Jennifer Vyvyan, Sopran (1925 - 1974)

  • Zum 40. Todestag:


    [timg]http://www.bach-cantatas.com/P…/Vyvyan-Jennifer-01.jpg;l[/timg]Vyvyan, Jennifer, englische Sopranistin, * 13.3.1925 Broadstairs, † 5.4.1974 London.
    Studierte an der Royal Academy of Music sowie bei Roy Henderson und Fernando Carpi. Ihr Debüt gab sie 1948 bei der English Opera Group als Jenny in Brittens Bearbeitung der Beggar's Opera. Sang an Sadler's Wells (1952 Donna Anna, Konstanze) und trat mit dem Glyndebourne-Ensemble 1953 als Elettra in Idomeneo in Edinburgh auf.
    Jennifer Vyvyan sang in mehreren Uraufführungen Brittens und kreierte die Penelope Rich in Gloriana (Covent Garden 1953), die Gouvernante in The Turn of the Screw (Venedig 1954), Titania in A Midsummer Night's Dream (Aldeburgh 1960) und Mrs. Julian in Owen Wingrave (BBC 1971), wirkte auch in zwei Uraufführungen von Malcolm Williamson mit. Sie sang auch Partien Händels und Purcells und trat als Konzertsängerin hervor.



    In der neuen DECCA-Recitalserie "Decca Most Wanted Recitals" ist jetzt auch eine CD von Jennifer Vyvyan erschienen.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die noch von Harald abgebildete CD habe ich dieser Tage wieder angehört. Wunderbar. Ich schätze den hellen, gut sitzenden Sopran dieser Sängerin, dessen Höhe leicht belegt sein kann und dessen Stärke nicht die tieferen Lagen sind, ein Mangel, den sie mit viel Geschick und Einsicht in die eigenen Möglichkeiten verwaltet. Dafür sind die Mittellage und die Atemtechnik phänomenal. Nicht sehr voluminös ist diese Stimme, aber sehr belastbar. Und reell. Auf Aufhieb ist sie - wie ich finde - nicht gleich wiederzuerkennen. Wer sie zum ersten Mal hört, staunt allemal, wie gut diese Jennifer Vyvyan singen konnte. Sie war meist in musikalischen Randbezirken unterwegs, hat außer viel Händel kein zentrales Opernrepertoire gesungen, von einigen Mozart-Rollen – darunter Konstanze, Elvira und Elettra – einmal abgesehen. Ihre Domäne waren Barockopern, Oratorien, Konzertprogramme und Werke ihres Landsmannes Benjamin Britten.


    Die bekannteste Aufnahme mit ihr dürfte der monströse "Messiah" von Händel unter Beecham sein, der nie vom Markt verschwunden ist und damit auch ihren Namen im Katalog hielt. Im Internet wird Jennifer Vyvyan mit einer sehr ästhetisch anmutenden Seite gewürdigt, deren Besuch sich lohnt und von ihrem Sohn betrieben wird. Die Aufnahmen auf der CD stammen von 1956 - der LP "Mozart and Haydn Recital". Von Joseph Haydn ist die vierzehn Minuten lange Szene und Arie für Sopran und Orchester "Berenice, che fai" zu hören, die erst durch Janet Baker in einer viel späteren Decca-Einspielung so richtig berühmt wurde. Sie erzählt von Antigonus Gonatus, einem König im antiken Mazedonien. Dieser möchte Berenice heiraten, die jedoch unglücklicherweise in seinen Sohn Demetrius verliebt ist. Haydns Komposition setzt in dem Moment ein, als Berenice davon überzeugt ist, dass sich ihr Geliebter Demetrius in seiner Pein das Leben nehmen möchte. Es folgen Laudamus und Quoniam aus der Cecilienmesse sowie von Mozart die Konzertarien "Ah, lo previdi" KV 272 und "Ch'io mi scordi di te" KV 505. Aufgefüllt wurde mit anderen Mozart-Titeln, darunter das "Alleluia" aus Exsultate Jubilate, das Appetit auf die komplette Kantate macht, sowie Canzonetten von Johann Christian Bach.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent