Das Labyrinth - und andere Verirrungen in Sachen Zauberflöte.

  • Die Oper "Das Labyrinth" oder "der Kampf mit den Elementen" war ein Versuch von Emanuel Schikaneder eine Art Fortsetzung der Zauberflöte zu schreiben - für die Musik konnte er den bekannten Opernkomponisten Peter von Winter gewinnen. (1754-1825) Und am 12. Juni 1798 ging sie erstmals in Wien über die Bühne - Am Theater auf der Wieden, wo schon Mozarts "Zauberflöte" ihre Uraufführung hatte.
    Über Sinn und Unsinn eines solchen Unternehmens ist viel geschrieben worden - und zwar schon zum Zeitpunkt der Uraufführung und kurz danach. Das Textbuch des "Labyrinth" machte seinem Namen alle Ehre - es war noch verworrener und unlogischer als jenes der Zauberflöte. Eigentlich war es keine Fortsetzung, sondern eher eine Wiederholung mit untauglichen Mitteln, auch wenn eine neue Figur, König Tipheus, ein Verbündeter der Königun der Nacht hinzugekommen ist.
    Ich bin historischen "Wiederentdeckungen" gegenüber eher aufgeschlossen, selbst wenn sie mittelmäßig sind. So erwarb ich einen Mitschnitt einer Aufführung der Salzburger Festspiele auf DVD. Mir war bewusst, daß es sich um eine anfechtbare Inszenierung handelte, nicht wirklich Regietheater, aber auch nicht voll konservativ. Ich habe das gewusst und in Kauf genommen. Derzeit bin ich ich eher der Meinung, daß das ohnedies egal war, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendeine Inszenierung dieses Stück retten kann.
    Beginnen wir beim Positiven: Thomas Tatzl und Regula Mühlemann waren IMO optimal Rollendeckend besetzt und könnten auch in der originalen Zauberflöte bestehen - vermutlich sogar begeistern. Anton Scharinger meisterte seine Rolle mit Anstand.
    Über den Rest der Vokalisten - vom Chor abgesehen - breite ich milde den Mantel des Vergessens, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob deren Stimmen so spröde sind oder ob es die Musik ist. Damit sind wir auch schon bei der Komposition.
    Winter von Winter hat einige zig Opern komponiert, darunter etliche, welche besser sind als das gebotene.
    Es gibt aber auch vereinzelt Lichtblicke, und das sind einerseits die Chorszenen UND die Couplets, wo Winter Mozart recht nahe kommt. Aber das ist IMO zu wenig - speziell bei den dramatischen Stellen herrscht Langeweile und die eingesetzten Sänger sind zumeist hoffnungslos überfordert.
    Das "Bühnenbild" wirkt auf mich dillettantisch -ist eigentlich nicht vorhanden, die Kostüme sind unterschiedlich.
    Papageno und Papagena sind ok, die Königin der Nacht und Sarastro, sowie König Tipheus und sein Adlatus geradezu optimal. Die drei Damen Tamino und Pamina IMO eine (peinliche) Lachnummer.
    Als ich die Kritik der "Wiener Zeitung" las, die da titelte: "Ein veritabler Flop" - so hielt ich das für eine bösartige Formulierung von seiten eines Regietheater-Befürworters. Heute indes - ich sage es nur ungern - halte ich diese Überschrift für eine Schmeichelei......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Thomas Tatzl und Regula Mühlemann waren IMO optimal Rollendeckend besetzt und könnten auch in der originalen Zauberflöte bestehen - vermutlich sogar begeistern.


    Lieber Alfred,


    das kann ich mir gut vorstellen, Regula Mühlemann ist eine ganz tolle, aufstrebende junge Opernsängerin, die mich als bravouröses Ännchen in dieser Verfilmung begeistert hat:



    Sie sollte einen eigenen thread bekommen, wenn sie noch keinen hat.
    Ansonsten erinnere ich mich, diese Zauberflöten - Fortsetzung einmal in Auszügen gehört und als eher belanglos empfunden zu haben...

  • Lieber Alfred,


    ich war 2012 in der Salzburger Premiere live dabei und war vom Werk sehr enttäuscht, was m.E. weniger an der guten Musik Peter von Winters (ok, manchmal übertreibt er die versuchten Steigerungen Mozartscher Effekte, Sarastro nochmal tiefer runter, Königin noch eine halsbrecherische Koloratur mehr etc.), sondern vor allem am wirklich unterirdisch schlechten Textbuch Schikaneders liegt.


    Sängerisch waren insbesondere Novikova als Königin, Hatelius als Pamina und ein überreifer Schade als Tamino sehr enttäuschend, mit der Inszenierung konnte ich leben (man kann nicht aus einem Scheiß-Stück Gold machen...), das Orchester war sehr gut.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    man kann nicht aus einem Scheiß-Stück Gold machen...


    Ich habe mich zuerst geärgert, als ich gelesen habe, daß die Salzburger Inszenierung das Stück (stark!!) gekürzt hat - aber als ich dann gesehen habe, wie sich dieses Machwerk dann fast 3 Stunden hingezogen hat.....
    Hier gab es auch keine Ausreden, daß das Stück umgeschrieben werden musste, weil ein konkurrierendes an einem anderen Theater gerade aktuell war (bei der Zauberflöte wurde diese Ausrede gerne benützt, wenn es darum ging die Unlogik des Stücke zu begründen und Tiefsinn hineinzuprojizieren, wo lediglich Banalität vorhanden war.
    Peter von Winter hat vermutlich das Bestmögliche daraus gemacht - bei den dramatischen Szenen hat er übertrieben - Mozart war hier überzeugender. Hingegen haben mit die "volkstümlichen" Stellen durchaus gefallen - und auch das "Anbiederen an Mozarts Vorbild - schwierig genug - möchte ich ihm nicht ankreiden - im Gegenteil. Er hat sich bemüht den "roten Faden" zu bewahren. Daß ihm das nicht wirklich gelungen ist, lag vermutlich an der "Impossible Mission"
    Die unbestreitbaren Stars waren zweifellos Thomas Tatzl und Regula Mühlemann
    Sieht man die hier eingestellten Ausschnitte, dann ist man geneigt, mein vernichtendes Urteil über die Oper und die Besetzung zu hinterfragen - aber man glaube mir: Das meiste war unter dem Durchschnitt




    Das Publikum hatte Gefühl für historische Bezüge: Ebenso wie schon 1798 nahm es das Werk eher ungnädig auf.
    Mancher Applaus klang nach Mitleid für einige der wenigen guten Protagonisten


    Wenn ich nun die Inszenierung nicht völlig verdamme, sondern sogar einige Pluspunkte sehe, dann wird das mancher, der mich kennt, nicht verstehen. Das wird sich ändern, wenn in den nächsten Beiträgen Videoclips einer Hamburger Inszenierung desselben Stückes hier verlinkt werden..... :baeh01:


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !