Unbekannte Meister der Kammermusik des 18. und 19. Jahrhunderts VOL 2

  • Liebe Freunde der Kammermusik der Klassik und Romantik


    Es ist die die logische Fortsetzung des gleichnamigen Threads


    Unbekannte Meister der Kammermusik des 18. und 19. Jahrhunderts


    aus der Gründerzeit des Forums, der es immerhin bis heute auf ca 18.000 Klicks brachte. Ich war gerade im Begriff ihn fortzusetzen und habe ein bisschen drin gestöbert. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen daß etliche der dort empfohlenen Kammermusik-CDs nicht mehr erhältlich sind. Unbekannte Meister UND Kammermusik sind anscheinend eine schwer verkäufliche Kombination
    So etwas schreckt beim weiterlesen ab - und so habe ich mich entschlossen meine letzten Beiträge aus dem Jahre 2008 hierher zu übersiedeln und dann das Thema fortzuführen. Der alte Thread wird geschlossen, bleibt aber zum Lesen zur Verfügung. Ebenso wird ein Verweis auf diesen Thread angehängt.
    Es spricht nichts dagegen einem unbekannten Komponisten dieser hier vertretenen Epoche, der recht viele Kammermusikwerke geschrieben hat, einen eigenen Thread zu widmen, hier ist vor allen Platz für jene Meister die nur mit einem oder zwei CDs im Katalog vertreten sind.....
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jan Baptysta Kleczyński oder Johann Baptist Kletzinsky (1756-1828) - er ist in beiden Schreibweisen in kaum einem Nachschlagewerk zu finden. Die Anzahl seiner bekannten Werke hält sich in Grenzen. Ich vermute aber, daß es mehr gibt als bei Wikipedia angeführt. es dürfte sich aber niemand dafür interessiert haben. Ein uninteressanter Komponist also ? - MITNICHTEN. Geboren im Geburtsjahr Mozarts, gestorben im gleichen Jahr wie Mozarts, in diversen Städten tätig, seit 1795 in Wien ansässig und dort Mitglied der Tonkuenstler-Sozietaet - einer Vorgängerorganisation der Wiener Sinfoniker.



    Die hier vorgestellten Werke, die Streichtrios op 4 Nr 1-6 sind meiner Meinung nach recht eigenständig und gehen sofort ins Ohr. Die ersten Takte des ersten Trios erinnert (zumindest mich) an die ersten Töne eines bekannten Kinderliedes. Das zweite Trio zitiert meiner Meinung nach ebenfalls ein bekanntes Werk (Beide Schlüsselstellen können anhand der jpc Samples abgehört werden - man muß die Cd nicht unbedingt besitzen)
    Um einerseits meine Theorie zu überprüfen - andrerseits um auch andere zum Nachdenken zu animieren werde ich Momentan nichts näheres dazu schreiben.
    Ausser vielleicht, daß es sich hier um Werke mit Ohrwurmqualitäten handelt und daß die polnischen Techniker in Sachen Tonqualität ganze Arbeit geleistet haben.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der geborene Schweizer, aber meist in Paris lebende Jean-Xavier Lefèvre (1763-1829) war Solist auf der Klarinette und Schüler von Michel Yost, einem der berühmtesten Klarinettisten seiner Zeit. Kompositorisch hinterließ er mindestens 6 Konzerte für Klarinette und Orchester, zahlreiche Werke für Blasorchester und - wie hier zu hören - Kammermusik. Die hier eingespielten Werke sind angenehm zu hören und genossen die Gunst des zeitgenössischen Pariser Publikums, eine besondere Originalität vermag ich jedoch nicht herauszuhören.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Johann Baptist Vanhal (1739-1813) war Mitglied des wohl "berühmtesten Streichquartetts" des 18. Jahrhunderts, das sich nachweislich 1784 dem Publikum aus geladenen Gästen stellte: 1. Violine Joseph Haydn, 2. Violine Baron Dittersdorf, Viola Wolfgang Amade Mozart, Cello: eben dieser. Schade, dass kein Mitschnitt erhalten ist. :D


    Vanhal hat ähnlich viele Streichquartette geschrieben wie Haydn, mein Streichquartett-Lexikon spricht von mindestens 84. Wieviel davon erhalten sind, darüber kann ich nichts finden. Die drei auf dieser CD entstammen zwei späten Zyklen und sind wohl nach Haydns op. 33 entstanden. Sie entsprechen im großen und ganzen den Erwartungen an Quartetten aus dieser Zeit, ich kann jetzt wenig spezifisches hören, aber es sind klangschöne Werke, die neben den gleichzeitig entstanden Haydnquartetten durchaus bestehen können.


    Das 2007 entstandene Camesina Quartett (benannt nach einem Haus, in dem Mozart gewohnt hat) spielt auf historischen Instrumenten bzw. Nachbauten dieser, benutzt Darmsaiten und spielt in historisch informierter Praxis. Dadurch klingen das Quartett weniger brilliant wie auf modernen Instrumenten, sondern dunkler und erdiger. Sicher Geschmackssache, aber mir gefällt es und es passt auch zur Musik.


    Angekündigt hat das Quartett eine Aufnahme der Quartette von Carl Gottlieb Reißiger (1798-1859). Den Namen habe ich noch nie gehört.

  • Zitat

    Ich glaube kaum, dass viele diese Aufnahme von Brunetti Streichquartetten haben - aber ich bin eigentlich überzeugt, dass viele sie haben wollten, wenn sie ihnen bekannt wäre: Voila........


    So schrieb ich im weiter oben erwähnten Vorgängerthread. Scheinbar habe ich mich aber geirrt - denn die CD ist eine von jenen, die noch immer im Katalog sind, wenngleich zum Dumpingpreis von 5.99 Euro. Das ist ja das Problem solcher Empfehlungen, daß sie zwar kurz gelesen, aber meist schnell wieder vergessen werden. Daher nochmals meine ausdrückliche Empfehlung für alle, die Streichquartette des 18. Jahrhunderts lieben.
    Aber dieser Beitrag soll ja nicht eine bloße Wiederholung eines bereits bestehenden sein, daher einige Detail am Rande:
    Der 1744 Geborene Gaetano Brunetti übersiedelt mit 18 Jahren nach Madrid, wo er ab 1767 Violinlehrer des Prinzen von Asturien war, der dann ab 1788 als Carlos IV den Thron bestieg. Spätestens seit diesem Zeitpunkt spielte Brunetti eine führende Rolle in Spaniens Musikleben, denn der neue König war sowohl ein begeisterter Musikfreund und Amaturmusiker, als auch ein Förderer Brunettis. Dessen Schwerpunkt lag auf Musik für Streicher. An die 50 Streichquartette hat Brunetti geschrieben uns zahlreiche andere Werke für Kammermusik, die Quellen weichen bei der Quantität stark voneinander ab. Brunettis Bedeutung in Spanien überragte bald jene von Boccherini. Im Harenberg Kammermusikführer ist er dennoch nicht gelistet - wundert das noch irgendwen???


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nachdem ich gestern so begeistert vom Auftritt des Signum Quartett in Stuttgart war, habe ich heute morgen gleich einmal wieder die einzige CD gehört, die ich von dieser Formation besitze. Sie hatten für ihren CD-Erstling 2010 die beiden Streichquartette von Ludwig Thuille ausgegraben.
    Es handelt sich um Werke des 17- bzw 20-Jährigen, die noch während der Studienzeit entstanden. Aber wer hier Schülerarbeiten erwartet, wird angenehm enttäuscht. Bereits das 1. Quartett ist ein vollgültiges Werk, das sich hinter vergleichbaren Werken aus dem Kreis von und um Brahms nicht zu verstecken braucht. Gleiches gilt für das 2., das leider unvollendet blieb, d.h. mit einem langsamen Andante Satz endet. Ob der vierte Satz nie geschrieben wurde, oder verschollen ist, ist mir nicht bekannt. Schade, dass der Komponist, der eine so offenkundige Affinität zu diesem Genre besaß, in seinem recht kurzen Leben keine weiteren Quartette mehr komponierte. Das Signum Quartett spielt mit schlankem Ton und kann sich und uns für diese Musik begeistern.


  • Dass Charles Villiers Stanford sieben Symphonien komponiert hat, dürfte jeder wissen, der hier regelmäßig im Forum unterwegs ist, auf selbige wurde häufiger hingewiesen. Dass er auch acht Streichquartette komponiert hat, dürfte dagegen kaum bekannt sein. Von diesen sind bisher auch nur die ersten zwei eingespielt worden. Wenn man das erste als Maßstab nimmt, dann ist das eine bedauerliche Situation, die zu beheben ist. Stanford war kein Erneuerer oder Pionier sondern hat das Vorgefundene mit seinen Inhalten gefüllt. Und die sind nicht zu verachten. Stanford war vielleicht ein Komponist der zweiten Garde, aber er hat erstklassig komponiert. Das gilt auch für das 1. SQ. Bezugsrahmen dieses 1891 entstandenen Werkes sind die Vorgaben von Haydn, Beethoven Mendelssohn und Brahms, aber was Stanford daraus macht, ist nicht schlechter als das was viele im Umfeld dieser Komponisten produziert haben (Ries, Franck, Gernsheim etc). Wer ein entspanntes halbes Stündchen bei einem guten Glas Rotwein und "schöner" Musik geniessen will, liegt hier goldrichtig.


    Das RTE Vanbrugh Quartet spielt untadelig und Klang und Preis stimmen auch. Empfehlung!

  • Viotti (1755-1824) ist - wenn überhaupt - in erster Linie für seine zahlreichen Violinkonzerte bekannt. Dass er auch Kammermusik und darunter Streichquartette geschrieben hat, wusste ich bis vor kurzem nicht. In dem an anderer Stelle hier erwähnten Büchlein "Forgotten String Quartets" habe ich einen Hinweis auf die wohl einzig existierende Aufnahme bekommen. Sie wurde beim Werbepartner zum vertretbaren Preis (ca. €10) gebraucht angeboten und ich habe sie bestellt; jetzt steht da "derzeit nicht lieferbar" bzw es gibt noch ein Angebot um die €50.


    Über den Kauf bin ich inzwischen ziemlich froh, denn die drei 1817 veröffentlichten (vermutlich letzten) Streichquartette sind von ausserordentlicher Qualität. Formal entsprechen sie alle dem klassischen Haydn'schen Modell mit vier Sätzen, mit Spieldauern von 16:34 bis 22:28 ähneln sie diesen auch im Umfang. Stilistisch liegen sie ziemlich in der Mitte zwischen Haydn und Mozart mit Ausblicken auch auf den frühen Beethoven und Schubert. Sie sind melodisch sehr reizvoll und die Sätze auch sehr schön entwickelt. Düstere Abgründe tun sich nicht auf, sie sind eher heiter gestimmt. Unterhaltungsmusik der besten Manier. Die 1. Geige ist naturgemäß etwas im Vordergrund, aber es handelt sich keinesfalls um verkappte Violinkonzerte, sondern auch die anderen Stimmen werden mit zahlreichen Aufgaben versehen, es handelt sich um echte Quatuors concertants.
    Das Quartetto Aira ist aus Ensembles der frühen HIP Szene hervorgegangen, dies scheint ihr einzige CD-Produktion zu sein. Sie spielen aber eher konventionell, durchaus rustikal mit gelegentlichen Intonationstrübungen, aber mir gefällt der dunkle Klang ihrer Instrumente. Und da es m.W. eh keine Alternativeinspielung gibt, kann ich bestens mit dieser Aufnahme leben.

  • Dieser Thread ist einer, der unter seinem Wert gehandelt wird, finden sich doch Hinweise auf zahlreiche Perlen der Kammermusik darunter, die einfach bekannter sein sollten. Irgendwie fühle ich mich schuldig, daß die Aufnahme der Viotti Streichquartette hier so spät Eingang gefunden hat - denn ich besitzte sie schon längere Zeit und kann das positive Urteil von Lutgra nur voll bestätigen.
    Um hier auch wieder einmal etwas beitzutragen habe ich aus meinem Pool ungehörter Kammermusik eine herausgefischt, nämlich eine CD mit allen 3 Streichquartetten von Franz BERWALD (1796-1868) und ich bin schon beim Hören des 1. Quartetts im g-moll - Berwald schrieb es 1818, also im Alter von 22 Jahren) mehr als begeistert. Lieblich und kühn zugleich, kaum mit einem Zeitgenossen wirklich zu vergleichen - und dennoch vertraut. Das Yggdrasil Quartett spielt traumwandlerisch schön, durchhörbar und körperhaft zugleich. Man sollte nun meinen, ich würde sofort alle drei Qaurtette in einem Guss hören. Genau das werde ich aber nicht machen.

    Hier mag der erste Hinweis mal genügen, Es wird einen Kammermusikthread zu Berwald geben, die Anzahl vorhandener Werke scheint ausreichend dafür zu sein...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gerade mal wieder das 1. Quartett gehört. Das ist schon ein erstaunliches Werk, 1818 komponiert, da gab es die späten Beethoven und Schubertquartette noch gar nicht und die von Mendelssohn und Schumann sowieso nicht. Und dies Quartett klingt weder noch Haydn, noch nach Mozart und auch nicht nach Beethoven. Schon eine recht eigene Stimme, die der 22. Jährige hier entwickelt hat. Hut ab.


    schrieb ich vor einem halben Jahr über das 1. SQ von Berwald.

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  • Nachdem ich gestern so begeistert vom Auftritt des Signum Quartett in Stuttgart war, habe ich heute morgen gleich einmal wieder die einzige CD gehört, die ich von dieser Formation besitze. Sie hatten für ihren CD-Erstling 2010 die beiden Streichquartette von Ludwig Thuille ausgegraben.
    Es handelt sich um Werke des 17- bzw 20-Jährigen, die noch während der Studienzeit entstanden. Aber wer hier Schülerarbeiten erwartet, wird angenehm enttäuscht. Bereits das 1. Quartett ist ein vollgültiges Werk, das sich hinter vergleichbaren Werken aus dem Kreis von und um Brahms nicht zu verstecken braucht. Gleiches gilt für das 2., das leider unvollendet blieb, d.h. mit einem langsamen Andante Satz endet. Ob der vierte Satz nie geschrieben wurde, oder verschollen ist, ist mir nicht bekannt. Schade, dass der Komponist, der eine so offenkundige Affinität zu diesem Genre besaß, in seinem recht kurzen Leben keine weiteren Quartette mehr komponierte. Das Signum Quartett spielt mit schlankem Ton und kann sich und uns für diese Musik begeistern.



    Die Thuille-Quartette wurden auch noch vom Allegri-Quartett eingespielt.


    Hier:




    Grüße
    Garaguly

  • Hohenlohe ist ein Landkreis nordöstlich von Stuttgart, der vor allem durch seine hervorragenden Agrarprodukte bekannt ist. So kaufe ich beim Schlachter meines Vertrauens meist Fleisch aus dem Hohenloher Land, dort wird viel biologisch produziert.
    Warum sich ein Tübinger Streichquartett (Tübingen liegt südlich von Stuttgart) nach dieser Region benannt hat, weiss ich nicht. Ich kannte dies Quartett bis vor kurzem nicht, bis mir bei Oxfam diese CD über den Weg lief. Die dort versammelten Komponisten sagten mir teils auch nichts, was immer ein guter Grund ist, eine solche CD zu kaufen, zumal wenn sie 3 € kostet. Gemeinsam ist den dreien, dass auch sie aus Süddeutschland kommen, wenn auch ihr späterer Wirkungskreis ganz woanders war. Joseph Martin Kraus landete bekanntermaßen am Stockholmer Hof, Carl Arnold in Christiania (heute Oslo) und Ignaz von Beecke war überall (Paris, Wien, Berlin). Je ein Streichquartett wird serviert und alle drei Gänge sind sehr bekömmlich. Der erste Satz von Herrn Arnold schmeckt vielleicht ein bisschen gewöhnlich, aber ansonsten gibt es nichts zu meckern an dieser kulinarischen Europareise. Speziell das Dessert (van Beecke) weckt Lust auf mehr.
    Die Damen und Herren des Quartetts sind offensichtlich nur regional unterwegs, die drei existierenden CDs im Eigenvertrieb entstanden, aber das Spiel der u.a. vom Melos Quartett ausgebildeten Musiker ist untadelig. Sie sind durchaus historisch informiert, spielen aber vermutlich auf modernen Instrumenten.

  • Die Suche ergab, dass es in den 90ern bei cpo bereits eine CD mit 3 Quartetten von van Beecke gab. Es spielte das Arioso Quartett. Die ist natürlich schon lange vergriffen, aber beim Werbepartner wird sie gebraucht offeriert. Da werde ich wohl den Bestellknopf drücken müssen.

  • In Beitrag Nr 4 schrieb Lutga über das Camesina Quartett:

    Zitat

    Angekündigt hat das Quartett eine Aufnahme der Quartette von Carl Gottlieb Reißiger (1798-1859). Den Namen habe ich noch nie gehört.


    Diese Aufnahme ist nun vor wenigen Tagen erschienen und seit einigen Stunden in meinem Besitz. In der Präsentation des Labels finden wir folgenes Statement:
    "Reissiger war über 30 Jahre lang eine der einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten in Mitteldeutschland und neben Mendelssohn der prominenteste Kapellmeister."
    Mag sein. Kaum etwas ist von seinem über 300 Werken auf Tonträger verfügbar. Die beiden Streichquartette Nr 1 und 2 tragen die Opuszahl Nr.111. Ich vermag sie nicht zu beurteilen. Nach den ersten Tönen war ich regelrecht abgestoßen, alles klang sperrig und quietschig (raunzend) zugleich, nicht harmonisch, nicht lieblich, nicht einschmeichelnd, aber auch nicht wirklich feurig sondern oft weinerlich. Das milderte sich nach längerem Hören ab, und ich fand schließlich an einigen Sequenzen regelrecht gefallen - aber die wahre Begeisterung wollte sich bei mir (bis jetzt) noch nicht einstellen. Das kann sich oft völlig ändern, daher nehme ich von einer - auch subjektiven - Bewertung derzeit Abstand.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach den ersten Tönen war ich regelrecht abgestoßen, alles klang sperrig und quietschig (raunzend) zugleich, nicht harmonisch, nicht lieblich, nicht einschmeichelnd, aber auch nicht wirklich feurig sondern oft weinerlich.


    Das könnte natürlich auch an dem historisch-informiert spielenden Camesina Quartett liegen, Aufnahmen aus dieser Zeit möchte ich auch eher auf modernen Instrumenten hören. Mit der Aufnahme dreier Reicha Quartette durch das Ardeo Quartet habe ich auch ähnliche Probleme.

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  • Da an anderer Stelle im Forum gerade über die Musik von Niels Gade - primär seine Symphonien - diskutiert wird, habe ich mir jetzt eines seiner Streichquartette das op. 68 angehört. Das ist mir kürzlich auf einer alten Vox-LP mit Nielsens op. 13 als zweitem Stück untergekommen, gespielt vom Copenhagen String Quartet. Wie seinerzeit leider oft üblich ohne jegliche Jahresangabe.
    Niels Gade hat laut meinem Streichquartett-Lexikon fünf Quartette (drei nummerierte) geschrieben, davon ist das 1888 geschriebene op. 68 das letzte, also Nr. 3 der offiziellen Zählung. Es entstand zwei Jahre vor seinem Tod.
    Das 20-minütige Werk besteht aus den klassischen vier Sätzen. Obwohl im ausführlichen Covertext ausgiebig auf die Bezüge zu Mendelssohn abgehoben wird, ist es in meinen Ohren kein Plagiat, sondern ein zwar konservatives, aber durchaus eigenständiges und hörenswertes Werk. Alle vier Sätze haben attraktive Themen und ich würde dem Stück auch im Konzertsaal gerne begegnen.
    Das Copenhagen String Quartet spielt erwartungsgemäß engagiert, die Aufnahme- und Presstechnik ist aber wie oft bei Vox eher als mittelmäßig einzustufen. Auf CD gibt es eine GA der drei nummerierten Werke mit dem Kontra Quartett, die dürfte auf einer meiner nächsten Bestelllisten stehen.


  • Ich habe drei andere Kammermusikwerke Gades, die ich als hörenswert in Erinnerung habe, allerdings auch keine Entdeckungen, die mich eilen lassen, die Streichquartette zu besorgen. ;)
    Ein Oktett findet sich als Füller auf einer der packendsten mir bekannten Aufnahmen des Mendelssohn-Oktetts (Archibudelli/Sony Vivarte), ein (frühes) Steichquintett und ein Sextett mit einem englischen Ensemble.


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Von Niels Gade gibt es drei nummerierte Streichquartette die über einen recht langen Zeitraum entstanden sind:


    Nr. 1 1851
    Nr. 2 1877
    Nr. 3 1888


    Da er bei der Komposition des ersten bereits 34 Jahre war und auch schon vier seiner acht Symphonien geschrieben hatte, sind es alles Werke der Reifezeit, das 3. ist - soweit ich sehen kann - sogar sein "Schwanengesang".


    Das erste Quartett ist mit 18 min recht kurz, die beiden Mittelsätze sind unter 3 Minuten, aber auch das ist ja durchaus ein Reifezeichen, dass man den musikalischen Ideen nur die Zeit zugesteht, die sie brauchen, um sich zu entfalten. Auch hier keinerlei Einwände, ein schönes Quartett in der Mendelssohn/Schumann-Nachfolge, das an ein, zwei Stellen auch kurz aufhorchen lässt.
    Das Kontra Quartett mit ungarischem Primarius ist Kennern der dänischen Kammermusikszene bestens bekannt, vor allem durch ihre GA der Holmboe-Quartette und enttäuscht auch in diesem Repertoire nicht.


    P.S. Ein frühes unvollendet gebliebenes Quartett von 1840 hat kürzlich das Leipziger SQ für MDG eingespielt.

  • Hier eine neue Ausgrabung von cpo: fünf Streichquartette des aus einer deutschen Musikerfamilie stammenden Komponisten der Frühklassik, Christian Ernst Graf (1723-1804) Ausgebildet wurde er von seinem Vater, Johann Graf (1684-1750), dem er auch 1745 auf den Posten des Hofkapellmeisters seiner Geburtsstadt Rudolstadt nachfolgte. 1762 nahm er einen Posten in den Haag an, wo 1765 ein Konzert leitete, wo der neunjährige Wolfgang Amadeus Mozart und seine Schwester Nannerl öffentlich auftraten. Grafs Biographie ist nicht besonders gut belgt, auch gibt es kein Werkeverzeichnisse. Meine Quellen sperechn stets von "mehreren" Sinfonien, Streichquartetten etc etc....


    Zu vorliegenden Aufnahme: Mir haben sich die Werke nicht besonders eingeprägt, auch wenn sie an sich recht angenehm zu hören sind. Ob der gelegentlich "weinerliche" Unterton auf den Komponisten oder die Instrumente des auf historischen Instrumenten spielenden Via Nova Quartetts zurückzuführen sind ver mag ich nur schwer abzuschätzen. Der Klang ist odt weinerlich, sirrend, es fehlt mir der "Körper" und der "harzige" Klang der Streichinstrumente.
    Trotz dieser (kleinen !!) Einwände eine lohnende Anschaffung, die ein weiterer Puzzlestein in der Musikgeschichte ist.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Abgebildet ist hier die Folge 2 eine Edition von 3 CDs, welche alle 12 Streichquartette von Anton Ferdinand Titz (1742-1810) enthält.Titz wurde in Nürnberg geboren übersdiedelt aber nach einem kurzen Zwischenspiel als Musiker im Wiener Opernorchester nach St. Petersburg, wo er rasch Karriere machte. Er war Violinlehrer von Mitgliedern der Zarenfamilie und führte bei Hof nicht nur Streichquartette von Mozart und Haydn, die er persönlich kannte , sondern auch eigene Werke auf. Louis Spor bezeichnet seinen Ruf als Violinvirtuose als überschätzt, billigte ihm aber in Bezug auf seine Kompositionen den Ruf eines "musikalischen Genies" zu.........


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Giovanni Sgambati (1841-1914) war eine wichtige Figur im Italien des 19. Jahrhunderts. In Rom geboren, die Mutter war Engländerin, der Vater Italiener, war er ein musikalisches Wunderkind, dessen pianistische Fähigkeiten so groß waren, dass Franz Liszt ihn als Schüler aufnahm, sich mit ihm befreundete und zahlreiche musikalische Projekte durchführte. Auf Anregung Liszt's begründete Sgambati das Liceo Musicael die Santa Cecilia aus der das heute noch existierende Konservatorium hervorging. Gemeinsam mit dem etwas jüngeren Giuseppe Martucci versuchte er, der Dominanz der Oper etwas entgegenzusetzen und die Instrumentalmusik in Italien nach vorne zu bringen. Einer der Aufführungen der beiden Klavierquintette des Komponisten wohnte 1876 Richard Wagner bei, der sehr beeindruckt war und die Kompositionen seinem Verleger Schott anpries. Es entwickelte sich hieraus eine enge Freundschaft zwischen den beiden Komponisten.


    Die vor einiger Zeit bei brilliant classics erschienene Doppel-CD enthält die beiden besagten Klavierquintette und zwei Streichquartette.


    Das erste Streichquartett ist vom 23-jährigen Komponisten und noch ohne Opus Nummer. Es hat die klassischen vier Sätze und ist ca 20 min lang. Es ist ein merkwürdiger Mix aus einigen melodisch interessanten Passagen und anderen uninspiriert, ja laienhaft wirkenden. Wobei für mich schwer auszumachen ist, ob dies nur am Komponist oder auch am ausführenden Quartetto Noferini liegt. Um es vorsichtig auszudrücken: dieses Quartett spielt nicht in der ersten Liga und vielleicht auch nicht in der zweiten. Das Ensemblespiel und auch die Intonation sind weit von dem entfernt, was man üblicherweise heute bei einer Studioaufnahme als gegeben voraussetzt. Im Booklet steht, dass sich das Quartett auf Musik des 20. Jahrhunderts spezialisiert hat. Ich möchte ehrlich gesagt nicht unbedingt hören, wie das in ihren Händen klingt. Sie klingen jedenfalls hier als spielten sie ohne lange Probe vom Blatt und tun der Musik des Komponisten letztendlich keinen Gefallen.


    Die Klavierquartette scheinen nach Aussagen von Reviewer beim Werbepartner besser gelungen und ich werde demnächst berichten.

  • Ein ganz erstaunliches Werk ist das frühe unvollendete F-Dur Quartett von Niels Wilhelm Gade. Es entstand um 1840 zur gleichen Zeit wie sein wohl bekanntestes Stück, die Ossian Ouvertüre. Literarische Vorlage des Quartetts ist Goethes "Willkommen und Abschied", wir haben es somit mit einem Quartett mit Programm zu tun. Deutlich origineller als in den späteren 3 Quartetten zeigt sich hier ein Komponist, der offensichtlich durch frühe Genialität auffiel, und dieser dann für den Rest seines Lebens hinterherlief, ohne sie noch einmal zu erreichen. Die Ersteinspielung der komplettierten (durch wen bleibt unklar) Version versieht das renommierte LSQ, dessen armer Primarius immer noch in kafkaesker Situation in New York festhängt.

  • Ein Freund legte gestern eine mir bisher unbekannte Streichquartettreihe auf, und zwar die 3 Quartette op. 6 von Johann Joseph Rösler (in mehreren Schreibweisen geführt):


    Wie ich finde, ist dies keinesfalls schlechtere bzw. bedeutungslosere Musik als die vieler uns etwas besser bekannter Komponisten. Das Quartett kommt sogar ziemlich locker und gefestigt daher. Mir als ehemaligem Klarinettenschüler sagte der Name des Komponisten bereits etwas, da wir mit drei Schülern Röslers ganz ordentliche Partita für 3 Bassetthörner einstudierten. Ich habe oben eine Einspielung abgebildet, die ich selber noch nicht kenne.


    Johann Joseph Rösler wurde am 22.08.1771 in Banská Štiavnica (dt. Schemnitz) in der heutigen Slowakei geboren; gestorben am 28.01.1813 in Prag. U.A. hört man gelegentlich neben den genannten Stücken von einige Opern und dem Klavierkonzert, vielleicht auch von anderen Stücken? Möglicherweise weiß ja der eine oder andere hier mehr von diesem Komponisten.


    Dies schrieb vor ziemlich genau 5 Jahren Tamino Uwe Schoof. Inzwischen sind die drei Quartette des Herrn Johann Josef Rösler (nicht zu verwechseln mit Anton Rössler = Antonio Rosetti) auch in meiner Sammlung gelandet und nach anhören des ersten Werkes in C-Dur kann ich das nur bestätigen. Herr Rösler war als Musiker Autodidakt. 1802 trat er in die Dienste von Fürst Lobkowitz, wo er bis zum Tode als Opernkapellmeister arbeitete. Er schrieb u.a. diverse Opern, Melodramen und Pantomimen auch eine Kantate auf Mozart's Tod. Es gibt von ihm Sinfonien, 3 Klavierkonzerte (eines davon wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einem Verleger als ein unbekanntes Werk von Beethoven herausgebracht), 6 Violinsonaten und eben drei Streichquartette. Wann diese genau entstanden, habe ich nicht herausfinden können. Dass sie aber dem Umfeld der Wiener Klassik entstammen ist natürlich nicht zu überhören.

    Allerdings würde man zumindest das C-Dur Werk auch nicht für ein Werk der drei Großen halten, zu eigenständig ist es. Alle drei Quartette besitzen die klassische Struktur aus vier Sätzen mit einem Menuett an dritter Stelle und sind ca. 25 min lang. Das C-Dur Werk ist melodisch reizvoll und solide gearbeitet, einige kleine Überraschungen hält es bereit und auch wenn die 1. Violine etwas dominiert, so sind doch alle Instrumente mit kleinen Soloauftritten dabei. Das Stamitz Quartett spielt diese Trouvaille sehr klangschön und technisch perfekt, jüngere Ensembles mit HIP-Erfahrung würden es vermutlich noch etwas spritziger und witziger herüberbringen.


  • Während von Gounod neben Opern und geistlicher Musik immerhin das ominöse "Ave Maria" und manchem vielleicht auch die zweite Sinfonie bekannt sind, von Lalo die Symphonie espagnole, so denkt man wohl bei keinem dieser Komponisten zuerst an Kammermusik und ebensowenig im Falle von Ambroise Thomas, den man wenn überhaupt nur noch für seine Oper "Mignon" kennt. (Daher stelle ich das mal unter "unbekannte Meister"...)


    Leider steht im Booklet fast nichts zu den Werken. Thomas schrieb sein einziges Quartett e-moll op.1 als junger Mann Anfang 20, während er sich nach Gewinn des Rompreises in Italien aufhielt und hier gibt es etwas Hintergrund und eine Charakterisierung des Werks.


    Noch weniger handelt es sich bei Gounods Werk um ein Frühwerk; in der Tat scheint der sogar vier oder fünf Quartette (eines davon als "petit quatuor" bezeichnet) komponiert zu haben. Das hier vorliegende a-moll wurde 1890 als Nr. 3 veröffentlicht. Verwirrenderweise gibt es ein weiteres Werk in F-Dur, das ebenfalls unter Nr.3 firmiert. Ich habe nicht herausgefunden, wann es komponiert wurde und ob die Nummer stimmt, die anderen stammen anscheinend aus der Mitte der 1880er, daher vermute ich, dass es ebenfalls ein eher spätes Werk ist.
    Gounods Quartett a-moll ist sehr knapp gehalten; sowohl im Kopfsatz als auch im Scherzo mit kontrapunktischer Schreibart; der langsame Satz ist ein zartes Stimmungsbild, das Finale etwas heiterer.


    Lalo hat sein Quartett zuerst 1859 als op.19 komponiert, 1880 noch einmal überarbeitet als op.45 neu herausgegeben; es ist ein reifes Werk
    und steht der deutsch-österreichischen klassisch-romantischen Tradition wohl am nächsten (wobei keines der drei Werke auf der CD für mich allzu "französisch" klingt). Einem klassizistisch-heiteren Kopfsatz folgt ein leidenschaftliches Andante, ein abwechlungsreiches Scherzo mit bizarren Zügen und das Finale löst vielleicht nicht ganz die "Appassionato"-Satzbezeichnung ein, es bildet aber einen schwung- und wirkungsvollen Abschluss.


    Das Ensemble ist nicht zu verwechseln mit dem Quatuor Danel, das drei (andere) Quartette Gounods veröffentlicht hat; es bestand/besteht (die Einspielung stammt von 1991) anscheinend aus russischen/osteuropäischen Emigranten.
    Ich habe die CD zwar erst einmal durchgehört, bin aber positiv überrascht. Die Musik ist hörenswert und wird überzeugend dargeboten; man hat nie, wie ja manchmal bei Raritäten den Eindruck, dass hier lustlos vom Blatt gespielt wird.
    Es ist jedenfalls erstaunlich, dass es anscheinend so gut wie keine anderen Aufnahmen dieser Werke gibt. Wenn ich bedenke, was heutzutage sonst so alles ausgegraben wird... und diese Komponisten sind immerhin aufgrund anderer Stücke recht bekannte Namen. Die CD ist gebraucht noch zu kriegen; "Discover" war zwar ein billiges Label, hat aber einige Entdeckungen zu bieten und Ausstattung und Aufnahmequalität finde ich ordentlich. (Ein weiterer Geheimtipp von Discover ist eine Kammermusik-CD mit dem Geiger Josef Suk - absolut spitze!)

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  • Hier ein weiteres Gustostück für unsere Sammlung: 8 Streichquartette von Friedrich Ernst Fesca (1789-1826)Zu Lebzeiten war er von seinen Kollegen sehr geschätzt. Vor allem Carl Maria von Weber war von Fescas Streichquartetten angetan. Sie gehören stilistisch zur Wiener Klassik und weisen einen gewissen "ernsten Unterton" auf, ohne indes düster oder melancolisch zu wirken. Die sogenannten heiteren. tämzerischen Stellen sind indes niemals "spritzig" oder "witzig" wie etwa bei Haydn, sondern eher volkstümlich - erdverbunden - man merkt irgendwie, daß sie später entstanden sind.
    Insgesamt gibt es 16 dieser Quartette, von denen 8 - auf 3 CDs verteilt - in dieser Box enthalten sind. Eine weitere Edition, VOL 2, mit den restlichen 8 Quartetten war angekündigt -und zwar mit dem Amaryllis Quartett - ist aber meines Wissen nach nie erschienen.* Der geringe Bekanntheitsgrad Fescas ist mit hoher Wahrscheinlichkeit seiner schwachen Gesundheit zuzuschreiben, derentwegen er stets Pausen in seiner Tätigkeit als Violinist einlegen musste. Allerdings nutzte er diese krankheitsbedingten Pausen, um zu komponieren. In seinem Kurzen Leben hat er uns ca 45 Werke mit Opuszahl hinterlassen.
    Ich finde, daß diese Quartette eine Bereicherung des Repertoires darstellen und mit 9.99 Euro für 3 CDs in der Tat unter ihrem Wert gehandelt werden. Wer Streichquartette der (späten) Wiener Klassik schätzt, sollte rasch zugreifen, bevor es zu spät ist...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    *Der erste Teil - hier vorgestellt - wurde bereits 2008 aufgenommen - ist aber erst 2013 erschienen
    Es besteht als noch Hoffnung für einen 2. Teil (?)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Franz Lachner darf hier auch nicht fehlen. Ein Komponist der in der ersten Lebenshälfte sehr erfolgreich war, mit Erscheinen von Richard Wagner und der neudeutschen Schule begann indes sein Stern zu sinken....


    Näheres werde ich demnächst in diesem Thread hier dazu schreiben:


    Hätte der Schubert länger gelebt, so hätte aus ihm ein guter Komponist werden können - Franz Lachner - Streichquartette


    PS: Es ist einerseits wichtig, Komponisten, deren Werke hierher passen hier kurz vorzustellen, aber einem eigenen Thread sollte überall, wo die Anzahl an verfügbaren Tonaufnahmen dies zulässtm der Vorzug ggegben werden . dieser Thread hier ist lediglich ein Appetizer, bzw eine Notlösung, wenn durch zu wenige verfügbare Aufnahmen eine eigene Threaderöffnung nicht sinnvoll erscheint....



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jan Levoslav Bella (1843-1936) war ein slowakischer Komponist, dessen 93-jähriges Leben vom späten Biedermeier bis kurz vor den 2. Weltkrieg dauerte. Er wurde auf der katholischen Schule in Levoca erzogen und wählte erst einmal den Weg zur Priesterschaft. Die entsprechende Ausbildung führte ihn auch einige Zeit nach Wien. In dieser Zeit bestand seine Musik wohl in erster Linie aus Kirchenmusik. 1881 wurde er weltlich und übernahm für fast vierig Jahre die Position des Stadtkapellmeisters und Kantors in Hermannstadt im heutigen Rumänien. Dort lernte er im Laufe der Jahren alle vorbeireisenden Größen des Musiklebens von Brahms bis Strauss kennen. Hier schrieb er auch seine einzige Oper "Wieland der Schmied", die 1926 in Bratislava uraufgeführt wurde und als erste Oper der Slowakei gilt.
    Bella stand der deutschen Musik des 19. Jahrhunderts nahe. Er schrieb u.a. 4 Streichquartette, das e-moll Quartett ist von 1871. Ein erstaunlich reifes und gelungenes Werk, das den frühen, die Dvorak zur gleichen Zeit schrieb, IMO deutlich an Qualität überlegen ist. Erst knapp zehn Jahre später war Dvorak mit op. 51 und 61 auf dem Niveau angekommen. Das 25-minütige Werk hat die üblichen vier Sätze, im 3. Allegro scherzando sind deutlich Anklänge an (wohl slowakische) Volksmusik zu hören.
    Das Moyzes Quartett setzt sich mit hörbarem Enthusiasmus für den Landsmann ein.

  • Unbekannt - Das passt auf Adam Valentin Volckmar (1770-1851) vortrefflich. Zu Lebzeiten war er eine lokale Größe in Rinteln, wo noch heute ein Museum an ihn und seinen Sohn Wilhelm Volckmar (1812-1887) (der ebenfalls Komponist war) erinnert. Volckmar, im gleichen Jahr geboren wie Beethoven, und diesen um über 2 Jahrzehnte überlebend war kein Neuerer, kein Blender, kein Genie. Dennoch sind seine uns bekannten Werke von hoher Qualität. Wikipedia hat kein Interesse an ihm und die Mehrheit der Klassikhörer auch nicht. Deshalb kann die hier gezeigte CD mit Quartetten und Trios zum Spottpreis von nur 2.99 Euro erworben werden.......

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die beiden auf dieser CD zu Ehren des 100. Geburtstags von Sjatoslav Richter vereinten russischen Komponisten sind weitgehend unbekannt. Der bekanntere ist sicher Felix Blumenfeld, dessen einzige Symphonie vor zwei, drei Jahren zusammen mit der von Georges Catoire auf Dutton eingespielt wurde und als eine veritable Entdeckung gilt. Welche Verbindung er zu Richter hat ist, mir nicht klar, er war der Lehrer von Vladimir Horowitz.
    Blumenfelds einziges Quartett entstand 1898 und gewann gleich einen Preis. Wie seine Symphonie ist auch dieses halbstündige Werk eine wundervolle Entdeckung, die mit dem Besten was Tschaikovsky, Tanejew oder Glasunow für das Genre geschrieben haben, mithalten kann.
    Das Quartett von Theophil Richter fällt dagegen vielleicht ein ganz klein wenig ab, aber auch dieses Werk ist hörens- und besitzenswert. Hier ist der Bezug zum Pianisten Richter etwas klarer, denn Theophil war sein Vater. Er wurde 1941 von Stalins Schergen ermordet, nachdem ihn jemand denunziert hatte. Sjatoslav hat das erst nach dem Krieg erfahren. Das Manuskript des Quartetts hat Sjatoslav gehütet wie einen Schatz, aber der derzeitige Aufenthaltsort ist unbekannt. Zum Glück gab es Fotokopien. Das Quartett hat das Borodin Quartett im privaten Kreis in Gegenwart des Pianisten einmal aufgeführt. Dies hier ist dann wohl die zweite Aufführung überhaupt.
    Das Odessa String Quartett spielt sehr gut und insofern gibt es eine dicke Empfehlung für diese Kammermusikraritäten.

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