Isabel Strauss (1928 - 1973)

  • Heute ist ihr 40. Todestag:


    [timg]https://fbcdn-sphotos-b-a.akam…_n.jpg;l;320;480;*;isabel Strauss[/timg]
    Strauss, Isabel, Sopran, * 1928 Gelsenkirchen, † 5.12.1973 Bern (Schweiz)
    Sie war die Tochter der Bühnenbildnerin Annemarie Strauss-Keim (* 1901).
    Ausbildung zur Sängerin an der Folkwangschule in Essen. 1958 debütierte sie am Stadttheater von Bern, wo sie auch später noch gern gastierte, in der Titelrolle von Puccinis »Manon Lesaut«.
    1959-60 war sie Mitglied des Landestheaters Darmstadt, 1961-65 des Opernhauses von Köln. Sie sang als Gast in München, 1962 und 1963 an der Grand Opéra Paris, 1962 an der Oper von Bordeaux, 1965 am Grand Théâtre Genf, 1968 in Toulouse. 1960 trat sie in Mexico City als Marie im »Wozzeck« von A. Berg auf. Weitere Gastspiele am Stadttheater (Opernhaus) von Zürich, in Amsterdam und Brüssel.
    Zu ihren großen Partien gehörten die Elektra in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss, die Brünnhilde im Ring-Zyklus, die Marie im »Wozzeck« von Alban Berg, die Martha in »Tiefland« von E. d'Albert und die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss.
    Das Ende ihrer Karriere wie ihres Lebens gestaltete sich tragisch. Nachdem sie am Landestheater von Oldenburg den Dirigenten Franz Janotha (1933-73) kennengelernt hatte, kamen beide in familiäre Schwierigkeiten, die ihnen ausweglos erschienen. Gemeinsam gingen sie freiwillig in in der Schweiz in den Tod, indem sie die giftigen Abgase ihres Autos in das Innere des verschlossenen Wagens leiteten.



    Die dramatische Stimme der Künstlerin ist durch zwei vollständige Opernaufnahmen erhalten, »Tiefland« auf Eurodisc mit Rudolf Schock als Partner, »Wozzeck« auf CBS.

    [Quelle:Großes Sängerlexikon, S. 23496]



    (Fotos von Manfred Krugmann, danke!)


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dieses Gedenken bewegt mich sehr. Danke, lieber Harald. Isabel Strauss ist mir nicht nur wegen ihres Schicksals nahe, ich schätze vor allem ihre Stimme, ihre Ausstrahlung als große Künstlerin. Zum Glück gibt es ja filmisches Material. Als ich zum ersten Mal ihre Marta im "Tiefland" hörte, wusste ich noch gar nichts von den Umständen ihres Todes. Will sagen: Diese sind kein Mitleidsbonus für meine Zuneigung. Die oben eingestellte CD-Ausgabe ist der Soundtrack einer Film-Version der Oper, die vor etlichen Jahren im Fernsehen lief. Es ist einer meiner liebsten Opernfilme, auch Schock ist sehr gut. Die Strauss hatte in ihrer Erscheinung etwas Madonnenhaftes, Leidendes. War das vielleicht eine Vorwegnahme ihres tragischen Endes? Die Stimme ist nicht eigentlich schön, die Wirkung liegt mehr im Ausdruck - ein bisschen wie bei der Borkh. Es ist etwas Herbes und Nervöses in ihrem Timbre. Die Verfilmung ist auch wegen Margarete Klose interessant, die zwar "nur" als Rosalia mitwirkt. Als ich den Film noch nicht kannte, wunderte ich mich immer, dass diese bedeutende Sängerin noch in so einer kleinen Rolle mitwirken muss. Der Film bietet die Erklärung. Es gibt da eine große tragische Szene, in der sie lediglich stumm agiert - und wie sie das macht! Da ich von filmischem Material sprach: In Paris wurde ein konzertanter "Lohengrin" abgefilmt, in dem sie die Ortrud ist. Ein großer Ausschnitt wurden vor einiger Zeit auf Classica gezeigt, nämlich die gesamte Szene mit Elsa (Elisabeth Grümmer) aus dem zweiten Aufzug. Betörend! Schließlich habe ich in meinem Archiv noch die Szene Zwischen Klingsor und Kundry aus "Parsifal" als Mitschnitt von 1965 aus Genf unter Leopold Ludwig. Der Klingsor ist Anton Metternich. Erstaunlich, wie ähnlich er seinem Bruder Josef ist.


    Mit herzlichen Grüßen Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe heute via e-mail einen Leserbrief erhalten, der einige kleine Korrekturen zu Beitrag Nr 1 enthält. Ich zitiere wörtlich:


    Zitat

    ...... würde mich aber freuen, wenn Sie im Thread zu Isabel Strauss folgende Korrekturen angeben würden: Das Oldenburger Theater war auch 1973 Staats-, nicht Landestheater. Der Dirigent Janota (ohne h) hieß Fritz, nicht Franz. Ich bin in Oldenburg aufgewachsen und erinnere mich sehr genau an das damalige Ereignis.
    Frau Strauss und Herrn Janota habe ich seinerzeit in der Premiere der Oldenburger „Götterdämmerung“ persönlich erlebt, Herrn Janota darüber hinaus auch an einem Diskussionsabend. Der Freitod der beiden war für ein (seinerzeit) jugendliches theaterbegeistertes Gemüt, wie soll ich sagen, beeindruckend. Es war eigenartig, nach 40 Jahren daran erinnert zu werden.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke an den Oldenburger Mitleser für seine Korrektur. Nehme solche Ergänzungen gerne entgegene, da die biographischen Daten über die Sängerin recht lückenhaft sind.
    Heute bekam ich ebenfalls eine Mail mit weiteren Informationen, die ich hier einstellen möchte:

    Zitat

    Isabel Strauss wurde am 15.04.1926 geboren, ihre Mutter war nicht die Bühnenbildnerin Strauss-Keim, ihre Eltern waren Alois und Margarethe Strauss ( geb. Engelke ) aus Gelsenkirchen.
    Sie studierte 1944 - 1949 an der Folkwang-Schule und war bereits 1950 in Essen engagiert .
    Ob sie dort jemals aufgetreten ist, ist fraglich, da sie 1950 einen Herrn Joachim Krauthammel heiratete und mit ihm nach Südamerika auswanderte.
    Dort änderte sie vermutlich auch ihren Vornahmen in Isabel, eigentlich hiess sie Margot Maria! In Santiago de Chile ist sie am Deutschen Theater auch als Schauspielerin aufgetreten, soll aber auch in Argentinien und Brasilien als Sängerin aufgetreten sein.
    Nach der Scheidung von Herrn Krauthammel war sie ab 1954 wieder in Deutschland .
    Sie heiratete dann den Schaupieler Til Kiwe ( Kiver ), in dessen Grab sie auch in München auf dem Südfriedhof begraben ist (ihre Mutter übrigens auch ).


    (Danke an Manfred Krug für die info und besonders Ulrich Mittelstaedt für seine umfassende Recherche.)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei einem der letzten Ölbronner Künstlertreffen konnte ich mit dem Dritten im Bunde, Herrn Kammersänger Gerd Feldhoff, ein sehr interessantes Gespräch über diese Tiefland-Produktion führen.
    Er, der Darsteller des Sebastiano, hatte sich noch sehr gut an die sehr intensive und fruchtbare Zusammenarbeit mit Isabel Strauss und Rudolf Schock, den Darstellern von Marta und Pedro erinnert.
    Die Gesangsaufnahme wurde 1963 unter Leitung von Hans Zanotelli im Tonstudio gemacht (Eurodisc/RCA/BMG). Der Film entstand 1964 im Auftrag des ZDF.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Ja, der Film ist sehr gut. "Rheingold 1876" hat ihn in seinem Beitrag Nr. 2 in dieser Rubrik ja auch schon lobend erwähnt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Stimmenlibhaber: Ja, der Film ist sehr gut. "Rheingold 1876" hat ihn in seinem Beitrag Nr. 2 in dieser Rubrik ja auch schon lobend erwähnt.


    Das kann ich nur bestätigen, denn ich habe ihn erst vor einigen Wochen zu Hause angeschaut. :thumbsup:

    W.S.

  • Ja, der Film ist sehr gut. "Rheingold 1876" hat ihn in seinem Beitrag Nr. 2 in dieser Rubrik ja auch schon lobend erwähnt.


    Hallo,


    ich habe den Film aus Amerika erhalten, die Bildqualität ist sehr grenzwertig, aber die Leistungen aller Sänger-Darsteller sind erstklassig.
    Die Aufnahme vom "Mädchen aus dem Goldenen Western", wo kann man die denn bekommen?


    Schöne Grüße
    wega

  • Die Aufnahme vom "Mädchen aus dem Goldenen Western", wo kann man die denn bekommen?

    Es handelt sich hier um eine DVD. Eine Aufzeichnung aus dem Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz vom 19.01.1964, Regie Arno Assmann.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Da das Foto von Isabel Strauss im Eröffnungsbeitrag von Harald Kral inzwischen weggefallen ist, möchte ich jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Sängerin in einem Ausschnitt aus dem bereits erwähnten "Tiefland"-Film zeigen und hören lassen. Die Tonqualität ist etwas herb. Meine Kopie klingt wärmer.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Im Netz (Facebook) bin ich dieser Tage auf ein Szenefoto aus der Oper "Im Schatten des Berges" von Horst Platen gestoßen. Es zeigt auch Isabel Strauss als Rona. Demnach dürfte die Oper, die mitte der 1960er Jahre nach dem Bühenstück "Die Nordwand" von Rudolf Klutmann entstand, auch verfilmt worden sei. Bisher war mir nur die akustische Auzfnahme des Bayerischen Rundfunks bekannt:


    Horst Platen (1884 – 1964)
    IM SCHATTEN DES BERGES
    Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks
    Dirigent Janos Kulka
    Aufgenommen 1965


    Org, Dorfwirt: Karl Christian Kohn
    Rona, seine zweite Frau: Isabel Strauss
    Ev, seine Tochter: Monika Dahlberg
    Bertel, sein Sohn: Karl-Heinz Peters
    Teuder, Sportlehrer: Fritz Uhl
    Der schiefe Hein: Richard Holm
    Kathrein: Eva-Maria Görgen
    Nobus: Max Proebstl
    Görges: Carl Hoppe
    Der Hollerbub: Friedrich Lenz


    Hat wer den Film gesehen?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Liebe Taminos,


    in Theaterkreisen heißt es, dass das 'wahre' Leben die größten Dramen schreibt. So gesehen, würde die Vita von Isabel Strauss den Stoff zu einer großen, tragisch endenden Oper liefern. Ich möchte den Beitrag Nr. 4 von Harald Kral, der auf den Recherchen der inzwischen verstorbenen Ulrich Mittelstaedt und Manfred Krugmann basiert, hier noch etwas ergänzen.


    Geboren als Margot Maria Strauss (15. 4. 1926) in Gelsenkirchen, begann sie 1944 ein Gesangsstudium an der Folkwang-Schule in Essen, das schon bald wegen Kriegseinwirkung unterbrochen werden musste und 1946 wieder aufgenommen wurde. Das Studium endete am 31. 5. 1950 mit einem Abschlusskonzert und einem Engagement an das Opernhaus Essen, das sie aber vermutlich nicht antrat, da sie - frisch verheiratet - bereits im Juli 1950 mit ihrem Mann nach Chile ging. Dort nahm die Sängerin den Vornamen "Isabel" an und trat gelegentlich in den südamerikanischen Metropolen (Santiago de Chile, Buenos Aires und Rio de Janeiro) auf, u. a. als Agathe ("Der Freischütz"), Mimi ("La Bohème"), Desdemona ("Otello"), Maddalena ("Andrea Chenier") und Saffi ("Der Zigeunerbaron"). Hauptsächlich aber war sie als Schauspielerin in den "Deutschen Kammerspielen" in Santiago de Chile zu sehen, dem einzigen ständigen deutschsprachigen Theater Südamerikas. (Es wurde von Sylvia Denzler, der Tochter des Schweizer Dirigenten Robert F. Denzler, geleitet.)


    Nach ihrer Scheidung ging Isabel Strauss 1954 zurück nach Deutschland. In München heiratete sie den Schauspieler Til Kiwe, bekam zwei Kinder und unterbrach ihre Gesangskarriere bis 1957. In diesem Jahr wurde sie für drei Spielzeiten Mitglied des Berner Stadttheaters als erste lyrisch-dramatische Sopranistin. Unter den Dirigenten Otto Ackermann, Robert F. Denzler und Fritz Janota interpretierte sie in Neu-Inszenierungen nacheinander Rollen wie die Senta, Fidelio-Leonore, Manon Lescaut, Amelia ("Simon Boccanegra"), Esmeralda ("NotreDame"), Agathe, Zarin Militrissa ("Das Märchen vom Zaren Saltan") und Desdemona.


    Und in Bern begann auch ihre tragische Liebe zu dem dortigen Chorleiter und Kapellmeister Fritz Janota (geboren am 15. 12. 1933 in Linz/Donau). Er hatte in Wien bei Hans Swarowsky studiert und kam über Luzern, Bern (1956-1960), Kiel, Ulm und Kassel 1967 als Generalmusikdirektor an das Staatstheater Oldenburg. Er setzte sich sehr für die moderne Musik ein - mit sogenannten 'Gesprächskonzerten' - und begann 1972/1973 einen neuen "Ring des Nibelungen" (mit Isabel Strauss als Brünnhilde); die vorgesehene "Walküre" konnte aus den bekannten Gründen nicht mehr realisiert werden. (Von der "Götterdämmerungs"-Vorstellung am 15. 9. 1973 ist ein Mitschnitt erhalten geblieben.) Fritz Janota war verheiratet und in der Ehe von Isabel Strauss hatte es zu kriseln begonnen. Til Kiwe, der eigentlich Eduard Heinrich Kiefer hieß (geboren am 7. 6. 1910 in Aachen) und sich zeitweilig Tilman Kiver nannte, war im Zweiten Weltkrieg ein hoch dekorierter Fallschirmjäger (Träger des "Eisernen Kreuzes"). Nach drei Jahren Kriegsgefangenschaft trat er als Unterhaltungssänger auf - er hatte in seiner Jugend Gesangs- und Schauspielunterricht genommen und während seines dreijährigen Ethnologie-Studiums ab 1934 in den USA das 'Studio of Dramatic Art' in Baltimore besucht. Bald folgten Engagements an mehreren Münchner Bühnen und ab 1950 kontinuierlich Rollen im Film und Fernsehen, was bedeutete, dass er oft wochenlang nicht daheim war. Zusätzlich drehte er für die "Unesco" internationale Dokumentarfilme, schrieb Drehbücher und arbeitete als Synchronsprecher und Regisseur. Til Kiwe starb am 30. 11. 1995 in München und wurde im Grab von Isabel Strauss auf dem Neuen Südfriedhof in München beigesetzt.


    Für die Sängerin war es sehr schwierig, ihren Verpflichtungen als Künstlerin wie auch ihrer Verantwortung als Mutter gerecht zu werden (obwohl sie ihre Mutter als Betreuerin für ihren Sohn und ihre Tochter zu sich nach München geholt hatte); eine Scheidung kam wegen der Kinder nicht in Frage. Die problematische familiäre Situation erlaubte es der Sängerin auch nicht, für längere Gastspiele oder Neuinszenierungen (mit oft langen Probenläufen) zur Verfügung zu stehen - deshalb beschränkte sie sich auch auf ein relativ kleines Kernrepertoire. So ging sie auch nach Bern nur lockere Verträge mit dem Landestheater Darmstadt (1959-1960) und dem Kölner Opernhaus (1961-1965) ein. Oft gastierte sie jedoch in Brüssel - meistens für mehrere Vorstellungen: "Die Walküre" (Sieglinde) 1962 / "Wozzeck" 1963 und 1966 / "Parsifal" 1964 und 1965 / "Der Ring des Nibelungen-Kurzfassung" 1963, 1965 und 1967 / "Die Frau ohne Schatten" (Färberin) 1968 / "Tannhäuser" (Venus) 1968 / "Lohengrin" (Ortrud) 1969. Auch in den Niederlanden ("Wozzeck" 1966 / "Die Götterdämmerung" als Brünnhilde 1967 / "Tannhäuser" als Venus 1968), in Frankreich (Paris 1962 "Die Götterdämmerung" als Gutrune und Dritte Norn / Paris 1964 "Parsifal" konzertant / Paris 1965 "Lohengrin" als Ortrud konzertant / Toulouse 1968 "Lohengrin" als Ortrud ) und in der Schweiz (Zürich 1961 "Fidelio" und 1962 "Die Macht des Schicksals" / 1964 "Parsifal" und 1965 "Wozzeck" - beides in Genf) hat Isabel Strauss gastiert; in London sang sie mit dem Ensemble der Hamburgischen Staatsoper 1966 die Färberin in "Die Frau ohne Schatten". Nach 1970 scheint die Sängerin nur noch selten aufgetreten zu sein; vermutlich ließen psychische Probleme eine Fortsetzung der Karriere nicht zu..


    Über das tragische Ende von Isabel Strauss und Fritz Janota hat Harald Kral bereits weiter oben berichtet - hauptsächlich dadurch sind beide der Nachwelt in Erinnerung geblieben. Mir ist die Sopranistin aber schon in den 60er Jahren ein Begriff gewesen durch ihre vier großen TV-Produktionen: "Tiefland" (ZDF/Accord-Film 1963), "Das Mädchen aus dem Goldenen Westen" (ARD/BR 1963), "Im Schatten des Berges" (ARD/BR 1965) und "Wozzeck" (ARD/WDR 1965). In meinem nächsten Beitrag werde ich die audio-visuelle Hinterlassenschaft von Isabel Strauss auflisten.


    Viele Grüße


    Carlo

    Einmal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Zeilenkorrektur

  • Lieber Carlo, besten Dank für Deinen kenntnisreichen und spannenden Bericht aus dem Leben von Isabel Strauss. Solche Texte lese ich außerordentlich gern. Nun bin ich auf den angekündigten Beitrag zur audio-visuellen Hinterlassenschaft der Sängerin gespannt. Ein Mitschnitt der "Götterdämmerung" hat sich also doch erhalten. Vielleicht verrätst Du uns auch, ob Du ihn selbst kennst oder gar in Deiner Sammlung hast. Zuletzt bin ich der Oper "Im Schatten des Berges" von Horst Platen in filmischer Version doch noch habhaft geworden. Jetzt konzentriert sich meine Suche auf den "Wozzeck" vom WDR. Man muss nur warten können. :) Für mich ist die Strauss nach wie vor eine der interessantesten Erscheinungen der jüngeren Operngeschichte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Taminos,


    heute schreibe ich über die visuellen Dokumente der Sängerin Isabel Strauss. Sie ist ja hauptsächlich durch den "Tiefland"-Fernsehfilm von 1963 (samt Schallplatten-Veröffentlichung) mit Deutschlands damals populärstem Tenor - Rudolf Schock - in Erinnerung geblieben. Drei weitere große TV-Produktionen ("Das Mädchen aus dem Goldenen Westen" - Bühnenmitschnitt von 1963 / "Wozzeck" - Ton von 1963, Bild von 1965 / "Im Schatten des Berges" - Bild und Ton von 1965) folgten. Diese Dokumente sind in klaren, nicht verwaschenen Bildern und natürlich in schwarz/weiß - Farbfernsehen gab es in der BRD erst ab August 1967 - und nur monophon (mit vorproduzierten Tonaufnahmen, sogenanntes Playback) erhalten geblieben. Sie sind so etwas wie ein 'Zeitspiegel' und es ist erkennbar, wie unverkrampft damals - ohne die oft überstrapazierten intellektuellen Deutungsweisen in den Bühnenaufführungen - versucht wurde, dem 'Durchschnittszuschauer' die Kunstform "Oper" nahe zu bringen. Da es auch nur zwei Fernsehprogramme gab, erreichte man einen viel größeren Zuschauerkreis als heute, wo im TV Opern nur in 'Nischen-Programmen' gesendet werden.


    Lt. meinen Unterlagen gab es folgende TV-Sendungen mit Isabel Strauss:


    "Tiefland" (d' Albert) Sebastiano - Gerd Feldhoff, Tommaso - Ivan Sardi, Moruccio - Ernst Krukowski, Marta - Isabel Strauss, Antonia - Alice Oelke, Pepa - Martha Musial, Rosalia - Margarete Klose, Nuri - Angelika Fischer, Pedro - Rudolf Schock, Nando - Karl-Ernst Mercker / RIAS-Kammerchor - Chorltg.: Günther Arndt / Berliner Symphoniker - Dirigent: Hans Zanotelli / Szenenbild: Karl Schneider / Kostüme: Gisela Appelt / Regie: Werner Kelch / Eine Co-Produktion der Accord-Film GmbH (Berlin) mit der Eurodisc Schallplatten GmbH (Gütersloh) im Auftrag des ZDF / Die Tonaufnahme entstand vom 7. bis 10. April 1963 in der Berliner Grunewaldkirche (Aufnahmeltg.: Fritz Ganss) mit anschließenden Dreharbeiten in den Studios der Accord-Film in Berlin. Das ZDF zeigte diesen Fernsehfilm erstmalig am 26. 1. 1964 mit einer Wiederholung am 19. 6. 1966. Die Schallplatten-Gesamtaufnahme (3 LPs) mit der zu Grunde liegenden Tonaufnahme erschien bereits im Herbst 1963 bei der Firma Eurodisc. (Ich habe diese Schallplatten und die TV-Sendung auf DVD. (Isabel Strauss ist eine berührende, verzweifelte Marta und Rudolf Schock macht durch Spielfreude wett, was ihm an 'Physique du rôle' fehlt. Die übrigen Sänger-Darsteller sind sehr glaubwürdig, allerdings ist die Nuri optisch deutlich zu 'erwachsen'.)


    "Wozzeck" (Berg) Wozzeck - Toni Blankenheim / Marie - Isabel Strauss / Der Tambourmajor - Hasso Eschert / Andres - Louis Devos / Der Hauptmann - Paul Kuen / L' Orchestre du Théâtre de la Monnaie, Bruxelles - Dirigent: André Vandernoot / Ausstattung und Inszenierung: Rudolf Küfner / TV-Regie: Jean-Marc Landier / Ausschnitte (40 Minuten) einer Bühnen-Aufführung, gesendet 1964 im Rahmen der TV-Serie 'Opéra, le mal aimé' der RTB (Radio-Télévision Belgique).


    "Wozzeck" (Berg) Wozzeck - Walter Berry / Marie - Isabel Strauss / Der Tambourmajor - Fritz Uhl / Andres - Alfred Vökt (Gerhard Unger) / Der Hauptmann - Albert Weikenmeier / Der Doktor - Karl Christian Kohn / Margret - Claudia Hellmann / Erster Handwerksbursch - Heiner Horn / Zweiter Handwerksbursch - Alfons Holte / Der Narr - Helmut Krebs / Ein Soldat - Richard van Vrooman / Mariens Knabe - Wilfried Müller / Kölner Kinderchor - Chorltg.: Hans-Günter Lenders / Kölner Rundfunkchor - Chorltg.: Herbert Schernus / Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester - Dirigent: Ferdinand Leitner / Szenenbild: Ekkehard Grübler / Kostüme: Brigitte Scholz / Regie: Hans Hartleb / Die Produktion wurde speziell für das Fernsehen geplant (im Playback-Verfahren mit Tonaufnahmen Ende Februar/Anfang März 1963) - allerdings konnten die TV-Aufnahmen erst im Juli 1965 im Düsseldorfer WDR-Studio vorgenommen werden. Da Gerhard Unger bei den Fernsehaufnahmen verhindert war, wurde der 'Andres' von dem Tenor Alfred Vökt (vom Opernhaus Dortmund) dargestellt. Diese "Wozzeck"-Verfilmung wurde in mehrere europäische Länder verkauft, aber im Deutschen Fernsehen nur einmal gezeigt (3. 10. 1965). Das Tonband wurde im Hörfunk des WDR am 20. 12. 1965 gesendet. Mir ist vor allem das intensive Spiel von Walter Berry - kaum wiederzuerkennen mit mittelblondem Stoppelhaar - und Isabel Strauss (die eine Blondine war, hier mit langen schwarzen Haaren) in Erinnerung geblieben. (Leider besitze ich von dieser TV-Sendung kein Video- oder Tonband.)


    "Im Schatten des Berges" (Horst Platen) Org, Gastwirt - Karl Christian Kohn / Rona, seine zweite Frau - Isabel Strauss / Berthel und Ev, Orgs Kinder aus 1. Ehe - Karlheinz Peters und Monika Dahlberg / Teuder, Sportlehrer - Fritz Uhl / Der schiefe Hein - Richard Holm / Nobus und Görres, Dörfler - Max Proebstl und Carl Hoppe / Der Hollerbub, Evs Freund - Friedrich Lenz / Kathrein, Witwe des Bergführers - Eva Maria Görgen / Chor und Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks / Chorltg.: Wolfgang Schubert / Dirigent: Janos Kulka / Szenenbild: Wolfgang Hundhammer / Kostüme: Charlotte Flemming / Regie: Wilm ten Haaf / Die etwas plakative Handlung dreht sich um eine Frau (Rona), die in einem Bergdorf der Hexerei beschuldigt wird. Die Musik von Horst Platen (1884 - 1964) ist spätromantisch beeinflusst und von starker Wirkung. Dieses vom Komponisten hinterlassene Musikdrama - er schrieb fünf Opern und zwei Operetten - wurde mit dieser TV-Produktion des Bayerischen Rundfunks (Sendung am 13. 6. 1965 in der ARD) uraufgeführt und ist meines Wissens bis heute nicht auf der Bühne nachgespielt worden. Isabel Strauss ähnelt in Maske und mimischem Ausdruck der großen Schauspielerin Maria Becker; die Stimme hat hier meines Erachtens etwas von der ursprünglichen Frische und dem berührenden Timbre verloren. (In meiner Sammlung befinden sich sowohl ein akustischer wie auch ein visueller Mitschnitt.).


    "Das Mädchen aus dem Goldenen Westen" (Puccini) Minnie - Isabel Strauss, Dick Johnson - Alfons von Goethem, Jack Rance - Heinz Friedrich, Nick - Heinrich Thoms, Jake Wallace - Erich Winkelmann, Ashby - Heinz Herrmann, Sonora - Claudio Nicolai, Trin - Willi Brokmeier, Bello - Fritz Graas, Harry - Harry Friedauer, Joe - Ekmar Veit, Happy - Werner Kotzerke, Jim Larkens - Egon Rossmann, Wowkle - Eva Maria Görgen, José Castro (hier: Pedro) - Ernst Sandleben, Ein Postillon - Thomas Lehrberger / Chor und Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz, München / Chorltg.: Hanns Haas / Dirigent: Kurt Eichhorn / Bühnenbild und Kostüme: Hainer Hill / Inszenierung: Arno Assmann / TV-Regie: Karl Heinz Hundorf / Irritierend sind die vielen kleinen Striche in der Partitur. Die Rolle des Sid ist mit dem Bello zusammengefasst und die Partie des Indianers Billy Jackrabbit (am Beginn des zweiten Aktes) ist komplett gestrichen. Gemäß einer damals oft geübten Praxis wurde die Oper 'kalt' (d. h. im leeren Theater) aufgezeichnet und das Publikum nur für den Schlussapplaus eingeblendet. Der als Schauspieler und Regisseur bekannt gewordene Arno Assmann - der übrigens später wie Isabel Strauss den Freitod wählte - war ab 1959 Intendant des Gärtnerplatztheaters und wechselte 1964 in gleicher Position an das Kölner Opernhaus. Er konnte diese Oper im Oktober 1962 sogar in einer Doppelbesetzung anbieten: alternativ zu Isabel Strauss, Alfons von Goethem und Heinz Friedrich sangen Frances McCann von der Deutschen Oper Berlin (Minnie), Anton de Ridder (Dick Johnson) und Howard Vandenburg (Jack Rance). (Auch das Leben von Frances McCann endete tragisch: sie wurde im März 1963 in Rom von einem eifersüchtigen Verehrer erschossen - die amerikanische 41jährige Sopranistin hinterließ einen Ehemann und vier Kinder.) Ich habe ein Video der Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks (ARD) vom 19. 1. 1964, das auch eine Erinnerung an den früh verstorbenen flämischen Tenor Alfons von Goethem von der Deutschen Oper am Rhein ist. Er und Isabel Strauss sind in dieser Oper überzeugende - und auch optisch sehr attraktive - Sänger-Darsteller.


    "Lohengrin" (Wagner) Am 22. 4. 1965 gab es in der Pariser Salle Pleyel eine konzertante Aufführung dieses Werks durch den ORTF (Office de la Radiodiffusion-Télévision Francaise) mit Elisabeth Grümmer (Elsa), Isabel Strauss (Ortrud), Wolfgang Windgassen (Lohengrin), Ernest Blanc (Telramund) und Kurt Böhme (König Heinrich). Richard Kraus dirigierte 'Choeurs et Orchestre National de l' ORTF Paris' . Ob die Oper vollständig oder nur in Teilen aufgeführt und aufgezeichnet wurde (Sendung am 8. 5. 1965 in der Reihe 'Prestige de la Musique' / TV-Regie: Denise Billon), ist mir nicht bekannt. Die 2. Szene des zweiten Aktes wurde vom INA (Institut National Audiovisuel) veröffentlicht und 2004 von der EMI auf eine DVD ("Great Opera Singers") gebrannt, die auch TV-Dokumente von Gundula Janowitz, Rita Streich, Tito Gobbi, Boris Christoff sowie die untenstehend genannten Ausschnitte aus "Parsifal" enthält. (Ich habe diesen "Lohengrin"-Ausschnitt auf einer Video-Kassette.)


    "Der Ring des Nibelungen" - Höhepunkte (Wagner) Unter dem Titel "Les sommets de la Tétralogie" sendete das Belgische Fernsehen RTB in der Serie 'Opéra, le mal aimé' am 17. 3. 1964 eine Zusammenstellung von Ausschnitten aus dem "Ring" mit Isabel Strauss als Sieglinde und Brünnhilde, Karl Liebl als Siegmund und Siegfried, Alfons Herwig als Wotan und Benno Kusche als Alberich. André Vandernoot dirigierte das Orchester des Théâtre de la Monnaie in Brüssel und Jean-Marc Landier war der TV-Regisseur. Allerdings kann ich in der Aufführungsstatistik des 'Theaters an der Münze' keinen Nachweis dafür finden. Dieser "Ring"-Verschnitt wurde aber im November 1965 (3 Aufführungen) und im Februar/März 1967 (5 Aufführungen) wiederholt: 1965 sangen Isabel Strauss (Sieglinde und Brünnhilde), Lise Sorrell (Gutrune), Claude Heater (Siegmund und Siegfried), Gerd Nienstedt bzw. Jules Bastin (Alberich und Hagen) unter André Vandernoot - 1967 war Richard Kraus der Dirigent mit Isabel Strauss (Sieglinde und Brünnhilde), Fritz Uhl (Siegmund und Siegfried), Franz Mazura (Wotan), Paul Kuen (Mime), Arwed Sandner (Alberich), Walter Coomans (Gunther) und Nicolas Christou (Hagen).


    "Parsifal" (Wagner) Am 13. 3. 1964 wurde in Paris (Salle Pleyel) dieses Werk - vermutlich nur in Ausschnitten - konzertant aufgeführt. Die Szene des Parsifal "Amfortas! Die Wunde!" ('a') aus dem zweiten Akt, die Szene Gurnemanz-Parsifal aus dem dritten Akt ab "So ward es uns verhießen" ('b') und das Finale ab "Nur eine Waffe taugt" sind auf der oben genannten DVD der EMI von 2004 enthalten - es singen Gottlob Frick und Wolfgang Windgassen. Ganz kurz (und stumm) ist Isabel Strauss zu sehen, die hier als Kundry mitgewirkt hat. 'Choeurs, Maîtrise et l' Orchestre Philharmonique de l' ORTF' werden von George Sebastian geleitet. Ich habe nur ein Video mit den Teilen 'a' und 'b' - hat jemand diese DVD und kann sagen, wer die übrigen Sänger sind (im Ausschnitt 'a' ist ein Sänger des Klingsor zu sehen)? Diese "Parsifal"-Ausschnitte sind auch auf einer DVD der Firma 'EuroArts' von 2001 enthalten, die noch zusätzlich Wagner-Aufnahmen (Isoldes Liebestod und 2 Wesendonk-Lieder) mit Gré Brouwenstijn bringt - 1968 mit Charles Bruck ebenfalls in Paris aufgenommen.


    "Parsifal" (Wagner) 'Rheingold1876' schreibt in seinem Beitrag Nr. 2, dass er einen Video-Ausschnitt der Szene Kundry-Klingsor mit Isabel Strauss und Anton Metternich (Genf 1965 unter Leopold Ludwig) hat. Ich kenne nur die Besetzungen Genf 1964 (Wolfgang Windgassen, Thomas Stewart, Hans Hotter, Victor de Narké - Titurel / Dirigent: Leopold Ludwig) und Brüssel 1964 bzw. 1965 (Hans Beirer und Marcel Vercammen bzw. Jean Cox, Heinz Imdahl bzw. Thomas Stewart, Gottlob Frick und Gerd Nienstedt bzw. Hans Hotter, Henri de Jonghe - Titurel, beide Jahre / Dirigent: Hendrik Diels - beide Jahre). In allen diesen Aufführungen haben Isabell Strauss und Anton Metternich mitgewirkt.


    In einem weiteren Beitrag werde ich die Tondokumente von und mit Isabel Strauss auflisten.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Liebe Taminos,


    hier nun die Angaben zu den Tonaufnahmen mit Isabel Strauss:


    "Tiefland" (d' Albert) Da diese Aufnahme der Firma Eurodisc das Tonband der Filmaufnahme vom April 1963 ist, sind nähere Angaben dazu meinem Beitrag Nr. 14, der die Film- und Fernsehdokumente mit Isabel Strauss auflistet, zu entnehmen. (Das Beilageheft zu der Schallplattenkassette vom Herbst 1963 enthält zahlreiche Szenenfotos und machte neugierig auf den Film, der erst im Januar 1964 gesendet wurde.)


    "Fidelio" (Beethoven) Don Fernando - Fridolin Mosbacher / Don Pizarro - Gottfried Fehr / Florestan - Theodor Bitzos / Leonore - Isabel Strauss / Rocco - Richard Bedel / Marzelline - Helga Kosta / Jaquino - Albert Kunz / Zwei Gefangene - Erich Fischhof und Karlis Bauers / Der Chor des Stadttheaters Bern und der Theater-Verstärkungschor - Chorltg.: Fritz Janota / Das Berner Stadtorchester - Dirigent: Robert F. Denzler / Inszenierung: Stephan Beinl / Ein Tonband der Aufführung vom 21. 9. 1957 befand sich im Nachlass der bekannten deutsch-schweizerischen Sängerin Helga Kosta (1920 - 2014).


    "Fidelio" (Beethoven) Don Fernando - Franz Crass / Don Pizarro - Hermann Uhde / Florestan - Herbert Schachtschneider / Leonore - Isabel Strauss / Rocco - Gerd Nienstedt / Marzelline - Edith Mathis / Jaquino - Manfred Schmidt / Der Chor der Bühnen der Stadt Köln (Opernhaus) - Chorltg: Hans Wolfgang Schmitz / Das Gürzenich-Orchester der Stadt Köln - Dirigent: Wolfgang Sawallisch / Inszenierung: Oscar Fritz Schuh / Wenn man Gerüchten glauben darf, wurde die Premiere dieser Oper (22. 10. 1961) zu Dokumentationszwecken intern mitgeschnitten. Vielleicht taucht die Aufnahme eines Tages auf, wie z. B. die Mitschnitte von "Don Giovanni" (1960) und "Rheingold" (1963) aus der Kölner Oper - beide unter Wolfgang Sawallisch - und das waren keine Rundfunk-Aufnahmen. (Isabel Strauss trat mit diesem "Fidelio" ihr Engagement in Köln offiziell an, nachdem sie dort bereits im Mai 1961 als Leonora in einer Neuinszenierung von "Die Macht des Schicksals" debütiert hatte.)


    "Wozzeck" (Berg) Die Tonaufnahme zu der TV-Produktion des WDR entstand Ende Februar/Anfang März 1963 im Kölner Funkhaus (Aufnahmeltg.: Karl O. Koch) und wurde erst am 20. 12. 1965 im Mittelwellenprogramm des WDR (in mono) gesendet. Die TV-Sendung war kurz vorher - am 3. 10. 1965 - über den Bildschirm gegangen. (Nähere Angaben hierzu in meinem Beitrag Nr. 14.)


    "Wozzeck" (Berg) Wozzeck - Walter Berry / Marie - Isabel Strauss / Der Tambourmajor - Fritz Uhl / Andres - Richard van Vrooman / Der Hauptmann - Albert Weikenmeier / Der Doktor - Carl Dönch / Margret - Ingeborg Lasser / Der Narr - Gerard Dunan / Zwei Handwerksburschen - Walter Poduschka und Raymond Steffner / Choeurs, Maîtrise et Orchestre du Théâtre National de l' Opéra, Paris / Chorltg.: Jean Laforge / Dirigent: Pierre Boulez / Aufgenommen im Februar 1966 in der Salle de la Mutualité, Paris (Produzent: Thomas Z. Shepard) / Ende Januar und Anfang Februar 1966 dirigierte Pierre Boulez in Paris sechs Vorstellungen der Wiederaufnahme dieser Oper, die im November 1963 in einer Inszenierung von Jean-Louis Barrault (mit Heiner Horn und Helga Pilarczyk) unter seiner Leitung zum ersten Mal in Frankreich aufgeführt und von Publikum und Kritik gefeiert wurde. In der Wiederaufnahme von 1966 sangen alternierend Walter Berry und Toni Blankenheim (Wozzeck), Erika Wien (Marie), Fritz Uhl (Tambourmajor), Richard van Vrooman (Andres), Gerhard Stolze (Hauptmann), Carl Dönch (Doktor) und Ingeborg Lasser (Margret). Die Verpflichtung für die Schallplattenaufnahme verdankten Isabel Strauss und Albert Weikenmeier ohne Zweifel der Fernsehsendung des WDR von 1965, die auch in Frankreich zu sehen war. (Die Aufnahme der CBS wurde seinerzeit mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet.) Einen Nachweis für Auftritte der Sopranistin in "Wozzeck" 1960 in Mexico-City (lt. Kutsch-Riemens) konnte ich bisher nicht finden.


    "Die Hochzeit des Figaro" (Mozart) Graf Almaviva - Gottfried Fehr / Gräfin - Isabel Strauss / Susanna - Helga Kosta / Figaro - Fridolin Mosbacher / Cherubino - Edith Oravez / Don Basilio - Albert Kunz / Doktor Bartolo - Richard Bedel / Marzelline - Melanie Geissler u. a. / Der Chor des Stadttheaters Bern - Chorltg.: Fritz Janota / Das Berner Stadtorchester - Dirigent: Robert F. Denzler / Im Nachlass von Helga Kosta befand sich auch dieser Tonband-Mitschnitt von 1959 - ein letztes Dokument des Bass-Baritons Fridolin Mosbacher, der im selben Jahr mit 37 Jahren in Bern den Freitod wählte.


    "Die schweigende Glocke" (Platen) Elvira - Isabel Strauss / Tonio - William Olvis / Der Priester - Herbert Brauer / Der Chor des Bayerischen Rundfunks - Chorltg.: Wolfgang Schubert / Die Regensburger Domspatzen - Ltg.: Hans Schrems / Das Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks - Dirigent: Hans Zanotelli / Eine Mono-Aufnahme des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahre 1965. / Diese einaktige Oper von Horst Platen wurde im damaligen 'Nordischen Rundfunk' (Norag) 1926 in Hamburg uraufgeführt, als er dort als Programmdirektor fungierte. Eine Bühnenaufführung kann ich nicht nachweisen. Das (relativ handlungsarme und religiös verbrämte) Werk handelt - wie so viele andere Opern auch - von der unerfüllten Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die im Tode vereint werden. (Die lyrisch angelegte Rolle der Elvira ist allerdings recht klein und wird von Isabel Strauss sehr gut interpretiert; im Mittelpunkt steht die Partie des Tonio, von William Olvis - von der Metropolitan Opera in New York - mit kompaktem, baritonalem Tenor gesungen und an Ernst Kozub erinnernd.)


    "Im Schatten des Berges" (Platen) Ob das Tonband zu dieser TV-Inszenierung von 1965 (siehe mein Beitrag Nr. 14) auch im Rundfunk gesendet wurde, weiß ich nicht. Die Musik dieser Oper von Horst Platen ist spätromantisch orientiert mit eindrucksvollen Tonballungen und sehr singbar. Allerdings muss man die Oper sehen, um den Handlungsablauf zu verstehen, da sich die Männerstimmen in dieser Mono-Aufnahme klanglich nicht sehr voneinander unterscheiden. Ich habe davon sowohl eine CD wie auch eine DVD. (Der 1964 in Bayern verstorbene Horst Platen arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg beim Bayerischen Rundfunk als Komponist für Hörspiele, teilweise unter dem Pseudonym 'Hermann Hiller'.)


    "Doktor Johannes Faust" (Reutter) Doktor Faust - Gottfried Fehr / Mephistopheles - Fridolin Mosbacher / Guter Geist - Isabel Strauss / Hans Wurst - Albert Kunz / Gretel - Lucia Wehr / Herzog von Parma - Fritz Peter / Herzogin von Parma - Chloe Owen / Der Berner Kammerchor und das Berner Stadtorchester unter der Leitung des Komponisten und Dirigenten Walter Furrer. Diese Oper von Hermann Reutter (1900 - 1985) aus dem Jahre 1936 variiert den Faust-Mythos und bringt Elemente des mittelalterlichen Hans-Wurst-Spiels in die personenreiche Handlung. Die Musik ist durchaus anhörbar und das Libretto von Ludwig Andersen (der auch den Text zur "Zaubergeige" von Werner Egk schrieb) eloquent und witzig - merkwürdig, dass das Werk so selten gespielt wird. Die Aufnahme von Radio Bern (vermutlich von 1958 und basierend auf der Neufassung der Oper von 1955) liegt mir in einer CD-Version vor - allerdings in sehr eingeschränkter Tonqualität. (Die mir genannten Besetzungsangaben sind leider unvollständig.)


    "Salome" (Strauss) Es hat nicht sollen sein: Für die Aufnahme dieser Oper im August 1963 in der Dresdner Lukaskirche war Isabel Strauss in der Titelrolle vorgesehen und wurde kurzfristig durch Christel Goltz ersetzt. Es war eine Co-Produktion der Kölner Electrola mit dem VEB Deutsche Schallplatten in Ost-Berlin, mit Aufnahme-Personal aus beiden deutschen Staaten. Die weiteren Sänger sind die Sopranistin (!) Siw Ericsdotter als Herodias, Helmut Melchert als Herodes, Ernst Gutstein als Jochanaan und Heinz Hoppe singt den Narraboth. Otmar Suitner dirigiert die Staatskapelle Dresden (das "Sächsische" wurde in der DDR unterschlagen). Die CDs stehen heute noch im Katalog der Firma Eterna/Edel Records. (Meines Wissens hat Isabel Strauss die "Salome" wohl nie gesungen und auch für die Partie der "Elektra" - lt. Kutsch/Riemens - finde ich keinen Beleg.)


    "Götterdämmerung" (Wagner) Siegfried - Karl Acher / Gunther - Günther Blanke / Hagen - Josef Greindl / Alberich - Paul Bicos / Brünnhilde - Isabel Strauss / Gutrune - Christel Patzschke / Waltraute - Elke Georg / Erste Norn - Johanna Görschler / Zweite Norn - Elke Georg / Dritte Norn - Christel Patzschke / Woglinde - Janice Harper / Wellgunde - Uta Trexler / Flosshilde - Doris Ziemer / Chor und Orchester des Oldenburgischen Staatstheaters - Dirigent: Fritz Janota / Es handelt sich um einen Privatmitschnitt der Premiere vom 15. 9. 1973 in annehmbarer Klangqualität, der sich in der Sammlung des im Dezember verstorbenen Manfred Krugmann befand; ich selbst habe die Aufnahme nur teilweise gehört. Was dieses Dokument so bestürzend macht: keine drei Monate später nahmen sich Isabel Strauss und Fritz Janota in einem Wald bei Kirchlindach in der Nähe von Bern mit Autoabgasen das Leben.


    Leider konnten alle meine Angaben nicht mehr in der wertvollen Magazin-Reihe "Stimmen, die um die Welt gingen..." - für die ich seit 2002 Beiträge verfasst habe - nicht mehr verwendet werden, da der Herausgeber Günter Walter auch im vergangenen Jahr verstorben ist. "Alles was ist, endet..."


    Viele Grüße und schöne Pfingst-Feiertage!


    Carlo

    Einmal editiert, zuletzt von Carlo () aus folgendem Grund: Zeilenkorrektur

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  • Lieber Carlo, Du hattest mich an anderer Stelle gefragt, ob ich Deine Beiträge zu Isabel Strauss gelesen haben. Habe ich, mehrfach sogar. Endlich weiß mal jemand genau Bescheid. :) Du hattest nach dem "Parsifal" mit Anton Metternich gefragt. Und darauf war ich noch nicht näher eingegangen. Sorry. Ich habe nur die Szene mit Klingsor als Tonspur. Mehr nicht. War es das, was Du wissen wolltest?


    Nach der "Götterdämmerung" verzehre ich mich in der Tat. Was ist nur aus der Sammlung von Manfred Krugmann geworden, der nicht mehr unter den Lebenden ist? Nur er drüfte den Mitschnitt besessen haben. Oder?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • hier nun die Angaben zu den Tonaufnahmen mit Isabel Strauss:


    Lieber Carlo,


    Deine Informationen habe ich mit großem Interesse studiert. Hab ganz herzlichen Dank dafür!
    Ich bin immer wieder - also nicht nur im Falle von Isabel Strauss - sehr beeindruckt, was man alles an Tageslicht fördern kann mit gründlicher und kenntnisreicher Recherche.


    Isabel Strauss habe ich öfter gehört. Meist in München. Sie war keine Stimme, die mich damals besonders interessiert hätte, aber sie war eine sehr starke Gestalterin. Besonders in eher abgelegenen Werken hat sie mich schon beeindruckt.
    Mit Deinen Wegweisungen werde ich mich mal etwas intensiver mit ihr beschäftigen. Vielleicht melde ich mich danach hier mal wieder.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, Rüdiger!


    Ich melde mich so spät auf Deinen Beitrag Nr. 16, weil es erst jetzt - sieben Monate nach Manfred Krugmanns Tod - zu einer Aufteilung seiner riesigen (akustischen) Hinterlassenschaft gekommen ist. Die Einzelheiten kann ich Dir telefonisch mitteilen. Die "Götterdämmerung" geht Dir in den nächsten Tagen zu.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • "Parsifal" konzertant / Paris 1965

    Der Mitschnitt wird im Institut national de l’audiovisuel (ina), dem französisches Rundfunk- und Fernseharchiv, aufbewahrt. Teile daraus waren bereits vor Jahren auf Classica gesendet worden. Darin ist die Kundry, Isabel Strauss, nur sitzend zu sehen. Daraus war zu schließen, dass es mehr geben muss als nur die seinerzeit verbreitete Szene aus dem dritten Aufzug, in der Wolfgang Windgassen den Parsifal und Gottlob Frick den Gurnemanz sang. Nun bietet das ina für eine geringe Gebühr auch die Szene der Kundry "Ich sah das Kind an seiner Mutter Brust", in die auch Parsifal einfällt, an. Es spielt das Orchestere Philharmonique de la RTF unter der Leitung von Georges Sebastian. Das Konzert fand 17. März 1964 im Salle Pleyal statt. Als Klingsor wird Heinz Imdahl genannt. Er tritt in den Ausschnitten aber nicht in Erscheinung. Hier zwei Screenshots:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Der Mitschnitt wird im Institut national de l’audiovisuel (ina), dem französisches Rundfunk- und Fernseharchiv, aufbewahrt. Teile daraus waren bereits vor Jahren auf Classica gesendet worden. Darin ist die Kundry, Isabel Strauss, nur sitzend zu sehen. Daraus war zu schließen, dass es mehr geben muss als nur die seinerzeit verbreitete Szene aus dem dritten Aufzug, in der Wolfgang Windgassen den Parsifal und Gottlob Frick den Gurnemanz sang. Nun bietet das ina für eine geringe Gebühr auch die Szene der Kundry "Ich sah das Kind an seiner Mutter Brust", in die auch Parsifal einfällt, an. Es spielt das Orchestere Philharmonique de la RTF unter der Leitung von Georges Sebastian. Das Konzert fand 17. März 1964 im Salle Pleyal statt. Als Klingsor wird Heinz Imdahl genannt. Er tritt in den Ausschnitten aber nicht in Erscheinung.


    Vielleicht kann ich hier ein bißchen helfen: tatsächlich wurden aus allen 3 Akten gespielt: aus dem 1. Akt, wo Imdahl den Amfortas gab, Frick den Gurnemanz und Windgassen den Parsifal. Aus dem 2. und 3. Akt wurden ebenfalls Ausschnitte gegeben, da hat Isabel Strauss die Kundry gesungen. Gefilmt wurde nur aus dem 2. und 3. Akt, aber alle Ausschnitte wurden über Rundfunk gesendet. Für mich ist Gottlob Frick hier unübertroffen - noch nie habe ich den Gurnemanz so genossen wie hier: wie menschlich er diese Rolle rein gesanglich wiedergibt!


    Herzliche Grüße,

    Maestro_Peter

  • aber alle Ausschnitte wurden über Rundfunk gesendet

    Danke für die Informationen. Ob sich wohl alle Auschnitte als Rundfunkband erhalten haben?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Heute erreichte mich ein Leserbrief folgenden Inhalts:


    Ein Duplikat des Leserbriefs findet sich in der Rubrik "Leserbriefe"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !