Bassbuffo Reiner Süß


  • Kammersänger Reiner Süß wurde am 02.02.1930 in Chemnitz geboren.Er wurde 1940 in den Leipziger Thomanerchor aufgenommen,nahm später privaten Gesangsunterricht und schaffte 1959 als Bassbuffo den Sprung an die Staatsoper in Berlin.
    1962 übernahm er im "Rosenkavalier" von Richard Strauss die Rolle des Ochs auf Lerchenau.
    1966 sang er die Titelrolle in der Uraufführung von Paul Dessaus "Puntila".
    Von 1968 bis 1985 moderierte er die erfolgreiche DDR-Fernsehsendung "Da war Musike drin",wodurch er einem breiten Publikum bekannt wurde..
    Seit 1991 tritt Reiner Süß als freier Künstler auf,in Halberstadt sang er 1993 den van Bett in Lortzings "Zar und Zimmermann" und 1998 in Frankfort/Oder den "Don Pasquale" von Donizetti.




    .


    .

    mfG
    Michael

  • Ewig unvergessen wird mir sein Dr. Bartolo im legendären Berghaus-"Barbier" an der Staatsoper Berlin (leider mit ihm nur noch 1x gesehen, im Oktober 1991, mit herrlichen Extempores wie "Gotten Morgen, liebe Sorgen" oder "Wenn das die Treuhand wüsste") und sein Dessauer Oberst Ollendorf ("Die sächsischen Weine sind so sauer, die trinkt man nicht, die riecht man nur" und "Jaja, so sind sie, die alten Weiber: Je weniger Zähne sie haben, desto bisssiger werden sie") bleiben. ^^


    Hier der 1. Akt des Berliner "Barbiers" in der Fernsehaufzeichnung von 1971:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • Beinahe hätte ich seinen köstlichen Pimpinone vergessen, den ich Mitter der Neunziger gleich zweimal im Musikclub des Schauspielhauses (Konzerthauses) Berlin genossen habe - an der Seite der wunderbaren Margot Stejskal. Das Falsett des damals Mittsechzigers in der "Terzett"-Arie "Ich weiß, wie man redet" war hinreißend.



    Diese offizielle Aufnahme ist allerdings wesentlich früher entstanden:



    51amwPYX79L.jpg 1_seite.jpg 01057037.jpg

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • 1962 übernahm er im "Rosenkavalier" von Richard Strauss die Rolle des Ochs auf Lerchenau.

    Den übernahm er bereits in der Premiere am 15. Mail 1960 und sang ihn so gut wie in allen Vorstellungen dieser Inszenierung, die dann 1973 durch eine Neuinszenierung abgelöst wurde, in der Süß erneut der Premieren-Ochs war und die Partie noch ein paar Jahre weiter sang. Insgesamt hat Reiner Süß den Ochs allein an der Deutschen Staatsoper Berlin über 100 Mal verkörpert.


    Nochmals sorry, dass ich meine Würdigung aus Anlass der heutigen Todesnachricht nicht in dieser Rubrik gepostet habe, sondern in einer anderen. :( :untertauch:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Die Erinnerung an Reiner Süß möchte ich Dir, lieber Stimmenliebhaber, recht herzlich danken.
    Das merkwürdige an der Meldung, unabhängig von der betrüblichen Nachricht, ist für mich, dass trotz aller heute möglichen Schnelligkeit, dies erst jetzt, gut drei Wochen später bekannt geworden ist...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die Erinnerung an Reiner Süß möchte ich Dir, lieber Stimmenliebhaber, recht herzlich danken.
    Das merkwürdige an der Meldung, unabhängig von der betrüblichen Nachricht, ist für mich, dass trotz aller heute möglichen Schnelligkeit, dies erst jetzt, gut drei Wochen später bekannt geworden ist...


    :hello:

    Kammersänger Siegfried Vogel hat es mir bereits am Mittwoch am Telefon gesagt, aber ich wollte noch nichts schreiben, weil ich keine Bestätigung im Internet fand und andere Quellen zur Vorsicht rieten (unter dem Motto: Schlaganfall ja, aber gleich gestorben? Vielleicht mit dem 85. Geburtstag verwechselt?). Süß war ja von 1990 bis 1995 Parlamentarier im Abgeordnetenhaus von Berlin, da hätte man auf etwas Offizielles vertrauen dürfen, aber das kam lange nicht, wohl, weil die Familie die Meldung so lange zurückgehalten hatte.
    Siegfried Vogel sagte übrigens zu mir den bemerkenswerten Satz:
    "Wenn ich vor einem Kollegen den größen Respekt habe, dann vor Reiner Süß."

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • 711sqzulEYL._SL500_.jpg

    Dieses Opernrecital von 4. bis 8. März 1968 aus der Berliner Christuskirche, eingespielt mit der Staatskapelle Berlin unter dem stets zuverlässigen Heinz Fricke, erreichte mich heute. Die LP-Gestaltung war deutlich überzeugender, aber ansonsten muss man Berlin Classics loben, dass es die Eterna-Platte auf CD übernommen hat. Reiner Süß, damals gerade 38, singt Arien von Mozart, Lortzing, Nicolai, Rossini, Donizetti, Smetana und Mussorgski. Er hat mir insgesamt sehr gut gefallen, besonders in "Fünftausend Taler" und "O sancta justitia!" von Lortzing. Die fremdsprachigen Opernarien werden allesamt auf Deutsch dargeboten, was dem Witz sicher nicht schadet. Einzig beim Mussorgski fand ich die Übersetzung etwas holprig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Er hat mir insgesamt sehr gut gefallen, besonders in "Fünftausend Taler" und "O sancta justitia!" von Lortzing.

    Dann empfehle ich dir unbedingt noch diese LP bzw. CD, die Zusammenstellung gefällt mir noch besser als die von dir verlinkte und insbesondere den Comarosa finde ich hinreißend!


    R-8208337-1490802382-4781.png.jpg


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke für den Tipp!


    Ist vorgemerkt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Man musste die Stimme schon mögen. Mit seinem nasalen Timbre habe ich stets etwas gefremdelt. Auf der Bühne machte er ehr zu viel als zu wenig. Dem Publikum gefiel das. Er hatte gern die Lacher auf seiner Seite und war überaus beliebt. Er war ein Urviech und hatte auch als Conférencier in Leipzig große Erfolge. Unter der Fuchtel strenger Regisseure wie der Berghaus agierte er sehr diszipliniert. Erstaunlich fand ich es immer, wie gekonnt und engagiert er in zeitgenössischen Opern vornehmlich von Dessau auftrat und zu ihrem Erfolg beitrug. Erst unlängst habe ich sein Können in den populärsten Opern von Orff - "Der Mond" und "Die Kluge" - neu entdeckt. Er singt den Petrus bzw. den Bauer. Wunderbar, wie er den Stil des Komponisten erfasst. Das macht ihm so schnell niemand nach. Plötzlich legt er gewisse Klischees ab und folgt einzig den Intentionen von Orff.



    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Dass die Stimme sehr idividuell timbriert war, ist ja gar keine Frage. Gerade beim Petrus wünsche ich mir eine dunklere, schwärzere Bass-Stimme. Dennoch bewältigte er mit dieser Stimme Partien, die man ihm nicht zutrauen würde, war vom Stimmumfang weder nach oben noch nach unten hin übermäßig begrenzt. Das Faszinierende an der von mir erwähnten Cimarosa-Aufnahme ist die unglaubliche Virtuosität in der Imitation bzw. Antizipation der unterschiedlichen Orchesterinstrumente.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"