Lutgra wies im Beitrag Nr 57 des Threads:
D-A-CH Symphoniker im 20. Jahrhundert
auf die vier Sinfonien von Hans Gal (1890-1987) hin, und meinte, es wäre an der Zeit, sie kennenzulernen.
Hans Gal wurde 1890 in in Brunn am Gebirge geboren. Er studierte von1908 bis 1912 Komposition beim Brahms-Schüler
Eusebius Mandyczewski. Schon in seiner Jugend unterrichtete er am Wiener Konservatorum, 1929 übersiedelte er nach Mainz und fungierte dort als Direktor des dortigen Konservatoriums. 1933 verliess er Deutschland, weil er dort als Jude verfolgt wurde. Bis 1938 wirkte er in Wien als Dirigent, flüchtet dann aber erneut - diesmal nach England, wo er als "feindlicher Ausländer" interniert war, aber ab 1945 an der Universität Edinburg Komposition, Musiktheorie und Kontrapunkt unterrichten konnte. Er schrieb zahlreiche musikwissenschaftliche Bücher und komponierte 4 Sinfonien, Konzerte, Kammermusik und einge Opern. Am 3. Oktober 1987 starb Hans Gal in Edinburgh.
Sieht man im "Österreich-Lexikon", im "Historischen Lexikon der Stadt Wien", im 4 Bändigen Metzler Musiklexikon" oder in der 24 bändigen "Brockhaus Enzyklopädie" (19. Auflage) nach, so findet man in jedem dieser Nachschlagewerke entsprechende Eintragungen etc. Lediglich in den mir zur Verfügung stehenden Konzertführern herrscht Sendepause....
Hnas Gal schrieb seine erste Sinfonie 1927. Uraufgeführt wurde sie 1928 in Düsseldorf. Vorher hatte sie bei einem Wettbewerb der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, welcher in Cooperation mit der Schdllplattenfirma Columba anlässlich des 100. Todestags von Franz Schubert veranstaltet wurde, den 2. Platz der österreichischen Teilnehmer erreicht.
Ich persönlich empfand die tonale Sinfonie insgesamt als recht abwechslungsreich mit zahlreichen Ideen, indes konnte ich die oft aufgestellte Behauptung, Gals Musik wurzle auf Brahms und Schubert beim besten Willen nicht nachvollziehen. Vielleicht kann jemand andrer das bestätigen oder hier widersprechen. Ich empfand das Werk durchwegs als heiter und verspielt, mit Ausnahme des letzten Satzes, der mich an einen Trauermarsch erinnert.
"Verspielt" war mein erster Eindruck - und ich fand ihn im Booklet bestätigt - einer der wenigen Punkte, wo mein Höreindruck mit jenem des Verfassers (in Bezug auf die 1. Sinfonie) übereinstimmt. Besonders beim 2. Satz, der Burleske ist das gut zu hören, Gal lässt hier Teile des Orchesters "meckern" oder "schnattern". Ich fand hier Details, die mich entfernt an Gustav Mahler erinnerten, da dies aber nirgendwo sonst behauptet wird, wird es wohl ein sehr subjektiver (und vielleicht sogar falscher) Eindruck sein.
Beim Beginn des vierten Satzes hätte ich auf Schostakowitsch getippt, weil hier auch jener künstliche Optimismus auftritt.
Der vierte Satz ist für mich der beeindruckendste, vor allem von der farbigen Instrumentation und den ständigen Stimmungswechseln her. Ab 1:29 fand ich eine kurze Stelle, die mich an einen Trauermarsch (?) erinnert.
Das Thma ertönt im Laufe des Satzes in abgewandelter Form immer wieder, kann sich aber nicht durchsetzen, der Satz endet "optimistisch".
Wie dem auch sei - es ist verwunderlich, daß Gals lange Zeit quasi in der Versenkung verschwunden ist, notabene, da er einge offizielle Auszeichnungen bekommen hat.
1915 Österreichischer Staatspreis
1926 Kompositionspreis der Stadt Wien
Hier noch ein Link zum Orchester, mit welchem die Aufnahme der 4 Sinfonien realisiert wurde.....
http://www.orchestraoftheswan.org/about/#tabs-about-tab-1
und zu einer Hans Gal gewidmeten Spezialseite
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred