AUBER, Daniel Francois Esprit: CARLO BROSCHI OU LA PART DU DIABLE

  • Daniel Francois Esprit Auber ( 1782 – 1871 )
    Carlo Broschi ou La part du diable
    (Carlo Broschi oder Des Teufels Anteil)


    Komische Oper in 3 Akten
    Libretto: Eugène Scribe
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1843


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Ferdinand VI. von Spanien, Bass
    Maria Theresia, seine Gemahlin, Alt
    Carlo Broschi, Sänger, Sopran
    Casilda, seine Schwester, Sopran
    Rafael d’Estuniga, Tenor
    Gil Vargas, sein Lehrer, Tenor
    Graf Medrano, Oberhofmeister des Königs, Bass
    Fray Antonio, Großinquisitor, Bass
    Hofstaat, Soldaten, Wachen, Mönche, Diener



    Ort und Zeit der Handlung: Madrid und Aranjuez, 1736


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Wald in der Umgebung von Madrid
    Rafael ist Klosterschüler und wird von seinem Onkel unterstützt. Gil Vargas erzählt ihm, dass dieser aufgebracht sei und ihn enterben wolle, weil Rafael das Geld verschwende, was Vargas aber nicht glauben will. Doch dieser erklärt, dass es der Wahrheit entspreche, er habe sogar Schulden. Er habe sich in ein armes, hübsches Mädchen verliebt. In einer Arie schwärmt er gegenüber seinem Lehrer von der Schönheit des Mädchens. Er habe, um das Mädchen, das bei einer Putzmacherin beschäftigt war, zu sehen, dort täglich Kleider und Stoffe gekauft, er habe sogar seine Bücher dafür verkauft. Nun liegen all die schönen Sachen in seiner Studentenwohnung, denn das Mädchen ist plötzlich verschwunden. Da er keinen anderen Ausweg sieht, aber an die Schauergeschichten, die ihn Vargas gelehrt hat, glaubt, will er hier heute Nacht unter der Hexeneiche den Teufel zu Hilfe rufen. Vargas rät zu einer anderen Lösung: Der Großinquisitor sei ihm aus einem bestimmten Grunde gewogen und er wolle dort ein Wort für ihn einlegen.
    Als die beiden gehen, kommt Carlo hinter dem Baum hervor, er hat das Gespräch gehört und bedauert Rafael. Er selbst ist ein armer Sänger, wolle jedoch für seine geliebte Schwester, die er hier erwartet, alles geben.
    Casilda kommt und erzählt, dass ein junger Mann, in den sie sich ebenfalls verliebt habe, täglich bei ihnen gekauft habe. Eines Tages kam jedoch ein älterer Herr und bat sie, mit ihm zu einer vornehmen Frau zu kommen, die ein Kleid bestellen wolle. Die Putzmacherin, die anscheinend mit dem Mann im Bunde stand, drängte sie dazu. Aber in dem vornehmen Hause angekommen, wurde sie stattdessen von einem jungen Kavalier empfangen und auf ihr Zimmer geführt. In der Nacht sei sie dann entflohen.
    Carlo hat mit der Äbtissin des nahen Klosters ausgemacht, dass er sie dort unterbringen könne, wenn er dafür das ganze Jahr in ihrer Kirche singe. Auf ihren Geliebten müsse sie jedoch verzichten, da sie arm sei und dieser von vornehmer Herkunft.
    Sie eilen zum Kloster. Carlo kommt anschließend allein zurück und setzt sich wieder unter den Baum.
    Auf der Jagd kommt der schwermütige König Ferdinand mit seiner Gattin an den Ort. Er hört Carlo singen und fordert ihn auf, ihm sein Lied vorzutragen. Carlo singt ein Wiegenlied, das ihm seine Mutter einst sang und der König wird zunehmend heiterer.
    Als sein Hofstaat – unter ihnen der Großinquisitor – erscheint, befiehlt der König ihnen, schon nach Madrid vorauszufahren. Er fühle sich sehr wohl und wolle noch etwas bleiben, was dem Großinquisitor nicht in seine Pläne zu passen scheint. Dieser kann ihn überzeugen, wenigstens in eine nahe gelegene Gaststätte mit ihnen zu gehen.
    Die Königin bleibt mit Carlo zurück. Sie stellt sich als die Königin vor und bittet ihn, mit nach Madrid zu kommen.
    Nachdem Carlo zum Kloster gegangen ist, um sich von seiner Schwester zu verabschieden, kommen Vargas, Rafael und einige Höflinge. Auf Anraten Vargas bittet Rafael die Königin um eine Stelle als Fähnrich, die sie ihm auch gewähren will. Als sie aber in dem Gesuch liest, dass er in der Gunst des Großinquisitors, der ihr verhasst ist, steht, zerreißt sie es und entfernt sich. Auch Vargas geht und die Jäger verabschieden sich mit einem Chor.
    Rafael beschließt nun, den Teufel zu rufen, doch dieser erscheint nicht. Da droht Rafael, sich zu töten. Carlo, der vom Kloster zurückkehrt, vernimmt die letzten Worte, und spielt, um Rafael zu retten, den Teufel. Er fragt, was Rafael ihm für den Pakt biete. Da dieser seine Seele nicht verkaufen will, bietet er ihm die Hälfte von dem, was er durch den Pakt verdienen werde, worauf Carlo gerne zugunsten seiner Schwester eingeht. Die Jäger kehren zurück. Carlo nimmt seinen schwarzen Mantel, den er hier abgelegt hatte und bedeutet Rafael, ihm zu folgen.


    ZWEITER AKT
    Saal im königlichen Palast in Madrid
    Drei Monate sind vergangen. Die Königin hat auf Bitten Carlos Rafael doch noch zum Fähnrich gemacht. Der König scheint durch den Gesang Carlos von seiner Schwermut genesen. Doch das gefällt dem Großinquisitor nicht und er will ihn durch eine Predigt wieder auf seine Seite ziehen. Die Königin ist verängstigt, doch Carlo weiß Rat. Er holt seine Mandoline hervor und singt. Obwohl der Großinquisitor zur Predigt drängt, lässt sich der König nicht davon abhalten, Carlos Lied zu hören. Am Ende ist er sogar bereit, wieder dem Ministerrat vorzustehen, was er seit Längerem versäumt hat. Alle außer der Königin und Carlo gehen ab.
    Die Königin hat erkannt, dass Carlo unglücklich ist, weil er von seiner Schwester getrennt ist. Als Belohnung für sein Wirken will sie diese unter einem anderen Namen, der sie nicht als Schwester Carlos erkennen lässt, zu ihrer Hofdame machen.
    Rafael kommt mit einer Depesche von seinem General. Da dies normalerweise nicht die Aufgabe eines Fähnrichs ist, ernennt sie ihn sofort zum Hauptmann. Er ist erstaunt, aber als er Carlo sieht, den er immer noch für den Teufel hält, wundert ihn nichts mehr. Mit dem Hauptmannspatent überreicht sie ihm eine Anweisung auf den königlichen Schatz, die ihn reich macht, und geht ab. Nun verlangt Carlo seinen Anteil und Rafael gibt ihm die Anweisung. Als Carlo sich mit Handschlag von ihm verabschieden will, zieht Rafael jedoch schnell die Hand zurück.
    Zu Rafael gesellt sich Vargas, den der Großinquisitor zu seiner Enttäuschung lediglich zum Türsteher gemacht hat, von dem er aber wissen will, wer im königlichen Palast ein und ausgeht. Außerdem gesteht er, dass er dem Großinquisitor, der die Königin aus dem Palast entfernen möchte, damals geholfen habe, für den König ein Mädchen zu entführen, das aber noch in derselben Nacht verschwunden sei. Man habe dem König gesagt, dass sie tot sei, was ihm ein schlechtes Gewissen bereitet und zu seiner Schwermut geführt habe. Nun schwebt Vargas in Gefahr, da der Großinquisitor bei Entdeckung der Tat alle Schuld auf ihn abwälzen wolle. Rafael, der zu Ehren gekommen ist, gesteht, dass ihm der Teufel geholfen habe. Vargas berichtet auch, dass der Großinquisitor aus dem Ministerrat entlassen sei und dass zu seiner Verwunderung ein kürzlich eingetroffener junger Mann sowohl freien Zutritt zum Rat als auch zu den königlichen Gemächern habe.
    Die Offiziere des Königs kommen und spielen um Geld. Rafael gibt zunächst Vargas einen Betrag, damit dieser setze. Doch Vargas verliert. Da dieser ja nicht unter dem Schutz des Teufels steht, will es Rafael nun selbst versuchen. In dem Augenblick, in dem er setzt, tritt Carlo ein. Rafael gewinnt und Carlo, der nur im Sinn hat, das Geld für Rafael zu sparen, damit dieser es nicht unnötig ausgibt, verlangt seine Hälfte.
    Die Offiziere ziehen wieder ab. Rafael stellt jedoch Carlo erneut auf die Probe: Er habe vergeblich versucht, seine Geliebte zu finden, nun soll der „Teufel“ sie herbeischaffen. Tatsächlich kommt in diesem Augenblick Casilda mit Medrano, der sie geholt hat, herein. Rafael will ihr entgegeneilen, doch der Oberhofmeister tritt dazwischen. Nun soll wieder der „Teufel“ helfen und den Oberhofmeister an die Luft setzen, aber der weigert sich, denn was soll er mit einem halben Oberhofmeister? Dieser jedoch lässt Rafael, der sich nun allein zu wehren versucht, für acht Tage arretieren, die Rafael jetzt aber auch mit dem „Teufel“ teilen will.
    Rafael, geht mit den Garden. Auch Vargas und Medrano folgen, nachdem der Oberhofmeister auftragsgemäß Casilda an Carlo übergeben hat. Casilda hat in Vargas den erkannt, der sie damals entführt hat und Carlo verspricht, ihn zu bestrafen.
    Der König kommt und Casilda erkennt in ihm denjenigen, zu dem sie geführt wurde und dem sie entwichen ist. Ferdinand ist ebenfalls verwirrt, denn er glaubt in ihr den Geist der Frau zu sehen, die er tot wähnt. Carlo kann ihn schließlich überzeugen, dass seine Schwester kein Geist, sondern eine sehr lebendige Person ist. Der hinzukommenden Königin gegenüber deutet er unvorsichtigerweise an, dass er nun des Königs Geheimnis kenne. Diese nimmt Casilda und den König mit sich und Carlo zweifelt, wie er aus dieser Situation herauskommen kann.
    Rafael ist aus dem Gefängnis entwichen. Im Vertrauen auf den „Teufel“ ist er aus dem Fenster gesprungen. Nun fordert er diesen auf, zuerst seinen Anteil abzusitzen.
    Da Casildas Identität nicht bekannt werden soll, warnt Carlo Rafael eindringlich, er solle sich dieser nicht nähern, sondern fliehen. Sie sei seine Schwester und damit auch ein Kind der Hölle. Er werde seine Seele verlieren, wenn er sich ihr ergibt.
    Die Königin kommt mit Casilda, die sie als Hofdame einkleiden ließ, was Rafael noch mehr verwirrt. Eine Teufelin als Hofdame?! Die Königin will mit Carlo unter vier Augen sprechen und nimmt ihn mit sich.
    Casilda wundert sich, dass Rafael so verändert ist, und dieser ist verlegen. Ihn zieht es zu ihr, aber ihm ist auch bange um sein Seelenheil. Als sie schließlich seine Hand nimmt und Rafael ihr zu Füßen fällt, tritt der König, rasend vor Eifersucht, zusammen mit dem Großinquisitor ein. Er befiehlt, Rafael zu verhaften, und begibt sich in sein Gemach.
    Vargas kommt und will für Rafael eintreten, aber der Großinquisitor will ihn in einer Stunde verbrennen lassen. Doch Rafael baut wieder einmal auf den Teufel.
    Der wird jetzt auch von den Garden hereingeführt, weil der Großinquisitor auch ihn sich vom Halse schaffen will. Aber Carlo bittet, vor seiner Verbrennung noch einmal beten zu dürfen und singt das Lied, das ihm seine Mutter sang. Das hört der König und kommt herein. Nicht diesen habe er zum Tode verurteilt, sondern Rafael. Als Carlo das hört, kommt ihm der Gedanke, wie er Rafael retten könne. Er gibt vor, dass dieser mit seiner Schwester verheiratet sei, was den König umstimmt. Der befördert Rafael sogar zum Oberst der Leibgarde, womit er zumindest auch dessen vermeintliche Gattin in der Nähe behält.
    Im Schlussensemble bedenkt der König, dass er nicht gegen das Gesetz handeln kann, das die Ehe schützt. Rafael glaubt an einen neuen Streich des Teufels, der Großinquisitor sieht wieder einmal seine Pläne durchkreuzt,


    DRITTER AKT
    Saal in Aranjuez.
    Carlo erwartet dringend die Königin, die ihn retten soll, denn der Schwindel scheint aufzufliegen. Diese kommt. Sie weiß inzwischen, dass der Großinquisitor ihre Scheidung betreibt, damit Ferdinand mit der Tochter des Königs von Sardinien verheiratet werden könne. Carlo bittet sie, auch in ihrem Interesse, schnell die Heirat von Rafael und Casilda zu betreiben. Die Königin weiß auch, dass Rafaels Onkel gestorben ist, ohne ihn enterben zu können, und dieser nun ein reicher Mann ist. Da sie erst einmal einen Besuch erwartet, verspricht sie, ihn nach dessen Ende wiederzusehen.
    Vargas kommt mit Rafael. Er hat ihm bereits von der Erbschaft berichtet. Vargas soll nach dem Willen des Onkels dessen Verwalter werden. Auch hier verlangt Carlo jetzt die Hälfte der Erbschaft. Das will Vargas verhindern, indem er Carlo mit einer Pistole bedroht. Er will Rafael beweisen, dass er auf einen Schwindler hereingefallen ist. Doch Carlo reagiert darauf, indem er droht, ihn noch am Abend erhängen zu lassen, weil er als Handlanger des Großinquisitors ein Mädchen entführt habe. Wenn er aber seine Schuld eingestehe, könne er, Carlo, bei der Königin bewirken, dass sie ihn zum Haushofmeister ernennt. Darauf geht Vargas ein. Rafael indes erklärt, dass er Casilda auf jeden Fall heiraten wolle, und sei es sein Verderben.

    Auch der König, der eintritt, glaubt an die Heirat, nachdem seine Gattin ihm diese versichert hat. Rafael ist außer sich vor Freude und will sofort zu Casilda in die ihm zugewiesenen Gemächer eilen. Doch Carlo hält ihn auf. Die Frau gehöre ihm, dem Pakt nach, nur zur Hälfte.
    Casilda bringt die Botschaft, dass die Königin Carlo erwarte. Dieser nimmt Vargas mit. Casilda spielt nun im Auftrage ihres Bruders mit Rafael ein Spielchen. Immer wenn der sich ihr nähert, nähert sich angeblich auch unsichtbar ein anderer, der seine Hälfte beansprucht. Rafael ist schließlich so verwirrt, dass er mit seinem Degen gegen den unsichtbaren Feind ankämpft.
    Darüber kommt der König herein und Rafael fleht ihn um Hilfe an, man möge ihn schnell mit Casilda trauen, damit der Spuk verschwinde. Als der König vernimmt, dass die beiden gar nicht verheiratet sind, gerät er außer sich. Die Königin, die mit dem Großinquisitor und Vargas hinzukommt, fürchtet, dass er wieder im die alte Schwermut verfällt und ruft Carlo herbei. Der Großinquisitor und Vargas hoffen ihrerseits, dass der König ihnen wieder verfällt.
    Carlo, der herbeigekommen ist, erklärt dem König, er werde nicht mehr singen. Auf die Frage, welcher Kummer ihn drücke, sagt er, dass seine Schwester entführt worden sei und er die Entführer kenne, die er aber nur ihm allein nennen wolle. Nachdem die anderen sich auf Weisung des Königs zurückgezogen haben, deckt er diesem die Intrige auf, wofür er als Beweis die Briefe aus Sardinien vorlegt, die er Vargas abgenommen hat. Aber er kann Ferdinand beruhigen, dass die Königin nichts davon wisse. Da winkt dieser die anderen wieder herbei. Der König verspricht seiner Gattin, dass er sie nicht mehr betrüben wolle, dem Großinquisitor bedeutet er, dass er (der König) der Herrscher sei, und das junge Paar segnet er.
    Rafael, dessen Wünsche alle erfüllt wurden, glaubt nun, dass er dem Teufel künftig nichts mehr schulde. Doch Carlo belehrt ihn eines Besseren: Er müsse auch sein Glück teilen – nämlich mit dessen Schwester Casilda.
    Alle singen ein Jubellied auf die Liebe.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    6 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Gerhard Wischniewski

    Hat den Titel des Themas von „AUBER, Daniel Francois Esprit: CARLO BROSCHI OU LE PART DU DIABLE“ zu „AUBER, Daniel Francois Esprit: CARLO BROSCHI OU LA PART DU DIABLE“ geändert.