Sir Charles Groves


  • Sir Charles Barnard Groves, CBE, geb. am 10. März 1915 in London, gest. am 20. Juni 1992 ebd., war ein englischer Dirigent.


    Der gebürtige Londoner Groves war das einzige Kind von Frederick Groves and Annie Groves, geb. Whitehead. Er war Schüler an der St Paul's Cathedral School, sang dort im Chor und lernte vom 13. Lebensjahr an das Klavier- und Orgelspiel. 1938 wurde er Chorleiter bei der BBC.


    Kurz darauf begann er sich primär dem Dirigieren zu widmen. 1944—1951 war er Chefdirigent des BBC Nothern Symphony Orchestra in Manchester.


    1951—1961 wirkte er als Chefdirigent beim Bournemouth Symphony Orchestra.


    Er war Musikdirektor des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra zwischen 1963 und 1977. Dafür ist er heute am bekanntesten. In dieser Zeit entstanden zahlreiche seiner Aufnahmen.


    Von 1967 bis zu seinem Tod 1992 war er assoziierter Dirigent des Royal Philharmonic Orchestra.


    In den 1970er Jahren war er regelmäßiger Dirigent bei der Last Night of the Proms.


    1977 wurde er Präsident des National Youth Orchestra (bis 1992).


    1978—1979 war er kurzzeitig Musikdirektor der English National Opera.


    1984 akzeptierte er die Würde eines Präsidenten und künstlerischen Beraters der English Sinfonia. 1987 wurde er Chefdirigent der Guilford Philharmonic und 1988 Musikdirektor der Leeds Philharmonic Society.


    In seinem letzten Lebensjahrzehnt wirkte er primär als Gastdirigent in weiten Teilen der Welt.


    Groves war berühmt für seine Bandbreite im Repertoire und seine Förderung zeitgenössischer Komponisten und junger Dirigenten. So war er der erste Dirigent, der einen kompletten Zyklus der Symphonien von Mahler in Großbritannien dirigierte. Sein Repertoire umfasste zahlreiche britische Komponisten, darunter Sir Malcolm Arnold, Sir Arthur Bliss, Havergal Brian, Frank Bridge, Lord Britten, George Butterworth, Eric Coates, Frederick Delius, Sir Edward Elgar, Walter Goehr, Alun Hoddinott, Gustav Holst, George Lloyd, William Mathias, Sir Michael Tippett, Thea Musgrave, Sir Peter Maxwell Davies, Sir Arthur Sullivan, Ralph Vaugan Williams and Sir William Walton.


    Er erhielt zahllose Auszeichnungen. 1958 wurde er Officer of the Order of the British Empire, 1968 Commander of the Order of the British Empire und erhielt 1973 den Ritterschlag. Er erhielt Ehrendoktorate vierer Universitäten, wurde 1976 Freeman of the City of London und 1990 Ehrenmitglied der Royal Philharmonic Society. Zudem war er Mitglied des Royal Northern College of Music, des Royal College of Music, der Guildhall School of Music and Drama, des Trinity College of Music sowie des London College of Music. Zudem war er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music. Desweiteren wurde ihm der "Making Music Sir Charles Groves Prize" gewidmet, der an Personen oder Organisationen, die sich außergewöhnliche Verdienste um die britische Musik erworben haben, verliehen wird.


    Sir Charles Groves war mit Hilary Groves verheiratet, mit der er drei Kinder, Sally, Mary und Jonathan, hatte.


    Anfang 1992 erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholte. Vier Monate später, im Juni 1992, starb er im Alter von 77 Jahren in seiner Heimatstadt London.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Heute ist sein Todestag. Am 20. Juni 1992 starb Sir Charles Grove. Ich habe heute etwas von Haydn mitgebracht, das zu seiner (Groves') Heimat passt.



    Heute ist Sir Charles' 23. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Schade, dass sich das Interesse am Dirigenten Sir Charles Groves (der mich optisch immer an Lord Attenborough erinnert) in engen Grenzen zu halten scheint. Er wird wohl auch heute noch vornehmlich als (wenn auch hervorragender) Interpret britischer Musik wahrgenommen und der Rest seiner Diskographie ausgeblendet. Vermutlich trägt auch die mangelhafte Verfügbarkeit vieler seiner Aufnahmen ihren Teil dazu bei (ging IMP Classics bankrott?).


    Ich habe seit Threaderstellung vor über zweieinhalb Jahren einige seiner Aufnahmen erworben und bin davon wirklich angetan.



    Zum einen Groves' Mozart. Er hat in seinen letzten Jahren einen Zyklus der Symphonien und Klavierkonzerte begonnen, der infolge seines Todes leider nicht mehr zum Abschluss gebracht werden konnte. Stellvertretend sei die oben gezeigte CD genannt, die besonders eine vorzügliche Einspielung von Symphonie Nr. 34 (KV 338) beinhaltet.



    Mehr Glück hatte sein Schubert-Zyklus, der vor seinem Ableben gerade noch vollendet werden konnte. Ich besitze daraus die 2., 6. und 9. Symphonie nebst einiger Ouvertüren. Auch hier gilt, dass Groves keine Vergleiche zu scheuen braucht. Einige Extravaganzen (extrem getragen im Finalsatz der Zweiten) und Beachtung aller Wiederholungen in der "Großen" (die fast 62 Minuten dauert) können angemerkt werden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich finde es ja ziemlich gut, daß Du Dich um Sir Charles Groves bemühst, lieber Joseph II., aber warum z. B. sollte man sich dessen Mozart-Aufnahmen zulegen, gerade bei der geradezu erdrückenden Konkurrenz an ausgezeichneten Aufnahmen? Was ist typisch für Groves Mozart?


    Ich glaube, meine einzige Aufnahme mit Ihm sind Holsts Planeten, die ich in guter Erinnerung habe:


  • Dann will ich mal versuchen, Groves' Mozart zu charakterisieren:


    Zunächst zum Orchester. Die English Sinfonia ist irgendwie wie ein Mischling, weder ein massiges großes Symphonieorchester, aber auch kein dünn herüberkommendes Kammerorchester. Vielleicht erinnert es mich am ehesten an die Academy of St Martin in the Fields unter Marriner – und das ist nicht negativ gemeint. Groves wählt angemessene Tempi, auch hier die Extreme vermeidend – ohne dass es dadurch charakterlos würde. Ich finde den Klang schön durchhörbar. Selbst David Hurwitz fand bei ClassicsToday anerkennende Worte für diesen Mozart. Ich würde ihn als elegant charaktisieren. Der langsame Satz der 34. hat hier etwas Bittersüßes, ohne zu sentimentalem Kitsch zu verkommen. Wild herausfahrend das Finale, mit markanten Pauken und in der Coda mit schön strahlenden Blechbläsern. Ich würde nicht soweit gehen und behaupten: so und nicht anders, aber das ist auf alle Fälle ein sehr hörenswerter Mozart. Ob man ihn unbedingt besitzen muss, kann ich nicht sagen. Zumindest finde ich Groves' Sichtweise bereichernd.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Selbst David Hurwitz fand bei ClassicsToday anerkennende Worte für diesen Mozart.

    Ich habs mir mal durchgelesen. Naja, da kann schon was dran sein. Die "English Sinfonia" sagt mir allerdings gar nichts. Ist das so ein Adhoc-Orchester? Irgendwann probiere ich mal eine von diesen Mozart-CDs aus. Das Label "IMP" scheint es allerdings wirklich nicht mehr zu geben. Dort sind ja auch die hervorragenden Mahler-Aufnahmen von Wyn Morris erschienen. Hoffentlich werden die mal angemessen wiederveröffentlicht.

  • Hurwitz scheint sich ja auf diese CD zu beziehen, die von Mozart nur die 31. enthält, aber von Haydn 92. und 104.:


  • Zur English Sinfonia findet man leider nur sehr wenig. Die Booklets der mir vorliegenden CDs geben dazu auch keine Auskunft.


    Folgende Infos stammen von der Naxos-Seite:


    Die English Sinfonia wurde 1961 als eines der ersten Kammerorchester des Vereinigten Königreiches gegründet. Vor allem war sie eben mit Sir Charles Groves verbunden, der 1982 (laut New York Times und Chicago Tribune) deren künstlerischer Berater wurde. Das Orchester besteht aus 28 Musikern und ist in Hertfordshire, England, beheimatet. 2005 wurde Janice Graham Chefdirigentin.


    Die Website des Orchesters (englishsinfonia.org.uk) scheint nicht mehr zu funktionieren. Ob das Orchester überhaupt noch existiert, kann ich daher auch nicht sagen. Es scheint so ein typischer Fall eines Orchesters zu sein, das mit einem großen Dirigenten steht und fällt. Seit Groves' Tod ist die English Sinfonia praktisch in der Versenkung verschwunden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões