Artur Schnabel - "Du wirst nie ein Pianist"



  • Denkt man an Beethovens 32 Klaviersonaten und ihre Interpreten, dann kommt man an einem Namen nicht vorbei, an Artur Schnabel.


    1882 in Polen geboren, studierte er in Wien bei Theodor Leschetizky. Von seinem Lehrer ist das Zitat überliefert: "Sie werden nie ein Pianist sein. Sie sind ein Musiker" Auf ersten Blick wirkt diese Aussage irritierend. Sie stimmt insofern, als Schnabel nie als großer Virtuose galt, sondern berühmt wurde für die Ernsthaftigkeit seines Musizierens. Schnabel nahm als einer der ersten Pianisten Beethovens Metronomangaben für die "Hammerklaviersonate" ernst, und riskierte dabei auch einmal einen falschen Ton. Beethovens Klaviersonaten bildeten in seinem Repertoire einen besonderen Schwerpunkt.


    Schnabel aber auf die Rolle des bedeutenden Beethoveninterpreten zu reduzieren greift zu kurz, auch wenn die Wiener Klassik in seinen Interpretationen einen besonderen Stellenwert einnimmt. Neben seiner Konzerttätigkeit (inbesondere nach seiner Emmigration aus Deutschland 1933) war Schnabel vor allem auch als Lehrer und Komponist tätig.


    Welche seiner Aufnahmen kennt und schätzt Ihr?


    Herzliche Grüße,


    Christian





    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Leider kenne ich außer den Beethovenaufnahmen von Schnabel bisher nur wenig mehr. Die beiden letzten Schubertsonaten (leider gibt es wohl keine Einspielung der c-moll-Sonate) und Mozarts a-moll-Sonate sind jedoch m.E. eher noch besser als sein Beethoven, zumal bei Schubert viele Interpreten meinen, die Richtersche Blei-Monumentalisierung mitmachen zu müssen (quod licet Iovi.... :D)
    Seine Expressivität bei Mozart ist sehr weit entfernt von dem Porzellanpuppenklischee, dem man immer noch manchmal begegnet.
    Eine neu überspielte Schubert-Box (Music & Arts?) wurde kürzlich angekündigt, die werde ich jedenfalls ins Auge fassen; weiterhin hoffe ich, dass seine Mozart-Klavierkonzerte auch bei Naxos Historical erscheinen.
    Schnabel hat BTW auch komponiert (atonal oder 12-tönig, es gibt einiges Aufnahmen, ich habe aber noch nichts gehört)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo!


    Wie ich schon mehrfach im Forum preisgegeben habe, schätze ich Schnabels Beethoven-Zyklus sehr (ich habe ihn vom Label History). Dann habe ich noch eine Doppel-CD, die Johannes auch zu haben scheint, mit Mozarts a-moll-Sonate und den beiden letzten Schubert-Sonaten, sowie dessen Moments Musicaux. Die habe ich aber schon lange nicht mehr gehört.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Neben den Beethoven-Sonaten sind ja auch die Variationen und Klavierkonzerte auf Naxos Historical erschienen.


    Seinen Mozart kenne ich noch nicht, aber den Schubert kann ich sehr empfehlen. Mark Obert-Thorn hat kürzlich in r.m.c.r. mitgeteilt, er arbeite an einer Restaurierung der Schubert-Aufnahmen für Music & Arts, die im Januar 2006 erscheinen soll. Auf Pearl sind sie (neben EMI) auch zu haben. Mir gefallen vor allem die Impromptu.


    Auf Appian ist noch eine Aufnahme der 1946-47 HMV Solo Recordings zu haben (Mozart,Schumann, Brahms, Carl Maria v Weber).

  • Zitat

    Schnabel hat BTW auch komponiert (atonal oder 12-tönig, es gibt einiges Aufnahmen, ich habe aber noch nichts gehört)



    Möglicherweise war Schnabel nicht nur ein komponierender Pianist, von denen es viele gab, sondern vielleicht sogar in erster Linie Komponist, was man an solch äußerlichen Dingen wie der Tatsache zeigen könnte, daß Schnabel nur wenig für sein eigenes Instrument geschrieben hat.


    Erstaunlich und nachdenkenswert finde ich in diesem Zusammenhang, daß der Zwölftöner Artur Schnabel, wenn er denn auch für Klavier komponiert hat, nach meiner Kenntnis niemals sich selbst gespielt hat. Offenkundig hat Schnabel strikt zwischen seiner Tätigkeit als Interpret und derjenigen als Komponist, in der er einem Schönberg an Atonalität nicht nachstand, unterschieden. Im Grunde genommen ist Schnabel doch als Interpret von Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms in die Musikgeschichte eingegangen, nicht jedoch als Interpret des zu seiner Zeit fortschrittlich-radikalen Repertoires.


    Kann jemand diesen Widerspruch zwischen dem Darsteller Schnabel und dem Komponisten Schnabel aufklären?

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  • Ich kann den Widerspruch nicht aufklären, ich kann nur berichten, was ich mit der Zeit in Erfahrung gebracht habe.
    Schnabel nahm seine kompositorische Tätigkeit sehr ernst, war aber zu stolz, sich selbst aufzuführen. Umgekehrt favorisierte er in seinen Konzerten auch nicht die Musik des Schönberg-Kreises, weshalb vice versa auch Schnabels Musik nicht von diesem Kreis gefördert wurde.
    Ich kenne lediglich einen anderen Interpreten, der ähnlich konsequent das Propagieren seiner eigenen Musik vermieden hat, das war Igor Markewitsch.


    Ich kenne von Schnabel lediglich seine 3 Symphonien, tüchtig gespielt vom Isländischen Symphonieorchester unter Paul Zukofsky, einem Musiker, der sich für die Außenseiter der Avantgarde einsetzt.


    Wie klingt Schnabels Musik? - Ich kann nur sagen: Starker Toback...! In jeder Hinsicht. Sie gehört zum absolut Unbequemsten, was ich aus dieser Zeit kenne. Der Klang ist scharf dissonant, die Musik ist kontrapunktisch gearbeitet, die Thematik eigentümlich gewunden, eingängige Floskeln werden entweder mit Absicht vermieden oder bleiben einzelnen Momenten vorbehalten. Erste und zweite Symphonie sind dabei mäßig lang, je etwa eine halbe Stunde. Die zweite allerdings dauert ungefähr eine Stunde: Eine Stunde mahlende, tobende, dann diffuse, dann wild zuckende Musik; hier läuft trockener Kontrapunkt in einen Wust von verschlungenen Stimmen, dort treibt die Musik zähflüssig wie richtungslos dahin, ehe wieder plötzlich scharfe Konturen in eine völlig andere Richtung weisen.
    Ich kenne sehr wenig Vergleichbares, sicher nicht bei den Zwölftönern oder im Umfeld der Wiener Schule. Ich war jedenfalls, als ich die Werke gehört hatte, wie erschlagen, verwirrt, wußte nicht, was ich damit anfangen soll, fühle die Verpflichtung, die Stücke genauer kennen zu lernen, verspüre aber wenig Lust, mich diesen Werken nochmals zu unterziehen.
    Aber vielleicht ist dieser Thread jetzt doch sozusagen das Stichwort...

    ...

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Wir besitzen nur eine CD mit Musik von Schnabel.



    Streichquartett Nr. 5 + Klaviertrio (1945);Sieben Klavierstücke (1946 / 47)
    Pellegrini Quartett;Ravinia Trio;Benedikt Koehlen, Klavier


    Schnabel verfolgte mit grossem Intersesse , was an neuer Musik entstand, und war mit Schönbergs Werk vertraut, lange bevor Schönberg Anerkennung fand. 1911 setzte er sich für Schönbergs Übersiedlung nach Berlin ein. Das fand auch Niederschlag in seiner eigenen Musik, die immer zur Avantgarde ihrer Entstehungszeit gehörte. Er selbst betrachtete sein Komponieren als ein Feld völliger Unabhängigkeit. Einerseits kümmerte er sich nicht um Aufführungen seiner Werke, um wohlmeinenden Ermahnungen zu entgehen, publikumswirksamer zu schreiben. Andererseits weigerte er sich, als Pianist durch Gefälligkeitsaufführungen für Komponisten seiner Zeit sich einzusetzen. Schönberg verzieh Schnabel niemals, dass dieser - ausgenommen die glanzvolle Pierrot lunaire Aufführung 1924 in Berlin - keines seiner Werke spielte.
    Schnabel hoffte, sich in seinem 50. Lebensjahr vom KOnzertpodium zurückziehen zu können, um sich ganz der Komposition zu widmen. Die Emigration und die damit verbundenen finanziellen Unwägbarkeiten machten einen solchen Rückzug jedoch unmöglich.
    Die auf dieser CD enthaltenen Werke stammen alle aus der amerikanischen Zeit Schnabels und gehören zu seinen wichtigsten Werke kammermusikalischen Äusserungen.
    Das Pellegrini Quartett spielt sehr farbenreich, akribisch klar und beschwingt.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Wie gesagt, habe ich noch nie eine Komposition von Schnabel gehört (IIRC sind einige Kammermusikwerke mal bei Arte Nova unter Mitwirkung von Christian Tetzlaff erschienen).
    Allerdings ist er nicht der einzige Musiker seiner Generation (sowie der etwas jüngeren), deren Namen sowohl mit der "2. Wiener Schule" (oder anderen damals avantgardistischen Richtungen) und der "Wiener Klassik" verbunden sind: Hermann Scherchen, Rudolf Kolisch, Klemperer, E. Kleiber, um nur die bekanntesten zu nennen (bei einigen kommen gewisse gemeinsame politische Positionen noch dazu, aber das ist ja ein unpolitisches Forum :D) und etwas später Hans Rosbaud (dieser allerdings leider wohl eher ein Mitläufer während der tausend Jahre) . Selbst Furtwängler hat in den 20er Ur- und Erstaufführungen dirigiert, die stilistisch dem Repertoire, das man mit ihm verbindet (und erst recht seinen eigenen Kompositionen) eher fern standen und sich bekanntlich Hindemiths wegen mit den Nazis angelegt.
    Ich weiß daher nicht, ob man überhaupt von einem Widerspruch reden kann.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Der Vergleich mit Furtwängler hinkt. Denn Furtwängler hat ja nicht im Stil der Neuen Musik komponiert, wie eben Schnabel. Es geht ja um die Unterscheidung zwischen Darstellung und Schaffen und nicht um eine Unterscheidung mehrerer Facetten des darstellenden Künstlers. Insoweit war Schnabel als darstellender Künstler/Interpret/Pianist eben einer derjenigen, die fest im klassischen Repertoire verwurzelt waren. Als Interpret fühlte Schnabel, so vermute ich, daß insoweit bestimmte Maßstäbe für das Verhältnis zum Publikum bestimmend waren, denen der Komponist Schnabel offenbar nicht entsprach. Anders läßt es sich jedenfalls aus meiner Sicht nicht erklären, daß der Interpret Schnabel eigene Werke und im Übrigen auch Werke anderer Vertreter der Stilrichtung Neue Musik eben nicht aufgeführt hat, damit bewußt auf einen Austausch mit dem Publikum verzichtet hat.


    Wenn man dann unterstellt, daß Schnabel kein Einzelfall gewesen ist, kann man sich insoweit, so meine ich, auch die Frage stellen, woraus diese Bedürfnislosigkeit nach Publikum der Komponisten Neuer Musik zur Zeit Schnabels aber auch heutzutage herrührt.

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  • Morgen,


    in dem Erinnerungsbuch von Artur Schnabel (Titel: Du wirst nie ein Pianist, Wolke Verlag) ist zu lesen, dass er als Künstlerpersönlichkeiten diese beiden verehrte: Busoni und d'Albert. Die Vereinigung beider sei der perfekte Künstler; von d'Albert die Rohheit, von Busoni die Kultiviertheit. Der doppelte Zug, von Leidenschaft und Formwillen, findet sich eigentlich auch in seinen Interpretationen. Findet sich auch in seinen Komponistenfreunden; er nennt zuerst Schönberg, verweist dann - hervorhebend - auf Ernst Krenek, nennt auch Hindemith. Mit Hindemith war er fast nie einer Meinung, "in Kleinigkeiten" (a.a.O.). Er berichtet, auch schon mal eigene Kompositionen aufgeführt zu haben, mit seiner Gattin als Liedsängerin. Brahms hatte Schnabel mit in die Sonntagswirtschaft genommen, so ward sein Ruf als Brahms-Spezialist begründet (Schmunzeln erlaubt).
    Seine Beethoven-Sonaten aus den Jahren 1929-1936 sind doch in Momenten recht geschlagen, er änderte sehr viel (Der Änderer sei er genannt worden, noch nach Jahren, a.a.O.). Nun, unvergessen ist ein 4. Klavierkonzert von Beethoven, von 1949, EMI, Philharmonia Orchestra, Sir Malcolm Sargent, unvergessen der Poesie wegen.


    Das Erinnerungbuch endet mit einem bewußt gesetzten Anker bei Schopenhauer: Musik ist die Welt noch einmal. Recht hat er.


    Freundliche Grüße!
    Albus

  • Sehr lohnend ist die Sonate für Violine solo von 1919, bei der Tonales und Atonales sich auf interessante Weise ergänzt. Der Stil ist ganz eigen und von der Wiener Schule recht weit entfernt (was wahrscheinlich auch die von Tom behaupteten Widersprüche auflöst). Was Edwin über die Sinfonien sagt, macht mich sehr neugierig, die gibt es aber offenbar nicht auf CD?


    Also nochmals die Empfehlung, Tetzlaff spielt einwandfrei:


  • Hallo Kurzstueckmeister


    Deine Empfehlung mit Tetzlaff werden wir gelegentlich kaufen gehen, da uns die von uns vorgestellte Aufnahme der cpo mit dem Streichquartett Nr. 5 ausgesprochen gut gefällt und uns der Geiger Tetzlaff immer wieder überzeugt, hoffen wir auf eine kleine Entdeckung.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo Kurzstueckmeister!
    Die CDs mit den Symphonien sind bei einem kleinen US-Label namens Orion erschienen, das schon längere Zeit nicht mehr existiert. Habe eben eine kurze Überprüfung bei den diversen Versandhäusern gemacht, konnte die beiden CDs aber nirgends entdecken - leider. ;(

    ...

  • Neben den Beethoven-Sonaten und Klavierkonzerten sind die Schubert-Aufnahmen Schnabels von interpretatorischer Bedeutung.


    Die Beethoven-Sonaten sind (für mich) die Referenzaufnahme dieser Werke.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • In ihrer letzten Aufnahme hat auch das LaSalle Quartett das 3. Schnabel-Quartett, neben Gielens “Un vieux souvenir” aufgenommen.



    Zu Aufnahmen seiner Kompositionen siehe etwa hier.


    Ich kenne sonst nur noch seine Sinfonie Nr. 1&3 im Paul Zukofsky-Dirigat bei Musical Obervations von 1996. Das reicht mir :pfeif:


    Wie Edwin Baumgartner trefflich sagt: "Starker Toback...! In jeder Hinsicht."



    Was sagt ihr eigentlich zu den gerasten, flüchtig wirkenden schnellen Sätzen seiner Beethoven-Sonaten-Intrpretationen? Erreicht er womöglich nicht dadurch genau jenen Effekt, den Beethoven vielleicht erzielen wollte?


    (Bei den langsamen Sätzen denke ich fast immer: Schöner kann man das nicht spielen! - Da vergesse ich völlig die Kenntnisse meiner alternativen Einspielungen)


    Sein Schubert konnte mich bislang nicht wirklich berühren - womöglich liegst an den schlechten Transfers...

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Auch Artur Schnabel, der doch in so vieler Munde ist, hat es nicht mal auf die zweite Seitte hier im Forum geschafft. Heute jedoch hat er Geburtstag, und zu dem Behuf habe ich die aktuelle CD mitgebracht, die in unserem Beethoven-Sonatenprojekt gerade an der Reihe ist:



    Heute ist die 133. Wiederkehr von Artur Schnabels Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute ist sein Todestag, dazu habe ich eine CD ausgewählt, von der ich zuletzt die Sonate Nr. 7 D-dur op. 10 Nr. 3 von ihm besprochen habe mit dem von ihm grandios gespielten Largo als Mittelpunkt einer großen Aufnahme:



    Heute ist sein 64. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Auch Artur Schnabel, der doch in so vieler Munde ist, hat es nicht mal auf die zweite Seitte hier im Forum geschafft.

    Also, ob er heutzutage in aller Munde ist, das möchte ich fürs erste mal bezweifeln - aber er ist zweifellos ein beedeutender Pianist mit "Charakter"

    Es werden immer wieder DREI Tatsachen erwähnt.


    1) Er hat die erste Gesamtaufnahme aller Beethoven-Sonaten eingespielt (1932-35)

    2) Er war berühmt für seine "Verspieler" (was damals aber als "menschlich" durchging)

    3) Er hatte (eigenartigerweise) Angst vor Aufnahmestudios


    Ich habe - nicht zuletzt durchs Lebrechts Buch Interesse für ihn entwickelt.


    Die sich daraus ergebenden Konsequenzen waren zwei Neuanschaffungen - die ich in der Tat nie zuvor geplant hatte. Es war nicht allein Lebrechts Buch sondern auch Aussagen über ihn in anderen Büchern. Wenn man viel Informationen in sich auchnimmt, dann merkt man sich einiges - aber die Quellen leider meist nicht. Das sit aber nicht so wichtig. Zuminderst nicht für mich. Wichtig war die Aussage eines Pianisten (eine Berühmtheit, aber ich finde nicht mehr heraus wer es sagte - noch dazu aus dem Gedächtnis zitiert - aber die Quintessenz bleibt)

    "Ich spiele einen sehr persönlichen eigenwilligen Beethovenstil, vielleicht auch nicht im Sinne des Komponisten. Wenn Sie Beethoven hören wollen, wie es in den Noten steht, dann werden Sie bei Artur Schnabel fündig"

    Das ist zwar nicht wörtlich der Text - aber die Aussage ist erhalten geblieben

    Es ist auch nicht gesagt, daß die Behauptung stimmt - aber sie hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht.


    In der Tat aber spiel Schnabel Beethoven - nach meinem Empfinden - anders als er heute gespielt wird, wobei natürlich auch heutige Pianisten die Schwerpunkte unterschiedlich setzen.


    Ich hatte ursprünglich einige Beethoven Sonaten auf CD in der Naxos Serie gekauft, und meinte, dies sei ausreichend, um ihn kennenzulernen.

    Durch äussere Einflüsse und die Tatsache daß Warner die Gesamtaufnahme auf 6 CDs um weniger als dem Vollpreis EINER CD anbietet, da war der Kauf dann eine beschlossene Sache.

    Artur Schnabel war - wie man so sagt - Urenkelschüler von Beethoven.

    Beethoven unterrichtete Czerny (nicht ausschliesslich)

    Czerny unterrchtete Theodor Leschetizky

    Leschetitzky unterrichtete Artur Schnabel.


    Und nun habe ich mich dafür interessiert, wer Schüler bei Schnabel war - Bei Wikipedia wurde ich fündig


    Lili Kraus, Clifford Curzon, Claude Frank, Dinu Lipatti, Leon Fleisher, Maria Curcio und Wladyslaw Szpilman. Konrad Wolff


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Er hat die erste Gesamtaufnahme aller Beethoven-Sonaten eingespielt (1932-35)

    Lieber Alfred,


    das war damals, zu Beginn der 1930er Jahre, eine bahnbrechende Tat. Seine Schallplattenfirma, HMV (His Masters Voice, später EMI) hat viel Überredungskunst anwenden müssen, um Schnabel überhaupt ins Aufnahmestudio zu bringen.


    Ich glaube auch nicht, daß er heutzutage "noch in aller Munde" ist, aber für mindestens drei Generationen von Pianisten war er, zumindest was Beethoven anbelangt, Vorbild, und sein Einsatz für Schuberts Klaviersonaten ist ebenfalls unvergessen.


    Vor einigen Jahren hat "TIM The International Music Company AG, Hamburg, zwei umfangreiche Boxen mit je 10 CDs herausgegeben, mit dem Untertitel "MAESTRO ESPRESSIVO". Box Nr. 1 enthielt sämtliche Beethoven-Sonaten der HMV-Produktion und zusätzlich die Fantasie g-moll op. 77 und das Albumblatt "Für Elise":


    Box Nr. 2 enthielt Beethovens 5 Klavierkonzerte (Nr. 1-3 mit dem LSO, Dir.: Sir Malcolm Sargent, aufg. 1932-1935, + Nr. 4 & 5 (mit dem Philharmonia Orchestra London, Dir.: Issay Dobrowen (Nr.4) und Alceo Galliera (Nr. 5), aufgenommen 1946/47, also Nachkriegsproduktionen).

    Warum man nicht komplett die Sargent-Einspielung bzw. die mit Dobrowen (Nr.1-4) und Galliera (Nr. 5) übernommen hat, entzieht sich meiner Kenntnis:

    Hier noch die Rückseite der zweiten Box, mit dem kompletten Inhalt:

    51hPhkGwLsL.jpg

    Bei Amazon sind diese beiden Boxen zu Spottpreisen zu haben: Box 1 (Sonaten) für € 0,61, Box 2 für € 1,18 (+ Versandspesen). Ich besitze beide seit Jahren und bin auch mit der Klangqualität, gemessen am Alter der Aufnahmen, zufrieden. Die Kassetten enthalten allerdings keine Textbeilage, doch bei dem Preis dürfte das kein Thema sein.


    Es gibt übrigens noch die Beethoven-Konzerte Nr. 4 & 5 in einer US-Produktion, unter dem Dirigenten Frederic Stock, entstanden während der Zeit seiner Emigration, ca. 1942 (RCA). Diese gelten bis heute für viele Klavierfreaks und Schnabel-Verehrer als Geheimtip:


    Beethoven;Piano Concertos 4 by Schnabel (1993-04-06)


    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Sein Schubert konnte mich bislang nicht wirklich berühren - womöglich liegst an den schlechten Transfers...

    Ich weiß nicht, ob a.b. hier noch mitschreibt oder zumindest mitliest, doch es gibt auf jeden Fall eine Schubert-Aufnahme von Artur Schnabel, die auch klanglich wohlgelungen ist. Sie entstand knapp ein Jahr vor dem Tod des Künstlers:

    SCHUBERT: IMPROMPTUS D. 899 (op. 90) & D. 935 (op. 142)

    Aufnahme: Juni 1950, Abbey Road Studio No. 3, London; Produzent: Walter Legge.

    Die CD enthält als Zugabe noch das Allegretto c-moll, D. 915 (aufgenommen 1939, London).


    Artur Schnabel galt, zusammen mit Eduard Erdmann (1896-1958), einem heute kaum noch bekannten Pianisten, als Pionier für Schuberts Klaviermusik, insonderheit seine Sonaten, die bis dahin in den Konzertsälen ein Schattendasein fristeten. Sie haben in den 1930er vor allem Schuberts späte Sonaten immer wieder in ihre Konzertprogramme aufgenommen. Es ist diesen beiden Künstlern zu verdanken, daß sie heute allgemein anerkannt und zu den großen Werken abendländischer Musik gezählt werden. Nach dem 2. Weltkrieg war es zunächst vor allem Alfred Brendel, der diese Arbeit fortgeführt hat. Doch auch Serkin, Arrau und Richter haben sich auf diesem Gebiet bleibende Verdienste erworben. Leider hat sich Artur Rubinstein erst in seiner Spätphase näher mit Schubert beschäftigt. Immerhin hat er uns eine großartige "Wanderer-Fantasie" sowie zwei Einspielungen der Sonate B-Dur D. 960 hinterlassen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Bei Amazon sind diese beiden Boxen zu Spottpreisen zu haben: Box 1 (Sonaten) für € 0,61, Box 2 für € 1,18 (+ Versandspesen).

    Lieber Nemorino,


    die beiden Boxen habe ich! Derzeit ist meine Zuglektüre morgens um halb 7 dieses sehr lesenswerte Buch (habe es fast durch):


    413uLjMh1ZL._SX373_BO1,204,203,200_.jpg


    Liebe Grüße :hello:

    Holger

  • Ich komme in diesem Zusammenhang noch auf meine 2. Neuerwerbung - bedingt durch die erste . zu sprechen. Natürlich kamen hier weitere Dinge zusammen .- wie Beispielsweise einerseits die (neue erworbene Kenntnis, dass Schnabel ein Pionier in Sachen Schubert war.

    Die Sache hat aber einen Hintergrund, der mit dem Threadtitel in Zusammenhang zu sehen ist:Leschetizky oll das gesagt haben. Ex Mitglied Casar73 hat sich dazu in etwa der Form geäussert wie ich es auch sehe. Leschetizky meinte, wenn er Pianist sagte, einen Virtuosen - und der war Schnabel l tatsächlich nicht. Der Satz ging aber - so ist es mir überliefert weiter: "Du wirst nie ein Pianist - Du bist ein MUSIKER"

    Das liest sich dann schon freundlicher. Und er empfahl Schnabel, Klavierwerke des damals eher unterschätzten und wenig bekannten Franz Schubert zu spielen. Das muß so um die Jahrhundertwende oder knapp danche gewesen sein, da war Schnabel an die 20. Leschetizky ist 1915 gestorben und 1927 muß Schubert schon ein ziemliches Interesse genossen haben, da war sein 100. Todestag und da gab es sogar ein Preisausschreiben.

    Hier nun die erwähnte 2. Neuerwerbung. Klavierwerke von Franz Schubert sug 5 CDs zu derzeit knapp 14 Euro-

    Die Aufnahmen wurden mehrheitlich 1937 gemacht, eine war von 1932, eine von 1950

    Im Booklet wird ungreschminkt darauf aufmerksan gemacht, daß sich einige der Aufnahmen in einem"prekären" Zustand befunden hatten, es aber gelungen sei, das Grundrauschen älterer Veröffentlichungen zu reduzieren, indem man je nach Verfügbarkeit und Situation auf die Urbänder oder Metallmatrizen zurückgriff, wobei letztere Oxidationsschäden hätten. Man habe keine großartgen Kunstkniffe gemacht, die dann letztlich den Klang verfremdet hätten.

    Matrizen wo man die Aufnahmen von Seiten der Labels für unverkäuflich hielt wurden aus Platz- und Kostengründen von den Herstellern oft vernichtet, weil sie für nutzlos und nicht mehr profitabel gehalten wurden. Ich habe noch nicht viel hineingehört, werde dann aber berichten.

    Reissue- Labels sind hier schlechter dran. Sie sind auf die verrfügbaren Schallack-Ausgaben angewiesen, die logischerweise mehr rauschen als die Urmatrizen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Derzeit ist meine Zuglektüre morgens um halb 7 dieses sehr lesenswerte Buch

    Lieber Holger,


    .... ganz sicher ein hochinteressantes Werk, doch leider kann ich nicht Klavier spielen, noch nicht einmal richtig Noten lesen:untertauch:. Deshalb würde es mir wohl wenig bringen. Schade.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Hier nun die erwähnte 2. Neuerwerbung. Klavierwerke von Franz Schubert sug 5 CDs

    Lieber Alfred,


    vielen Dank für diesen Hinweis. Diese Box ist mir bisher noch nirgends aufgefallen, habe sie gleich auf meine Liste gesetzt!


    Schöne Grüße nach Wien,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Irgendwann werde ich vielleich die fehlenden Bilder ersetzen, ob wohl es eigentlich sinnlos ist, weil durch die Schubert box all diese Aufnahmen abgedeckt sind - in bestmöglichem Remastering. Desungeachtet werden von (ich schmeichle jetzt) "Glücksrittern" gebrauchte einzel CDs um 36 !! Euro das Stück angeboten.


    Aber das nur nebenbei. Ich habe mir seit 2 Tagen meine Neuerwerbungen von Schubert Sonaten (Youn und Piemontesi) (D 960) mehrfach abwechselnd angehört und konnte mir kein Bild machen, wer "richtiger" interpretiert. Daher habe ich mir heute - nach längerer Zeit - den angeblich "werktreuen " Schnabel aus dem Regal geholt und zur Gänze gehört. Ich war überrascht von der (relativen) Frische des Klavierklangs - so hatte ich das eigentlich gar nicht in Erinnerung.

    Dabei kam mir das neulich hier verlinkte Tondokument eines Interviews mit Wilhelm Kempff in Erinnerung, der da meinte, niemand könne sagen wie (in seinem Falle handelte es sich um Beethoven der Komponist das selbst gespielt hätte. Alle drei Einspielungen haben ihre Meriten. Dazu in Kürze mehr im neuen Einmann- Thread:

    Gedanken über Pianisten - unter besonderer Berücksichtigung von Tonaufnahmen in Stereo

    Namlich nicht zu den genannten Einspielungen, sondern wie man Aufnahmen heutzutage hören sollte und könnte.

    Ein Klassikforum oder Eine Zeitschrift mit Rezensionen (NICHT "Rezessionen" - wie immer wieder geschrieben - das ist was anderes !!!:hahahaha:) kann sich das allerdings nicht leisten...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !