In den 1870er Jahren war Joachim Raff auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen, er war ein anerkannter Komponist, seine Musik wurde überall gespielt und selbst Größen wie Hans von Bülow setzten sich unermüdlich für die Verbreitung seiner Werke ein. Als besondere Anerkennung wurde ihm dann die Leitung des neugegründeten Dr. Hoch'schen Konservatoriums in Frankfurt übertragen. Raff gelang es gleich hochkarätige Lehrer zu verpflichten, u.a. Clara Schumann, den Sänger Julius Stockhausen und den Cellisten Bernhard Cossmann. Er gründete sogar eine eigene weibliche Kompositionsklasse, für damalige Zeiten sehr ungewöhnlich. Johannes Brahms besuchte das Konservatoriums jährlich im Rahmen der Museumskonzerte. Franz Liszt war 1879 und 1880 auf Einladung Raffs zu Gast. In dieser glücklichen Zeit entstand die 9. Symphonie "Im Sommer" und ich finde man hört es. Es ist eine der fröhlichsten und sonnigsten Schöpfungen. Ich habe schon an anderer Stelle berichtet, das mir die 9. besonders gut gefällt, das langgezogene Hauptthema des eröffnenden Satzes "Ein heisser tag. Allegro" ist vielleicht seine schönste melodische Eingebung. Diese erklingt immer zwischen den streng rhythmischen Passagen mit effektvollem Fugato. Der zweite Satz "Die Jagd der Elfen. Allegro" bringt eine romantische Märchenwelt und beinhaltet im zweiten Teil "Oberon und Titania" Reminiszenzen an den Mendelssohn'schen Sommernachtstraum. Das Larghetto ist verträumt-sehnsuchtsvoll und ein wenig entrückt. Die Symphonie schliesst ab mit einem sich hymnisch steigerenden Allegrosatz "Zum Erntekranz über, einem festlichen Rondo. Auch hier zeigt Raff noch einmal alle seine Instrumentationskünste im Dienste eingängiger Themen, die auch Motive des ersten Satzes noch einmal aufgreifen. Für mich eine der schönsten romantischen Symphonien überhaupt.
"Hätte Raff nicht schon durch seine übrigen Symphonien seinen Ruf und Ruhm begründet, so würde diese Werk jedenfalls sehr viel dazu beitragen" schrieb ein Kritiker nach der Uraufführung.