Warum komponierte Schubert kein Klavierkonzert?

  • Salut,


    der Thread-Titel ist - alfredistisch. :D


    Genauso hätte er lauten können:


    >> Warum komponierte Joh. Seb. Bach keine Oper?
    >> Warum komponierte Mozart kein Trompetenkonzert?
    >> ...


    Es geht nicht um die Erörterung des "Warum"; das ist in einigen Fällen klar, in anderen hochspekulativ. Vielmehr geht es um reine Fiktion:


    Wir setzen und mit einem Sack voll historischen Zahlungsmitteln in eine Zeitmaschine, drücken auf den Knopf mit dem Wunschjahr und -


    beauftragen unseren "Lieblingskomponisten" - oder: sofern es einen solchen nicht gibt, einen Komponisten unserer Wahl - mit der Komposition eines Werkes, welches [leider?] nicht existent ist und schliessen somit Lücken in seinem Œuvre.


    Es geht auch nicht um die Diskussion über Sinn oder Unsinn dieses Threads - natürlich sind wir alle hochzufrieden mit dem, was komponiert wurde - einfach ein bisschen Phantasie und Spaß...


    :hello:


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die meisten wirklichen Antworten sind ja klar, Schubert z.B. war schlicht kein Konzertpianist und damals schrieb man (fast) nur für sich selbst.


    Wie auch immer, was ich gerne hätte:


    -ein spätes Violinkonzert (nach 1785) von Mozart (und die diversen angefangenen Doppelkonzerte)
    -von Beethoven die geplanten Faust, Macbeth, was weiß ich noch Projekte (Opern oder Oratorien)
    -eine späte (ab ca. 1818 ) Sinfonie von C.M. v. Weber
    -je (mindestens) ein Klarinetten- und ein Cellokonzert von Schubert
    -dito für Johann Strauß
    -dito für Brahms


    mir fällt später sicher noch mehr ein....


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich bräuchte keinen Sack mit altem Geld, sondern nur eine Digicam mit gewaltig viel Speicher. Damit würde ich dann überall in Notenarchive gehen, die durch irgendwelche Katastrophen vernichtet oder stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und alles ablichten, was heute als verloren gilt. Meine erste Reise wäre das Dresdner Notenarchiv in der Kreuzkirche vor der Zerstörung im 7jährigen Krieg Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Bombardierung durch die Preußen. Schon allein wegen der Oper (oder vielleicht sogar den Opern) von Heinrich Schütz, die dort verbrannte.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Gute Nacht,


    mir fehlt auch eindeutig noch was Bläserhaftes von Brahms.
    Dazu vermisse ich ein Violinkonzert von Maurice Ravel.
    Generell ein Solokonzert von Debussy,
    sowie einige sinfonische Sachen von Mussorgsky.


    Ach ja, Rachmaninoff hat auch kein Violinkonzert geschrieben!
    Und wenn man es so will, zählen die Rokoko-Variationen von Tschaikowsky auch nicht als Cellokonzert, oder? ;)



    Gruß, Peter.

  • Morgen,


    so angestoßen -, Schubert war schlicht kein Geist von dialektischem Charakter; das Material wäre ihm davongelaufen. Hätte er auch gemeint, es jetzt doch zu haben, schon wäre es ihm entglitten.


    Aber: Sibelius! Die Achte Sinfonie von Jean Sibelius, die es in Skizzen geben soll, die hätte ich zu gern in fertiger Gestalt. Deren Gestalt ist mir, sinnierend, nämlich ein unendliches Rätsel. Die Siebente Sinfonie ist eine Vollkommenheit. Was ein Geist danach noch vermag wüßte ich zu gern. Ach!


    Und: Bartok! Ein Viertes Klavierkonzert von Bela Bartok. Dessen Kompositionsweg war am Klavier für die Konzertform noch nicht erschöpft gewesen (anders bei Johannes Brahms, der fertig geworden war mit den zweien). Da wäre noch etwas zu holen gewesen.


    Mit freundlichen Grüßen!
    Albus

  • Hallo,



    interessanter Thread.


    Also, ich würde mir folgendes von Dvorák wünschen (ich bleibe bescheiden...man könnte sich noch so viel wünschen - nicht unbedingt der Vollständigkeit wegen!!!):


    - Adagio für Streicher


    - er hätte sein Fragment des Violinkonzerts in g-Moll (B418 ) vollenden sollen...


    - da ich sonst eigentlich mit seinem Repertoire zufrieden bin (wie gesagt, man könnte sich eigentlich unendlich viel wünschen...ein Violinkonzert hätte ich noch gerne gehabt und auch noch ein weiteres Klavierkonzert [bei B425 hätten wir ja das mögliche Fragment] und ... und ...), wären vielleicht noch die Beendigungen seiner drei Fragmente der Symphonien drin (B412, B420, B431)




    Gut...das soll auch reichen...



    Jetzt ist mir noch was eingefallen...Bläser!!! Wie sich Peter bei Brahms solches wünscht, mach ich es jetzt bei Dvorák - da muss noch ordentlich was her.



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Ulli
    >> Warum komponierte Joh. Seb. Bach keine Oper?
    >> Warum komponierte Mozart kein Trompetenkonzert?


    >> Aufgrund des religiösen Hintergrundes. Selbst die ohne Bühnengeschehen auskommenden Oratorien (bzw. oratorischen Passionen) galten in der Barockzeit als höchst progressiv, ja beinahe als mit dem Gottesdienst unvereinbar. In der calvinistischen Kirche, mit welcher J.S. Bach teilweise auf spürbar negative Weise in Berührung kam vertrat man sogar die Ansicht, Musik habe in der Messe nichts zu suchen, da die Predigt im Vordergrund zu stehen habe. Und warum nun Oratorium, nicht Oper, obgleich Bach Interesse an italienischem Kult hatte (Italienisches Konzert, Abschriften in der Jugend etc.)? Der geistliche Inhalt vor dem Stoff, wie bei Schiller eben ;)


    >> Weil der Gute nicht unter Geschmacksverirrungen litt :D

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • ||: Es geht nicht um die Erörterung des "Warum" :||

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich reise ins Jahr 1881, befreie Hans Rott aus der Klapse, setze ihn in ein schönes Zimmer, beschütze ihn vor Johannes Brahms, füttere ihn reichlich, und nötige ihm 8 weitere Sinfonien ab :D.


    Grüsse
    Walter

  • Dann soll bitte Bruckner in dem Zimmer von Rott als Gast aufgenommen werden und endlich sein VIOLINKONZERT komponieren.
    Hört seine Vorarbeiten dazu in den Violin-Solostellen im TE DEUM oder etwa in der 3. Messe an. :)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Salut,


    also ich würde die Hälfte der Kohle vor der Reise in breitbandspektrale Antibiotika umsetzten und diese dann mitnehmen [die Hälfte für mich anfälliges Milchgesicht und die andere Hälfte für W.A.]. Dann würde ich einfach abwarten, was er noch so alles komponiert...


    Nebenbei würde ich ihn zu dem verschollenen zweiten Menuett der kleinen Nachtmusik interviewen und ihm erzählen, was diverse Reconstructeure alles mit seinen Fragmenten angefangen haben. :D


    Wünschen würde ich mir in der Tat auch ein "spätes" Violinkozert von 1790/91, "Der Zauberflöte zweiter Theil" - dann Dank der Antibiotika von 1793, ein Cello- und ein Trompetenkonzert vielleicht aus den späten 1780ern, späte Klavier- und Violinsonaten...


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich reise nach Frankreich 1686 :D


    Überrede Lully dazu mit einem kürzeren Takstock zu dirigieren (wurde nach dem Unfall übrigens auch eingeführt :D:D:D ) dann lebt er noch bis schätzungsweise 1710 und hat noch genügend Zeit Opern zu schreiben, allerdings würde ich ihn solange nerven, dass er ab jetzt mindestens zwei pro Jahr komponiert, der faule Hund :D .


    Außerdem würde ich ihn ermutigen die "Illias" als riesige Prunkoper in Angriff zu nehmen, um den "goldenen Apfel" von Cesti in den Schatten zu stellen :D


    Dann ein paar Jahre später würde ich Francois Couperin heimsuchen und ihn zur Rede stellen wo er denn nun seine großen Motetten gelassen hat, außerdem ermutige ich ihm dazu endlich Werke für größere Ensembles zu verfassen....


    Dann nochmal ganz zurück 1660 - Philidor suchen und ihn den Tipp geben die Musikbibliothek des Königs jetzt schon neu zu ordnen, dann kommt nicht soviel unter die Räder...

  • Hallo!


    Eine schöne Frage, ich habe mir schon immer mal Gedanken dazu gemacht.


    Wenn ich meine fünf Lieblingskomponisten mit Zeitreise, Geld und was auch immer zu je zwei weiteren Kompositionen überzeugen könnte, dann wären das:


    Beethoven: Je ein Klaviertrio und eine Violinsonate im Stile der späten Streichquartette.


    Mozart: Ein Violinkonzert im Stil der späten Klavierkonzerte und eine d-moll-Symphonie aus seinem Todesjahr.


    Bach: Ein Requiem und ein Stabat Mater aus seiner Leipziger Zeit.


    Schubert: Neben dem Klavierkonzert noch ein Liederzyklus nach Gedichten von R.M. Rilke.


    Haydn: Nach "Die Jahreszeiten" noch zwei große Oratorien, eines nach Dantes "Göttliche Komödie", das andere nach der "Offenbarung des Johannes" bzw. "Apokalypse".


    Und noch zwei Einzelaufträge:


    Schumann: Szenen aus Goethes Faust komplettieren, so daß sie ganz Faust I und Faust II umfassen.


    Bruckner: ein großes Streichquartett


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salisburgensis:


    Zitat

    Schon allein wegen der Oper (oder vielleicht sogar den Opern) von Heinrich Schütz, die dort verbrannte.


    Lieber Thomas, natürlich weiss ich Dein Engagement zu schätzen aber wenn ich mir so die (erhaltenen) Texte von des Sagittarius Bühnenwerken durchlese muss ich es für ABSICHT des Komponisten halten, daß dieser NICHT dafür gesorgt hat, diese Werke im Druck erscheinen zu lassen und damit dafür zu sorgen, die Channce, sie einer aufnahmewilligen Nachwelt zu erhalten, zu steigern.


    Sowohl bei der "Daphne" wie auch den Opera-Baletten handelte es sich um Werke, die in Konkurrenz zu Monteverdi und Cavalli mit großer Sicherheit auf die hintren Plätze verwiesen worden wären.


    Kennst Du "Seelewig" von Theophil Staden ? Ganz nett, aber letztendlich belanglos wie übrigens (vom Buch der ital.Madrigale einmal abgesehn) der überwiegende Teil von Schützens auf uns gekommenen weltlichen Oevre. Als Komponist Geistlicher Musik hat Schütz sein Innerstes offenbaren können und genau das macht ihn einzigartig.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zur hier gestellten Frage, warum wer was und aus welchem Grunde NICHT komponierte, gibt es eine kompetente UND erschöpfende Antwort von Maestro Franz Joseph Haydn, der, einmal danach befragt, warum er denn kein Klarinettenkonzert komponiert habe, darauf antwortete:



    "WEIL KEINER EINS BEI MIR BESTELLT HAT" !!! :D :D :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von Pius
    Bach: Ein Requiem und ein Stabat Mater aus seiner Leipziger Zeit.


    Blasphemie, Papist! :D
    Es gibt doch die entsprechenden protestantischen "Ersatz-Kompositionen", etwa die Passion und die "Trauer-Ode" (Laß Fürstin...)


    Zitat


    Schubert: Neben dem Klavierkonzert noch ein Liederzyklus nach Gedichten von R.M. Rilke.


    Ich versteh nicht, was ihr alle mit dem Klavierkonzert wollt. Die von Liszt orchestrierte Wandererfantasie ist abscheulich genug, da brauchts kein originales Konzert... :stumm: ein Konzert für ein Melodieinstrument wäre was anderes...


    Zitat


    Haydn: Nach "Die Jahreszeiten" noch zwei große Oratorien, eines nach Dantes "Göttliche Komödie", das andere nach der "Offenbarung des Johannes" bzw. "Apokalypse".


    Klingt interessant, glaube aber nicht, dass das zu Haydns Temperament (bzw. der gesamten Zeit) gepaßt hätte; die waren zu aufgeklärt und gelassen für solchen Spuk...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Pius:


    Zitat

    Bach: Ein Requiem und ein Stabat Mater aus seiner Leipziger Zeit.


    Hallo Pius: also zumindst mit dem "Stabat Mater" Bachs aus der Leipzger Zeit kann ich dienen. Es handelt sich um folgendes Werk:


    Psalm 51 BWV 1083 "Tilge, Höchster, meine Sünden"
    (nach dem Stabat Mater von Giovanni Pergolesi)


    Es stammt von 1736: Bach hat tief in Pergolesis Arbeit eingegriffen und war gezwungen, einen anderen Text zu unterlegen:
    Fazit: absolut hörens- UND kennenswert !!!!


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo!


    @ JR, BBB: Mein Traum wäre ein Stabat Mater und ein Requiem nach der KATHOLISCHEN LITURGIE von J.S. Bach, zudem sollen es GROSSE Werke sein (über 60 Min. lang, im Stile der h-moll-Messe). Wenn schon, denn schon.
    Nichtsdestotrotz klingt BWV 1083 sehr interesssant, da ich Pergolesis Stabat Mater sehr schätze. Es ist nun auf meiner Wunschliste.


    @ JR: Zu Schuberts Klavierkonzert: Ich denke da nicht an die Wandererfantasie, die mag ich selbst nicht so sehr, sondern an D 856 und D 860 als stilistische Vorbilder! Meinetwegen kanns auch ein Klavierquintett sein, das wäre beglückend genug (ja, es gibt D 667, aber das ist ein ganz anderer Stil).
    Zu aufgeklärt und zu gelassen für die "Göttliche Komödie" oder für die "Apokalypse"? Die "Schöpfung" immerhin hat Haydn grandios vertont, warum nicht auch das letzte Buch der Bibel? Übrigens sind es Werke, an deren tiefen transpersönlichen Wahrheit die Aufklärung nicht aufheben kann.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • - Klavierliteratur von Vivaldi (ihr haltet das für absurd? Ihr liegt vollkommen richtig!)


    - WTC3 (klingt irgendwie wie Star Wars: Episode XY, nun ja ;))


    - insgesamt einen etwas besseren Liederkomponisten Chopin



    Ansonsten fiele mir noch "Liederzyklus von Arnold Schönberg ein", aber groteskerweise existiert der ja schon :D

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Pius:


    Zitat

    @ JR, BBB: Mein Traum wäre ein Stabat Mater und ein Requiem nach der KATHOLISCHEN LITURGIE von J.S. Bach


    Wäre Bach in Dresden zum Hofkompositeur (nicht nur "von Hause aus"
    ernannt worden, existierten diese Werke gewiss. Die Pergolesi-Bearbeitung dauert auch so ihre 50 Minuten und bei den von dir "vermissten" Bach-Werken tröste dich mit denen aus der Dresdner Hofkapelle von Heinichen: (Requiem), Stabat Mater (Zelenka), besser hätte das Bach auch nicht gemacht und wir Katholiken wären gut beraten, wenn wir überhaupt mehr auf UNSERE musikalischen Schätze der Vergangenheit zugreifen würden und uns nicht nur in Bach- und Brahms-Interpretationen ergingen, die es so anderswo meist besser gibt.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ein "Jüngstes Gericht" Anton Bruckners etwa (anstelle des text-unsäglichen, wenn auch musikalisch hochwertigen "Helgoland" und vor allem weitere Geistliche Werke Mozarts im Geiste der cmoll-Messe und des "Requiem" würde ich mir wünschen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Ein "Jüngstes Gericht" Anton Bruckners etwa (anstelle des text-unsäglichen, wenn auch musikalisch hochwertigen "Helgoland" und vor allem weitere Geistliche Werke Mozarts im Geiste der cmoll-Messe und des "Requiem" würde ich mir wünschen.


    Tja, er war ja auf der Liste als Stephanskapellmeister, leider nichts mehr geworden. Wäre gewiß interessant, da man nur so wenig reife Kirchenmusik hat. Was ich auch noch nicht wußte, ist, dass für Haydn ein drittes Oratorium mit der apokalyptischen Thematik geplant war. Weiß hier jemand näheres?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Pius
    @ JR: Zu Schuberts Klavierkonzert: Ich denke da nicht an die Wandererfantasie, die mag ich selbst nicht so sehr, sondern an D 856 und D 860 als stilistische Vorbilder! Meinetwegen kanns auch ein Klavierquintett sein, das wäre beglückend genug (ja, es gibt D 667, aber das ist ein ganz anderer Stil).


    Ich habe dennoch Schwierigkeiten mir ein Konzert vorzustellen, wenn überhaupt dann eher im Stile des Forellenquintetts. Die späten Sonaten sind so unkonzertmäßig wie es nur geht, Schubert war IMO einfach nicht der Typ für diese Form.


    Zitat


    Zu aufgeklärt und zu gelassen für die "Göttliche Komödie" oder für die "Apokalypse"? Die "Schöpfung" immerhin hat Haydn grandios vertont, warum nicht auch das letzte Buch der Bibel? Übrigens sind es Werke, an deren tiefen transpersönlichen Wahrheit die Aufklärung nicht aufheben kann.


    Haydn und andere haben ja hervorragend einen katholischen Theismus mit Aufklärung und Rationalismus verbinden können. Aber da eignet sich die Schöpfung der "besten aller möglichen Welten" oder allgemeines Loben von Gottes Güte halt besser als die Apokalypse oder Hölle und Fegefeuer


    Zu meinem Erstaunen las ich unlängst, dass tatsächlich ein Oratorium zum "Jüngsten Gericht" geplant war, aber u.a. weil Haydn einfach zu alt war, haben sich diese Pläne wohl zerschlagen. Leider findet sich nur ein Satz zu dem Projekt in einem Beiheft zu den Jahreszeiten (Gardiner). Ich könnte mir vorstellen, dass wiederum Miltons "Paradise Lost" dafür ausgeschlachtet worden wäre.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Also meine unerfüllbaren Wünsche wären:


    3 weitere Beethoven Klavierkonzerte


    3 weitere Mozart Da Ponte Opern


    und in der Tat Schubert Klavierkonzerte, ich bin überzeugt, das hätte er gekonnt.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred schrieb:


    Zitat

    3 weitere Mozart Da Ponte Opern



    Mindestens Alfred, mindestens: Gäbe es ein "UNESCO-Wetkulturerbe der Musik", würden Mozarts Da Ponte Opern ganz obenan stehen, denn ich denke, niemand ist mittels Musik gründlicher in die Tiefenschichten menschlicher Psyche vorgedrungen als Mozart im "Figaro" und mehr noch in "Cosi". Vieles, was eben ähnlich klingt, konnten andere auch, gewiss doch, aber DAS konnte (und das macht eben den Unterschied aus) SO nur Mozart....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred


    Zitat

    und in der Tat Schubert Klavierkonzerte, ich bin überzeugt, das hätte er gekonnt.


    Wozu?


    Es ist gar nicht auszudenken, was er bei einer etwas größeren Lebensspanne noch an Klaviersonaten und Streichquartetten gezaubert hätte. Von der nächsten Symphonie ganz zu schweigen, und wer weiß, vielleicht hätte er doch noch den großen Opernwurf zustande gebracht...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo BBB


    Zitat

    ..., niemand ist mittels Musik gründlicher in die Tiefenschichten menschlicher Psyche vorgedrungen als Mozart...


    Doch, einer schon. Franz Schubert hielt da locker mit, wenn auch auf ganz andere Weise. Mozart war letztlich doch der mehr apollinische, extrovertierte Typ, Schubert blickte mehr in die dunklen Abgründe der Seele. Außerdem war ihm weniger Zeit in der höchsten künstlerischen Meisterschaft vergönnt. Grillparzer hatte nur teilweise Unrecht mit seinem Nachruf, da wäre wirklich noch sehr viel schier unbegreifliches zu erwarten gewesen....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus



    Doch, einer schon. Franz Schubert hielt da locker mit, wenn auch auf ganz andere Weise. Mozart war letztlich doch der mehr apollinische, extrovertierte Typ, Schubert blickte mehr in die dunklen Abgründe der Seele. Außerdem war ihm weniger Zeit in der höchsten künstlerischen Meisterschaft vergönnt. Grillparzer hatte nur teilweise Unrecht mit seinem Nachruf, da wäre wirklich noch sehr viel schier unbegreifliches zu erwarten gewesen....


    Schuberts Opernprojekte sind allerdings alle gescheitert...
    Ich bin mir klar, dass man sich damit hier in die Nesseln setzt, aber so wie sein Werk uns vorliegt, ist ziemlich deutlich, was Schubert alles nicht konnte.
    Lieder konnte er praktisch von Anfang an, aber wirkliche überzeugende Instrumentalmusik ist ihm erst recht spät gelungen
    Das war ihm wohl selbst bewußt (so kann man die vielen Fragmente erklären), auch in seinen späten Werken scheint er mir jedoch teils noch aus der Not eine Tugend gemacht zu haben: sie sind immer noch extrem breit angelegt, Konstraste werden eher neben- einandergestellt, nicht entwickelt; es gibt totentanzähnliche Energie (wie in den Finalsätzen des d-moll-Quartetts oder der c-moll-Sonate), die irgendwie ins Leere läuft, weniger dramatische Zuspitzung.
    In gewissem Sinne besteht zwar gerade die Faszination der Werke in diesen Eigenschaften. Aber sie lassen nicht viel für eine Oper (oder ein Konzert erwarten) hoffen.
    Weber, der dagegen theaterbegabt war und vergleichsweise gute Bedingungen für Opern hatte, wurde allein durch miese Libretti so gehandikapt, dass eigentlich nur der Freischütz übrigbleibt.


    Da kommt übrigens einer meiner Wünsche: ein nicht-schwindsüchtiger Weber mit einem vernünftigen Librettisten, nicht Helmina von Chezy


    Für eine gelungene Schubert-Oper müßte man nicht nur das Leben verlängern, sondern soviel an den Umständen ändern, dass ich nicht weiß, ob von dem Schubert, den wir kenne, noch etwas übrig bleibt...
    Das soll keine Generalkritik an Schubert sein, auf die Lieder und die späte Kammermusik lasse ich nichts kommen. Aber er hatte (wie fast alle außer vielleicht Mozart) in anderen Genres deutliche Grenzen.


    Es sind ja ein paar Opern sogar eingespielt worden (Fierrabras), kennt die jemand?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo


    @ JR: Du kennst also keine Oper von Schubert, aber unterstellst von vornherein, dass diese nicht gut sein können? Das halte ich dann doch für sehr gewagt


    Ich selber kenne Fierrebras noch nicht, steht aber durchaus auf meiner Einkaufsliste.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner