Französische Orgelmusik Durufle, Maurice


  • Hallo,
    bei Wikipedia kann zu Durufle nachgelesen werden, außerdem wird ersichtlich (aufgrund seiner Lehrer), dass er zur „Französischen Orgelmusikschule“ durchaus gehört (anders als z. B. Messiaen).
    Es gibt einen Thread „Maurice Duruflé - Der Vergessene Franzose?“ auf den ich ausdrücklich verweise; aber hier geht es nun nur um Orgelmusik.
    Bedauerlicherweise habe ich auch für Durufle keinen Zugriff auf Noten.


    Fugue sur le theme du Carillon des Heures da la Cathedrale de Soissons, op. 12 – leider ist das Glockenspiel im Internet nicht zu finden. Es ist ein ungewöhnliches langes Fugenthema, sodass die Fugeneinsätze nur schwer zu erkennen sind.



    Prelude, Adagio, Choral varie sur le theme de “Veni Creator”, op. 4
    https://www.youtube.com/watch?v=IKtXhfxEgpg der Bezug ist in allen 3 Teilen von op. 4 deutlich zu hören.


    Prelude – das Thema ist anfangs in den Sechszehntelläufen im Manual präsent, später auch durch die Registrierung deutlich hervorgehoben. Durch das tiefe Pedal, das Andante und die jede harte Registrierung vermeidende Interpretation entsteht ein meditativer Klangeindruck (passend zu Pfingsten).
    Adagio – durch die Registrierung (Pfeifen in Schwebung und Schwellwerk) kommt die Musik anfangs wie aus einer anderen Welt. Die Musik nimmt an Dynamik, bis zu fff, und Registrierung äußerst zu (Pfingstwunder), wendet sich meist nach Dur und endet in p einstimmig (die unsichtbare Wirkung hörend verdeutlichend).
    Choral Varie – eine Choralphantasie über „Veni Creator“; die sehr abwechslungsreiche Musikstruktur, z. T. meditativ meist aber fröhlich und überwiegend in Dur, wird ebenso registriert. Der Satz endet prachtvoll in einem Dur-Akkord auf einer langen Fermate.
    https://www.youtube.com/watch?v=do7RbBNyGcY



    Prelude sur l’Introut de I’Epiphanie, op. 13 - ich höre das als Orgelvorspiel für eine Messe an Epiphanias ohne besondere Merkmale.



    Scherzo, op. 3 – kein kirchliches Werk(?) – anfangs mit dem Schwellwerk Dynamikunterschiede, dann huscht das Scherzo fast heimlich/verborgen unheimlich vorüber.



    Prelude et Fugue sur le nom d’Alain, op. 7
    Zitat aus Wikipedia: „Zum Andenken an seinen (1940) gefallenen Freund Jehan Alain komponierte Maurice Duruflé sein Prelude et Fugue sur le nom d´Alain, das dessen Namen in motivisches Material verwandelt“. (Dies habe ich nicht nachvollziehen können; wer kann helfen?)
    Prelude – eine unruhiges, erregtes Thema in Moll, anfangs in tiefer Lage, sowohl im Manual als auch besonders im Pedal (die Kriegswirren ansprechend?). Später das Thema in höherer Lage im Manual in Dur, während das Pedal in tiefer Lage scheinbar meist in Moll verbleibt – ein ambivalenter Höreindruck. Der 2. Teil des Prelude hat einen veränderten Klangeindruck – eine ruhig dahinfließende Musik (die Unausweichlichkeit symbolisierend), zwischen Dur und Moll schwebend; kurz vor dem Ende des Stücks eine sehr herbe Dissonanz (Schmerz über den gefallenen Freud), die in einen Dur-Akkord aufgelöst wird…oder: die sich in einem Dur-Akkord auflöst…
    Fugue – ein sehr klares Fugenthema (anders als die hier als 1. genannte Fuge), auch die Einsätze der folgenden Stimmen exakt der Regel nach. Die Fuge endet in sehr klaren und dynamisch bestimmenden Dur-Akkorden.
    https://www.youtube.com/watch?v=W9pf6mecbv8



    Meditation, ohne op. – ein nachdenkliches Schwanken zwischen Dur und Moll mit einem markanten Thema, dem immer wieder Dissonanzen „beigemischt“ werden und das auf einem lang ausgehaltenen (anfangs unklaren) sehr klaren Dur-Akkord endet.



    Hommage a’ Jean Gallon – Gallon hat Durufle in Harmonielehre unterrichtet. Das nur knapp 2 Min. dauernde Stück ist ein Beweis der musikalischen Qualität des Lehrers und ebenso des Schülers. Die Harmonik ist rein tonal, aber von doch so überraschenden Übergängen in ihrer Vielfältigkeit und gefühlter Unbestimmtheit des Tongeschlechts – Viele sakrale Orgelwerke (oder einzelne Sätze) laufen von Anfang bis Ende in Moll, der Schlussakkord ist aber dann meist reines Dur – hier steht auch der Schlussakkord in Moll, sehr deutlich. (Dieses kurze Stück bewegt mich ob seiner Akkordverbindungen und -folgen – wechselnd wünsche ich mir, es endete pp in strahlendem Dur.)
    https://www.youtube.com/watch?v=7dygNvAC9KE




    Suite op. 5 (1932)
    Prelude - ein sehr düsterer Beginn in tiefer Lage, in Moll und auch das Thema in f unterstützt diese depressive, fast aggressive Stimmung; es geht in der Melodielinie dauernd abwärts. Das Pedal in seiner rhythmischen Eintönigkeit macht es nur noch schlechter, hinzukommen auch noch Dissonanzen.
    Sicilienne – vom Takt und Rhythmus abgesehen, vermisse ich Alles, was ich mit dieser Bezeichnung eines Musikstückes verbinde.
    Toccata - dieser Satz reißt für mich die Sonate raus. Der kaskadenartige, sehr resolute Beginn, auch entspr. registriert, wendet den Eindruck der Sätze 1 und 2. Der Mittelteil verliert sich etwas in „kleinklein“ ohne dabei die Themen zu verlieren – ein prächtiger Dur-Akkord zum Abschluss.
    https://www.youtube.com/watch?v=RIHP2U-7Asg



    Ich bedaure sehr, dass Durufle nur diese wenigen Orgelwerke geschrieben (bzw. veröffentlicht) hat.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler