Tugan Sokhiev - auch Sochijew - ist der neue musikalische Chef des Moskauer Bolschoi-Theaters. Die Berufung kam zumindest für mich überraschend, weil ich seine Zukunft zunächst in Berlin sah. Dort hatte er erst vor knapp zwei Jahren einen Vertrag als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO) unterschrieben. Er kommt beim Publikum sehr gut an, weil er auch ein Sympathieträger ist, ein netter Typ. Völlig unprätentiös. Genau so erlebte ich erst dieser Tage seine "Auferstehungssymphonie" von Mahler. Groß durch eine gewisse Schlichtheit. Sokhiev, keine vierzig Jahre alt, steht zudem noch an der Spitze des Orchestre National du Capitole de Toulouse. Nun also noch in Russland das erste Opernhaus am Platze. Ein gigantisches Unternehmen, wie man weiß. Wie schafft der Mann das bloß, war mein erster Gedanke. Kann sich ein Dirigent dreiteilen? Nun ist Sokhiev kein Einzelfall in der Anhäufung von musikalischen Ämtern. Ich sehe das dennoch kritisch. Kann man wirklich auf so vielen Hochzeiten tanzen, um das alte Sprichwort zu bemühen? Man stelle sich vor, den eigenen Job gleichzeitig bei drei Arbeitsgebern ausfüllen zu wollen. Das ging doch gar nicht.
Es grüßt Rheingold