Das Ende vom Club Bertelsmann

  • Bertelsmann schließt Buchclub Ende 2015


    Bertelsmann schließt bis Ende 2015 das deutschsprachige Buchclub-Geschäft. Grund ist eine seit Jahren rückläufige wirtschaftliche Entwicklung des Buchclubs in Deutschland, Österreich und der Schweiz, teilte die Bertelsmann Tochter DirectGroup heute mit.
    Reinhard Mohn gründete 1950 den Bertelsmann Lesering. Mehrere Millionen Mitglieder kauften und lasen regelmäßig verbilligte Clubausgaben.
    Doch nun, wo der Umsatz stark rückläufig ist, macht der Buchclub zu.
    Dabei sind nicht nur Bücher betroffen, sondern auch CDs und DVDs etc.

    mfG
    Michael

  • Als ich die Nachricht las, fragte ich mich, ob sie mich betroffen machen sollte. ?( Obwohl ich es immer schade finde, wenn Buchläden schließen, diese Kette aber hatte wohl die Zeichen der Zeit einfach nicht wahrhaben wollen.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eigentlich finde ich es auchschade. Die meiste Zeit waren zwar Weltbild und co doch billiger - ein alarmierendes Zeichen m. E., dass da etwas falsch läuft bzw lief - aber den ein- oder anderen Fund konnte man schon machen, zB habe ich da die Beethoven Sonaten mit Alfredo Perl billig erstanden - aber generell waren die Sortimentsauswahl und die Preisgestaltung m. E. nicht (mehr) optimal.

  • Bertelsmann ist nicht der erste Buchklub, der aufgibt. Bei allen früheren Schließungen - ich denke gerade an den Deutschen Bücherbund - war das Argument, man habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt, das gleiche.


    Was sind die Zeichen der Zeit?


    Dass zwar immer noch reichlich Bücher gekauft werden (obwohl doch angeblich immer weniger in Büchern gelesen wird), nur nicht mehr in den Buchklubs? Weil Amazon und Co. immer mehr verdrängen? Weil die Zweitverwertung für die noch lesenden Zeitgenossen uninteressant geworden ist? Weil die Kindles und Co. viel moderner sind und viel weniger Raum benötigen?


    Jeder dieser Punkte hat etwas für sich. Ich kann mit der Idee, durch E-Books Platz zu sparen, durchaus etwas anfangen, aber letztlich würde bei mir ein gut gestaltetes Buch immer siegen. Genau das interessiert allerdings immer weniger Menschen. Wenn ich so sehe, was heute, auch in gepriesenen Buchausgaben, an "Schusterjungen" und "Hurenkindern" produziert wird, dann ist der Verlust von Büchern vielleicht nicht wirklich zu bedauern.


    Es ist mir persönlich inzwischen egal, wer sein Geschäftsmodell aufgibt. Es fing mit den Tante-Emma-Läden an und endet wer-weiß-wo.


    Ich hoffe nur inständig, dass unser persönlicher "Eiermann" noch viele Jahre hier durch die Straßen fährt und uns Städtern seine eigenen Hof-Produkte wie Eier, Kartoffeln und selbstgemachte Wurst anbietet. Das ist zwar erheblich teurer als in den Discount-Läden, schmeckt aber besser.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Was sind die Zeichen der Zeit?


    Die sind nach meiner Auffassung unterschiedlicher Natur und auch in einem Wandel begriffen wie die Zeit selbst. Ich gebe aber zu, lieber musikwanderer, dass die "Zeichen der Zeit" als Redewendung ziemlich abgegriffen sind. Ich selbst war auch vor vielen Jahren einmal Club-Mitglied, bin aber sofort wieder ausgestiegen, weil ich nichts fand, was mich interessierte. Ich kaufe nicht jeden Monat ein Buch, nur weil es einen oder zwei Euro billiger ist. Es wuchs ja auch eine starke Konkurrenz heran mit ZVAB, Ebay, Amazon-Marklatz. Dagegen konnte Bertelsmann, seit jeher etwas auf der schlicht-beliebigen Seite, nicht bestehen. Wie auch? Persönlich will ich in meinem Kaufentscheidungen völlig frei sein. Ich möchte auch nichts kaufen wollen. Deshalb haben sich für mich diese Clubs, die ihrer Zeit hatten, überlebt.


    Dein Eiermann wird Dir bleiben. Davon bin ich fest überzeugt. Der ist gut aufgestellt, weil die Supermarkt-Ware in zunehmenden Maße nach nichts mehr schmeckt. :( Das ist seine große Chance. :) Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Buchclubs hatten ihre Zeit m.E. schon seit Jahrzehnten überschritten. Die zentrale Pointe von Buchclubs war, dass sie nicht der Preisbindung unterlagen. Dafür kamen sog. Bestseller nicht alle und oft etwas später in ihr Angebot, das insgesamt natürlich eingeschränkt war; sonst wäre das eine unfaire Konkurrenz gegenüber dem preisgebundenen Buchhandel gewesen.
    Das Geschäftsmodell beruhte obendrein auf der Kundenbindung und der Verpflichtung jedes Quartal ein Buch o.ä. zu kaufen, weil man sonst den "Hauptvorschlagsband" zugesendet bekam.
    Die Zeit preisgebundener Schallplatten (bis ca. 1970?) habe ich nicht miterlebt. In meiner Kindheit und Jugend haben meine Eltern häufiger im Club eingekauft (mein Vater war seit Jahrzehnten Mitglied gewesen), gerade bei Jugendbuchklassikern war die Ersparnis der Club-Ausgaben vermutlich durchaus ernstzunehmen. Paperbacks waren ja auch selbst in den 1980ern oft noch von recht mieser Qualität und hätten einen Haushalt mit mehreren Kindern wohl kaum überlebt, zudem gab es jedenfalls damals Kinderbücher wie Preussler, Blyton, Ende usw. gar nicht als Paperbacks.


    Auch von meinen ersten CDs stammten noch einige vom Club; wiederum war in der relativen CD-Anfangszeit die Ersparnis nicht zu verachten, überdies hatte ich noch so gut wie keine CDs und da fand sich im Club-Angebot häufig was Interessantes. Meine Mutter war noch jahrelang Mitglied, aber wann immer ich einen Katalog in die Hand bekam, fand ich das Angebot sowohl bei Büchern und noch mehr bei CDs zunehmend schmaler, bald weitestgehend uninteressant.


    Zwar hat der Club dann irgendwann auch Taschenbücher angeboten, aber ich vermute, dass die zunehmende Qualität von Paperbacks, vielleicht auch mit einem durchs Internet besser florierenden Gebrauchtmarkt für hardcovers, ein Faktor gewesen ist. Es erscheinen meinem Eindruck nach auch viel schneller Paperbackausgaben als vor 30 Jahren.


    Die prinzipielle Konkurrenz durch Amazon usw. kann m.E. kaum die Hauptursache gewesen sein. Amazons Bücher unterliegen der Preisbindung (und CDs sind von vorübergehenden Angeboten abgesehen nicht billiger als anderswo), Bertelsmann hätte (ebenso wie 2001 u.a.) eigentlich einen erheblichen "Vorsprung" durch die bereits existierende Infrastruktur usw. gehabt (und als Teil eines Mega-Medienkonzerns auch genügend Kleingeld, um auf diesem Vorteil aufzubauen) Da der Mutterkonzern eine ähnlich dubiose "Krake" ist wie Amazon weine ich dem Club keine Träne nach.
    Mit dem Verschwinden von handwerklichen Bäckern oder lokalen Familienbetrieben kann man den Niedergang des Bertelsmann-Clubs gewiss nicht vergleichen.


    Ich habe aber eine andere Vermutung, wobei ich mich frage, ob es hier sozialhistorische Untersuchung bzgl. der Veränderung bestimmter "Milieus" gibt. Meine These wäre, dass von den 1950ern bis in 1980er es ein "Bildungsaufsteiger"-Milieu gegeben hat, auf dessen Mitglieder das Club-Programm zugeschnitten war: Eine bunte Mischung aus Klassikern, etablierten zeitgenössischen Belletristik-Autoren, aber eben auch populärer Unterhaltung wie Konsalik, ernsthaften Sachbüchern neben Von Däniken, Schlagerparade neben Operettengala, aber auch Beethovens Sinfonien. Da wurde sowohl eine Klientel, die aus kleinen Verhältnissen ins "Bildungsbürgertum" wie auch eine, die, evtl. aus noch kleineren Verhältnissen ins Kleinbürgertum aufgestiegen war, fündig.
    In den letzten 30 Jahren hat sich das vermutlich wieder verändert bzw. anders polarisiert. Für die bildungsbürgerlich angehauchen Akademiker hat der Club nicht mehr genug zu bieten. Außerdem ist bei erheblich gestiegener Zahl von akademisch Gebildeten ein im Verhältnis kleinerer Teil als früher bildungsbürgerlich einzuordnen. Dagegen liest vermutlich ein guter Teil der weniger Gebildeten (auch wenn sie wirtschaftlich und sozial mindestens so solide etabliert sind wie ihre Eltern) weit weniger als vor 40 Jahren. Es gibt durch Fernsehen, DVD usw. einfach mehr Konkurrenz an Unterhaltungsangeboten. Ich verfolge das nicht, aber gibt es heute noch Bestseller-Autoren wie Konsalik oder, auf einem höheren Niveau, Simmel. Ist jemand wie Schätzing der Simmel von heute?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Gab es in der DDR Buch/Schallplatten-Clubs, die die Preisbindung umgehen konnten?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich denke auch, dass sich das Modell Buchclub überholt hat. Insbesondere, da Bertelsmann so strikt auf Mitgliedschaft und den monatlichen Kauf beharrt hat. Ohne Mitgliedschaft konnte man ja dort nicht einkaufen. Da hatten es andere Buchclubs wie z.B. Weltbild einfacher die Kunden zu bekommen und zu halten. Aber auch dort gibt es inzwischen die Schließungen.


    Ich habe öfters im Weltbild-Laden gestöbert. Meistens kaufe ich dann doch bei Hugendubel oder Dussmann, manchmal auch bei Thalia. Die Onlinehändler sind ziemlich stark, weil sie sich nicht an Öffnungszeiten halten müssen.
    Bartolifan

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es scheint mir auch an der Qualität des Programms zu liegen, das Bertelsmann und Co. zum Rückzug drängt. Es würde mir jedenfalls schwer fallen, dort ein Buch zu kaufen, jedenfalls wenn das fregelmäßig geschehen sollte. Bertelsmann war ein Vertreter des Mainstreams, ähnlich wie es heute Thalia und Weltbild sind. Das clubgeführte Programm hat mich nie überzeugt. Da war mir die Büchergilde Gutenberg erheblich lieber oder, bis auf den heutigen Tag, die Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ohne Mitgliedschaft konnte man ja dort nicht einkaufen.


    Seit 3 Jahren, also Juli 2011, konnten auch Nichtmitglieder in den Bertelsmann Clubfilialen kaufen. Das neue Konzept, das neben den Clubausgaben auch 50% preisgebundene Bücher umfaßte, ging jedoch nicht auf.
    Ich war vor etlichen Jahres Clubmitglied (Bedingung war, 4 Einkäufe pro Jahr zu tätigen). Irgendwann ließ mein Interesse nach.
    Dann habe ich in meinen Regalen Platz gemacht und viele Bücher entsorgt, als mir klar war, daß ich sie nicht mehr als einmal lesen würde. Die leeren Regale wurden durch CDs aufgefüllt.
    Inzwischen lese ich Bücher wieder fast täglich, allerdings ebooks mit meinem Kindle.
    Zunächst mit dem Kindle ohne Beleuchtung (geht hervorragend bei Sonnenlicht im Freien).
    Und seit einigen Monaten kam noch das Tablet Kindle Fire HDX 8.9 4G LTE hinzu, wobei ich die Beleuchtung zur nächtlichen Stunde schätze.

    mfG
    Michael

  • Hallo,


    ich meine auch, daß die Überlegungen zu Veränderungen innerhalb der potiellen Leserschaft, die Johannes oben angestellt hat, zutreffend sind.
    Es fällt doch auf, daß auch seriöse Buchhandlungen, wie ich an meiner Stammbuchhandlung ebenfalls feststellen musste, einerseits ihr Sortiment zugunsten von teilweise groteskem Tinnef erweitert und andererseits die Präsentationsflächen so verändert haben, daß man am Eingang zunächst über Wanderhure & Co. stolpert, um ganz weit hinten die Belletristik-Ecke oder den Stand mit den historischen und kulturwisenschaftlichen Büchern zu finden. Mir wurde dort auch erzählt, daß der Tinnef inzwischen -zumindest in dieser, an sich sehr guten Buchhandlung- schon mehr als 30% des Umsatzes generiert.
    Man muß klar erkennen, daß der Drang zu "bildungsbürgerlicher" Kulturaneignung oder zumindest das schlechte Gewissen, wenn man zu solcher zu faul war, in der heutigen hedonistischen Gesellschaft mit "flachen Hierarchien" und was es an Zuschreibungen im trefflichen Soziologendeutsch sonst noch gibt, keine valide Münze mehr darstellt, wobei sowohl die Buchklubs als auch die klassischen Buchhandlungen untergehen oder zunehmend marginalisiert werden.


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Mit Bertelsmann verbinde ich eigentlich nur positive Erinnerungen. Meine Eltern haben mit damals mit 5 Jahren meine erste LP gekauft: Beethovens 5 mit Benstein. Ich kann mich noch erinnern, das die Verkäuferin meine Eltern gefragt hat ob ich denn wisse was ich haben wollte und das ich einen ganz besonderen Musikgeschmack hätte. Ich glaube man musste im Monat für 20 oder 30 DM dort einkaufen. Im CD Regal gab es damals hauptsächlich Schlager und Volksmusik, aber auch eiinige Klassik LP`s hauptsächlich von Deutsche Grammophon.

  • Mit dem Bertelsmann Lese- und Schallplattenring bin ich von klein auf aufgewachsen. Meine Eltern waren direkt nach der Gründung dort Mitglied geworden. Selbst wurde ich auch Mitglied, sobald ich einen eigenen Haushalt führte. Der Mindestkauf von 4 x im Jahr je eine Platte oder ein Buch war ja nicht schwer zu erfüllen....
    Das Angebot - im gesamten Bertelsmann-Konzern - war ja riesig und kein Vergleich mit regionalen oder politischen Buchklubs wie der gewerkschaftseigenen Büchergilde Gutenberg (Arbeiterliteratur!) oder Weltbild (Katholikenverband).
    Und als die Klassik-CDs ihren Siegeszug antraten, war die Auswahl - zu günstigen Preisen - fast unübertroffen. Da das Label "Ariola-Eurodisc" ebenfalls zum Bertelsmann-Konzern gehörte, gab es Exclusiv-Editionen aus deren Back-Katalog, die heute noch gesucht sind, z. B. im Bereich Klassik, Oper, Operette!
    Hier ein Beispiel: "Don Giovanni" - nur beim Bertelsmann-Klub auf CD erschienen:



    oder auch Serien von CDs mit deutschsprachigen Opern-Querschnitten in Luxus-Besetzung:



    Aber inwischen hatte sich das Buchklub-Konzept überholt und war eigentlich schon lange nicht mehr überlebensfähig. Kein Wunder, dass die Läden jetzt geschlosen werden.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Wenn man Bertelsmann EINEN Vorwurf NICHT machen kann, dann ist es der, daß er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätte.
    Er hat sie sehr wohl erkannt und auch, daß mit dem Geschäftsmodell "Buchgemeinschaft" keine Gewinne mehr gemacht werden können. Deshalb nimmt das Unternehmen sein Kapital aus diesem Marktsegment. um es an anderer Stelle gewinnbringender einzusetzen. Wie ich es sehe wird quasi ein Kundenkreis "abgestraft", weil er nicht mehr jene (Kauf)Leistung erbringt, die man sich von ihm erwartet hat. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß von solch einer Maßnahme auch mal der "Klassikmarkt" betroffen sein könnte - deshalb habe ich eine Sammlung zusammengetragen, die mir absolute Unabhängigkeit von Entscheidungen der Tonträgerindustrie bietet.
    Man darf nicht vergessen, daß ein Buch in den 60er Jahren, nicht nur um - wie oben geschrieben - 2 Euro - billiger war, sondern um weitaus mahr. Der Renner damals war "Angelique" von Anne Golon. Jeder Band (es waren im Laufe der Zeit bei Donauland 5) kostetet damals (ca 1965) im freien Buchhandel öS 252.-- (Ca 19 Euro - nicht wertberichtigt) - indes bei Donauland - in gleicher Ausstattung - ös 69.-- (ca 5 Euro)...
    Die Mitglieder mussten sich verpflichten 4 Bücher pro Jahr zu erwerben - und zwar immer jeweils im laufenden Quartal - man durfte nicht kumulieren, und konnte auch nicht "vorkaufen". Soll heissen, wenn ein Mitglied im März (= Ende 1. Quartal) aus irgend einem Grund beispielsweise 5 Bücher kaufte, so wurde nur EINES als Quartalsbezug gewertet, die Restverpflichtung von drei weiteren Büchern blieb aufrecht.
    Auf Grund verrschiedener Maßnahmen des Buchhandels und der Verlage (denen Buchgemeinschaften immer schon ein Dorn im Auge waren) wurde die Macht der Buchgemeinschaften eingeschränkt - das Ergebnis ist bekannt.


    Ich habe meine Lehrzeit bei Donauland absolviert und habe die Übernahme durch Bertelsmann hautnah erlebt, und bald darauf gekündigt. Aus meiner Sicht kommt anlässlich der Schliessung keine Träne in meine Augen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn man Bertelsmann EINEN Vorwurf NICHT machen kann, dann ist es der, daß er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätte.
    Er hat sie sehr wohl erkannt und auch, daß mit dem Geschäftsmodell "Buchgemeinschaft" keine Gewinne mehr gemacht werden können. Deshalb nimmt das Unternehmen sein Kapital aus diesem Marktsegment. um es an anderer Stelle gewinnbringender einzusetzen. Wie ich es sehe wird quasi ein Kundenkreis "abgestraft", weil er nicht mehr jene (Kauf)Leistung erbringt, die man sich von ihm erwartet hat.

    Daran kann man nichts kritisieren - man kann von einem Unternehmen nicht erwarten, dass es ein Marktsegment weiter bedient, in dem sich nur eine schlechte Rendite oder gar ein Defizit erwirtschaften lässt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Der Querschnitt des Don Giovanni aus Ludwigsburg war (auf LP) meine erste Begegnung mit dem Stück.
    Ich erinnere mich nicht mehr so genau an das Angebot. Ariola-Eurodisc hatte auch vieles aus dem russischen Melodiya-Katalog im Angebot. Aber angesichts der Unzahl von Club-LPs, die mir begegnet sind, habe ich eher den Eindruck, dass es im CD-Zeitalter schon schlechter geworden ist. Vermutlich stimmt das aber erst ab Mitte der 90er oder so; in der CD-Anfangszeit war es vermutlich noch besser.


    Ich möchte keineswegs so verstanden werden, dass ich Buchclubs ablehnen würde. Ohne Frage waren das lange Zeit sinnvolle Einrichtungen, von denen ich als Kind und Jugendlicher profitiert habe, nur haben sie sich m.E. nicht erst in den letzten paar Jahren überlebt, sondern schon ziemlich lange. Das würde ich mit "Zeichen der Zeit nicht erkennen" meinen. Ob man das Konzept mit besseren Ideen zur rechten Zeit hätte wiederbeleben können, wage ich nicht zu beurteilen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Auflösung des Bertelsmann Clubs ist ökonomisch eine konsequente Entscheidung als Reaktion auf die sich verändernden Konsumgewohnheiten und die rasante Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten. Man mag die Entwicklung bedauern, aber sie ist Fakt.


    Es scheint auch anderen noch bestehenden Clubs nicht gut zu gehen. Die bis 1998 den Gewerkschaften gehörende Büchergilde Gutenberg braucht dringend Liquidität und hat daher beschlossen, aus dem Club eine Genossenschaft zu machen. Die Mitglieder werden gebeten, Anteile zu erwerben und Genossen zu werden. Jeder Anteil, der 500 Euro kostet, bringt eine Stimme, also Mitbestimmung bei der zukünftigen Gestaltung der Geschäftspolitik.


    Ich kann mir kaum vorstellen, dass das die gewünschte Resonanz bringen wird, zumal mit der Mitgliedschaft in einer Genossenschaft auch ein Risiko verbunden ist. Geht die Genossenschaft in die Insolvenz, ist der Anteil weg.


    Ich denke, dass wir im herkömmlichen Medienmarkt noch manche Überraschung erleben werden.



    LG


    Portator

  • Ich bedaure die Schließung nicht, da ich seit einiger Zeit sowieso meine Mitgliedschaft zu kündigen beabsichtigte. Der Grund meiner Mitgliedschaft war das Buchangebot, das sich aber seit Jahren auf Trivialliteratur und deren noch trivialere Trittbretterscheinungen zu beschränken scheint. (Ich habe das mal, nur halb im Scherz, als Hausfrauenliteratur bezeichnet. :untertauch: ) Dazu kam, dass die bescheidenen Preisvorteile häufig erst ab zwei gekauften Artikeln verbucht wurden.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die Auflösung des Bertelsmann Clubs ist ökonomisch eine konsequente Entscheidung als Reaktion auf die sich verändernden Konsumgewohnheiten und die rasante Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten. Man mag die Entwicklung bedauern, aber sie ist Fakt.


    Ich finde nach wie vor schwer zu verstehen, warum die Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten die Ursache für den "Niedergang" sein soll. m.E. hat Bertelsmann die Möglichkeiten verpennt, obwohl sie eigentlich einen Vorsprung vor Amazon und Co hätten haben sollen: Einen riesigen Kundenstamm, Vertriebsnetze, Marktmacht usw. Heute bietet Amazon mit "Prime" auch eine Art Club an, inkl. flatrate streaming usw. Das hätte Bertelsmann schon längst machen können, wenn sie auf Zack gewesen wären.
    Und meiner Erinnerung nach ist das Angebot schon lange vor der Verbreitung von Amazon u.a. deutlich schlechter geworden.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)