Carl Ditters von Dittersdorf - Die Sinfonien

  • Es gibt bereits einen allgemeinen Thread zu Dittersdorf, ich möchte indes allmählich mehrere zu den einzelnen Genres eröffnen, in der Hoffnung, dass inzwischen das eine oder andere Werk neu eingespielt wird


    Carl Ditters v. Dittersdorf [1739-1799]


    Hier befassen wir uns indes ausschließlich mit den Sinfonien:
    130 Sinfonien hat Dittersdorf geschrieben, dreißig davon wurden gedruckt, auf Tonträger gibt es weniger als ein Dutzend. Wer die sechs Sinfonien nach Ovids „Metamorphosen“ einmal gehört hat wird Dittersdorfs kompositorische Qualitäten positiver bewerten als die im allgemeinen heute der Fall ist. Sie stehen jenen der „ganz Großen“ seiner Zeit in nichts nach.
    Die ersten 3 davon wurden 1785 veröffentlicht.


    Ursprünglich handelte es sich um einen Zyklus von 12 Sinfonien. Die Sinfonien 7-12 sind indes verschollen und existieren lediglich als Klavierauszug zu vier Händen – angefertigt von Dittersdorf selbst.



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    Die sechs erhaltenen Sinfonien tragen folgende Namen:
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    Nr 1: „Die 4 Weltalter“
    Nr 2: „Der Sturz Phaetons“
    Nr 3: „Die Verwandlung Actaeons in einen Hirsch
    Nr 4: „Die Rettung der Andromeda durch Perseus“
    Nr 5: „Die Versteinerung des Phineus und seiner Freunde
    Nr 6: „Verwandlung der lycischen Bauern in Frösche“



    Die gebildeten Hörer zur Zeit Dittersdorfs kannten natürlich die den Sinfonien zugrunde liegenden Geschichten – Vielleicht sollten wir sie in Einzelbeiträgen hier nachliefern ?
    Die abgebildete 2 CD Box ist von der Interpretation her kaum zu übertreffen, Cantilena war schon ein Super-Ensemble....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist zwar nicht nötig etwas über Ovid und seine Metamorphosen zu wissen, um Dittersdorfs Sinfonien zu diesem Thema genießen zu können – schaden tut es allerdings auch nicht.
    Ovid war ein römischer Dichter, der von 43 v. Chr. bis nach 17 n. Chr. lebte. Das genaue Todesjahr ist unbekannt. Sein eigentlicher Name war Publius Ovidius Naso.


    Wir wollen es dabei bewenden lassen und uns kurz dem Werk zuwenden, welches Dittersdorf zu seinem Sinfonien-Zyklus inspirierte: Die Metamorphosen.
    Das Werk umfasst 15 Bücher in Hexametern verfasst und behandelt Sagen aus der Antike, wo Menschen oder Personen aus der Götterwelt in Tiere, Pflanzen oder Sternbilder verwandeln.


    In der ersten Sinfonie des Zyklos beschreibt Dittersdorf „Die vier Zeitalter“


    In der griechischen Antike werden fünf Zeitalter beschrieben, aber Ovid verzichtet in seinen „Metamorphosen“ auf das „Heroische Zeitalter“


    1) Das goldene Zeitalter
    Die Phase, welche in der christlichen Religion in etwa das Paradies darstellt. Der Mensch lebt ihn Frieden und ohne Zivilisation. Ein Ideal, das es natürlich nie gegeben hat.


    2) Das Silberne Zeitalter
    Die Menschen waren untereinander unfreundlich und nicht gottesfürchteig.
    Zeus vernichtete deshalb die Menschen dieses Zeitalters recht bald
    Ein weiterer Unterschied zum goldenen Zeitalter war, dass es keinen immerwährenden Frühling, kein grenzenloses Wachstum an Früchten gibt, sondern man selbst anbauen mußte was man ernten wollte. Man musste sich durch geeignete Kleidung vor der Kälte des Winters schützen, etc.



    3) Das Eherne Zeitalter
    Auch das Bronzene genannt, weil alles aus Bronze gemacht ist
    Es herrscht Krieg zwischen den Menschen, die nur mehr nach Stärke und Gewalt dürsten.
    Es gibt viele Tote, die dem Hades geweiht sind…


    4) Das eiserne Zeitalter


    Zeitlich in der Gegenwart Ovids angesiedelt, ist das eiserne Zeitalter das schlechteste aller bisherigen . Jeder gegen jeden. Die Kinder achte ihre Eltern nicht, die Armen werden verspottet. Die Bodenschätze werden ausgebeutet
    Die letzte auf der Erde befindliche Göttin – bei Ovid heißt sie Astrae verlässt die Erde und wird zum Sternbild der Jungfrau.
    Ovid greift hier auf ältere Quellen zurück, die jeweils dieselbe Geschichte erzählen – allerdings mit anderen Namen (Nemesis/Dike) und Schwerpunkten (für unsere Sinfonien ist das allerdings unerheblich)
    Die Erde ist blutbesudelt und gottverlassen.
    Mir scheint, dass dieses Zeitalter von ungewöhnlich langer Dauer ist ……..


    Dittersdorfs 1. Sinfonie in diesem Zyklus beginnt mit einem noblen erhabenen und ausgewogenen Thema, welches vermutlich das Paradies darstellen soll.
    Beim 2. Satz ist vor allem die stilistische Nähe zu Joseph Haydn auffallend.
    Ich kann indes nichts unfreundliches im Thema bemerken, allenfalls ist es weniger „höfisch“ als der erste Satz. Mehr „volkstümlich“
    Der 3.Satz ist merklich spröder und unruhiger
    Unterschwellig drohend beginnt der Finalsatz. Eine Fanfare kündet „Großartiges" an, danach ein überraschender Paukenschlag, dem mehrerer Folgen. Danach ein triumphierend strahlendes Thema, das man – so man will als (scheinbaren) Sieg der Menschheit über die göttliche Ordnung deuten kann. Ob einzelne ruhigere Sequenzen irgend eine Bedeutung haben kann ich an dieser Stelle nicht sagen – dazu müsste man die literarische Vorlage genau kennen und zudem auch mit der Geisteswelt des 18. Jahrhundert genauer vertraut sein.


    Ich denke aber, dass es schon ein großer Vorteil ist, wenn man in groben Zügen über das inspirierende Werk informiert ist, das zu Dittersdorf Zyklus geführt hat – und dass man nun auch die Chance hat Dittersdorfs Stellenwert in der Musikgeschichte besser zu beurteilen – immerhin wurde er geadelt und vom Papst erhielt er, wie Mozart und Gluck den Orden vom Goldenen Sporn - den zweithöchste Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche.
    Den damit verbundenen Titel „Cavaliere“ (Ritter) hat er indes – wie auch Mozart – nie geführt…..


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,
    hab vielen Dank für den Hinweis auf dieses Werk, das mir bisher nur dem Namen nach bekannt war. Ich habe es jetzt auf meine Wunschliste für Februar gesetzt, weil ich doch gern wissen möchte, wie Dittersdorf sich der Antike klanglich nähert (wäre vielleicht zu späterer zeit einmal eine Idee für einen thread). Ovid gehörte in der ersten Hälfte des 18. Jhs. im Übrigen zu den meistgelesenen lateinischen Autoren, das nahm gegen Ende des 18. Jhs. und im 19. Jh. zunehmend ab. Die Dichter Dryden und Pope gehören zu den wichtigsten Dichtern der Zeit, die sich mit Ovid beschäftigten. Mit der Behandlung des Themas war Dittersdorf also ganz auf der Höhe der Zeit.
    Ich werde mich sicher mit diesem Werk beschäftigen.


    Besten Dank und Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber JLang
    Ich freue mich, daß ich Dich - wenn auch über Umwege über Ovid - für Dittersdorf interessieren konnte.
    Bei mir war es umgekehrt. Durch die Sinfonien wurde ich auf Ovid aufmerksam....


    Bei der zweiten Sinfonie des Zyklus "Der Sturz Phaetons" konnte ich keine Beziehungen zur literarischen Vorlage erkennen, was natürlich auch daran liegen mag, daß ich diese nicht im Original, bzw auch nicht in der deutschen Übersetzung kenne, bzw daß die Anspielungen sehr subtile sind , bzw. nur aus dem Verständnis des 18. Jahrhunderts heraus zu erkennen sind. Vielleicht gibt es aber auch keine und Dittersdorf hat sich nur an eine Mode der Zeit angehängt ?


    Gerade bei dieser Geschichte hätte ich mir besondere Dramatik erwartet.
    Der Jüngling Phaeton ("der Strahlende") bekommt auf Grund eines Versprechens die Erlaubnis seines Vaters Helios einen Tag lang den Sonnenwagen zu lenken. Er zeift sich dieser Aufgabe indes nicht gewachsen und kommt vom Wege ab, der Erde zu nahe, welche in Brand gerät. Ganze Städte werden vernichtet. Als Zeus von dem Vorfall erfährt zertrümmert er mit einem Blitz den Sonnenwagen, Phaeton stürzt tot in den Fluss Eridanus. Er wird von seinen Schwestern, den Heliaden beweint. Sie werdem am Ufer des Flusses in Pappeln verwandelt, ihre Tränen erstarren zu Bernstein. Auch Kyknos, der Geliebte von Phaeton beweint seinen Partner, Apollo verwandelt ihn deshalb aus Mitleid in einen Schwan. Bevor dieser aus Gram stirbt stimmt er ein letztes trauriges, aber wunderschönes Lied an - den Schwanengesang.
    So gesehen sind auch etliche eher liebliche Stellen der Sinfonie Dittersdorfs erklärbar.
    Auf dem Grabstein Phaetons steht indes die Inschrift.
    Hier ruht Phaethon, der Lenker des väterlichen Wagens. Zwar konnte er ihn nicht steuern, doch starb er als einer, der Großes gewagt hatte."
    Die Geschichte findet sich in verschiedenen Varianten auch bei früheren Autoren - indes - uns interessiert in diesem Zusammenhang lediglich Ovid.



    Ich weise bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß es von diesem Zyklus auch eine Aufnahme von Naxos gibt, die der Chandos-Aufnahme indes merkbar unterlegen ist. Ich empfehle NACHDRÜCKLICH die Chandos-Einspielung. In weiterer Folge - wenn wir den Metamorphosen-Zyklus verlassen und uns weiteren Sinfonien zuwenden - haben wir ohnedies keine andere Wahl ....


    Auch die zweite Sinfonie dieser Reihe würde ich in Haydn-Nähe stellen.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ovid gehörte in der ersten Hälfte des 18. Jhs. im Übrigen zu den meistgelesenen lateinischen Autoren, das nahm gegen Ende des 18. Jhs. und im 19. Jh. zunehmend ab.


    Wirklich? In Österreich ist Ovid Kernrepertoire des Lateinunterrichts: "Aurea prima sata est aetas quae vindice nullo sponte sua sine lege fidem rectumque colebat...."



    Ich habe übrigens gestern über Youtube einen Satz gehört. Das ist wirklich gute Musik, keine Frage.

  • Da sowohl Hanno Buddenbrock als auch meine Wenigkeit Metamorphosen übersetzen mussten, wobei gut 100 Jahre dazwischen gelegen haben dürften, dachte ich eigentlich, dass einige Episoden daraus auch in D und vermutlich überall, wo mehr als absolute Grundkenntnisse vermittelt werden, noch auf dem Lehrplan stehen. (Mein spontanes Beispiel für die Figur des Chiasmus ist immer noch: "omnium possideat, non possidet aera Minos" (aus Daedalus und Icarus) )

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Ich freue mich, daß ich Dich - wenn auch über Umwege über Ovid - für Dittersdorf interessieren konnte.
    Bei mir war es umgekehrt. Durch die Sinfonien wurde ich auf Ovid aufmerksam....


    Das ist doch auch ein schöner Weg, ich interessiere mich ja von Hause aus für antike Stoffe und will mich in Zukunft auch etwas mehr der Rezeption in der Tonkunst widmen. Nach den Hörschnipseln freue ich mich schon auf Dittersdorf als Anfang.


    Zitat Felix Meritis

    Zitat

    Wirklich? In Österreich ist Ovid Kernrepertoire des Lateinunterrichts: "Aurea prima sata est aetas quae vindice nullo sponte sua sine lege fidem rectumque colebat...."


    Zitat Johannes Roehl

    Zitat

    Da sowohl Hanno Buddenbrock als auch meine Wenigkeit Metamorphosen übersetzen mussten, wobei gut 100 Jahre dazwischen gelegen haben dürften, dachte ich eigentlich, dass einige Episoden daraus auch in D und vermutlich überall, wo mehr als absolute Grundkenntnisse vermittelt werden, noch auf dem Lehrplan stehen.


    Ihr habt beide Recht, auch bei war es Kernrepertoire der Unterrichts (obwohl bei mir Cicero die zentrale Referenz im Lateinunterricht war. Folgender Spruch, der meine Wünsche ganz gut trifft, geht auf ihn zurück: Si hortum in bibliotheca habes, nihil deerit, Ad fam. 9, 4). Im 18 Jh. gab es aber einen regelrechten Ovid-Hype, man setzte sich in Musik und Dichtung aktiv mit ihm auseinander. Heute ist er in den Lateinunterricht "verbannt". Nur darauf wollte ich hinaus.


    Mit herzlichem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Im 18 Jh. gab es aber einen regelrechten Ovid-Hype, man setzte sich in Musik und Dichtung aktiv mit ihm auseinander. Heute ist er in den Lateinunterricht "verbannt".


    Vor allem aber in England, oder? Die Engländer identifizierten sich damals sehr mit dem Imperium Romanum - nicht nur künstlerisch ;) .

  • Ganz Recht, lieber Felix Meritis,
    dazu liegt sogar eine umfassende Untersuchung vor: S. Fielitz, Wit, passion and tenderness: Ovids Metamorphosen im Wandel der Diskurse in England zwischen 1660 und 1800. Nicht umsonst fällt im Übrigen die Entstehung der Antikensammlungen in den englischen country houses in ebendiese Zeit (befeuert noch von der Entdeckung der Vesuvstädte).
    Mit bestem Gruß
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Die Sage, welche der Sinfonie zugrunde liegt entstammt ursprünglich der griechischen Mythologie und existiert in verschiedenen Fassungen. Die wahrscheinlich Älteste stammt von Ovid
    Auch wenn es durchaus interessant ist, die verschiedenen Versionen und die verschieden fein herausgearbeiteten Details der Geschichte zu vergleichen, wollen wir uns an dieser Stelle mit einer Kurzen Inhaltsangabe der Version begnügen, nach der Dittersdorf die Sinfonie Nr 3 unseres Ovid-Zyklus vertonte.
    Actaeon hatte seine Jagdgehilfen am ende des Tages nach Hause gesandt und landete unverhofft in einem Hain, wo die Göttin Diana an einer Quelle in Gesellschaft ihrer Nymphen nackt in einer Grotte badete. Als sie des Fremden ansichtig wurde, bespritzte Diana ihn aus Rache mit dem Wasser der Quelle, worauf er sich in einen Hirsch verwandelte. Die Hunde Actaeons erkannten den Hirsch nicht mehr als ihren Herrn, sie jagten und zerfleischten ihn. Anschliessend liefen sie wild umher um ihren vermissten Herrn zu suchen. Sie waren erst zu beruhigen als man für sie eine Statue ihres Herrn anfertigte. Das Thema ist mehrfach gemalt worden.
    Die Sinfonie beginnt heiter, beschwingt. Vermutlich soll hier das Ende eines Jagdtages angedeutet werden, denn es ist zweifellos ein Jagdthema, welches hier erklingt und beharrlich den gesamten 1. Satz lang den Ton angibt. Ich kann erst wieder im 4. Satz einen Bezug zur Geschichte herstellen, weil man auch in der Musik eine dramatische Zuspitzung der Szene erkennen kann. Alles in allem ist die Musik sehr nahe bei Haydn – oder vieleeicht auch nur an den Konventionen des 18. Jahrhunderts orientiert (darüber gibt es seit heute einen eigenen Thread)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nach einer längeren Pause geht es hier mit der Folge 4 der Metamorphosen" weiter
    Andromeda, die Tochter des Königs von Äthiopien hatte von sich behauptet, schöner zu sein als die Nereiden, die Töchter des Mehresgottes Poseidon (In anderen Versionen stammt dieser Ausspruch indes von ihrer Mutter, die verschiedenen überlieferten Versionen weichen in Details voneinander ab. Zur Strafe ließ Poseidon Andromeda an einen Felsen schmieden und durch das Meeresungeheuer bewachen, welche letztlich Andromda fressen sollte. Mit Hilfe des abgeschlagenen Medusenhauptes versteinerte Perseus das Ungeheuer und rettete so Andromeda, die er anschliessend heiratete.
    Diese Geschichte inspierierte zahlreiche Maler. Hier eine Version des Florentiner Malers Piero di Cosimo, eigentlich Piero die Lorenzo ( ca 1462-1521)

    Die etwa 21 Minuten dauernde Sinfonie ist viersätzig und beinhaltet die Sätze:


    1) Adagio, non molto
    2)Presto
    3)Larghetto
    4)-Finale: Vivace - Tempo di Minuetto


    Ws fiel mir schwer angesichts der ausgeprochen klangschönen oft sehr lyrisch anmutenden Sinfone (Ausnahme: Finalsatz)irgendwelche Bezüge zur literarischen Vorlage herzustellen, Das ist indes auch nicht notwendig, denn die Sinfonie ist auch solche hörenswert....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und wieder gab es eine längere Pause, was aber nicht den Abbruch des Projekts bedeutet.
    Perseus durfte nun die gerettete Andromeda (siehe Nr 4) als Lohn für ihre Rettung zur Frau erhalten. Dies aber gefiel seinem Nebenbuhler Phineus gar nicht, denn eigentlich war er schon mit Andromeda verlobt. Um die Heirat Andromedas mit Perseus zu verhindern drang er mit Gewalt in den Palast ein, wo die Hochzeit soeben im Gange war. Es gab ein blutiges Gemetzel., schließlich wurde er und seine Freunde jedoch besiegt und durch den todbringenden Blick des abgeschlagenen Medusenhaupts den man auf sie richtete in Stein verwandelt.


    Die Geschichte hat zahlreriche Maler animiert sie bildlich umzusetzen. Das ist vermutlich eine "impossible Mission", denn die minutiöse Beschreibung welch Körperteile von den diversen kämpfenden Personen abgeschlagen wurden, und welche Auswirkungen das im einzelnen auf die Umgebung hatte, das erträgt allenfalls ein kampferprobter Gerichtsmediziner. Die Hier gezeigte Darstellung von Sebastiano Ricci (ca 1700/1710) zeigt, wie Phineus die Kraft des tödlichen Blickes durch einen (Barock !!)-Spiegel abzuwehren versucht - aber es ist schon zu spät, man kann die weit fortgeschrittene Versteinerung gut erkennen.


    Die Sinfonie selbst hat - wie alle dieses Zyklus - 4 Satze - die Spieldauer leigt bei ca 17 Minunten


    1) Sinfonie: Andante piui tosto Allegretto
    2) Allegro assai
    3) Andante molto
    4) Finale: Vivace Tempo di Menuetto


    Ich hatte bei früheren Besprechungen der ersten Sinfonien eine Ähnlichkeit zu Haydn konstatiert. Das möchte ich heute relativieren, scheinbar verschwindet dieser EindrucK bei öfterem Hören der Musik von Dittersdorf. Einerseits weisen alle bislang gehörten Sinfonien dieses Zyklus eine gewisse "Dittersdorf-typische" Klangfarbe auf, dann sind sie auch weniger spritzig und witzig ald Haydns Sinfonien - was sich bei den gewählten Themen ohnedie von alleine verbietet. Es gibt einen gewissen Ernst und teilweise melancholische oder feierliche Passagen, die einen darüber nachdenken lassen, ob denn Dittersdorf nicht doch ein wenig unterschätzt ist.


    Die textlichen Vorlagen müssen seinen Zeitgenossen mehr gesagt haben als die bei einem heutigen Publikum der Fall ist. Sie sind ja leider nicht alle vertont worden. Der Autor des Booklet - offensichtlich ein unverbesserlicher Optimist - meint, die Wiederentdeckung von Dittersdorf als Sinfoniker sei möglich und würde auch das interesse auf Ovids Metamorphosen lenken. Na ja - zumindest bei mir war das teilweise der Fall.


    Vielleicht ist es angebracht, daß ich die Schönheit der Musik lobe und die Ausführung durch das leider nicht mehr existierende Orchesters "Cantilena"


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred


    clck 663

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bevor ich irgenwann eine Beschreibung zur sechsten Sinfonie der Serie "Metamorphosen" hier einstelle, möchte ich darauf aufmerksam machen, daß von den 6 verschollenen dieser Serie Also den Nummmern 7-12, drei in Form eines Klavierauszugs zu vier Händen in wenigen Tagen bei Naxos erscheinen werden.
    Gespielt wird aud einem Nachbau eines Walter Flügels. Persönlich konnen mich die Damples nicht überzuegen, ich habe wahrscheinlich zu oft Walter-Flügel gehört.
    Dennoch ein musikhistorisch interessantesn Dokument, das ich mir zulegen werde, zumal die Naxos Preispolitik ja erlaubt solche Exoten kennenzulernen...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !