Carl ORFF: Carmina Burana - Was macht ihre Faszination aus ?

  • Es gibt schon seit Jahren einen Thread über Carl Orffs "Carmina Burana" Zahlreiche Taminos und Ex-Taminos haben dort ihre Lieblingsaufnahme des Werkes vorgestellt - und im Endeffekt hat sich - wie nicht anders zu erwarten - nicht wirklich eine Lieblingsaufnahme aller Tamino-Mitglieder herauskristallisiert. Es sind in der Zwischenzeit zahlreiche Neuaufnahmen erschienen - man könnte diesen Thread daher mühelos fortsetzen.
    Hit des 20. Jahrhunderts - Carl Orffs "Carmina Burana"


    Es ist daher nicht meine Absicht, einen neuen Thread mit gleichem Strickmuster hier zu beginnen, vielmehr es der Sinn des soeben gestarteten Threads, herauszufinden, was denn die Faszination dieses Werkes ausmacht. Denn es ist aus den Charts nicht wegzudenken und kommt immer wieder in neuen Einspielungen am Markt.


    Was ist es, das dieses Werk des 20. Jahrhunderts so hörenswert macht ?


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für mich hatte die "Carmina" Faszination in der Jugend. Da habe ich das Stück rauf und runter gehört und verspürte auch den Drang, mich damit zu beschäftigen. Seither interessiert es mich so gut wie nicht mehr, obwohl ich seine Genialität anerkenne. Es geht mir schlicht auf die Nerven. Ich höre es nie mehr gesamt. Und wenn ich es mal auszugsweise höre, dann nur, um zu staunen, wie hoch der Sopran hinauf muss. Es wird ja gern bei Sommer- und Estradenkonzerten gespielt. Da gehört es aber auch nicht so richtig hin - oder doch? Robust und eingängig genug ist es ja. Auch scheint mir, dass etliche Dirigenten einen großen Bogen darum gemacht haben. Da kann ich mich aber auch irren.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    vielleicht solltest du das Stück in einem entsprechenden Chor einfach mal singen. Dann wirst du merken, was den Zauber dieses großartigen Werkes ausmacht. Die beiden Chöre, in denen ich singe, haben im September 2007 die erste volle Saison des Konzerttheaters Coesfeld, meinem Wohnort, mit zwei Konzerten am ersten und zweiten September 2007 eröffnet.
    Zweimal ausverkauft, das war nicht schlecht. Und nachdem, wie ich das beurteilen kann, waren wir nicht schlecht. Der einzige Wermutstropfen bestand darin, dass ich meine Tochter nicht zu den Triathlon-Weltmeisterschaften nach Hamburg begleiten konnte, an denen sie als "Age-Grouperin" (Amateurin) teilnahm.
    Der Sopran singt übrigens bis zum hohen "C" (c'''), wie übrigens auch der Tenor, im Satz Nr. 10:


    Were du werlt alle min
    von dem mere unze an den Rin,
    des wolt ih mih darben,
    daz du Chünigin von Engellant
    lege an minen armen. He!


    (Wäre auch die Welt ganz mein
    von dem Meer bis an den Rhein,
    gern ließe ich sie fahren,
    wenn die Königin von Englnad
    läge in meinen Armen. Hei!)


    Auf dem dick gedruckten Wort liegt das hohe "C".


    Also einfach mal schauen, liber Rüdiger,


    irgendein amitonierter Laienchor in berlin wird das Stück schon noch aufführen. (Beim Gegenhören haben das der Rundfunkchor Berlin und die Knabend es Staats- und Domchores Berlin erledigt).


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi, ich danke Dir sehr herzlich für deine Ermunterung. Auf Dich muss man einfach hören. Ich denke über Deine Argumente nach, mitsingen werde ich allerdings nicht. ;) Das können andere besser. Ich singe allenfalls mal beim Kochen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • vielleicht solltest du das Stück in einem entsprechenden Chor einfach mal singen. Dann wirst du merken, was den Zauber dieses großartigen Werkes ausmacht.


    Die Faszination der Carmina liegt meines Erachtens in der mitreissenden Kraft der Rhythmik des Werkes, den blutvollen Texten und der euphorisierenden Musik. Meine Frau und ich haben das Werk mehrmals mitgesungen - einmal sogar im Beisein von Carl Orff, der sogar Zufriedenheit äußerte. Gerne erinnern wir uns an die fordernde Einstudierung und die ebenfalls ausverkauften Aufführungen. Noch heute besuchen wir fast jede Aufführung der Carmina Burana in der Region, wobei die Fassung mit großem Orchester selbstverständlich weit stärker wirkt als die abgespeckte Klavier/Schlagwerkfassung. Ingrid und ich können noch nach 30 Jahren fast die gesamten Chorstellen und singen im Geiste immer (leise) mit. Also bei uns beiden hat die Carmina bleibende Eindrücke hinterlassen.


    Herzlichst
    Operus

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