Ich habe allen Grund, mich bei Johannes Roehl zu bedanken, denn immer wieder regen mich seine Statements zu neuen Threads an - die dann noch dazu gut besucht sind. Es ist wie das Schiesspulver und der zündenede Funke.....
Hier nun das Originalzitat:
ZitatIch unterstelle Alfred auch nicht, dass er Ries hört, weil sonst alle Debussy und Prokofieff hören, sondern vermute, dass ihm Ries tatsächlich gefällt.
Das bedurfte natürlich einer (längeren) Antwort, die ich aber im Originalthread nicht geben wollte, weil damit das Theme, das sowieso schon leicht abgedriftet ist (Wagnergesang und Wagnerstimmen) schliesslich in völlig andere Bahnen gelenkt würde.
Vorerst gebe ich meiner Verwunderung Ausdruck, daß "alle anderen DEBUSSY und PROKOFIEFF hören - das habe ich bis heute nicht bemerkt. Allerdings ist mir eine gewisse Bruckner- Schostakowitsch- und Mahlerlastigkeit - zumindest in diesem Forum aufgefallen (und ich habe letzteres sogar unterstützt) - was mich doch ein wenig gewundert hat.
Ich habe in meiner frühen Jugend (als etwa ab 15) begonnen klassische Musik - vorzugsweise auf Konserve - zu hören (Konzertbesuche waren dann etwa ab 19 bis etwa 35) Das wurde mir erleichtert, da ich bei Donauland (damals NICHT mit Bertelsmann vereint) zum Buch- und Musikalienhändler ausbilden liess und sich sehr bald meine Neigung zur Plattenabteilung zeigte, wo ich den ganzen Tag lang Musik hören durfte - und zwar - ohne daß von den Kollegen Protest gegen meine Musikauswahl erhoben worden wäre. Mein Musikgeschmack war damals sehr klar definiert und eng begrenzt, wobei ich das Gebiet der Oper momentan ausgrenze, damit wir beim Thema bleiben: Es waren die 4 "Wiener Klassiker" (wenngleich die ja teilweise schon in die frühe Romantik reichte- aber im Titel steht ja "Kernrepertoire")
Es ist naheliegend, daß ein 15 jähriger, der eigentlich nie "musikalisch geschult" wurde damal über ein sehr beschränktes Wissen über Komponisten und ihr Repertoire besass. Anfangs störte mich das nicht, aber allmählich kam ich darauf, daß ich mit vielen anderen Komponisten überhaupt nichts anfangen konnte. Weil weiter oben Prokofieff genannt wurde: Schon in der Vorschule wurde uns Kindern "Peter und der Wolf" vorgespielt - und ich fand das öde und langweilig.Ich fand bald heraus, dass ich weder lange, noch düstere, spröde oder atonale Werke ertrug. Somit blieb mir in erster Linie mein geliebter Mozart. Daß er nur 36 Jahre alt geworden war, empfand ich stets als ein persönliches Unglück. Inzwischen katte ich mich auch an Beethoven herangewagt und mich in seine Musik verliebt. Ich begab mich also auf die Suche nach Zeitgenossen von Haydn bis Schubert, weil ich folgerichtig zum Schluss kam, daß Zeitgenossen einen ähnlichen Stil haben müssten. Sachlich betrachtet ist das natürlich falsch - aber ich entdeckte doch zwei Komponisten deren Klangwelt ich mit Mozart in Verbindung brachte, nämlich Johann Christian Bach und Johann Nepomuk Hummel. In späteren Jahren habe ich gefunden, daß es da kaum Ähnlichkeiten gäbe, aber ganz falsch war meine Auswahl ja gar nicht, denn Hummel wurde immerhin von Mozart unterrichtet und Mozart hat eigentlich bedeutende stilistische Anleihen bei Johann Christian Bach gemacht.
Dies nur für den Einstieg - ein Monolog soll dieser Thread ja nicht werden. Ries kommt später an die Reihe.
Ich war damals - wie es scheint - durchaus kein Einzelfall. Vieles was heute als "unverzichtbar " gilt war noch in meiner Jugend geächtet...
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred