowsky wegen dieses Sentiments eher unbedeutend und nicht wert gehört zu werden. Der Philosoph und Musiktheoretiker Adorno hat Vernichtendes über Tschaikowskys Musik geschrieben.


    Ich schätze die Struktur einer Bachfuge und kann mich daran erfreuen. Die Melodien in Tschaikowskys Kompositionen haben ebenso ihre Berechtigung.


    Tschaikowsky hatte die Gabe Melodien zu komponieren. In seinen Werken benutzt er aber auch öfters Melodien, die ihren Ursprung in der Volksmusik haben. In seiner Bearbeitung von 50 Volksliedern für Klavier zu vier Händen tauchen oft Themen auf, die Eingang in Tschaikowskys Kompositionen gefunden haben. Andere russische Komponisten haben sich ebenso vom reichen Schatz der Volksmusik bedient.



    Das berühmte Thema des Andante cantabile des 1. Streichquartettes D-Dur op. 11 hatte Tschaikowsky in Kamenka, wo er den Sommer verbrachte, einem Handwerker abgelauscht. Was wäre uns verloren gegangen, hätte er diese Melodie nicht notiert und in seiner Komposition benutzt?



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber Traubi,


    zunächst wünsche ich dir für dein Studium gute Fortschritte sowie Sitzfleisch und das nötige Quäntchen Glück für erfolgreiches Wirken.


    Zu deinem Tschaikowsky -Thema möchte ich erwähnen, dass mich seine 5. Symphonie in e-moll von Kindesbeinen an begleitet hat, was nicht immer zu meinem Vorteil war. Denn an kritischen Tagen zog mich ihre Schwere noch weiter hinab, ihr Melodienreichtum jedoch zog mich immer wieder erneut in ihren Bann.
    Heute kann ich das Werk weitgehend emotionslos genießen, da ich alle Gefühlsschwankungen schon oft durchlaufen habe, die diese Musik hervorruft. Ihre Faszination ist noch immer ungebrochen.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried