Von Stimmenqualität und rollendeckender Darstellung

  • Der Titel muß möglichst griffig sein und Aussagekraft besitzen. Das bedeutet, zumindest in diesem Falle, daß er stark simplifizieren muß. Stimme ist ja einerseits eine Frage des Timbres, der Gesangstechnik und einiger weiterer Parameter Wie sie vom kritischen oder auch weniger kritischen Hörer empfunden wird hängt vermutlich von vielen Parametern ab.
    Ich glaube - behaupte es aber nicht - daß das Hören von Opernarien über Tonträger kritischer erfolgt als beispielsweise bei einer realen Opernaufführung oder sogar Videoaufzeichnung. Hier kommen andere Parameter ins Spiel. Ich kann hier nur für mich sprechen, aber Viedeoaufzeichnungen mit Darstellern, die rollendeckend agieren (und aussehen) verursachen bei mir eine weniger kritische Grundeinstellung zur Gesangsleistung. Der Gesamteindruck verwischt dann so manchen "Patzer" oder stimmliche Unzulänglichkeit. Geht das anderen unter uns auch so?
    Natürlich gibt es Grenzen die nicht überschritten werden dürfen - aber ich vermute, daß die jeder woanders ansetzt....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kann hier nur für mich sprechen, aber Viedeoaufzeichnungen mit Darstellern, die rollendeckend agieren (und aussehen) verursachen bei mir eine weniger kritische Grundeinstellung zur Gesangsleistung. Der Gesamteindruck verwischt dann so manchen "Patzer" oder stimmliche Unzulänglichkeit. Geht das anderen unter uns auch so ?


    Ja, lieber Alfred, da der Operngesang zumindest auf der Bühne eine ganzheitliche Leistung ist urteilen wir oft sogar unbewußt nach Parametern wie Schönheit der Stimme, Timbre, Stimmklang, Volumen, Schallkraft und Erscheinung Ausstrahlung, Bühenpräsenz, Ausdrucksintensität und
    schauspielerische Darstellung. Da kann dann eine der genannten Fähigkeiten postiv oder negativ signifikant herausstechen und den Reziipienten in besonderer Weise beeinflussen. In der Regel entsteht jedoch ein ganzheitlicher Eindruck. Ist dieser Gesamteindruck positiv, fallen
    Unzuläglichkeiten nicht so sehr ins Gewicht und Fehler werden nur allzu gerne verziehen. Ein Besipiel, dass dies verdeutlicht ist der fabelhafte Tenor Johan Botha, der trotz....... weltweit gefeiert wird.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Für mich sind Faktoren wie Ausstrahlung, Bühnenpräsenz und schauspielerische Qualität ebenso wichtig wie die sängerische Leistung, deswegen gehen sie natürllich bei einer Live-Aufführung oder einer Video-Aufzeichnung in die Gesamtbewertung eines Sängers oder einer Sängerin ein. Opern auf CD höre ich so gut wie nie, da mir dort ein wesentliches Element zum Musikdrama fehlt, und nur als solches ist Oper für mich interessant.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bertarido
    An diese Entwicklung hatte ich gedacht, als ich an anderer Stelle schrieb:
    "Und wenn sich die moderne Sicht durchsetzt, braucht man in Zukunft auch keine Dirigenten mehr. Kostüme und Dekor sind ja vielerorts eh schon abgeschafft.
    Der Weg ist also geebnet für das Allkunstwert auf der Allzweckbühne unter der Leitung des Regisseurs als Allzweckkünstler.
    Auf einen Opernchef könnte man dann wohl auch verzichten?"


    Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum Du nicht gleich dem Theater den Vorzug gibst, wenn Dir Opernmusik als eigenständige Kunstart zweitrangig erscheint.
    Von Sängern zu verlangen, sie sollten ihren Schauspielkollegen ebenbürtig sein, ist genauso absurd, als von Schauspielern zu verlangen, sie sollten sich für ein sängerisches Auftreten an der Met oder der Wiener Staatsoper qualifizieren.

  • Allerdings verstehe ich nicht ganz, warum Du nicht gleich dem Theater den Vorzug gibst, wenn Dir Opernmusik als eigenständige Kunstart zweitrangig erscheint.

    Ich habe nicht gesagt, dass mir Opernmusik zweitrangig erscheint. Aber die Kunstform Oper ist eben meiner Meinung nach gerade eine Synthese von einem Bühne und schauspielerische Darstellung verlangenden Drama und Musik, beide Komponenten sind unverzichtbar. Gerade die Tatsache, dass die Dialoge in der Oper gesungen und von Musik begleitet werden und damit ein ganzer Kosmos an Ausdrucksmöglichkeiten hinzutritt, hebt diese Kunstform für mich über das Sprechtheater hinaus. Aber Oper erschöpft sich eben auch nicht in Musik und Gesang, sie ist immer eine szenisch auf der Bühne dargestellte Handlung, das unterscheidet sie vom Oratorium.


    Man braucht also auch in Zukunft sowohl Regisseure als auch Dirigenten. ;)



    Von Sängern zu verlangen, sie sollten ihren Schauspielkollegen ebenbürtig sein, ist genauso absurd, als von Schauspielern zu verlangen, sie sollten sich für ein sängerisches Auftreten an der Met oder der Wiener Staatsoper qualifizieren.

    Ich gestehe zu, dass diese Forderung nur schwer zu erfüllen ist, dennoch stellt der Schauspieler-Sänger für mich das Ideal des Opernsängers dar. In der Praxis wird man natürlich Abstriche machen müssen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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