Arcadi Volodos - Der Supervirtuose

  • Was haltet ihr von ihm? Seine Transkriptionen sind teils musikalisch einfältig, teilweise aber auch recht einfallsreich (zum Beispiel finde ich die alla turca-Transkription ziemlich witzig). Was gibt es für Aufnahmen, die man von ihm haben muss? Habt ihr ihn mal live gehört?





    "Der als „Genie am Klavier“ gefeierte Arcadi Volodos zählt mittlerweile zweifellos zu den individuellsten und international interessantesten Pianisten. Ob als Solist, mit Orchester oder auf CD: stets besticht in seinem Spiel jene Mischung aus atemberaubender technischer Virtuosität und ebenso tiefsinniger wie ausdrucksvoller Musikalität.[...]"


    Also ich finde über "tiefsinnige wie ausdrucksvolle Musikalität" kann man durchaus streiten, ich denke, er sollte sich ein bisschen anderer Literatur widmen, um das unter Beweis zu stellen.


    Eindrucksvoll liest sich seine Vita aber schon:
    "[...] Seit seinem New York-Debüt im Jahre 1996 hat Volodos mit vielen der weltweit führenden Orchester zusammengearbeitet, unter anderem den Berliner Philharmonikern, dem Philharmonia Orchestra London, dem Royal Concertgebouw Orkest, dem Israel Philharmonic Orchestra, Santa Cecilia Roma, Maggio Musicale Florenz, dem Orchester der Tonhalle Zürich, den Münchner Philharmonikern, dem Boston Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra, dem San Francisco Symphony Orchestra, dem MET Orchestra und dem New York Philharmonic. Dabei spielte Volodos unter Dirigenten wie James Levine, Zubin Mehta, Seiji Ozawa, Valery Gergiev, Vladimir Ashkenazy, Lorin Maazel, Riccardo Chailly, Myung-Whun Chung, Michael Tilson Thomas und Jukka-Pekka Saraste. Arcadi Volodos tritt regelmäßig mit Klavierabenden in New York (Carnegie Hall), Berlin (Philharmonie), Paris (Théatre des Champs Elysées), Amsterdam (Concertgebouw) und allen weiteren wichtigen europäischen Städten auf. Seit seinem erfolgreichen Debüt bei den Salzburger Festspielen 2002 ist er nun jedes Jahr in Salzburg zu Gast. Im März 2006 wird Volodos sein Debüt im Wiener Musikverein geben."


    Nun, dann haben die Wiener von euch ja Gelegenheit...



    Viele Grüße


    APUT

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Also ich besitze 2 Konzertmitschnitte auf CD:


    Volodos in Den Haag:
    - Scriabin: Sonate Nr 2
    - Liszt: Ballade Nr 2
    - Liszt/Volodos: Ungarische Rh No 2
    - Villa-Lobos: O Polichinelle
    - List - Horowitz: Rakozky march
    - Scriabin: Prelude Op 16 No 4
    - Bizet-Horowitz: Carmen Fantasie
    - Scriabin: Prelude op2 No2
    - Moszkowski: Etincelles
    - Wild-Rachmaninoff: Little island
    - Sousa - Horowitz: Stars und Stripes (die beste Interpretation!!!)


    Volodos in San Francisc0 (23.02.2003)
    - Scriabin: Engime, Guirlandes, Sonate op 64 no 7
    - Rachmaninoff: Melodie, 4 Preludes, Moment Musicale op 16 no 2
    Humoreske 10/5 nach Horowitz, Orginal Sketch, Polka Italia
    Carmen variationen

  • ich habe von ihm dies hier:



    bzgl. der Transkriptionen: seine Concert Paraphrase über eine italienische Polka Volodos/Rachmaninoff (v?) ist vielleicht nicht so sehr einfallsreich aber trotzdem klasse.

  • Lustig, dass dieser Thread gerade jetzt auftaucht, ich habe Arcadi Volodos am Sonntag abend in der Philharmonie in Berlin mit Prokofievs 2. Klavierkonzert unter Markus Stanz mit den Berliner Philharmonikern gesehen (ich bin noch nicht dazu gekommen, über das Konzert zu berichten, wahrscheinlich am Wochenende). Ich kann nur sagen: eine gigantische Virtuosität, er hat bei diesem höllisch schweren Konzert wirklich spielend ALLES getroffen.


    Auf Cd besitze ich sein Debut mit den Transkriptionen, das 3. Rachmaninov-Konzert und das Carnegie Hall Recital.


    Ihn als 'Horowitz' legitimen Nachfolger' zu bezeichnen, halte ich für verfrüht, aber dass er ein Supervirtuose mit enormem Potential ist, kann man wohl nicht ernsthaft bestreiten.


    Zur "tiefsinnigen wie ausdrucksvollen Musikalität" möchte ich auch meinen, das da noch was zu zeigen wäre, allerdings habe ich seine Schubert-Aufnahme (Schubert:Klaviersonaten D. 157 & 849
    +Schubert / Liszt: Der Müller am Bach)



    für die ihm eben jene oft bescheinigt wurde, leider nicht. Ansonsten hat der Mann mit Sicherheit auch noch etliche Jahre, um sich zu beweisen.


    Und ich kann mich beispielsweise am 'Hummelflug' oder der genannten 'Rondo alla Turca'-Transkription wirklich erfreuen, warum auch nicht? Muss doch nicht immer alles so bierernst sein....


    Liebe Grüsse, Moritz


    Ach ja,


    @ Daskalos: Wo hast Du diese Mitschnitte her?? :D

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Also ich habe Volodos zweimal mit Soloprogrammen hier in Würzburg erleben dürfen.


    Das erste mal, war, verzeiht den Ausdruck, einfach nur geil... (Ich mein den ersten Klavierabend, um Verwechslungen vorzubeugen.)


    Brahms Variationen aus dem Streichsextett, unglaublich musikalisch vorgetragen, wunderbar interpretiert.
    Schumanns Kreisleriana, blitzsauber und spektakulär.
    Schubert: Reliquie, sehr gesanglich und einfach nur schön.
    Und danach die Hämmer:


    Liszt-Volodos: Ungarische Rhapsodien Nr. 2 und 12,


    Carmen-Fantasie und alla turca-Paraphrase als Zugabe, dass es einem vom Hocker reißt, ein Wahnsinnsklavierabend.


    Nebenbei bemerkt, war Volodos an diesem Tag grippekrank und quälte sich mit 40 Grad Fieber durch den Abend (las man jedenfalls so in der Presse). Wahnsinn....


    Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, die ich an seinen zweiten Klavierabend in Würzburg heuer stellte, und sie wurden nur teilweise erfüllt.
    Die zwei Beethoven-Sonaten in As-Dur, die im ersten Teil des Programms waren, habe ich selten "unverstandener" gehört. Keine organischen Entwicklungen, keinerlei vernünftige Temporelationen, dafür natürlich extrem virtuoses Spektakel in schnellen Teilen. Auffällig dabei, dass Volodos so wild gespielt hat, dass selbst seine Technik versagte und er oft patzte. Wahrscheinlich hat er die Stücke am Tag vor dem Konzert zum ersten Mal gespielt :D


    Im zweiten Teil dann mit Transkriptionen von ihm selber und Liszt-Schubert-Transkriptionen, göttlich, da war es das Geld dann wieder wert. (Gilt für die armen, die Eintritt zahlen mussten :baeh01: )


    Also insgesamt bin ich durchaus Volodos-Fan, ob er aber mehr ist als ein infernalischer Super-Virtuose, wird die Zukunft zeigen. Allerdings kann diese Virtuosität inzwischen einfach nur Spaß machen, die Cd mit den Transkriptionen finde ich einfach zum Niederknien.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Ich habe von Arcadi Volodos folgende CD:



    Ich höre da einen Pianisten von stupender Virtuosität. Die Stücke, die er hier spielt, werden vollkommen beherrscht, er besitzt ein selten gutes Rhytmusgefühl, sein Timing ist phänomenal. Dabei ist er kein reiner Tastendonnerer, sondern kann bei Bedarf auch die Tasten streicheln. Dazu kommt noch das ausgefallene, interessante Programm auf der CD, so dass man die Scheibe Klavierinteressenten bedenkenlos empfehlen kann.


    Dass er bei Schubert nicht so gut abschneiden kann, ist nicht überraschend sondern selbstverständlich. Den Virtuosen hat es noch nicht gegeben, der zwei diametral entgegengesetzte Gegenden des Klavierkosmos gleich gut beherrscht hat. Aber das, was Volodos kann, das kann er beeindruckend gut.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • @ Theophilius:


    nur eine Frage, weil Du schreibst, Du besitzt nur die Cd mit den Transkriptionen: Hast oder kennst Du die Schubert-Cd, oder gehst Du nur davon aus, dass er da nicht so gut abschneidet??


    Ich kenne sie auch nicht, habe aber schon an verschiedenen Stellen gelesen, dass sie ganz vorzüglich sein soll...

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Zitat

    Original von Moritz
    Ach ja,


    @ Daskalos: Wo hast Du diese Mitschnitte her?? :D


    Ähhh....
    ich hatte gehofft, dass diese Frage nicht auftaucht. :(
    Beides sind privat Aufnahmen. D.h. Bei der Den Haag CD ist das komplette (!) Konzert aufgenommen. D.h. Man hört die leute nach jedem Stück etlich lang Klatschen und sich danach auf holländisch unterhalten, bis das nächste Stück einsetzt.


    Die zweite ist ähnlich.


    Beide sind allerdings nicht im Verkauf erhältlich

  • Das habe ich befürchtet... :wacky:


    Trotzdem danke :hello:


    Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Hallo Moritz,


    auf deine Frage musste ich deinen Artikel nocheinmal lesen und feststellen, dass ich mich vertan habe. Tatsächlich schriebst du, du hättest die CD nicht, ich las, er hätte die "tiefsinnige und ausdrucksvolle Musikalität" für Schubert nicht, was ich dir sofort geglaubt habe. Aber es gibt ja auch den Hinweis von pianoflo, dass Volodos auch mit Beethoven noch nicht so recht per Du ist. Es geht einfach nicht zusammen, man kann nicht in allen Sätteln Höchstleistungen erzielen, und man soll keine derartigen Erwartungen hegen.


    Volodos kann schon einiges aufregend gut, und er hat ja wirklich noch Zeit um einige neue Tricks zu erlernen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Ah, ok, danke..


    habe das ein bisschen kompliziert geschrieben, mit dem Bild dazwischen, ich sehe es grade auch...


    Wie auch immer, ich habe die Cd grade bestellt, ich berichte dann in den nächsten Tagen, vielleicht täuschen wir uns ja doch alle...


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Hallo,


    es stimmt, dass ich Volodos bei Beethoven extrem schwach finde, aber alles was ich von Schubert mit ihm bis jetzt gehört habe, gehört zu der überzeugenden Sorte.


    Die Reliquie-Sonate, die er live gespielt hat, war ein Wunder an Klangsensibilität und Linienführung. Auch der erste Satz der G-Dur-Sonate ist mir mit ihm bekannt, auch hier liefert er ein sehr durchdachtes, klangschönes Ergebnis.


    Vielleicht liegt ihm Beethoven einfach nicht, solls ja geben solche Leute, dann möchte ich nur hoffen, dass er keine Gesamteinspielung für die nächste Zeit plant, es gibt genügend krass virtuosen Stoff, der seiner Entdeckung harrt.


    8)


    Gruß, flo


    P.S: Im übrigen glaube ich nicht, dass man nicht zwei entgegengesetzte Ränder des pianistischen Spektrums beherrschen kann. (Extrem virtuos + lyrisch, gesanglich, reif...)
    Sonst hätten wir bei der h-Moll-Sonate ein großes Problem, auch bei anderen Sachen, Paganini-Variationen von Brahms etc.


    Volodos spielt übrigens gelegentlich das Adagio aus dem Marcello-Oboenkonzert in der Transkription von Bach als Zugabe. Habe ich vor kurzem im Radio gehört. :jubel: :jubel: :jubel:
    Ganz großes Klavierspiel.

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hallo flo


    Zitat

    P.S: Im übrigen glaube ich nicht, dass man nicht zwei entgegengesetzte Ränder des pianistischen Spektrums beherrschen kann. (Extrem virtuos + lyrisch, gesanglich, reif...)
    Sonst hätten wir bei der h-Moll-Sonate ein großes Problem, auch bei anderen Sachen, Paganini-Variationen von Brahms etc.


    Du hast mein Posting offensichtlich sehr oberflächlich gelesen. ;)


    In deinem Zitat fehlt nämlich das entscheidende "gleich gut". Das ist der springende Punkt. Der Virtuose, der den Parforce-Ritt für zwei Hände namens Carmen-Phantasie bewältigt, hat ganz andere Probleme zu lösen, als wenn er den Strukturen einer Beethoven-Sonate nachgeht. Die Bereitschaft und der Mut, der erforderlich ist, um in der Öffentlichkeit ständig über dem Abgrund zu spielen, erfordert einen ganz anderen Typ Interpreten als es die Suche nach den Schichten der menschlichen Seele bei einer Schubert-Sonate bedarf. Das meinte ich mit diametral.


    Das Volodos auch lyrisch und gesanglich schön spielen kann, habe ich ohnehin angedeutet. Auf meiner CD befinden sich drei Liszt-Transkriptionen von Schubert-Liedern. Diese sind sehr schön gespielt, da gibt es nichts zu bekritteln. Aber ich bin sicher, dass man diese Stücke mehr als nur schön spielen kann, selbst diese eher einfachen Werke tiefer ausloten kann. Aber höchstwahrscheinlich würde der Pianist, der dies in einer beglückenden Weise schafft, sich bei dem auf der CD folgenden Hummelflug in der Cziffra-Version hoffnungslos verstolpern.


    Man kann nicht alles haben und so wird es den eierlegenden Wollmilchvolodos wahrscheinlich auch nicht geben....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Du hast mein Posting offensichtlich sehr oberflächlich gelesen. ;)


    Stimmt :D, liegt an leichtem Kater und großer Schlaflosigkeit


    Zitat

    In deinem Zitat fehlt nämlich das entscheidende "gleich gut". Das ist Man kann nicht alles haben und so wird es den eierlegenden Wollmilchvolodos wahrscheinlich auch nicht geben....


    Sehr schön gesagt, das ist ja das schöne an unserer heutigen Zeit, dass man sich für jedes Stück seinen Interpreten aus einer Vielfalt an Möglichkeiten aussuchen kann.


    :hello:


    Flo


    An meinem momentan verkatertem Zustand liegt übrigens auch, dass ich grad zu blöd bin, echte Zitate hinzukriegen...


    Ich geh wieder ins Bett

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Zitat

    ..., das ist ja das schöne an unserer heutigen Zeit, dass man sich für jedes Stück seinen Interpreten aus einer Vielfalt an Möglichkeiten aussuchen kann.


    So ist es. In dieser Beziehung befinden wir uns heute wirklich in einer glücklichen Lage. Dennoch bin ich schon jetzt sehr neugierig, was Moritz zur Schubert-CD von Volodos berichten wird.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Das tue ich nach geraumer Zeit denn hiermit.




    Schubert:Klaviersonaten D. 157 & 849
    +Schubert / Liszt: Der Müller am Bach


    Zunächst mal: die Cd ist meiner Meinung nach wirklich sehr gut und auch wohl für wirkliche Schubert-Hardliner (ich bin's nur bedingt) interessant.
    Ich würde die Frage, ob Volodos auch ohne akrobatische Virtuosität bestehen kann mit einem klaren Ja beantworten (für mich stand das eigentlich schon nachdem ich ihn live mit Prokofiev erleben konnte fest). Sein Spiel ist klar, fein nuanciert und er verfügt über einen sehr schönen Ton. Da einzige, was man bei penibler Erbsenzählerei bekritteln könnte, ist das die Aufnahme stellenweise allzu glatt und poliert erscheint.


    Ich denke, er wird uns noch viel Freude bereiten...


    LG, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Hallo,


    Volodos hat Klasse, keine Frage, auch wenn er nicht immer mein Lieblingsinterpret ist.


    Ich habe ihn in einem Soloabend live gehört. Programm war Beethoven, Scriabin, Liszt. (Habe ich was vergessen?...Sieht so wenig aus. :D)


    Sein Scriabin war wirklich faszinierend. Und eine Tatsache, die ich ihm hochanrechne: Bekanntlich sagt man, daß sozusagen seine Alla Turca - Bearbeitung oft die allerletzte Zugabe ist, mit der er schließt. Nicht so in diesem Konzert. Da war das letzte Werk die (wohl Bach-) bearbeitung des Marcello Oboenkonzert, davon den langsamen Satz. Daß er gerade mit so einem zurückhaltende und schönen Stück aufgehört hat, hat mich berührt und für mich einen ganz anderen Eindruck hinterlassen, als wenn er mit der Alla turca-Bearbeitung aufgehört hätte.


    Liebe Grüße,
    Daniel

  • Ich muss sagen, dass mir Volodos immer weniger gefällt, je mehr ich mich mit (Super)Virtuosenliteratur beschäftige.
    Das einzige, was ich ihm echt zu gute halten kann, ist sein enormes Rhythmusgefühl.
    Ansonsten kommt er mir wie eine Spieluhr vor, welche hin und wieder ihr Opfer (den Flügel) totdonnert.
    Ganz anders sind tatsächlich der wohl größte Virtuose Cziffra (mit Ausnahme der Funerailles und der h-moll Sonate kann ich Liszt nur noch von Cziffra ertragen, dann aber gefällt es mir richtig gut) oder Hamelin (bei ihm stört mich nur - wenn man von seiner bevozugten und nicht immer sooo tiefgründigen Literatur absieht - dieser seltsame Klang, als hätte jemand seinen Flügel in Kirschlikör getaucht).


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • hallo bubba,


    cziffra, der wohl größte virtuose ? eine problematische formulierung. da gab und gibt es viele andere, die z.b. besser 'singen'. und auch was die fingerfertigkeit angeht, so gab es viele, die ihm ebenbürtig waren. nur um einige zu nennen, wo es auch tondukumente gibt: alexander brailowsky, ignaz friedman, wilhelm backhaus, vladimir horowitz, earl wild, svjatoslav richter, emil gilels, lazar berman.


    gruß, siamak

    Siamak

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  • Hm, also da muss ich bei den widersprechen, welche ich kenne: Horowitz, Richter und Gilels. Großartige Pianisten, keine Frage (obwohl Horowitz nicht mein Favourit ist), doch waren sie rein technisch betrachtet ihm nicht ebenbürtig. Ich verstehe eh nicht, wieso Horowitz als der Supervirtuose schlechthin gilt, das hängt wohl mit der immensen Dauer seines Wirkens zusammen, aber seine Technik war definitv schwächer, z.B. ließ er öfters eine ganze Menge von Tönen weg (das hat er auch selbst zugegeben)und auch sonst schlampt er ganz schön. Und Godowsky konnte er nicht spielen. Sehr interessant ist es zum Beispiel den Mephisto-Waltzer Nr.1 im Vergleich Cziffra-Horowitz zu hören (und dort sinmgt Horowitz überhaupt nicht, Cziffra dagegen spielt geradezu mystisch, weil es ihn technisch nicht überfordert). Oder die Schumann-Toccata. Cziffra hat im Gegensatz die elende Pedalsteigerei bei Liszt im allgemeinen nicht nötig.
    Zu Richter :jubel: :jubel: :jubel: und Gilels :jubel: :jubel: denke ich, daß sie einfach ganz andere Pianisten waren, eben eher keine Virtuosen(sie haben beide zusammen nicht soviel Liszt eingespielt wie Cziffra, doch wieviel Bach, Schubert etc. hat Cziffra gespielt?). So ist der technische Vergleich ihnen gegenüber einfach unangebracht.
    Ein ganz konkretes Beispiel Cziffras unglaublicher Technik ist seine Rimsy-Korsakov Trankription (Flight of the Bumblebee, zu hören auf Volodos Transkriptionen CD) und vor allem seine unfassbaren Improvisationen oder das eine Videodokument, sein "Warm-Up" für ein Konzert.


    Die anderen von Dir genannten Pianisten werde ich mir mal zu Gemüte führen.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • hallo bubba,


    ich gebe dir recht, dass cziffra sehr fingerfertig war und das pedal sehr sparsam einsetzte. ich behauptete ja auch nicht, dass cziffra kein großer virtuose war ! nur eben nicht der größte ! gehen wir mal vom liszt der ungarischen rhapsodien und von den 'insektensammlungen', wie piatigorsky derartige literatur nannte, weg. nehmen wir stattdessen chopins etüden. unzweifelhaft auch literatur für große virtuosen. bei einigen etüden mag er sogar einen zeitrekord aufgestellt haben. jedoch werden diese stücke derart pervers, verkrampft und gewissermaßen zur unfreiwilligen karikatur gespielt, das einem 'spei-übel' wird. alle oben von mir genannten pianisten, und nehmen wir ruhig noch moderne pianisten wie pollini, freire und ashkenazy (lazar berman spielte chopins etüden nicht), rennen und figurieren mindestens genauso 'virtuos', aber sie formulieren dabei auch die musikalische aussage ! cziffra versagt hier auf eine lächerliche art und weise ! gleiches ließe sich zu cziffras interpretation der 'waldsteinsonate' sagen. auch 'virtuosenfutter' ! also man sollte mit solchen monopolistischen aussagen vorsichtig sein. reicht es denn nicht, zu sagen, jemand war sehr groß ? muss es denn unbedingt der größte sein ?


    gruß, siamak

    Siamak

  • Eigentlich hast Du Recht, Richad, nur eines noch (Cziffra ist übrigens Volodos Vorbild): Wieso "Insektensammlungen"?
    Und wer ist/war denn der größte?
    Vielleicht Godowsky?


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • hallo bubba,


    gregor piatigorsky hatte im repertoire eine beachtliche sammlung von kabinettstückchen, welche die fingerfertigkeit des v'cellisten herausstellen sollten. einige dieser piecen imitierten das summen und zirpen von insekten, wovon rimsky-korsakows hummelflug sicherlich das prominenteste ist. er pflegte die gruppe 'insektensammlung' zu bezeichnen.


    gab es einen größten ? wahrscheinlich nicht. zu jeder zeit gab und gibt es virtuosen mit beachtlichen manuellen fähigkeiten. cziffra war sicherlich einer von ihnen. irgendeiner konnte immer etwas besonders gut oder gar am besten. letztlich ist es ja so, dass der virtuose sich das zurecht legt, was den individuellen möglichkeiten seiner hände am besten entgegenkommt. aber zur virtuosität gehört eben nicht nur geläufigkeit und oktavengang. dort, wo es selbstzweck ist, wird es letztlich bedeutungslos und langweilig. IMO stellt sich auch bei einigen interpretationen cziffras langeweile ein. eine wichtige fähigkeit des virtuosen ist auch die kunst des 'singens'. und da erwirkte horowitz wahre wunder ! übrigens bewundere ich arcadi volodos gerade aus diesem grund. wenn man seine 10. scriabin-sonate hört, wird man feststellen, dass es mit spieluhr nichts gemein hat. nehmen wir z.b. stefan askenase, einen pianisten der eher leisen töne. seine berceuse und sein fantasie-impromptu sind meilensteine des gesanglichen und elegant-perlenden klavierstils. auch das ist große virtuosität !


    gruß, siamak

    Siamak

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  • Volodos bringt anscheinend eine Neue CD auf den Markt.
    Er spielt Liszt. In der jetzigen Piano News Zeitschrift ist eine komplette Seite dafür geworben.
    Vielleicht weiß ja der ein oder andere mehr.


    Bin mal gespannt, da er ja schon länger nichts neues "gebracht" hat.


    Hier und da mal ein Konzert, mit mittelmäßiger Kritik. Habe einen Händler getroffen, der CDs auf allen Deutschen Bühnen verkauft und sogut wie alle Künstler kennt. Er hat nicht gerade positiv vom lieben Herrn Arcadi gesprochen.
    Nunja.


    VIele Grüße

    Die Dame des Hauses erhebt sich vom Klaviersessel: "Das war Siegfrieds Tod." Ein Zuhörer zu seinem Nachbarn: "Kann ich verstehen."

  • Zitat

    Original von AlexScria
    Volodos bringt anscheinend eine Neue CD auf den Markt.
    Er spielt Liszt. In der jetzigen Piano News Zeitschrift ist eine komplette Seite dafür geworben.
    Vielleicht weiß ja der ein oder andere mehr.


    Gefunden habe ich leider nichts- die Anzeige ist so ein richtiger Appetizer: Auf einer ganzseitigen Anzeige so wenig Informationen unterzubringen ist schon ein Kunststück :D (oder ein Frechheit, je nach dem :D ) Ob Volodos sich an die h-moll Sonate traut? Auf der Sony-BMG Homepage war die CD noch nicht einmal verzeichnet.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von pianoflo


    Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, die ich an seinen zweiten Klavierabend in Würzburg heuer stellte, und sie wurden nur teilweise erfüllt.
    Die zwei Beethoven-Sonaten in As-Dur, die im ersten Teil des Programms waren, habe ich selten "unverstandener" gehört. Keine organischen Entwicklungen, keinerlei vernünftige Temporelationen, dafür natürlich extrem virtuoses Spektakel in schnellen Teilen. Auffällig dabei, dass Volodos so wild gespielt hat, dass selbst seine Technik versagte und er oft patzte. Wahrscheinlich hat er die Stücke am Tag vor dem Konzert zum ersten Mal gespielt :D


    ... jetzt sag einmal, hat er tatsächlich versucht, das Finale aus der Opus 26 schnell zu spielen? Claudio Arrau hatte darüber doch etwas vom "Erwachen der jungen Natur" gesagt, und Edwin Fischer schrieb in diesem Zusammenhang von der Natur, die das letzte Wort spricht, am Grabe nach der stattgehabten Beisetzung.

  • Ich habe auf einem englischen, recht bekannten Klavier-Supervirtuosen-Forum gelesen, Volodos hätte im letzten Jahr Alkohol-Probleme gehabt und deshalb sei er so selten aufgetreten und auch keine neue CD rausgebracht. Bin auch auf die neue Liszt-CD gespannt.

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • da: 'http://www.amazon.de/Volodos-Plays-Liszt-Arcadi/dp/B000MGB0JW
    das Programm der CD lautet:
    1. No. 6 La vallée d'Obermann
    2. No. 2 Il penseroso
    3. No. 1 La prédication aux oiseaux
    4. Bagatelle sans tonalité, S. 216a
    5. Hungarian Rhapsody No. 13, S. 244/13
    6. No. 1 Sposalizio
    7. Prelude in F minor after Bach "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen", S. 179
    8. No. 7 Les Funérailles
    9. La lugubre gondola (Trauergondel) No. 2, S. 200/2
    10. En rêve (Nocturne), S. 207


    Da bin ich mal gespannt... viele Grüße
    AlexScria

    Die Dame des Hauses erhebt sich vom Klaviersessel: "Das war Siegfrieds Tod." Ein Zuhörer zu seinem Nachbarn: "Kann ich verstehen."

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