Einführungstext zur Sonate Nr. 7 D-dur op. 10 Nr. 3
Die Sonate ist die Dritte mit der Opuszahl 10 und ist wie die beiden anderen der Gräfin Anna-Margarete von Browne gewidmet. Sie entstand ebenfalls zwischen 1796 und 1798.
Sie hat 4 Sätze und gehört ebenfalls zu den Längeren:
1. Satz: Presto, D-dur, 4/4-Takt alla breve, 344 Takte (m. Wh. der Exposition + 127 T. = 471 Takte);
2. Satz: Largo e mesto, d-moll, 6/8-Takt, 87 Takte;
3. Satz: Menuetto/Trio Allegro, D-dur/G-dur, 3/4 Takt, 86 Takte (m. Wh. + 54T. + Menuetto Da Capo + 54 T. = 162 Takte);
4. Satz: Rondo Allegro D-dur, 4/4-Takt, 113 Takte
Gesamtlänge: 630 (833) Takte;
Die Sonate hat im Gegensatz zu den beiden f-moll-Sonaten op. 2 Nr. 1 und op. 57 sowie der A-dur-Sonate op. 2 Nr. 2 im Kopfsatz "konventionelle" Wiederholungsvorschriften, d. h. im Kopfsatz wird nur die Exposition wiederholt.
Dafür hat sie ähnlich wie die Sonate Es-dur op. 7 eine ausladende Exposition, die ebenfalls Durchführungselemente beinhaltet, wie weiter unten noch vorgetragen wird. Demzufolge ist auch hier die Durchführung verkürzt. Am längsten ist jedoch die Reprise mit 143 Takten, der eine 17-taktige Kurzcoda folgt.
Die Sonate ist trotz des gewaltigen Kontrasts des zweiten Satzes ein sehr agiles, mitreißendes Stück Musik und durchaus virtuosen Elementen, jedoch auch in entspanntem Legato fließenden Abschnitten, wie ich im April live in einem Recital in Köln durch Grigory Sokolov erleben konnte und weshalb ich diese Sonate auch jetzt auf die Agenda gesetzt habe.
Zitat: Und warum wirkt die D-dur-Sonate op. 10 Nr. 3 so lebendig unverwechselbar? Vielleicht darum, weil der erste Satz keinerlei Differenz mehr erkennen lässt zwischen relativ neutralem, konventionellem Material und spezifisch Beethovenscher Gebärde. Prestoenergie und ein Einheit stiftendes Konstruktionsgeheimnis prägen den Kopfsatz. Das large e mesto ist große, schwarze Bekenntnismusik, ein manchmal melancholisch fahles, manchmal grell auffahrendes, zum Phantasietrauermarsch sich verdichtendes Stück, etwas Neues in der Geschichte der Sonate. Dem Menuett glückt es fast, die Largoverzweiflung in milde, flüchtig süße Empfindsamkeit zu transponieren. Menuett-Trio und das geistvoll mutwillig bunte Rondo setzen der expressiven Kraft der ersten beiden Sätze zarten, bizarr verspielten Esprit entgegen. Keine Apotheose". Zitat Ende
Das Largo e mesto gehört m. E. zu einer zweiten Gruppe von langsamen Sätzen, die nach den beiden gigantischen Adagios aus der Hammerklaviersonate: Adagio sostenuto und der Arietta aus der Sonate Nr. 32 folgen.
Dazu zähle ich das Largo con gran espressione aus der Sonate Nr. 4, das Adagio aus der Sonate Nr. 3, das Adagio molto aus der Sonate Nr. 5, das Adagio con molto espressione aus der Sonate Nr. 11 sowie das Adagio grazioso aus der Sonate Nr. 16 und das Adagio aus der Sonate Nr. 17. Interessant ist, dass diese langsamen, ausladenden Sätze schon in dieser Häufung in den frühen Sonaten auftauchen.
Die einzelnen Sätze sind wie folgt unterteilt:
Erster Satz:
Exposition: Takt 1 bis 127 (127 Takte)
Durchführung: Takt 128 bis 183 (56 Takt)
Reprise: Takt 184 bis 326 (143 Takte)
Coda: Takt 327 bis 344 (17 Takte)
Zweiter Satz:
Takt 1 bis 8= dicht, dunkel; (8 Takte)
Takt 9 bis17= hell, transparent; (9 Takte)
Takt 18 bis 25= dicht, dunkel; (8 Takte)
Takt 26 bis 29= hell, transparent; (4 Takte)
Diesen ganzen ersten Abschnitt könnte man auch als expositionsartig bezeichnen.
Takt 30 bis 43= durchführungsartig; (14 Takte)
Takt 44 bis 64= reprisenförmig; (21 Takte)
Takt 65 bis 87= Coda (23 Takte)
Dritter Satz:
Allegro I: Takt 1 bis 16; (16 Takte)
Allegro II: Takt 17 bis 54; (38 Takte) Allegro I und II werden wiederholt.
Trio: Takt 55bis 86; (32 Takte)
Menuetto Da Capo: Takt 1 bis 51 (54 Takte)
Vierter Satz:
Allegro: 1. Motiv mit Schlusswendung, Takt 1 bis 8 (8 Takte)
Überleitung mit Thema ( Erster Zwischensatz): Takt 9 bis 16 (8 Takte)
Zweiter Teil des Zwischensatzes: Takt 17 bis 32 (16 Takte)
Zweiter Zwischensatz: Takt 33 bis 45 (13 Takte)
Wiederholung Hauptthema: Takt 46 bis 55 (10 Takte)
Dritter Themaauftritt: Takt 56 bis 83 (28 Takte)
Vierter Themaauftritt: Takt 84 bis 99 (16 Takte)
Coda: Takt 100 bis 113 (14 Takte)
Wir sehen also, dass die 7. Sonate so gebaut ist, dass es gar nicht so einfach ist, sich da durch zu wurschteln. Aber, wie heißt es doch so schön:
Mit Musik (und Noten) geht alles besser.
Wie sagt Jürgen Uhde doch am Ende des Schlusskapitels seiner Ausführungen so schön:
"...Somit kann op. 10 Nr. 3 als sehr bedeutendes Werk, als eine Art Chef d'oeuvre gelten".
(Quellen: Jürgen Uhde, S. 191 bis 222, Joachim Kaiser, S. 140, Wikipedia)
Viel Spaß mit dieser prachtvollen Sonate!
Liebe Grüße
Willi