Die Mari sind ein kleines (600,000 Personen) russisches Volk finnisch-ugrischen Ursprungs, das überwiegend in der Mari-Republik an der Wolga lebt. Die Geschichte des Mari-Volkes lässt sich bis in vorchristliche Zeiten zurückverfolgen. Die Mari haben sich bis heute Volksbräuche und Naturreligionen bewahrt und sprechen eine eigene Sprache.
Die Mari haben einen Komponisten hervorbracht, Andrei Eshpai, der bei uns im Westen kaum bekannt ist.
Und ich frage mich, und zumindest Teleton ist da nach seinen mehrfachen Hinweisen hier im Forum offensichtlich der gleichen Meinung:
Wieso glaubt die Welt auf diese Musik verzichten zu können?
Ich halte Andrei Eshpai nach Schostakowitsch, Prokofieff und Myaskovsky für den bedeutendsten sowjetischen Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Seine Musik ist tonal, äußerst eingänglich und brilliant orchestriert. Vor allem, dem Mann fallen noch Melodien ein, die sofort im Ohr hängen bleiben und nachklingen. Melodien, die offensichtlich auch aus der Volksmusik der Mari gespeist werden, das bietet kein anderer Komponist. Das und seine Orchestrierungstechnik sind so eigen, dass man bei einem Eshpai Stück nach wenigen Takten erkennt, von wem es stammt. Das ist üblicherweise Kennzeichen großer Musik.
Andrej Eshpai hat m.W. vor allem fürs Orchester komponiert, es gibt 9 Symphonien und mindestens ein, wenn nicht zwei Dutzend Solokonzerte für alle möglichen Instrumente und Kombinationen davon.
Die Tonträgerlage ist allerdings ziemlich traurig. Praktisch alle Aufnahmen von seiner Musik sind vom russischen Label Melodiya gemacht worden und bis heute kaum auf CD erschienen. Russian Disc hatte mal zwei CDs mit den Symphonien 4 und 5 und einigen Solokonzerten im Programm, die sind vergriffen. Damit gibt es derzeit nur 4 CDs beim amerikanischen Albany Label, die offensichtlich einige Lizenzaufnahmen von Melodiya bekommen konnten. Und sonst bleibt nur das Internet. Ca. die Hälfte der Musik auf meinem ipod von Eshpai sind downloads von vermutlich illegal hochgeladenen Melodiya-Aufnahmen. Alle verfügbaren Einspielungen sind klanglich eher mäßig. Somit wäre mein größter Wunsch, diese tolle Musik mal im heute üblichen Sound zu hören. Ich hoffe, einer der Verantwortlichen bei cpo, BIS, Ondine, Chandos, Hyperion.. liest das hier.
In der nächsten Zeit werde ich hier Stücke von Eshpai vorstellen und zumindest ein Tamina macht sicher mit.