Ich gestehe ganz offen, daß ich eine Vorliebe für Epigonen - oder Komponisten, die als solche gesehen werden - habe.
Eigentlich hat mich die Suche nach Mozart-Epigonen erst dazu gebracht mich mit der "Wiener Klassik" näher zu befassen. Ich habe damals nicht nach "Epigonen" gesucht - sondern nach Komponisten, die "ähnlich wie Mozart" komponierten.
Stilsicher fiel meine erste Wahl auf Johann Christian Bach - was so falsch gar nicht ist - wenngleich unter umgekehrten Vorzeichen. Es ging mir damals wie heute lediglich darum, nicht zu akzeptieren, daß ein bestimmter Komponist nur eine kurze Lebensspanne zur Verfügung hatte - und daß nach dessen Tod eine "Ära" zu Ende ging.
Genau diese Lücke schließen Epigonen (wobei man hier oft sehr großzügig im Umgang mit dieser Bezeichnung ist)
Ferdinand Ries beispielsweise gilt als Beethoven Epigone. Tatsache ist, daß er Musik geschrieben hat, die jener Beethovens recht ähnlich, bei genauerem Hinhören jedoch doch anders ist. Für Beethoven-Liebhaber ein Gewinn, das Angebot wird auf diese Weise quantitativ erweitert. Allerdings ist bemerkenswert, dass die meisten bedeutenden Werke von Ries noch zu Beethovens Lebzeiten entstanden - sie stellen also keine Brücke in die Zukunft dar, aber immerhin eine Bereicherung des ansonsten unvergleichlichen Stils...
Meine Ansprüche an eine Komposition sind nicht dahin gehend, dass hier "Neuland" erschlossen werden muß - sondern dass mir das Werk gefällt.
mit freundlichen Grüßen
aus Wien
Alfred