Die Beschäftigung mit Richard Strauss scheint das Forum gelegentlich seines 150. Geburtstages nicht eben umzutreiben. Nun gut, im Vorfeld hat es gelegentlich aktueller Aufführungen mitunter sehr intensive Debatten gegeben. Und es ist fas alles gesagt zu Strauss. Am Jubiläumstag selbst gab es lediglich im Liederforum zwei Einträge zum Thema und zwei im Gedenkminuten-Thread. Beide Male von Helmut Hofmann inspiriert. Danke. Auf ARTE und im Hörfunk nun das Jubiläumskonzert aus Dresden mit der Staatskapelle unter Christian Thielemann. Eine sehr gelungene und angemessene Veranstalung, wie ich finde - und nicht nur ich.
Im Thread "Was hört Ihr gerade jetzt?" hatte Liebestraum ganz aktuell einen kurzen Einwurf hinterlassen: "Krampf-Christian in Aktion - da funkelt nichts im Orchester! - Christine Goerke quält-quäkt sich durch die Salome. Man(n) versteht kein Wort!"
Darauf antwortete Milletre: "Ich habe dieses Konzert im Radio (Bayern klassik) wirklich genossen. Entgegen deiner Meinung hat Thielemann wunderbar dieses herausragende Orchester dirigiert und die Sängerinnen subtil begleitet, deren zwei - Harteros und Nylund - hervorragend waren, während Christiane Goerke deren Niveau bei weitem nicht erreichen konnte. Schon der Elektra-Monolog zeigte schonungslos ihre Schwächen auf: Meist sang sie mit Überdruck, was zur Folge hatte, dass die Spitzentöne derart heftig tremolierten, so dass man deren exakte Tonhöhe nur erahnen konnte. Zudem leidet sie am Botha-Syndrom (große Tonfülle, jedoch bar jedweder Dramatik). Den abgrundtiefen Hass auf Klytämnestra konnte sie keinen Augenblick rüberbringen. Der Salome-Schlussgesang lag ihr schon etwas besser, wenngleich ihr Mangel an Ausdruck auch hier ihre Leistung schmälerte.
Ich fand das Programm mit Strauss-Werken, die in Dresden uraufgeführt wurden, sehr interessant, obwohl gelegentlich eine Art Pasticcio-Mentalität aufgekommen war.
Die Staatskapelle Dresden dokumentierte wiederum ihren herausragenden Rang - sie spielte so, dass man es nur als himmlisch bezeichnen kann. Auch die Instrumentalsolisten waren ihrer schwierigen Aufgabe durchaus gewachsen und zeigten mit ihrem Orchester, dass Richard Strauss hier schon auf Grund hrer Tradition in allerbesten Händen ist. Bravissimo!"
Darauf hin habe ich, Rheingold, mir folgende Antwort erlaubt: "Was Du, lieber Milletre, wohl mehr launig Pasticcio-Mentalität nennst, hat mir besonders gefallen, weil Strauss damit auch Genüge getan wurde. "Elektra", "Salome" und "Träumerei am Kamin" in einem Konzert, das hat schon was. Das Programm empfand ich als nicht so staatstragend, wie es zu diesem Anlass zu erwarten gewesen wäre. Dazu in Dresden. Dieses künstlerische Niveau ist nach meinem Eindruck derzeit kaum zu überbieten. Von wem denn auch? Ich stimme Dir auf ganzer Linie zu. Da hatten wir also beide unsere Freude. Das Urteil von Liebestraum, dem es nicht genug funkelte im Orchester, fand ich sehr streng, ich kann aber auch nachvollziehen, was er vermisst. Thielemanns Strauss ist ja mehr sachlich, nicht so rauschhaft. Bei Böhm hat es wirklich gefunkelt, aber das ist auch lange her. Der Zugang zu Strauss ist ein anderer geworden, vielleicht sogar inspiriert durch Strauss selbst. Nicht umsonst verweist Thielemann ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Dirigierstil von Strauss, der ja auch ehr ins Bodenständige geht."
Es ist hoffentlich in Ordnung und nicht wider die Regel, dass ich die Beiträge in einen neuen Thread überführe. Mir ist das Thema aber zu wichtig, als dass es an anderer Stelle womöglich untergeht. Welche Eindrückt habt ihr gewonnen, bezogen auf dieses Konzert oder ganz allgemein?
LG Rheingold