Der Tamino Adventskalender 2013


  • Liebe Freunde und Mitglieder unseres Forums


    Ich öffne das erste Türchen in unserem Adventskalender mit einer Geschichte, die ich im vorigen Jahr zufällig gefunden hatte. Sie hat mich sehr beeindruckt, stimmt in unserer kälter und gefühlloser werdenden Welt nachdenklich und ich stelle sie deshalb erneut ein. Möge uns die vierte Kerze "Hoffnung" als Symbol für alles Gute nie verlöschen.



    Die vier Kerzen


    Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war still. So still,
    dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen. Die erste
    Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße FRIEDEN. Mein Licht leuchtet,
    aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht.“
    Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.


    Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße GLAUBEN.
    Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts
    wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“ Ein Luftzug
    wehte durch den Raum, und die Kerze war aus.


    Leise und sehr traurig meldete sich die dritte Kerze zu Wort:
    „Ich heiße LIEBE. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen.
    Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst
    und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.“ Und mit einem
    letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.


    Da kam ein Kind in den Raum. Es schaute die Kerzen an und sagte:
    „Aber ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!“ Und fast fing es
    an zu weinen. Da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte:
    „Hab keine Angst. So lange ich brenne, können wir auch die anderen
    Kerzen wieder anzünden. Ich heiße HOFFNUNG.“


    Mit einem Hölzchen nahm das Kind Licht von dieser Kerze und
    erweckte die anderen Lichter Frieden, Glauben und die Liebe
    wieder zu Leben.


    (Elsbeth Bihler 1955-2001, Religionspädagogin)




    Ich wünsche Euch allen einen frohen und gesegneten 1. Advent und im Kreise
    Eurer Lieben eine friedliche, besinnliche Vorweihnachtszeit.


    Mit herzlichen Grüßen
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Liebe Taminos,


    ich will nun das zweite Türchen öffnen und habe eine Weile gebraucht, um etwas zu finden, das offensichtlich nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist. Verbunden mit meinem Beitrag ist auch mein Wunsch einer ruhigen Advents- und Weihnachtszeit für Euch und Eure Lieben.


    Dezemberlied


    Harter Winter, streng und rauch
    Winter, sei willkommen!
    Nimmst du viel, so gibst du auch,
    Das heißt nichts genommen!


    Zwar am Äußern übst du Raub,
    Zier scheint dir geringe,
    Eis dein Schmuck, und fallend Laub
    Deine Schmetterlinge,


    Rabe deine Nachtigall,
    Schnee dein Blütenstäuben,
    Deine Blumen, traurig all
    Auf gefrornen Scheiben.


    Doch der Raub der Formenwelt
    Kleidet das Gemüte,
    Wenn die äußere zerfällt,
    Treibt das Innere Blüte.


    Die Gedanken, die der Mai
    Locket in die Weite,
    Flattern heimwärts kältescheu
    Zu der Feuerseite.


    Sammlung, jene Götterbraut,
    Mutter alles Großen,
    Steigt herab auf deinen Laut,
    Segenübergossen.


    Und der Busen fühlt ihr Wehn,
    Hebt sich ihr entgegen,
    Lässt in Keim und Knospen sehn,
    Was sonst wüst gelegen.


    Wer denn heißt dich Würger nur?
    Du flichst Lebenskränze,
    Und die Winter der Natur
    Sind der Geister Lenze!


    (Franz Grillparzer)


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte mit einem Gedicht aufwarten, dass ich verfasst habe, so dass kein Problem bezüglich des Urheberrechts besteht.


    NACHT IM ADVENT


    die tiefen Glocken wummern und hämmern
    dröhnend stöhnen sie
    helle Glocken strotzen Töne
    und fallen sich ins Wort
    Frost friert meine Lippen blau
    schattiger Schnee bricht unter meinem Fuß
    Geläutfetzen wehen in der kalten Luft
    letztes Licht am Horizont
    schmaler Strahl schneidet durch die Fensterrahmen
    auf den gesprungenen Lippen wird der Atem zu Reif
    sie kräuseln sich zu einem Lächeln
    gleich bin ich da – und die Glocken lachen.

  • "L'essentiel est invisible pour les yeux." So steht es im "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupery. Nicht sehr adventlich, diese Geschichte, so möchte man meinen. Wenn es nicht Francis P. Curch gegeben hätte, einen ehemaligen Kriegsreporter und Autor der New York Sun.


    Die Zeitung gibt es schon lange nicht mehr. Aber ein Artikel vom 21.9.1897 hat dieses 1950 eingestellte Blatt unsterblich gemacht. Er stammt aus der Feder ebene jenes Francis P. Church. Der las in einer Zuschrift die Zweifel eines acht Jahre alten Mädchens, das auf den Namen Virginia hörte. Sie zweifelte, ob es denn einen Weihnachtsmann gäbe. Weihnachtsmann? Ich übersetze Santa Claus brav und gläubig christlich mit Nikolaus.


    Francis Church hatte den Krieg gesehen und darüber geschrieben, er kannte Leid und Elend von Angesicht zu Angesicht. Wenn man so will, sind sich in Virginia und Francis Zweifel am Glauben an die Zuversicht und Hoffnung und der starke und durch das Leben geprägte Wille, eben daran glauben zu wollen begegnet.


    "Is There a Santa Claus", so war der Titel des Leitartikels. Und Francis Church antwortete, nachdem er den Brief Virginias zitiert hatte, "Yes, Virginia, there is a Santa Claus".


    Die nachfolgende Übersetzung hält sich an das Original. Sie ist nicht verkürzt, verkitscht oder aufgehübscht. Und ich leite sie nun ein mit einem weiteren Satz von Saint-Ex: "On ne voit bien qu'avec le coeur". Die Lektüre des Textes wird offenbaren, was mich daran an Saint-Ex erinnert, der viele Jahre später die zitierten Sätze niederschrieb.


    „Mit Freude beantworten wir sofort und damit auf herausragende Weise die folgende Mitteilung und geben gleichzeitig unserer großen Freude Ausdruck, dass ihre gewissenhafte Autorin zu den Freunden der Sun zählt:


    Lieber Redakteur: Ich bin 8 Jahre alt. Einige meiner kleinen Freunde sagen,
    dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Papa sagt: ‚Wenn du es in der Sun
    siehst, ist es so.‘ Bitte sagen Sie mir die
    Wahrheit: Gibt es einen Weihnachtsmann?
    Virginia O’Hanlon.
    115 West Ninety-fifth Street.


    Virginia, deine kleinen Freunde haben unrecht. Sie sind beeinflusst von der Skepsis eines skeptischen Zeitalters. Sie glauben an nichts, das sie nicht sehen. Sie glauben, dass nichts sein kann, was ihr kleiner Verstand nicht fassen kann. Der Verstand, Virginia, sei er nun von Erwachsenen oder Kindern, ist immer klein. In diesem unseren großen Universum ist der Mensch vom Intellekt her ein bloßes Insekt, eine Ameise, verglichen mit der grenzenlosen Welt über ihm, gemessen an der Intelligenz, die zum Begreifen der Gesamtheit von Wahrheit und Wissen fähig ist.


    Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch die Sinne und den Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.


    Nicht an den Weihnachtsmann glauben! Du könntest ebenso gut nicht an Elfen glauben! Du könntest deinen Papa veranlassen, Menschen anzustellen, die am Weihnachtsabend auf alle Kamine aufpassen, um den Weihnachtsmann zu fangen; aber selbst wenn sie den Weihnachtsmann nicht herunterkommen sähen, was würde das beweisen? Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Sahst du jemals Elfen auf dem Rasen tanzen? Selbstverständlich nicht, aber das ist kein Beweis dafür, dass sie nicht dort sind. Niemand kann die ungesehenen und unsichtbaren Wunder der Welt begreifen oder sie sich vorstellen.


    Du kannst die Babyrassel auseinanderreißen und nachsehen, was darin die Geräusche erzeugt; aber die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann, noch nicht einmal die gemeinsame Stärke aller stärksten Männer aller Zeiten, auseinanderreißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe, Romantik können diesen Vorhang beiseiteschieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger.


    Kein Weihnachtsmann! Gott sei Dank! lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.“


    Noch 20 Tage bis zum Heiligen Abend! Ihr Lieben, ich wünsche Euch von Herzen ein stille, friedliche und besinnliche Adventszeit.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hier eine Empfehlung für ein Buch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzaubern kann: "Die Briefe vom Weihnachtsmann" von J.R.R. Tolkien, dem Autor von "The Hobbit" und "The Lord of the Rings". Am besten, man schlägt bei Amazon nach, da gibt es das als Buch auf englisch, auf deutsch und als Hörbuch. Im Hörbuch kommen die zauberhaften Bilder des Autors nicht so recht rüber.
    Dieses Buch hat Tolkien für seine Kinder verfasst, genauer, er schrieb ihnen jedes Jahr zu Weihnachten einen Brief vom Weihnachtsmann, der am Nordpol haust, der einen Assistenten hat, den Nordpolarbären, der viel anrichtet.


    Ein Kinderbuch, was auch für Erwachsene ein großes Vergnügen ist, zum Vorlesen, zum Verschenken - was will man mehr.
    Und - garantiert kennt das keiner!





    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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  • Liebe Taminos und Paminas,


    zum Nikolaustag möchte ich im Britten-Jahr eine meiner liebsten Kompositionen Benjamin Brittens vorstellen:


    Benjamin Britten: Saint Nicolas Op.42 (1948)


    Spärlich sind die historischen Fakten über Nikolaus. Im 4. Jahrhundert wird er Bischof in der kleinasiatischen Stadt Myra gewesen sein. Er muss sich als großzügiger und hilfsbereiter Mann einen Namen gemacht haben, denn schon bald wird er verehrt, und viele Legenden erzählen von z.T. wunderbaren Taten. So hat er drei junge Frauen vor dem Verkauf in ein Bordell bewahrt, er hat seine Stadt vor Hunger und die Kinder vor dem Verkauf in die Sklaverei geschützt und sogar drei ermordete Kinder zu neuem Leben erweckt. Sein Todestag am 6. Dezember wird zum Gedenktag für diesen Mann.



    Im 9. Jahrhundert weiß Methodius in seiner Romanbiografie viel über den großherzigen und wundertätigen Kirchenmann zu erzählen. Die göttliche Dreizahl ist ein Leitmotiv in den meisten dieser Erzählungen.


    Besonders im mittelalterlichen England genießt St. Nikolaus eine besondere Verehrung, und an den Küsten sind ihm viele Kirchen geweiht. Durch seine Nähe zu den Kindern, durch seinen Todestag in der Vorweihnachtszeit und durch seine Freigiebigkeit wird er bald in die Nähe des Weihnachtsfestes und seiner Bräuche gerückt.


    Als Benjamin Britten zum hundertjährigen Jubiläum des Lancing College ein Werk schreiben soll, verfasst er eine Kantate – man könnte das Werk auch ein kleines Oratorium nennen - zu Ehren des heiligen Nikolaus. Nikolaus war der Schutzpatron der am Meer gelegenen Schule und auch der Schutzheilige der Kinder.


    Es ist übrigens sein erstes Werk für Kinderstimmen. Vielleicht hat Peter Pears, ein ehemaliger Schüler dieses College, mit dazu beigetragen, dass Britten diese Aufgabe erhielt. Der Text dieser Kantate stammt von Eric Crozier, der acht Legenden aus dem Leben des Heiligen wiedergibt und in den Texten der Kantate die besondere Gläubigkeit und Güte des Nikolaus von Kindheit an schildert.



    Die Uraufführung der Kantate fand auf dem Aldeburgh Festival statt. Peter Pears sang den Solotenor, und der Schülerchor aus dem Lancing College wurde mit anderen Schulchören verstärkt. Das Werk wurde ausdrücklich als Musik komponiert, die mit den musikalischen und gesanglichen Möglichkeiten einer Schule umsetzbar ist: Streicher, Orgel, Klavierduett und Schlagzeug bilden dabei das „Orchester“. Allerdings wurde das Amateurorchester durch ein paar Berufsmusiker unterstützt. Ob das Werk wirklich durch Amateurmusiker aufgeführt werden kann, weiß ich nicht. Kurz nach dieser Aufführung wurde das Werk dann auch auf der Jubiläumsfeier des Lancing College aufgeführt.


    Inhalt:


    I. Einleitung
    Die Einleitung hat den mystischen Charakter einer Heraufbeschwörung des Nikolaus. Homophone Chorstellen wechseln sich mit dem Tenoristen ab.


    II. Die Geburt des Nikolaus
    Im zweiten Teil geht es um die Geburt Nikolaus' und die Willkommensgrüße der Menschen und der Natur. Neben der orchestralen Begleitung singen nur die Sopran- und Altstimmen des Chores sowie der junge Nikolaus, dessen Gesangspart von einem Knaben übernommen wird.
    Es wird beschrieben, wie Nikolaus geboren wurde, wie das Wasser in seiner Badewanne „Willkommen“ plätschert, wie er mit offenen Augen untertauchte, schwamm und rief: „God be glorified!“ - Gott sei gelobt! Dieser Ausruf kommt mehrfach vor, jeweils nach Stationen seine Lebens wie Geburt, Taufe, Erwachsen-Werden…., und er wird immer als Knaben-Solo gesungen, außer beim Schluss-Ausruf. Diesen singt nach einer dramatischen Steigerung der Lebenserzählung bis hin zum Ruf der Nachbarn „Nicolas wird ein Heiliger!“ wieder der Tenor-Solist.


    III. Nikolaus weiht sein Leben Gott
    Der dritte Part besteht aus dem Gelübde Nikolaus', seinen Leben Gott zu weihen und zu widmen. Der Chor schweigt in diesem Teil.


    IV. Er fährt nach Palästina
    Die Reise Nikolaus' nach Palästina ist eine naturalistische Ausmalung, wenn die Klaviere durch das stete Auf und Ab in ihrer Partitur eine Wellenbewegung oder auch die ins Wasser eintauchende Ruder darstellen. Auch das Aufkommen des Sturmes und die abflauenden Winde werden deutlich ausgedrückt. In diesem Teil kommt erstmals der kleine Kinderchor auf der Galerie zum Einsatz; aus dem Chor singen nur die Männerstimmen.


    V. Nikolaus kommt nach Myra und wird zum Bischof gewählt
    Nikolaus' Ankunft in Myra und seine Wahl zum Bischof wird zuerst durch homophone Chorsätze in Begleitung der Orgel in Abwechslung mit dem Galeriechor dargestellt. Auf die Homophonie folgt eine Fuge des Chores, welche in einen feierlichen Choral, welcher auch von der Gemeinde mitgesungen wird, mündet.


    VI. Nikolaus' Erzählung aus dem Gefängnis
    Der sechste Teil behandelt die Christenverfolgung und Nikolaus' Jahre in Gefangenschaft. Auch in diesem Teil schweigt der Chor.


    VII. Nikolaus erweckt drei Knaben wieder zum Leben
    Der siebte Abschnitt beginnt mit dem verzweifelten Suchen der Myraner nach drei Knaben namens Johann, Tim und Mark. Darauf findet Nikolaus die toten Kinder und erweckt sie wieder zum Leben. Der Abschnitt endet mit dem Halleluja-Gesang der drei Knaben, des Galeriechors und des Gesamtchors.


    VIII. Seine Frömmigkeit und seine wunderbaren Werke
    Nach der exemplarischen Wundertat folgt im achten Teil der Dank und Preis deren, denen Nikolaus in der Not half. Weitere seiner Taten werden in kurzen Abschnitten behandelt.


    IX. Der Tod des Nikolaus
    Nach den letzten Worten des Nikolaus besingt der Chor unisono (einstimmig) seinen Weggang ins Jenseits. Es wird noch der Schluss des Vater-unser-Gebets und der Schluss des 100. Psalms gesungen, bevor der abschließende Choral die Kantate feierlich beendet.



    Zwei Einspielungen der Kantate gefallen mir besonders gut:


    Benjamin Britten:
    St.Nicolas-Cantata op.42
    + Hymn to St. Cecilia

    Anthony Rolfe Johnson, Bridge, Corydon Singers, Matthew Best
    Label: Hyperion (Helios)


    und natürlich:


    Benjamin Britten:
    St.Nicolas-Cantata op.42
    Aufnahme vom Aldeburgh Festival 1955

    Pears, Hemmings, Britten und Aldeburgh Festival Choir & Orchestra


    Ich wünsche euch allen einen schönen Nikolaustag,
    mit freundlichen Grüßen von der Nordseeküste, an der es viele Nicolai- und St. Nikolauskirchen gibt, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ein Cello unter Tannenbäumen


    Als Cello ich dereinst gehörte
    'nem jungen Mann, an dem mich störte,
    dass er zwar herrlich Cello spielte
    doch nie Gewinn damit erzielte.


    Man zahlte schlecht - kein Mensch versteht es.
    Stets reisten wir deshalb per pedes.
    Das viele Rumpeln drin im Kasten
    fing mein Gemüt an zu belasten.


    Auch war mir bang, dass mein Patron es,
    - in Anbetracht des knappen Lohnes -
    erwägt, mich etwa zu verkaufen,
    um dann die Kröten zu versaufen.


    Wer solchem zu entrinnen sucht,
    denkt unwillkürlich auch an Flucht.
    Und eines Tages auf 'ner Wiese
    kam die Gelegenheit für diese.


    Mein alter Kasten war kaputt
    und ihn zu öffnen klappte gut.
    Ein Plumps in’s Gras, zum Rand der Lichtung
    fand ich sehr schnell die richt‘ge Richtung.


    Ich kroch geschwind zu ein paar Hecken,
    um mich dort möglichst zu verstecken.
    Dort sprach ein Busch: „Bist du aus Holz?“
    Ich sagte „ja“ ganz voller Stolz.


    „Aha, und dieser Stab mit Haaren,
    die Drähte an den Wirbelpaaren?
    Ich muss dir das Asyl verwehren.
    Kriech weiter zu den Koniferen!“


    Recht deprimiert ob dieser Panne
    kroch ich voran zu einer Tanne.
    Der große Baum war durchaus nett -
    aus Tannennadeln war mein Bett.


    In jener Nacht wurd’s deutlich kälter.
    Ein Schneesturm fegte durch die Wälder.
    Am Tag danach - oh welch ein Schreck -
    da sah ich Leute vorm Versteck.


    Bevor ich aber ganz verzagte,
    zu mir die Tanne leise sagte:
    „Die Männer sind vom nächsten Ort.
    Man braucht bloß kleine Tannen dort.“


    Doch ach, vom Baum ein Zapfen fiel,
    der hatte meinen Bauch als Ziel.
    Den Lärm vernahm ein alter Mann,
    der ganz erstaunt nun näher kam.


    Er hielt ein Bäumchen in der Linken
    und ich ließ alle Hoffnung sinken.
    Wir kamen bald zu seinem Haus
    ich musste rein, der Baum blieb draus.


    Im Haus war‘s warm und schnell ich sah,
    das Weihnachtsfest war wohl sehr nah.
    Und tags darauf begann das Schmücken.
    Der Baum erweckte mein Entzücken.


    Bevor sie dann zur Kirche gingen,
    tat man auch mich zum Glänzen bringen
    und legte mich zum Weihnachtsbaum.
    Wir funkelten - man glaubt es kaum.


    Vom Kirchgang war man bald zurück
    und strahlte, denn zu aller Glück
    war nun dabei der große Sohn,
    und - ei der Daus! - ich kannt‘ ihn schon.


    Doch jener keineswegs verhehlte,
    dass ihm was Wesentliches fehlte,
    denn ihm fiel einfach nicht mehr ein,
    wo denn sein Cello könnte sein.


    Der alte Mann auf mich nun wies
    - der Sohn sogleich den Herrgott pries.
    Er schien mich wirklich zu vermissen.
    Jetzt quälte mich doch das Gewissen.


    Es kamen dann noch mehr Geschwister.
    Bei Kerzenlicht, Kamingeknister
    hat man in jener Freudennacht
    natürlich auch Musik gemacht.


    Der junge Herr ist heut ein Star -
    die Rechnungen bezahlt er bar.
    Ein weicher Kasten - nicht der morsche -
    gehört nun mir - und wir fahr´n Porsche !


    Zu Weihnacht kehr‘n wir immer heim
    zu jenem Haus am Wiesenrain.
    Doch wie ich ihm entkommen war,
    das ist dem Mann noch heut nicht klar.



    alles, alles Gute zur Weihnachtszeit
    Euer seicento




  • Alexander Puschkin ist ein Meister in der Kunst, mit minimalen Mitteln eine ungeheure Spannung zu erzeugen. Das werden die schon erfahren haben, die seine Pique-Dame gelesen haben.

    Leider ist er in Deutschland wenig gelesen. Da er als Poet auf dem gleichen Niveau wie Goethe steht, ist das etwas unverständlich.

    Nur kurz war sein Leben, er fiel als 37-Jähriger im Duell, doch was er geschaffen hat, ist gewaltig, sowohl bezüglich der Menge wie auch der Qualität.

    Bei der Wahl der Gedichte, die ich hier vorstelle, dachte ich an Puschkins Kunst, das Übernatürliche und Gespenstische zu schildern, wie es am Beispiel der "Pique-Dame" und im "Schneesturm" zu sehen ist.

    Im Gegensatz zu E.A. Poe spürt man jedoch eine gewisse Ironie und innerliche Distanz des Dichters bei den Spukgeschichten.


    Neben Bodenstedt´s habe ich mit freundlicher Genehmigung des Insel-Verlages auch eine neuere Übersetzung für "Die Dämonen= Die bösen Geister" gewählt und mich hierbei für das Sprachgenie und früheren Redenschreiber für zwei Bundespräsidenten (Scheel und Weizsäcker) Michael Engelhard entschieden. Ich halte Engelhards für die beste.


    Damit unsere russisch-sprechende Freunde nicht zu kurz kommen, habe ich die 2 Originale auch dabei.


    Für das Rätsel am Schluss bitte ich im Thread "Ameisenrätsel" zu antworten




    Die bösen Geister


    Ziehn die Wolken schwer und dunkel,

    Flockt der Schnee und stürmt's mit Macht;
    Birgt sich Mond, und Sterngefunkel,
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    In dem Schnee ist kein Geleise;
    Klingt das Glöckchen: din — bin — bin ...
    Schaurig ist's auf nächt'ger Reise,
    Wenn man selbst nicht weiß: wohin?


    Vorwärts, Kutscher!... »Gerne führ' ich,
    Doch den Pferden wird's zu schwer,
    Und vor Schneegestöber spür' ich
    Selbst kein Licht im Auge mehr!
    Hat der Teufel sich verschworen
    Gegen uns, führt uns im Kreis;
    Haben uns im Schnee verloren,
    Daß ich keinen Ausweg weiß!


    Sieh, dort, gräßlich von Geberbe
    Schielt er, zischt, giebt keine Ruh,
    Speit nach mir — die scheuen Pferde
    Ködert er dem Abgrund zu.
    Wie ein Pfahl mir gegenüber
    Taucht' er eben auf und stand,
    Dann als Funken mir vorüber
    Blitzt' er zischend und verschwand.«


    Ziehn die Wolken schwer und dunkel,
    Flockt der Schnee und stürmt's mit Macht;
    Birgt sich Mond- und Sterngefunkel,
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    Plötzlich starr die Pferde stehen,
    Und das Glöckchen klingt nicht mehr —
    Was ist dort im Feld zu sehen?
    Stürzen Wölfe auf uns her?


    Heult es, stürmt es, zischt es, dunkelt's
    Immer mehr, das Dreigespann
    Schnaubt, und bäumt sich, — sieh, dort funkelt's
    Wie zwei Augen, schleicht heran!
    Aufgeschreckt die Pferde fliehen,
    Klingt das Glöckchen: din — din — din...
    Fern seh' ich die Geister ziehen
    Ueber's weiße Schneefeld hin!


    Scheint der Mond. In wilden Weisen
    Zahllos, zwerghaft wie sie sind,
    Auf und ab die Geister kreisen,
    Blättern gleich im Herbsteswind.
    Hu! das ist ein schaurig Klingen!
    Doch, wer mag den Sinn verstehn?
    Ob sie Hochzeitsreigen schlingen,
    Ob ein Todtenfest begehn?


    Ziehn die Wolken schwer und dunkel,
    Flockt der Schnee und stürmt's mit Macht,
    Birgt sich Mond- und Sterngefunkel,
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    Fliehn, in größern Schwärmen immer,
    Wolkenwärts der Geister Reih'n,
    Ihr Geheul und ihr Gewimmer
    Zittert mir durch Mark und Bein...


    Aus dem Russischen von
    Friedrich Martin Bodenstedt.



    DIE DÄMONEN


    Wolken jagen, Wolken dunkeln;
    In des Schneesturms wilder Macht
    Läßt der Mond die Flocken funkeln;
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    Und ich fahr durch Sturmeswogen;
    Und die Glöckchen din-din-din ...
    Fahre, fahre fortgezogen
    Furchtbar fremde Wege hin!


    »Schneller, Kutscher! ...« - »Wird nicht gehen:
    Herr, die Pferde sind es leid;
    Und ich kann im Sturm nichts sehen;
    Und der Weg ist ganz verschneit;
    Keine Spuren, kannst mich schlagen;
    Ach, wir sind verirrt. Was tun ?
    Böse Geister ziehn und jagen
    Uns von allen Seiten nun.


    Seht sie hier- und dorthin stäuben,
    Und sie blasen und sie spein;
    Seht - nun kommen sie und treiben
    Uns in eine Schlucht hinein.
    Dort gleich einem Riesenstamme
    Ragt es aus dem Schnee heraus;
    Dort wie eine kleine Flamme
    Blitzt’s und lischt im Finstern aus.«


    Wolken jagen, Wolken dunkeln;
    I n des Schneesturms wilder Macht
    Läßt der Mond die Flocken funkeln;
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    Plötzlich stehen unsre Pferde;
    Und die Glöckchen schweigen still;
    »Seht, was ragt dort aus der Erde?
    « »Sträucher, Wölfe - sag’s, wer will.«


    Stürme wüten, Stürme heulen;
    Pferde stampfen mit Geschnauf;
    Stürme ziehn vorbei und eilen;
    Augen glühn im Dunkel auf;
    Endlich kann ich weiterfahren;
    Und die Glöckchen din-din-din ...
    Und ich seh: die Geisterscharen
    Über weiße Flächen ziehn.


    Grenzenlos und mißgestaltig
    In des trüben Mondes Strahl
    Kreisen Geister mannigfaltig
    Wie das Herbstlaub ohne Zahl...
    Wohin treiben all die Schatten?
    Welch ein Lied klagt dort so laut?
    Ob sie einen Geist bestatten,
    Gilt es einer Hexenbraut ?


    Wolken jagen, Wolken dunkeln;
    In des Schneesturms wilder Macht
    Läßt der Mond die Flocken funkeln;
    Trüb der Himmel, trüb die Nacht.
    Schar an Schar die Geister eilen,
    Auf nach oben, himmelwärts,
    Und ihr Winseln und ihr Heulen,
    Es zerreißt mir fast das Herz ..


    Übersetzung Michael Engelhard



    Alexander Puschkin
    БЕСЫ.


    Мчатся тучи, вьются тучи;
    Невидимкою луна
    Освещает снег летучий;
    Мутно небо, ночь мутна.
    Еду, еду в чистом поле;
    Колокольчик дин-дин-дин...
    Страшно, страшно поневоле
    Средь неведомых равнин!


    «Эй, пошел, ямщик!..» — «Нет мочи:
    Коням, барин, тяжело;
    Вьюга мне слипает очи;
    Все дороги занесло;
    Хоть убей, следа не видно;
    Сбились мы. Что делать нам!
    В поле бес нас водит, видно,
    Да кружит по сторонам.


    Посмотри: вон, вон играет,
    Дует, плюет на меня;
    Вон — теперь в овраг толкает
    Одичалого коня;
    Там верстою небывалой
    Он торчал передо мной;
    Там сверкнул он искрой малой
    И пропал во тьме пустой».


    Мчатся тучи, вьются тучи;
    Невидимкою луна
    Освещает снег летучий;
    Мутно небо, ночь мутна.
    Сил нам нет кружиться доле;
    Колокольчик вдруг умолк;
    Кони стали... «Что там в поле?» —
    «Кто их знает? пень иль волк?»


    Вьюга злится, вьюга плачет;
    Кони чуткие храпят;
    Вот уж он далече скачет;
    Лишь глаза во мгле горят;
    Кони снова понеслися;
    Колокольчик дин-дин-дин...
    Вижу: духи собралися
    Средь белеющих равнин.


    Бесконечны, безобразны,
    В мутной месяца игре
    Закружились бесы разны,
    Будто листья в ноябре...
    Сколько их! куда их гонят?
    Что так жалобно поют?
    Домового ли хоронят,
    Ведьму ль замуж выдают?


    Мчатся тучи, вьются тучи;
    Невидимкою луна
    Освещает снег летучий;
    Мутно небо, ночь мутна.
    Мчатся бесы рой за роем
    В беспредельной вышине,
    Визгом жалобным и воем
    Надрывая сердце мне...




    DER BRÄUTIGAM


    Drei Tage war das Kaufmannskind
    Natascha nicht zu sehen;
    Dann läuft sie heim als wie der Wind,
    Weiß nicht, was ihr geschehen.
    Und Vater, Mutter drängen sie,
    Zu sagen, wo sie war und wie.
    Sie weint auf alle Fragen
    Und will schier ganz verzagen.


    Die Mutter sinnt, der Vater sinnt,
    Sie soll sich offenbaren,
    Und lassen endlich von dem Kind
    Und haben nichts erfahren.
    Natascha wurde, wie sie war,
    Ward rot und heiter ganz und gar
    Und sitzt mit ihren Schwestern
    Am Tor wie ehegestern.


    Und eines Tages, wie immer, sitzt
    Zugleich mit Nachbars Mädchen
    Natascha dort am Tor - da blitzt
    Ein Schlitten in das Städtchen.
    Darinnen lenkt ein junger Mann
    Das kühne, wilde Dreigespann,
    Geschmückt mit prächtigen Decken -
    Und alles flieht voll Schrecken.


    Er hält vor ihr, er schaut sie an,
    Natascha schaut herwider,
    Es stürmt hinweg der junge Mann,
    Sie sinkt zur Erde nieder.
    Sie flieht, so schnell sie kann, nach Haus.
    »Er! er! ich kenn ihn!« ruft sie aus,
    »Er ist’s! Legt ihn in Ketten!
    Ach Gott, wer soll mich retten?«


    Betrübt hört man im Haus sie schrein,
    Ratlos und voller Schrecken;
    Der Vater spricht: »O Kindchen mein,
    Jetzt mußt du mir’s entdecken.
    Wer kränkte dich, so sag es nur,
    Zeig uns zumindest eine Spur.«
    Nataschas Tränen strömen.
    Kein Wort ist zu vernehmen.


    Da kommt, beim nächsten Morgenlicht,
    Die Werberin gewandelt.
    Sie lobt Natascha sehr und spricht
    Zum Vater und verhandelt:
    »Ihr habt die War, den Käufer ich;
    Ein junger Mann, wie sicherlich
    So stattlich und behende,
    Man keinen bessern fände.


    Ist reich, gescheit und braucht sich nicht
    Vor andern zu verneigen,
    Und weil es ihm an nichts gebricht,
    Kann er als Herr sich zeigen;
    Er schenkt dem Bräutchen, bald, ich wett,
    Ein Pelzchen, eine Perlenkett
    Und goldne Ring und Bänder
    Und Goldbrokatgewänder.


    Im Schlitten sah vor einem Tag
    Er sie am Tore stehen;
    Wie wär’s, die Hand drauf,
    Schlag auf Schlag, Die Hochzeit zu begehen?«
    Sie ißt und red’t ohn Unterlaß
    Und denkt an dies und denkt an das;
    Die Maid fühlt sich erblassen
    Und weiß sich nicht zu fassen.


    Der Vater spricht: »Gut - ich verstand’s
    Drum nimm mit Gottes Gnade,
    Natascha mein, den Hochzeitskranz:
    Fürs Stübchen bist zu schade.
    Du kannst nicht immer Mädchen sein
    Und singen wie ein Schwälbelein,
    Du mußt ein Nestchen bauen
    Und auch nach Kindern schauen.«


    Natascha lehnt sich an die Wand
    Und möchte etwas sagen -
    Und wird von Schluchzen übermannt,
    Von Lachen und von Klagen.
    Und schnell reicht ihr die Werberin
    Ein Krüglein kalten Wassers hin,
    Das Restchen spritzt in Tröpfchen
    Sie auf Nataschas Köpfchen.


    Das ganze Haus ist schreckensbleich.
    Das Kind erholt sich eilig,
    Steht auf und spricht:
    »Ich folge euch, Was ihr begehrt, ist heilig.
    Es sei der Bräutigam bestellt,
    Backt Brote für die ganze Welt,
    Braut Met, es kann nicht schaden,
    Und laßt den Richter laden.«


    »Das willst du wirklich, Engel, ja?
    Ich geb mit vollen Händen
    Dir alles hin!« Das Fest ist da;
    Man kocht an allen Enden.
    Die Ehrengäste kommen, schaut!
    Zu Tische führt man schon die Braut;
    Die Ehrenjungfern singen,
    Horch - Schlittenschellen klingen.


    Der Bräutigam - nun geht’s zum Mahl.
    Hell klingen alle Becher,
    Man lärmt, es kreist der Rundpokal;
    Berauscht sind bald die Zecher.


    Der Bräutigam
    »Was mag nur, liebe Freunde mein,
    Mit meinem schönen Bräutchen sein?
    Sie ißt nichts, mag nichts sagen,
    Welch Kummer mag sie nagen ?«


    Die Braut spricht zu dem Bräutigam:
    »Ich sag’s, das ist das Rechte.
    Ein Leid mein Herz gefangennahm,
    Ich weine Tag und Nächte:
    Ein böser Traum rieht mich zugrund.«
    Der Vater spricht: »So tu ihn kund!
    Erzähl uns, liebe Seele,
    Was dich bedrückt, erzähle!«


    »Ich war im Traum«, Natascha spricht,
    »In einen Wald gegangen,
    Es war schon spät; des Mondes Licht
    War bleich und dunstverhangen;
    Ich war vom Wege abgeirrt:
    Im Dunkel hat sich nichts gerührt,
    Das Rauschen nur aus Föhren
    Und Fichten war zu hören.


    Und plötzlich ist, als wär es doch
    Kein Traum, ein Haus zu sehen.
    Ich rufe - Schweigen rings. Ich poch -
    Nichts regt sich. Und mit Flehen
    Mach ich die Türe auf. Ich geh
    Hinein, seh Kerzen brennen; seh -
    Seh Gold und Silber flimmern
    Und Pracht und Reichtum schimmern.«


    Der Bräutigam


    »Was ist denn gar so schlimm daran?
    Du wirst in Reichtum prassen.


    Die Braut
    »Hört mich erst, Herr, zu Ende an.
    Auf Gold- und Silbertassen,
    Auf Tuch, Damast und Goldbrokat,


    Auf Teppiche, auf all den Staat
    Ließ ich die Blicke schweifen
    Und könnt es kaum begreifen.


    Da - Pferde in des Waldes Ruh...
    Sie nahn zu meinem Schrecken.
    Ich mache schnell die Türe zu
    Und such mich zu verstecken.
    Ich höre viele Stimmen schrein...
    Zwölf Männer treten nun herein
    Und mit den zwölf ein Täubchen,
    Ein schönes zartes Weibchen.


    Sie machen Lärm, vors Heiligenbild
    Denkt keiner hinzutreten;
    Die Mütz auf, setzen sie sich wild,
    Und keiner denkt ans Beten.
    Der Älteste sitzt obenan,
    Rechts neben ihm der jüngste
    Mann Und links von ihm das Täubchen,
    Das schöne, zarte Weibchen.


    Sie schreien, lachen, stoßen an,
    Ein wüstes Zechgelage ...«


    Der Bräutigam


    »Was ist denn gar so schlimm daran,
    Das kündet lustige Tage.«


    Die Braut


    »Hört mich erst, Herr, zu Ende an.
    Sie trinken weiter, Mann für Mann,
    Und die Pokale dröhnen,
    Das Weib nur sitzt in Tränen.


    Sie ißt nicht, trinkt nicht, starrt und schweigt
    Und sitzt in tiefem Leide,
    Der Älteste ein Messer zeigt,
    Wetzt pfeifend seine Schneide;
    Der Schuft sieht auf des Mädchens Kopf,


    Ergreift auf einmal ihren Zopf,
    Sticht zu - und haut dem Weibe
    Die rechte Hand vom Leibe.«


    »Das sind mir«, spricht der Bräutigam,
    »Ja richtige Luggeschichten!
    Sie sind, mein Bräutchen, wundersam,
    Doch schlimm sind sie mitnichten.«


    Sie schaut ihn an, starr, unverwandt.
    »Und diesen Ring trug wessen Hand?«
    Fragt sie - mit einem Male
    Schweigt alles still im Saale.


    Und nieder springt der Ring und klirrt,
    Der Schuft will, bleich, sich retten;
    Die Gäste sind bestürzt, verwirrt,
    Der Richter ruft: »Bringt Ketten!«
    Er wird gefaßt, die Tat entdeckt,
    Das Todesurteil bald vollstreckt.
    Die Braut rühmt man noch heute!
    Das war mein Lied, ihr Leute.


    Übersetzung Michael Engelhard




    Das Rätsel:


    Drei Ameisen wollten am 3. Mai 1491 von Hamburg nach Amerika reisen.
    Wegen des regen Verkehrs auf der Straße gingen sie hintereinander und um sich die Zeit zu vertreiben, gaben sie sich gegenseitig Rätsel auf.


    Die erste Ameise sagte: Hinter mir gehen 2 Ameisen.
    Die zweite Ameise sagte: Vor mir geht eine Ameise und hinter mir geht eine Ameise.
    Die dritte Ameise sagte: Vor mir gehen 2 Ameisen und hinter mir geht eine Ameise.


    Wie das? Die Lösung ist allerdings mathematisch korrekt.


    Einen schönen Advent wünscht Allen
    hami1799











  • Das fehlende Original für den "Bräutigam" wird hier nachgereicht.


    ЖЕНИХ


    Три дня купеческая дочь
    Наташа пропадала;
    Она на двор на третью ночь
    Без памяти вбежала.
    С вопросами отец и мать
    К Наташе стали приступать.
    Наташа их не слышит,
    Дрожит и еле дышит.


    Тужила мать, тужил отец,
    И долго приступали,
    И отступились наконец,
    А тайны не узнали.
    Наташа стала, как была,
    Опять румяна, весела,
    Опять пошла с сестрами
    Сидеть за воротами.


    Раз у тесовых у ворот,
    С подружками своими,
    Сидела девица — и вот
    Промчалась перед ними
    Лихая тройка с молодцом.
    Конями, крытыми ковром,
    В санях он стоя правит,
    И гонит всех, и давит.


    Он, поровнявшись, поглядел,
    Наташа поглядела,
    Он вихрем мимо пролетел,
    Наташа помертвела.
    Стремглав домой она бежит.
    «Он! он! узнала! — говорит, —
    Он, точно он! держите,
    Друзья мои, спасите!»


    Печально слушает семья,
    Качая головою;
    Отец ей: «Милая моя,
    Откройся предо мною.
    Обидел кто тебя, скажи,
    Хоть только след нам укажи».
    Наташа плачет снова.


    И более ни слова.
    Наутро сваха к ним на двор
    Нежданая приходит.
    Наташу хвалит, разговор
    С отцом ее заводит:
    «У вас товар, у нас купец;
    Собою парень молодец,
    И статный, и проворный,
    Не вздорный, не зазорный.


    Богат, умен, ни перед кем
    Не кланяется в пояс,
    А как боярин между тем
    Живет, не беспокоясь;
    А подарит невесте вдруг
    И лисью шубу, и жемчуг,
    И перстни золотые,
    И платья парчевые.


    Катаясь, видел он вчера
    Ее за воротами;
    Не по рукам ли, да с двора,
    Да в церковь с образами?»
    Она сидит за пирогом,
    Да речь ведет обиняком,
    А бедная невеста
    Себе не видит места.


    «Согласен, — говорит отец; —
    Ступай благополучно,
    Моя Наташа, под венец:
    Одной в светелке скучно.
    Не век девицей вековать,
    Не всё косатке распевать,
    Пора гнездо устроить,
    Чтоб детушек покоить».


    Наташа к стенке уперлась
    И слово молвить хочет —
    Вдруг зарыдала, затряслась,
    И плачет и хохочет.
    В смятенье сваха к ней бежит,
    Водой студеною поит
    И льет остаток чаши
    На голову Наташи.


    Крушится, охает семья.
    Опомнилась Наташа
    И говорит: «Послушна я,
    Святая воля ваша.
    Зовите жениха на пир,
    Пеките хлебы на весь мир,
    На славу мед варите,
    Да суд на пир зовите».


    «Изволь, Наташа, ангел мой!
    Готов тебе в забаву
    Я жизнь отдать!» — И пир горой;
    Пекут, варят на славу.
    Вот гости честные нашли,
    За стол невесту повели;
    Поют подружки, плачут,
    А вот и сани скачут.


    Вот и жених — и все за стол.
    Звенят, гремят стаканы,
    Заздравный ковш кругом пошел;
    Всё шумно, гости пьяны.


    Жених


    «А что же, милые друзья,
    Невеста красная моя
    Не пьет, не ест, не служит:
    О чем невеста тужит?»


    Невеста жениху в ответ:
    «Откроюсь наудачу.
    Душе моей покоя нет,
    И день и ночь я плачу:
    Недобрый сон меня крушит».
    Отец ей: «Что ж твой сон гласит?
    Скажи нам, что такое,
    Дитя мое родное?»


    «Мне снилось, — говорит она, —
    Зашла я в лес дремучий,
    И было поздно; чуть луна
    Светила из-за тучи;
    С тропинки сбилась я: в глуши
    Не слышно было ни души,
    И сосны лишь да ели
    Вершинами шумели.


    И вдруг, как будто наяву,
    Изба передо мною.
    Я к ней, стучу — молчат. Зову —
    Ответа нет; с мольбою
    Дверь отворила я. Вхожу —
    В избе свеча горит; гляжу —
    Везде сребро да злато,
    Все светло и богато».


    Жених


    «А чем же худ, скажи, твой сон?
    Знать, жить тебе богато».


    Невеста


    «Постой, сударь, не кончен он.
    На серебро, на злато,
    На сукна, коврики, парчу,
    На новгородскую камчу
    Я молча любовалась
    И диву дивовалась.


    Вдруг слышу крик и конский топ...
    Подъехали к крылечку.
    Я поскорее дверью хлоп
    И спряталась за печку.
    Вот слышу много голосов...
    Взошли двенадцать молодцов,
    И с ними голубица
    Красавица девица.


    Взошли толпой, не поклонясь,
    Икон не замечая;
    За стол садятся, не молясь
    И шапок не снимая.
    На первом месте брат большой,
    По праву руку брат меньшой,
    По леву голубица
    Красавица девица.


    Крик, хохот, песни, шум и звон,
    Разгульное похмелье...»


    Жених


    «А чем же худ, скажи, твой сон?
    Вещает он веселье».


    Невеста


    «Постой, сударь, не кончен он.
    Идет похмелье, гром и звон,
    Пир весело бушует,
    Лишь девица горюет.


    Сидит, молчит, ни ест, ни пьет
    И током слезы точит,
    А старший брат свой нож берет,
    Присвистывая точит;
    Глядит на девицу-красу,
    И вдруг хватает за косу,
    Злодей девицу губит,
    Ей праву руку рубит».


    «Ну это, — говорит жених, —
    Прямая небылица!
    Но не тужи, твой сон не лих,
    Поверь, душа-девица».
    Она глядит ему в лицо.
    «А это с чьей руки кольцо?»
    Вдруг молвила невеста,
    И все привстали с места.


    Кольцо катится и звенит,
    Жених дрожит бледнея;
    Смутились гости. — Суд гласит:
    «Держи, вязать злодея!»
    Злодей окован, обличен,
    И скоро смертию казнен.
    Прославилась Наташа!
    И вся тут песня наша.

  • Ich wünsche mir in diesem Jahr mal Weihnacht, wie es früher war.


    Kein Hetzen zur Bescherung hin, kein Schenken ohne Herz und Sinn.


    Ich wünsche mir eine stille Nacht, frostklirrend und mit weißer Pracht.


    Ich wünsche mir ein kleines Stück von warmer Menschlichkeit zurück.


    Ich wünsche mir in diesem Jahr ´ne Weihnacht, wie als Kind sie war.


    Es war einmal, schon lang ist´s her, da war so wenig so viel mehr.



    In diesem Sinne allen Taminos noch schöne Vorweihnachtstage von La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Auch wenn sie schon oft über hundert Jahre alt sind, kennt selbst das Kind von heute mindestens eines dieser Gattung. Besonders zur Weihnachtszeit werden sie aus den Kisten hervorgekramt und wie schon früher beflügeln die Geschichten die Fantasie der Menschen. Natürlich blieben auch die Komponisten nicht von dem Reiz der mal grausamen, mal herzlichen Geschichten verschont. Das heutige Türchen soll einen Blick auf - ihr habt es bestimmt schon erraten – Märchen werfen. Genauer, Märchen die vertont worden. Allerdings nehme ich Abstand von den altbekannten Werken wie Humperdincks Hänsel und Gretel oder Tschaikowskis Nussknacker. Nein, das Türchen ist den unbekannteren skandinavischen Komponisten und ihren Werken gewidmet.



    Ein wahrlicher Märchenkomponist war der Däne August Enna. Geboren 1859 in Nakskov auf der Insel Lolland zog er mit elf Jahren in die Dänische Hauptstadt Kopenhagen wo er wohl den ersten Kontakt zu den Märchen Hans Christian Andersens bekam. So entstanden während seiner Laufbahn Ballette wie Die Hirtin und der Schornsteinfeger sowie Opern wie Die Prinzessin auf der Erbse, Ib und das kleine Mädchen sowie sein wohl berühmtestes Werk – der Einakter Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern. Alle Werke sind nach H.C. Andersens unvergesslichen Geschichten entstanden. Die letztgenannte Oper wird dank ihrer spritzigen Melodien und der raffiniert-farbigen Orchestration noch heute mal gespielt und wurde auch von Label CPO aufgenommen. Neben diesen Opern komponierte Enna noch die symphonischen Bilder Märchen. Musik von nächtlichen Ritten über Gondelmusik bis in den Orient, allerdings ohne Programm. Dem Hörer ist es somit selbst überlassen, zu welchen Geschichten er die Musik hören möchte.



    Auch ein weiterer Däne versuchte sich an einer Märchenmusik. Peter Erasmus Lange-Müller, neben Gade einerder Urväter Dänischer Musik vertonte das nationalromantische Märchen Der var engang (= Es war einmal ) von Holger Drachmann. Die Handlung: Der Prinz von Dänemark und sein treuer Freund Kasper sitzen in der Burg als ein fahrender Händler denbeiden Waren anbietet. Sie kaufen ein Spiel, einen Kessel, der einem alles verrät was über einen gesagt wird wenn er kocht, sowie das Bildnis der Prinzessin von Illyrien. Der Prinz will ihr Herz zu erobern und sucht als Freier ihr Schloss auf. Er wird abgewiesen mit den Worten, dass sie lieber eine Lumpenprinzen heiraten und Tongeschirr auf dem Markt verkaufen möchte. Darauf verkleiden sich Kasper und der Prinz als Zigeuner und warten vor dem Schloss. Als die Prinzessin kommt und die beiden mit ihrem Spielzeug und dem magischenKessel sieht will sie beides kaufen. Doch nur gegen einen Kuss und eine Nacht mit dem verkleideten Prinzen bekomme sie diese Gegenstände, so der verkleidete Prinz. Sie willigt ein. Des Nachts schläft er als Zigeuner verkleidet an ihrem Fußende. Als die bewachenden Hofdamen eingeschlafen sind, gibt der Prinz ein Zeichen und der König sowie Kasper treten ein und beschuldigen die Prinzessin der Hexerrei mit dem Zauberkessel. Sie solle mit ihren Zigeuner aus dem Land gejagt werden, da der werbende Prinz sonst Illyrien einnehmen werde. So flüchteten die Prinzessin und der Zigeuner an den Dänischen Fjord, wo sie eine alte Töpferhütte ihr neues Zuhause nennen. Am Markttag haben sie einen Stand mit Töpferwaren. Als der Prinz sie kurz verlässt, kehrt er erneut verkleidet als Soldat wieder und spottet ihr, bis er bei einer Schlägerei ihren Stand zerstört. Weinend kehrt sie allein nach Hause zurück. Der Prinz taucht wieder als Zigeuner verkleidet auf und kündigt an als Wildschütz in den Wald zu ziehen. Doch sie fällt ihm um den Hals und fleht ihn an zu bleiben, sie liebe ihn doch!
    Die Hochzeit am Königsschloss wird vorbereitet. Die Prinzessin taucht auf um Speisereste für ihren „kranken Gatten“ zu holen, als plötzlich Kasper hereinkommt und berichtet, dass die Hochzeit des Prinzen in Gefahr ist, da die zukünftige Gattin krank geworden. Eine Ersatzprinzessin wird gesucht. Das Brautkleid passt nur der armen Töpferprinzessin und so muss sie als Stellvertreterin einspringen. Sie trifft sich mit dem bald heiratenden Prinzen und gesteht, dass sie als Töpferin glücklich geworden ist. Als er befielt ihr Haus abzubrennen erkennt sie, dass er und der Zigeuner den sie lieben gelernt hat dieselbe Person sind. Freudig erklingt das Mittsommerlied.


    Lange-Müller komponierte zu diesem Märchen eine wahrlich fantastische Partitur, die nicht nur Freunden des skandinavischen Musik gefallen wird. Eingängige Lieder, passend zur jeweiligen Situation ( mal z.B. nur mit Cembalo ), festliche Chöre und das zum Volkslied gewordene Mittsommerlied Vi elsker vort land sind mit der raffinierten Orchestration zum Hit in Dänemark geworden. Meine herzlichste Empfehlung für die Weihnachtstage, zumal Michael Schønwandt wirklich alles aus der farbenprächtigen Partitur herausholt.




    Auch der Finnische Chopin des Nordens Selim Palmgren versuchte sich an Märchenmusik und schrieb die Schauspielmusik zu Cinderella, einer Adaption von Grimms Aschenputtel. Ganz offensichtlich ist die Nähe zu Tschaikowsky's Musik. Auch Palmgren arbeitet viel mit Streicherpizzikatti, setzt raffiniert das Schlagwerk ein und kehrt ganzlich von seinem sonst impressionistisch, nordisch-dunklen Stil ab.


    Bereits die Ouvertüre läutet mit Glockspiel und verspielten Holzbläsermelodien das Märchen ein. Weitergeführt mit fröhlichen Tamburinrhythmen reiht sich nun ein hübscher Einfall an den nächsten. Eine etwas behäbige Pastorale scheint anschließend Cinderellas Arbeit im Haus der ungeliebten Stiefmutter zu charakterisieren. Nach einem kleinen Scherzo folgt dann der Marsch der Goldgräber, den ich dem Märchen allerdings nicht zuordnen kann. Vielleicht aber auch nur ein metaphorischer Begriff für den Adel? Ohne wirklich deutlichen Marschrhythmus lässt Palmgren ein gewaltiges musikalisches Bild entstehen. Beim anschließenden Cinderella Walzer darf man allerdings keinen Konzertwalzer alá Tschaikowsky erwarten. Ebenfalls den ¾-Takt verhüllend, wird zuerst eine Cantilene Cellomelodie vorgestellt, die von den Streicher aufgenommen wird. Vielleicht tanzt Cinderella immer in Sorge vor dem Glockenschlag? Der abschließende Epilog nimmt die melancholische Stimmung des Walzers erstmal auf, bevor ein ferner Hornruf die Flöten wieder lustig, von trillernden Streichern begleitet, aufspielen lässt. Dies ist jedoch von kurzer Dauer, und die Stimmung schwank wieder um, bis Streicherpizzikatti die kleine Märchenmusik beenden. Das Werk kann jeder auf youtube anhören.Eine kommerzielle Aufnahme scheint es nicht zu geben.



    Natürlich darf in dieser kleinen Aufzählung auch Aladdin nicht fehlen, ein orientalisches Märchen, welches besonders die skandinavischen Komponisten zu großartigen Werken mit exotischen Touch anregte. Neben Niels Gade und Kurt Atterberg erreichte besonders Carl Nielsen mit seiner Bühnenmusik zu Adam Oehlenschlägers Version des Werks einen Bekanntheitsgrad. Die Handlung kennt fast jeder. Alladin findet eine Wunderlampe in der Dschinn, ein Flaschengeist lebt, mit dessen Hilfe Aladdin wohlhabend sowie mächtig wird und die Tochter des Sultans heiraten kann. Obgleich die ganze Theatermusik 80 Minuten dauert, wird meist die etwa 25 minütige Suite gespielt. Mit einem orientalischen Festmarsch, mehreren mitreißenden Tänzen und dem musikalischen Bild Der Marktplatz in Ispahan, bei dem auf raffinierte Weise die verschiedenen Menschengruppen auf dem Platz charakterisiert werden, gelingt es Nielsen voll in die Welt des Orients einzutauchen. Bei der vollständigen Musik sind zudem zwei Sänger sowie ein Chor gefordert. So erhält dort auch der Dschinn seine eigene Musik.


    (c) wikipedia.org (c) cizglimasallar.blogspot.com


    Neben Carl Nielsen, versuchte sich ein weiterer Nielsen – Ludolf Nielsen an einem exotischen Märchen. Es entstand das Ballett Lackschmi!
    Die Handlung: Die Rani ist mit ihrem Gefolge am Ufer eines Flusses, auf den junge Frauen zukunftsvorraussagende Lampen treiben lassen. Sie hat Interesse am Prinzen Devadatta gezeigt, der jedoch recht abwesend ist. Beide werden vom Wachbefehlshaber Veramadeva beobachtet. Ein Schlangenbeschwörer nimmt am Ufer platz. Padmavati kommt mit Ino an den Fluss. Ino's Lampe wurde von Padmavati weggenommen und lässt sie gegen Inos Willen auf den Fluss treiben, wo die Lampe ins Schilf treibt – Unglück ist vorrausgesagt. Als der Prinz darauf Ino weinen hört, kommt er zu ihr und küsst der - insgeheim in ihn Verliebte - die Tränen von den Wangen. Daraufhin löst sich plötzlich die Lampe aus dem Schilf. Beide verlieben sich ineinander und werden argwöhnisch von der Rani und Veramadeva beobachtet. Die Rani befielt den Prinzen sie zu verlassen und ihr in den Palast zu Folgen. Wachbefehlshaber Veramadeda will Ino für sich haben und schwört dem Prinzen Rache. Aus unerfindlichen Gründen wird von der Wache der Schlangenbeschwörer Uraga gefangen genommen. Er bittet um Freilassung und bietet einen grünen Edelstein an. Die Besitzerin des Steins ist die Schlange, die jedem einen tödlichen Biss gibt, der den Stein trägt. Veramadeda nimmt den Stein ansich.


    Der Stein wurde in eine Krone eingearbeitet und soll beim Gartenfest am Palast, bei dem auch der Beschwörer anwesend ist, verschenkt werden. Die Tänzer erscheinen beim Auftritt der Rani und des Rajah. Ino wird bei einer Art Stocktanzwettbewerb als Trophäe angeboten. Der Wachbefehlshaber ist der freudige Sieger, jedoch macht ihm Prinz Devadatta Ino streitig und fordert zum Schwertkampf. Diesen gewinnt er und schenkt dem Verlierer das Leben. Als Folge seines Siegs sind die Rani und Veramadeva wütend. Da der letztgenannte einsieht, dass er Ino niemals haben werde, schenkt er ihr die Krone für ihre Tanzvorstellung, doch der Prinz nimmt es ihr weg und setzt es der Rani als Geschenk auf, die es huldvoll annimmt.Der Schlangenbeschwörer beginnt sein Spiel und die Schlange geht auf die Rani los. Als pflichtbewusste Wache geht Veramadeva dazwischen und empfängt den tödlichen Biss und stirbt. Die Rani möchte die geschenkte Krone nicht behalten und wirft sie auf den Palastvorplatz. Beim Zersplittern des Edelsteins kommt eine Flamme heraus, die den ganzen Palast verschlingt.


    (c) Jens Cornelius


    Wie auch Carl Nielsen komponiert Ludolf Nielsen eine Partitur voller Exotik! Rhytmische Tänze, orientalische Pentatoniken und Bitonalität sorgen für den nötigen exotischen Touch in der Musik. Mit seiner farbenreichen Instrumentierung und den fantastischen Melodieeinfällen ist es kein Wunder, dass dieses Werk
    sein größter Erfolg wurde!



    Ich hoffe mit diesem kleinen Text Euer Interesse für Märchenmusik geweckt zu haben. Meisterwerke sind mit Ausnahme von Carl Nielsens Aladdin und Lange-Müllers Der var engang es nicht, wobei Ludolf Nielsens Lackschmi schon nah dran ist. Es ist hübsche, wirklich hörenwerte Musik abseits des Mainstreams, die Euch in der märchenhaften Weihnachtszeit stimmungsvolle Stunden bereiten kann!


    Beste Grüße aus Göteborg
    Christian

  • Die Zeit des Advent war für mich als Kinde immer aufgeladen mit einer unglaublichen Spannung: was würde es am Heiligen Abend an Geschenken geben? Die Mutter lief in den letzten Tagen vor dem Fest zur Hochform auf und erinnerte fast an die von Karl-Heinz Waggerl beschriebene Mutter. Auch wenn die kleine Adveniat-Sammelbüchse gut sichtbar daheim stand und im Weihnachtsgottesdienst abgegeben wurde: Sorgen und Nöte haben das kindliche Erwarten nicht belastet.


    Doch Weihnachten ist auch das Fest des Sehnens und der Hoffnung. Vor hundert Jahren etwa, zu Beginn des ersten Weltkrieges, verbrüderten sich für die Heilige Nacht deutsche, englische schottische und französische Soldaten, ließen die Waffen ruhen und feierten gemeinsam Weihnachten. Auch August Heinrich Hoffmann von Fallersleben hatte wohl weniger Geschenke im Sinn, als er seinen Traum vom Weihnachtsbaum aufschrieb:


    Ich lag und schlief; da träumte mir
    ein wunderschöner Traum:
    Es stand auf unserm Tisch vor mir
    ein hoher Weihnachtsbaum.


    Und bunte Lichter ohne Zahl,
    die brannten ringsumher;
    die Zweige waren allzumal
    von goldnen Äpfeln schwer.


    Und Zuckerpuppen hingen dran;
    das war mal eine Pracht!
    Da gab's, was ich nur wünschen kann
    und was mir Freude macht.


    Und als ich nach dem Baume sah
    und ganz verwundert stand,
    nach einem Apfel griff ich da,
    und alles, alles schwand.


    Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
    und dunkel war's um mich.
    Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
    sag an, wo find' ich dich?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Tut mir leid, dass es so spät geworden ist, aber trotzdem von Herzen ein etwas moderneres Gedicht von einem anonymen Autor:


    When the snow falls wunderbar
    And the children happy are,
    When the Glatteis on the street,
    And we all a Glühwein Need,
    Then you know, es ist so weit:
    She is here, the Weihnachtszeit.
    Every Parkhaus ist besetzt,
    Weil die People fahren jetzt
    All to Kaufhof, Mediamarkt,
    Kriegen nearly Herzinfarkt.
    Shopping hirnverbrannte things,
    And the Christmasglocke rings.
    Merry Christmas, merry Christmas,
    Hear the Music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits .....
    Mother in the Kitchen backs
    Schoko-, Nuss- und Mandelkeks.
    Daddy in the Nebenraum
    Schmücks a Riesen - Weihnachtsbaum
    He is hanging auf the balls,
    Then he from the Leiter falls .....
    Finally the Kinderlein
    To the Zimmer kommen rein
    And es sings the Family
    Schauerlich: "Oh, Christmastree!"
    And the jeder in the house
    Is packing the Geschenke aus.
    Merry Christmas, merry Christmas,
    Hear the Music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits .....
    Mama finds unter the Tanne
    Eine brandnew Teflon-Pfanne,
    Papa gets a Schlips and Socken,
    Everybody does frohlocken.
    President speaks in TV,
    All around is harmony,
    Bis mother in the kitchen runs,
    im Ofen burns the Weihnachtsgans.
    And so comes the Feuerwehr
    Tatü tata daher,
    And the bring a long, long Schlauch
    An a long, long Leiter auch.
    And they schrei: "Wasser marsch!"
    Christmas is now im - Eimer .....
    Merry Christmas, merry Christmas,
    Hear the Music, see the lights,
    Frohe Weihnacht, frohe Weihnacht,
    Merry Christmas allerseits .....


    Ich hoffe es gefällt euch - viele Grüße -



    Erich

  • Eine Blondine zur anderen: „Dieses Jahr fällt Weihnachten auf einen Freitag.“
    - Sagt die andere:
    „Hoffentlich nicht auf einen 13.!“


    Nun, glücklicherweise auch für mich ist das dieses Jahr nicht der Fall, denn am Weihnachtsabend hatte ich nicht geplant, im Forum zu erscheinen.


    Den 13. Dezember habe ich nämlich mit Bedacht gewählt.
    Er ist für mich ein Gedenktag und es drängt mich hier, kundzutun, wie es dazu kam.


    Am 13. Dezember 1973 war es. Ich saß in der überfüllten S-Bahn auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, genauer gesagt, von Stockholm-C nach Sollentuna,
    als auf der ersten Station nach dem Hauptbahnhof, die sich Karlberg nennt, ein Mütterchen von ungefähr 90 Jahren in den Zug stieg.


    Sie schaute lange und forschend auf die Passagiere, denen das Kismet einen heißerkämpften Sitzplatz beschert hatte und ganz plötzlich
    geschah etwas völlig Unerwartetes.


    Ein Jüngling …


    Ach nein, es fällt mir schwer, auch nach so langer Zeit, meine innere Bewegung zu verbergen, und jetzt wie damals kann ich die Tränen nicht zurückhalten
    ob dieses wundersamen Ereignisses, das zu beschreiben, mir dieser akute Anfall der Rührung bisher verweigert hat.


    Der geneigte Leser möge mir diese nur allzu menschliche Schwäche gnädig verzeihen und mir noch einige Augenblicke der seelischen Erholung gönnen.


    Doch schon während ich diesen Appell um Barmherzigkeit der Nachsicht meiner Leserschaft zu empfehlen im Begriffe bin,
    fühle ich das Blut freier durch die Adern eilen und beeile mich daher fortzufahren,
    ehe mich die seelische Erschütterung im Gedenken an das erlebte Wunder gänzlich zu Boden wirft.


    Also denn, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, ein altes Mütterchen kommt in den Zug und nirgendwo ein Sitzplatz.


    Und dann? Ein Jüngling, wohl nicht älter als 20 Jahre, steht auf und bietet ihr seinen Platz an.


    Ihr versteht nicht ??? Nun, das war Stockholm, nicht Prag!!!


    Ich war wie erstarrt und habe erst spät begriffen, was da geschehen war.
    Meine Freude war, wie Ihr Euch denken könnt, grenzenlos, hielt aber nur bis zu nächsten Morgen an.


    Nur Gott allein kann ermessen, mit welcher Inbrunst ich versucht habe, dieses Ereignis einem breiten Publikum zu vermitteln.
    Von Redaktion zu Redaktion bin ich gelaufen,
    habe mit Bitten, Gebeten, Flüchen und Drohungen versucht, das Herz eines Redakteurs zu erweichen,
    habe sogar meinen gesamten Nachlass angeboten mit dem Versprechen, meine teuren, herzallerliebsten Kinderchen zu enterben.


    Vergebens!


    Keine Zeitung wollte es drucken und so hat es auch keine Schule gemacht.
    Alles blieb daher wie zuvor, was aber letztendlich doch einem naturgegebenem Kräfteverhältnis gerecht wird,
    denn welcher Fünfzehnjährige könnte sich heutzutage mit dem Stehvermögen eines erfahrenen Tattergreises messen?


    Ich hingegen habe meinen Frieden gefunden und brenne jedes Jahr am 13. Dezember ein Liebes-Gedenk-Kerzlein an.


    **************************************************************************************************************************************


    Doch wenden wir uns einem großen, einem genialen Dichter zu,
    dem rätselhaften und tiefgründigen Christian Morgenstern.
    Tragisch, dass dieser Poet vorzugsweise für seine humoristische Dichtung bekannt ist.


    Jeder nachdenkliche und nur halbwegs für sprachliche Schönheit empfängliche Leser,
    der auf das Gedicht „Abend im Gebirge“ stößt, muss sich darüber wundern.



    Winternacht.
    Es war einmal ein Glocke,
    die machte baum, baum.
    Und es war einmal eine Flocke,
    die fiel dazu wie im Traum.


    Die fiel dazu wie im Traum ...
    Die sank so leis hernieder
    wie ein Stück Engleingefider
    aus dem silbernen Sternenraum.


    Es war einmal ein Glocke,
    die machte baum, baum.
    Und dazu fiel eine Flocke
    so leise wie im Traum.


    So leis als wie im Traum.
    Und als vieltausend gefallen leis,
    da war die ganze Erde weiß
    als wie von Engleinflaum.


    Da war die ganze Erde weiß
    als wie von Engleinflaum.


    Das folgende Gedicht liebe ich besonders. Etwas rätselhaft und von großer sprachlicher Schönheit.

    Abend im Gebirge.

    Über dumpfen Wäldermassen
    baden steile erdenferne
    Höhen sich im rosenblassen
    Firmament der ersten Sterne.


    Tageshelle will nicht scheiden,
    ehe nicht der letzte flimmert:
    und so leuchten sie, von beiden
    zwiefach feurig angeschimmert.


    Bis des ehernen Geschickes
    strenger Schluss den Wettstreit endet
    und der Tag sich langen Blickes
    von den vielgeliebten wendet.


    Wie beraubt der Seele sinken
    stumm die mächtigen zusammen.
    Starre kalte Strahlen blinken
    statt lebend'ger Liebesflammen.

  • Ihr Lieben,
    was macht man, wenn sich die ursprünglich Idee, etwas zu diesem thread beizusteuern, bereits am 5. Dezember erledigt hatte. Die "Briefe vom Weihnachtsmann" sind mein Weihnachtsklassiker und ich freue mich sehr, daß dr. pingel bereits darauf hingewiesen hatte. Weihnachtsbilder, meine nächste Überlegung haben zu meiner Freude ja einen eigenen thread.
    So zum Nachdenken anregende, informierende, neugierig machende und amüsante Beiträge, wie sie hier bisher geboten wurden, kann ich leider nicht bieten, möchte mich aber sehr bei allen für die viele Mühe bedanken. Ich habe mich jetzt für etwas Heiteres entschieden. Die folgende Geschichte ist aber im Nachhinein betrachtet vielleicht der Grund, warum mir als Kind immer das Christkind die Geschenke gebracht hat.


    Gibt es einen Weihnachtsmann?: Eine wissenschaftliche (?) Betrachtung!


    Obgleich die periodisch auftretende Frage nach der Existenz des Weihnachtsmannes wohl nie gänzlich wird geklärt werden können, sollte man dieses Thema, welches die Geister der Nation gerade in der Adventszeit beschäftigt, nicht aus dem täglichen Gedankengut verbannen. Die folgenden Überlegungen sollen dem Leser helfen, sich gezielt mit dem Thema auseinander zu setzen ...

    1) Keine bekannte Spezies der Gattung Rentier kann fliegen. Aber es gibt 300.000 Spezies von lebenden Organismen, die noch klassifiziert werden müssen, und obwohl es sich dabei hauptsächlich um Insekten und Bakterien handelt, schließt dies nicht mit letzter Sicherheit die Möglichkeit der Existenz bisher unbeschriebener fliegender Rentiere aus, die nur der Weihnachtsmann bisher gesehen hat.

    2) Es gibt 2 Milliarden Kinder (Menschen unter 18 Jahren) auf der Welt. Aber da der Weihnachtsmann (scheinbar) keine Moslems, Hindu, Juden und Buddhisten beliefert, reduziert sich seine Arbeit auf etwa 15 % der Gesamtzahl - 378 Millionen Kinder (laut Volkszählungsbüro). Bei der durchschnittlichen Kinderzahl von 3,5 pro Haushalt ergibt das 91,8 Millionen Häuser. Wir nehmen an, dass in jedem Haus mindestens ein braves Kind lebt.

    3) Der Weihnachtsmann hat einen 31-Stunden-Weihnachtstag, bedingt durch die verschiedenen Zeitzonen, wenn er von Osten nach Westen reist, (was logisch erscheint). Damit ergeben sich 822,6 Besuche pro Sekunde. Somit hat der Weihnachtsmann für jeden christlichen Haushalt mit braven Kindern 1/1000 Sekunde Zeit für seine Arbeit: Parken, aus dem Schlitten springen, den Schornstein runterklettern, die Socken füllen, die übrigen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum verteilen, alle übriggebliebenen Reste des Weihnachtsessens vertilgen, den Schornstein wieder raufklettern, und zum nächsten Haus fliegen.


    Angenommen, dass jeder dieser 91,8 Millionen Stops gleichmäßig auf die ganze Erde verteilt ist (was natürlich, wie wir wissen, nicht stimmt, aber als Berechnungsgrundlage akzeptieren wir dies), erhalten wir nunmehr 1,3 km Entfernung von Haushalt zu Haushalt, eine Gesamtentfernung von 120,8 Millionen km, nicht mitgerechnet die Unterbrechungen für das, was jeder von uns mindestens einmal in 31 Stunden tun muss, plus Essen usw. Das bedeutet, dass der Schlitten des Weihnachtsmannes mit 1040 km pro Sekunde fliegt, also der 3000fachen Schallgeschwindigkeit. Zum Vergleich: das schnellste von Menschen gebaute Fahrzeug, der Ulysses Space Probe, fährt mit lächerlichen 43,8 km pro Sekunde. Auch wenn der Name "Rentier" hier und da für Verwirrung sorgen mag, ein gewöhnliches, handelsübliches Rentier schafft höchstens 24 km pro Stunde.

    4) Die Ladung des Schlittens führt zu einem weiteren interessanten Effekt: angenommen, jedes Kind bekommt nicht mehr als ein mittelgroßes Lego-Set (etwa 1 kg), dann hat der Schlitten ein Gewicht von 378.000 Tonnen geladen, nicht gerechnet den Weihnachtsmann, der übereinstimmend als übergewichtig beschrieben wird. Ein gewöhnliches Rentier kann nicht mehr als 175 kg ziehen. Selbst bei der Annahme, dass ein "fliegendes Rentier" (siehe Punkt 1) das zehnfache des normalen Gewichtes ziehen könnte, braucht man für den Schlitten nicht acht oder vielleicht neun Rentiere. Man braucht 216.000 Rentiere. Das erhöht das Gewicht - den Schlitten selbst noch nicht einmal eingerechnet - auf 410.400 Tonnen. Nochmals zum Vergleich: das ist mehr als das Vierfache des Gewichtes der Queen Elizabeth.

    5) 410.400 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von 1040 km/s erzeugt einen ungeheuren Luftwiderstand - dadurch werden die Rentiere aufgeheizt, etwa so wie ein Raumschiff, das wieder in die Erdatmosphäre eintritt. Das vorderste Paar Rentiere muss dadurch 16,6 Trillionen Joule Energie absorbieren. Pro Sekunde. Jedes. Anders ausgedrückt: sie werden praktisch augenblicklich in Flammen aufgehen, das nächste Paar Rentiere wird dem Luftwiderstand preisgegeben, und es wird ein ohrenbetäubender Knall erzeugt. Das gesamte Team von Rentieren wird innerhalb von 5 Tausendstel Sekunden vaporisiert. Der Weihnachtsmann wird währenddessen einer Beschleunigung von der Größe der 17.500fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Ein 120 kg schwerer Weihnachtsmann (was der Beschreibung nach lächerlich wenig sein muss) würde an das Ende seines Schlittens genagelt - mit einer Kraft von 20,6 Millionen Newton.

    Damit kommen wir zu dem Schluss ...
    Wenn der Weihnachtsmann irgendwann einmal die Geschenke gebracht hat, ist er heute tot ;( .



    Ich dachte, neben aller Besinnlichkeit und Bildung, darf es vielleicht auch ein Beitrag von der leichteren Sorte sein.
    Eine schönes Adventswochenende wünscht Euch allen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Was soll man schenken zur Weihnachtszeit -
    so fragen viele Menschen sich zur Zeit.
    Besinnlichkeit, Geborgenheit,
    Herzenswärme und Freundlichkeit,
    eine liebevolle Umarmung und Dankbarkeit -
    das sind wertvolle Geschenke
    und nicht nur zur Weihnachtszeit.


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    Erinnerungen zum Advent


    Ich weiß noch gut, vor fünfzig Jahr’
    als ich ein kleiner Junge war,
    war mir Advent die liebste Zeit,
    zum Naschen war ich stets bereit.
    Auf’s Christkind freute ich mich sehr
    und fragte meinen Teddybär:
    “Hast Du es denn schon mal geseh’n?”
    Er konnte wohl kein Deutsch versteh’n…


    Mit Vater auf der Rodelbahn
    gab ich dann das Kommando an.
    Die Mutter hat mich lieb geneckt,
    mir gute Plätzchen zugesteckt.
    Auch gab es manches Missgeschick
    auf das ich heut’ vergnüglich blick’.


    Einst war verbrannt der schöne Kranz,
    verbrutzelt auch die Weihnachtsgans.
    Die Oma sang, doch wußt’ ich schon,
    sie traf halt nie den richt’gen Ton…
    Doch hat sie es stets gut gemeint,
    zur Weihnachtszeit war’n wir vereint.


    Verklungen sind die Lieder lang.
    Heut’ sitz’ ich hier und mir ist bang’.
    Zum Rodeln geh’ ich gar nicht mehr.
    Die Plätzchen schmecken nicht so sehr…
    Viel lieber hört’ ich Omi wieder
    als digitale Weihnachtslieder…


    Und heute, hier, nach fünfzig Jahr’n,
    hab’ ich oft Einsamkeit erfahr’n.
    Und die Erinn’rung quält mich sehr,
    denn meine Lieben sind nicht mehr.
    “Dank Euch, für all die schöne Zeit!

    Wo ich zum Naschen stets bereit…”


    Ihr Lieben
    Dieses Gedicht hatte ich zufällig vor einem Jahr gefunden. Es hat mich nicht nur erfreut, es hat mich auch stellenweise sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Ich stelle es deshalb bewußt erneut ein. Die Hervorhebung einiger Zeilen sind von mir und ich möchte ein paar persönliche Gedanken dazu einfließen lassen:
    Wie vielleicht zu keiner anderen Zeit schwelgen vor allem zur (Vor-) Weihnachtszeit die Gedanken besonders jetzt auch mal in der Erinnerung.
    Und heute, hier, nach fünfzig Jahr’n,... sitz’ ich hier und mir ist bang’... hab’ ich oft Einsamkeit erfahr’n
    Zum Glück ist man ja eigentlich nicht einsam. Längst hat man selbst die Rolle unserer lieben Vorfahren eingenommen. Wir sind Eltern und viele auch schon Großeltern. Und doch gibt es Momente, in denen man allein und einsam ist - nämlich mit der eigenen Erinnerung an die Vergangenheit - als man selbst noch ein Kind und später Jugendlicher war. Erinnerung an eine Zeit, wo man selbst so viel Liebe, Fürsorge und Zuneigung erfahren hat. Man hat sich natürlich nie vorstellen können, vor allem nie daran denken wollen, daß auch mal eine Zeit kommen wird, wo all´das Vergangenheit und nur noch Erinnerung sein wird...
    Jetzt ist es ein Trost und der größte Beweis in Dankbarkeit für eine wunderschöne erlebte vergangene Zeit, daß es nun unsere Aufgabe ist, daß wir all´das Gute, was uns selbst widerfahren ist und wir in unseren Herzen bewahrt haben, an die nachgefolgten Generationen, an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben dürfen.



    ... wünscht Euch allen mit herzlichen Grüßen
    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...


  • ***


    Markt und Straßen stehn verlassen,
    still erleuchtet jedes Haus,
    Sinnend' geh ich durch die Gassen,
    alles sieht so festlich aus.


    An den Fenstern haben Frauen
    buntes Spielzeug fromm geschmückt,
    Tausend Kindlein stehn und schauen,
    sind so wunderstill beglückt.


    Und ich wandre aus den Mauern
    Bis hinaus ins freie Feld,
    Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
    Wie so weit und still die Welt!


    Sterne hoch die Kreise schlingen,
    Aus des Schnees Einsamkeit
    Steigt's wie wunderbares Singen-
    O du gnadenreiche Zeit!


    ***


    Als Joseph von Eichendorff 1837 (?) dieses schlichte Weihnachtsgedicht schrieb, da war es offenbar eine weitgehend realistische, allenfalls geringfügig idealisierte Beschreibung des Phänomens Weihnachten. Heute ist es genau umgekehrt. Es herrscht hektischer Weihnachtstrubel, der religiöse Sinn ist verloren gegangen und in den Schaufenstern staunen die Kinder allenfalls über ausgestellte Computerspiele, Computer und Handys. Dennoch – die Wirkung des Gedichtes ist ungebrochen – vielleicht gerade weil der Inhalt einen Blick in die Vergangenheit freigibt.


    Wir befinden uns hier im Tamino Adventkalender 2013 und soeben wurde das Fensterchen Nr 16 geöffnet. Adventkalender bergen traditionsgemäß (bescheidene) Überraschungen.
    Und so möchte ich auch eine bringen. Nach Jahren der Pause wird es heuer wieder ein Weihnachtsrätsel geben, dessen Regeln ich innerhalb der nächsten Stunden bekanntgeben werde.


    Einen schönen Advent wünscht Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Geschichte zum Nachdenken für die jetzt angebrochene geruhsamere Zeit.


    Die Welt in Ordnung bringen
    Ein kleiner Junge kam zu seinem Vater und wollte mit ihm spielen. Der hatte keine Zeit für den Jungen und auch keine Lust. Also überlegte er, womit er den Knaben beschäftigen könne. Er fand in einer Zeitschrift eine komplizierte und detaillreiche Abbildung der Erde. Dieses Bild riss er heraus und zerstückelte es dann in viele kleine Teile. Die gab er dem Jungen und dachte, dass dieser nun mit diesem schwierigen Puzzle sicherlich eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Junge zog sich in eine Ecke zurück und begann mit dem Puzzle. Nach wenigen Minuten kam er zum Vater und zeigte ihm das fertig zusammengesetzte Bild. Der Vater konnte es kaum glauben und fragte seinen Sohn, wie er das in dieser kurzen Zeit geschafft habe. Das Kind sagte: "Ach auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt!" :hello:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Wie im 2007er Adventskalender - keine unbedinge Weihnachtsgeschichte. Aber wahr. Und konnte so nur in der Vorweihnachtszeit und nur in Leipzig passieren....
    Ich wünsche Euch allen eine wunderschöne Weihnachtszeit. Laßt es Euch gut gehen, genießt die Zeit.



    Tiefe Nacht lag über Leipzig. Die Lichter am Weihnachtsmarkt waren erloschen, die letzten Glühweintrinker lagen längst in ihren Betten. Ein kalter Wind trieb Nieselregen über den Platz, Wolkenfetzen verdunkelten immer wieder den Mond, der sein fahles Licht über den wie ausgestorben wirkenden Augustusplatz warf. Mit Schnee würde es wohl auch in diesem Jahr wieder nichts werden. Auf dem Kroch-Hochhaus schlugen die Glockenmänner zur zwölften Stunde.
    Ruhe war auch im Gewandhaus eingezogen nach dem abendlichen Konzert. Im großen Saal war es nun wieder stockdunkel, aber wie ein Hauch lag der Nachhall des letzten Konzertes noch in der Luft. Hätte man genau hingehört, man hätte, leise wie eine Einbildung, hin und wieder die Bälge der großen Orgel schnaufen hören in ihrem ruhigen Schlaf.
    Doch was war das? Aus dem Bühneneingang fiel plötzlich ein schmaler Lichtschein auf den Parkettboden, wurde breiter, zuckte zurück und erschien erneut. Langsam öffnete sich die Tür. Vorsichtig schauten auf der einen Seite ein Kontrabass und auf der anderen Seite eine Tuba auf die Bühne.
    „Ich habe Angst, ich will wieder nach Hause, ich mach da nicht mit!“ Zu dem ängstlichen Tonfall paßte diese abgrundtiefe Stimme nun überhaupt nicht. „Mach Dir nicht ins Rohr Fagott. Wir haben es geplant und jetzt geht es los.“ quakte die Tuba zurück.
    „Pssst, Jungs, nicht so laut,“ schrummte verhalten der Baß, „sonst hört uns noch jemand. Auch wenn wir groß und laut sind, sollten wir ausnahmsweise versuchen, ganz leise zu sein.“
    „Ja, du hast’s gut“, maulte die Tuba, „von dir kriegt man eh kaum was mit, aber wehe, wenn ich mal einen falschen Ton spiele, dann steht‘s gleich in der Zeitung…“
    So schnell, wie es die nicht ganz schlanken Instrumentenkörper erlaubten, huschten, rutschten sie auf die Orchesterstühle, das Licht an den Notenpulten glomm auf.
    „Ich hab schon alles vorbereitet.“ sägte der Bass. „Du, Fagott, hast die Flötennoten. Für dich, Tuba, habe ich die Trompete rausgesucht. Und ich nehme selbstverständlich die Violine, erste logischerweise. Und dann werden wir es diesen aufgeblasenen Schnöseln zeigen, wer hier der Chef im Orchester ist. Spielen sich immer in den Vordergrund, diese Laffen. Immer bloß tüdel-die und tüdel-lie und jede Menge Soli. Da können wir auch. Bodenständig und solide, nicht solche Luftikusse..
    Also Freunde, auf mein Zeichen: EINSATZ!“
    Gäbe es das Wort Kakophonie noch nicht, dies wäre seine Geburtsstunde gewesen.
    Die Bestuhlung klapperte, die Leuchter wackelten und mit einem grässlichen Akkord in allen Registern fuhr die Orgel aus dem Schlaf. “Hilfe!!! Was ist denn jetzt passiert????“
    „Wir wollen doch auch wenigstens einmal Chef im Orchester sein und den Ton angeben, wir fühlen uns so benachteiligt … und überflüssig … und unterschätzt … und überhaupt…“ grummelte der Kontrabaß, schon ein bißchen kleinlaut geworden „immer werden nur die anderen gefeiert. Und wo bleiben wir? Du hast’s gut Orgel, du kannst ganz tief und ganz hoch. Und wenn du willst auch ganz laut. Da traut sich keiner, sich mit dir anzulegen.“
    „Hmmm, “ pustete die Orgel nachdenklich „was machen wir denn da mit euch? Ich finde euch nämlich überhaupt nicht überflüssig, denn ohne Euch… Aber sagt mal Freunde, was sollt ihr denn eigentlich spielen heute Abend? Mendelssohn? Schööön! Der war immerhin hier mal Chef … Mein Opa hat von ihm geschwärmt. Laßt mich mal überlegen… Dann müßte ja eigentlich sein Geist hier noch irgendwo rumgeistern? Ob ich mal versuche, Ihn zu wecken?“
    Die letzte Frage der Orgel war eher rhetorisch, denn sie hatte längst eine Idee, wie sie ihn auf sich aufmerksam machen könnte. Nämlich indem sie Mendelssohn spielen würde. Aber nicht einfach so. Das würde keinen Geist hinter der Orgel hervor locken – sondern möglichst falsch. Gesagt, getan…
    Während die Orgel noch spielte – es tat ihr hörbar weh, immer wieder einen falschen Ton von sich zu geben – rief jemand plötzlich aus dem Zuschaueraum: „Nun ist ja gut Orgel, ich weiß ja, du kannst es viel besser. Also, was willst du denn von mir? Wichtig sollte es aber schon sein, schließlich habe ich hier jede Menge zu tun.“
    Der Geist Mendelssohns war wahrhaftig erschienen. Etwas nebelhaft aber deutlich erkennbar saß er im Zuschauerraum.
    „Ach, Maestro. Wir haben wirklich ein Problem. Guck dir mal die Dicken auf dem Podium an. Sie halten sich für das Zentrum des Orchesters und fühlen sich fürchterlich vernachlässigt. Irgendwie müssen wir ihnen helfen, sonst gibt es heute Abend eine Katastrophe.“
    „Na, laß mich mal machen, liebe Orgel. Ich glaube, da fällt mir schon was ein.“ sprach der Geist und stieg auf das Dirigentenpult.
    „So, meine gewichtigen Freunde, ihr setzt euch jetzt mal bitte alle in den Zuschauerraum. Ich nehme an, eure etwa höher spielenden Kollegen sind auch alle wach geworden von eurem Krach?
    Also kommt mal bitte raus, ihr Violinen, Flöten, Trompeten…“
    „Ich auch?“ fragte die Bratsche vorsichtig. „Ja, meinetwegen du auch. Ich passe auch auf, daß keiner blöde Witze über dich macht, das hast du nämlich nicht verdient. Ich brauch jetzt hier wirklich alle. “
    „Soll ich das Klavier aus’m Keller tragen?“ piepste die Piccoloflöte vorlaut.


    „So, meine Freunde, nun laßt uns mal probieren. Ihr wißt ja, was ihr heute Abend spielen sollt. Auf geht’s…“
    Alles was Odem, Saiten oder sonst was hatte begann und gab sich größte Mühe. Aber das war einfach nicht genug. Das klang überhaupt nicht schön. Alles so dünn, blutleer und irgendwie unerfreulich .
    „Ach nö, “ schluchzte die Violine „ich fühl mich hier so allein gelassen. Kein Cello, was mir mal zur Saite steht, wenn es nötig ist. Und kein Kontrabaß, in den ich mich mal richtig einkuscheln kann…“
    Der Baß im Zuschauerraum wurde ein bißchen rot, guckte aber schon nicht mehr so mürrisch, fast schien er zu lächeln, wenn das bei einem Baß überhaupt möglich wäre.“


    „Sehen sie, meine Damen und Herren, “ meldete sich Mendelssohn zu Wort „alles hat seinen Sinn und jedes Instrument seinen Patz. Drum laßt uns jetzt noch einmal gemeinsam proben.“
    Schnell huschten alle Instrumente auf ihren Platz, an dem sie auch heute Abend sitzen würden. Und die Probe begann. Dummerweise wollte aber nun jeder sein neu gewonnenes Selbstbewußtsein demonstrieren und lauteste sein. Nach wenigen Sekunden klopfte Mendelssohn ab. „Nein, nein, nein. So geht das nicht. Jeder hat ja jetzt gezeigt, was er kann. Nun laßt uns doch nicht gegeneinander spielen, sondern miteinander. Nur wenn Ihr Freunde seid und aufeinander hört, wird sich das Publikum an eurem Wohlklang erbauen.“
    Es wurde noch eine insgesamt sehr erfreuliche Probe. Viel zu schnell schlug es ein Uhr. Im Großen Saal kehrte wieder Ruhe ein. Die Orgel schnaufte friedlich und sehr zufrieden, so als wäre nichts geschehen.
    Das Konzert am Abend wird zum Ereignis. Die Musiker sind erstaunt über ihre Instrumente. Beinahe als ob sie von allein spielen würden gelingt jeder Ton in schönster Vollendung. Auch der Dirigent ist beglückt, selten war er sich so sicher, wie „sein“ Mendelssohn zu spielen wäre und selten folgt ihm das Orchester so willig und geschlossen wie heute. Das Publikum sitzt völlig gebannt nach dem Verklingen der letzten Töne. Erst nach andächtigen Momenten der Stille bricht frenetischer Applaus los.


    Der Kritiker schreibt am nächsten Tag in der lokalen Zeitung:
    Das war das beste Konzert, was ich seit langem im Gewandhaus hören durfte. Man könnte glauben, der Geist Mendelssohns hätte heut über dem Orchester geschwebt. Einen hervorragenden Orchesterklang erwartet man ja ohnehin von diesem traditionsreichen Klangkörper, aber solch wunderbar ausgewogenen Stimmen hat man trotzdem selten gehört. Bei den fein detaillierten Baßstimmen, die sich immer in den Dienst des Werkes und des Komponisten stellten, hatte ich den Eindruck, daß diese den Erfolg des Abends abrundeten, ja sogar erst ermöglichten.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Friedrich Rückert:
    Einladung auf Weihnachten 1833


    Jeder kann sich die Welt betrachten
    Zur Lenzfeier auf seine Weise,
    Aber das Winterfest Weihnachten
    Ist gemacht für Familienkreise.


    Da nun solch' einen Kreis du missest,
    Sei geladen in meinen frommen,
    Dass du unter den Kindern wissest,
    Wozu Christ in die Welt gekommen.


    Lass dich nicht reu'n die wenigen Meilen,
    Durch Windweben ein rüstiger Schreiter;
    Um die festliche Lust zu teilen,
    Reist man im kältern Schweden noch weiter.


    Wenig fördert beim spärlichen Lichte
    Jetzt die Arbeit, die volles fordert.
    Bring', wie du pflegst, uns eine Geschichte,
    Dass der Kamin uns heller lodert.


    Komm' aus der Still' um im Saus und Brause
    Mich zu trösten von all den Buben,
    Die mir der Winter hält in der Klause,
    Dass eng werden die weiten Stuben.


    Teile des häuslichen Glücks Genüsse,
    Sieh, vom geputzten Zweige der Tannen,
    Wie sie schlagen die goldnen Nüsse;
    Wenn du genug hast, gehst du von dannen.


    Aber ich muss, in Fessel geschlagen,
    Des erlösenden Frühlings warten,
    Um mit gutem Gewissen zu sagen:
    Marsch nun, Buben, und lärmt im Garten!


    Nachtrag zur Einladung auf Weihnachten 1833


    Ich wollte mit dir schmollen,
    Dass du nicht kommen wollen,
    Geladen auf Weihnachten;
    Doch es hat gehen sollen
    Viel anders als wir dachten.


    Nun sind die mandelvollen
    Lebkuchen und Christstollen
    Gebacken auf Weihnachten;
    Allein die Kinder sollen
    Sie diesmal nur betrachten.


    Die Seuche kam mit Grollen,
    Und hieß den Tand sich trollen.
    Den wir zum Christbaum brachten;
    Von Scharlach sind verschwollen
    Mündchen, die Purpur lachten.


    Wir können zu dem Schaden
    Nun keine Gäste laden
    Auf Senf und Fieberrindchen;
    Wer weiß, ob uns begnaden
    Mag selbst das Christuskindchen!


    Doch tret' es, ob’s auch Mängel
    Hier find’, in unsern Sprengel,
    Wir harren unbeklommen.
    Es wird als Todesengel
    Der Lebensfürst nicht kommen.


    * * * * * * * * * ** * * * * * * * * *


    Diese Gedichte meines Namensvetters sind sicherlich kaum bekannt - jedenfalls nicht so bekannt wie jenes Eichendorff-Gedicht, das den 16. Dezember schmückt, und das sich aus Kindertagen bei vielen ins Gedächtnis eingebrannt hat (zumindest bei den älteren unter uns). Man erinnert sich vielleicht auch noch an jenes Theodor-Storm-Gedicht vom Knecht Ruprecht, der „drauß' vom Walde“ kommt und es überall „weihnachten“ sieht.


    Ach, das Auswendiglernen von Gedichten war für Kinder nie pure Freude, Weihnachten hin oder her, und der Vortrag im Familienkreis auch nicht, aber es war halt Tradition - die sich für ein Kind noch verschärfte, wenn es ein Instrument spielen konnte, wohl Blockflöte oder Geige, seltener ein Klavier (das nur in den „besseren Kreisen“ zu verorten war). Hatte aber alles geklappt, war die Freude bei Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln groß - und die Kinder verloren wahre Wackersteine: Der Sturm auf die Geschenke konnte gestartet werden. (Und wenn ich an die damaligen Geschenke zurückdenke und Vergleiche mit dem Heute anstelle, dann komme ich ins Grübeln.)


    Traditionen sind, Umfragen und Statistiken zufolge, heute „uncool“- was man bedauern kann; dass aber nur noch wenige Menschen den Grund für das Weihnachtsfest benennen können, ist schon erschreckend, aber Zeitgeist, denn der Weg, auch an Weihnachten, geht so schnell wie möglich in die Disko. In der Kirche ist Langeweile angesagt, Märchenstunde ohne Drummer-Rhythmus, nicht stylisch genug.


    Da staunte ich wirklich, dass mir vor einigen Tagen mein türkischer Physio-Therapeut erklärte, Weihnachten sei ein wichtiges religiöses Fest, weil der Geburt eines bedeutenden „Propheten“ (er nannte als Beispiele in dieser Reihe Noah, Abraham, Mohammed) gedacht werde. Dieses „großen Propheten“ zu gedenken sei „Glaubensvorschrift im Koran“ und die Gleichgültigkeit und Ahnungslosigkeit der Christenheit (klang das vielleicht verächtlich?) sei erstaunlich mache ihn ratlos. Wenn ich auch nicht alles akzeptieren konnte, hatte ich nochmals einen Grund, ins Grübeln zu kommen.


    Am Schluss gelten meine guten Wünschen allen Lesern zum vierten Advent, zu einem friedvollen Weihnachtsfest, einem guten Übergang ins Jahr 2014, und für das neue Jahr alles erdenklich Gute!

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Kleine (wahre) Vorweihnachtsgeschichte


    Drei Tage noch, dann ist's soweit!
    es nähert sich die Weihnachtszeit.
    Ja, überall ist es zu sehen,
    wir können gar nicht ihr entgehen.
    Die Menschen hetzen, rennen, fluchen,
    weil sie nicht wissen, was sie suchen.


    Nein, niemand kann das Fest erwarten.
    Das seh ich auch in Nachbars Garten,
    wo schon seit Tagen eingeschnürt
    liegt eine Tanne, der gebührt
    zur Weihnacht, wie es ist so Sitte,
    der Ehrenplatz in Zimmers Mitte.


    Der Nachbar hat sie hingelegt
    und nun an ihrem Stamme sägt
    vergeblich: denn das Holz, das harte,
    hat bisher lediglich 'ne Scharte.
    Doch ohne dass es zugespitzt,
    der Baum dann nicht im Ständer sitzt.


    Da öffnet sich die Gartentüre,
    die Ehefrau wagt sich herfüre:
    sie fragt gewiss, ich nehme an,
    ob sie ihm vielleicht helfen kann?
    Die Antwort kam wohl unumwunden –
    flugs ist die Gattin drin verschwunden.


    Der Nachbar auf dem Boden liegt,
    sich selbst und auch den Baum verbiegt,
    so dass er schier daran zerbricht:
    zusehends färbt sich sein Gesicht.
    Doch endlich hat er's doch geschafft,
    stellt senkrecht ihn mit aller Kraft:


    Der Baum, er misst bestimmt drei Meter,
    in einem Ministänder steht er
    noch eingeschnürt. Wenn er entnetzt,
    erst dann man sich an ihm ergötzt.
    Doch kann ich mir vorstellen nicht,
    dass er dann hält das Gleichgewicht ...


    Ja, selbst so schöne Weihnachtszeiten,
    sie haben wechselvolle Seiten.


    ------
    (Zwei Stunden später)


    Als ich grad sah in Nachbars Garten,
    ich brauchte gar nicht lang zu warten,
    war schon die Tanne umgekippt.
    Dass Nachbar ist darob betrübt,
    man ahnt es auch ganz ohne Wissen.
    Er wird sie liegen lassen müssen.


    Wie wär’s, wenn er draufhin kreiert
    die „Tanne neu“, die liegend ziert
    den Raum? Und später zur Bescherung
    macht man 'ne Tannen-Überquerung.
    Und wenn sie festlich ist geschmückt,
    dann heißt’s: der Nachbar ist verrückt.


    ***********


    Diese kleine Geschichte geschah vor nunmehr zehn Jahren ... inzwischen sind die Weihnachtsbäume des Nachbarn sukzessive kleiner geworden ...


    Ich wünsche allen Taminos und allen Mitlesenden einen schönen 4. Advent!


    herzliche Grüße,
    tuonela

  • Wie schön - nun haben wir am 21. Dezember sogar zwei Beiträge in unserem Adventskalender.


    Entdecke
    dein inneres Friedenslicht
    das dich ermutigt
    gut mit dir selber zu sein


    Blicke
    auf dein inneres Friedenslicht
    das dich bestärkt
    zur Annahme deiner Gegensätze


    Erkenne
    dein inneres Friedenslicht
    das dich verbindet
    mit allen Menschen guten Willens


    Bewahre
    dein inneres Friedenslicht
    das dich erfüllt
    mit weihnachtlicher Versöhnungskraft


    Verströme
    deininneres Friedenslichtdas dich befähigt
    mit zu bauen am Frieden in dieser Welt


    (Anonymus)


    Ich wünsche allen Taminos und Besuchern von ganzem Herzen, dass das innere Friedenslicht zur Weihnachtszeit und durch das ganze neue Jahr leuchte, strahle und ihre Herzen erfülle. :hello:


    Herzlichst
    in Verbundenheit
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Es ist ein Ros entsprungen
    aus einer Wurzel zart,
    wie uns die Alten sungen,
    von Jesse kam die Art
    und hat ein Blümlein bracht
    mitten im kalten Winter,
    wohl zu der halben Nacht.


    Das Röslein, das ich meine,
    davon Jesaia sagt,
    hat uns gebracht alleine
    Marie die reine Magd.
    Aus Gottes ewgem Rat
    hat sie ein Kind geboren
    wohl zu der halben Nacht



    https://www.youtube.com/watch?v=MlQ_j6N6tHE


    https://www.youtube.com/watch?v=5YxHeg01KV8


    https://www.youtube.com/watch?v=MlqEbsa4vHw (Bitte Lautstärke anheben.)



    Allen Mitgliedern und Lesern des Forums ein froh-besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes 2014 wünscht
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich möchte zum Tamino-Adventskalender ein selbst eingelesenes Gedicht beitragen - "Weihnachten" von Joseph von Eichendorff.




    In diesem Sinne wünsche ich euch allen zu Weihnachten Glück in heiterer Geselligkeit ebenso wie Gelegenheit zur Einkehr und Ruhe.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."




  • Zum Heiligen Abend 2013


    Als die Menge der himmlischen Heerscharen über den Feldern von Bethlehem jubelte: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“, hörte ein kleiner Engel plötzlich auf zu singen. Obwohl er im unendlichen Chor nur eine kleine Stimme war, machte sich sein Schweigen doch bemerkbar. Die Sänger neben ihm stutzten und setzten ebenfalls aus. Das Schweigen pflanzte sich rasch fort und hätte beinahe den ganzen Chor ins Wanken gebracht, wenn nicht einige unbeirrbare Großengel mit kräftigem Anschwellen der Stimmen den Zusammenbruch des Gesanges verhindert hätten. Einer von Ihnen ging dem gefährlichen Schweigen nach. Mit bewährtem Kopfnicken ordnete er das weitere Singen in der Umgebung und wandte sich dem kleinen Engel zu.


    „Warum singst du nicht“? fragte er ihn streng. Er antwortete: „Ich habe meinen Part gesungen bis zum „Ehre sei Gott in der Höhe“, aber als dann das mit dem „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ kam, konnte ich nicht mehr mitsingen. Auf einmal sah ich all die Bilder der vielen Soldaten auf Erden. Überall ist Krieg und Schrecken! Und auch wo keine Soldaten sind, herrscht unter den Menschen Gewalt und Streit, es fliegen die Fäuste und böse Worte und es regiert Hass gegen Andersdenkende. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das ändert, und ich singe nicht gegen meine Überzeugung. Ich spüre schmerzlich den Unterschied zwischen dem was wir singen, und dem, was auf Erden wirklich ist - und ich halte diese Spannung nicht mehr länger aus.“
    Der große Engel schaute ihn lange an; dann lauschte er nach innen auf eine höhere Weisung. Er nickte alsbald und begann zu sprechen: „ Du leidest also am Zwiespalt zwischen Himmel und Erde, zwischen der Höhe und der Tiefe. So wisse denn, dass in dieser Nacht eben dieser Zwiespalt überbrückt wurde. Dieses Kind, das geboren wurde, soll unseren Frieden in die Welt bringen. Gott gibt in dieser Nacht allen Menschen seinen Frieden und will damit auch den Streit der Menschen untereinander beenden. Deshalb singen wir, auch, wenn die Menschen nicht verstehen, was ihnen diese Botschaft vermitteln will. Wir übertönen mit unserem Gesang nicht den Zwiespalt, wie du meinst, sondern wir singen das neue Lied der Liebe und des Friedens.“


    Der kleine Engel rief begeistert: „Jetzt verstehe ich und wenn das so ist, singe ich gerne weiter.“ Da schüttelte der große Engel seinen Kopf und sprach: „Du wirst nicht mehr mitsingen, Du wirst einen anderen Dienst übernehmen. Du wirst nicht mit uns in die Höhe zurückkehren. Du wirst von heute an den Frieden Gottes und dieses Kindes zu allen Menschen tragen. Tag und Nacht wirst du ab jetzt unterwegs sein. Du sollst an ihre Türen klopfen und ihnen die Sehnsucht nach Liebe und Frieden in ihre Herzen legen. Viele werden dir die Tür weisen, aber du wirst auf den Schwellen sitzen bleiben und hartnäckig warten. Du sollst die Unschuldigen unter deine Flügel nehmen, denn du liebst die Wahrheit mehr als das Gotteslob. Dieses Merkmal deines Wesens wird nun zu deinem Auftrag.


    Und nun geh. Wir werden dich begleiten, damit du nie vergessen mögest, dass der Friede in dieser Nacht zur Welt gekommen ist. Daraufhin setzte der kleine Engel seinen Fuß auf die Felder von Bethlehem. Er wanderte mit den Hirten zu dem Kind in der Krippe und öffnete Ihnen die Herzen, auf das sie verstanden, was sie sahen. Dann ging er in die weite Welt und begann sein Werk. Angefochten und immer wieder neu verwundet, tut er seither seinen Dienst und sorgt dafür, dass die Sehnsucht nach Liebe und Frieden nie mehr verschwindet, sondern stetig wächst. Dass sie die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit holt und dazu antreibt, Frieden zu suchen und zu schaffen – in sich selbst und in ihrem Umfeld. Und so singt er vor sich hin…..


    „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“



    Copyright: Christiane Calmbacher
    http://www.christiane-calmbacher.de/

    Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief wie die MUSIK,
    eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt



    Arthur Schopenhauer

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