Fremd gegangen - Opernsänger singen Operette, Volkslied und (igitt) Schlager .....

  • In einem anderen Thread wurde das "Fremdgehen" von Opernsängern gestreift - nicht mit leichten Mädchen, sondern (noch schlimmer) mit der leichten Muse. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo Opernsänger mit Sicherheit die falsche Besetzung in Operetten waren. Sie sangen zu "opernhaft", zu "theatralisch", die Operette verlangt - von Ausnahmen abgesehen - eine gewisse Leichtigkeit. Andere Opernsänger sangen die Operettenmelodien indes so hinreissend, daß man sie bis heute eher als Operettensänger denn als Opernsänger in Erinnerung hat. Auch das Thema "Opernsänger als Schauspieler" (nicht in Opernrollen) und Schlagersänger, Volkslied- Interpreten soll hier in lockerer Art zum Zuge kommen, wobei es auflockernd wäre, wenn jeder Beitrag einen youtube Link enthielte, wo ein entsprechemd typisches Klangbeispiel zu hören wäre - oder aber die Empfehlung einer CD. Opernsänger sind - die Erfahrung bestätigt das - nur in seltenen Fällen rollendeckende Besetzungen in Operetten - der Vortrag ausgewählter Einzelstücke gelang indes vielen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Paradebeispiel eines Opernsängers, der sich so erfolgreich der leichten Muse zuwendete, dass er hauptsächlich damit assoziiert wurde, war Rudolf Schock; er hat sicherlich sehr lange noch in vor allem volkstümlichen Filmen und Sendungen gesungen (viele sagen, über seinen Zenit hinaus; manche behaupten, er habe nur noch Operetten gesungen, weil er Opern nicht mir habe singen können; das ist so in dieser Form sicher nicht uneingeschränkt richtig). Jedenfalls legte er in der Spätphase seiner Karriere schon das Hauptaugenmerk auf die Operette, so dass er als der Inbegriff des Operettensängers galt.


    Ein besonders schönes Beispiel sei an dieser Stelle dargebracht:



    Ich liebe diese alten Verfilmungen, und ein großerer Rudolf-Schock-Verehrer bin ich sowieso, wie ja bereits hinlänglich bekannt ;)


    Ansonsten gibt es natürlich eine große Zahl von Operetten-Aufnahmen mit ihm, bessere und durchaus sehr anfechtbare.


    Ich empfehle diese sehr günstige Zusammenstellung, die zu einem Spottpreis auf 10 CDs nicht nur den Operetten- und Tonfilmstar, sondern auch den Opern- und Liedsänger dokumentiert:


  • Ich erinnere mich noch gut an ein Liede aus meiner Jugend, der deutschen Version des Originals von Ricky Nelson: "Hello Mary Lou". Sänger war ein gewisser René Kollo :D .


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Gilt das nicht auch umgekehrt? Mir geht seit einigen Tagen Richard Tauber durch den Kopf. Gilt er nicht primär als Operettensänger, dem viele (heute?) nicht mehr zutrauen, dass er auch ein "seriöser" Opernsänger war? Ich finde, die vorhandenen Tondokumente (überraschend viele, wie ich feststellen durfte) belegen dies eindrucksvoll.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Selbstverständlich wird ein Sänger durch seine stimmlichen Möglichkeiten auf ein bestimmtes Fach festgelegt. Häufig ist er für bestimmte Rollen geradezu prädestiniert. Ich sehe es jetzt nicht als ein Fremdgehen an, wenn Sänger, denen die Operette liegt, ihr Können auch in diesem Fach beweisen. Anneliese Rothenberger, Rudolf Schock, Kurt Böhme, Benno Kusche sind dafür hervorragende Beispiele. Häufig ergibt sich auch eine persönliche Vorliebe für ein bestimmtes musikalisches Gebiet. So hat zum Beispiel Gottlob Frick mit großer Liebe und Inbrunst schlichte Volkslieder gesungen und sich z. B. lebenslang für den Erhalt von Silcher-Liedern eingesetzt. Nie kommt man dem Wesen des gemütvollen Schwaben näher als in Liedern wie: "Frühmorgens, wenn die Hähne krähn","Das ist der Tag des Herrn", "Auf dem Iselberge steh' ich", usw.
    Genügend Tonbeispiele sind bei You Tube zu hören. Die CD "Frühmorgens, wenn die Hähne kräh'n -Gottlob Frick mit seinen schönsten Jagd- und Volksliedern" kann unter http://www.gottlob-frick-gesellschaft.de bezogen werden.
    Heute ist Crossover fast Pflicht für einen Sänger, der breite Popularität erreichen will, siehe aktuell Jonas Kaufmann und Diana Damrau. Fremdgehen ist negativ besetzt.
    Ich sehe es als glückhafte Erweiterungen an, wenn Opernsänger ihr Fach erweitern und dadurch auch Publikumsschichten ansprechen, die sie sonst nie erreicht hätten.


    Hezrlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Gilt das nicht auch umgekehrt? Mir geht seit einigen Tagen Richard Tauber durch den Kopf. Gilt er nicht primär als Operettensänger, dem viele (heute?) nicht mehr zutrauen, dass er auch ein "seriöser" Opernsänger war?


    Auch Tauber war primär immer Opernsänger, was sich durch die spektakulären Lehár-Erfolge und die entsprechenden Platten etwas anders, wenn nicht gar verzerrt bzw. umgekehrt, darstellt. Er begann 1913 in Dresden mit Oper (Alfonso in "Die Stimme von Portici") und endete 1947 in London mit Oper (Ottavia in "Don Giovanni"). Das Letzte, was in einem BBC-Studio noch einen Tag nach dem Ottavio von ihm zu hören gewesen ist, waren am 28. September 1947 die Winterstürme aus "Walküre". Er ist in seinem relativ kurzen Leben mit sehr großem Abstand öfter in Opernrollen aufgetreten als in Operetten. An Hand der Auftrittsverzeichnisse könnte man das auch ausrechnen, wozu ich jetzt zu faul bin. Ich schätze mal 80 (Oper) zu 20 (Operette), wenn nicht gar 90 zu 10. Noch 1938 ist er in der Wiener Staatsoper, einem seiner Stammhäuser, in drei Opernpartien (Hans, Linkerton, Tamino) und nur in einer Operettenrolle (Prinz Sou Chong) aufgetreten. In den Jahren zuvor dominierte in Wien ebenfalls mit ganz wenigen Ausnahmen die Oper. Insgesamt verkörperte Tauber 78 verschiedenen Opernrollen auf der Bühne, darunter auch bei Uraufführungen. Sein Operettenrepertoire umfasste 22 Partien. Die Plattenaufnahmen sind Legende. Dabei dürften aber auch die Operntitel und die Kunst-Liedaufnahmen im Vergleich mit der so genannten leichten Muse überwiegen.


    Tauber hat künstlerisch Brücken gebaut zwischen Oper und Operette, Grenzen eingerissen. Ich bin mir nicht im Klaren, wie bewusst ihm das gewesen ist. Aber es ist ein Fakt. Sehr früh erkannte er wohl auch, dass man mit Operette in seiner Zeit am Ende noch mehr Geld verdienen kann. Er lebte gern im Luxus, war sehr großzügig und hatte einen erlesenen Geschmack. Er war auch ein Produkt der Vermarktung, ein Medienstar. Und er vermarktete sich auch selbst sehr bewusst. Nicht alle seine Aufnahmen - und vor allem daran können und sollten wir ihn heute messen - sind gelungen. Es ist auch beliebige Massenware dabei. Und dann sind es wieder diese bis heute unerreichten Glanzstücke wie der Hoffmann, das Duett mit der Lehmann aus "Die tote Stadt", das so genannte Uhren-duett aus der "Fledermaus" mit der Schwarz, schließlich die Gralserzählung, die Joseph II. in einem anderen Thread eingestellt hatte. Hier mal zwei Beispiele für die beiden Seiten von Tauber - "Tote Stadt" und "Fledermaus", dazwischen würde ich, sozusagen als Bindeglied, den Hoffmann setzten, der vor allem dadurch besticht, wie Tauber die unterschiedlichen Ebenen - Traum und Wirklichkeit - miteinander verbindet, so dass sie eins werden. Ich kenne keine andere Aufnahme dieser Szene, in der das so eindringlich gelingt wie bei Tauber.





    Mich fasziniert, dass er im musikalischen Herangehen nicht unterschied zwischen Oper und Operette. Seine Phrasierungskunst ist oft beschrieben worden. Man kann auch bei ihm lernen, was Legato ist. Er verband Töne in einer Weise, dass wirklich eine Linie entsteht. Sein Stil ist beispiellos. Menschlich ist dieser Klang! In der Kunst ging Tauber - um den Titel des Threads wieder aufzugreifen - nicht fremd, allenfalls im wirklichen Leben.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • In diesen Thread gehört unbedingt auch der unvergessene Tenor Peter Anders , dem wir eine ganze Reihe von Operetteneinspielungen verdanken.


    In der Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Franz Marszalek beim Kölner Sender des damaligen NWDR entstanden in den Nachriegsjahren insbesondere Aufnahmen der bekanntesten Lehar-Operetten.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Opernsänger haben sehr wohl hervorragend Operette gesungen: Ich erinnere an:


    Konya, Weikl, Orth, Kmentt, Kunz, Gedda, Hollweg, Wunderlich, Hoppe, Prey, Protschka uva.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Natürlich darf hier auch Anneliese Rothenberger nicht fehlen, die über ein unglaubliches Repertoir verfügte, oder besser, sich mit ungeheurer Selbstdisziplin angeeignet hat.



    Ich fühle mich gezwungen, hier noch die Letzte Rose anzufügen. Ward sie je schöner gesungen?
    Der Verlust dieser unersetzlichen Stimme betrübt mich immer noch.


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  • Zu meinem Beitrag Nr. 8 (Peter Anders) möchte ich noch ein Beispiel nachliefern:




    Bei Youtube findet man noch viele andere.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Den Melomanen vielleicht schon zu selbstverständlich:


    Eine der grössten Operettensängerinnen hiess Elisabeth Schwarzkopf.
    (Vermutlich hätte sie gegen diese Bezeichnung keinen Einspruch erhoben.)


    /kj5gK2gBfKc

  • Leo Slezak war eine schillernde Persönlichkeit: Wagnertenor, Liedinterpret, Schauspieler in zahlreichen Tonfilmen etc etc.
    Hier singt er "Auf der Heide blühn die letzten Rosen" von Robert Stolz. Natürlich ist diese Aufnahme vom Zeitgeist geprägt, was aber nicht über die Qualität hinwegtäuschen sollte, der Lieder- und Balladensänger Slezak ist nicht zu verleugnen


    Natürlich bietet eine solche Darbietung eine optimale Grundlage für Parodien - Hier in einer Doppelrolle (Slezak und Liedbegleiter) von Heinz Holeczek quasi optimal in Szene gesetzt....

    So überzeugend die Pasrodie im Ersten Augenblick auch sein mag - im unmittelbaren Vergelich kann man erkennen, daß sie eigentlich "ungerecht" ist.
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Rheingold,


    vielen Dank für Deine gewohnt profunde Erwiderung. Mir war in der Tat nicht bekannt, dass Richard Tauber sogar primär ein Opernsänger war. Da sieht man doch mal wieder recht schön, wie sehr das propagierte Bild die öffentliche Meinung mitbestimmen kann. Die Ernsthaftigkeit Taubers hätte ich nie angezweifelt; dazu war er schlichtweg zu gut. Wenn ich mir diverse Aufnahmen anhöre, seien es Opernarien, Szenen aus Operetten, Volkslieder oder gar Weihnachtslieder, erkenne ich die hohe Musikalität dieses Mannes, der ein unglaubliches Charisma besessen haben muss. Mich schmerzt der Umgang, der ihm im "Land der Dichter und Denker" zuteil wurde und bin froh, dass er diesem widernatürlich-unmenschlichem System nicht zum Opfer fiel. Natürlich bin ich auch traurig, dass ihm kein allzu langes Leben vergönnt war. Stimmlich war er, so scheint es, zum Zeitpunkt seines recht frühen Ablebens noch immer voll auf der Höhe. Es ist aber schön, dass auch ein aus Österreich stammender Jude zu derlei Weltruhm gelangen konnte. Darüber kann man in Österreich noch heute stolz sein, da es auch die andere Seite des Landes zeigt, dass gerade in den 30er und 40er Jahren nicht unbedingt durch vorbildliche Haltung auffiel.


    Berührt hat mich von Richard Tauber seine Aufnahme von "In einem kühlen Grunde", wohl von 1929. Diese Intensität erreichen m. E. sonst nur Hermann Prey und die Comedian Harmonists.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zit: "Vermutlich hätte sie (Elisabeth Schwarzkopf) gegen diese Bezeichnung keinen Einspruch erhoben."


    Das weiß ich nicht (hab zu wenig Ahnung). Aber etwas höre ich:
    Diese Frau ist in der Lage, aus diesem Vilja-Schmalz, wie man ihn für gewöhnlich vernimmt, ernst zu nehmende Musik zu machen. Wie sie die narrativen Elemente gegen die arienhaft-hymnischen Passagen abgrenzt, das ist ganz einfach großartig. Und man hört doch tatsächlich, dass hier ein anderer Mensch auf höchst eindringliche, flehentliche und sehnliche Weise angesprochen wird.

  • Zitat

    Leo Slezak: Hier singt er "Auf der Heide blühn die letzten Rosen" von Robert Stolz.


    Diese Schellackplatte habe ich erst vor Kurzem gehört. Ausgezeichnet gesungen. Mal sehen, ob die Platte noch bei mir im Ständer steht. :stumm:

    W.S.

  • Ich besitze eine LP mit deutschen Volksliedern, gesungen von Richard Tauber. Von den 21 Liedern beeindruckt er mich besonders mit "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", "Alle Tage ist kein Sonntag" und "Ja, grün ist die Heide".

    W.S.

  • In allen Beispielen, die als Operettenaufnahmen von You Tube eingestellt oder besprochen wurden, war es eine glückhafte Begegnung mit ganz großen Sängern. Ein Beleg dafür, dass wir mit unserer "Heldenverehrung" hier im Forum richtig liegen und meine Befürchtung nostalgische Erinnerung würde die Objektivität überlagern nicht zutrifft. Egal ob Oper, Operette oder Volklied es muss begeistert gesungen und beseelt gestaltet werden, dann spielt das Fach keine Rolle. Große Kunst ist und bleibt große Kunst!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    vielen Dank für Deine gewohnt profunde Erwiderung. Mir war in der Tat nicht bekannt, dass Richard Tauber sogar primär ein Opernsänger war.

    Und was für ein berühmter noch dazu. In letzter Konsequenz waren ja die für ihn geschriebenen Operetten von Franz Lehar sehr opernnahe Stoffe. Irgendwer meinte einmal er sei gar nicht so fern von Puccini
    (darüber bitte hier nicht zu diskutueren - ein eigener Thread ist geplant).
    Obwohl es auch einen - überraschenderweise sehr gut frequentierten - Thread zum Thema Richard Tauber gibt, passt das folgende doch besser hierher: Nicht nur Lehar schrieb Arien speziell auf Tauber ausgerichtet, sondern auch Korngold.
    Und zwar wurde die einst (kaum vorstellbar !!) wenig erfolgreiche Operette "Eine Nacht in Venedig" mehrfachen Bearbeitungen und Ergänzungen unterzogen. Was wir heute zumeist hören bekommen ist eine Spielart der Korngold Fassung.
    Korngold hat hierfür zwei Arien speziell für Richard Tauber eingefügt, welche heute noch übernommen werden. Sie sind nicht von Johann Strauß, zählen aber zu den "Schlagern" dieser Operette: Wer möchte heute schon auf "Treu sein, das liegt mir nicht" und "Sei mir gegrüßt, Du holdes Venezia!" verzichten ? Das Gerücht, daß Richard Tauber selbst eine Einlage für diese Operette geschrieben hat liess sich von mir in der mir zu verfügenden Zeit indes nicht verifizeren........


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    PS: Im Tauber Thread ist zumindest eine CD mit Hörproben aus Opernarien verlinkt
    Richard Tauber - Star einer Epoche

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man muss das zunächst einmal zeitlich einordnen. Es ist ja ein Riesenunterschied, ob man Operetten in der Zeit zwischen 1930 und 1970 sang, oder ob man das heute tut. Man wird wohl von einem Christian Gerhaher nie einen Operettenton vernehmen und von Dietrich Fischer-Dieskau ist mir diesbezüglich auch nichts bekannt - beide singen nicht nur Lieder, sondern sind auch mit Opernaufnahmen präsent.


    Ein gutes Beispiel ist Hilde Güden: Obwohl die »Rosalinde« in der »Fledermaus« eine Paraderolle von ihr war, achtete sie bei ihrem Engagement an der «Met« peinlich darauf dort nicht als Wiener Operetten-Import betrachtet zu werden, sondern an diesem Haus als anerkannte Opernsängerin zu beginnen und lehnte deshalb ein Angebot als »Rosalinde» ab. Sie betrat die Bühne der Metropolitan Opera dann als Gilda in einer Neuinszenierung von Verdis »Rigoletto«.


    Lockerer sahen das Leute wie Heinz Hoppe, wo ich dann erstaunt war wie er in der Gesamtaufnahme von »Tiefland« den »Pedro« singt.


    Übrigens findet man auf YOUTUBE zu diesem Thema eine recht interessante Gesprächsrunde, es ist eine Podiumsdiskussion vom April 2013 mit dem Titel: »Totgesagte leben länger!« - Stellenwert und Perspektive der Operette im 21. Jahrhundert.

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  • Man wird wohl von einem Christian Gerhaher nie einen Operettenton vernehmen und von Dietrich Fischer-Dieskau ist mir diesbezüglich auch nichts bekannt -


    Das wäre schon etwas gewesen. Die Callas als Rosalinde, Fischer-Dieskau als Dr. Falke und Celibidache am Pult.

  • Da im Thementitel nicht nur von Operetten die Rede ist, möchte ich hier auch Hermann Prey erwähnen, von dem ich eine Reihe schöner Volksliedtitel auf CD besitze.
    Und um einen Noch lebenden Opernsänger zu erwähnen: Placido Domingo
    Ich weiß nicht ganz, wo man die Zarzuela genau einordnen mag, sie liegt wohl ein wenig zwischen Oper und Operette, aber gerade da ist Placido Domingo der geeignete Sänger und auch für andere Lieder, wie etwa "Granada", das schon von manchem Opernsänger vorgetragen wurde.
    Und wenn man in die leichte Muse geht, singt er sogar einmal einen Song von John Denver abwechseln mit diesem, wobei mir - aber das ist eine persönliche Empfindung - die Kombination nicht besonders glücklich erscheint, weil mir die Stimme Denvers gegenüber Domingo doch weit abzufallen scheint.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das wäre schon etwas gewesen. Die Callas als Rosalinde, Fischer-Dieskau als Dr. Falke und Celibidache am Pult.


    Naheliegender wäre nur noch die Idee, Orlowsky mit, sagen wir mal, Ivan Rebroff zu besetzen :stumm:

  • Ich möchte hier noch auf einen der größten Tenöre der letzten Jahre aufmerksam machen, der sich trotz eines großen Opern-Repertoire nicht zu schade war, Operetten und Lieder zu singen. Nämlich Nicolai Gedda. Hier in dieser Box kann man eine Auswahl seiner großen Kunst in allen Bereichen genießen:


    W.S.

  • Man wird wohl von einem Christian Gerhaher nie einen Operettenton vernehmen


    Irrtum. In der meiner Meinung nach völlig missglückten Frankfurter "Fledermaus" (Regie Christof Loy) sang er den Eisenstein!


    LG


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich weiß nicht ganz, wo man die Zarzuela genau einordnen mag, sie liegt wohl ein wenig zwischen Oper und Operette, aber gerade da ist Placido Domingo der geeignete Sänger


    Placido Domingo singt eindeutig klassische Operette »Dein ist mein ganzes Herz« und das in der Originalsprache - auf YOUTUBE zu hören.
    Das gleiche Stück übrigens auch von Pavarotti, aber der singt das Lied in italienischer Sprache.

  • Naheliegender wäre nur noch die Idee, Orlowsky mit, sagen wir mal, Ivan Rebroff zu besetzen


    Eine solche Aufnahme gibt es tatsächlich:



    Der Dirigent ist kein Geringerer als Carlos Kleiber. :hello:

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Das war aber eine Überraschung. Mme.Cortese!
    Es war mir zwar bekannt, dass er in seinem Jahr in Würzburg »alles« sang, aber bei einem Gespräch nach einem Liederabend in Heidelberg zog er dermaßen über die Operette her, dass mich das mit Frankfurt nun etwas überrascht hat ...

  • Vielleicht war die besagte Frankfurter Inszenierung der Grund dafür. An der Musik kann es ja eigentlich nicht liegen.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Natürlich habe ich dazu etwas in der »Frankfurter Rundschau« gefunden, das hier allgemein interessieren könnte - ein entsprechendes Zitat aus der Kritik, die ansonsten nicht gerade positiv war:


    »Man hatte auch in der Besetzung einen Coup zu bieten, sang doch mit Christian Gerhaher kein Tenor, sondern ein Bariton die Partie des Gabriel von Eisenstein; und zwar einer, der erklärtermaßen kein Freund der Operette ist und als Meister der psychologisch durchdrungenen Liedgestaltung auch keineswegs eine nahe liegende Wahl war. Wenn auch eine ideale, wie sich herausstellen sollte.«

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