Hommage à Richard Strauss, das war die Herausforderung für das mit rund 100 Musikern besetzte Heilbronner Sinfonie Orchester. Diese Herkulesaufgabe wurde gemeistert und wie! Mit der eingangs erklingenden "Rosenkavalier-Suite" wurde ein blühender Melodienstrauß dynamisch, musikalisch differenziert und alle Feinheiten der Partitur auskostend geboten. Auch ohne Gesang wurde Marschaliln, Octavian lebendig und Baron Ochs von Lerchenau wuchtig, derb erlebbar. Neben voll ausgespielter Walzerseligkeit war der Höhepunkt eine zart präsentierte Überreichung der silbernen Rose. Eine feine Leistung von Orchester und Dirigent Peter Braschkat, gewissermaßen als elegant servierte Vorspeise zum noch kommenden Festmenue der Strauss Komposiitonen. Das lebhafte Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur, op 11 war ein jugendlicher Geniestreich des gerade mal 18jährigen Richard Strauss. Der ungarische Hornist Laszlo Szlavik bot mit wunderschönem Ton eine technisch brillante, voll melodiöse Interpretation des Stückes. Frisch, ja fast keck servierte er die schlanke Dreiklangmotivik , fröhlich klangen die mit virtuoser Leichtigkeit geblasenen Jagdsignale. Lyrisch bezauberten die Pianissimo-Farben im langsamen Satz. Peter Braschkat nahm die romantische Auffassung des Solisten voll auf, dadurch begleitete das Orchester subtil-sensibel. Durch das perfekte Zusammenspiel von Solist und Orchester gelang eine selten tonschöne Interpretation. Vom ersten bis zum letzten Takt führte der Dirigent sein glänzend vorbereitetes und aufgelegtes Orchester mit präziser Zeichengebung und fast suggestiver Gestaltungskraft durch die Klangmassen in "Salomes Tanz der sieben Schleier". Eine gegensätzliche Stimmung wird in den "Vier letzten Liedern" geboten. Die amerikanische Sopranistin Janice Dixon sang die vier raffiniert orchestrierten, gefühvollen Lieder nach Versen von Hesse und Eichendorff mit einer warmen, bronzefarbenen Stimmfärbung, strahlender Leuchtkraft und einem geradezu sinnlichen Timbre. Vorbildlich die Balance zwischen Text und musikalischem Ausdruck. Noch einmal wird mit "Till Eulenspiegels lustigen Streichen" ein anderes Stimmmungsbild des Klangmagiers Strauss gezaubert. Turbulent wurden die Bilder, wie zerschlagen der Töpfe der Marktweiber, die Verspottung des Klerus und der traurige Weg von Till zum Galgen plastisch erlebbar herausgearbeitet. Elegant wird die Schelmenweise serviert. Mit voller Klangenergie und burlesker Wucht erzählte das Orchester im dynamischen Spiel mit den Motiven die genial konträren Geschehnisse des symphonischen Rondos. Insgesamt ein glückhafter Orchesterabend mit herrlich sattem Streicherklang, brillanten Holzbläsern, trotz aller Wucht diszipliniert spielenden Blechbläsern und einem Schlagwerk, das die heiklen Aufgaben meisterhaft erfüllte. Die silberne Rose gebührt jedoch Maestro Braschkat, der sein Orchester straff und gezielt durch alle orchestralen Klippen der so unterschiedlichen Strauss Kompositionen steuerte und dabei noch seinen eigenen musikalischen Kurs verwirklichen konnte.Mit kaum endendem Jubel feierte das Publikum in der ausverkauften Heilbronner Harmonie diesen erfahrenen Kapitän, seine Ochestermannschaft und die vorzüglichen Solisten.
Herzlichst
Operus