Alfredo Kraus, Grandseigneur der Tenöre

  • Da sich heute der Todestag dieses massgeblichen Sängers zum fünfzehnten Mal jährt, scheint mir dies eine willkommene Gelegenheit einen schon längst überfälligen Thread zu errichten.
    Alfredo Kraus wurde am 24.11. 1927 in Las Palmas geboren. Nach der Schulzeit begann er ein Ingenieursstudium und entschloss sich bald zu einem Gesangsstudium, dass er MercedesLLopart (die u.a. auch Renata Scotto und Ivo Vinco betreute) in Mailand abschloss.
    1956 hatte er sein Bühnendebüt als Herzog in Rigoletto und sang schon 1958 den Alfredo in Traviata mit Maria Callas, wovon es auch eine bei EMI herausgekommene Aufnahme gibt.
    Zeitlebens hat Kraus sich an ein beschränktes Répertoire gehalten, was es ihm ermöglichte, bis an sein Lebensende, die stimmliche Unversehrtheit zu bewahren und ihm zu einer beispiellos langen Karriere verhalf.
    Da er in den Partien des Verismo durch die dicke Instrumentierung eine stimmliche Gefahr sah, hielt er sich (etwa im Gegensatz zu Carreras) von Puccini weitesgehend fern und beschränkte sich in den ersten Jahrzehnte seiner Karriere auf den leichten Verdi (Traviata, Rigoletto, Falstaff) und auf Komponisten des Belcanto, wie Donizetti (Favorita, Lucrezia Borgia, Fille du régiment) und Bellini und auf Mozart. Diese kluge Voraussicht ermöglichte es ihm, im Alter von über 50 Jahren eine „zweite Karriere“ mit Partien des französischen Fachs zu starten, die ihm weltweite Bewunderung verschaffte.
    Er wurde zu „Monsieur Werther“, Hoffmann, Roméo (Gounod), des Grieux (Manon), Faust, und dies in einem Alter, in welchem vor allem Tenöre dem Alter schon längst Tribut zahlen müssen und sich zurückziehen.
    Sein Tenor zeichnet sich nie durch sinnliche Opulenz aus, wie sie einen Pavarotti oder di Stefano auszeichnete und war eine Stimme für die „happy fews“, wie es Kesting bezeichnete, die eine perfekte Gesangstechnik über die sinnlichen Reize einer Stimme stellen.
    Während er in seinen jungen Jahren von den Plattenfirmen sträflichst vernachlässigt wurde (er gründete seine eigene Firma Carillon und nahm in Eigenregie etliche hervorragende Rezitals auf), konnte er ab 1980 noch viele seiner Glanzrollen diskographisch festhalten.


    Einige persönliche Anmerkungen zum Schluss:
    Als ich ihn 1979 in München in Rigoletto das erste Mal live erlebte war ich enttäuscht, da ich damals für den Duca das draufgängerischen Singen von Giuseppe di Stefano im Ohr hatte und Kraus mir den Eindruck eines Sängers machte, der demonstrierte wie man singen sollte und der Partie kaum Aufmerksamkeit schenkte.
    Im Jahr darauf kam die Plattenaufnahme des „Werthers“ unter Plasson heraus, die ich mit dem Klavierauszug in der Hand verfolgte und ich war auch dadurch begeistert, dass ich erkannte, wie er diesem Werk (das mich mit Dvorsky und Carreras grauslich gelangweilt hatte) eine unglaubliche Dimension gab, indem er notenmässig jede Nuance nachvollzog, und es dadurch in die Nähe von Wagners Tristan rückte.
    Seit ich ihn dann in Zürich als Hoffmann erlebt und seine strahlende Spitzentöne gehört hatte, war ich ihm „verfallen“ und habe seine Vorstellungen bis ein Jahr vor seinem Tod (Lucia) mit gleich bleibender Begeisterung besucht. Nie konnte ich es nachvollziehen, dass ihm gewisse Kritiker eine gewisse „Kälte“ und Unnahbarkeit vorwarfen.


    Von den drei grössten Tenören (Bergonzi, Gedda und Kraus), der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, war er für mich nicht zuletzt auch durch seine ästhetische Erscheinung der herausragendste und ich verdanke ihm, dass er mir als damals überzeugtem Wagnerianer eine ganz neue Sorte von Musik eröffnet hat.

  • Lieber m.joho,


    danke für die schöne Würdigung dieses bedeutenden Sängers! Gerade im französischen Fach mag ich ihn sehr, als Werther ist er absolut herausragend. Zudem hat er auch hervorragende Aufnahmen mit Zarzuelas vorgelegt; ähnlich, wie Fritz Wunderlich jede noch so schmalzige Operette durch seine Stimme und seine Art zu singen in etwas Besonderes verwandeln konnte, hatte Alfredo Kraus eine ähnliche Gabe und adelte jede Zarzuela, die er interpretierte.



    Auch diese Einspielung wurde im hohen Alter gemacht und ist ein weiterer, staunenswerter Beweis, dass don Alfredo trotz jahrzehntelanger Karriere bis zuletzt toll gesungen hat.



    Niemand, der einmal gehört hat, mit welch überwältigendem Temperament und duende Kraus Manuel de Fallas "tus ojillos negros" singt, würde ihn als "kalt" bezeichnen.



    Nie konnte ich es nachvollziehen, dass ihm gewisse Kritiker eine gewisse „Kälte“ und Unnahbarkeit vorwarfen.

    Da kann ich nur beipflichten; seine makellose Technik sowie seine aristokratische Ausstrahlung mögen ihm das Attribut der "kalten Perfektion" eingebracht haben, ich empfinde diese Einschätzung der Kälte und Unnahbarkeit jedoch als völlig unzutreffend.



    Sein Tenor zeichnet sich nie durch sinnliche Opulenz aus

    Das würde ich so nicht sagen. "Opulent" im Sinne von schwer, voluminös und extrem umfangreich würde ich auch nicht sagen, "sinnlich" würde ich aber auf jeden Fall als Qualität für seine Stimme gelten lassen.

  • Von den drei grössten Tenören (Bergonzi, Gedda und Kraus), der zweiten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, war er für mich nicht zuletzt auch durch seine ästhetische Erscheinung der herausragendste und ich verdanke ihm, dass er mir als damals überzeugtem Wagnerianer eine ganz neue Sorte von Musik eröffnet hat.


    Auch von mir Dank für diese schöne Würdigung. Von allen Tenören, die ich live erleben durfte, war er mir der liebste. Seine Auftritte an der Met als Hoffmann und Edgardo werden mir immer im Gedächtnis bleiben. Wenn ich sein Un'aura amorosa aus Cosi van tutte unter Böhm höre, läuft mir jedesmal ein Schauer über den Rücken.

  • Ich habe von ihm mehrere Video Kassetten wo er u.a. den Herzog in Rigoletto, den Hoffmann und den Werther singt. Hatte er eigentlich auch den Calaf im Repertoire ? Ness un dorma habe ich von hm bislang noch nie gehört .

  • Ich habe von ihm mehrere Video Kassetten wo er u.a. den Herzog in Rigoletto, den Hoffmann und den Werther singt. Hatte er eigentlich auch den Calaf im Repertoire ? Ness un dorma habe ich von hm bislang noch nie gehört .


    Nessun dorma gibt's zumindest als Studioaufnahme; aber ich glaube, er sang ihn nicht auf der Bühne.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Er hat um den Kalaf einen ebenso grossen Bogen gemacht, wie um die anderen Puccini-Partien. Den Rodolfo hat er für die EMI eingespielt, den Cavaradossi hat er zu Beginn seiner Sängerlaufbahn nur zwei Mal aus Karrieregründen, um einen Vertrag zu erfüllen, auf der Bühne dargestellt. Die Arie "nessun dorma" gibt es auf einer der genannnten Carillon-Rezitals.

  • Meine erste Schallplatte von Alfredo Kraus war diese:



    Das von Franco Patanè betreute Recital bietet viele musikalische Kostbarkeiten. Zwei möchte ich an dieser Stelle nennen: "Il piccol legno" aus Rossinis "W. Tell" singt er unfassbar schön. Jürgen Kesting sagt hierzu: "Kraus' Kehle verwandelt sich auf magische Weise in eine silberne Trompete ..." Vielleicht noch besser: "O muto asil del pianto", ebenfalls aus "W.Tell". Hier zieht Alfredo Kraus alle Register seiner phänomenalen Gesangstechnik und krönt die Arie am Schluss mit einem hohen Es (!!) Aber nicht allein wegen des Spitzentons gehört diese Aufnahme in die "Hall of Fame" des Tenorgesangs!

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo,


    m.joho ist sehr zu danken, daß er an den Belcanto-Großmeister Alfredo Kraus erinnert hat! Durch Kraus lernte ich erst, was ein richtiger Tenore di Grazia ist! In den letzten 50 Jahren war es leider so, daß berühmte Tenöre über lyrische italienische und französische Partien, Edgardo, Nemorino, Alfredo Germont, Herzog von Mantua, Faust, Romeo, Chevalier des Grieux, Werther, den dramatischen Mantel des Verismo stülpten und ihnen dadurch den Charakter raubten. Alfredo Kraus gab diesen Partien ihre Aura und Würde zurück, durch seine stupende Technik und Sangeskunst. Ganz besonders als Rossinis Almaviva, Verdis Herzog von Mantua, Massenets Werther und Bellinis Arthuro konnte ihm, meines Erachtens, in den letzten 50 Jahren kein Kollege folgen. Wie sehr er noch in fortgeschrittenem Alter mit seinen technischen und stilistischen Möglichkeiten über deutlich jüngeren Kollegen stand, zeigt seine Studioaufnahme von La Traviata von 1992: Kraus wurde, mit immerhin 65, als Juwel des Ensembles bezeichnet. Dem ursprünglich für die Gesamtaufnahme vorgesehenen Jose Carreras, damals 46, standen offensichtlich die stimmlichen Mittel für die zwar anspruchsvolle, aber doch gängige Partie des Alfredo Germont nicht mehr zu Gebote!


    Gruß,


    Antalwin

  • Zum heutigen Todestag habe ich aus meiner Sammlung die Traviata ausgesucht und die Brindisi von Youtube beigefügt:



    Heute ist Alfredo Kraus' 16. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute ist sein Geburtstag, wozu ich auch Verdi aus meiner Sammlung habe:





    Alfredo Kraus wäre heute 88 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Jetzt verstehe ich auch, warum Alfred im Clara Schumann-Thread gerade sagte, dass seiner Ansicht nach deas Thread-Directory kaum genutzt wird. Selbst bei einem so berühmten Tenor wie Alfredo kraus geschieht das, und slebst heute:



    Alfredo Kraus wäre heute 90 Jahre alt geworden.




    Dies war jetzt das dritte Posting hinereinander, das nur von mir stammt und nur an Alfredo Kraus erinnerte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wenigstens hat Stimmenliebhaber den Ball aufgegriffen und vor 20 Minuten in seinem neuen Thread einen Beitrag über Alfredo Kraus verfasst.


    Vielen Dank, Stimmenliebhaber.


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • CD 1

    1.Una vergin, un angel di Dio (La Favorita)

    2.Favorita del re?... Spirto gentil (La Favorita)

    3.Fuggiam da queste soglie (La Favorita)

    Cossotto, Vinco


    4.Un dì, felice, eterea (La Traviata)

    5.Lunge da lei per me non v’ha diletto!... De’ miei bollenti spiriti... O mio rimorso! O infamia!... (La Traviata)

    6.Invitato a qui seguirmi... (La Traviata)

    7.Parigi, o cara noi lasceremo (La Traviata)

    Nicolescu, Romero


    8.Ciel! Che vegg’io? (Lucrezia Borgia)

    9.Partir degg’io.... T’amo qual s’ama un angelo (Lucrezia Borgia)

    10.Minacciata è la mia vita (Lucrezia Borgia)

    Ricciarelli, Zilio

    CD 2

    1.Egli s’avanza... Lucia, perdona... Sulla tomba che rinserra... Verranno a te sull’aure (Lucia di Lammermoor)

    2.Chi mi frena in tal momento? (Lucia di Lammermoor)

    3.Orrida è questa notte... (Lucia di Lammermoor)

    4.Tombe degli avi miei... Fra poco a me ricovero... (Lucia di Lammermoor)

    5.Tu che a Dio spiegasti l’ali (Lucia di Lammermoor)

    Gruberova, Saccomani


    6.Una parola, o Adina (L’elisir d’amore)

    7.Una furtiva lagrima (L’elisir d’amore)

    Serra


    8.Quoi! vous m’aimez? (La fille du régiment)

    9.Ah! mes amis, quel jour de fête! (La fille du régiment)

    10.Écoutez-moi, de grâce!....Pour me rapprocherde Marie(La fille du régiment)

    Welting, Giorgetti


    Eine Doppel CD mit meinem unsterblichen Tenor Liebling, der hier im Forum sträflich vernachlässigt wird, ausser Willi der ab und an an ihn erinnert!


    Besonders hervorzuheben sei die Traviata mit Mariana Nicolescu/o, die Lucia, man höre nur....Tu che a Dio..;( und die beiden Arien des Genarro aud der Lucrezia und und.....:!:

    Diese Aufnahmen von den Original Bändern sind super, im Vergleich mit div GA.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier möchte ich das Auditorio Alfredo Kraus auf der Insel Gran Canaria vorstellen.


    peqgrancanaria_auditorio-alfredokraus.jpg


    Direkt am Strand gelegen, ist es ein wahres Schmuckstück, ich war total entzückt als ich es sah und wie riesig es ist!

    Wer sich irgenwann mal dahin verirrt sollte sich das unbedingt ansehen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • R-9741970-1486813656-1329.jpeg.jpgKlick


    Aus Anlass des hundertsten Gebutstages von Tito Schipa, einem der größten lyrischen Tenöre des letzten Jahrhunderts, wurde am 3.4.1987 im Foro Italico zu Rom ein Gala Konzert veranstaltet, das durch den Gesang von Alfredo Kraus veredelt wurde!


    1 La Cenerentola: Sinfonia

    2 L'Elisir D'Amore: Una Furtiva Lagrima

    3 La Traviata: Preludio Atto III

    4 La Favorita: Una Vergine, Un Angiol di Dio

    5 Il Principe Felice: Danza Delle Rose Rosa (Franco Mannio

    6 M'appari Tutta Amor (Flotow - Marta)

    7 Norma: Sinfonia

    8 L'Arlesiana: È la Solita Storia Del Pastore

    9 Il Segreto di Susanna: Sinfonia (Ermanno Wolf-Ferrari)*

    10 Manon: Ah, Fuyez Douce Jules Massenet

    11 L'Amico Fritz: Intermezzo

    12 Faust: Salut, Demeure Chaste Et Pure

    13 I Quatro Rusteghi: Intermezzo *

    14 Romeo Et Juliette: Ah, Lève Toi Soleil

    15 Werther Pourqoui Me Revellier

    16 Rigoletto La Donna E Mobile


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    ich finde sehr verdienstvoll, dass Du weiter darum bemüht bist, Aufnahmen von Alfredo Kraus vorzustellen.


    Er hat ja schon auf Schallplatte beziehungsweise CD eine fast unübersehbare Menge von Aufnahmen hinterlassen.

    Die Aufnahmen, die er bei der Columbia/Spain gemacht hat, sind nie auf unsere Märkte gekommen, die Sängerportraits von ALHAMBRA, CARILLON und MONTILLA ZAFIRO ohnehin nicht. Darauf finden sich Arien und Duette aus Opern, die er nie auf der Bühne gesungen hat. Unter anderem eine hinreißend gesungene, poetisch schwärmerische "Celeste Aida".
    Einige davon sind in der Edition von Unlimited Classical (insgesamt 6CDs):



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    Ich möchte aber noch auf zwei Gesamtaufnahmen hinweisen, auf denen man den jungen Alfredo Kraus in bester Form hören kann:


    Einmal eine 1958 aufgenommene Zarzuela, in der er neben der jungen Pilar Lorengar einen mal schwärmerischen mal leidenschaftlichen Liebhaber singt:


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    Und dann die 1966 eingespielte LUCREZIA BORGIA, in der er neben Caballé und Verrett einen sensationellen und kaum zu überbietenden Gennaro singt. Allein die Geschichte seiner Herkunft, die er im ersten Akt erzählt, ist ein Wunder sublimer Phrasierung und flüssigstem Legato! Selten hat ein Tenor so nobel, wirklich aristokratisch geklungen!


    s-l1600.jpg


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Den großen Alfredo Kraus habe ich an der MET in den 80er Jahren ein paar Mal live gehört (Hoffmann, Lucia)- es war seine "Spätzeit", er war schon an die 60 Jahre alt, aber immer noch klang seine Stimme völlig intakt, bruchlos geführt und in der Höhe ganz souverän, vielleicht etwas nasaler als in seinen frühen Aufnahmen. Selbst den oberen Rängen des großen Opernhauses war er völlig klar und schön zu vernehmen. Seine offenbar überragende technische Stimmbeherrschung bewundere ich zutiefst, ganz zu schweigen von seiner ernsthaften Kunstausübung.

    Mir haben immer sein Duca in der Aufnahme unter Gianandrea Gavazzeni aus dem Jahre 1960 sowie sein Arien-Recital unter Carlo Rizzi aus den 90er Jahren (!) imponiert. Dort singt er auch den "Hoffmann" so wie ich ihn live erlebt hatte, mit einem interpolierten strahlenden C'' im Lied vom Kleinzack.


    Für mich eine der größten Sängerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.


    VG

    Otello50

  • Zitat von Caruso41

    CARILLON

    Lieber Caruso, die Carillon CDs sind alle auf den deutschen Markt gekommen über Bongiovanni!


    Die Zarzuela von Sorozábal ist sehr schön, müsste ich auch mal wieder hören.

    Trotz meinem übergroßen Faible für Alfredo Kraus, die Lucrezia Aufnahme mit (Sutherland), darauf gefällt mir der Genarro von Aragall vom Gefühl her etwas besser.


    Zitat von Caruso41

    Edition von Unlimited Classical

    Ich meine das sind jede Menge >Zusammenschnitte< aus unterschiedlichen Quellen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier noch ein Live Recital mit Arien und Scenen....



    Arien & Szenen aus Don Giovanni, Ali Baba, Don Pasquale ( F.Corena, G.d'Angelo), Elisir d'amore (R.Peters, M.Sereni), Favorita (F.Cossotto), Fille du régiment (J.Sutherland, R.Resnik, G.Giorgetti), Lucia di Lammermoor (R.Scotto), Lucrezia Borgia (J.Sutherland), Barbiere di Sivilgia (P.Cappuccilli), Puritani, Mefistofele (N.Ghiaurov), Arelsiana, Faust, Perlenfiischer


    ....sehr hörenswert!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Lieber Fiesco!

    die Carillon CDs sind alle auf den deutschen Markt gekommen über Bongiovanni!

    Das ist mir gänzlich entgangen. Ich dachte immer Bongiovanni hätte nur die Opernarien übernommen, nicht jedoch die Zarzuelas, die Canzonen und Lieder.

    Ich meine das sind jede Menge >Zusammenschnitte< aus unterschiedlichen Quellen!

    Kann sein.
    Aber die Edition enthält ausschließlich Studio-Aufnahmen.


    Trotz meinem übergroßen Faible für Alfredo Kraus, die Lucrezia Aufnahme mit (Sutherland), darauf gefällt mir der Genarro von Aragall vom Gefühl her etwas besser.

    Das ist sicher Geschmacksache.

    Aragall hat ohne Frage die rundere und klangreichere Stimme. Zudem singt er mit mehr Passion und ihm stehen auch mehr Farben zur Verfügung.
    Dafür begeistert mich Kraus mit seiner feinsinnigen Modellierung jeder einzelnen Phrase und der Vornehmheit seines Singens.


    Beste Grüße

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Dafür begeistert mich Kraus mit seiner feinsinnigen Modellierung jeder einzelnen Phrase und der Vornehmheit seines Singens.

    Lieber Caruso dem ist so, und gut das wir beides hören können:)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • In meiner Sammlung befindet sich ein EMI-Recital mit Alfredo Kraus, das hier noch gar nicht genannt wurde:



    Alfredo Kraus - Seite 2 - Sänger - das-klassikforum.de

    Es enthält fast ausschließlich Auszüge aus Opern-GA aus den Jahren 1979 bis 1985. Der Tenor ist in glänzender Form. Später wurde die Zusammenstellung in güsntigerer Form neu veröffentlicht:

    Alfredo Kraus: Opera Arias by Capitol/Emi/Sbk/Chrysalis - Amazon ...

    Für mich bleibt vor allem sein Herzog von Mantua legendär, den er mehrmals aufgenommen hat, am besten wohl unter Sir Georg Solti (1962):

    Rigoletto | Discogs

    Es war eine seiner Paraderollen, und hier singt er u.a. mit Anna Moffo (Gilda) und Robert Merrill (Rigoletto) in einem unschlagbaren Team.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Antalvin

    In den letzten 50 Jahren war es leider so, daß berühmte Tenöre über lyrische italienische und französische Partien, Edgardo, Nemorino, Alfredo Germont, Herzog von Mantua, Faust, Romeo, Chevalier des Grieux, Werther, den dramatischen Mantel des Verismo stülpten und ihnen dadurch den Charakter raubten. Alfredo Kraus gab diesen Partien ihre Aura und Würde zurück, durch seine stupende Technik und Sangeskunst.

    Das ist sehr treffend gesagt! Ich kann das nur nachdrücklich unterschreiben.

    Wie sehr er noch in fortgeschrittenem Alter mit seinen technischen und stilistischen Möglichkeiten über deutlich jüngeren Kollegen stand, zeigt seine Studioaufnahme von La Traviata von 1992: Kraus wurde, mit immerhin 65, als Juwel des Ensembles bezeichnet....


    1994 hat er eine bemerkenswerte Arien-Sammlung aufgenommen. Damals war er immerhin 67 Jahre alt. Das hört man den Aufnahmen wirklich nicht an. Natürlich ist der feine silbrige Schmelz seines Timbres nicht mehr da, aber die Stimme ist bis in die exponierten Spitzentöne voll intakt! In diesen Aufnahmen kann man seine singuläre Technik, sein feines Stilempfinden und die Noblesse seiner Phrasierung und Gestaltung besonders trefflich erleben!



    Alfredo-Kraus-Incomparable002.jpg


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo,


    wer möchte, kann sich heute noch bis 0.30 in den kostenlosen 'Nightly Met Opera Streams' die Video-Aufzeichnung der "Don Pasquale"-Aufführung vom 11. 1. 1979 ansehen:


    http://www.metopera.org/season/on-demand/opera


    Das 'junge' Liebespaar Norina-Ernesto wird von Beverly Sills (damals 49) und Alfredo Kraus (damals 51) verkörpert; Gabriel Bacquier singt die Titelrolle, Hakan Hagegard ist der Dr. Malatesta und Nico Castel der Notar. Die Inszenierung stammt von John Dexter in der Ausstattung von Desmond Heeley; der Dirigent ist Nicola Rescigno. (Eine interessante Ergänzung zur 'EMI'-Aufnahme vom Juli 1978 aus London mit Sills, Kraus, Donald Gramm, Alan Titus und Henry Newman unter der Leitung von Sarah Caldwell.)


    Schon seit sechs Wochen gehe ich virtuell (fast) jeden Abend in die Metropolitan Opera in New York und habe stets interessante und oft überzeugende Aufführungen mit herausragenden Gesangsleistungen erlebt. Selbst neue Werke des Musiktheaters werden dort so bildhaft, glaubwürdig und ästhetisch inszeniert, dass man die Handlung der Oper und ihre Aussage auch ohne Vorkenntnisse versteht. Von 'German Trash' keine Spur...


    Carlo

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  • ich schaue mir grade den Livestream an, und die Inszenierung ist an Langeweile nicht zu überbieten und es findet meistens Rampensingen statt. Man muss natürlich das Alter der Sänger berücksichtigen, aber die wirken auch eher gelangweilt . Schade. Aber trotzdem ist es schon , alle noch einmal zusammen auf der Bühne zu sehen. Und ich freue mich immer meinen Lieblings Radiomoderator aus der den Metūbertragungen , Peter Allen wieder zu hören.

  • und die Inszenierung ist an Langeweile nicht zu überbieten

    Lieber rodolfo39, so geht mir das mit den meisten Met-Inszenierungen, die in den letzten Wochen im Stream zu sehen waren, mit einigen wenigen Ausnahmen, die ich aufgezeichnet habe. So gut können die sängerischen Leistungen gar nicht sein, dass ich mir das anschaue. Da lobe ich mir doch "German Trash". :baeh01:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • ich schaue mir grade den Livestream an, und die Inszenierung ist an Langeweile nicht zu überbieten und es findet meistens Rampensingen statt.

    so geht mir das mit den meisten Met-Inszenierungen, die in den letzten Wochen im Stream zu sehen waren, mit einigen wenigen Ausnahmen, die ich aufgezeichnet habe. So gut können die sängerischen Leistungen gar nicht sein, dass ich mir das anschaue.

    Lieber Rodolfo!

    Lieber Bertarido!


    Ich habe im Laufe der Jahre viele Aufführungen in der alten und in der neuen Met gesehen.
    Inszenierungen bekommt man da eigentlich nur ganz selten. Man bekommt Dekorationen (Meist spektakulär und entsprechend beklatscht), Kostüme (Sehr kostbar und sängerfreundlich) und lässt die Sänger möglichst in Ruhe singen. Natürlich an der Rampe. Das ist für die meisten Sänger die Bedingung, dass sie auch wirklich im ganzen Zuschauerraum gehört werden.

    Mich hat das eigentlich nie wirklich gestört. Auf den Plätzen, die ich mir leisten kann, ist man ja weit weg von der Bühne und würde von einer Personenregie sowieso herzlich wenig mitbekommen.

    Das Problem sind also eher die Fernseh-Aufzeichnungen. Da wird dann bloßgestellt, was eigentlich gar nicht stattfindet - die Inszenierung. Deshalb sehe ich mir Übertragungen im Fernsehen oder DVD einfach nicht an. An Hörfunkübertragungen oder CD-Mitschnitten habe ich entschieden mehr Vergnügen!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso41!


    Inszenierungen bekommt man da eigentlich nur ganz selten. Man bekommt Dekorationen

    Da hast Du es auf den Punkt gebracht. Ich gehe allerdings nicht ins Opernhaus, um Dekorationen zu sehen.


    Mich hat das eigentlich nie wirklich gestört. Auf den Plätzen, die ich mir leisten kann, ist man ja weit weg von der Bühne und würde von einer Personenregie sowieso herzlich wenig mitbekommen.

    Auf Plätzen, die so weit weg von der Bühne sind, dass man von dem Geschehen dort kaum etwas mitbekommt, würde ich nie sitzen. Da geht das verloren, was Oper für mich ausmacht: Die Summe aus Musik, Gesang und eben der Aktion und Interaktion von Menschen auf der Bühne. Oper ist für mich nur als Musiktheater interessant.


    Das Problem sind also eher die Fernseh-Aufzeichnungen. Da wird dann bloßgestellt, was eigentlich gar nicht stattfindet - die Inszenierung. Deshalb sehe ich mir Übertragungen im Fernsehen oder DVD einfach nicht an. An Hörfunkübertragungen oder CD-Mitschnitten habe ich entschieden mehr Vergnügen!

    Ich ziehe daraus eine andere Konsequenz: Ich schaue mir Aufzeichnungen von Produktionen an, die auch eine interessante Inszenierung bieten. Am Hören alleine habe ich kein Vergnügen.


    Aber das hat nun alles nichts mehr mit Alfredo Kraus zu tun.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aber das hat nun alles nichts mehr mit Alfredo Kraus zu tun.

    Recht hast Du!

    Noch ist er nicht als Mozart-Sänger gerühmt worden. So sehr oft hat er dieses Fach auch nicht gesungen. Allein seine Aufnahmen des Ferrando und des Don Ottavio belegen allerdings, dass er Mozart stilsicher und geschmackvoll zu singen wusste - mit der ihm nun mal eigenen Eleganz:


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    135017850.jpg


    Den Tamino hat er auch gesungen. Eine Aufführung scheint nicht dokumentiert zu sein.

    Immerhin gibt es die Bildnis-Arie:



    Beim Suchen der Tamino-Aufnahme, die ich von der CD kannte, im Internet stieß ich wieder auf das
    Nadir-Zurga-Duett aus LES PECHEURS DES PERLES mit Alfredo Kraus und Barry-McDaniel.
    Hinreißend!!!!!



    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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