Die älteste Operninszenierung, die ich kenne

  • Neben der ernsthaften Auseinandersetzung (Petition zum Erhalt klassischer Inszenierungen in Wiesbaden & Über das "Verfallsdatum" einer Operninszenierung) gereicht das Thema vielleicht auch zu einem kleinen Wettstreit:


    Welches Opernhaus hat die älteste noch regelmäßig laufende Operninszenierung aufzuweisen?


    In Hamburg hätten wir im Wesentlichen zwei Langläufer:


    Otello in einer Inszenierung von August Everding, Premiere 28.September 1975, ca. 130 Vorstellungen bis 12/2013 (Einzelheiten hier). - Die "Domingo"-Inszenierung läuft auch in der Saison 2013/14 und man darf gespannt sein, ob sie noch unter der Ägide der GMD Simone Young abgelöst wird oder ab 2016/17 unter dem neuen GMD Kent Nagano fortbestehen wird.


    Hänsel und Gretel in einer Inszenierung von Peter Beauvais, Premiere 6.Dezember 1972, ca. 233 Vorstellungen bis 12/2013. - Zugegeben der ideale Operneinstieg für meine Kinder: Sowohl die Tochter, als auch der Sohn "mussten" mit ihren zarten viereinhalb Jahren mit (mit dem Sohn erst vergangenen Donnerstag) und beiden hat es sehr gefallen. Die Tochter, inzwischen vier Jahre älter, kommt aber auch auch mit moderneren Inszenierungen, wie der Mailänder Traviata zurecht. Das diese vermutlich älteste noch laufende Inszenierung an der Hamburger Staatsoper auch bei den Sängern noch einiges Ansehen genießt, beweist die Besetzung der aktuellen Serie: Franz Grundheber als Vater (er hat bereits 1972 in der Premiere diese Rolle gesungen), die Mutter wird alternierend von Katja Pieweck und Cheryl Studer gegeben und als Knusperhexe heuer Peter Galliard bzw. Jürgen Sacher.


    Damit bietet die Hamburger Staatsoper mit Hänsel und Gretel immerhin 41 Jahre Operngeschichte! - Wer bietet mehr?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • -Nationaltheater Mannheim hat den Parsifal von 1957, Inszenierung Heinz Schüler


    -Scala: Aida, Inszenierung: Franco Zeffirelli, Bühne: Lila de Nobili 1963
    La Boème, Zeffirelli 1963
    -Teatro Massimo Palermo: La Fille du Régiement, Regie: Zeffirelli 1959, diese Saison wieder!
    -Wiener Staatsoper: Tosca in der Wallmann-Inszenierung, 1959
    Madame Butterfly, Inszenierung Gielen 1957
    -Budapest: la Bohème von 1937 läuft immernoch erfögreich
    -München: La Bohème 1969, Inszenierung Otto Schenk


    Das sind nur ein paar Inszenierungen....Irgendwo in Spanien soll es gar noch eine Aida aus den Zwanzigern geben....

  • Damit bietet die Hamburger Staatsoper mit Hänsel und Gretel immerhin 41 Jahre Operngeschichte! - Wer bietet mehr?

    Unsere Wiener Freunde werden mir hoffentlich verzeihen, daß ich mich hier in ihr Metier einmische.
    So weit ich weiß, läuft dort die "Zeffirelli- Boheme" seit 1963 - hat also 50- jähriges Jubiläum!
    Auch die dortige Tosca und der Rigoletto haben wohl schon eine sehr lange Laufzeit. Aber das wissen die Wien- Freunde besser und genauer.
    Ich selbst weiß von der Tosca an der Berliner Staatsoper. Sie lief seit 1976 bis zur baulichen Schließung des Hauses 35 Jahre. Auch die Butterfly war dort mind. 20 Jahre unverändert im Spielplan.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Irre ich mich, oder ist das die Inszenierung mit den herrlichen Bühnenbildern, bzw. den Kostümen des unvergessenen, aber leider zu früh verstorbenen Pier-Luigi Samaritani?
    Ihm verdanke ich den fantastischsten "Werther" , den ich ich vor ca. 30 Jahren in Paris im Palais Garnier erleben durfte. Doese Inszenierung war noch in den 80ern in Wien zu geniessen.
    Aber zurück zum Thread: Die älteste Inszenierung, die ich kenne dürfte die bis letztes Jahr gespielte "Hänsel und Gretel" Inszenierung aus den 50ern in München sein. Daneben gibt es auch noch den im Wieland-Stil inszenierten Parsifal in Mannhein und die schon erwähnten Bohèm und Tosca. Erschreckend wenig!
    Wie schön wäre es, wenn Bayreuth den Wieland-Parsifal von 51 mit Lehmann wiederaufnehmen würde, statt die nächste Inszenierung dem idiotischen (pardon) Autisten Meese anzuvertrauen!
    Aber Katharina ist ja die Tochter von Wolfgang Wagner....

  • Nationaltheater Mannheim hat den Parsifal von 1957, Inszenierung Heinz Schüler

    Die habe ich am diesjährigen Karfreitag gesehen. :)


    War Monate vorher ausverkauft. :)


    Ob der Herr Schüler wirklich Heinz mit Vornamen heißt oder besser hieß, da bin ich mir nicht ganz sicher. ;)


    Jedenfalls bin ich glücklich und dankbar, noch Offenbachs "Ritter Blaubart" in der legendären Inszenierung von Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin 2x live erlebt haben zu dürfen: 1992, 29 Jahre nach der Premiere 1963! :rolleyes:


    Zu Berlin:


    An der Staatsoper Berlin läuft immer noch der legendäre Berghaus-"Barbier" von 1968 - und kein Mensch kommt glücklicherweise auf die Idee, diese wunderbar witzige Inszenierung abzusetzen. Für 2014 habe ich wieder eine Karte. :)


    An der Deutschen Oper Berlin läuft im Januar der legendäre Unendlichkeitstunnel-"Ring" von Götz Friedrich etwa 30 Jahre nach den Premieren zum höchstwahrscheinlich letzten Mal, auch dafür habe ich Karten. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Wiener Staatsoper hat die Tosca im Programm (über 500 Aufführungen!), die am 3.4.1958 von Wallmann/Benois erstellt wurde. Diese noch heute den Spielplan bereichernde Produktion hat auch nach 55 Jahren nichts von ihrer Größe und Eindringlichkeit verloren.


    Ad multos annos!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ob der Herr Schüler wirklich Heinz mit Vornamen heißt oder besser hieß, da bin ich mir nicht ganz sicher.


    Ist ja auch schon so lange her, wer soll sich da noch erinnern? ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Irgendwo in Spanien soll es gar noch eine Aida aus den Zwanzigern geben....

    Und in Verona lief bekanntermaßen in diesem Jubiläums-Festspielsommer neben einer Neuproduktion die rekonstruierte Erstaufführung der "Aida" in der Arena von 1913.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"


  • Ist ja auch schon so lange her, wer soll sich da noch erinnern? ;)

    Ich könnte im Programmheft nachschauen, wenn ich es denn finden würde! ;)


    Dort las ich allerdings, dass es 1997 eine gründliche szenische Neueinstudierung in den Bühnenbildern und Kostümen von 1957 gab - die Inszenierung ist also gar icht wirklich mehr von 1957 (das damalige Regiebuch unauffindbar), sondern die "Szenierung". :)


    So ähnlich hat es Götz Friedrich in den 1980er Jahren als Hausherr der Deutschen Oper Berlin auch mit der Barlog-"Tosca" von 1969 gehandhabt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Wiener Staatsoper hat die Tosca im Programm (über 500 Aufführungen!)

    ... und in einer dieser Aufführungen (30. Juni 1994) waren wir beide gemeinsam drin, mein lieber Fritz. Auch wenn wir da noch nichts voneinander wußten. Ich, (nach stundenlangem erfolgreichen Anstehen), auf der linken Seite auf einem "Stehplatzerl" für 15 Schillinge.


    Beste Grüße nach Wien
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Irgendwann hatten wir das Thema schon mal hier im Forum....


    Die berühmte Düsseldorfer Inszenierung von "Hänsel und Gretel" hatte am 26. Oktober 1969 Premiere.



    Vom Verschrotten dieser Uralt-Inszenierung kann jedoch keine Rede sein, ganz im Gegenteil: Der neue Generalintendant verkündet allenthalben, wie stolz er darauf ist, diese Inszenierung noch nach so vielen Jahren im Spielplan zu haben.
    Übrigens ein Garant für ausverkaufte Häuser - gerade jetzt um die Weihnachtszeit.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dort las ich allerdings, dass es 1997 eine gründliche szenische Neueinstudierung in den Bühnenbildern und Kostümen von 1957 gab - die Inszenierung ist also gar icht wirklich mehr von 1957 (das damalige Regiebuch unauffindbar), sondern die "Szenierung".


    Also wenn es wirklich echt 1957 gewesen wäre, dann würde ich diesen "Parsifal" vielleicht sogar mal gesehen haben wollen. "Sezierung" ist gut, das merke ich mir. :)


    Da der "Parsifal" ja nun faktisch wegfällt, wird nach den bisherigen Aufzählungen deutlich, dass es in der Regel diese Mainstream-Stücke sind, die sich so lange halten und die überall die Häuser füllen, weil es gesetzte Publikumslieblinge sind.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • "Sezierung" ist gut, das merke ich mir.

    "Szenierung", nicht "Sezierung"! ;)



    Also wenn es wirklich echt 1957 gewesen wäre, dann würde ich diesen "Parsifal" vielleicht sogar mal gesehen haben wollen.

    Wobei ich nun nicht sagen will, dass diese Inszenierung jetzt die beste war, die ich von dem Stück je gesehen habe (ich fand die erste Kupfer-Inszenierung an der Staatsoper Berlin besonders eindrucksvoll, sicher auch, weil sie meine erste war), aber sie war eben doch wohltuend anders im Vergleich zu fast allen heutigen Neuinszenierungen im deutschsprachigen Raum (ob Essen, wo ich mir nicht angesehen habe, wie der Amfortas alle 5 Minuten aus seinem Krankenbett in der Intensivstation stürzt, oder den diesjährigen Oster-"Parsifal" in Salzburg, den ich im Fernsehen gesehen habe.


    Der Wandelvorhang ist schon etwas verblasst, aber zu den Verwandlungen vom Wald zum Innenraum in den Außenakten doch eindrucksvoll. Und ich habe tatsächlich am Ende die schon vor 60 Jahren von Wieland Wagner abgeschaffte weiße Taube erstmals auf der Bühne gesehen. :)


    Als Hans Knappertsbusch damals in Neu-Bayreuth auf die weiße Taube bestand und sich andernfalls weigerte zu dirigieren, hat Wieland die Taube ja bekanntlich so hoch gehängt, dass Kna sie von seinem Platz am Dirigentenpult aus sehen konnte, im Publikum jedoch niemand... :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gibt es an der Deutschen Oper Berlin nicht eine Wiederaufnahme einer Giooconda mit Kulissen aus dem 19. Jahrhundert?

    Da dieses Opernhaus im 19. Jahrhundert noch gar nicht bestand, würde es mich sehr wundern, wenn die Kulissen original aus dem 19. Jahrhundert wären! Da Deutsche Opernhaus Charlottenburg wurde 1913 eröffnet, der heutige Nachfolgebau, die Deutsche Oper Berlin, 1961, dazwischen lagen zwei Weltkriege. Die besagte Inszenierung (die ich einmal besucht und mich unendlich gelangweilt habe, wobei ich einräumen muss, dass die "Gioconda" nun auch nicht zu meinen Lieblingsopern gehört) stammt wohl aus den 1960er Jahren, das genaue Premierendatum weiß ich jetzt nicht.


    Also: die Kulissen WIRKEN vielleicht wie aus dem 19. Jahrhundert, aber sie sind es wohl nicht wirklich. :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Aufführung wird als "Remaking" alter Kulissen aus dem 19. Jh. offiziell angekündigt! :love:
    Schade, dass du dich gelangweilt hast, ich ziehe eine Reise nach Berlin in Erwägung...Ich liebe dieses Werk seit ich es im September 2008 in Magarethe Wallmanns Inszenierung aus dem Jahre 1966 an der Met erleben durfte! :)

  • Die Aufführung wird als "Remaking" alter Kulissen aus dem 19. Jh. offiziell angekündigt! :love:
    Schade, dass du dich gelangweilt hast, ich ziehe eine Reise nach Berlin in Erwägung...Ich liebe dieses Werk seit ich es im September 2008 in Magarethe Wallmanns Inszenierung aus dem Jahre 1966 an der Met erleben durfte! :)

    Lieber "Figarooo", ich wollte dir diese Berlin-Reise auch keinesfalls vermiesen! Gehe ruhig rein, es wird dir bestimmt gefallen! :)


    Ich würde mich dann auch gerne in Berlin mit dir auf ein Bier treffen, aber ich würde mit in die Vorstellung gehen. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • In Hamburg hätten wir im Wesentlichen zwei Langläufer:


    Otello in einer Inszenierung von August Everding, Premiere 28.September 1975, ca. 130 Vorstellungen bis 12/2013 (Einzelheiten hier). - Die "Domingo"-Inszenierung läuft auch in der Saison 2013/14 ....


    Wann? Ich habe sie im Spielplan bis auf weiteres nicht ausmachen können. Also nehme ich an, dass sie - genau wie die Traviata - einer "Neudeutung" weichen wird, eher früher als später.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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  • Wann? Ich habe sie im Spielplan bis auf weiteres nicht ausmachen können. Also nehme ich an, dass sie - genau wie die Traviata - einer "Neudeutung" weichen wird, eher früher als später.


    Deine Annahme entbehrt leider der Begründung. - Allerdings war ich da etwas ungenau in meiner Formulierung: richtiger hätte es heißen müssen "lief auch in der Saison 2013/14"; und zwar am 29.September, sowie am 2. und 5.Oktober 2013 (vgl. z.B. die gültige Spielplanvorschau 2013/14).

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • In Hamburg hätten wir im Wesentlichen zwei Langläufer:
    Deine Annahme entbehrt leider der Begründung.


    Wieso? Aus Erfahrung wird man klug.



    Zitat

    Allerdings war ich da etwas ungenau in meiner Formulierung: richtiger hätte es heißen müssen "lief auch in der Saison 2013/14"; und zwar am 29.September, sowie am 2. und 5.Oktober 2013 (vgl. z.B. die gültige Spielplanvorschau 2013/14).


    Und was ist dann mit 2014? Da konnte ich Otello noch nicht wieder im Spielplan entdecken.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Und was ist dann mit 2014? Da konnte ich Otello noch nicht wieder im Spielplan entdecken.


    Ach komm, jetzt machst Du dich lächerlich! - Nur, weil eine Theater- oder Opernsaison nicht nur hierzulande nicht von Januar bis Dezember geht und ein Stück ggf. nur in der ersten Saisonhälfte auf dem Spielplan steht, bedeutet dies noch nicht automatisch den Weltuntergang ... :no:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Ach komm, jetzt machst Du dich lächerlich! - Nur, weil eine Theater- oder Opernsaison nicht nur hierzulande nicht von Januar bis Dezember geht und ein Stück ggf. nur in der ersten Saisonhälfte auf dem Spielplan steht, bedeutet dies noch nicht automatisch den Weltuntergang ... :no:


    Was heißt Weltuntergang? Drei magere Vorstellungen sind nicht gerade viel. Ich würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn es die Inszenierung in der nächsten Saison noch geben sollte. Aber ich lasse mich gern überraschen.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    Zitat von MSchenk: Die Tochter, inzwischen vier Jahre älter, kommt aber auch auch mit moderneren Inszenierungen, wie der Mailänder Traviata zurecht.

    Meinst du, dass ein Mädchen mit 8 1/2 Jahren in dieser Mailänder Traviata die Verrücktheiten und die Ummünzung von Liebe in Unterkühlung schon erkennen kann? Einem Kind in diesem Alter mag ja das Kasperletheater sogar noch gefallen. Ob sie später, wenn sie Texte wie ein Libretto lesend verstehen kann, auch noch damit zurecht kommt, darf man jedenfalls in Frage stellen.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Meinst du, dass ein Mädchen mit 8 1/2 Jahren in dieser Mailänder Traviata die Verrücktheiten und die Ummünzung von Liebe in Unterkühlung schon erkennen kann? Einem Kind in diesem Alter mag ja das Kasperletheater sogar noch gefallen. Ob sie später, wenn sie Texte wie ein Libretto lesend verstehen kann, auch noch damit zurecht kommt, darf man jedenfalls in Frage stellen.


    Zumal auch die große Frage ist, welche Vergleiche sie zur Bewertung und Einordnung dieser Traviata-Parodie heranziehen kann - jetzt und erst recht in späteren Jahren.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Drei magere Vorstellungen sind nicht gerade viel.


    Pauschale Rechnung: Die Hamburger Staatsoper ist nicht die MET, d.h. es wird einmal am Tag gespielt. 10 Monate Spielzeit, der Monat zu 25 Spieltagen macht 250 Spieltage. In der Saison inkl. Ballett ca. 45 verschiedene Stücke. ERgibt pro Stück eine Serienlänge von ca. 250/45, also rund 6 Aufführungen. Da neu ins Repertoire gekommene Werke naturgemäß eher etwas häufiger auf dem Spielplan stehen, kommen Klassiker etwas kürzer. - Wie sieht es mit anderen Stücken aus? Einige Beispiele:


    Wiederaufnahme:


    - Peter Grimes in der Hartmanshenn-Inszenierung 4x
    - Fidelio in der Neuenfels-Inszenierung immerhin 5x
    - Katja Kabanova in der Decker-Inszenierung 4x


    Repertoire:


    - La Traviata (Auto-Scooter) 6x
    - Ariadne in der Stückl-Inszenierung 3x (wird wohl bald abgesetzt ...)
    - Zauberflöte in der Freyer-Inszenierung 6x (läuft gefüllt auch schon ewig)
    - Hänsel und Gretel in der Beauvais-Inszenierung 4x
    - Lohengrin in der Konwitschny-Inszenierung 4x
    - Cosi fan tutte in der Marelli-Inszenierung 6x
    - Salome in der Decker-Inszenierung 4x (allerdings nur in 2014, wird also bald abgesetzt ...)
    - La Bohème in der Joosten-Inszenierung 3x (wird wohl bald abgesetzt ...)
    - Lear in der Gruber-Inszenierung 4x
    - L'Elisir d'Amore in der Ponnelle-Inszenierung (hat schon Pavarotti in Hamburg gesungen, aber leider nur 3x, also demnächst weg von der Bühne ...)


    Beide Listen sind nicht vollständig und um Ballett habe ich mich nicht gekümmert. - Du darfst die Daten nun nach belieben interpretieren :hahahaha:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Meinst du, dass ein Mädchen mit 8 1/2 Jahren in dieser Mailänder Traviata die Verrücktheiten und die Ummünzung von Liebe in Unterkühlung schon erkennen kann? Einem Kind in diesem Alter mag ja das Kasperletheater sogar noch gefallen. Ob sie später, wenn sie Texte wie ein Libretto lesend verstehen kann, auch noch damit zurecht kommt, darf man jedenfalls in Frage stellen.


    Man sollte da Kinder im allgemeinen nicht unterschätzen: Erstens sind sie in diesem Alter durchaus des Lesens mächtig und die Oper war untertitelt. Zweitens sind Kinder hervorragend in der Lage, genau die Dinge wahrzunehmen, die sie interessieren und die sie fassen können. Alles andere wird schlicht "abgelegt". Insbesondere sind Kinder überhaupt nicht darauf aus "die Verrücktheiten und die Ummünzung von Liebe in Unterkühlung schon zu erkennen". Andererseits haben sie ein gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt; z.B. sagte meine Tochter in dem Moment, als Alfredo (mit Blumen und Gebäck) an Violettas Totenbett kam, schlicht "Zu spät!" (noch bevor es gesungen wurde); ich finde, sie hat damit die Handlung sehr gut auf das Wesentliche reduziert erfasst.
    Im übrigen würde ich meine Tochter sicherlich auch nicht jede Inszenierung sehen lassen, ebensowenig, wie ich sie jeden Film sehen lassen würde. Beides spricht m.E. aber weder gegen die jeweilige Inszenierung, noch gegen den jeweiligen Film. Schließlich verlangt auch niemand, dass es trotz schlechter Filme nur noch die schönen Märchenverfilmungen aus den 60ern geben soll ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zumal auch die große Frage ist, welche Vergleiche sie zur Bewertung und Einordnung dieser Traviata-Parodie heranziehen kann - jetzt und erst recht in späteren Jahren.


    Diese Frage verstehe ich nur nicht: bedeutet sie doch konsequent zuende gedacht, dass man sich garkeine Oper anschauen darf, da ja mindestens beim ersten Mal immer der Vergleich fehlt!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Beide Listen sind nicht vollständig und um Ballett habe ich mich nicht gekümmert. - Du darfst die Daten nun nach belieben interpretieren :hahahaha:



    Nö. Mir ging es nur um Otello. Und der ist neben Hänsel und Gretel und dem Elisir die einzige alte Inszenierung, die noch im Repertoire verblieben ist. Wann sie das Schicksal der Traviata ereilen wird, kann man nicht sagen, aber es ist ganz einfach eine Frage der Zeit. Mit Weltuntergang hat das bestimmt nichts zu tun, eher mit Realität.



    Diese Frage verstehe ich nur nicht: bedeutet sie doch konsequent zuende gedacht, dass man sich garkeine Oper anschauen darf, da ja mindestens beim ersten Mal immer der Vergleich fehlt!



    Jetzt mach du dich bitte nicht lächerlich! Welche Vergleiche (außer DVDs und youtube) hat deine Tochter denn, wenn sie die Traviata in späteren Jahren nochmal schauen will? Den Autoscooter-Quatsch in Hamburg?



    Andererseits haben sie ein gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt; z.B. sagte meine Tochter in dem Moment, als Alfredo (mit Blumen und Gebäck) an Violettas Totenbett kam, schlicht "Zu spät!" (noch bevor es gesungen wurde); ich finde, sie hat damit die Handlung sehr gut auf das Wesentliche reduziert erfasst


    Was aber nicht für die Inszenierung, sondern für die Intelligenz deiner Tochter spricht.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

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