Ein Künstler ist vergessen - kann das wirklich sein?

  • Ziemlich oft liest man bei TAMINO – bis hinein in die Überschriften von Threads – dass jemand vergessen, wenigstens aber zu Unrecht vergessen sei. Erst heute wieder, als des 46. Todestages von Ernest Ansermet gedacht wurde. Dann verfalle ich stets ins Grübeln und frage mich, ob das wirklich so ist. Vergessen! Ein großes Wort, ein großer Gedanke. Gedichte und Bücher wurden darüber geschrieben, wissenschaftliche Untersuchungen angestellt. Alle möglichen Dichter und Denker haben sich dazu geäußert. In der Oper spielt das Vergessen eine Rolle. Von Schopenhauer – um nur ein Beispiel zu nennen - ist die Äußerung überliefert, dass der Ruhm verschwinden könne, die Vergessenheit aber ewig währe. Nach meiner Überzeugung geht nichts verloren. Es mangelt uns oft nur an der Fähigkeit, der Phantasie und an Instrumenten, verschüttetes Wissen abzurufen. Scheint ein Sänger oder ein Dirigent angeblich in Vergessenheit geraten zu sein, wird nach einigen Recherchen meistens sehr schnell klar, dass das gar nicht so ist. Ein Blick ins Netz oder entsprechende Datenbanken genügt, um viele Informationen zusammenzutragen. Kann es sein, dass wir alle das Vergessen zu sehr lieben? Machen wir uns selbst mit dem Hinweis darauf wichtig? Siehe da, TAMINO hat wieder einen Musiker dem Vergessen entrissen? Wenn jemand bei TAMINO vergessen ist, bedeutet das in sehr vielen Fällen noch lange nicht, dass es wirklich so ist. Was meint ihr?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn ein Künstler "vergessen" ist, heißt das oftmals nicht, daß man biographische Daten oder Informarionen über seine Werke nicht in einschlägigen Lexika oder im Internet recherchieren könnte, sondern daß er aus dem gewissermaßen "aktiven" Gedächtnis des durschnittlich gebildeten Kunstfreundes ( die breite Masse erwähne ich hier von vorneherein nicht) weitgehend verschwunden ist.
    Die Gründe hierfür sind wahrscheinlich sehr unterschiedlich und meiner Erfahrung nach oft nicht recht nachvollziehbar. Ein Beispiel aus der klassischen Musik ist August Bungert , der sehr viel komponiert hat, zu Lebzeiten oft aufgeführt wurde, sehr angesehen war (er war mit den musikalischen Größen seiner Zeit, z.B. auch mit Mahler bekannt), aber -mit Ausnahme seines letzten Wohnortes Leutesdorf am Rhein, wo noch sein Wohnhaus steht- praktisch völlig vergessen ist. Allerdings kann man in Wikipedia einiges über ihn lesen. Lokalhistorisch Interessierte kennen Bungert aus dem Umkreis von Königin Elisabeth von Rumänien (Carmen Sylva), die ja eine geborene Prinzessin zu Wied war und Bungert gefördert hat.


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Jemand strikt Vergessenes kann natürlich nicht in einem Klassikforum zur Sprache kommen, denn spätestens dann ist er nicht mehr vergessen.
    Da beinahe die gesamte Diskographie Ansermets kürzlich in drei großen Boxen veröffentlicht wurde und auch einzeln dank Eloquence Australia mehr oder minder komplett erhältlich ist, ist der auch kein so gutes Beispiel. Als der Ansermet-Thread vor fast 10 Jahren gestartet wurde, sah es allerdings nicht so günstig aus und man kann wohl mit Recht sagen, dass der Name oder auch die Aufnahmen dieses Dirigenten für jemanden, der zB in den 1990ern begonnen hat, klassische Musik zu hören, nicht in der Weise präsent war wie in den 1960ern. Dafür werden im Ansermet-Thread einige Gründe genannt. Darunter ganz banale; auch abgesehen von der Erhältlichkeit der Aufnahmen gibt es zB bei Stravinsky, Debussy, Ravel heute eine weit größere Auswahl, klangtechnisch besser usw.


    Natürlich ist "vergessen" in den meisten Threadtiteln stark übertrieben. Aber wenn man sich zB typische Empfehlungen und Lieblingsaufnahmen von Mitglied "wok" anschaut, dann sind das regelmäßig Künstler, die man als ~40jähriger höchstens dem Namen nach oder gar nicht kennt und Aufnahmen, die oft nie auf CD erschienen sind. Selbst wenn Informationen über diese Künstler erhältlich und LPs auf irgendeinem Flohmarkt zu finden sind, scheint es mir da nicht übertrieben, für die Praxis eines Hörers, der heute Tonträger kaufen will, von "vergessen" zu sprechen.


    Und natürlich zeigt man, egal ob willentlich oder nicht, mit einem Faible für "vergessene" Künstler evtl. besonderen Eifer, besondere Sorgfalt in der Auswahl, besonderen Geschmack. Rattle, Karajan, Brendel oder Gould, deren CDs einem in jedem Geschäft entgegenspringen, muss man ja nicht erst entdecken oder gar auf Flohmärkten aufspüren.


    Und das gilt mutatis mutandis so ähnlich alles auch für "vergessene Komponisten". Natürlich ist ein Komponist, von dessen Musik es CDs gibt, nicht "vergessen" i.e.S.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • "Vergessen" ist natürlich nicht der richtige Begriff, wird aber umgangssprachlich doch der Kern treffen. Viele Künstler sind schon "vergessen" während ihrer Karrierre, soll in diesem Zusammenhang bedeuten, daß sie einer breiteren Öffentlichkeit nie bekannt waren, nicht ins "kollektive Bewusstsein " der Welt vorgedrungen waren. Hier gibt es dann verschiedene zeitliche, regionale und gesellschaftliche Segmente. So kann es sein, daß ein berühmter Kammermusiker, jener Gruppe, die sich für Kammermusik interessiert, länger im Gedächtnis bleibt, als der sogenannten "Klassikwelt", von der normalen Welt gänzlich zu schweigen. Oft sind legendäre Persönlichkeiten zwar noch Jahrzehnte bis Jahrhunderte dem Namen nach bekannt, aber man hat weder Zugang zu ihren künstlerischen Leistungen, noch hat man sie je gehört. Ist Carl Erb vergessen ? Bei Spezialisten des Liedes und des Oratoriums vermutlich nicht. Ansonst wird man natürlich bestenfalls Kopfschütteln ernten, und Klassikhörer, die ihn nicht kennen, werden das zu kaschieren versuchen, wohl ahnend, daß hier eine "Wissenslücke" ihrerseits besteht, die sie nicht preisgeben wollen.
    Kann das Tamino Klassikforum einen "vergessenen" Interpreten dem "Vergessensein" entreissen ?
    Vermutlich nein - denn Tamino ist eine spezielle kleine Welt - mit einer spezifischen Leserschaft. Soll heissen, wer Tamino liest wird vermutlich mehr Künstler kennen als die "Normalwelt" oder die "Genusshörer". Dazu kommt, daß hier eine gewisse Gruppenbildung stattfindet, der Kern des Forums, der quasi die Themen vorgiebt, jene die sich gerne anschliessen und jene die gelegentlich über ein Thema ihres Interesses mitschreiben, sowie das Stammleser-Publikum. Sie alle entwickeln im Laufe der Zeit einen gewissen kollektiven Geschmack, vzw Vorlieben und Abneigungen.
    Wie weit Tamino "strahlt" vermag ich nicht wirklich zu sagen. Einerseits ist eine gewisse mediale Wirkung unbestreitbar, andrerseits ist auch Tamino - um es mit Einstein zu sagen - "nur ein vergänglicher Teil einer vergänglichen Welt"
    Aber wir können "Suchende" doch ein wenig unterstützen indem wir Künstler, die uns persönlich am Herzen liegen, forcieren, bzw in Erinnerung rufen oder die Erinnerung einfach wachhalten. Das gelingt natürlich nur, wenn Tonträger von jenen aktuell verfügbar sind, somit sind wir auf die Plattenlabels angewiesen, die derlei im Programm haben.
    Eines aber muß man sich vor Augen halten: Auch das Tamino Klassikforum ist nur in der Lage eine gewisse Anzahl von Künstlern im Bewusstsein der "Klassikwelt" zu halten, denn auf jeden Künstler, der hier eine "Renaissance" erlebt, kommen (mindestens) 10 weitere, denen die nicht vergönnt war.
    Es sei uns als Trost, daß in unserer Zeit immerhin mehr Möglichkeiten bestehen Künstler der Vergangenheit in unterschiedlicher Tonqualität zu hören, seit ungefähr 60 Jahren sogar in Stereo, seit 70 in HIFI und seit 80 "brauchbar", Carusos Aufnahmen sind meist sogar schon über 100 Jahre alt - und bis heute ist er "unvergessen"
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat Rheingold1876

    Zitat

    Kann es sein, dass wir alle das Vergessen zu sehr lieben? Machen wir uns selbst mit dem Hinweis darauf wichtig? Siehe da, TAMINO hat wieder einen Musiker dem Vergessen entrissen? Wenn jemand bei TAMINO vergessen ist, bedeutet das in sehr vielen Fällen noch lange nicht, dass es wirklich so ist. Was meint ihr?


    Das sind schöne und interessante Fragen, lieber Rheingold,
    ich denke schon, dass wir alle das Vergessen ein wenig lieben, ermöglicht es doch, sich ein wenig zum Apostel desjenigen zu machen, der vermeintlich vergessen ist. Ich meine das gar nicht negativ. Meist ist es doch so, dass man meint, einem Künstler komme nicht die Bedeutung zu, die man ihm selbst einräumt. Und dies möchte man ändern, sei es, um Kenntnisse, sei es, um seine Begeisterung zu zeigen. Was liegt da näher aber in die rhetorische Schublade zu greifen und auch einmal ein wenig zu übertreiben :) Aber dann gibt es natürlich wirklich "Vergessene", insbesondere die Künstler vor dem Zeitalter der Tonträger, auf die der Begriff vielleicht noch am ehesten zutreffen könnte.


    Ins "kollektive Bewusstsein ", das Alfred hier ganz treffend angesprochen hat, schaffen es aber doch auch nur eine Handvoll Personen. Das gilt im Übrigen m. E. nicht nur für den Bereich der Klassik, sondern auch für den gesamten Bereich der Musik aber auch Bildenden Künste, aus dem es auch nur wenige in das kollektive Bewusstsein ihrer Zeit oder der Nachwelt schaffen.


    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Guten Tag allerseits!


    "Rheingold1876" hat mich auf die Idee gebracht, an dieser Stelle einmal eine kleine "Galerie der Vergessenen" , vielmehr gegen das Vergessen, einzustellen.


    Alle hier seit 2004 gesammelten und eingestellten 99 Threads haben in ihren Überschriften bzw. Namen vermeintlich oder tatsächlich vergessene Künstler und ihre Werke zum Thema.


    Die von mir vorgenommene Sortierung ist allerdings nur seeehr grob.;(


    Trotzdem viel Spaß beim Wiederentdecken und Stöbern in diesen "vergessenen" Threads.


    Und vergesst bitte auch künfig nicht, beim Erstellen eines neuen Threads ab und zu mal ein "Vergessen" in die Überschrift mit unterzubringen. ;)


    Vielen Dank!:hello:


    LG....MDM :angel:



    Vergessene Komponisten und ihre Werke


    Mein liebster "vergessener" Komponist


    Von "vergessenen Komponisten" und "selbsterfüllenden Prophezeihungen"


    Über vergessene und boykottierte Komponisten - und Ihre "Wiederentdeckung"


    Warum wurden manche Komponisten NICHT "vergessen" ?


    Warum wurden Komponisten "vergessen" ?


    Warum wurden so viele Komponisten der letzten 100 Jahre "vergessen" ?


    Für immer vergessen ??? - mit Sicherheit nicht !!!


    Von Meisterwerken, Epigonen, Kleinmeistern, vergessenen Komponisten - und so weiter.......




    Die vergessenen Italiener des Barock


    Die vergessenen Italiener der Vorklassik und Klassik




    Alberic Magnard - ein fast Vergessener


    Verfemt, verfolgt und vergessen: Heinrich Kaminski (1886-1946)


    Maurice Duruflé - Der Vergessene Franzose?


    Giovanni Pacini - Opernkomponist in Vergessenheit geraten?


    Vergessen Sie Mozart!


    Giuseppe Valentini (1681-1753), ein (fast) vergessener Meister oder die Suche einer Ahnungslosen


    Alexander Glasunow - Der vergessene Russe?!


    Albert Roussel - Zu unrecht vergessen?


    Nikolai Mjaskowski - Russlands vergessener Komponist


    Franz Schreker - ein vergessener Revolutionär?


    Giuseppe Bonno (1710-1788) - Der vergessene Hofkapellmeister


    Zu Unrecht vergessen? Der Komponist Louis Aimé Maillart


    Johann Pachelbel (1653-1706) - Nürnbergs (fast) vergessener Sohn


    Gabriel Dupont_einfach vergessen worden?


    Louis Spohr - ein vergessener Komponist?


    Henri Duparc - ein fast vergessener Komponist?


    Ritter Sigismund von Neukomm - ein Vergessener


    Samuel Scheidt - vergessen?


    HERMANN Robert (1869-1912) vergessener schweizer Spätromantiker


    Anton Adam Bachschmid - ein fast vergessener "Wiener Klassiker"


    Anselm Hüttenbrenner - ein vergessener Liederfürst


    Paul Graener - ein vergessener Spätromantiker


    Sir Granville Bantock (1868—1946) — Fast vergessener britischer Spätromantiker






    Vergessene Werke der klassischen Musik - anders betrachtet


    TOCCATA CLASSICS - Vergessene Musik großer Komponisten - Große Musik vergessener Komponisten


    Joseph Haydn - Il ritorno di Tobia - zu Unrecht vergessen!


    Vergessene Kostbarkeit - Oscar Straus "Rund um die Liebe"


    Dvoraks Sinfonie Nr 6 - vergessene Gute-Laune-Musik


    Verdis vergessene Juwelen


    Felix Mendelssohn Bartholdy: Paulus- ein vergessenes Juwel?


    Mascagni: Iris – ein vergessenes Juwel


    Arnold Dreyblatt: Escalator (1995) - und das Vergessen in der Zeit digitaler Medien


    Schade, dass solche wirklich lohnenden russischen Meisterwerke in Vergessenheit geraten.


    Julius Röntgen - Die (fast) vergessenen Klavierkonzerte eines Spätromantikers


    Vergessenes Juwel: ARMIDA, Dvořáks letztes Werk


    Sibelius: Die Waldnymphe — Geliebt, vergessen, wiederentdeckt


    Der arme Jonathan - zu Unrecht vergessen


    Wider das Vergessen: Unbekannte französische Meisterwerke (1850-1950)




    Vergessene Dirigenten


    Bruno WALTER - ein Vergessener ?


    Ernest Ansermet - Legende zu Lebzeiten, heute vergessen(?)


    Willem Mengelberg- vergessen, aber oft genannt: subjektiv Sachlichster der "Alten Garde"?


    DIMITRI MITROPOULOS - der vergessene Jahrhundertdirigent?


    Fritz Reiner - Vergessen?


    Andrew Parrott- Vergessen?


    Franz Konwitschny - Noch ein (fast) Vergessener


    Howard Mitchell — noch ein Vergessener


    Carl Schuricht - ein vergessener Großer?




    Vergessene Instrumentalisten


    Dieter Zechlin - Vergessener Pianist der DDR ?


    Artur Rubinstein - vergessener 'Großmeister'?


    Orazio Frugoni - ein fast vergessener italienischer Pianist


    Pianisten der Vergangenheit - die leider (fast) vergessen sind


    Alfred Cortot - vergessen??


    Werden "große Geiger" schnell vergessen ?


    Das vergessene Schäffer Quartett


    Viola - Bratsche - verhasst oder vergessen?



    Vergessene Sängerinnen und Sänger


    Josef Traxel, ein Sänger den man nicht vergessen sollte.


    Cheryl Studer - Vergangen und vergessen?


    Rio Kube, Tenor - Vergessen?


    Ursula van Diemen, eine zu Unrecht in Vergessenheit geratene Sängerin


    Vergessener Held: Bernd ALDENHOFF


    Guillermo Sarabia - ein zu Unrecht vergessener Bariton?


    Ada Sari - ein fast vergessener Koloratur-Sopran


    Rudolf Watzke - Ein vergessener deutscher Baß


    Georg Paskuda - Auch ein Vergessener?


    Bruno Prevedi, vergessener Tenor?


    Giovanni Martinelli - Noch ein Vergessener


    Liselotte Maikl - eine der "Vergessenen Stützen" des Ensembles!


    Rudolf Christ - ein Vergessener ?


    Elisabeth Steiner - vergessener Mezzo ?


    August Seider, ein (fast) vergessener Heldentenor


    Beniamino Gigli - Der vergessene Caruso-Nachfolger (?)


    Walter Geisler - ein vergessener Tenor?


    Stina-Britta Melander / eine zu Unrecht Vergessene?


    Biserka Cvejic, eine der Vergessenen?


    William Johns - in Vergessenheit geraten?


    Anni Frind, die Vielseitige - Vergessen?


    WAGNERSÄNGER - Groß und vergessen


    Vergessene Sängerthreads


    Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze - und den Interpreten auch nicht (??)





    Wer oder was sonst noch vergessen wurde


    Der Zink - das Serpent, vergessene Instrumente


    Erlebnisse, die ihr nie vergessen werdet!


    Der Stoff aus dem die Opern sind (3) - Vergessene Literaturvorlagen der klassischen Musik und Opern


    La Frottola - eine fast vergessene Kunstgattung des 15. und 16. Jh.


    Fast vergessene Film-Diven von einst


    Ein Künstler ist vergessen - Kann das wirklich sein?

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Lieber MDN, was für eine tolle Zusamenstellung! Mit dieser Fülle hatte ich nicht gerechnet. Es lohnte sich schon, auf dieses und jenes Thema zurückzukommen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieb und schauen, wieer MDM,


    ich bin ja bekanntlich momentan unterwegs und habe schon mal die ersten drei Namen auf deiner Liste abgehakt, um zu überprüfen, ob ich wenigstens an sie gedacht habe, und es ist der Fall:

    Alberic Magnard (3. September, 105. Todestag)

    Heinrich Kaminski (4. Juli, 133. Geburtstag)

    Maurice Duruflé (16. Juni (33. Todestag).

    Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich mal nach und nach die Liste abarbeiten, und wenn ich jemanden vergessen habe, werde ich den Eintrag nachholen. Die Möglichkeit habe ich ja jetzt.

    Aber ich habe eine Idee, wie wir die Situation wenigstens etwas verbessern können. Vielleicht erklärt sich ja einer aus dem Forum, der hier bisher noch keine zeitaufwendige Dauerbeschäftigung ausübt, bereit, analog zum Erinnerungsthread anhand dieser "Vergessenenliste" an dem Tag, an dem der Name im Erinnerungsthread auftaucht, einen Link zum Thread des Vergessenen zu setzen, damit an dem Tag dann ein zweites Mal an den Vergessenen erinnert wird, auch mit dem Hinweis, dass dies dem Vergessen entgegenwirken soll und vielleicht der eine oder andere Tamino sich angesprochen fühlt, sich auch in diesem Thread zu melden und vielleicht darauf hinzuweisen, dass er ja auch diesen "Vergessenen" in seiner Sammlung hat und auch zu erwähnen, mit welcher Aufnahme er ihn hat.

    Einen Versuch wäre es wert, so etwas wie ein positives Schneeballsystem in Gang zu setzen. Nebenbei hätte das Forum mehr Beiträge und der einzelne Schreiber auch, also eine Win Win-Situation.^^^^


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nach langer Zeit komme ich wieder zur eigentlichen Frage: und - aus heutiger sicht - kann das sehr wohl sein, daß ein Künstler vergessen wird - viele "fast" einige ganz,

    Denken wir mal über die Minnesänger und Troubadure nach. (Der Gedanke ist naheliegend, da ich gerade dabei bin den Thread zu restaurieren,nämlich Bilder von aufgelassenen Webseiten, wohin ein nun toter Link führt duch neue Bilder zu ersetzten)

    Die waren zu ihrer Zeit hochberühmt - Es ga ja kaum was anderes. Heute kennen wir nur wenige Namen . und die Werke sin nur selten überliefert.

    Gehen wir vor ins Jahr 2333 und suchen wir nach Tonaufnahmen von heute. VIELLEICHT Finden wir noch Herbert von Karajan mit 2 oder 3 Aufnahmen und eventuell auch was von Bernstein. Denn der Markt kurde inwischen immer mehr mit Interpreten Sängern und Dirigenten überflutet, daß man zwischen alt und neu wählen musste.

    Im jar 2287 Gab dann der Weltverband klassischer Tonaufnahmen bekannt alles VOr 2200 aufgeommene von den Streamern zu nehmen, weil seig Jahren keine Abrufe erfolgt sind. Im Jahr 2455 wird dann das gesamte Spektrum klassischer Musik für "nicht erhaltenswürdig" bezeichnet....

    Eine utopische Projektion ? Mag sein - aber ich haltes sie in den Ansätzen für durchaus realistisch.

    Stellen wir uns vir, die Bibliothe von Alrxandiren wäre nicht zerstärt wurden (angeblich ist der Bran von 48 V. Ch nur eine Legende) -Wer würde heute diese Schriftrollen lesen wollen ? Ebenbspwenig wie die in Stiftsbiblotherken gelagerten Bücher. Deren Inhalt istweitgehenf ungültig...


    mfg aus wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie Phönix aus der Asche


    Das Gegenteil gibt es auch! Und gleich drei meiner Lieblingskomponisten sind erst seit ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) wieder reanimiert worden und haben seitdem einen strahlenden Ruf, natürlich auch deswegen, weil die Musiker sie heute adäquat spielen können.

    1. Janacek

    2. Cavalli

    3. Tomás Luis de Victoria


    Es ist nun nicht so, als ob diese Komponisten vorher nicht bekannt gewesen wären. Aber die ausführenden Musiker waren derart inkompetent, dass der Phönix in der Asche blieb.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Aber ich habe eine Idee, wie wir die Situation wenigstens etwas verbessern können. Vielleicht erklärt sich ja einer aus dem Forum, der hier bisher noch keine zeitaufwendige Dauerbeschäftigung ausübt, bereit, analog zum Erinnerungsthread anhand dieser "Vergessenenliste" an dem Tag, an dem der Name im Erinnerungsthread auftaucht, einen Link zum Thread des Vergessenen zu setzen, damit an dem Tag dann ein zweites Mal an den Vergessenen erinnert wird, auch mit dem Hinweis, dass dies dem Vergessen entgegenwirken soll und vielleicht der eine oder andere Tamino sich angesprochen fühlt, sich auch in diesem Thread zu melden und vielleicht darauf hinzuweisen, dass er ja auch diesen "Vergessenen" in seiner Sammlung hat und auch zu erwähnen, mit welcher Aufnahme er ihn hat.

    Einen Versuch wäre es wert, so etwas wie ein positives Schneeballsystem in Gang zu setzen. Nebenbei hätte das Forum mehr Beiträge und der einzelne Schreiber auch, also eine Win Win-Situation. ^^^^

    Lieber Willi,


    diie oben aufgeführten Threads sind nur ein kleiner Teil der bis dato 19.138 hier in diesem seit 2004 Forum verfassten Themen.


    Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass im Threadtitel zufällig das Wort "vergessen" auftaucht. Sie konnte ich durch die erweiterte Suchfunktion aufspüren. Viele andere Threads, die dieses Merkmal nicht aufweisen, fallen damit durchs Raster. Aber wir werden sehen, was sich machen lässt und wie wir Deine Arbeit künftig vielleicht noch praktisch etwas unterstützen können.


    Für heute wünsche ich Dir noch einen sonnigen Oktobersonntag und eine glückliche Heimreise.


    LG...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Pietr Raimondi früher berühmt - heute (fast)vergessen - morgen wieder bekannt ?!


    Wer kennt den Komponisten Pietro Raimondi? Auch Heinz Wagner erwähnt ihn in seinem opus magnum Das grosse Handbuch der Oper nicht, obwohl er 62 Opern komponiert hat und Giovanni Pacini ihn 1834 "den berühmtesten Kontrapunktisten unserer Zeit" nannte.

    Amazon führt im Sortiment einzig eine Aufnahme seines Oratoriums Il Giudizio Universale, bei youtube gibt es darüber hinaus eine Ton-Aufnahme der Oper Il Ventaglio.

    Gerade eben habe ich gelesen, dass die in der Schweiz beheimatete Free Opera Company Il Ventaglio wieder ausgegraben hat und mit viel Erfolg acht Vorstellungen (bis 20. Oktober) aufführt. Die Kritik im OnlineMerker war auch sehr positiv. Vielleicht graben jetzt auch noch einige andere und werden fündig.

    Es grüßt Vera

  • Reinhard

    Hat den Titel des Themas von „Ein Künstler ist vergessen - Kann das wirklich sein?“ zu „Ein Künstler ist vergessen - kann das wirklich sein?“ geändert.
  • Mir ist heute wieder ein Komponist, der so vergessen ist, dass es kaum Informationen über ihn gibt, und deswegen will ich den ganzen Text, den ich über ihn verfasst habe, hierhin kopieren. Vielleicht kennt ihn ja jemand:

    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch wenn mir das, was ich hier schreibe wider den Strich geht, so ist es eine Tatsache, daß das "vergessen" - in jeglicher Form - leider ein Naturgesetz ist.

    Ein Naturgesetz gegen sich der Mensch - in letzter Konsequenz erfolglos - sträubt.

    Wir wissen nicht ob die ersten Höhlenmalereien einfach Abbildungen der Natur waren oder der "Zerstreuung" dienten.

    Wohl aber wissen wir, daß Portaits der Renaissance (und wohl auch des Mittelalters) dazu dienten, die Gesichtszüge berühmter Persönlichkeiten festzuhalten, damit ihre Freunde, Feinde und zukünftigen Ehepartner "sich ein Bild" von ihnen machen konnten.

    Die Kirche war eine der ersten Institutionen, die das Potential von gemalter Geschichte und gemalten Geschichten erkannte.

    Solche Bilder waren der Berichterstattung, aber auch der Geschichtsfälschung dienlich.

    Und sie hatten EIGENTLICH nur einen zeitlich begrenzten Wert. Irgend jemand hatte bald herausgefunden, daß man die Geschichte ganzer Generationen und Adelsgeschlechter festhalten und manipulieren konnte. Der Durchbruch war dann um 1500 durch die Buchdruckerkunst gegeben, allerdings nur für die "gebildeten Stände", der Rest verharrte in Dummheit.

    Dann kam die weltliche "Historienmalerei" - Genau betrachtet wurde hier gar kein Kampf gegen das Vergessen geführt - sondern Ereignisse der Vergangenheit manipuliert oder - frei erfunden.

    Mit den Tönen - unser Thema - war das was anderes - 1877 von Thomas Alva Edison und Charles Cros - erfunden - gab es die ersten Sprechmaschine.

    Ab jetzt war es möglich, die menschliche Stimme aufzuzeichnen und der Nachwelt zugänglich zu machen. Das war von der Idee getragen, daß sich überhaupt jemand in der Zukunft dafür interessieren würde.

    Aber - wie wir heute wissen - ist das eine sehr idealisierende Auffassung. Meist interessiert kommende Generationen nicht, was die vorigen geschätzt, geliebt, gehört oder gesungen haben. Daß soviel nicht vernichtet wurde verdanken wir einigen wenigen "Kulturhamstern" - sozusagen den Vorgängern der Tamino-Klassikforum-Mitglieder.

    In der Baukust ging es viel rigoroser zu. Man demolierte schon in der Renaissancezeit (z.B in Salzburg) historische Bauwerke und ersetzte sie durch "Zeitgemäßes". Als der Erzbischof von Salzburg Wolf Dietrich von Raitenau (1604) den Salzburger Dom nach einem Brand schleifen liess, wurde ihm entgegengehalten, daß dies ein Sakrileg sei, der Heilige X (Name ist mir entfallen) habe ihn gebaut. "Unsinn - MAURER haben ihn gebaut."


    Leider kann ich dieses interessante Kapitel nicht weiterspinnen - begebe mich also in die Geschichte der Schallplatte.

    In einem Buch las ich vor zig Jahren, daß um 1900 einige besonders typische Schallplatten in die Mauer des Pariser Invalidendoms (?) eingemauert worden seien - mit dem Ziel, die Stimmen für die Zukunft zu erhalten. Im Jahre 2000 sollten die Aufnahmen dann wieder entfernt und der Nachwelt zugänglich gemacht werden. Ich glaube, das wurde in der Tat vergessen - ich hab nie wieder was davon gehört. Ebensowenig wie von der Fersehsendung aus den 60er Jahren, wo eine Schaltung um die ganze Welt stattfand, jeder mit eingebundene Sender sollte einen kurzen Beitrag leisten. Es hat im Prinzip - trotz zahlreicher Bildstörungen - funktioniert. Für eine Wiederveröffentlichung war die Jahrtausendwende vorgesehen. Fand indes auch nicht statt. Ebenfalls um ca 1955/60 fanden die ersten "offiziellen" Veröffentlichungen von Stereoschallplatten (HIFI-STEREO) statt. Man war davon überzeugt hier - dank vorzüglicher Technik und erstklassiger Künstler - Aufnahmen für die Ewigkleit zu schaffen. ENDGÜLIGE Interpretationen, Karl Böhms Mozart, Herbert von Karajans Beethoven, Soltis "Ring", Karl Richters Bach etc etc.

    Man glaubt hier, das Ende der Fahnenstange sei erreicht........

    Und wie wird das heute bewertet ?? :(


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,

    die in der Pariser Oper eingemauerten Schallplatten wurden keineswegs vergessen, sondern wurden wieder veröffentlicht und sind käuflich zu erwerben:

    Les Urnes De L'opéra


    Es grüßt Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Lieber Mme. Cortese, lieber Alfred, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir diese Geschichte völlig unbekannt ist. Ich meine auch bei einem Besuch des kleinen Museums im Garnier nicht darauf gestoßen zu sein. Denn so etwas merkt man sich doch! In diesem Moment habe ich die Box gekauft und freue mich darauf. Danke also für den heißen Tipp. Was ich so im Moment überblicke, dürfte keiner der Beteiligten vergessen sein. :):saint::angel:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • die in der Pariser Oper eingemauerten Schallplatten wurden keineswegs vergessen, sondern wurden wieder veröffentlicht und sind käuflich zu erwerben:

    Liebe Madame Cortese,


    VIELEN Dank für diese Information

    Wir sehen hier - wie nützlich dieses Forum ist - auch für micht - denn man wird mit Informationen versorgt, die man anderswo schwer oder überhaupt nicht findet.

    Ich habe diese Geschichte mal gelesen, als ich zwischen 15 und 20 Jahre alt war, meiner Erinnerung nach in "Knaurs Weltgeschichte der Schallplatte"

    Aber ich kann mich auch irren. Der Autor war (ich habe soeben recherchiert) Curt Riess, der Verlag Droemer/Knaur (1966)

    Es ist inzwischen vergriffen, aber vielleicht werde ich es mir antiquarisch besorgen, denn - egal ab diese Gischicht daraus stammt oder nicht - ea war voll von Anekdoten. Es ist schade, daß für solche Bücher offenbar heute kein Markt mehr besteht, aber vielleicht mag Tamino hier als schwacher Ersatz gelten.

    Nach meiner Erinnerung war es der Invalidendom wo die Platten eingemauert waren, aber natürlich war es die Oper - das passt ja auch thematisch besser.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist inzwischen vergriffen, aber vielleicht werde ich es mir antiquarisch besorgen, denn - egal ab diese Gischicht daraus stammt oder nicht - ea war voll von Anekdoten. Es ist schade, daß für solche Bücher offenbar heute kein Markt mehr besteht, aber vielleicht mag Tamino hier als schwacher Ersatz gelten.

    Auch dieses Buch habe ich soeben bestellt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber MDM

    "Rheingold1876" hat mich auf die Idee gebracht, an dieser Stelle einmal eine kleine "Galerie der Vergessenen" , vielmehr gegen das Vergessen, einzustellen.


    Alle hier seit 2004 gesammelten und eingestellten 99 Threads haben in ihren Überschriften bzw. Namen vermeintlich oder tatsächlich vergessene Künstler und ihre Werke zum Thema.

    K Ö S T L I C H !!!

    Ich habe Deine Liste mit viel Vergnügen gelesen!

    Oft hat man doch den Eindruck, nur der Thread-Starter hatte die jeweiligen Damen oder Herren vergessen. Aber genau der hatte sie ja noch in Erinnerung, wollte aber etwas unternehmen. damit andere sie nicht vergessen.

    K Ö S T L I C H !!!


    Gibt es nicht auch vergessene Threads? Aber bei denen steht das Suchwort "Vergessen" natürlich nicht im Titel.

    Leicht zu finden sind sie aber schon!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso41,


    es ist wohl einfach oft so, dass der Threadstarter ein interessantes Thema zur Diskussion stellen möchte, sich über den Titel aber eben nicht so viele Gedanken macht ,dann schnell irgendetwas nimmt, was Aufmerksamkeit erzeugen könnte , aber wo "Vergessen" dann eigentlich nicht so recht passen will.


    Beispiele von oben dafür, wahllos herausgegriffen, wären Beniamino Gigli, Artur Rubinstein oder Willem Mengelberg. Die z.B. dürften wohl auch in 100 Jahren noch nicht wirklich "vergessen" sein.


    LG...MDM :hello:


    P.S.: Liebe Moderatoren, könnt Ihr bitte einen Link oben bei den Dirigenten löschen? Ich weiß nicht, wieso mir Arturo Toscanini - von Puccini-Premieren zum Radio-Star in den USA  dazwischengeraten ist. Danke!

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

    2 Mal editiert, zuletzt von MDM ()

  • Wie ist das eigentlich, abseits der hier eigentlich thematisierten Künstler, mit Euch selber? Möchtet Ihr irgendetwas auf dieser Welt hinterlassen ,so dass man sich noch länger an Euch erinnert oder ist Euch das egal? Meine Familie ( Bildhauer und Steinmetze) haben sich z.B. hier zumindest lokal verewigt, u.a. in künstlerisch sehr gut gemachten Kriegerdenkmälern (mit Adlern usw.) . Von einigen Mitgliedern hier im Forum( z.B. Dr. Holger Kaletha und Hans A. Hey )weiß ich, dass sie Bücher veröffentlicht oder Schallplatten aufgenommen haben (adriano).. Ich selber spiele noch mit dem Gedanken, ein Buch zu veröffentlichen(nicht über Musik) , vermutlich über Books on Demand. Meinungen?


    LG...MDM :hello:


    edit: Danke, Norbert!

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Lieber MDM!

    Es ist wohl einfach oft so, dass der Threadstarter ein interessantes Thema zur Diskussion stellen möchte, sich über den Titel aber eben nicht so viele Gedanken macht ,dann schnell irgendetwas nimmt, was Aufmerksamkeit erzeugen könnte , aber wo "Vergessen" dann eigentlich nicht so recht passen will.

    Das genau ist das Problem. Man denkt allenfalls im Horizont des jeweiligen Augenblicks über den Titel nach. Da bekommen dann oft Threads Titel, die schon nach ein paar Wochen sonderbar aus der Zeit gefallen wirken.


    Wie ist das eigentlich, abseits der hier eigentlich thematisierten Künstler, mit Euch selber? Möchtet Ihr irgendetwas auf dieser Welt hinterlassen ,so dass man sich noch länger an Euch erinnert oder ist Euch das egal?

    Ich fürchte, dass ich mehr hinterlasse, als mir lieb ist.


    Aber Du willst ja eine ernste Antwort. Da denke ich, dass ich ziemlich viel Geschriebenes hinterlasse. Allein schon bei der VGWort sind inzwischen mehr als 200 Bücher oder Buch- und Zeitschriftenbeiträge von mir gemeldet.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Es handelt sich natürlich nur um Schlagzeilen - und um Clichés

    Und natürlich um den Kampf gegen das "Vergessen" überhaupt.

    Letzterer ist natürlich aussichtslos. Wir haben ja nicht mal ein authentisches Portrait von Mozart.

    Anders gesagt: Wir haben viele davon - die meisten widersprechen einander.

    Es ist auch traurig, wie das Vergessen durch das IMO überzogene Copyrigt gefördert wird. Zahlreiche Bilder (und auch Tondokumente) sind unter Verschluß, werden nie veröffentlicht, weil der "Urheberrechtsbesitzer" keinen Profit damit machen kann, aber auch niemand anderer diese Schätz veröffentlichen darf. Wenn das der Fall ist, dann ist der Abgebildete in der Tat bereits vergessen, oder die Tonaufnahme technisch sooo überholt, daß kein Interesse mehr besteht.

    Ausübende Künstler der Gegenwart sind indes am Vergessenwerden iihrer Vorgänger doch eher interessiert, denn das sind in schlimmsten Fall (wo sich nicht vergessen sind, sondern Legendenbildung eintrat) Konkurrenten gegen die schwer anzukommen ist. Zum einen der Qualität wegen - zum anderen eben wegen des Nimbus, den nur wenige im Leben erreichen. Es gibt partiell also auch die Tendenz künstlich nachzuhelfen, daß die Vergangenheit ruht.

    Es hat aber auch mit Mentalität und Zeitgeist zu tun. Künstler der Vergangenheit waren oft erhabene Persönlichkeiten mit - oft überzogenem - Sendungsbewusstsein, durch Werbung und PR noch verstärkt. Das wirkte sich aber oft auch durch ihre Interpretation aus, ein "theatralischer" Unterton war da oft zu hören - der einer gewissen "Sachlichkeit" gewichen ist.

    Wir erlebten das bei Schallplattenfirmen, die ihre verblichenen Stars - nach einer kurzen Phase der Hinwendung ("Lebenswerk" auf 40 CDs) iins Nirwana sandten - und sie sie nach einiger Zeit - wegen offensichtlicher "Unverzichtbarkeit" wieder aus der Mottenkiste holten - um Umsatzeinbußen zu vermeiden.


    Zu den vergessenen Threads ist zu sagen, daß die meisten nur "temporär" vergessen werden. Interessanterweise sind es dann oft neue Mitgieder, die sie ausgraben und wiederbeleben, weil plötzlich ein allgemeines Interesse erwacht.

    Und dann gibt es eben Themen - auch im Bereich der klassischen Musik - die einfach ihre Zeit haben - beispielsweise weil über einen gewissen Zeitraum sich eine gewisse Gruppe dafür interessiert. Wenn diese Gruppe auseinanderfällt und nicht erneuert werden kann (auch das gilt nur über einen gewissen Zeitraum) dann erlischt das Interesse.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Guten Abend,

    habe mich jetzt einfach hier eingeloggt , um zu erfahren was mit dem Dirigenten Fritz Lehan weiter geschehen ist.

    In den 60-iger Jahren schien bei EMI ein neuer Senkrechtstarter aufgetaucht zu sein (Gesamtaufnahme von Lortzings "Waffenschmied" oder Querschnitt von Adams "Postillon von Lonjumeau" mit prominenten Sängern wie Gisela Litz,Lotte Schädle,Hermann Prey,Gerhard Unger,Kurt Böhme oder Nicolai Gedda). Später kommen ebenfalls bei EMI noch einige Aufnahmen mit dem Consortium musicum aus der Barockzeit und der Frühklassik hinzu .

    Ab diesem Zeitpunkt wird es dann absolut still um Fritz Lehan .

    Über sein weiteres Leben und seine Karriere ist so gut wie nichts bekannt.

    Viele Grüße

    M.B.

    M.B.

  • Im Falle von Fritz Lehan scheint der titel wirklich zu stimmen - er ist nicht nur vergessen - sondern sogar verschollen

    Das einzige was ich bei intensiver Recherche ermitteln konnte war sein Geburtsjahr, nämlich 1904 Dieses Jahr taucht zweimal im Internet auf, was nicht heisst, das es stimmen muß, weil ja oft einer vom andern abschreibt.

    Es gibt eine japanische Internetseite mit Bild ! und einer Mini Biographie mit definitiv falschem Sterbedatum 1956, weil die Lorzing Aufnahmen alle später gemacht wurden - vielleicht nur ein Pseudonym, wo man sich des Namens eines verstorbenen Dirigenten bediente ?

    https://www.igeciku.com/singer/11629.html


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mitten durch die Unterwelt der griechischen Mythologie fließt der Fluss Lethe, der etwas mit Vergessen und Vergessen werden zu tun hat. Was dieser Fluss konkret tut und bedeutet, ist - wie in der Mythologie nun mal üblich - alles andere als eindeutig. Die Griechen konnten noch mit Ambivalenzen umgehen. Da regierte nicht der Zwang zur Eindeutigkeit, der das Leben in der Moderne so nervig macht!


    Das Vergessen und das Vergessen werden konnte da noch leicht als Befreiung, ja als Heilung und Segen empfunden werden.




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    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Das Vergessen und das Vergessen werden konnte da noch leicht als Befreiung, ja als Heilung und Segen empfunden werden.

    Das ist es, lieber Caruso. Danke für Deinen Beitrag. Vergessen ist auch Befreiung. Ich gehe sehr gern über Friedhöfe. In deren Tiefe fließt auch der Fluss Lethe. Hier im Forum wird das Thema nach meinem Eindruck zu eng diskutiuert. Gern noch mit Blick auf CDs. ;) Die wunderbare "Galerie des Vergessens" von MDN hat das deutlich gemacht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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