Visuelle Kostbarkeiten - Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-moll op. 67

  • Liebe Forianer,


    mit der 5. Sinfonie von Beethoven steht nun ein ganz zentrales Werk der Musikgeschichte zur Debatte. Jährlich erscheinen ständig Neuaufnahmen auf dem Markt, jetzt häufiger Live-Mitschnitte und sehr oft auch dokumentiert auf DVD bzw. Blu-ray. Nun kann man sich ja seine Wohnung vollstellen mit umfangreichen Veröffentlichungen, aber das ist gar nicht nötig, wenn man sich auf das beschränkt, was im "Referenzen"-Thread zu dieser Sinfonie bereits gesagt worden ist und jetzt eventuell auch visuell etwas hinzufügen möchte. Denn wer soll das alles hören bzw. sehen? Schließlich gibt es noch andere Musik zu erleben!


    Schwerpunkte der Auswahl bilden auch hier wieder: Die klare Herausarbeitung des Kopfmotives, die Ausgestaltung des 3. Satzes sowie die Überleitung zum - und das Finale.



    Künstler: Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan
    Label: Dynamic, PCM STEREO, 1957


    Künstler: Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan
    Label: Euroarts, PCM STEREO, 1965



    Herbert von Karajan darf als Interpret mit seinen Berliner Philharmonikern gerade bei dieser Sinfonie nicht fehlen. Eigentlich kann man hier jede Deutung der Sinfonie durch diesen Dirigenten getrost einstellen. Aber gerade die beiden zuerst produzierten Einspielungen haben den Touch des Besonderen, weil Karajan in diesen beiden bereits stereophon in schwarz-weiß aufgenommenen Filmen noch energischer zu Werke geht. Leider habe ich nur einen Ausschnitt vom Japan-Gastspiel von 1957 gefunden, aber dieses Musikdokument zeigt ihn als herausragenden Interpreten dieser Sinfonie!



    Nun kann man sich weitere filmische Überlieferungen dieser Sinfonie á la Reiner-Karajan zulegen: Böhm, Bernstein, Solti, Abbado, Gielen. Aber das ist eigentlich nicht notwendig, weil sie sich im Kern doch sehr an die Deutung dieser beiden Dirigenten-Legenden anlehnen, trotz eigenem Ansatz. Völlig unnötig ist die Anschaffung eines Live-Mitschnitts auf DVD/Blu-ray, wenn man bereits die CD-Variante des gleichen Konzertes hat! Wer es dann doch lieber in Farbe mag, der greife dann doch eher zum Original: Karajans Aufzeichnungen aus den 70er bzw. 80er Jahren!


    Daher geht es jetzt so weiter:



    Künstler: Anima Eterna Brugge, Jos van Immerseel
    Label: EPR, PCM STEREO / DSS 5.1, 2009


    Immerseel bietet mit der Anima Eterna Brugge nicht nur eine vorzügliche Deutung auf historischen Instrumenten, sondern sorgt mit seiner Konzertaufzeichnung aus dem Ballsaal des Concert Noble in Brüssel mit einem entsprechenden Ambiente. Durch die Saalgröße, ausgestattet mit leuchtenden Kerzen, wird ein authentischer Aufführungsort rekonstruiert. Wer hier meint, nur orchestrales Gefiepse zu hören, der kann sich anhand des Hörbeispiels davon überzeugen, dass davon nicht die Rede sein kann. Das ganze ist eine sehr lohnende Alternative.




    Künstler: Les Dissonances, David Grimal
    Label: Aparte, DDD/LA, PCM STEREO / DSS 5.1, 2010


    Leider steht dieses, auf historischen Instrumenten spielende, Ensemble noch im Schatten, weil fast niemand diese Musiker geschweige die Einspielungen kennt. Les Dissonances haben keinen Dirigenten, sondern werden vom Stimmführer und künstlerischen Leiter, dem Violin-Virtuosen David Grimal am Rande sitzend geleitet. Im Vergleich zu Järvi und seinem Bremer Orchester besticht diese Aufzeichnung durch eine wesentlich bessere Tranzparenz, es wird nicht wild drauf los musiziert, auch die Bläser sind hier besser eingefangen. Die Hinführung zur Überleitung zum 4. Satz ist hier, dank des vorzüglichen Streicherklangs, zum Niederknien schön ausmusiziert, besser gehts nimmer! Auch hier wird ein saft- und kraftvoller Beethoven präsentiert. Ich hoffe, dass das Hörbeispiel neugierig auf mehr macht. Die Veröffentlichung beinhaltet den Konzertmitschnitt via CD und DVD!



    :hello: LT

  • Lieber Liebestraum,


    da hast du mal zwei Ton- und Bildbeispiele eingestellt, von denen ich auf Anhieb begeistert bin. Ich wusste gar nicht, dass es diese Karajan-DVD aus Japan gibt, die dazu klanglich noch sehr beeindruckend ist. Du hast weiterhin Recht, es ist gar nicht nötig, sich weitere Aufnahmen anzuschaffen, aber man kann, und so habe ich schon die GA auf DVD von Karajan Ende 60/Anfang 70, Abbado, Gielen, Jansons und, wie du weißt, Järvi, in meiner Sammlung. Die Anschaffung der Bernstein-Box steht auch noch auf meiner Agenda.
    Die filmische Aufnahme von Symphonien war ja vor allem Karajans Credo, der sich ja eingehend darüber geäußert hat, dass man nicht nur "mit den Ohren, sondern auch mit den Augen" hört, womit er wohl auf tiefere Musikerlebnisse durch die Kombination dieser beiden Sinne abzielte.
    Wenn es gestattet ist, würde ich gerne meine bisherigen Hör- und Seherlebnisse der Fünften hier von zeit zu Zeit einstellen.


    Auch dein zweites Hör- und Sehbeispiel mit Jos van Immerseel und der Anima Eterna hat mich durchaus überzeugt, zumal ich beide schon im Konzert erlebt habe, wobei mich vor allem das Orchester überzeugte, weniger das Soloinstrument, das von Immerseel spielte, denn es handelte sich um Mozart-Klavierkonzerte, und ich konnte von einem Mittelplatz in der 10. Reihe in den Tutti von Immerssel immer nur spiel sehen, nicht hören, weil er auf einem "schwindsüchtigen" Originalinstrument spielte (aus der eigenen Sammlung) und die Anima Eterna über einen vollen, kernigen Klang verfügt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).