Billig, billiger, am billigsten

  • Angeregt durch einen anderen Trend, werfe ich mal die Frage auf: Welche Rolle spielt der Preis beim Einkauf von Tonträgern? Ist der niedrigste Preis entscheidend für den Kauf oder kauft ihr etwas, weil ihr es unbedingt haben wool, egal, wie viel es kostet? Oder nehmt ihr gar die Sonderangebote einfach mal eben so mit - ob nun in einem der verblieben Geschäfte oder im Netz - nur, weil alles raus muss wie auf dem Hamburger Fischmarkt? Diese Fragen stellten sich nach meinen Eindrücken vor Jahren nicht so heftig. Damals spielte bei mir das Interesse an einer Neuerscheinung die aller entschiedenste Rolle. Entweder ich konnte eine Platte leisten oder nicht. Neulich kam ich zufällig an einem Wühlkorb vor einem Ramschladen vorbei und entdeckt oben auf Wagners TRISTAN UND ISOLDE unter Furtwängler mit Kirsten Flagstad und Ludwig Suthaus, jene EMI-Aufnahme also, die für mich immer noch das (ein) Maß der Dinge ist. Der Preis: 49 Cent. Ich zog sehr traurig und deprimiert von dannen. Mir war, als hätte ich das Ende der Kultur erlebt. ;)


    Sollten nicht Dinge, die ihren künstlerischen Rang haben - ob man nun diese konkrete Produktion schätzt oder nicht - auch ihren Preis haben? Ist der Preis nicht auch Wertschätzung? Oder unterliege ich einem Irrglauben? Zumindest bin ich gegen die Verramschung von Kultur.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • 49 Cent ist doch noch ein gewaltiger Preis für eine einzelne CD -


    eine der m. E. besten Orgel-CDs wird in verschiedener Gestalt seit Jahren in unterschiedlichsten Läden, u.a. bei Amazon, verramscht.


    Miklos Spanyi (nicht "Otto Winter" !) spielt auf einer tollen ungarischen (und somit nicht von Silbermann, wie in einigen Versionen dieser CD angepriesen) Orgel einige der eindrucksvollsten Stück Bachs, z.B. die beste mir bekannte Version der Dorischen Toccata und Fuge BWV 538, sowie das Andante aus der Trio-Sonate e-moll BWV 528, das ich jahrelang für die Demonstration der Subbaß-Fähigkeiten meiner Lautsprecher verwendet habe.


    Und es ist eine Doppel-CD. Und sie wird im Marketplace für 1 Cent angeboten.




    Das kann einen schon traurig stimmen. Andererseits - besser, sie geht für 1 Cent weg als für 20 Euro nicht.

  • Zitat

    Ich zog sehr traurig und deprimiert von dannen.


    So traurig und deprimiert kann ich ja nicht sein, lieber Rüdiger, wenn ich gleich die folgende CD aus der Packstation abhole:



    Immerhin werden mir dafür 23,99 € abgebucht. :D

    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich kaufe sozusagen 'sowohl als auch'. Ich kaufe manchmal Angebote großflächig ab, weil es eben gerade Angebote sind (z.B. zuletzt HÄNSSLER-CD's bei JPC für 6,99 das Stück; da waren echte Perlen dabei). Aber gleichzeitig kaufe ich auch viele Neuheiten ganz selbstverständlich zum Hochpreis, weil ich nicht Jahre warten will, bis es eine Platte mal zum herabgesetzten Preis geben wird - worauf man bei manchen Labels ja wirklich ewig warten könnte.


    Und was die von Rheingold erwähnte Wagner-Kult-Aufnahme zum Ramschpreis von 49 Cent angeht: Wahrscheinlich wussten die Verkäufer in jenem Ramschladen gar nicht, was sie da verramschten, da sie "0" (in Worten: Null) Ahnung von klassischer Musik haben (was dann auch ein Anzeichen für kulturellen Verfall ist). Oder aber, der Kult-Wagner hat sich ewig nicht verkauft und setzte im Regal schon mächtig Staub an ... so wurde er dann Preissenkungsrunde um Preissenkungsrunde immer billiger, bis man schließlich bei jenen erbärmlich-lächerlichen 49 Cent anlangte. Wenn dem so gewesen sein sollte, dann wären nicht die unbeleckten Krämerseelen vom Laden schuld, sondern die Käufer, die nicht erkannten, welch ein Schatz vor ihnen stand und nie zugriffen (was dann natürlich ebenfalls ein massives Anzeichen für den oben erwähnten kulturellen Verfall ist).


    Grüße
    Garaguly

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  • Ich kaufe sozusagen 'sowohl als auch'.


    Das geht mir auch so. Wenn ich etwas unbedingt haben möchte, vergleiche ich nur zwischen den einzelnen Anbietern und warte nicht eine Weile bis die CD preiswerter wird. Das betrifft dann in der Regel Neuerscheinungen. Bei anderen CDs (DVDs) lasse ich mich dann schon mal durch Sonderangebote verleiten.


    :hello:
    Jolanthe

  • Neulich kam ich zufällig an einem Wühlkorb vor einem Ramschladen vorbei und entdeckt oben auf Wagners TRISTAN UND ISOLDE unter Furtwängler mit Kirsten Flagstad und Ludwig Suthaus, jene EMI-Aufnahme also, die für mich immer noch das (ein) Maß der Dinge ist. Der Preis: 49 Cent.


    Ein Problem wird auch sein, dass es vermutlich weit und breit keine Klassikliebhaber mehr gibt, die diese Aufnahme unbedingt haben wollen und NOCH NICHT haben. Ich habe sie z.B. schon 3x, als Vinyl-Ausgabe, als EMI-CD-Box und in der Furtwängler Gesamtausgabe. So kann man vermutlich nur noch Kunden ansprechen, die sie eigentlich nicht haben wollen (z.B. weil sie kein Mono mögen) und dann sagen: Na gut, für den Preis höre ich mal rein.

  • Und es ist eine Doppel-CD. Und sie wird im Marketplace für 1 Cent angeboten.


    Bei so viel Vorschuss-Lorbeeren kann man nicht untätig bleiben … :no:


    … da muss ich auch mal in der Lage sein nachzuhören … :hello: … also: Kauf auf Empfehlung.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Zum einen ist da die überholte Technik - wie Lutgra schon richtig erwähnte.
    Dann ist da ein weiterer Aspekt, nämlich daß heute Dinge verkauft werden, wo der Anbieter den Wert gar nicht einschätzen kann - und last but not least - spielt auch der Zeitgeist eine Rolle. Dinge die unserer Großeltern in hohem Bogen beim Fenster rausgeworfen haben, werden heute zu Horrorpreisen angeboten., mancher angeblich Ölschinken vom Dachboden hat sich später als echter Rembrandt (oder ähnliches) herausgestellt - aber auch manches kostbare antike Stück - angeblich aus Familienbesitz - hat sich als mehr oder weniger plumper Fälschung entpuppt.


    Zur zweiten Frage: Ich habe nie auf den Preis von Schallplatten bzw CDs geschaut - bin aber "De-Luxe-Editionen" (die ich für Bauernfängerei halte) konsequent aus dem Weg gegangen. Indes ist es heute so, daß 80% jener Werke, die mich interessieren, entweder bei cpo im Abverkauf zu finden sind - oder aber von den Marken Naxos oder Brilliant Classics herausgebracht wurden. Ich komme einfach mit dem Kaufen nicht nach. Vollpreis-CDS enthalten meist Aufnahmen von Pianisten, Sängern und Dirigenten die der breiten Masse als "Ausnahmeinterpreten" verkauft werden - und so spare ich eine Menge Geld - denn derartiges interessiert mich nicht.


    In der Tat besteht die Gefahr, daß einige Künstler der Vergangenheit in Vergessenheit beraten, sei es wegen der oft steinzeitlichen Tontechnik, mit der ihre Kunst registriert wurde, sei es weil ihre Label sie fallen gelassen haben und keine Werbung mehr für sie machen - oder - neutraler formuliert - weil sie das Bild dieser Künstler verblassen lassen. Ich würde dahinter oft sogar Absicht vermuten, denn wenn Aufnahmen, die schon seit Jahrzehnten in den Archiven der Plattenfirmen verschimmeln durch Fremdanbieter einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, dann beruft man sich aufs Copyright und verhindert jegliche Massnahme, die diese Interpreten vor dem Vergessen bewahren könnte....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Angeregt durch einen anderen Trend, werfe ich mal die Frage auf: Welche Rolle spielt der Preis beim Einkauf von Tonträgern? Ist der niedrigste Preis entscheidend für den Kauf oder kauft ihr etwas, weil ihr es unbedingt haben wool, egal, wie viel es kostet? Oder nehmt ihr gar die Sonderangebote einfach mal eben so mit - ob nun in einem der verblieben Geschäfte oder im Netz - nur, weil alles raus muss wie auf dem Hamburger Fischmarkt?


    Ich schreibe mal so: Egal um welches Produkt es sich handelt - ich kaufe nie, weil ich unbedingt etwas haben muss, schließlich wusste schon der alte Busch, dass "ein Wunsch, sobald erfüllt, augenblicklich Junge" kriegt. Das gilt bei mir nicht nur hinsichtlich der Musikkonserven, sondern grundsätzlich bei allen Käufen oder auch Dienstleistungen. Vergleichen der Preise mögen sich betuchte Leute schenken, ich ticke anders - und wenn ich einen in meinen Augen guten Preis für ein Produkt sehe, dann schlage ich zu, noch mehr, wenn es ein sehr guter Preis ist. Fischmarkt-Mentalität hin, Verramschung mit Kulturpessimismus her.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Ich schreibe mal so: Egal um welches Produkt es sich handelt - ich kaufe nie, weil ich unbedingt etwas haben muss, schließlich wusste schon der alte Busch, dass "ein Wunsch, sobald erfüllt, augenblicklich Junge" kriegt. Das gilt bei mir nicht nur hinsichtlich der Musikkonserven, sondern grundsätzlich bei allen Käufen oder auch Dienstleistungen. Vergleichen der Preise mögen sich betuchte Leute schenken, ich ticke anders - und wenn ich einen in meinen Augen guten Preis für ein Produkt sehe, dann schlage ich zu, noch mehr, wenn es ein sehr guter Preis ist. Fischmarkt-Mentalität hin, Verramschung mit Kulturpessimismus her.


    :hello:


    :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich muss mich, ganz verschämt, selber korrigieren, denn gerade jetzt musste ich mir etwas kaufen, unbedingt, und ich konnte nicht warten, stehe ich doch schließlich vor einem Umzug: Arzneimittel gegen Erkältung - ich habe den Apothekerpreis plus Zuschlag akzeptiert - nicht ohne Hinweis, dass ich eigentlich nicht Teilhaber an dem Laden werden wollte...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich suche prinzipiell nicht nach "Schnäppchen" Sehe ich ein Produkt, welches ich immer schon wollte zum "Sonderpreis" so verliere ich gelegentlich sogar die Freude daran. Letztlich will man etwas Besonderes haben und jemand Besonderer sein.
    So hatten die Naxos-Aufnahmen sehr lange keine Chance bei mir - inzwischen bin ich von deren Qualität - von Ausnahmen abgesehen - überzeugt. Man sollte hieraus folgern, daß ich anfällig wäre für überteuerte "Luxus-Editionen" etc. Eigenartigerweise weiche ich solchen Angeboten ebenso aus, wie den Schnäppchen.......
    22 Teuro für eine Hochpreis-CD ist akzeptabel - mehr allerdings nicht.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Natürlich gibt der Verkaufspreis oftmals nicht den Wert wieder, den ein Produkt wirklich hat, vor allem nicht den subjektiven Wert für den Besitzer. Von daher habe ich auch keine Hemmungen, bei Schnäppchen zuzugreifen, v.a. hatte ich zu Beginn meiner Sammelleidenschaft als Schüler und Student nicht viel Geld und war froh über jedes Sonderangebot. Man sagt zwar bisweilen "was nichts kostet, taugt nichts", das sehe ich allerdings überhaupt nicht so. Manche CD, die ich für einen Euro auf dem Flohmarkt gekauft habe, ist für mich in Gold nicht aufzuwiegen.
    Und bei manchen CDs wäre selbst der Hochpreis noch zu niedrig, gemessen an dem Wert, die diese Einspielung für mich hat: da müssten manche CDs und LPs schon Tausende von Euros kosten, um auch nur ungefähr den Wert wiederzugeben, den diese Aufnahme tatsächlich besitzt.
    Überhaupt halte ich es für eine große Errungenschaft, dass sich heutzutage jeder beste Musik zum kleinen Preis in hervorragender Klangqualität verschaffen kann, dass jeder Mensch, und nicht nur eine vermögende Elite, die Möglichkeit hat, sich die größten und besten Leistungen auf musikalischem Gebiet anzuhören und zu eigen zu machen; dass viele dies aufgrund mangelnden Interesses, des wechselnden Zeitgeistes oder weswegen auch immer, nicht mehr tun, ist bedauerlich.

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  • Ich verstehe die Irritation über eine (gebrauchte?) Ausgabe auf dem Wühltisch nicht. Was wäre denn ein "angemessener" Preis für eine legendäre Opernaufnahme? Sicher mehr als der normale Ladenpreis, der allen möglichen wirtschaftlichen Kalkulationen unterliegt, aber doch mit dem künstlerischen Wert nichts zu tun hat.


    Wir hatten das doch schon mehrmals. Dass in letzter Zeit auch die "Hochpreislabel" Boxen auf den Markt werfen, bei denen die CD im Schnitt nur 1-2 EUR kostet, liegt nicht in erster Linie daran, dass künstlerischer Wert nicht mehr geschätzt würde, sondern daran, dass sich die Produktionskosten einer Aufnahme aus den 1960ern seit spätestens 1975 oder so amortisiert haben und im Ggs. zum LP-Zeitalter die Kosten für Pressung, Verpackung usw. sehr gering sind. Und nicht zuletzt, dass man froh sein muss, selbst noch ein bißchen Geld für die alten Aufnahmen zu kriegen, bevor sie mehr oder weniger rechtefrei werden.


    Und gebrauchte CDs sind heute halt fast nichts wert, weil sie so gut wie niemand haben will. Der Markt ist anscheinend gesättigt oder übersättigt, viele bevorzugen Downloads oder rippen die CDs auf Festplatte, andere würden nie gebrauchte CDs kaufen, weil sie (verständlicherweise) keine Lust auf nikotinvergilbte Booklets und im Schlimmstfall verkratzte CDs haben (beides meiner Erfahrung nach großes Ausnahmen, aber keineswegs ausgeschlossen).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe schon buchstäblich hunderte gebrauchte CDs gekauft und nur sehr wenige lagen weit von der Selbst-Einschätzung, die der Handel im Marketplace abgegen muß, entfernt.


    Aber nie Zustand mangelhaft, wenn Zustand mit "sehr gut" ausgelobt war.


    Soweit zur objektiven Situation - aber das heißt nicht, JR, daß Du nicht trotzdem Recht hast, es gibt sicher etliche Leute, die keine gebrauchten CDs kaufen wollen.


    Und manche CDs, die ich als sehr wertvoll einschätze, sähe ich auch lieber mit einem "angemessenen" Preis angeboten, der in irgendeiner Weise den (tatsächlichen ?) Wert widerspiegelt - aber es ist ja nur der Wert für mich, nicht für sonstwen - und wenn sonstwer für "Angemessen" nicht anbeißt: ich kann mir schlecht einen Haufen CDs anlegen, denen ich "Preisasyl" gebe. Obwohl, der Gedanke kam mir, den letzten "Otto Winter" für 1 Cent selbst zu kaufen. Aber ich habe die CD nun schon, und Gebrauchte kann man nun nicht gut verschenken.

  • Lieber Rheingold,


    „Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“ - Oscar Wilde.
    Zwischen dem Preis eines Tonträgers und dem Wert des darauf enthaltenen Kunstwerks besteht KEIN Zusammenhang. Die Tatsache, dass ein Tonträger von einem Händler angeboten wird, ist keine Wertschätzung. Der angesetzte Preis ist kein Urteil. Selbst wenn man zugrundelegt, dass der Preis durch mangelnde Nachfrage gesunken ist, ist dies nicht normativ. Der Preis drückt nur die Einschätzung der ökonomischen Verwertbarkeit aus. Selbst diese kann fehlgehen.


    "Geselle dich zur kleinsten Schar", wie es in Goethes Vermächtnis heisst. Also zu jener kleinen Gruppe an Liebhabern, die für eine entdeckte Lieblingsaufnahme mal 400 €, mal 4 € zahlt - aber sich über beide glücklich zu schätzen weiß.


    Unbezahlbar ist letztlich der Moment, wo die Aufnahme und der Hörer als Rezipient zueinanderfinden und dieser das Glück der Musik genießen kann.


    Soweit meine "5 Cents", wie der Amerikaner sagt - passt in diesen Zusammenhang.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich habe schon buchstäblich hunderte gebrauchte CDs gekauft und nur sehr wenige lagen weit von der Selbst-Einschätzung, die der Handel im Marketplace abgegen muß, entfernt.


    Aber nie Zustand mangelhaft, wenn Zustand mit "sehr gut" ausgelobt war.


    Ich habe ebenfalls schon hunderte (oder mehr) gebrauchter CDs gekauft, seit 2001 auf Ebay, dann auch von anderen Quellen und privat. 99% sind in gutem bis neuwertigem Zustand bzw. in einem der, der Beschreibung entspricht. Aber ich habe eben auch schon welche erwischt, die nicht der Beschreibung entsprachen, selbst wenn es bei Klassik extrem selten ist, dass etwas nicht mehr abspielbar ist, wegen Kratzern oder anderen Fehlern. Gerade bei "Paketen", die ziemlich wahrscheinlich beim Aufräumen gefunden wurden oder aus einem Nachlass stammen, kann ich natürlich nachvollziehen, dass sich jemand keine große Mühe mit Testen oder Beschreiben gibt, wenn er vermutlich kaum mehr als 1 EUR je CD auf Ebay o.ä. erzielt.
    Ich bin auch nicht so pingelig, bei "Raucher-Exemplaren", kann aber verstehen, wenn jemand das anders sieht und weiß aus expliziten Aussagen, dass manche prinzipiell (oder kaum) gebrauchte CDs kaufen.


    Wie auch immer, wir sind uns hier, glaube ich, einig, dass Gebrauchtware größtenteils auch deswegen so günstig ist, weil die Nachfrage nicht so hoch ist. Genauso wie vereinzelte gesuchte Raritäten teurer angeboten werden als der seinerzeitige Neupreis (oder heutiger Vollpreis).

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  • Genauso wie vereinzelte gesuchte Raritäten teurer angeboten werden als der seinerzeitige Neupreis (oder heutiger Vollpreis).


    Zum Teil werden sie mit perfekten Mondpreisen angeboten - würde mich interessieren, wie häufig sowas Erfolg hat.

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  • Lieber Christian, das habe ich sehr gern gelesen. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Zum Teil werden sie mit perfekten Mondpreisen angeboten - würde mich interessieren, wie häufig sowas Erfolg hat.


    Ich glaube, ein echter "Mondpreis" hat nicht unbedingt erfolgt. Bei gesuchten LPs kann man sich allerdings durch abgelaufene Ebay-Auktionen oder andere Internet-Seiten von einigermaßen absurden Preisen, die tatsächlich gezahlt werden, überzeugen. LPs sind aber nunmal viel begehrtere Sammelobjekte.
    Bei CDs vermute ich mal, dass kaum jemand EUR 30-40 für eine Einzel-CD zahlt, sondern für die meisten die Schmerzgrenze ungefähr da liegt, was eine Vollpreis-CD kosten würde. 20-25 EUR für eine gebrauchte CD ist ja normalerweise auch schon mindestens doppelt so teuer wie eine Neuveröffentlichung einer älteren Ausgabe wäre.
    Das meiste, was ich je für eine gebrauchte CD gezahlt habe, waren ca. 16 EUR (für das Hagen Quartett mit D 887 und op.95, die hatte ich jahrelang auf der Merkliste, aber über EUR 20 wollte ich keineswegs zahlen). Normalerweise will ich durch gebrauchte CDs deutlich sparen; das klappt normalerweise auch gut und ich habe schon Schnäppchen gemacht, die mir beinahe peinlich waren. Aber ca. 12 für Einzel bzw. bis 25 für Doppel-CDs habe ich einige Male gezahlt, wenn ich etwas haben wollte und das immer noch die preiswerteste Möglichkeit gewesen ist.


    Gerade bei Boxen können Liebhaberpreise aber noch höher steigen. Ich habe vor 10 oder 12 Jahren mal auf Ebay eine Fricsay "DG Dokumente" Box für um die EUR 20 (11 CDs) geschossen, die waren damals beinahe durchweg vergriffen und ich habe sie wohl nur so billig gekriegt, weil der Verkäufer den Namen des Dirigenten falsch geschrieben hatte und man sie daher nicht mit Suchen finden konnte. Einige Zeit später habe ich diese Box für 25o Dollar oder so beim amerikan. EBay gesehen.

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  • Wer greift schon nicht zu, wenn es lohnende Sonderangebote gibt? Oft bietet sich auch an, Einführungs-Sonderpreise zu nutzen, bevor die Preise hochklettern.


    Wenn ich derzeit für mich preislich überhöhte Neuerscheinungen besitzen möchte, dann setze ich sie auf meine Merkliste und warte ab, bis sich der Preis von 19,99 Euro auf 8,99 Euro oder 9,99 Euro pro Einzel-CD reduziert. Das passiert meistens innerhalb eines halben Jahres, ich kann also auch warten - muss nicht gleich alles haben!


    :hello: LT

  • Ich habe vor 10 oder 12 Jahren mal auf Ebay eine Fricsay "DG Dokumente" Box für um die EUR 20 (11 CDs) geschossen, die waren damals beinahe durchweg vergriffen und ich habe sie wohl nur so billig gekriegt, weil der Verkäufer den Namen des Dirigenten falsch geschrieben hatte und man sie daher nicht mit Suchen finden konnte. Einige Zeit später habe ich diese Box für 25o Dollar oder so beim amerikan. EBay gesehen.

    Diese Box habe ich mal bei Saturn für DM 100 gekauft und vor 2 Jahren für € 100 weiterverkauft. Heute ist sie praktisch nichts mehr wert, da alle Aufnahmen in der neuen Fricsay-Box 1 zu € 85 zu finden sind.

  • Diese neue Fricsay-Box ist aber erst vor sehr kurzer Zeit erschienen; seit vielleicht zwei Jahren stehen die meisten Einspielungen der genannten Box als Downloads zur Verfügung.
    Als ich sie kaufte, gab es noch keine Downloads, die Einzel-CDs waren beinahe durchweg vergriffen und auch kaum in anderen Ausgaben greifbar. Zwei CDs daraus (u.a. Beethovens 9.) hatte ich vorher schon und konnte sie problemlos (allerdings nicht zu außergewöhnlichen Preisen, schätze so 8 EUR) weiterverkaufen. Die gesamte Box war jedenfalls einige Jahre lang eine ziemliche Rarität, insofern 100 EUR m.E. ein durchaus fairer Preis.
    DM 100 war aber auch schon günstig. Die Box müsste neu Mitte der 90er eher DM 150 gekostet haben (10 CDs + eine mit der Moldauprobe), einzeln waren das midprice-Ausgaben für DM 15-20.

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  • DM 100 war aber auch schon günstig. Die Box müsste neu Mitte der 90er eher DM 150 gekostet haben (10 CDs + eine mit der Moldauprobe), einzeln waren das midprice-Ausgaben für DM 15-20.

    Richtig, die war auch schon herabgesetzt. Damals lebte ich in Aachen, wo bei 250.000 Einwohner die Zahl der Fricsay-Freunde vermutlich überschaubar war und das Teil deshalb raus musste. War auch noch vor der Zeit, als der hier im Forum schon öfter erwähnte "kompetente Verkäufer" dort wirkte.

  • Mich ärgert die neue Fricsay-Box tatsächlich ein wenig. Als ich im Spätsommer einen Gutschein hatte, war ich kurz davor, sie zu kaufen, obwohl ich das meiste, was mich davon interessiert, schon besitze. Mir fehlen hauptsächlich noch ein paar Kleinigkeiten der klass. Moderne oder zB auch Schumann 1/Schubert 8 und 3/6 Haydn-Sinfonien.
    Ich habe dann noch lieber anderes gekauft und relativer Geld- und Platzmangel lässt mich weiterhin zögern. Das Problem ist nämlich, dass ich meine "alten" Boxen nicht rauswerfen kann, weil die eben auch Vokalwerke enthalten (und die zweite Box mit sämtlichen Opern usw. kaufe ich ziemlich sicher nicht, sollte sie denn kommen).
    Bislang hoffe ich darauf, dass Ebay-Verkäufer die Box "splitten" und CDs daraus einzeln anbieten; so habe ich einiges aus anderen Jubiläumsboxen erworben. Fündig geworden bin ich allerdings noch nicht.

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  • Im Grunde zeigt doch der starke Preisverfall bei Klassik-CD´s, dass die Grosse Kunst nicht mehr so geschätzt/und unterschätzt wird, wie noch vor wenigen Jahren.
    Die Nachfrage ist einfach nicht mehr so gross. Das sieht man auch daran, wieviel Klassikabteilungen und Klassik-CD-Geschäfte verschwinden.


    ;) Aber letztendlich kommt es doch uns Klassikhörern entgegen.
    Ich bin nicht so extreem, dass ich an einer gesuchten CD weniger Spass hätte, wenn ich diese preiswert bekomme. :!: Wichtig ist doch - das ich den Wert erkenne und zu schätzen weis!


    Wenn ich eine CD suche, dann wähle ich natürlich die günstigste Quelle und nehme auch nur selten die "amazon-Mondpreise" wahr, sondern die jeweiligen marketplace-Anbieter dort; aus aller Welt!


    Ich wollte mir schon lange Karajan´s Decca-Aufnahme von Holsts Planeten zulegen. Nie gekauft, weil ich erst mal TOP-Aufnahmen habe und diese einfach zu teuer war. Vor wenigen Tagen habe ich die CD (aus der Ovations-Serie) bei Medimops für 1Cent bestellt - was solls! Auf die Decca-CD freue ich mich genau so, als wenn ich jetzt den aktuellen Marktpreis von 11Euro bezahlt hätte ... 8o:D nein - jetzt sogar noch mehr! :baeh01:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bislang hoffe ich darauf, dass Ebay-Verkäufer die Box "splitten" und CDs daraus einzeln anbieten; so habe ich einiges aus anderen Jubiläumsboxen erworben. Fündig geworden bin ich allerdings noch nicht.

    Beim Einklang in Stuttgart machen sie das sogar selbst ab und zu, d.h. sie öffnen neue Megaboxen und verkaufen die Einzel-CDs, natürlich zu einem etwas höheren Preis als 1/50 der Gesamtbox. Falls es bei Fricsay dazu kommt, lass' ich es Dich wissen.

  • Das wäre super. Da es sich um Papphüllen handelt, würde mich allerdings ziemlich wundern, wenn ein professioneller Händler so etwas machen würden.


    Klar, die Ebay-Anbieter nehmen dann typischerweise ca. 3-4 EUR je CD statt 1-2 EUR. Das ist ja kein Problem.
    Es gab zB die Schumann/Schubert-CD auch mal in Japan; überhaupt gab es IRGENDWANN in Frankreich oder Japan fast alles, was jetzt in dieser Box ist. Nur ist davon eben auch manches schon lange wieder vergriffen. Ich bin auch kein Komplettist. So habe ich ein franz. Duo mit "Russischen Meisterwerken" (Sheherazade, Tschaikowskys Streicherserenade, Symphonie Classique u.a.) wieder verscherbelt, weil ich gut die Hälfte davon schon hatte und mich das restliche Repertoire nicht besonders interessiert hat. Andererseits habe ich letzten Winter relativ viel Geld (ca. EUR 30) für die letzte Folge der DG-Beethoven-Edition mit historischen Aufnahmen gezahlt, hauptsächlich wegen des c-moll-Konzerts mit Annie Fischer und Fricsay. Zwar sind EUR 30 nicht viel für 6 CDs, aber schon, wenn man eigentlich nur an knapp zweien davon Interesse hat...

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