Sophie Svirsky - Eine russische Aristokratin des Klaviers


  • SOPHIE SVIRSKY wurde 1891 in Petersburg geboren. Sie studierte am Kaiserlichen Konservatorium bei ANNA JESSIPOWA, Schülerin und Ehefrau von THEODOR LESCHETITZIKI, und erhielt zusammen mt TSCHAIKOWSKI, mit dem sie ihr Examen absolvierte, die Goldmedaille. JESSIPOWA war eine großartige Pianistin ihrer Zeit, und zu ihren Schülern gehörte u. a. SERGEI PROKOFJEW und auch SOPHIE SVIRSKY, die ihrerseits zusammen mit PROKOFJEW vom Konservatorium mit einem besonderen Diplom ausgezeichnet wurde


    In Paris war man schon auf sie aufmerksam geworden als sie noch ein Kind war. Ab 1927 lebte sie dann ganz in Paris, nur während des 2. Weltkrieges mußte sie für 5 Jahre nach Vienne/Rhone fliehen.
    In Paris studierte sie noch weiter bei LAZARE LEVY, dessen berühmtester Schüler ALFRED CORTOT war.
    Als konzertierende Künstlerin und Professorin machte sie sich dann in der Folge einen ausgezeichneten Namen. Sie widmete sich vor allem der Interpretation der Werke von BACH, HÄNDEL, HAYDN, SCARLATTI, RAMEAU, MOZART und PESCETTI.


    1965 und 1966 machte sie beim amerikanischen Label "Monitor" mehrere Schallplatteneinspielungen, 1965 von HAYDN die Sonaten Nr. 13, 20, 21, 23, 32, 33, 34 und 49, und 1966 realisierte sie eine wunderbare Einspielung von HÄNDEL's Chaconne mit Variationen aus der 2. Suite, J. S. BACH's Chromatische Fantasie und Fuge, MOZART's Fantasie c-moll KV 396 - für mich eine Referenzaufnahme - und als Ersteinspielung die von ihr "ausgegrabene" PESCETTI Sonata Nr. 4 c-moll, meines Wissens eine Ersteinspielung, jedes einzelne Werke in höchst beeindruckender, sorgfältigst ausgearbeiteter, sehr individueller Wiedergabe. Obwohl die HÄNDEL-Suiten ursprünglich für Cembao komponiert wurden, und ich grundsätzlich dafür bin, daß man ein Werk auch auf dem dafür vorgesehenen Instrument spielt, hat SOPHIE SVIRSKY durch ihre stilvolle Interpretation der Chaconne mit Variationen aus der 2. Suite mit ihrem herrlich glasklarem, perlenden Spiel mit wenig legato-Einsatz aufgezeigt, daß auch eine Wiedergabe dieser meisterhaften Komposition, die wohl in erster Linie für den Unterricht und für höfische und gesellschaftliche Zusamenkünfte entstand, gewiß auch auf dem modernen Flügel eine Daseinsberechtigung hat, und man sich sehr wohl auch dafür erwärmen kann. Ich hätte mir nur gewünscht, daß SOPHIE SVIRSKY sämtliche HÄNDEL-Suiten
    aufgenommen hätte! Leider ist diese alte Aufnahme wohl bis dato noch nicht auf CD erschienen.


    SOPHIE SVIRSKY erweist in all ihren Einspielunen sich als eine Pianistin allerersten Ranges und von höchster Anschlagskultur. Leider wurde sie wohl überwiegend nur in Frankreich und in den USA einem größeren Musikliebhaberkreis bekannt. Sie starb 1977 in Paris.


    wok