Johann Nepomuk David (1895-1977)

  • Den Komponisten Joahnn Nepomuk kannte ich bis vor wenigen Tagen nicht. Inzwischen habe ich realisiert, dass er in Musikerkreisen kein Unbekannter ist, speziell seine Orgelmusik erfreut sich anscheined größerer Beliebtheit.
    Kurz einige Lebensdaten: geboren 1895 nahe Linz, Erziehung im Kloster St. Florian zum Organisten und Lehrer. 1920 nach Wien, drei Jahre Kompositionsunterricht, vor allem bei Joseph Marx. Rückkehr nach Linz, 10 Jahre Tätigkeit als Lehrer-Organist-Chorleiter und zunehmend kompositorisch tätig. Die meisten der frühen Arbeiten (u.a. mehrere Symphonien) vernichtet oder verschollen. 1934 als Professor für Komposition nach Leipzig berufen. Nach Ende des Krieges für drei Jahre am Mozarteum, danach bis zur Pensionierung an der Musikhochschule Stuttgart (schon deshalb hätte ich ihn kennen sollen, na ja). 1977 gestorben in Stuttgart. Wichtige Schüler: Hans Stadlmaier, Helmut Lachenmann (!), Ruth Zechlin.




    David hat - sofern nicht noch verschollene Werke auftauchen - 8 Symphonien zwischen den Jahren 1935 und 1965 komponiert.

  • Heute in der Post:

    Ja, erster Einruck nach einem Hördurchgang: cpo hat ein weiteres bedeutendes symphonisches Oeuvre ans Tageslicht befördert.


    Die Musik von David ist urdeutsch, Väter sind Brahms, Bruckner und Mahler, Bruder sind Reger und Hindemith (David ist der mittlere der drei), gelegentlich schauen ausländische Bekannte aus Paris (Stravinsky, Les six) vorbei. Die beiden halbstündigen Symphonien sind jeweils viersätzig, füllen dies Schema aber recht originell und eigenwillig aus. Die Musik wirkt nicht so schwerfällig wie die von Reger und nicht so penetrant gelehrig wie manchmal bei Hindemith. Sie ist auch nicht so auf großen Effekt geschrieben, sondern eher etwas nachdenklich. Gefällt mir ziemlich gut.


    Wir sind schon verwohnt hier in Deutschland/Österreich mit den großen Komponisten, dass wir so eine Musik nebenbei liegenlassen. Wäre David Däne oder Finne, gäb es schon seit zwanzig Jahren eine Gesamtausgabe seiner Symphonien.


    Also cpo, dann mal schnell weiter, wo bleiben die anderen 6? :jubel:
    P.S. bis 14.02. gibt es die CD noch reduziert für €14,99

  • Vier Jahre hat es gedauert bis das Hauslabel des Werbepartners die 2. Folge seiner GA der acht Symphonien von Johann Nepomuk David veröffentlicht hat. Wenn das in dem Tempo weitergeht, erscheint 2026 die letzte Folge ;( . Ich hoffe aber, es dauert nicht so lange.
    Die 2. Symphonie entstand in dunklen Jahren 1937/38 und ist wie die 1. und 6. kein leicht zu hörendes Werk. 45 min dauert sie, die klassischen vier Sätze, das Adagio an zweiter Stelle. Es ist der Versuch, die späte Symphonik Mahlers, die Zwöftontechnik Schönbergs und die Bach'sche Kontrapunktik zusammmenzubringen. Ein erfolgreicher Versuch finde ich, der aber intensives Zuhören erfordert. Und mehrfaches, was mir noch bevor steht.


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  • Es gehört thematisch nicht hierher, ich schreibe es dennoch mal nieder: 1970 war ich während der Festspiele in Salzburg. Es war in mehrfacher Hinsicht eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Für diese Reise hatte mir der damalige stellvertretende Hagener GMD Heinz Rockstroh einen schriftlichen Gruß für seinen ehemaligen Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium, neben Hermann Abendroth (Dirigieren) und Robert Teichmüller (Klavier), mitgegeben. Natürlich habe ich den Auftrag erfüllt und bei den Davids vor gesprochen. Leider war David damals krank und ein Gespräch mit ihm kam kaum zustande, immerhin konnte ich Frau David anhand einiger Fotos der Abschlussklasse den ehemaligen Schüler zeigen - da war ihr Mann bereits wieder zu Bett gegangen.


    Etwas erheiternder war dann der zufällige Besuch des Sohnes Thomas Christian David, der damals als Professor an der Musikhochschule in Teheran wirkte, während der Festspielzeit aber in Salzburg war, und der sich beim betrachten eines Fotos an eine Begebenheit zur Winterzeit in Leipzig erinnern konnte: Er konnte einige der privat anwesenden Schüler seines Vaters zu einer Schlittenpartie am Abhang eines unbebauten Nachbargrundstücks veranlassen und erinnerte sich dabei auch an eine Schneeballschlacht mit den jungen Musikern.


    Wie schon geschrieben, war es leider ein unbefriedigender Besuch - dabei hätte ich gerne einiges gefragt und auf Antworten gehofft.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Höre die CD gerade und bin begeistert. Ich habe den Namen des Komponisten vorher noch nie gehört,jetzt warte ichb auf weitere CD`s.


    Konrad

  • Johann Nepomuk Davids 5. Symphonie war für drei Jahrzehnte die einzige, von der es eine Aufnahme gab, erschienen auf einer Audite-Doppel-LP mit Aufnahmen von 1980 anlässlich des 2. Internationalen Davidfestes (Stadtkirche Pforzheim am 28. Juni u. 05. Juli 1980). Auch dieses ein starkes Werk, das mit jedem Hören gewinnt. Die LPs werden bei discogs für € 90 angeboten, mein Exemplar stammt von Oxfam, 2 €. :thumbsup:


    Symphonie Nr. 5
    Conductor – Erich Schmid
    Orchestra – Südwestfunkorchester Baden-Baden
    1. Satz: Adagio (Anfang) 3:50
    1. Satz: Allegro (Fortsetzung) 4:40
    2. Satz: Adagio 7:40
    3. Satz: Scherzo 7:05
    4. Satz: Alla Breve 10:35

  • Habe auch zwei CDs ins Haus bekommen:


    - Symphonien 1 + 6 (wie schon vorgestellt) und


    - Orgelwerke mit Rainer Maria Rückschloss an der Rensch- Orgel in der Stiftskirche Herrenberg.


    (seit 1956 gibt es die Firma Richard Rensch Orgelbau in Lauffen am Neckar. R.R. hatte -aus Eisleben stammend- bei Walcker in Ludwigsburg gelernt)


    Freundlichst
    D.

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  • Symphonie Nr. 1 und 6 - Annäherung aus anderer Richtung (kleiner Hörbericht):


    Etwas unübersichtlich gesetztes, aber informatives und ausführliches Booklet
    (Ich habe gestern abend die CD ausschnittsweise längere Passagen am Hauptrechner im DG mit Logitech- Böxchen gehört, dann heute früh auf der Hauptanlage im WZ recht laut die erste S., dann etwas leiser die sechste S. Heute abend wieder auf dem kleinen Anlägle die sechste, danach die erste so konzentriert wie möglich. Dazwischen einige Literaturstellen aufgesucht. Am Ende nochmals alles abschnittsweise gehört.


    Vordergründig fand ich die erste S. in ihrem Ausdruck etwas unpersönlich und konventionell (mit Angabe der Tonart), teils etwas "leierig". Streckenweise entfernt kirmesartig (?). David hatte zum Zeitpunkt ihres Entstehens und der Veröffentlichung schon erhebliche Kompositionserfahrung; die Symphonie machte vor dem WW2 in Deutschland die Runde und wurde auch in England gespielt. // Die sechste (ohne Tonart) klingt erheblich moderner, ich hörte sie aufmerksamer. Sie stammt aus den frühen 50er- Jahren.


    Beim Nachhören und abschnittsweisen Hören fiel mir immer mehr die polyphone Machart der Kompositionen auf, ihre Mehrstimmigkeit. Bach 1937 ?
    Nicht ganz, aber das, was mit kontrapunktischer Kompositiontechnik bezeichnet wird, kann man gut heraushören und fängt dann an einen zu fesseln. Es herrschen oft, oder sogar meistens mehrere, also mindestens zwei gleichzeitige Stimmen vor, jeweils von Streichern und von einer Holz- oder Blechbläser oder gemischten Instrumentengruppe, die ganz separat von einander sind und nebeneinander her laufen, die man sogar gut mitsingen, -summen oder -brummen kann. Man muss sich auf eine (!) Stimme konzentrieren, ganz entschieden, und dazu die andere Stimme (als Begleitung) mithören (lernen). Mit etwas Übung kommt man schnell weiter. (Wir können es. z.B. mit Windows Mediaplayer o.a. so oft, wie wir es wollen, repetieren). Man nimmt dann die andere Stimme und versucht, die erste als Begleitung zu hören usw. Alsbald fängt Davids Musik an, immer vielfältiger zu wirken.


    Bitte um Nachricht, wenn das zu unverständlich ist, was ich schreibe. Bin kein Musiklehrer.


    MlG und viel Spass :D :D :D :thumbup:
    D.