August Klughardt - Kammermusik

  • Über August Klughardt (1847-1902) ist hier im Forum schon im Zusammenhang mit seinen Symphonien und dem Violinkonzert berichtet worden. Hier nun über seine Kammermusik, genauer erst einmal über die CD mit dem Klavierquintet in g-Moll op. 43. Dies Werk wurde 1884 komponiert. Es umfasst die klassischen vier Sätze und ist knapp 40 min lang. Ich mache es kurz: 3 mal die Höchstnote, für die wunderbare Musik, die hervorragende Interpretation durch das Leipziger Streichquartetts mit der mir bisher nicht bekannten Pianistin Olga Gollej und für die Aufnahme von MDG.

    Es ist eigentlich unfassbar, was da alles noch an unbekannten Kammermusikschätzen im 19. Jahrhundert entstanden ist und erst langsam ans Licht der Öffentlichkeit tritt. Das Werk beginnt zwar etwas fahl und vergrübelt, entwickelt sich aber schnell zur einem eher lichten Werke, lebensfroh und mit vielen Farben. Das Adagio ist hinreissend und alle vier Sätze enthalten erstklassiges thematisches Material. Dieses Werk begegnet den großen bekannten Klavierquintetten in meinem Universum auf Augenhöhe. Danke nach Leipzig für diese Entdeckung.

  • In einem Sammelthread habe ich auf die hörenswerte Reihe von Fantasiestücken "Schilflieder" für Oboe, Viola, Klavier hingewiesen, u.a. relativ kürzlich mit Albrecht Mayer eingespielt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • In einem Sammelthread habe ich auf die hörenswerte Reihe von Fantasiestücken "Schilflieder" für Oboe, Viola, Klavier hingewiesen, u.a. relativ kürzlich mit Albrecht Mayer eingespielt.

    Während Du dies schriebst, habe ich genau die CD gerade bestellt, gleichfalls die mit dem Streichquartett vom Pleyel Quartett. :)

  • Lieber lutgra, dein Beitrag war ein willkommener Anlass, eine schon lange in meiner Sammlung der noch ungehörten CD in den Player zu legen, die ich damals , als wie über Klugharts sinfonische Werke etc schrieben, vorausblickend erworben habe. Meine Aufnahme enthält neben dem Klavierquintett op 43 auch noch das Streichquartett op 42, dessen hervorragende Ausführung durch das Joachim Quartett Klughart so begeisterte, daß er dieses Klavierquntett von dem hier die Rede ist, Joseph Joachim widmet. Auch dieses Werk ist ein voller Erfolg. Nach der Uraufführung am 25. November 1884 in Köthen, wird das Werk bald danach auch in Leipzig und Dresden gespielt.

    Hier ein kurzes Statement aus der Rezension des "Dresdner Anzeigers":


    "Ein großer Vorzug dieses Werkes ist es, daß hier auch nicht die Spur von jener unerqicklichen, sogenannten Vertiefung, die oft genug nur allzu flach bleibt, von Reflexion, Raffinement, und wie die Mittelchen falscher Originalität sonst noch heissen mögen, zu finden ist."


    In der Tat - auch mich hat das Werk - nach kurzer Einhörphase - total überzeugt und begeistert. Der Wechsel zwischen forscher Attitüde und melodiösem Schmelz ist schon beeindruckend.
    Meine Aufnahme wurde vom Pleyel Quartett Köln aufgenommen, welches auf historischen Instrumenten spielt, unterstützt von Tobias Koch am ebenfalls historischen Erard Flügel (Paris 1839)


    mit freundlichen GRüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meine Aufnahme wurde vom Pleyel Quartett Köln aufgenommen, welches auf historischen Instrumenten spielt, unterstützt von Tobias Koch am ebenfalls historischen Erard Flügel (Paris 1839)

    Ist schon unterwegs, die CD. Auf das Quartett bin ich natürlich besonders gespannt.
    Liebe Grüße
    lutgra

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  • Klughardt Streichquartett op 42
    Um allen den Mund schon ein wenig wässrig zu machen, hier ein paar Zeile über op 42 - ebenfalls auf der von mit gezeigten CD enthalten:
    Das Streichquartett Nr 1 op 42 erlebte seine Uraufführung am 5. November 1883 in Berlin durch das damals weltberühmte Joachim Quartett. Die Aufführung war ein voller Erfolg.
    Auch die Kritiken waren positiv. Klughardt selbst war so begeistert, dass er sein nächstes Werk, das Klavierqintett in g-moll op 43 dem Vorstand des Quartetts, Joseph Joachim , stellvertretend für das ganze Quartett. widmete.
    Klughardts Biograph Leopold Gerlach schrieb darüber:


    „Als Vorzug dieses Quartetts wird vor allem die Frische der Erfindung und die große Natürlichkeit hervorgehoben. Die sich mit vortrefflicher kontrapunktischer und thematischer Arbeit paart, was namentlich in dem interessanten ersten Satze hervortritt…gleiches lob verdient das gesangliche Largo*, das heitere Scherzo und das übermütig kecke Finale….."


    Ich empfinde das Werk als sehr klangschön, von fast betörender Schönheit und Harmonie. Das Attribut des Zeitgenossen „natürlich“ trifft den Kern – heute würde man vielleich „ungekünstelt“ sagen. Wir finden eine ähnliche Beurteilung eines Rezensenten, das nächste Werk, op 43 betreffend.(siehe Beitrag Nr 4)
    Manche werden das "revolutionäre" an diesem Quartett vermissen(?), Brüche, schroffe oder verstörende Stellen - so etwas gibt es hier in der Tat nicht....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    *) es ist laut meinem Booklet ein Adagio

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    für's Archiv und zur Wiederbelebung dieses Fadens :):


    August Klughardt (1847-1902)
    Klavierquintett op.43
    + Streichquintett op. 62

    Olga Gollej, Julian Steckel, Leipziger Streichquartett
    MDG, DDD, 2009


    Das in der Nähe von Schumanns op. 44 stehende Klavierquintett op. 43 ist ein spannendes, abwechslungsreiches Werk mit einer monumentalen Spieldauer von ca. 40 Minuten. Am Eindrucksvollsten gerät meiner Ansicht nach der rd. 16-minütige Kopfsatz, der durch herbe dynamische Sprünge gekennzeichnet ist. Die nachfolgenden Sätze sind dann etwas ruhiger und weniger spektakulär aber dennoch sehr schön anzuhören. Ähnliche Qualitäten weist das originelle Streichquintett auf, mit seinen "ungarischen" Stimmungen.
    Das Leipziger Streichquartett präsentiert die Werke in hervorragender Weise. In diesem Zusammenhang sei seinem (ehemaligen) Primarius ein baldiges und positives Ende seines amerikanischen Horror-Trips gewünscht!
    In klanglicher Hinsicht ist die MDG-CD ebenfalls gelungen, da nicht - wie manchmal bei MDG - zu hallig aufgenommen.
    Besprechungen im Netz: All Music, Classical Net, Klassik.com


    Viele Grüße
    Frank

  • Wie oben verlinkt, hatte ich mich schon mal zu den "Schilfliedern" von 1872 geäußert:


    Das ist eine sehr originelle Reihe von Fantasiestücken für Oboe, Viola, Klavier nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus Lenaus, woraus u.a. Mendelssohn, Berg, Schoeck Lieder vertont haben.
    Die fünf Stücke dauern zusammen gut 20 min; 1,3 und 5 sind eher ruhig, zuerst melancholisch und am Ende eher "verklärend", die beiden anderen kurz und leidenschaftlich. So weit ich höre sind sie durchkomponiert, also eher Charakterstücke als simple Lieder ohne Worte, obwohl natürlich liedhaft-lyrisch.
    Es gibt ja wenig Kammermusik in freieren Formen, meinem Eindruck nach muss man Klughardts "Schilflieder" zu den, auch klanglich, originellsten und gelungensten Stücken dieser Art zählen. Sie stehen nicht hinter Schumanns ähnlichen Stücken zurück und gefielen mir beim Wiederhören besser als dessen etwas betulichen "Märchenerzählungen" (Klar., Va., Klavier).


    Am einfachsten zugänglich ist vermutlich eine neuere Einspielung mit Albrecht Mayer und Tabea Zimmermann, die ich aber nicht kenne. Ich bin auf die Stücke durch die Empfehlung eines Exforianers (schon aus Vor-Forumszeiten) aufmerksam geworden, aber diese (mutmaßliche) Ersteinspielung von 1979 im Rahmen einer Art "Konzeptalbum", die dazu auch Liedvertonungen (Claussen, Franz, Schoeck, Mendelssohn, Berg) Stücken aus Lenaus Zyklus enthält, ist meist nur zu Mondpreisen zu bekommen. (Man suche nach "Poesie Vol.5 Lenau Schilflieder" ). Dann gibt es noch eine weitere Einspielung mit Kammermusik f. Oboe etc. bei Chandos:


    [/am]


    Die CD mit den Quintetten habe ich letztes Jahr irgendwann auch bestellt; gefiel mir auch nicht schlecht, meiner Erinnerung nach war mir mindestens eines der Werke etwas zu lang geraten. Allein aufgrund der Seltenheit der Besetzung und der originellen Form halte ich die "Schilflieder" für interessanter.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    danke für Deinen Hinweis auf die "Schilflieder", die ich sogleich auf meinen Wunschzettelt gesetzt habe. :)
    EDIT: Danke auch für das "Umbetten" meines Threads/Beitrags. Ich hatte den bereits bestehenden Kammermusik-Thread im Inhaltsverzeichnis leider nicht gefunden.


    Viele Grüße
    Frank

  • KLUGHARDT August: Klavierquintett op 43 om g-moll


    Ich habe soeben das bereits im Einführungsbeitrag von Lutgra vorgestellte Klavierquintett op 43 gehört und kann mich diesem vollinhaltlich anschliessen, Das Werk ist überaus vileseitig, quai in allen Farben schollernd. Der Beginn ist - wie so oft bei Weken dieser eopche - trügerisch zurückhaltend und - wie im Booklet treffend beschrieben - fahl.

    Nach ca 55 folgt dann eteas, das ich nur als "Aufschrei" bezeichnen kann, ähnlich wie bei Haydns "Synfonie mit dem Paukenschalg" - aber beinahe noch überraschender und spektakulärer. Danach wechseln die Eindrücke: Vonkräftig und vorwärtsdrängend - bis hin zu beschaulichem tetörendenm Klang - alles ist enthalten. Der zweite Satz ist dann sehr zart - nicht melancholisch sondern einschmeichelt. Persönlich hat mich der dritteSatz am wenigsten beeindruckt, er leitet aber elegant zum eher sehr bestimmt daherkommenden Finalsatz.

    Das Werk changiert vom klangeindruck her zwischen intim Kammermusikalisch und Pseudo-Großorchestral mit einer leichten Tenden zu zweiterem.


    Die Spieldauer beträgt knapp 40 Minuten und hat 4 Sätze


    1) Lento - Allegro con fuoco

    2) Adagio

    3) Moderato - molto espressivao

    4) Allegro non troppo


    Ein großes Werk in jeder Bedeutung des Wortes


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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