Petition zum Erhalt klassischer Inszenierungen in Wiesbaden

  • Der ehemalige Kölner Opernintendant und designierte Intendant in Wiesbaden, Herr Laufenberg hat eigenmächtig entschieden, die beiden klassischen Inszenierung von Hänsel und Gretel sowie La Bohème mit Beginn seiner Tätigkeit am Theater Wiesbaden abzusetzten. Dass die beiden aus den Achtzigern stammenden Produktionen beim Publikum äusserst beliebt sind und immer für ausverkauftes Haus sorgen, stört ihn dabei gar nicht, er begründet seine Entscheidung damit, er könne in diesen Inszenierungen keinen künstlerischen Wert sehen...
    Ein mutiger Sänger des Wiebadener Ensembles hat nun eine Online Petitiom gestartet, in der er um den Erhalt der Inszenierungen kämpft!
    Bitte beteilgt euch rege! Vielleicht kann man den Herrn so doch noch umstimmen!


    https://www.openpetition.de/pe…eme-am-theater-wiesbadenb

  • Zitat Figarooo


    Zitat

    stört ihn dabei gar nicht, er begründet seine Entscheidung damit, er könne in diesen Inszenierungen keinen künstlerischen Wert sehen...


    Bei aller Freude, die ich selbst an neuen Inszenierungen habe, fasse ich mir doch über solche unbedarften Entscheidungen an den Kopf. Ich selbst habe die Angelegenheit nicht exakt verfolgt und kenne die Umstände nicht hinreichend. Aber nach der hier zitierten Äußerung frage ich mich, warum hier Oper für die Selbstverwirklichung des Intendanten herhalten muß. Es kommt doch auf die Mischung an. Warum ist dabei ein ungeschriebenes Gesetz (dessen scheinbarer Wert sich mir noch nie erschlossen hat), daß Neues das Alte sofort vollständig verdrängen muß? Man könnte auch eigene Konzerte neben dem Alten aufbauen, das braucht länger und ist vielleicht nicht so spektakulär, hat aber langfristig sicher mehr Erfolg. Zu einer Entspannung in der Frage hinsichtlich des Regietheaters trägt eines solche Äußerung auch nicht grade bei. Aber reflektiertes, behutsames Vorgehen entspricht vielleicht auch grade nicht dem Zeitgeist: das ist schade! In diesem Sinne habe ich meinerseits gern unterzeichnet. Nicht, weil ich per se alles Alte gut finde, sondern weil ich gemischte Programme mag, in denen jeder Geschmack etwas finden kann.


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Auch ich habe mich beteiligt. Dieser Herr hat in Köln Schaden genug angerichtet. Nun wird er Wiesbaden niederwirtschaften.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Auch ich habe mich beteiligt. Das "Retten" von herausragenden, bewährten Inszenierungen ist Erhaltung von Kulturgut und ökonomisch sinnvoll. Die Wiener Staatsoper macht uns dies vor. Übrigens ist am 8. Dezember im Wiesbadener Staatstheater der ehemalige verdienstvolle GMD und Dirigent Siegfried Köhler in einem glanzvollen, berührenden Festakt geehrt worden. Es gibt sie also doch noch die würdigende Erinnerung. Übrigens dürften die erwähnten Inszenierungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Köhler-Ära entstanden sein.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wie lange sollen denn diese inzwischen 30 Jahre alten Inszenierungen noch laufen an diesem Haus? 50 Jahre, 100 Jahre, 1000 Jahre? Ist es nicht einfach ein Gesetz des Lebens, daß man irgendwann mal auch etwas Neues machen möchte, anstatt dasselbe unendlich zu wiederholen?


    Schöne Grüße
    Holger

  • Den Beitrag 7 habe ich ignoriert.


    An den Protesten habe ich mich gern beteiligt, das ist mir ein Herzensbedürfnis.


    LaRohe

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von LaRoche: Den Beitrag 7 habe ich ignoriert.

    Lieber LaRoche,


    solche Sprüche ignoriere ich schon länger.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie lange sollen denn diese inzwischen 30 Jahre alten Inszenierungen noch laufen an diesem Haus? 50 Jahre, 100 Jahre, 1000 Jahre? Ist es nicht einfach ein Gesetz des Lebens, daß man irgendwann mal auch etwas Neues machen möchte, anstatt dasselbe unendlich zu wiederholen?

    Den Beitrag 7 habe ich ignoriert.


    An den Protesten habe ich mich gern beteiligt, das ist mir ein Herzensbedürfnis.


    LaRohe

    solche Sprüche ignoriere ich schon länger.


    Diejenigen, die trotzdem an einer Diskussion des Themas interessiert sind, schauen bitte hier :thumbup:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich habe mich auch beteilig. Schade des es so eine Petition nicht an der Rheinoper gegeben hat, als die Ponnelle Inszenierungen von La Cenerentola und Rigoletto abgesetzt worden sind. Ich finde aber trotzdem das es eine gesunde Mischung aus konventionellen und modernen Inszenierungen geben sollte. um das Publikum zufrieden zustellen. Ich kenne die Situation an der Kölner Oper und es ist einfach nur traurig , wie diese mal so bedeutende Haus so heruntergewirtschaftet worden ist.

  • Ich hoffe jetzt das dieses viel gespriesene Herzensbedürfnis nicht nur ein pures Lippenbekenntnis ist, wie so oft hier im Forum.
    Denn wenn mir etwas am Herzen liegt dann setze ich mich auch voll dafür ein.
    Das bedeutet ich werde dann auch für die nächsten 10, 50, 100 oder 1000 Jahre regelmäßig nach Wiesbaden fahren um mir genau diese Inszenierungen immer und immer und immer wieder anzusehen.
    Denn was nützt es diesen Aufruf zu unterzeichnen, wenn er mir eh am Gesäß vorbei geht, da ich dieses Haus so oder nie besuchen werde und schon gar nicht diese Inszenierungen, sodern nur aus reinem Opportunismus unterschreibe, denn dann ist der Sinn und Zweck zu hundertprozent verfehlt.


    Und ehe ich es vergesse. noch einen schönen 3. Advent aus Hamburg.

  • Zitat

    Wie lange sollen denn diese inzwischen 30 Jahre alten Inszenierungen noch laufen an diesem Haus? 50 Jahre, 100 Jahre, 1000 Jahre? Ist es nicht einfach ein Gesetz des Lebens, daß man irgendwann mal auch etwas Neues machen möchte, anstatt dasselbe unendlich zu wiederholen?


    Und warum sollte das Alte nicht neben dem Neuen weiterbestehen können? Wozu interessieren wir uns für Geschichte? Warum ist und bleibt der Faust Pflichtlektüre im Deutschunterricht und man zeigt dann oft die Gründgens-Inszenierung nebst Ausschnitten aus moderneren? Was impliziert dialektisches Denken? :)


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Wie lange sollen denn diese inzwischen 30 Jahre alten Inszenierungen noch laufen an diesem Haus? 50 Jahre, 100 Jahre, 1000 Jahre? Ist es nicht einfach ein Gesetz des Lebens, daß man irgendwann mal auch etwas Neues machen möchte, anstatt dasselbe unendlich zu wiederholen?

    Etwas Neues zu machen ist durchaus "ein Gesetz" des Lebens, völlig richtig. Aber muss es neuerdings immer in eine Verunstaltung ausarten? Auch "Neues" sollte sich immer und in erster Linie am Werk orientieren und nicht der Selbstdarstellung des Inszenierenden dienen.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Es wäre doch gar kein Problem, alte Inszenierungen zu ersetzen, wenn mit Umsicht und Demut gegenüber dem Werk vorgegangen würde, sprich, wenn wir noch Regisseure wie Ponelle, Samaritani, Zefirelli, Schenk etc. hätten, bzw. wenn die Intendante diese Sorte von Regisseuren amten liessen.
    Wie dies gehen kann, hat gerade gestern die Met durch den neuen Falstaff gezeigt, bei welchem eine Zefirelli-Inszenierung durch eine modernere Deutung ersetzt wurde und das Publikum sehr begeistert war.
    Dass man im Übrigen mustergültige Inszenierungen über Jahrzehnte halten kann, belegt das Beispiel Wiens mit Tosca und Bohème.

  • Den Beitrag 7 habe ich ignoriert.

    Ja, was denn sonst. Da muß man drüberstehen. Vor allem ist das ja eine Aussage von jemandem, der "sehr oft und regelmäßig" ins Theater geht und deshalb über die notwendigen Erfahrungen und Bedürfnisse verfügt.



    Dass man im Übrigen mustergültige Inszenierungen über Jahrzehnte halten kann, belegt das Beispiel Wiens mit Tosca und Bohème.

    An der Berliner Staatsoper lief eine hervorragend inszenierte "Tosca" seit der Premiere am 3. März 1976 bis zur baulichen Schließung des Hauses 35 Jahre mit großem Erfolg. Vermutlich läuft sie auch noch so im Übergangshaus.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hier ein Artikel aus dem Wiesbadener Kurier.


    Meiner Meinung nach ist die maßgebliche Frage die nach der Qualität der Inszenierungen, für welche die Absetzung geplant ist. Dass sie so lange auf dem Spielplan stehen, heißt weder, dass es sich um gute Inszenierungen handelt noch das Gegenteil. Es heißt erst einmal nur, dass es die bisherige Politik des Hauses war und dass sie offenbar ein dankbares Publikum fanden.


    Ich werde die Petition deswegen nicht unterschreiben, weil ich die Inszenierungen nicht kenne und daher nicht beurteilen kann, ob sie erhaltenswert sind.


    Hat denn jemand hier persönliche Erfahrungen?


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • ein Artikel aus dem Wiesbadener Kurier.


    wenn ein Intendant meint, daß er die Qualität einer Carmen von Zefirelli oder eines Rosenkavalier von Otto Schenk "nicht aushält", dann sollte er einen anderen Beruf wählen. Aus dieser einseitigen Ablehnung ist doch eine grundsätzliche Haltung abzusehen, die "Altes" ablehnt.


    Für wen macht dieser Mann Theater? Lernt der nie aus, z.B. aus den Kölner Ereignissen?


    Ich will keinesfalls Wasser auf die Mühle gießen und die Verfechter des "RT" vor den Kopf stoßen. Sicher gibt es auch vorsichtige Deutungen, die eine Modernisierung rechtfertigen und die ich mir auch ansehen würde (Beispiel die Salzburger Ariadne oder den Mefistofele aus Palermo). Aber bitte dann auch Inszenierungen für die Zuschauer machen, die Rigoletto nicht unter Affen sehen wollen oder Lohengrin in der Gasanlage. Diese Einseitigkeit muß ein Ende haben, deshalb habe ich gerne meine Unterschrift unter den Wiesbadener Aufruf gegeben.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hier ein Artikel aus dem Wiesbadener Kurier.


    Zitat daraus:


    Trauer im Publikum
    Die Mutter fürchtet nun gemeinsam mit anderen Eltern, dass die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ in einer Neuinszenierung in die Gegenwart übertragen werden könnte und ihre naive Anziehungskraft verliert. Diese Inszenierung sollte man unter „Denkmalschutz“ stellen, meint die Leserin.
    Worüber mit allen Regietheater-Wassern gewaschene Operngänger lächeln könnten, ist Ausdruck eines pädagogischen Bedürfnisses nach schlichter, auch für Kinder nachvollziehbarer Handlung.
    Wenn aber auf der Bühne Hasen vergewaltigt werden oder ein Märchen als Missbrauchsgeschichte erzählt wird, können Eltern in Erklärungsnot geraten.
    Dies alleine reicht schon und macht jeden Kommentar überflüssig.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Wenn aber auf der Bühne Hasen vergewaltigt werden oder ein Märchen als Missbrauchsgeschichte erzählt wird, können Eltern in Erklärungsnot geraten.
    Dies alleine reicht schon und macht jeden Kommentar überflüssig.

    Das Zitat steht für mich eher für diffuse Ängste als für sachliche Argumentation.


    Zitat aus dem gleichen Artikel:


    Zitat

    Wenn man Uwe Eric Laufenberg, den künftigen Intendanten des Staatstheaters, auf die Stimmungslage in manchen Familien anspricht, hört man zunächst ein leidenschaftliches Bekenntnis zu „wertvollen, unglaublich schönen Werken“, die er so bald wie möglich dem Wiesbadener Publikum in „hochwertigen Neuinszenierungen“ präsentieren möchte. Auch wenn er sich zum Beispiel bei „La Bohème“ nicht auf „Paris im Jahr 1890“ festlegen will, sollen es „werkgerechte Aufführungen“ werden.

    Ich kenne Herrn Laufenbergs Arbeiten nicht. Aber das was ich in diesem Interview in der Oper und Tanz lese, klingt erst einmal nicht nach einem "Regietheaterberserker":



    Zitat

    O&T: Schon bei der ersten Premiere Ihrer Intendanz, Wagners „Meistersinger“, werden Sie am Regiepult sitzen. Erfahrungen mit der Opernarbeit haben Sie seit 1992 gesammelt, wobei man Ihnen eine kritische Distanz zum Regietheater nachsagt.


    Laufenberg: Regietheater hat mich ehrlich gesagt nie interessiert – weder im Schauspiel noch in der Oper. Ich habe im Schauspiel immer gedacht: Das Wichtigste sind die Schauspieler. (...) Genauso ist es in der Oper. Da ist zum Glück noch keiner so richtig auf die Idee gekommen, die Sänger von der Musik zu befreien!

    Letztendlich gilt: Ob man mit dem Neuen etwas gewinnt und mit dem Alten etwas verloren hat, weiß man immer erst hinterher. Dass sich das Publikum in Wiesbaden mit seinen Sorgen zu Wort meldet und die Petition sehe ich positiv. Das spricht doch für eine lebendige Kultur. Die Oper lebt so lange wie wir uns über sie streiten!



    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich kenne Herrn Laufenbergs Arbeiten nicht. Aber das was ich in diesem Interview in der Oper und Tanz lese, klingt erst einmal nicht nach einem "Regietheaterberserker":


    Tja, es wäre nicht das erste Mal, dass Worte und Taten einander widersprechen....

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Zitat

    Letztendlich gilt: Ob man mit dem Neuen etwas gewinnt und mit dem Alten etwas verloren hat, weiß man immer erst hinterher

    Nur leider ist es dann normalerweise zu spät. Deswegen handeln und unterschreiben, falsche Nettigkeit und Gutmenschelei haben unsere Opernlandschaft dorthin gebracht wo sie heute ist: am Abgrund!

  • Zitat

    Laufenberg: Regietheater hat mich ehrlich gesagt nie interessiert – weder im Schauspiel noch in der Oper. Ich habe im Schauspiel immer gedacht: Das Wichtigste sind die Schauspieler. (...) Genauso ist es in der Oper. Da ist zum Glück noch keiner so richtig auf die Idee gekommen, die Sänger von der Musik zu befreien!

    Wer die Vergangenheit in Köln kennt, weiß, dass diese Aussage schlicht falsch ist.
    Zum Verfallsdatum: Es ist wie bei anderen Produkten: Ein gutes Produkt tut seine Schuldigkeit über Jahrzehnte. Wir benutzen noch Produkte die wir vor mehr als 50 Jahren gekauft haben. Dagegen sind viele neuere Produkte auf schnellen Verschleiß getrimmt und häufig nach kurzer Zeit nicht mehr zu gebrauchen.
    Das sieht man auch an den Opern, die in der Gegenwart fast nur noch verunstaltet herausgebracht werden und daher schnell wieder von der Bildfläche verschwinden, nicht nur, weil kein größerer Bedarf dafür besteht, sondern in erster Linie, weil die Qualität miserabel ist.
    Nichts gegen eine Verbesserung des Produktes! Aber was wir zur Zeit erleben, sind fast nur noch Verschlechterungen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wie lange sollen denn diese inzwischen 30 Jahre alten Inszenierungen noch laufen an diesem Haus? 50 Jahre, 100 Jahre, 1000 Jahre? Ist es nicht einfach ein Gesetz des Lebens, daß man irgendwann mal auch etwas Neues machen möchte, anstatt dasselbe unendlich zu wiederholen?

    Lieber Dr. Kaletha,


    Wie wäre es denn, wenn wir Schlösser niederreissen, Burgen abtragen und alte Kulturdenkmäler beseitigen würden? Entsprechend der oben angeführten Argumentation soll es ja ein Gesetz des Lebens sein, dass Neues geschaffen werden muss. Nur - gibt es nicht so etwas wie zeitlose Werte und unvergängliche Kunst? Es darf also nicht heißen entweder - oder, sondern sowohl als auch. Selbstverständlich muss Oper neu gedeutet werden, wenn diese Kunstform nicht museal verstauben soll. Genau so gibt es jedoch Inszenierungen, die so hervorragend gelungen sind, dass sie sich Kultcharakter erworben haben. Darüber hinaus gibt es auch eine Abstimmung mit den Füßen. Wenn das Publikum genau diese Inszenierungen liebt und immer wieder überdurchschnittlich zahlreich besucht, dann sollten solche Glücksfälle erhalten werden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Interessant lieber operus aber es geht hier nicht um Bücherverbrennung oder das Vernichten alter Partituren um der neuen Oper mehr Gewicht zu verleihen.
    Auch will er meines Wissens nicht das Opernhaus und das Rathaus gleich mit sprengen um etwas neues erbauen zu können.
    Es geht hier lediglich um Inszenierungen, wenn ich den Text richtig verstanden haben sogar um zwei Inszenierungen.
    Auch Dr. Holger Kaletha hatte hier keineswegs wie operus unterstellt gefordert das die Staatsoper Wiesbaden dem Erdboden gleichgemacht wird und etliche Kulturdenkmäler in der näheren Umgebung gleich mit, er sprach von Inszenierungen.


    Chrissy scheint hier als einziger übrigens mehr über die neuen Inszenierungen zu wissen.
    Es gibt also Sex mit Tieren auf der Bühne.
    Echte Tiere?
    Menschen in Tierkostümen?
    Oder sollen es gar Stoffkanichen sein ?
    Warum läßt du uns im Dunkel tappen, erzähl doch einfach mal präziese wie die neuen Inszenierungen aussehen sollen.
    Oder hast du etwa gar keine Ahnung wogegen du konkret bist?

  • Zitat von Sven Godenrath

    Interessant lieber operus aber es geht hier nicht um Bücherverbrennung oder das Vernichten alter Partituren um der neuen Oper mehr Gewicht zu verleihen... Auch Dr. Holger Kaletha hatte hier keineswegs wie operus unterstellt gefordert das die Staatsoper Wiesbaden dem Erdboden gleichgemacht wird und etliche Kulturdenkmäler in der näheren Umgebung gleich mit auch sprach von Inszenierungen.

    Vielleicht einfach am besten einfach die Beiträge lesen, bevor man antwortet. Und vielleicht zur Abwechslung einmal auf der sachlichen Ebene verweilen. Sonst findet sich bald niemand mehr, der hier irgendeinen Beitrag liest. Und wirklich weitergebracht hat dieser Kommentar die Diskussion auch nicht ?(


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Dr. Kaletha,


    Wie wäre es denn, wenn wir Schlösser niederreissen , Burgen abtragen und alte Kulturdenkmäler beseitigen würden? Entsprechend der oben angeführten Argumentation soll es ja ein Gesetz des Lebens sein, dass Neues geschaffen werden muss. Nur - gibt es nicht so etwas wie zeitlose Werte und unvergängliche Kunst? Es darf also nicht heißen entweder - oder, sondern sowohl als auch. Selbstverständlich muss Oper neu gedeutet werden, wenn diese Kunstform nicht museal verstauben soll. Genau so gibt es jedoch Inszenierungen, die so hervorragend gelungen sind, dass sie sich Kultcharakter erworben haben. Darüber hinaus gibt es auch eine Abstimmung mit den Füßen. Wenn das Publikum genau diese Inszenierungen liebt und immer wieder überdurchschnittlich zahlreich besucht, dann sollten solche Glücksfälle erhalten werden.


    Herzlichst
    Operus


    Ich denke, Hans trifft hier mit seiner ausgewogenen Einschätzung den Nagel auf den Kopf. Wenn es Kunstwerke gibt, und als solches sehe ich auch eine gelungene Inszenierung an, die eine große Qualität aufweisen und Wertschätzung erfahren, sind sie auch erhaltenswert, zumal man das Neue oft erst verstehen kann, wenn man das Alte kennt.


    Neuinszenierungen dürfen, können und müssen ja auch sein, genauso wie die Musik immer wieder neu gespielt und interpretiert wird, und nicht nur auf Tonträgern archiviert wird.
    Jedoch muss man eben in der Tat viel Energie investieren um Altes, oder vielmehr Zeitloses, zu erhalten. Überkommenes einfach nach Belieben und Beliebigkeit zu verändern scheint mir viel einfacher zu sein, als das Bestehende zu konservieren. Natürlich wäre es sicher einfacher und kostengünstiger, ein Bild zu übermalen, als es liebevoll zur restaurieren, ein Fachwerkhaus abzureißen und durch ein modernes Betongebäude zu ersetzen, als es aufwendig instand zu halten.


    Nach wie vor denke ich, dass es viel spannender wäre, neue Opern zu schreiben und entsprechend zu inszenieren, wenn man die Gegenwart abbilden will, anstatt dieses moderne Gedankengebäude einem historischen Werk überzustreifen. Da vertraue ich auch auf die Mündigkeit des Zuschauers, dass er sich selber seine Gedanken macht, ob die Barockoper, die er da sieht, heute noch bedeutsam ist oder nicht. Gerne lese ich auch einen gelungenen Essay zu der Thematik - will jedoch die Oper erst einmal so sehen, wie sie aus ihrer Zeit heraus zu begreifen ist, in der entsprechenden Ästhetik, genauso wie ich auch die Musik, bei aller Interpretationsfreiheit, schon so hören will, wie sie in der Partitur steht. In diesem Sinne sind für mich die Vorgaben des Librettisten ebenso bindend wie die Noten des Komponisten.


    Neuer Wein in neue Schläuche, wie es in der Bibel heißt. Lasst die Pyramiden Pyramiden sein und die Wolkenkratzer Wolkenkratzer - an beiden kann ich mich gleichermaßen erfreuen. Unerträglich fände ich es jedoch, wenn man die Pyramiden z.B. mit einer Kuppel aus Glas und Stahl überdecken würde. Dann wäre keines der beiden Kunstwerke in Gänze zu würdigen, sondern eines zerstörte das andere.


    Gleichzeitig wehre ich mich auch gegen den oftmals anzutreffenden Positivismus, neu wäre immer besser. Natürlich trifft dies oftmals zu, v.a. im Bereich des technischen Fortschrittes - in anderen Bereichen heißt neu eben nicht besser. Siehe das Beispiel der Pyramiden - sie sind wertvoll WEIL sie alt sind, der Wein wird besser WEIL er altert etc. - also da muss man schon sorgfältig unterscheiden, was mit dem Alter besser wird, und was schlechter.


    Daher plädiere ich auch für den Erhalt von beidem - alt und neu. Zudem bin ich auch nicht der Einschätzung, dass die Bewahrung des Alten ein reiner Akt der verklärenden Nostalgie sein soll - sich auf die Wurzeln zu besinnen, auf Traditionen, auf Geschichte - alles das hat einen viel tieferen Sinn, als nur rührselig und gestrig auf liebgewordenen Ritualen zu beharren, und das bar jeglicher Intellekutalität. Altes zu bewahren hat sehr viel mit Intelligenz zu tun, und man muss nicht zum Ikonoklasten werden, um kreativ zu sein und intelligente Neunterpretationen zu schaffen.


    Ich denke, richtig verstanden bedeute die Bewahrung dessen, was wertvoll ist, an die eigenen Wurzeln zu gehen, an die kollektiven Ursprünge zu rühren, und damit letztendlich auch an die Grundfesten menschlicher Entwicklung, den Ursprung des Kosmos, den Sinn des Lebens.

  • Wie wäre es denn, wenn wir Schlösser niederreissen , Burgen abtragen und alte Kulturdenkmäler beseitigen würden? Entsprechend der oben angeführten Argumentation soll es ja ein Gesetz des Lebens sein, dass Neues geschaffen werden muss. Nur - gibt es nicht so etwas wie zeitlose Werte und unvergängliche Kunst? Es darf also nicht heißen entweder - oder, sondern sowohl als auch. Selbstverständlich muss Oper neu gedeutet werden, wenn diese Kunstform nicht museal verstauben soll. Genau so gibt es jedoch Inszenierungen, die so hervorragend gelungen sind, dass sie sich Kultcharakter erworben haben. Darüber hinaus gibt es auch eine Abstimmung mit den Füßen. Wenn das Publikum genau diese Inszenierungen liebt und immer wieder überdurchschnittlich zahlreich besucht, dann sollten solche Glücksfälle erhalten werden.


    Lieber Operus,


    solche Forderungen gab es ja schon mal - durch die Futuristen! :) Die Frage ist aber doch, ob die Tatsache, daß manche Inszenierungen Jahrzehnte wiederholt werden, nicht viel eher dem geschuldet ist, daß einfach das Geld für Neuinszenierungen fehlt. Und was denken die Regisseure selber? Viele Künstler darf man auf ihre "alten" Produktionen kaum ansprechen. Dann bekommt man zu hören: So wie damals würde ich das heute nie mehr machen, das kann und will ich mir selber gar nicht mehr anschauen bzw. anhören. Vielleicht ist es eher so, daß die betreffenden Regisseure denken: Ihr sollt nicht meine alten Klamotten bis zum Überdruß immer wieder aufführen, sondern mir oder einem anderen Kollegen die Gelegenheit bieten, etwas Neues zu machen. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Nach wie vor denke ich, dass es viel spannender wäre, neue Opern zu schreiben und entsprechend zu inszenieren, wenn man die Gegenwart abbilden will, anstatt dieses moderne Gedankengebäude einem historischen Werk überzustreifen. Da vertraue ich auch auf die Mündigkeit des Zuschauers, dass er sich selber seine Gedanken macht, ob die Barockoper, die er da sieht, heute noch bedeutsam ist oder nicht.


    Wie soll das denn in der Praxis funktionieren? Es gibt auf dem Spielplan die Publikumsreißer wie die Zauberflöte oder La Traviata und dann kommt so ein Stück, das niemand kennt und mit dem Stoff nichts anfangen kann. Es ist doch klar, was passiert: Die Zauberflöte ist ausverkauft und zur Barockoper findet sich ein esoterisches Häuflein von Barockfreaks ein. Nach spätestens einer Spielzeit wird das Stück dann abgesetzt mangels Interesse. Da muß man schon Anreize bieten, die so eine Aufführung attraktiv machen für einen größeren Publikumskreis.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose