Beethoven: Klaviersonaten Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1 und Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2 - CD-Rezensionen und Vergleiche (2015)

  • Einführungstext zur Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1


    Die Sonate op. 49, Nr. 1 ist in Entwürfen schon bis in die Jahre 1795/96 nachzuweisen. Beethoven vollendete sie im Jahre 1798, kurz bevor er mit der Pathétique begann.
    Die Sonate ist zweisätzig und in der für Beethoven eher untypischen Tonart g-moll gesetzt. Keine andere Sonate hat er in dieser Tonart geschrieben, wohl aber einzelne Sätze anderer Sonaten, wie den zweiten Satz der Sonate Nr. 25 op. 79 oder im zweiten Arioso von op. 110.


    Die Sätze und ihr Aufbau:


    1. Satz: Andante, g-moll, 2/4-Takt, 110 Takte (mit Wh: 143 Takte);
    2. Satz: Rondo, Allegro, G-dur, g-moll, 6/8-Takt, 164 Takte;
    1. Satz:
    Exposition: Takt 1 - 33;
    Durchführung: Takt 34 bis 71;
    Reprise: Takt 72 bis 96;
    Coda: Takt 97 bis 110;


    2. Satz:
    1. Teil: G-dur: Takt 1 bis 16
    2. Teil: g-moll/B-dur: Takt 17 bis 80,
    3. Teil: G-dur: Takt 81 bis 164;


    Die Exposition des Kopfsatzes gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil (Takt 1 bis 15) wird das erste Thema (g-moll) in zwei Abschnitten vorgestellt. Dabei ist der erste Abschnitt (Takt 1 bis 8) dynamisch niedriger stehend (p - mfp) als der zweite Abschnitt (Takt 9 bis 15), der in mfp -fp notiert ist.
    Das zweite Thema steht in B-dur, wo es schon durch die Takte 13 bis 15 hingeführt wird.
    Die Takte 29 bis 33 kann man als kleine Schlussgruppe bezeichnen.
    Die Exposition wird wiederholt.
    Gemessen an der Gesamttaktzahl des 1. Satzes hat die Durchführung den größten Umfang (s. o.). Sie wird in den Takten 34 bis 38 durch ein majestätisches Unisono eingeleitet, bevor die einzelnen Themen durchgeführt werden und durch eine Wiederholung des Originalthemas ab Takt 64 an die wesentlich kürzere Reprise angeknüpft.
    Auch hier findet man wie so oft bei Beethoven doch signifikante Veränderungen gegenüber der Exposition vor, zum Bespiel den Tausch der Themenführung in den Händen, oder auch das die Stimmung stark verändernde Changieren des 2. Themas von Dur nach Moll (ab Takt 80).
    Diese Entwicklung wird noch verdüstert durch die Coda (Takt 97 bis 110), die (ab Takt 103) zu den morendo-artigen Satzschlüssen gehört.
    Insofern sind Reprise und Coda hier nicht als "08/15"-Satzteile zu betrachten, sondern durchaus als Zielpunkte des ganzen Satzes, der hierdurch doch eine beträchtliche musikalische Größe erreicht.


    Das Rondo ist dreiteilig. Der erste Teil (Takt 1 bis 16) steht in G-dur und stellt das Hauptthema vor, das in einer kecken Staccato-Melodie dahinfließt.
    Im zweiten Teil ab Takt 17 wandelt sich das Bild wieder jäh, indem nun g-moll, die Haupttonart, wieder aufscheint. Auch das an den ersten Satz erinnernde Dolce-Thema taucht hier wieder auf (ab Takt 32) und wird hier in einem munter sprudelnden Vorwärtsdrang verarbeitet. Auch dynamisch ist dieser recht umfangreiche Abschnitt sehr kontrastreich.
    Nach drei überleitenden Takten in Moll, in denen das Thema wieder aufgegriffen wird, tritt ab Takt 81 wieder das Hauptthema in G-dur auf. Es wird ebenso nach seiner Wiedervorstellung oktaviert wie das Dolce-Thema, das ab Takt 103 wieder auftritt. Diese Stelle könnte man als Eintritt eines reprisenförmigen Abschnittes bezeichnen, der jedoch nicht besonders lang ist.
    Schon ab Takt 135 tritt die originelle Coda ein, die das Thema noch einmal gehörig durcheinanderwirbelt. Als sich alles schon mit einem neuerlichen "morendo"-Schluss rechnet (man könnte auch sagen "Fade out"), beenden zwei typisch Beethovensche Fortissimo-Akkorde diese Illusion.
    (Quelle: Jürgen Uhde, Beethovens 32 Klaviersonaten, Seite 546 bis 554).


    Viel Freude an den Rezensionen und am Anhören dieser Sonate


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Einführungstext zur Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2


    Diese Sonate weist, abgesehen von ihrer Zweisätzigkeit und ihrer Schwestertonart zu op. 49 Nr. 2 (g-moll), eine Besonderheit auf, die die Rezension einigermaßen heikel macht: Beethoven hat den Kopfsatz mit keinerlei dynamischen Vorschriften versehen, und auch im zweiten Satz (Menuetto) ist nur im Takt 46 und im Takt 86 jeweils ein pp verzeichnet.


    Um überhaupt eine einigermaßen verlässliche Grundlage für die Beurteilung der dynamischen Behandlung der Partitur durch die Pianisten zu haben, habe ich mich entschlossen, die Vorschläge Jürgen Uhdes zu übernehmen, die ich mit Bleistift in die Partitur eingetragen habe. Ein mehrfaches Probehören hat m. E. eine Schlüssigkeit ergeben, auf dessen Basis man eine Vergleichbarkeit verschiedener Interpretationen anstreben kann.


    Ansonsten habe ich folgende Einteilung der Sonate vorgefunden:
    1. Satz: Allegro, ma non troppo, 4/4- Takt, G-dur, 122 Takte (Mit Wh: 174 Takte)
    Exposition:
    Takt 1 bis 20: Hauptthema,
    Takt 21 bis 35 Seitenthema,
    Takt 36 bis 52: Schlussgruppe;
    Durchführung. Takt 53 bis 66,
    Reprise: Takt 67 bis 122;


    2. Satz Tempo die Menuetto, 3/4-Takt, G-dur, (Trio: 6/8 Takt, C-dur, Takt 68 bis 86), insgesamt 120 Takte;


    Im ersten Satz nimmt die umfangreiche Exposition zugunsten einer sehr kurzen Durchführung (s. o.) über 40% des gesamten Satzumfangs an. Der umfangreichste Teil, das Hauptthema, ist in den ersten 14 Takten in der oberen Oktave hauptsächlich legato notiert, während die Triolen in den letzten 5 Takten non legato gespielt werden.
    Das entzückende Seitenthema ab Takt 20 mit Auftakt wird abwechselnd legato-non legato gespielt, und die Schlussgruppe besteht wieder wie der letzte Teil des Hauptsatzes aus Achteltriolen, denen in jedem zweiten Takt Viertel gegenüber stehen, in den anderen Takten hauptsächlich Pausen. Die Triolenabschnitte sind lt. Uhde dynamisch höher stehend, während die Legato-Abschnitte durchgehend im Piano gespielt werden.
    Die kurze Durchführung ist naturgemäß dynamisch am bewegtesten, beginnt im forte, gefolgt von einem kurzen Diminuendo, dem sich sofort ein Crescendo bis zum Forte anschließt, was bis zu den Triolen legato gespielt wird (Takt 54 bis 56). Im dann folgenden non legato-Abschnitt wird der Takt 59 im Piano notiert, und den Echo-Takt 61 kann ich mir durchaus im pp vorstellen (wird auch beispielsweise von Korstick so gespielt. Dem schließt sich in den letzten vier Takten 63 bis 66 ein Legato-Crescendo an, das zum Forte-Auftakt-Akkord (Takt 1 und Takt 67) hinführt.
    Die Reprise ist im Grunde so gestaltet wie die Exposition mit der Ausnahme, dass Beethoven sie am Schluss um 7 Takte verlängert.


    Im Tempo die Menuetto wird zunächst das Thema vorgestellt (Takt 1 bis 11), danach wird es oktaviert. Die sehr anmutige Sechzehntelbewegung ab Takt 28 bis 35 ist dynamisch angehoben (etwa mf) und ab Takt 36 erfolgt die Rückleitung zum Thema (p), das ab Takt 48 mit Auftakt wiederholt und oktaviert wird.
    Ab Takt 68 kommt dann der prachtvolle Einwurf in C-dur im 6/8 Takt, den man möglicherweise auch als Trio bezeichnen könnte.
    Ab Takt 87 wird dann das Thema ein letztes Mal wiederholt und oktaviert.
    In einer kurzen Coda ab Takt 108 werden dann die ersten drei Töne des Themas in eine Abwärtsbewegung geführt und ab Takt 114 von einer Sechzehntelbewegung übernommen und, wie bei Beethoven öfter, in einen Pianissimo-Schluss geführt.
    (Quelle: Jürgen Uhde, Beethovens 32 Klaviersonaten, Seite 554 bis 563);


    Liebe Grüße und viel Freude mit der Sonate


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Michael Korstick, Klavier
    AD: Juli 2007
    Spielzeiten: 4:16-3:00 - 7:16 min.;


    Ich habe als erste Aufnahme die von Michael Korstick herangezogen, weil ich einerseits weiß, dass er sich stets um möglichst genaue Umsetzung des Notentextes bemüht und andererseits mich bei dieser Sonate sofort überzeugt hat. Noch wichtiger aber war es, mit anzusehen und zu hören, wie er mit dem Notentext der Schwestersonate Nr. 20 umgegangen ist, die ja fast ohne jeden dynamische Bezeichnung von Seiten Beethovens geblieben ist und wo ich mich nach den Vorschlägen Jürgen Uhdes in Bezug auf die Dynamikzeichen richten werde und festgestellt habe, dass sich Korstick weitgehend danach gerichtet hat bzw. seine Interpretation den Arbeitsergebnissen Uhdes weitgehend entspricht. Das soll nicht heißen, dass das bei anderen Pianisten nicht der Fall ist, und ich werde nach der Besprechung Korsticks mit den anderen Pianisten wie gehabt in alphabetischer Reihenfolge fortfahren.


    Michael Korstick beginnt das Andante in einem intimen Ton mit leicht melancholischem Anstrich im Piano. Die dynamischen Akzente setzt er moderat, und ganz organisch gleitet er vom ersten Thementeil nach der Überleitung Takt 13 bis 15 in den zweiten Thementeil in B-dur ab Takt 16 hinüber. Dieser ganze Abschnitt bleibt im Piano. Korstick wiederholt selbstverständlich die Exposition, in der die Takte 29 bis 33 eine kleine Schlussgruppe bilden.
    Exposition, Durchführung und Reprise (incl. Coda) bilden hier ungefähr gleich lange Abschnitte, wobei die Durchführung leicht vorne liegt.
    Korstick spielt sehr eindrucksvoll das majestätische Unisono in den ersten vier Takten, bevor sich das Geschehen wieder in lyrische Gefilde begibt und das wunderschöne B-dur-Thema durchgeführt wird, das sich größtenteils im Piano abspielt, nur an dem ersten Höhepunkt in Takt 50/51 in Moll das Forte erreicht und im melancholischen Übergang zur Reprise durch einige Sforzandi sich noch einmal melancholisch eingefärbt dynamisch erhebt.
    Wie schon im Einführungstext erwähnt, hat hier die Reprise auch ein leicht anderes Gesicht, so färbt Beethoven hier auch das Dolcethema nach Moll ein. Korstick hält dies alles im moderaten Sforzandi in einem intimen Ton und gleitet quasi neuerlich über diese moderaten dynamischen Anhöhen ab Takt 97 in eine "Coda der anderen Art", wie wir sie in den bisher besprochenen Sonaten ja schon einige Male erlebt haben, die dynamisch und temporal langsam zum Stehen kommt (morendo) und hier zudem sich noch komplett in der Bassoktave abspielt, ein weiteres Beispiel für die überragenden musikalischen Einfälle des jungen Beethoven, hier von einem Beethoven-Pianisten der mittleren Generation kongenial wiedergegeben.


    Im Gegensatz zu den weiten Legatophasen im Andante beginnt das Rondo Allegro im Staccato in einem kecken schwungvollen 6/8-Rhythmus im lichten bezaubernden G-dur. Doch dieser erste Abschnitt ist schon nach 16 Takten zu Ende. Ohne den Schwung zu verlieren, geht Korstick in den mittleren Teil über, der wieder in Moll steht und sogleich auch dynamischen Impetus aufnimmt. Doch diese nur leicht verfinsterte Situation klärt sich spätestens nach Eintritt des Dolcethemas in Takt 32 wieder auf. Munter und alert lässt Korstick nun das leichtfüßige Thema mit leichten dynamischen Akzenten dahin strömen, bevor die Wiederholung des Moll-Geschehens mit dem Crescendo in Takt 68 wieder erreicht ist.
    Doch auch diese Phase ist schnell vorbei, denn in einem genialen Einfall (Takt 78 bis 80) lässt Beethoven das Dur-Thema wieder "anklopfen, hier noch "in Moll verkleidet".
    Doch von nun an ist kein Halten mehr. In ständig wechselnden Formen bricht sich das kecke Thema Bahn, und in diesem quasi perpetualen Vorwärtsdrang formt Beethoven noch eine Coda, die länger ist als die Reprise und doch mit dieser ein organisches Ganzes bildet, obwohl Beethoven auch in dieser Sonate wieder experimentiert, hier zum Schluss sogar mit dem "Schluss", in dem es lange den Anschein hat, als wenn es so ende wie im ersten Satz, quasi "morendo", uns Beethoven (Typisch Beethoven) dann aber in den letzten beiden Takten doch eines Besseren belehrt.
    Michael Korstick hat diese Sonate m. E. mit der ihm eigenen Akribie wiedergegeben, wobei er keinen Unterschied zwischen den "großen" und den sogenannten "kleinen" Sonaten macht.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Michael Korstick, Klavier
    AD: Juli 2007
    Spielzeiten: 4:25-3:05 -- 7:30 min.;


    Michael Korstick folgt m. E. ziemlich genau den Vorgaben Jürgen Uhdes und beginnt den Kopfsatz mit einem frischen Forteakkord und den anschließenden Triolen und geht anschließend aufmerksam in das Piano zurück. Genauso gestaltet sich der zweite Teil des Hauptsatzes, wobei er die Takte drei und vier vorher schon in das Legato nimmt. Ab Takt 6 geht er wieder zurück ins piano und nimmt den folgenden Abschnitt in der oberen Oktave wieder in das Legato.
    Die Triolen ab Takt 15 nimmt er dann wieder forte. Das Seitenthema im Piano spielt er mit geradezu mozartinischer Leichtigkeit: da weiß man, an wen Beethoven damals auch gedacht hat. Die Schlussgruppe ab Takt 36 nimmt er im mezzoforte, wobei er in Takt 45 ins Piano zurückgeht, und nach neuerlichem Mezzoforte in Takt 46 spielt er die Staccati ab Takt 48 und die anschließenden Triolen wieder im Piano.
    Michel Korstick wiederholt selbstverständlich die Exposition.
    In der kurzen Durchführung spielt sich doch ein beträchtliches Auf und Ab an dynamsicher Bewegung ab und färbt sich das musikalische Geschehen ins Moll ein. Faszinierend finde ich die Stelle, wo Korstick nach dem Piano in Takt 59 das Echo in Takt 61 im Pianissimo spielt. Ich bin mal gespannt, ob die anderen Kollegen das auch so spielen werden.
    Über ein kurzes und trockenes Crescendo geht es dann in Takt 67 in die Reprise. Sie spielt Korstick auch im Großen und Ganzen getreu den dynamischen Vorschlägen Uhdes, wobei die originellen Triolengänge immer im Forte stehen und praktisch eine Antriebsschwungbewegung vollführen.
    Erstaunlich ist, wie genau man die dynamische Entwicklung in der Interpretation Korsticks mit den Vorgaben Uhdes in Übereinstimmung bringen kann.


    Das anrührende Tempo di Menuetto spielt Korstick so, als ob er bei der Komposition Beethoven über die Schulter geschaut hätte. Überhaupt habe ich bis jetzt, und das ist immerhin die elfte Sonate, die ich in der Interpretation Korsticks bespreche, immer den Eindruck gehabt, dass kaum einer in dieser Konsequenz und Breite die Vorgaben Beethovens so umsetzt wie er.
    Anmutig stellt er das Thema vor und oktaviert es dann. Dies alles spielt sich im Piano ab. Ab Takt 28 erhebt sich in den Sechzehnteln dann die Stimme zum Mezzoforte. In der Aufwärtsbewegung ab Takt 36 führt Korstick das Geschehen wieder ins Piano zurück und leitet zum Thema zurück, das er in beeindruckender Weise wiederholt und oktaviert.
    Ab Takt 68 präsentiert Beethoven dann einen C-dur-Einwurf (Trio) ganz eigener Art vor, der mit vier satten Forte-Takten eingeführt wird, wieder eine Beethovensche Überraschung! Nach vier Takten wird die Melodie ins Piano zurückgeführt und das Ganze dann wiederholt, bevor dann der reprisenartige Teil einsetzt, in dem im Piano das Thema ein letztes Mal wiederholt und oktaviert wird, bevor es in einer kurzen Coda typisch Beethovenscher Art im Pianissimo endet.


    Auch diese Sonate hat Michael Korstick in kongenialer Weise interpretiert.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Claudio Arrau, Klavier,
    AD: April 1966
    Spielzeiten: 4:35-3:40 -- 8:15 min.;


    Claudio Arrau spielt den ersten Satz etwas langsamer als Korstick und, wie wir Arrau kennen, mit noch etwas mehr Ernst, aber, vor allem im zweiten Teil ab der Überleitung ab Takt 13 in einem berückenden Legato. Auch er geht in diesem zweiten Expositionsteil sehr vorsichtig mit der Dynamik um, wobei er jedoch im ersten Teil die Fortepiani doch deutlich hervorhebt.
    Die ersten Durchführungstakte spielt auch er dynamisch hochstehend und mit dem nötigen Gewicht. Auch er schwingt sich danach wieder zu einem berückenden Legato auf, durchgehend im Piano und das Seitenthema hier im Moll schön durchführend, jedoch auf Takt 50 mit Auftakt im Forte. Es fällt jedoch nicht nur in dieser Passage auf, dass Arrau von einer mozartinischen Diktion weiter entfernt ist als Korstick.
    Auch die Sforzando-Passage ab Takt 59 versieht er mit dem nötigen Gewicht, das seiner Meinung nach Beethoven gebührt, so als wolle er nicht demonstrieren, wo diese Musik herkommt, sondern, wo sie hinführt.
    Auch die geänderte Reprise gestaltet Arrau sehr ausdrucksstark und dynamisch kontrastreich. Auch er gestaltet ab Takt 97 eine geheimnisvolle rätselhafte Coda der anderen Art, die er im ppp versinken lässt- Großartig!!


    Das Rondo beginnt Arrau mit präzisem Staccatospiel uns steigert zuerst zum Sforzando in Takt 3 und dann zur Fermate in Takt 12 hin, aber im dynamischen Rahmen etwa zum Mezzopiano.
    Im Übergang zum g-moll ab Takt 16 nimmt auch er den Vorwärtsdrang und die dynamische Bewegung auf, die er bis zum dolce in Takt32 hoch hält. Dieses lässt er im Folgenden ganz entspannt laufen, nicht ohne dennoch die Akzente in Takt 49/50 und 51/52 auf das Genaueste zu beachten. Ab Takt 68 kommt es zur Schlusssteigerung dieses Abschnittes, bevor ab Takt 78 die drei "Anklopftakte" zum Wiedereintritt des Rondothemas kommen, das ganz organisch in Takt 81 wieder anhebt und das Thema in der Folge verschiedentlich formt, immer wieder von moderaten dynamischen Akzenten strukturiert, auch oktaviert und ab Takt 135 in die originelle, dynamisch sehr bewegte Coda eintritt, die auch Arrau ganz abgeklärt und mit großem Atem spielt.


    Eine ebenfalls große Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Claudio Arrau, Klavier
    AD: 4/1966
    Spielzeiten: 5:00-3:55 -- 8:55 min.;


    Claudio Arrau spielt auch die Sonate Nr. 20, hier das Allegro, langsamer als Korstick, den Hauptsatz etwa so betonend wie dieser. Wie schon in der Schwestersonate, spielt er hier ein ganz entspanntes Legato, natürlich auch alles lichter als in der Nr. 19. Auch das Seitenthema ist ganz superb.
    In der Schlussgruppe betont er teilweise anders als Korstick. So beginnt er die Abwärts-Achtelbewegung in Takt 36 und die anschließenden Viertel in Takt 37 im mf/f wie Korstick, spielt aber die anschließende Achtelaufwärtsbewegung und die hohen Viertel echomäßig im Piano, dann die Takte 40 und 41 wieder im forte und die folgenden beiden wieder im Piano. Auch die Takte 44 und 45 (Achtel aufwärts- Viertel-Staccato abwärts spielt er wieder mf und die anschließenden beiden Takte wieder zurückgenommen. Die anschließenden Triolen spielt er, wie auch Korstick, sowie die vorherigen alle im Forte. So, wie Arrau die dynamischen Akzente aufgeteilt hat, machen sie auch Sinn.
    Die Durchführung ist bei beiden quasi deckungsgleich. Alle so bei Korstick beschriebenen dynamischen Verläufe tauchen auch bei Arrau so auf, einschließlich des auf die p-Takte 59 und 60 erscheinenden pp-Echo in den Takten 61 und 62 und des Schlusscrescendo.
    In der Reprise verfährt Arrau im Wesentlichen auch so wie Korstick (eigentlich müsste man umgekehrt formulieren, weil Arrau ja seine Aufnahme 41 Jahre eher gespielt hat als Korstick!!).
    In der Schlussgruppe dreht Arrau die dynamischen Akzente genauso wie in der Exposition, nachdem er wieder ein grandioses Seitenthema gespielt hat.


    Das Tempo die Menuetto spielt Arrau deutlich langsamer als Korstick. Auch hier ist wieder totale Entspannung angesagt, was aber nichts mit Spannungslosigkeit zu tun hat. Auch hier erleben wir wieder Akzentverschiebungen. So zieht er den Mezzoforte-Einsatz von Takt 28 auf Takt 27 vor und spielt die sechs absteigenden Achtel fast staccato. Die folgende Sechzehntelpassage spielt er dann auch durchgehend mf bis zum Takt36, wo er auch wie Korstick wieder ins Piano wechselt. Interessanterweise erlaubt er sich im dann folgenden Takt 37 eine rhythmische Abweichung von der Partitur, in dem er die sechs absteigenden in drei Zweierbögen zusammengefassten Noten nicht legato, sondern portato spielt, was auch wieder Sinn macht, da sie allein stehen und so einen Übergang bilden. Die dann nach dem Triolentakt 40 folgenden Takte bis zur Wiederholung des Themas spielt er genau wie Korstick zuerst im p, dann ab Takt 46 im Pianissimo.
    Die Wiederholung spielt er dann wie vor im blütenreinen, natürlich -besinnlichen Piano. Der Trio-artige Einwurf in C-dur kommt auch bei ihm kraftvoll-majestätisch daher, und auch das Piano ab Takt 79 fährt er schön ins Piano zurück sowie die beiden Überleitungstakte 86 und 87 ins Pianissimo. Nach der kurzen Themenwiederholung spielt er auch die Kurzcoda ab Takt 108 mit Auftakt in ähnlich bezaubernder Art, wie ich es bei Korstick vernommen habe, aber alles, wie gesagt, langsamer und noch eine Spur gelassener.
    Ebenfalls eine große Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Claudio Arrau, Klavier
    AD: 6/1989
    Spielzeiten: 4:38-3:52 -- 8:30 min.;


    Arrau spielt den ersten Satz ungefähr im gleichen Tempo wie knapp 25 Jahre zuvor, aber, wie ich finde, in etwas hellerer Tongebung, dynamisch jedoch absolut vergleichbar. Das zweite Thema ab Takt 16 spielt er in berückender, lyrisch von innen heraus strahlender Art in gelassenem Fluss.
    Arrau wiederholt natürlich auch hier die Exposition.
    Nach den gewichtigeren Einführungstakten am Beginn der Durchführung geht es in schönstem, zwischen Dur und Moll changierendem und das Seitenthema durchführenden Legato weiter, und mit der Wiederholung der Anfangstakte geht es zur Reprise, in der das Thema zuerst in der tiefen Oktave auftritt und das Seitenthema in Moll zeitigt, wiederum mit herrlichen Läufen in der hohen Oktave über die vielen Triller in der Melodie mit den wechselnden Intervallen in der Begleitung ganz bedächtig in die kurze rätselhafte Coda hinein- großartig!!


    Auch das Rondo Allegro spielt Arrau langsamer als Korstick, aber nur wenig langsamer als 23 Jahre zuvor. Nach der kecken Staccato-Einleitung nimmt er ab Takt 16 vier kräftige Überleitungstakte zur Moll-Zwischensequenz, die sich jedoch in der hohen Oktave schnell wieder zu Dur wandelt, und im Dolce-Thema ab Takt 32 geht es ganz gelassen im scher schön wiegenden Dreiertakt voran, im Fluss nur etwas verändert durch die beiden Akzente in Takt 59/50 und 51/52, dann kurz die Mollsequenz aus Takt 16ff. wiederholend, und sich in den zwei Crescendi kurz vor der "Reprise" noch einmal dynamisch etwas aufschaukelnd, bevor die zweieinhalb "Eintrittstakte" 78ff. zum Hauptthema zurückführen, das uns nach bester Reprisenmanier in verschiedenen Gewändern vorgeführt wird, bevor es im Dolcethema ab Takt 103 wieder von Staccato zum Legato wechselt., und immer wieder die Oktavierungen- herrlich! Und schon geht es in die rhythmisch wieder etwas andres gestaltete quirlige Coda hinein, die sich sanft zur Ruhe betten will- hier vom 86jährigen Arrau grandios gespielt- es dann aber doch nicht tut.
    Nach einem knappen Vierteljahrhundert hat sich das Niveau Arraus kein bisschen gemindert.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Claudio Arrau, Klavier
    AD: Juni 1989
    Spielzeiten: 4:25-4:16 -- 8:31 min.;


    Claudio Arrau spielt interessanterweise das Allegro doch deutlich schneller und auch etwas leichter als ins einer älteren Aufnahme und ist hier deckungsgleich mit Michael Korstick. Die dynamische Ausgestaltung in etwa wie in der älteren Aufnahme, jedenfalls bis zum Eintritt des Seitenthemas, wobei er in der Triolensequenz Takt 15 bis 19 die zweite Hälfte echomäßig etwas abmildert.
    In dieser Aufnahme kommt er dem mozartinischen Vortragsstil wieder näher. Auch die raschen Wechsel zwischen Legato und Staccato im Seitenthema sind frappierend.
    In der Schlussgruppe fällt auf, dass er die dynamische Akzentuierung jetzt so durchführt, wie sie Uhde vorgeschlagen und auch Korstick gespielt hat. Nur die letzten Takte, speziell die letzten beiden Akkorde, hebt er wieder etwas an. Selbstverständlich wiederholt er auch hier die Exposition.
    In der kurzen Durchführung verfährt er ebenfalls dynamisch den Vorgaben Uhdes und spielt natürlich auch das Echo in Takt 61.
    Die Reprise gestaltet er ebenfalls weitgehend entsprechend der Exposition, einschließlich des Echos in der zweiten Hälfte der Triolensequenz, die mit dem Forte in Takt 82 beginnt. Auch im weiteren Verlauf spielt Arrau die dynamischen Akzente etwas anders als in seiner ersten Aufnahme, sondern so, wie wir sie auch von den Vorschlägen Uhdes kennen und wie auch Korstick sie spielt, mit einer Ausnahme: im letzten Triolenabschnitt ab Takt 116 spiel er zweimal ein Echo und schließt dann mit zwei Forteakkorden.


    Das Tempo die Menuetto spielt er sicherlich um so vieles langsamer als in seiner ersten Aufnahme, als er in jener den Kopfsatz langsamer gespielt hat als in dieser, fast im frühklassischen Stil, stark an Mozart erinnernd, wunderbar im Legato singend. Ab Takt 28 geht er auch ins Mezzoforte und wechselt ab Takt 36 wieder sehr schön ins Piano und geht ab Takt 46 noch weiter zurück ins (vorgeschriebene) pp, ja sogar ins ppp.
    Die reprisenartige Wiederholung ab Takt 47 spielt er wieder genauso behutsam wie im ersten Teil mit der wunderbaren Oktavierung, und diesen dynamisch zurückhaltenderen Stil behält er auch im trioartigen C-dur-Einwurf ab Takt 68 bei, den er maximal im Mezzoforte spielt, dann ab Takt 71 das Piano, entsprechend in den Takten 76 und 79.
    Auch die letzte Wiederholung spielt er dynamisch und temporal moderat, in sein er Wirkung jedoch grandios, desgleichen die originelle Kurzcoda.
    Eine beeindruckende Aufnahme geboren aus dem tiefen musikalischen Wissen des Alters, mit dem er aus dieser "Sonata facile" ein Meisterwerk macht.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Vladimir Ashkenazy, Klavier
    AD: 1980
    Spielzeiten: 4:07-3:09 -- 7:16 min.;


    Vladimir Ashkenazy beginnt das Andante ungeheuer zart, in intimer Tongebung, ehr im Pianissimo als im Piano, und er zeigt vom ersten Ton an, welch ein großer Lyriker am Klavier er ist und wie wichtig ihm dieses "kleine" Werk ist. Die Exposition wechselt vom zart-melancholischen Gesang in g-moll zu einem beseligenden Gesang im zweiten Thema in B-dur. Fast überflüssig zu erwähnen, dass Ashkenazy selbstverständlich die Exposition wiederholt.
    Auch in der Durchführung, in der das zweite Thema variiert wird, setzt sich der weitgehende Legatogesang fort, wobei Ashkenazy seine Grundlautstärke leicht anhebt und die dynamischen Akzente natürlich beachtet.
    Auch die Reprise bleibt bei Ashkenazy in der anrührenden gesanglichen Form, wobei die anfängliche hohe Oktave grandios musiziert ist, auch die weitere Gestaltung des Dolcethemas, die dann in den Takten 89 bis 92 schon in die größte Steigerung mündet, um gleich danach wieder subito piano zu werden und zu der Bass-Coda zu führen, die dann über einige markante Staccatotakte langsam im dynamischen Nirwana versinkt- grandios!!


    Das Rondo speilt Ashkenazy natürlich als rhythmischen, temporalen und dynamischen Kontrast im Ganzen zum Andante, und es wirkt bei ihm infolge der intimen, sehr leisen Anlage des Andante hier in besonderer Weise. Nun ist alles licht, behände und dynamisch hervortretend. Selbst die Moll-Eintrübung ab Takt 16 wirkt kaum stimmungsmindernd. Dieses weitgehende Staccato-Spiel gelingt Ashkenazy genau so überzeugend wie das Legato im ersten Satz.
    Im Legato geht es jedoch weiter, obwohl in g-moll, in ungebremstem, durch die Sechzehntel-Vorschlagnoten sogar noch gesteigert.
    Nach dem kurzen Crescendo-forte ab Takt 67 kündigt sich in dieser raschen Gangart auch schon wieder das Dur-Hauptthema in den "Eintritts-Takten" 78 bis 80 an.
    Schon lässt Ashkenazy das anmutige Hauptthema munter-alert wieder loshüpfen, direkt in das rhythmisch in einer Legato/Staccato-Mischform befindliche Dolce-Thema hinein, das uns schon in Takt 135 in die Coda hineinführt, die dynamisch noch einmal höchst kontrastreich vorgetragen wird.


    Ashkenazy zeigt durch seinen konzentriert vorgetragenes, jede einzelne Note im Zusammenhang des Ganzen gedachten und pianistisch natürlich überragendes Spiel, dass man diese "Sonata facile" nicht so nebenbei spielen kann (was nebenbei gesagt, seine beiden Vorgänger natürlich auch unter Beweis gestellt haben).


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Vladimir Ashkenazy, Klavier
    AD: 1980
    Spielzeiten: 4:32-3:07 -- 7:25 min.;


    Vladimir Ashkenazy spielt das Allegro etwas langsamer als Korstick, aber doch deutlich schneller als Arrau, wobei von Anfang an wieder sein lyrisches Spiel zu bewundern ist, sei es nun im Legato im Hauptsatz oder in der gemischten Legato-Staccato-Form im Seitensatz. Auch den dynamischen Vorschlägen Uhdes entspricht er durchaus, dessen Werk ja zum Zeitpunkt dieser Aufnahme schon vorlag. Auch in der Schlussgruppe kann dies festgestellt werden, wobei er auch dort die Triolen ab Takt 49 gegenüber den piano-notierten Staccati in Takt 48 wieder anhebt.
    Auch in der kurzen aber sowohl dynamisch als auch rhythmisch und temporal abwechslungsreichen Durchführung setzt Ashkenazy den Notentext samt Ergänzungen sorgfältig um, einschließlich des Schlusscrescendos ab Takt 63.
    Das Gleiche kann von der gegenüber der Exposition doch leicht veränderten Reprise, sei es durch die vorgezogene Schlussgruppe oder das nach unten oktavierte Seitenthema, festgestellt werden. Das klingt alles so wunderbar und leicht, die Nähe zu Mozart nicht verleugnend, in der Rückoktavierung des Themas nach oben sogar im Ausdruck noch steigernd. Und so geht es sehr kontrastreich in den steigenden und fallenden Achteln und den fast permanent durchlaufenden Triolen mit viel Schwung dem Ende zu.


    Auch im Menuetto ist Ashkenazy erheblich schneller als Arrau, aber nur geringfügig langsamer als Korstick.
    Das Menuetto beginnt er eher p/pp als p, den Dreiertakt sehr prägnant herausstellend. Den von Uhdes so genannten "Fortsetzungsgedanken" hebt er dann auf mf an, wie Uhde es auch schon vorgeschlagen hatte, und setzt diese dynamische Höhe auch in der sich anschließenden Sechzehntelsequenz fort bis einschließlich Takt 42, und in Takt 43 geht er auf p und in Takt 46 bis zur Wiederholung des Themas auf pp zurück.
    Die Wiederholung des Themas und seine Oktavierung spielt Ashkenazy mit gewohnt hohem lyrischen Ausdruck.
    Sehr kraft- und lustvoll spielt er dann den trioartigen Einwurf ab Takt 68, der zweimal auftaucht und mit perlenden Piano-Achteln verbunden wird. Nach der letzten Wiederholung und Oktavierung folgt dann die originelle Coda, die Ashkenazy rhythmisch noch etwas prägnanter spielt als seine beiden Vorgänger, auch, indem er das dynamische Level noch einmal etwas anhebt, etwa auf mp, eine Art Schlussschwung erzeugend zu den beiden abschließenden pp-Akkorden hin.
    Diese Aufnahme hat mir noch ein wenig mehr gefallen als ihre Vorgänger.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Wilhelm Backhaus, Klavier
    AD: März 1968
    Spielzeiten: 3:27-3:24 -- 6:47 min.;


    Wilhelm Backhaus spielt das Andante in normalem Tempo und auch im Legato sehr schön. Dynamisch fällt mir Leider schon in Takt 2 auf , dass er ein Sforzando spielt, obwohl dort keines verzeichnet ist. Ansonsten sind seine dynamischen Akzentuierungen in Ordnung.
    Die zweite Überraschung, die aber eigentlich keine mehr isst, ist die Tatsache, dass er hier "schon wieder" die Wiederholungsvorschrift der Exposition negiert.
    Die Durchführung spielt er ohne Fehl und Tadel, wobei er auch zeigt, zu welchem zarten Legato er fähig ist.
    Dies fällt auch zu Beginn der Reprise wieder ins Gewicht, als er die hohe Oktave ganz berückend spielt. Auch das hier im Moll stehende Dolcethema könnte ich mir kaum besser gespielt vorstellen, und die Kurzcoda ist nachgerade grandios zu nennen.


    Der Beginn des Rondo Allegro im heiteren G-dur ist im Staccato auch großartig musiziert. Hier im durchaus mozartinischen Schwung, führt er auch den zweiten Teil ab Takt 20 durchaus in diesem Ausdrucksschema weiter, ohne dass weniger heitere Gedanken aufkommen könnten.
    Im Dolcethema ab Takt 32 hat sich das sowieso erledigt. Da geht es in diesem hellen Schein weiter, auch in den wenigen retardierenden Takten ab Takt Nr. 49, wo die gleiche musikalische Figur in verschiedenen Tonhöhe, quasi in Frageform wiederholt wird und in die kurze dynamische Erhebung ab Takt 68 hineinführt, die Backhaus kraftvoll in Angriff nimmt. Nach den Übergangstakten 78 bis 80 bricht Backhaus wieder in den beseligenden Gesang des Hauptthemas und dessen himmlische Oktavierung aus. Wie in einer normalen Reprise wird auch hier der musikalische Ablauf leicht verändert, was in dem vorzüglichen musikalischen Fluss Backhaus leicht von der Hand geht. Auch das nachfolgende Dolce-Thema bringt Backhaus in herrlichem Legato-Gesang dar und lässt es wunderbar weiter fließen in die ausgedehnte und dynamisch sowie rhythmisch höchst eigenwillige, halt typische Beethovensche Coda hinein.
    Mit 84 Jahren ist Backhaus, ähnlich wie Arrau, zu einer profunden Alterssicht gelangt, in der er so ein Kleinod wie die Sonate Nr. 19 so zum Erblühen bringt. Mir völlig unverständlich ist, warum er nicht diese 70 Sekunden Zeit gefunden hat, um die Exposition zu wiederholen, denn schließlich hat sich Beethoven doch etwas dabei gedacht, oder?


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Wilhem Backhaus, Klavier
    AD: März 1968
    Spielzeiten: 2:58-3:06 -- 6:04 min.;


    Wilhelm Backhaus, der für das Allegro ein schnelleres Tempo wählt als Ashkenazy und erst recht als Arrau, spielt auch in dieser vielleicht leichtesten Sonate Beethovens seine ganze lebenslange Erfahrung aus, um diesem Stück Genüge zu tun. Er präsentiert ein klaren, natürlichen Ton, spielt die Legato-Passagen vorbildlich und folgt auch dem dynamischen Gerüst, dass Uhde vorgeschlagen hat, sei es, dass er es kannte oder sei es aus Intuition, weil eben das Notenbild und eine lebenslange Beschäftigung mit Beethovens Sonatenwerk solche Schlüsse zuließen. Das heißt im Einzelfall, dass die Legato-Passagen nach dem Forteauftakt im Piano gespielt werden und die Achteltriolen im Forte.
    Auch das Seitenthema spielt er berückend und durchgehend im Piano, die Schlussgruppe im mf/f, bis auf die Staccato-Takte 45 und 48, die als Echo-Takte fungieren, und die er im mp/p spielt.
    Leider wiederholt Backhaus auch hier die 1:16 min. der Exposition nicht, sie wären es wahrlich wert gewesen; aber wie gesagt, wir kennen die Gründe nicht.
    Auch die großenteils legato, auf jeden Fall aber lyrisch ausgeprägte Durchführung spielt Backhaus berückend, die beiden Crescendi am Beginn und am Ende dynamisch so zugeschnitten, dass sie den p/pp - Kern organisch umschließen.
    Backhaus spielt auch die Reprise, wie vorher schon die Exposition, trotz der leicht veränderten Form der musikalischen Figuren, ähnlich Mozart-affin wie Ashkenazy. Auch hier ist wieder das Seitenthema absolut betörend und geht das Geschehen in dem Triolenwirbel munter dem Ende zu.


    Im Menuetto ist Backhaus geringfügig langsamer als Ashkenazy, aber deutlich schneller als Arrau.
    Dynamisch ist auch hier eine Richtung festzustellen, wie sie Uhde vorgeschlagen hat, wenn auch hier Backhaus im Rahmen des Themas und seiner Oktavierung (Takt 1 bis 20), für die ein Piano vorgeschlagen ist, in der Oktavierungshälfte die hohen Legatobögen (Takt 14 bis 16 und 18 bis 20) leicht anhebt und auf diese Weise nicht nur dynamisch akzentuiert, sondern auch die Klangfarbe aufhellt und damit die Bedeutung dieser beiden Stellen zusätzlich hervorhebt. Den Fortsetzungsgedanken ab Takt 21 hebt er dann auch auf mezzoforte an.
    Auch die Überleitung in den Sechzehnteln und Achteln in der hohen Oktave, sich der Wiederholung des Themas nähernd, spielt Backhaus nicht nur melodisch berückend, sondern stellt auch den rhythmischen Unterschied zwischen den Zweier-Achteln in Takt 37 und den Achtel-Triolen in Takt 40 sehr schön heraus, die dann in die p/pp-Bögen ab Takt 42 hineinfließen und zur Themenwiederholung führen.
    Auch diese führt Backhaus mit hörbarer Konzentration vor und erreicht in dieser scheinbar so einfachen musikalischen Struktur eine eminente musikalische Tiefe, und in dem höchst vergnüglichen trioähnlichen C-dur-Einwurf ab Takt 68 vermeint man gar Beethoven und Mozart nebeneinander vierhändig am Klavier agieren zu hören- grandios!!
    Auch die verbindenden Achtel-Bögen sind so voller Gefühl gespielt, dass es eine wahre Freude ist. Auch in der letzten Wiederholung spielt Backhaus so entspannt freudvoll weiter, wiederum die hohen Bögen (wie in den Takten 14 bis 16 und 18 bis 20 dynamisch etwas anzuheben, hier in den Takte 101 bis 103 und 105 bis 107, dem sich ab Takt 108 eine ganz und gar entspannte und vollkommen natürlich klingende Coda anschließt.


    Eine grandiose Interpretation, mit nur einer kleinen Einschränkung (s. o.).


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Paul Badura-Skoda, Klavier
    AD: November 1969
    Spielzeiten: 4:33-3:08 --7:41 min.;


    Paul Badura-Skoda spielt das Andante in gleichen Tempo wie Backhaus, aber etwas langsamer als Ashkenazy. Seine Tongebung ist klar , und seine Grundlautstärke ist eher etwas oberhalb des Piano, und das lyrische Seitenthema ab Takt 16 hebt er noch etwas an und bringt es gegenüber dem Moll-Thema kontrastierend etwas mehr zum Leuchten. Er zeigt damit einmal mehr, über welche großen lyrischen Ausdrucksfähigkeiten auch er verfügt.
    Auch in der dynamisch bewegteren Durchführung, die er nach dem graziösen Seitenthema der Exposition hier majestätisch einsetzen lässt, um sie gleich darauf in schönstem Es-dur in der hohen Oktave singen zu lassen, bevor das Seitenthema in moll durchgeführt wird, bevor über die in den Sforzandi ansteigenden Oktaven und der Wiederholung des Hauptthemas in Takt 72 die Reprise erreicht wird.
    Hier lässt auch Badura-Skoda in der hohen Oktav einen ergreifenden Gesang ertönen, der uns zum Dolce-Thema, hier in Moll, zurückführt. Auch hier spielt Badura-Skoda klar und natürlich an der oberen Kannte der Grundlautstärke, bevor er ins Pianissimo und die ungewöhnliche Coda geht, die er decrescendierend und retardierend langsam ausfließen lässt.- großartig!!


    Auch das Rondo spielt Badura-Skoda in der schon im Andante gewählten leicht erhöhten Grundlautstärke, in der er ab Takt 7 noch ein moderates Crescendo einbaut, zur Fermate hin. Kraftvoll sind auch die Übergangstakte zum neuerlichen g-moll-Teil. Diesen treibt Badura-Skoda munter voran, bevor in Takt 32 das sangliche Dolce-Thema hervortritt und unbeirrbar seinen Weg geht. Erst durch die kraftvolle Steigerung ab Takt 68 geht es zur Überleitung und zur Rückkehr zum Rondothema, das ab Takt 81 wieder das Kommando übernimmt, das nach Art einer Reprise auch hier die musikalischen Figuren leicht verändert wiedergibt und wieder zum anmutigen Dolcethema führt, immer wieder auch mit einer Oktavierung versehen, einem der Kennzeichen Beethovenscher Klaviermusik, ebenso wie der ständige Wechsel von Legato- und Staccato-Sequenzen, von der auch die originelle Coda ab Takt 135 geprägt ist, ebenso typisch der schon mehrfach hervorgehobene Schluss, der doch ganz anders endet als der unkundige Hörer glaubt.


    Ebenfalls eine große Aufnahme mit dynamisch leicht geändertem Konzept.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    schön. Deine Rezensionen zu lesen dieser "kleinen" und "leichten" aber eben doch sehr schönen Sonaten, die der eine oder andere von uns aus dem Klavierunterricht kennt. Ich lebe derzeit leider immer noch in "musikfreier" Zeit - das Wohnzimmer ist mit Umzugskisten verbaut! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Auch das wird vorbeigehen, lieber Holger. Ich habe es da bei meinem letzten Umzug etwas einfacher gehabt und schon mehrere Wochen vor meinem eigentlichen Umzug, mein Polsterbett, Sitzgelegenheit im Wohnzimmer, Fernseher, Schreibtisch, Computer und CD's "umgezogen. Einbauküche war vorhanden. So hatte ich nach knapp einer Woche meine CD's wieder aufgebaut und konnt mit meiner Arbeit im Forum fortfahren. Aber ich habe auch den Nachteil, dass ich alleine bin. Wie dem auch sei, wir wollen hoffen, dass die Schlussverse des Liedes der Christel von der Post aus dem "Vogelhändler" bei dir nicht so sehr greifen:


    "Nur nicht gleich, nicht auf der Stell', denn bei der Post geht#s nicht so schnell" :D


    Liebe Grüße


    Willi ^^

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  • "Nur nicht gleich, nicht auf der Stell', denn bei der Post geht#s nicht so schnell" :D


    Bei mir könnten ruhig die Heinzelmännchen kommen und die Kisten wegschaffen! :P Zu allem Überfluß hatten wir gestern hier einen Stromausfall im Haus (eine Sicherung war durchgeschmort). Bei der ganzen Aktion hat es wohl eine Überspannung gegeben und die Regelelektronik unserer Heizung hat daran glauben müssen - Ersatz kommt frühestens morgen. Bis dahin muß es ohne Wärme und mit nur kaltem Wasser gehen. So etwas (Stromausfälle) kannten wir bislang nur aus Sofia! :D


    Herzlich grüßend
    Holger


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op 49 Nr. 2
    Paul Badura-Skoda, Klavier
    AD: November 1969
    Spielzeiten: 4:15-3:03 -- 7:18 min.;


    Paul Badura-Skoda spielt das Allegro bewegt, mit klarem, natürlichem Ton und etwas schneller als Ashkenazy. Dabei entsprechen seine dynamischen Akzente den Vorschlägen, die Uhde gemacht hat.
    Auch die Legatobögen spielt er fein aus.
    im Seitenthema ist er wieder nahe bei Mozart, der zumal in dieser Sonate häufiger anzutreffen ist.
    In der Schlussgruppe weicht er etwas von den Vorgaben ab, indem er die Staccato-Akkorde in den Takten 45 und 48 etwas mehr anhebt, etwa im mp spielt, was aber in den dynamischen. Gesamtkontext durchaus noch hineinpasst.
    Badura-Skoda wiederholt selbstverständlich auch die Exposition.
    In der bewegten Durchführung beachtet er die dynamischen Vorschläge genau, einschließlich des pp-Echos in Takt 61. Auch die Reprise mit ihrer leicht geänderten musikalischen Form entspricht der Gestaltung der Exposition. Auch hier stellt das Seitenthema wieder einen reinen lyrischen Gesang dar. Den Schluss mit dem Diminuendo und den beiden abschließenden Forte-Akkorden spielt er im organischen Zusammenhang.


    im Tempo die Menuetto, ein wenig langsamer als Ashkenazy, betont auch er die beiden Bögen in Takt 14 bis 16 und 18 bis 20 und erreicht somit im Anhang ab Takt 21 dass Mezzoforte. Die Überleitung ab Takt 36 zur Themenwiederholung hält er et4was oberhalb des Piano und bildet von hier aus einen genügend großen Kontrast zum Ende des Decrescendo in Takt 46 und 47 (pp).
    Auch die erste Wiederholung spielt er im frischen natürlichen Ton etwas oberhalb von Piano.
    Die beiden C-dur-Einwürfe (Trio) ab Takt 68 mit den beiden piano-Zwischenteilen spielt er kraftvoll mit hörbarem Vergnügen. Auch die zweite Wiederholung ab Takt 87 atmet pastorale Ruhe und leitet in die kleine, aber wunderbar feine Coda über, die Badura-Skoda, wie die ganze Sonate, diesseitig spielt -- grandios!!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Daniel Barenboim, Klavier
    AD. 1966-69
    Spielzeiten: 5:16-3:00 -- 8:16 min.;


    Daniel Barenboim spielt das Andante von allen bisher Gehörten am langsamsten, mit unendlich viel Ausdruck, gleichermaßen mit herausragenden Legatofähigkeiten. Barenboim scheint mir weiter von Mozart entfernt, eher schon dem mittleren Beethoven näher. Er wiederholt selbstverständlich die Exposition.
    Noch mehr macht dies in der Durchführung den Eindruck, die er mit tiefem Ernst spielt, in den Forte-Takten zu Beginn sogar im hochdramatischen Unisono. Auch in der Reprise klingt das alles sehr groß. Die Durchhörbarkeit ist in diesem Tempo natürlich fantastisch, und ein Zeichen der Dramatisierung ist natürlich auch eine höhere dynamische Grundlautstärke und sind die dem entsprechend größeren Steigerungen als bei den Anderen.
    Es bleibt dramatisch auch im Dolce und in der Pianissimo-Coda. Barenboim versetzt diesen Satz m. E. bewusst schon ins 19. Jahrhundert. Wenn es bei dieser Sonate (ähnlich wie bei der Appassionata) zwei Seiten in diesem Andante gibt, ist dies gewiss die zweite Seite.
    Wie dem auch sei, das ist sein Konzept, und das ist wie immer großartig musiziert.


    Die große Überraschung ereignet sich am Beginn des Rondo Allegro. Da ist Barenboim genauso schnell wie Korstick, und das will schon etwas heißen. Dynamisch auch hier an der oberen Kante, tut er einen großen Kontrast auf zum Kopfsatz, überrascht aber nochmals schon in den Takten 7 bis 11, zur Fermate hin, wo er decrescendiert bis zum Pianissimo. Das klingt unglaublich. hernach geht es in den g-moll-Überleitungstakten 17 bis 19 mit Vehemenz in die Gegenrichtung. Die Sforzandi gehen durchaus schon auf ein Fortissimo zu und hochdynamisch und hochdramatisch geht es weiter. In dieser Beziehung spinnt er, zumindest im Moll-Abschnitt, durchaus den Bogen vom Kopfsatz aus weiter.
    Nach diesem hochdramatischen Zwischenstück ist behände das Dolce ab Takt 32 erreicht, wo der unbändige Vorwärtsdrang (Beethovenscher, nicht Mozartinischer Art) unvermindert weiter geht.
    Was auch in diesen leiseren Passagen auffällt, ist, dass Barenboim auch hier durch Echobildungen die dynamische Struktur noch auflockert.
    Ab Takt 64 geht es dann mit "Fortegewitter " weiter, einem der auch normalerweise dynamischen Höhepunkte, aber bei Barenboim im Besonderen. Aber die Partitur verträgt es.
    Subito pianissimo geht es dann in die drei "Wiedereintrittstakte" (Wiedereintritt in das lichte G-dur).
    Auch hier in diesem Abschnitt ständigen Wechsels zwischen Staccato und Legato baut er wieder ein Crescendo ein, und zwar diesmal in den Takten 100 bis 102, zum Dolce-Thema hin, das er atemberaubend spielt bis hin zur äußerst bewegten Coda mit ihrem (nicht) überraschenden Schluss.


    Eine großartige Aufnahme, in der ich mir über die temporalen und dynamischen Eigenheiten kein Urteil erlaube.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49Nr. 2
    Daniel Barenboim, Klavier
    AD. 1966-69
    Spielzeiten: 4:40-4:10 -- 8:50 min.;


    Daniel Barenboim spielt das Allegro in einem gemessenen, doch, wie ich finde, genügend raschem Tempo, wieder, wie auch die Schwestersonate, in einem klaren Ton, in der Grundlautstärke an der oberen Piano-Grenze, und, zumindest im Hauptsatz, entsprechend den dynamischen Vorschlägen von Jürgen Uhde , allerdings auch in den Forti an der oberen Grenze. Das ist ein heller, klarer Gesang.
    Auch er spielt allerdings am Ende des Seitenthemas zur Schlussgruppe hin ein Crescendo. Auch die Triolen in der Schlussgruppe spielt er wieder im Forte. und wiederholt sogleich die Exposition.
    Auch die kurze, bewegte Durchführung spielt er sehr organisch und dynamisch einleuchtend mit einer veritablen Steigerung am Schluss.
    Die Reprise spielt er ähnlich wie die Exposition, steigert aber in der vorgezogenen Schlussgruppe nicht so stark, spielt jedoch die Triolen ab Takt 82 wieder im Forte. Das Seitenthema und seine Oktavierung spielt er in beseligendem ätherischen Ton, die dann folgenden Abwärts-Achtel wieder in schwungvollem Forte und spielt den Satz dann bewegt ohne Diminuendo und Piano im mf/f zu Ende.


    Das Tempo die Menuetto spielt Barenboim in sensationeller, verklärender Weise, auch die Oktavierung mutet an wie von einem anderen Stern. Beide Sequenzen hält er noch im p/pp, auch der Fortsetzungsgedanke ab Takt 21 bleibt noch dynamisch etwas tiefer als von Uhde vorgeschlagen. Erst in den aufsteigenden Sechzehnteln ab Takt 25 crescendiert er und bleibt dann durchgehend bis Takt 40 im mf. Erst dann descrescendiert er bis Takt 47 zum pp/ppp- welch eine überwältigende Wirkung!! Und dass er den Satz so getragen spielt, lässt die gesamte Struktur ganz klar hervortreten und gibt dem Satz einen anrührenden pastoralen Charakter. Himmlisch auch die neuerliche Oktavierung.
    Und wie groß ist der Kontrast in dem lustvollen, trioartiger C-dur-Einwurf, wie kunstvoll sind die beiden Teile mit zwei wundervollen Piano-Sequenzen miteinander verbunden.
    Wie jenseitig klingt das Thema erst in der Wiederholung, wie zart weht die Oktavierung aus einer anderen Sphäre zu uns herüber und geht traumhaft in die zart verhauchende Kurzcoda über.


    Eine grandiose Aufnahme mit einem bis dato beispiellosen Menuetto!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Lazar Berman, Klavier
    AD: 26. 2. 1975, live
    Spielzeiten: 4:33-3:07 -- 7:40 min.;


    Lazar Berman schlägt im Hauptsatz dieser Sonate im Andante, das er exakt im gleichen Tempo spielt wie Badura-Skoda, einen klaren, melancholischen Ton an, in, wie ich meine, eindeutigem Piano. Das Klavier singt von Anfang an sehr nachdrücklich, erst leicht klagend und dann im Seitenthema ab Takt 16 in anrührendem Dur. Auch Berman ist ein Meister des Legato.. Selbstverständlich wiederholt er die Exposition.
    Das Maestoso zu Beginn der Durchführung nimmt er markant, aber dynamisch nicht zu hoch, und an dessen Ende wandelt sich der Klang zu einem schwebenden Es-dur, das er wieder in das durchgeführte Seitenthema hineinführt, Sehr eindrucksvoll spielt er auch am Ende der Durchführung die ansteigenden Oktaven Takt 62 und 63, an die sich die Wiederholung des Hauptthemas als Übergang zur Reprise anschließt, in der durch den Wechsel der Hände Berman sogleich in der Begleitung in der hohe Oktave einen beseligenden Gesang anhebt, der in das diesmal im Moll auftretenden Dolcethema führt, das Berman mit einem starken Melancholie-Hauch überzieht und am Ende merklich crescendiert, um dann subito piano in die hier schon traurig klingende Coda zu führen, deren Oberfläche in der Begleitung schon stark aufgeraut ist. Bei Berman klingt eben doch stark die russische Seele durch.


    Das Rondo Allegro beginnt er im gleichen Tempo wie Badura -Skoda, allerdings etwas langsamer als Barenboim , insofern bewusst keinen so großen temporalen Kontrast zum ersten Satz herstellend. Dynamisch ist er auf der kraftvollen Seite und spielt in den Unisono-Takten 9 bis 11 ein kräftiges Crescendo mit ebenso kräftigem Übergang zum zweiten Abschnitt in g-moll. In diesem Abschnitt bleibt er natürlich im Forte-Bereich.
    Im anschließenden Dolce, das er ebenfalls in leicht erhöhter Dynamik munter vorantreibt, steigert er den Abschnitt mit den Sechzehntel-Vorschlagsnoten ab Takt 48 erheblich und geht ab Takt 61 ein wenig zurück, um im Forte ab Takt 64 subito kräftig zu steigern, um am Ende dieser Sequenz wieder subito pianissimo die "Eintrittstakte" zu spielen, mit denen ab Takt 81 das Hauptthema wieder "eintritt". Bermans Staccatospiel ist genauso bemerkenswert wie sein Legato. Dynamisch steigert er hier noch einmal zur Fermate in Takt 92 hin, nach der das Thema oktaviert wird. In der nun folgenden Abwärtsbewegung crescendiert er wieder und hält auch das Dolcethema dynamisch sehr bewegt, das auf diese Weise in die ebenso bewegte Coda hineinführt, die er erst wunderbar zum Fortepiano in Takt 147 auf der Eins hochschaukelt, um dann im Schluss auch perfekt die Illusion des "Morendo" vorzubereiten, wo dann aber doch Beethovens ff-Schlussakkorde vor sind.


    Eine großartige Interpretation diesseitiger Art, in der im langsamen Satz die melancholischen, teils sogar traurigen Züge ebenso nach außen getragen werden wie die lebensbejahenden, freudigen und bewegungsfreudigen Aspekte im schnellen Satz, und eine Interpretation mit überdurchschnittlicher dynamischer Bewegung .


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Lieber Willi,


    das reizt mich ja wirklich, den Berman nochmals nachzuhören nach Deiner schönen Rezension - aber leider sind die CDs immer noch in Kisten verpackt! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Nur net hudle! Sagte das nicht (auch) der Moser Hans?


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Lazar Berman, Klavier
    AD: 26. Februar 1975
    Spielzeiten: 4:10-3:22 -- 7:32 min.;


    Lazar Berman spielt das Allegro etwa in dem gleichen Tempo wie Badura-Skoda, etwas schneller als Ashkenazy. Dynamisch liegt er im Großen und Ganzen innerhalb der Vorschläge, die Uhde gemacht hat, allerdings hebt er am Ende der Schlussgruppe schon den Staccato-Takt 48 auf forte an, nicht erst die Triolen. Berman wiederholt natürlich auch die Exposition. Der rasche Wechsel zwischen Legato und Staccato geht auch hier organisch von statten.
    In der kurzen Durchführung bringt Berman die dynamische Kontraste wieder schön zum Vorschein, und in der Reprise weicht er doch einmal deutlich von Uhdes Vorschlägen ab, indem er die vorgezogene Schlussgruppe ab Takt 75 nicht mf/f spielt, sondern piano und erst in den folgenden Takten steigert zur Triolensequenz ab Takt 82 hin, wo er das Forte erreicht hat.
    Das Seitenthema singt er dann wieder berückend aus wie schon in der Exposition und den Schluss spielt er dynamisch wieder hochstehend bis auf die 7-taktige Verlängerung, die er auch zurücknimmt zu den beiden Forte-Abschlussakkorden hin.


    Das Tempo di Menuetto spielt Berman sehr anmutig und sanglich, allerdings dynamisch wieder etwas vom Uhdeschen Konzept abweichend, indem er den dynamischen Akzent auf den zweiten Bogen in Takt 18 bis 20 legt, nicht, wie von Uhde vorgeschlagen, auf den Fortsetzungsgedanken ab Takt 21.
    Nach diesem Fortsetzungsgedanken hebt er dann wieder etwas an und spielt die Sequenz ab Takt 36 bis 47 wieder sehr berückend im p und pp.
    Die Wiederholung ab Takt 48 mit Auftakt und deren Oktavierung spielt er rhythmisch und dynamisch entsprechend Takt 1 bis 20. So hat er schon in Takt 67 die dynamische Stufe erreicht, die in dem C-dur-Einschub ab Takt 68 vorgeschlagen wird und die er auch sehr lustvoll spielt. aber nicht zu laut und schön mit den Piano-Zwischenstücken verbunden.
    In der zweiten Wiederholung wählt Berman wieder das gleiche dynamische Konzept, d. h. , er betont wieder den zweiten Bogen, hier in Takt 105 bis 107 und stellt nicht nur Kontinuität her, sondern auch einen gehörigen Kontrast zur kurzen Coda, die er gleichwohl in der hohen Oktave in den Sechzehnteln Takt 116 bis 118 noch einmal steigert und dadurch zu einem Schlusskontrast in Takt 119/120 kommt.


    Ebenfalls eine hervorragende Interpretation, vielleicht nicht so herausragend wie die op. 49 Nr. 1.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Juni-Juli 1962
    Spielzeiten: 3:54-3:40 -- 7:34 min.;


    Alfred Brendel hat in seiner ersten Einspielung eine völlig andere Zeiteinteilung als z. B. Berman oder Korstick. Er spielt das Andante deutlich rascher als Korstick und noch rascher als Berman.
    Er produziert einen klaren, natürlichen Ton und spielt dynamisch der Partitur entsprechend kontrastreich. Im Seitenthema bringt er das Klavier zu einem beseligenden Gesang. natürlich wiederholt er die Exposition.
    Die drei einleitenden Unisonotakte der Durchführung haben in Brendels Tempo nicht den Maestoso-Charakter anderer Interpretationen. Sie sind leichter. Die Es-dur-Sequenz profitiert allerdings von dem höheren Tempo. Sie klingt noch anmutiger und setzt den Gesang des Seitenthemas fort, das in der Folge durchgeführt wird. Auch den Schluss der Durchführung mit den aufsteigenden Oktaven und der Themenwiederholung vor der Reprise spielt Brendel wiederum sehr sanglich, ebenso wie den Reprisenbeginn mit der Begleitung in der hohen Oktave und dann fortsetzend im Dolcethema, hier in moll, in leicht melancholischer, jedoch wiederum klarer Tongebung und in die eigentümliche Kurzcoda mündend.
    Ein großartig gespielter Satz!


    Das Rondo spielt Brendel im Gegensatz zum Andante wesentlich langsamer als Berman und Korstick. Zum ersten Mal fällt das richtig auf in den drei Moll-Überleitungstakten 16 bis 19 nach dem Thema in G-dur. Sie spielt Brendel sehr kraftvoll, auch die nachfolgende hohe Oktave mit den Sechzehntel-Vorschlagsnoten, dennoch die Leichtigkeit des Vortrags nicht verlierend.
    Auch das nachfolgende Dolcethema wird durch das langsamere Tempo nicht weniger leicht, sondern entspannter und stellt durchaus eine sinnfällige Alternative zu den schnelleren Lesarten dar.
    Auch das nachfolgende Forte gestaltet Brendel nicht überbordend und widerholt in der gleichen Helligkeit wie in den Takten 20ff. die hohe Oktave noch einmal, die zum Dur-Thema über die "Eintrittstakte" zurückleitet. Diese beiden Takte (78.79)gestalte Brendel ganz zart.
    In der Themenwiederholung fällt auf, dass Brendel zur Fermate(Takt 92 auf der Eins) nicht nur decrescendiert, sondern auch retardiert. Das erzeugt eine erstaunliche Wirkung. Auch die Überleitung zum Dolce-Thema und dieses selbst spielt Brendel ganz entspannt im ruhigen Dreiertakt.
    Ganz organisch geht es jetzt in die Coda (ab Takt 135) über, sie die erst dynamisch bewegt ist und dann ganz entspannt, und selbst im seltsamen leisen Schluss mit den beiden ff-Schlussakkorden bleibt Brendel im dynamischen Rahmen- der ganze Satz, wie ich finde, die durchaus vertretbare zweite Seite derselben Medaille!!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Juni/Juli 1962
    Spielzeiten: 4:28-3:30 -- 7:58 min.;


    Alfred Brendel hat ein etwas anderes Dynamikmanagement als das von Uhde vorgeschlagene, zumal die Vorschläge zur Zeit der Entstehung dieser Aufnahme noch nicht existiert haben dürften.
    Zwar spielt er auch die beiden Auftaktakkorde Takt 1 und 5 mf/f, aber die Triolensequenz Takt 15 bis 19 spielt er nicht forte, sondern er spielt ein kleinschrittiges Crescendo bis zum Forte in Takt 20 und erzeugt dann mit dem Seitenthema, dass er auch im Piano spielt, einen schönen Kontrast.
    Brendel ist in seinem klaren, leichten Klangbild wieder näher bei Mozart.
    Im Seitenthema stimmt er einen innigen Gesang an und die Schlussgruppe ist auch nicht mehr als p/mp, aber sehr ausdrucksvoll gespielt, und erst am Ende der Exposition crescendiert er in den letzten Takten 50 bis 52. Brendel wiederholt selbstverständlich auch die Exposition.
    Allerdings entspricht seine dynamische Behandlung der kurzen Durchführung genau den Vorschlägen Uhdes. Vielleicht hat ja auch dieser die Einspielung Brendels gehört?
    Brendel akzentuiert die Reprise genauso wie die Exposition, und ich muss sagen, dass mir diese alternative Behandlung der Dynamik auch durchaus zusagt. Eine rhythmisch, temporal und dynamisch durchaus überzeugende Interpretation des Allegros.


    Auch im Tempo die Menuetto akzentuiert Brendel anders. Er bevorzugt, zumindest im ersten Teil bis Takt 35, eine Art Terrassendynamik.
    Das Thema Takt 1 bis 12 spielt er in p/pp, und die Oktavierung Takt 13 mit Auftakt bis 20 hebt er an auf mp/mf.
    Den Fortsetzungsgedanken ab Takt 21 spielt er wieder im p/pp und den letzten Abschnitt ab Takt 28 mit den Achteln in der Melodie und den Sechzehnteln in der Begleitung hebt er wieder an auf mf, wobei er auf den letzten Takten noch ein Crescendo bis etwa zum Forte spielt. Auch diese Dynamik spricht an.
    Auch die Überleitung ab Takt 36 hält er noch im mf, und erst ab Takt 41 geht er wieder auf das Piano zurück und decrescendiert auf Takt 46 hin, der ja als einer von nur zwei Takten eine Dynamikangabe hat (pp).
    In der Reprise akzentuiert Brendel im ersten Teil wie in der Exposition, d. h. das Thema im Piano, die Oktavierung im Mezzoforte. Der C-Dur-Einschub (Trio) mit den beiden Piano-Verbindungen entspricht interessanterweise wieder genau den Vorstellungen Uhdes bis auf die zweite Hälfte der zweiten Piano-Verbindung, auf die er eine moderates Crescendo legt.
    In der zweiten Wiederholung verfährt er wie vorher: Thema im Piano, Oktavierung im Mezzoforte und in der kurzen Coda legt er auf die Sechzehntel in der hohen Oktave (Takt 115 bis 118) noch ein leichtes Crescendo.
    Brendel hat hier gezeigt, dass er hier mit seinen eigenen Gedanken durchaus zu einer schlüssigen Lösung gekommen ist, von seiner großartigen lyrischen Interpretation, die er hier schon mit 31 Jahren vorlegte, ganz zu schweigen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Mai 1975
    Spielzeiten: 4:30-3:33 -- 8:03 min.;


    Ein großer Unterschied wird gleich zu Beginn deutlich. Alfred Brendel spielt das Andante deutlich langsamer als in seiner ersten Aufnahme 13 Jahre vorher. Dann scheint mir die dynamische Grundlautstärke auch ein wenig niedriger zu sein und der Ausdruck, vor allem in den berückenden Legatopassagen, noch zugenommen zu haben. Temporal liegt er hier auf einer Linie mit Lazar Berman.
    Die dynamischen Akzentuierungen in der Exposition, die er natürlich wiederholt, sind durchaus zutreffend.
    Auch das kräftigere Unisono Maestoso am Beginn der Durchführung ist durch das reduzierte Tempo wieder vergleichbarer mit anderen Interpretationen geworden. Dynamisch passt er es an das etwas niedrigere Gesamtlevel an. Die überleitende Es-dur-Passage ab Takt 38 spielt Brendel zart und luzide und gleitet organisch in den zweiten Teil, in dem das Seitenthema durchgeführt wird, bevor er durch die abermals moderaten ansteigenden Oktaven ab Takt 60 und die Wiederholung des Hauptthemas zur Reprise überleitet.
    Die Reprise mit der Begleitung in der hohen Oktave spielt Brendel sehr ausdrucksvoll und dynamisch immer im Rahmen, wobei er diesen in der atemberaubenden Coda tief nach unten bewegt.


    Im Rondo Allegro verbleibt Brendel im temporalen Zuschnitt seiner ersten Aufnahme, sodass er insgesamt temporal in beiden Sätzen mit der 1966er Aufnahme von Claudio Arrau übereinstimmt.
    Das Staccato-Spiel Brendels nimmt von Anfang an ein. Der Stimmungskontrast zum melancholischen ersten Satz ist auch sofort gelungen. Auch wenn sich das Geschehen vorübergehend wieder nach g-moll wandelt, bleibt die Stimmung positiv, auch in der Achtelpassage in der hohen Oktave ab Takt 20 mit den Sechzehnteln in der Begleitung, die ja auch nach 12 Takten schon wieder ins pastorale Dolce-Thema führt. Hier stimmt Brendel einen herrlichen intimen Gesang an. Auch in der Wiederholung der Überleitungstakte (16 bis 19), hier 64 bis 67 und der anschließenden hohen Oktave, die zum Hauptthema (durch die Eintrittstakte) zurückleitet, bleibt er innerhalb des (gegenüber vergleichbaren Aufnahmen) etwas reduzierten dynamischen Spielraums.
    Das Hauptthema spielt Brendel wieder in einem anmutig singenden Ton und trägt es über geänderte musikalischen Figuren neuerlich zum Dolce-Thema, das sich rhythmisch wieder großenteils in Legato-Bögen präsentiert. Das von Brendel im Rondo gewählte Tempo, im Dolce-Thema eher einem Allegretto ähnlich, gewinnt m. E. gerade in diesem Abschnitt durch größere Ausdruckstiefe. Und Brendel nimmt ja auch mit Wiedereintreten des Hauptthemas am Beginn der Coda (Takt 15) wieder deutlich Fahrt auf und spielt die Steigerung mit rasch wechselnden dynamischen Kontrasten hin zur Fermate in Takt 148 auf der Eins nach wie vor im Rahmen und schließt hier einen grandiosen Schluss an.


    Eine große Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Juni 1977
    Spielzeiten: 4:47-3:53 -- 8:40 min.;


    Alfred Brendel ist in dieser 15 Jahre später entstandenen Aufnahme den Spielzeiten Arraus von 19966 näher als seinen eigenen aus 1962, d. h. er spielt beide Sätze merklich langsamer. Dynamisch bleibt er dagegen bei seinem Konzept von 1962, d. h. er spielt wiederum die beiden Forte-Akkorde in Takt 1 und 5, spielt aber die Triolensequenzen beileibe nicht forte, sondern crescendiert gegen Ende wieder etwas. Auch die Schlussgruppe spielt er dynamisch sehr zurückhaltend, was aber für die ganze Exposition nicht für den Ausdruck gilt. Der ist über jeden Zweifel erhaben. Brendel wiederholt natürlich die Exposition.
    Auch in dieser Einspielung fällt wieder seine exakte Behandlung der Rhythmik auf, z. B. in den raschen Wechseln von Staccato und Legato im Seitenthema zwischen Takt 24 mit Auftakt und Takt 35, desgleichen seine Fähigkeit, das Instrument zum Singen zu bringen, was seinen Höhepunkt in der Exposition natürlich im Seitenthema hat.
    Auch in der kurzen Durchführung verfährt er wie in seiner ersten Aufnahme. Er muss sich seiner "dynamischen" Sache also wohl ganz sicher gewesen sein.
    In der Reprise hält er die Dynamik auch wie 1962, d. h. er beginnt in den Triolen ab Takt 82 erst allmählich zu crescendieren, weil er großen Wert auf den Kontrast zum Seitengedanken legt, und auch beim zweiten Hören macht das für mich sehr viel Sinn.
    Ganz berückend spielt er auch in der Wiederholung das Seitenthema und ist in den auf und ab strebenden Achteln ab Takt des von Uhde vorgeschlagenen (m)f höchstens bis zum mp unterwegs, spielt aber am Schluss dann tatsächlich noch ein kleines Diminuendo, wie von Uhde vorgeschlagen. sicherlich als finalen Kontrast zu den beiden abschließenden Forte-Akkorden.


    Auch in dieser Einspielung greift Brendel im ersten Teil wieder zur Terrassendynamik, reduziert aber die Ausschläge noch etwas, etwa so:
    Takt 1 bis 12 -- p, Takt 13 bis 20 -- mp, Takt 2 bis 27 -- p/pp, Takt 32 bis 38: mf. Dann geht er in der zweiten Hälfte der Rückleitung wieder zurück bis ins Pianissimo. Die Themenwiederholung spiel er eigentlich durchgehend im Piano, vielleicht im letzten Bogen Takt 65 bis 67 etwas steigend. Im gleichen entspannt-pastoralen Ton wie bisher den ganzen Satz spielt er auch den C-dur-Einschub ab Takt 68 bis 70 und 75 bis 77, knappes Forte und Piano-Verbindung mit der Ausnahme, dass er in der zweiten Piano-Sequenz in der zweiten Hälfte ein Crescendo/Decrescendo mit einem ebenfalls knappen Forte als Spitze spielt. Das hat eine großartige Wirkung, auch weil es so natürlich und ausdrucksvoll gespielt ist. In dieser zweiten Wiederholung spielt er aus dem p/pp auf beiden Bögen in der Oktavierung in Takt 101 bis 103 und 105 bis 107 einen dynamischen Akzent, d. h. er weicht etwas von seiner ersten Aufnahme ab, wo er die Oktavierung durchgehend dynamisch angehoben hatte. Ebenso wie in seiner ersten Aufnahme spielt er dann in den Takten 115 bis 118 in der hohen Oktave ein leichtes zu den beiden Schlussakkorden kontrastierendes Crescendo.
    Auch in dieser Aufnahme zeigt Brendel wieder, wie sorgfältig und ernsthaft er mit dieser "Sonata facile" umgeht und aus ihr ein von innen leuchtendes Kleinod macht.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
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  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Februar 1994
    Spielzeiten: 4:13-3:51 -- 8:04 min.;


    Alfred Brendel geht in seiner temporalen Satzeinteilung in dieser seiner letzten Aufnahme wieder ungefähr auf die Satzzeiten seiner ersten Aufnahme zurück. Dies ist ein Phänomen, das ich schon bei verschiedenen anderen Sonaten bemerkt habe (ich berichtete in den verschiedenen Threads darüber), d. h. das Andante wird wieder schneller und das Rondo langsamer. Dynamisch bleibt er, wie auch in seiner zweiten Einspielung, im Rahmen, erreicht auch z. B. im Auftakt der Durchführung, vor Takt 34, knapp das Forte. Sein singender Ton und seine Legatofähigkeit sind nach wie vor hervorzuheben. Das eine oder andere Sforzando, z. B. in Takt 59 oder 61 sowie 67 könnte allerdings mehr hervorgehoben werden.
    Die Bögen zu Beginn der Reprise in der hohen Oktave singt er wieder sehr schön aus, desgleichen das (hier in Moll stehende) Dolcethema.
    Grandios gelingt ihm die Kurzcoda.


    Das Rondo spielt er wieder etwas langsamer als in seiner zweiten Aufnahme, aber nicht zu langsam. Sehr schön ist hier auch sein Staccatospiel, und die Sforzandi sind hier wesentlich betonter. Der Wechsel nach g-moll geht ganz organisch über die Einführungstakt 17 bis 19 von statten und die hohe Oktave ab Takt 20 strömt leichtfüßig dahin. Im folgenden Dolce-Thema wird er m. E. geringfügig langsamer, was dem Verlauf eine pastorale Note gibt.
    Die Wiederholung der Moll-Wendung aus Takt 16ff. , hier in Takt 64 ff., bleibt wiederum dynamisch etwas moderater, etwa bei mf, auch durchgehend bis zum Wiedereintritt in das Hauptthema in G-dur. Das Hauptthema erklingt dann wieder in anmutigem Gesang, einschließlich der originellen Überleitung zum Dolcethema (ab Takt 96), das dann in Takt 103 wieder einsetzt, wieder in leicht reduziertem Tempo, etwa Allegretto (s.o.). So geht es in verträumt wiegendem Dreier der Coda zu, in der die bewegten und kontrastreichen Takte 141 bis 148 dynamisch den Höhepunkt des Satzes darstellen, was auch am Ende durch die Fermate in Takt 148 auf der Eins noch einmal deutlich wird, an die sich dann der originelle Schluss anschließt, der hier von Brendel durch zwei f-, nicht ff-Akkorde abgeschlossen wird.
    Im Ganzen ist diese Aufnahme nur eine Sekunde langsamer als die zweite, die mir aber dennoch ein wenig besser gefallen hat.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 20 G-dur op. 49 Nr. 2
    Alfred Brendel, Klavier
    AD: Juni 1994
    Spielzeiten: 4:44-3:28 -- 8:12 min.;


    Brendel wählt im Allegro das gleiche Tempo wie 1977, im Vergleich zu Badura-Skoda ist er in beiden Sätzen erheblich langsamer. Dynamisch sind die beiden Forteakkorde mit den beiden anschließenden Triolen vielleicht nicht mehr ganz forte, und die Triolensequenz ab Takt 15 spielt er nach wie vor als Crescendo zum Seitenthema hin. In seiner klaren Tongebung lässt er die Musik organisch fließen.
    Das Seitenthema ist wieder sehr sanglich und die abwechselnden Staccati und Legatofolgen fließen wieder ganz natürlich. Dynamisch hält er Seitenthema und Schlussgruppe in einem p/mp-Bereich mit leichten dynamischen Bewegungen innerhalb dieses Bereiches.
    In der Durchführung ist seine dynamische Behandlung wieder vergleichbar. hier spielt er das Crescendo ab Takt 55 und p und pp-Echo ab Takt 59 ebenfalls, desgleichen das die Durchführung abschließende Crescendo.
    Auch die Reprise spielt er dynamisch so wie die Exposition, mit einem wieder herausragenden Seitenthema mit Oktavierung. Auch die weitere Reprise fließt mit den Achteln munter auf und ab, zwischen Piano und Mezzopiano changierend, im mozartnahen Gewand.


    Das Menuetto spielt er etwas rascher als 1977. In der dynamischen Ausgestaltung des Menuettos bleibt er bei seiner Terrassendynamik, womit er von seiner dynamischen Vorstellung nach wie vor überzeugt ist. In den letzten beiden Takten dieser Passage (46, 47) vor der Themenwiederholung retardiert er kurz, ein glänzender Einfall. Auch in diesem Bereich bleibt er bei der Terrassendynamik, d. h. der dynamischen Erhöhung der Oktavierung. Auch im Bereich des C-dur-Einschubs Takt 68ff mit den Piano-Verbindungsteilen und der Hebung/Senkung im zweiten Pianoteil deckt es sich mit der Aufnahme von 1977, desgleichen mit der zweiten Wiederholung, deren Oktavierung und der kurzen Coda.
    Deswegen kann die Wertung sich auch nicht von der der zweiten Einspielung abweichen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, Sonate Nr. 19 g-moll op. 49 Nr. 1
    Rudolf Buchbinder, Klavier
    AD: 02. 01. 2011
    Spielzeiten: 4:07-3:25 -- 7:32 min.


    Rudolf Buchbinder gehört wie Brendel zu denjenigen, die das Andante etwas flotter spielen. Er liegt genau zwischen der ersten Brendel-Aufnahme, die sogar unter vier Minuten liegt und der dritten, die etwas langsamer ist.
    Der Klang ist rein und klar und die Dynamik in der Exposition moderat. Buchbinder wiederholt selbstverständlich auch die Exposition.
    Im Unisono-Beginn der Durchführung legt er ordentlich zu und spielt die anschließende Es-dur-Passage in der hohen Oktav sehr ausdrucksvoll, die in die Durchführung des Seitenthemas führt und in die dynamisch bewegten ansteigenden Achteloktaven. Nach der Wiederholung des Themas spielt auch Buchbinder zu Beginn der Reprise die Sechzehntel in der Begleitung in der hohen Oktave ganz berückend, in das in Melancholie strömende Seitenthema hineinfließend. Bei Buchbinder hat die Kurzcoda in der ersten Hälfte noch viel Körper mit markanten Sforzandi, in der zweiten Hälfte dann ins pp zurückgehend.


    Im Rondo Allegro ist Buchbinder temporal eher bei Brendels erster und bei Arraus nur wenig später entstandener Aufnahme. Er ist nur jeweils einige Sekunden schneller. Dynamisch bewegt er sich an der oberen Piano-grenze., so dass die Überleitungs-Sforzandi nicht mehr sonderlich herausstechen.
    Im g-moll-Mittelteil ab Takt 20 spielt er die hohe Oktave sehr schwungvoll und ausdrucksstark. Das dolce-Thema wird zum behaglichen Gesang.
    Das Thema geht unmittelbar in die Wiederholung der Überleitungstakte von Takt 16 ff über, die hier als Rückleitung zum Hauptthema fungieren und die er auch hier, der Partitur entsprechend, im forte spielt, die anschließende hohe Oktave ebenfalls.
    Das Hauptthema im Staccato einschließlich der Überleitung zum Dolce-Thema spielt er sehr anmutig, und das Dolcethema selbst gerät zum berückenden Gesang und die anschließenden leicht an- und abschwellenden Überleitungstakte gehen in die ebenfalls im Staccato beginnende Coda hinein, in deren bewegtem Mittelteil Takt 141 bis 148 er sehr kontrastreich spielt und den originellen Schluss mit viel Ausdruck.


    Eine schöne Aufnahme mit einigen dynamischen Eigenwilligkeiten.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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