Da an anderer Stelle wieder einmal der Niedergang der Bayreuther Festspiele beklagt wird, insbesondere im Hinblick auf die Regisseure, kam mir die Idee, hier Vorschläge zu sammeln, wen man in Bayreuth engagieren sollte. Stellt Euch vor, Ihr seid ein Nachfahre Richard Wagners, und nachdem Tante Katharina nach der Skandal-Inszenierung des "Parsifal" von Jonathan Meese zum Rücktritt genötigt wurde - der sich zu den Worten "Erlösung dem Erlöser" mit einem Hitlergruß an die Zuschauer wendende Parsifal hatte zu Tumulten im Publikum und heftigen Kontroversen in den deutschen Feuilletons geführt - , wurdet Ihr mit der Leitung der Festspiele beauftragt. Welche Regisseure würdet Ihr für die Produktionen der nächsten Jahre auswählen?
Ich mache einmal den Anfang, um gleich etwas Feuer in die Diskussion zu bringen. Als Regisseur der "Meistersinger" ist Barry Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, bereits gesetzt. Damit bin ich sehr einverstanden, Kosky lockerer Zugang mit gelegentlichen Neigungen zum Trashigen kann diesem Stück nur gut tun, das so schwer verdaulich ist wie ein fränkisches Schäufele mit Klößen. Für den "Parsifal" würde ich Martin Kušej engagieren, der in Amsterdam schon einen veritablen "Holländer" auf die Bühne gebracht hat. Sein Zugang zu Wagners Bühnenweihfestspiel zu sehen fände ich hochinteressant. "Tristan und Isolde" würde ich der jungen, sehr vielversprechenden Regisseurin Tatjana Gürbaca anvertrauen. Ihren "Parsifal", den ich letztes Jahr an der Vlaamse Opera in Antwerpen gesehen habe, fand ich sehr gelungen; zu Recht wurde diese Arbeit mehrfach als beste Opernproduktion des Jahres ausgezeichnet. Und den "Ring" ließe ich niemand anderen als Calixto Bieito inszenieren, dessen "Parsifal" in Stuttgart mich hellauf begeistert hat. Einen "Ring" von ihm zu sehen, dafür würde ich einiges geben.
So, nun warte ich auf den Sturm der Entrüstung oder - viel lieber - auf Alternativvorschläge.