Sir Charles Villiers STANFORD – Die Sinfonien

  • Sinfonie Nr 1 in B-dur

    Da – wie vor einiger Zeit offenbar wurde – ein gewisses – wenn auch vorsichtiges – Interesse an britischen Kompositionen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts im Tamino-Klassikforum bekundet wurde, eröffne ich heute diesen Thread über Sir Charles Villiers Stanford (1852-1924) und seine 7 Sinfonien


    Stanford war eigentlich in Ire (in Dublin geboren) hat aber das britische Musikleben einst entscheidend geprägt, einerseits zählte er zu den bedeutendsten Komponisten vor Elgar, andrerseits war er der Lehrer etlicher Komponisten der Folgezeit, so beispielsweise von Holst und Vaughan Williams, Bliss, und Moeran. Selbst erhielt er seine Ausbildung am Queens College in Cambridge, sowie bei Carl Reinecke in Hamburg und Friedrich Kiel in Berlin. Ab 1883 unterrichtete er selbst am neu gegründetn College of Music in London Komposition und ab 1887 hatte er zusätzlich eine Professur für Komposition an der Universität Cambridge.


    Seine erste Sinfonie aus den Jahren 1876/77 ist weitgehend der Romantik verpflichtet und enthält Anklänge an Robert Schumann und Johannes Brahms. Sie ist ein durchwegs freundliches Werk , auch gelegentlich mit freudig triumphierenden Stellen durchsetzt, ein großformatiges viersätziges Werk von knapp 50 Minuten Spieldauer und stellenweise von betörender Schönheit. Allein schon der voll Übermut schäumende 4. Satz ist ein Vergnügen mit Ohrwurmqualität. Unverständlich, dass die Sinfonie – wie auch die folgenden sechs in keinem Konzertführer erwähnt wird. Immerhin gibt es zumindest 2 Aufnahmen davon. Ich persönlich besitze die Naxos Einspielung unter David Lloyd-Jones mit dem Bournemouth Symphony Orchestra und bin sehr angetan davon. Vielleicht folgt einmal ein Vergleich mit der Alternativaufnahme aus dem Hause CHANDOS……?


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sinfonie Nr 3 in f-moll "Irish"



    Hallo Taminos,


    als Reaktion auf diesen Thread habe ich mir sogleich nochmal die dritte, die Irische Sinfonie in f-moll von Stanford angehört. Während der erste Satz bei mir keinerlei irische Assoziationen weckt und m.E. recht spröde ist, ist der zweite Satz ein spritziges Allegro in dem er bereits am Anfang die typischen Harmoniewendungen und Rhythmen seines Landes verwendet. In der Folge zeichnet sich Stanford als hervorragender Beherrscher des Kontrapunkt aus und lässt das irisch anmutende Theme immer rauer werden. Eine ruhigere Episode folgt mit schlichten, jedoch sehr schönen Melodien, worauf - man ahnt es - das irische Thema erneut erscheint, welches strahlend den Satz beendet.
    Keltische Harfenklänge eröffnen den 3. Satz, der in langen Phrasen zuerst an eine Elegie erinnert und das Volkslied "Greensleeves" aufzugreifen scheint bevor sich die Stimmung aufhellt. Man meint eine sommerliche Landschaft zu hören, doch die Stimmung wird bald dramatischer, "unirischer" und erinnert ein wenig an Brahms. Die Stimmung beruhigt sich wieder und das Satz klingt leise aus.
    Auch im letzten Satz ist gleich zu Beginn die Irische Herkunft des Komponisten hörbar und wird im Vergleich zu den anderen Sätzen temperamentvoller. Es folgt ein Abschnitt, der von Brahms höchstpersönlich stammen können ( ich meine es dürfte ein Zitat seiner 2. sein - leider habe ich von Brahms nicht viel Ahnung... ). Im Mittelteil erscheint ein wunderschöner - very britisher - Bläserchoral, bevor die wieder Klangwelten Irland kraftvoll auf den Zuhörer einprasseln. Der Choral erscheint wieder und bringt die Sinfonie strahlend und äußerst effektvoll zuende.


    Ich hörte folgende Aufnahme unter David Lloyd-Jones, die ich von der Klangqualität und der Interpretation gut empfehlen kann.


    Es war eine interessante das Werk erneut zu hören, zeigt es doch Stanford als hervorragenden Techniker und auch ganz passablen Melodiker. Inwiefern sich seine Sinfonie heute behaupten können vermag ich nicht zu sagen, denn bis auf diese dritte kenne ich nur einige Chorwerke ( sehr zu empfehlen! ) und ein paar Klavierstücke. Obgleich die Musik hier teils etwas sperrig ist, ist sie durchaus nicht uninteressant und hat einige wirklich sehr gelungene Momente. Kann mir jemand verraten ob auch seine anderen Sinfonien so Irisch angehaucht sind?


    Beste Grüße
    Christian

  • Sinfonie Nr 3 in f-moll "Irish"



    Die "Irische" gefällt mir auch ausnehmend gut. Besonders der Finalsatz hat es mir angetan. Die Brahms-Nähe würde ich auch attestieren, jedoch keine billige Kopie, ein Eigenstil ist erkennbar. Und das Irische merkt man tatsächlich stellenweise sehr schön. Ich habe sie als nette Parallele zu Sir Hubert Parrys "Englischer" aufgefasst (auch ein tolles Werk).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sinfonie Nr 3 in f-moll "Irish"


    Na, das ist ja ein Ding. Angeregt durch den Artikel von Alfred habe ich mir auch gerade die dritte von Stanford angehört und zwar in der Aufnahme von Vernon Handley auf Chandos. Das war eine der letzten LPs, die ich anfangs der 90er Jahre noch neu erstanden habe, als es beim Saturn einen Ausverkauf gab.
    Die 3. Symphonie - die Irische - war die erste, der der Komponist eine Opus Nummer gab. Sie begründete den Ruhm des Komponisten und wurde nicht nur in England sondern auch auf dem Festland gespielt. U.a. wurde sie beim Eröffnungskonzert des neuen Concertgebouw und sowohl von Hans von Bülow in Hamburg und Berlin wie auch von Hans Richter in England mehrfach gegeben. Sogar Gustav Mahler nahm die Partitur mit nach Amerika und dirigierte sie zweimal mit den New Yorkern. Es war vor Elgars Erster die bekannteste britische Symphonie.

    Ja, auch ich habe natürlich die Nähe zu Brahms gleich im ersten Satz konstatiert. Der Beginn des dritten Satzes erinnert mich stark an den des "Liedes an den Mond" in Dvoraks Rusalka und wie ich erstaunt feststelle, wurde diese Oper erst gut 10 Jahre später komponiert. Kannte Dvorak Stanfords 3.? Gar nicht so unwahrscheinlich. Am interessantesten finde ich den letzten Satz, der Bläserchoral klingt schon fast nach Mahler, wobei dessen erste Symphonie erst ein Jahr später uraufgeführt wurde. Und das Brahmsthema erkennt man sofort, es ist übrigens das Thema aus dem 4. Satz der 1. Symphonie. Die abschließenden Passagen weisen dann schon sehr auf Elgar hin. Also von Epigone kann da ja dann wohl nicht die Rede sein. Offensichtlich ein Komponist, mit dem ich mich noch näher beschäftigen muss. Als nächstes kommt die 5. dran, andere muss ich erst bestellen. Nächste Woche bin ich in London, vielleicht findet sich da ja ein Schnäppchen.

  • Ich kenne Stanford nur als Chorkomponisten; sein "Ye Choirs of New Jerusalem", das wir gesungen haben, ist ein schwungvolles, spritziges Stück.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Sinfonie Nr 2 in d-moll



    Wenn Stanford die Sinfonie „Elegiac“ (die „Elegische“) benannt hat, dann war dies meines Erachtens nach ein Fehlgriff, denn eine derartige Stimmung konnte ich aus diesem Werk nicht heraushören. Zunächst ist es bemerkenswert wie konsequent der Komponist an der Traditionellen Tonsprache festhält, er ist nur 2 Jahre älter als Gustav Mahler. Im Beiheft zu dieser wird sanft kritisch erwähnt, dass Stanford nicht über Schumann, Mendelssohn oder Brahms hinausgeht – Glücklicherweise, möchte ich in diesem Zusammenhang sagen.
    Die Sinfonie wurde 1880 komponiert und erlebte ihre Uraufführung am 7. März 1882. Sie wurde dann ein Jahr später nochmals aufgeführt, und dann über 100 Jahre lang nicht mehr…


    Der erste Satz (Allegro appassionato) ist eher rastlos und lebendig als elegisch, bemerkenswert auch die klangschöne und wirkungsvolle Orchestrierung mit gelegentlichen Ausreißern in Plakative. Der zweite Satz ist sehr verhalten, aber keinesweg melancholisch, eher in sich ruhend, er strahlt (auf mich) eine innere Zufriedenheit aus, wirkt stellenweise auch kammermusikalisch intim.
    Hörnerklinge leiten den 3. Satz (Allegro con fuocco) ein, gefolgt von einem Thema, das durchaus auch von Mendelssohn sein könnte. Danach ein Wechselspiel zwischen Horn und Orchester, danach wieder das an Mendelssohn erinnernde Thema.
    Am ehesten könnte der letzte Satz (Adagio-Allegro) dem Untertitel der Sinfonie gerecht werden. Aber in letzter Konsequenz ist er allenfalls zu Beginn düster, dann zurückhaltend, fast flüsternd, bis triumphierende Töne Bewegung in die Szene bringen. Ein dauerndes Wechselspiel zwischen idyllischen und von Bläserfanfaren dominierten Stellen. Feierlich triumphierend schließt überraschenderweise die Sinfonie….


    Um auf die Frage von Christian Biskup zu antworten: Ich finde zumindest die 2. Sinfonie nicht als "irisch angehaucht"


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sinfonie Nr 4 in F-dur


    Charles Villiers Stanfords 4. Sinfonie entstand 1888 und wurde im Rahmen eines Konzerts, welches ausschließlich aus Werken Stanfords bestand am 14. Jänner 1889 in Berlin uraufgeführt.


    Sie hat 4 Sätze:


    1) Allegro vivace e giojoso
    2) Intermezzo – Allegro agitato (ma moderato in tempo)
    3) Andante molto moderato
    4) Finale-Allegro non troppo



    Der erste Satz beginnt freudig strahlend, optimistisch, voller Elan. Im Laufe des Satzes ebbt dieser Überschwang zwar etwas ab, aber der durchwegs positive Grundcharakter bleibt - abgesehen von ein paar dramatischen Einsprengseln gegen Ende - weitgehend bestehen,


    Der lyrische zweite Satz, welcher an Stelle des sonst meist üblichen Scherzos steht ist von bezaubernder Schönheit und Innigkeit.


    Der dritte Satz beginnt verhalten, versonnen, wird aber allmählich unruhiger, energischer und wuchtiger, gleitet dann aber wieder in eine ruhege, eher düster-melancholische Spielart zurück


    Der vierte Satz wird durch fanfarenähnliche Klänge eingeleitet, geht dann aber in ein tänzerisches Thema über. En sehr eingängiger Satz mit diversen Bläserattacken, die Stimmung wechselt andauernd, bleibt indes durchwegs gelöst, bis zum effektvollen duch Fanfaren geprägten Finale.


    Aus meiner Sicht eine der schönsten Sinfonien des ausgehenden 19 Jahrhunderts aus englischer Feder.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sinfonie Nr 5 in F-dur



    Ermuntert durch die überwältigenden Erfolge, welche Stanford mit seinen Sinfonien Nr 3 und 4 hatte, beschloss er, eine weitere zu komponieren. Sie bezog sie auf zwei im Gegensatz zueinander stehende Gedichte von Miton, bzw auf jeweils einige Verse daraus. Ziemlich aggressiv beginnt der erste Satz, aber schon nach kurtzer Zeit hellt sich die Stimmung auf und der weitere Verlauf ist eher sonnig heiter. Fast triumphierend endet der Satz. der zweite Satz "Allegretto grazioso" stellt ein Idyll dar, mit dezentem Hörnereinsatz, fröhlich und beschwingt wie ein Scherzo von Mendelssohn- Bartholdy. gelegentlich gewinnt der Satz an Kraft, um dann wieder intimer zu werden, die unterschwellige Freude indes bleibt über den gesamten Satz aufrecht, auch an den introvertiertesten Passagen.Fast überirdisch scön verlöscht der Satz. Das folgende "Andante molto tranquillio" ist indes wirklich nachdenklich versonnen, nicht aber melancholisch. Auch hier vermag der Komponist selbst eher düstere Stellen derart klangschön zu gestalten, daß man vergehen möchte. Das ist schon auf Tonräger beeindruckend, ich vermag nur zu erahnen, wie das erst im Konzertsaal klänge, bzw welche hypnotische Wirkung hier erzielt würde. Auch dieser Satz - generell sind die leisen Töne seine Domäne - klingt verhalten aus. Der vierte Satz "Allegro Molto" beginnt vorerst ebenso etwas verhalten, aber im weiteren Verlauf gewinnt er an Kraft, wird fanfaren- oder Choralartig, immer wieder von Pausen unterbrochen - letztlich verklingt auch er leise ins nichts.....
    Die Sinfonie wurde 1894 komponiert und am 20. März 1895 in der Londoner Queens Hall uraufgeführt.
    Aus meiner Sicht sollte sie in keiner Sammlung fehlen, und eigentlich auch in keinem Konzerführer....
    Letzteres wird vermtlich noch eine Generation dauern, bis sich das herumgesprochen hat....
    Ich hatte bei meiner Hörsitzung die abgebildete Naxos-Aufnahme zur Verfügung.Alternativ gäbe es noch die Gesamtaufnahme aller Sinfonien unter Vernon Handley, welche Lutra weiter oben gezeigt hat. Allerding ist der Normalpreis derzeit 54,99 Euro.


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 428

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sinfonie Nr 3 in f-moll "Irish"


    Lange wurde hier nichts mehr geschrieben. Die Musik von Sir Charles Villiers Stanford lohnt der Beschäftigung mit ihr. Neben Sir Hubert Parry galt er ja als die lebende Musikikone in Großbritannien um 1900. Liest man diverse heutige Kritiken, so schneidet Stanford bei den Symphonien meist besser ab als Parry, dem weniger Individualität nachgesagt wird (sprich: zuviel Brahms-Nähe).


    Stanfords bekannteste Symphonie ist sicherlich die "Irische", also Nr. 3 f-Moll, von der hier auch schon die Rede war. Ihre Uraufführung datiert ins Jahr 1887, dem Goldenen Jubiläum von Königin Victoria. Beim Wiederhören fand ich, dass es eigentlich auch schon im Kopfsatz durchaus irische Reminiszenzen gibt, was sich im Verlaufe des Werks steigert. Im Finale schließlich, das ich auch kompositorisch für den Höhepunkt erachte, werden zwei einprägsame Stücke aus "Moore's Irish Melodies" zitiert, nämlich "Remember the glories of Brian the Brave" und "Let Erin remember the days of old". Die Symphonie wird wahrlich glanzvoll beschlossen mit einer Apotheose auf Irland. Stanford, gebürtiger Ire, verkörperte gleichwohl schwerlich den Typus des Anhängers einer irischen Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Vielmehr war er bestens im britischen System integriert und bis zuletzt hoch angesehen.


    Die "Irische Symphonie" wurde als erste der sieben Symphonien von Stanford bereits 1982 von Norman Del Mar mit der Bournemouth Sinfonietta für EMI eingespielt. 1986 folgte die Einspielung des Ulster Orchestra unter Vernon Handley im Rahmen seines Zyklus (Chandos). 2007 schließlich kam es zur dritten und bislang letzten Einspielung durch David Lloyd-Jones und das Bournemouth Symphony Orchestra für Naxos. Daneben gibt es noch einen Live-Mitschnitt des American Symphony Orchestra unter Leon Botstein von 2004, digital erschienen auf dem Eigenlabel des ASO.


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    Spielzeiten:


    Del Mar: 14:25 - 7:03 - 12:41 - 11:43

    Handley: 11:29 - 7:21 - 11:57 - 10:29

    Lloyd-Jones: 12:40 - 6:58 - 12:00 - 11:18
    Botstein: 11:50 - 7:03 - 12:07 - 10:15 (Applaus abgezogen)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

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  • Sinfonie Nr 3 in f-moll op 28 "Irish"


    Interessanterweise habe ich die Sinfonie Nr 3 "Irish" noch nicht gehört und natürlich auch nicht besprochen. Das liegt vor allem daran. daß ich eine Threadserie beginne, dann aber eine oderer mehrerer Pausen mache, damit das Thema nicht in einem Aufwasch erledigt - und dann wieder vergessen wird. Man baut (meit ergebnislos) darauf daß andere das Thema am Leben erhalten. 2014 - beim Eröffnen des Threads sprach ich sehr dezent, von einem "vorsichtigen Interesse"..

    Da – wie vor einiger Zeit offenbar wurde – ein gewisses – wenn auch vorsichtiges – Interesse an britischen Kompositionen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts im Tamino-Klassikforum bekundet wurde,

    Wie so oft ist wieder einmal mehr mein beinahe schon sprichwörtlicher Optimismus mit mir durchgegangen: Der Thread über die Sinfonien hat es bislang grade mal auf 2600 Seitenaufrufe gebracht - binnen 7 Jahren - das schafft ein Regietheaterbeitrag in grade mal 72 Stunden !!!


    Gestern war es dann so weit. Ich habe die Sinfonie - an geregt durch die Wiederbelebung dieses Threads durch "Joseph II." gehört. Heute - zur Festigung meiner Meinung - ein zweites Mal

    Der erste Satz beginnt eher dezent und (IMO) nichtssagend. Er entwickelt sich dan indes langsam aber sicher zu einem kraftvollen Stück mit teilweise strahkenden Attaken. Der zweite Satz ist durchsetzt von Themen, die an eine irische Jig (ein äusserst lebhafter Volkstanz) erinnern und vermutlich hat die Sinfonie deshalb ihren Namen erhalten. Der dritte Satz beginnt mit einem Harfensolo, gefolgt von Antworten der Holzbläser. Den folgenden Teil - im Bookler wird er als "brahmsnahe" empfunden - habe ich nicht in den Nähe des erwähnten Komponisten geseshen. Der vierte Satz erinert an einen Choral und endet

    strahlend triumphierend

    Die Sinfonie wurde 1887 vollendet und auch aufgeführt. Sie war von Anbeginn ein ein erfolgreiches Werk, was bis zu Beginn des 20. Jahrhundert so blieb.

    Sie ist die erste, der Stanford eine Opuszahl zuwies...


    mfg aus Wien

    Alfed

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  • Sinfonie Nr 6 in Es-dur

    " In honour of the Lifework of a great artist: George Frederick Watts" op 94

    Vorerst solten wir dem geneigten Leser eine Zeile über den Widmungsträger anbieten, den heute vermutlich niemand mehr kennt, nämlich den seinerzeit berühmten viktorianischen Maler und Bilhauer George Frederick Watts (1817-1904). Malte Fresken und Historiengemälde, sowie Portraits von Zeitgenossen. Darüber hinaus schuf er Skulpturen im klassizistischen Stil.


    Da es Stanford offenbar sehr wichtig war diesen Künstler, dem Vergessenwerden zu entreissen, habe ich mich entschlossen - gewiss in seinem Sinne - zwei Bilder des Künstlers hier einzustellen. Das erste ist ein ugendbildnis, das zweite eine Photographie von ca 1900

    Ich fand es schade, daß es Stanford nicht gelungen ist, seine Absicht zu realisieren - aber alles ist relativ.

    Die Sinfonie entstand 1904, also im Todesjahr des Malers. Ein Jahr später wurde sie -mit Erfolg uraufgeführt.

    Dennoch lag sie danach 80 Jahre ungespielt in den Archiven....

    Somit konnte sie auch nicht die Erinnerung an den Maler wachhalten (Ich vermute, daß er in England noch einigermaßen bekannt ist

    In gewisser Hinsicht hat Stanford sein Ziel erreicht: Ich habe mir im Internet die Bilder von Watts angesehen - und war hingerissen.

    Und jetz schreibe ich darüber und entreisse ihn wieder ein Stückchen dem Vergessen

    Zur Sinfonie: Es gibt zahlreiche effektvolle Stellen. Dennoch leidet die Sinfonie an der "englischen Krankkeit, nämlich innerhalb der Sätze die Stimmungen ziemlich Radikal schwanken zu lassen. Eine einheitliche Linie, wie sie bei den "Klassikern" zu finden ist, fehlt hier so ziemlich. "Patchwork" ist das was mir dazu einfällt. es gibt - im andauerndesn Wechsel, Strahlende - um nicht zu dagen "grelle" Stellen die ziemlich übergangslos in dunkle und bedrohliche Szenarien wechseln. Im Booklet wird behauptet, der Komponist habe auch Themen von Watts Bldern verarbeitet, aber es wird nicht angegben auf welche.

    Interessant auch das Ende des Finalsatzes, der gegen Ende nit Pauken und Blechbläsern auftrumpft, dann aber ganz kurz vor Ende, uns lyrische ausgleitet und - verlöscht...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !