Was geschieht mit meiner Sammlung, wenn ich einmal nicht mehr sein werde?

  • Viele der Forumsmitglieder besitzen eine mehr oder minder grosse Sammlung mit Musikaufnahmen, die sie mit viel Herzblut über die Jahre aufgebaut haben.


    Keiner von uns lebt ewig. Was wird mit der Sammlung geschehen, wenn Ihr nicht mehr unter den Lebenden weilt? Habt Ihr Vorkehrungen getroffen, was mit den LPs, CDs geschehen soll? Habt Ihr das mit den Erben besprochen?


    Ich habe meine Sammlung der CDs der Stadtbücherei vermacht, nachdem ich mit den Verantwortlichen abgeklärt hatte, ob Interesse besteht.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Tolle Frage - wenn man bedenkt, daß hier ein stets beiseite geschobenes Thema angesprochen wird.
    Wer will sich damit schon auseinandersetzen?
    Von "Jung und Dynamisch" bis hin zu "Alt, Gesund und Reich" ist der erstrebenswerte Rahmen gesetzt.
    Leider läuft das ganz selten so ab.


    Zum Thema: Moderato hat offensichtlich für seine Sammlung einen Weg gefunden - hier, an meinem Wohnort, wird das nicht funktionieren, weil das Interesse nicht besteht. Die meisten Notenbände sind an die öffentlichen Bibliotheken in der Umgebung verschachert worden, kleine Restbestände an Klavierauszügen gibt's noch. Die ohnehin nicht große (in Wirklickeit mickrige) CD-Sammlung verschwindet immer mehr. Nur Banales füllt die Regale, Kunst wird hauptsächlich mit Pop und Rock gleichgesetzt.


    Fazit: Das ist - wäre - kein guter Aufenthaltsort für meine kleine, bescheidene Sammlung.


    Ich weiß nicht, wohin damit.
    Vielleicht lasse ich sie mir in die Truhe legen --- :D

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    MUSIKWANDERER

  • Ich weiß nicht, wohin damit.
    Vielleicht lasse ich sie mir in die Truhe legen


    Ja, lieber Musikwanderer, Deinen Pessimismus muss ich leider teilen. Moderatos fürsorgliche Anregung, so sehr ich sie auch begrüße, kommt, wie ich fürchte, 50 Jahre zu spät.


    Im Zeitalter des Streamings wäre es auch vermessen, unsere Jugend, die sich ohnehin schon durch die Bedienung des Handys in permanenter Zeitnot befindet, durch zusätzliche Anstrengung zu belasten,
    indem man ihr zumutet, mit nur einer Hand eine Platte aus dem Regal zu fischen, sie aus der Hülle zu entfernen (wie denn, mit den Zähnen?), den Plattenspieler einzuschalten und schließlich noch sich in der Kunst zu üben, den Tonarm korrekt aufzusetzen.


    Vom Zuhören will ich gar nicht erst reden. Physiologen warnen davor, die Grenzen der jugendlichen Konzentrationsfähigkeit durch klassische Stücke mit einer Länge von über 3 Minuten ins Extreme zu verschieben,
    da die neurophysiologischen Effekte in dieser Hinsicht noch nicht genügend erforscht sind.


    Mein Vorschlag ist, den alten Kram auf ein zeitgemäßes Medium zu überspielen und danach die Stücke in hörgerechte Moleküle zu unterteilen. Das Gesamtvolumen von 200 Kilobytes per Einheit sollte dabei nicht überschritten werden.



    Liebe Grüße

  • Zugegeben, darüber nachgedacht habe ich zwar schon, stehe aber auf dem Standpunkt, dass das Sache meiner Hinterbliebenen sein wird und sein sollte. Bibliothek und Plattensammlung haben ihren Wert, müssen in dieser Zusammenstellung aber nicht unbedingt beisammen sein.


    Viele meiner Platten habe ich antiquairisch gekauft. In einer davon, sie kam von irgendwo in den USA, habe ich ein U-Bahn-Ticket aus Stuttgart gefunden. Wer weiß, vielleicht setzen die Platten irgendwann ihre Reise fort. Aber insgeheim hoffe ich natürlich auf potentielle Enkelchen und darauf, dass das alles in der Familie bleiben kann.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zu dieser Frage fallen mir drei kleine Sachen ein.
    1. Ein Witz: ein reicher Mann liegt im Sterben und jammert: "Warum kann ich mein schönes vieles Gold nicht mitnehmen?" Pfarrer: "Ach, das würde doch nur schmelzen!"
    2. Epikur: Der Tod geht uns nichts an. Sind wir, ist er nicht. Ist er, sind wir nicht.
    3. Mein Vater war Bibliothekar mit 5000 Bänden. Als er starb, habe ich mir 100 schöne genommen. Die anderen bekamen meine Brüder.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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  • Was vor dem Ableben geklärt ist, will heissen besprochen und schriftlich fixiert ist, entlastet die Erben und schafft Klarheit. Hinterbliebene können gelassener mit dem Nachlass umgehen.
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • Die Frage habe ich mir oft gestellt. Meine Kinder sind bis jetzt jedenfalls - sehr leider- weder an meinen vielen Klassik- noch an den einigen Jazz-CDs, DVDs und Blue-rays interessiert.
    Sollte ich vor meiner Frau gehen, dann bekäme sie es wohl. Sollte ich der Überlebende sein, dann werde ich sehen, ob sich bei meinem einen Sohn, der zwar musikalisch ist, aber im Moment hauptsächlich harten Rock hören und spielen will, etwas getan hat. Vielleicht bekomme ich ja irgendwann an dieser Musik interessierte Enkel....fragt sich nur, wie sie damit in Berührung kommen sollen.


    Für den Fall, dass all das nicht möglich wäre, gäbe es noch einen Freund und Kirchenmusiker und dann noch einen anderen Freund, der Orgelbauer ist.


    Vielleicht wäre aber auch die Musikbibliothek der Norwegischen Musikhochschule in Oslo die richtige Adresse. Die haben zwar schon derart viele (Klassik)-CDs, dass wohl jedem hier bei Tamino erst einmal die Augen übergingen, wenn er diese Auswahl sehen könnte. Dennoch gibt es viele CDs, die ich besitze, die aber nicht. Auf diese Weise könnten einige interessierte Studenten ggf. einen Nutzen haben. Aber meistens hören sie sich ja bewusst ein Stück nicht an, wenn sie damit beruflich zu tun bekommen. Ein Eingeständnis einer fehlenden eigenen Phantasie und einer Schwäche im Urteilvermögen, wenn Du mich fragst. Das ist aber ein anderes Thema.


    Es fragt sich ja ohnehin, ob in einigen Jahrzehnten CDs noch üblich sind, bei diesem Trend zum Streaming, zu MP3 und Ohrenstöpsel plus Mobiltelefon (ich kann dem allen nichts abgewinnen, vor allem wegen der bescheidenen Qualität, aber auch sonst) noch körperliche digitale Tonträger üblich sein werden, oder ob das irgendwann so verschwunden sein wird, wie es jetzt mit den ehemals so weit verbreiteten VHS-Kassetten ist.
    Einen entscheidenen Unterschied gibt es hier ja: DVD und Blue-ray sind nun einmal viel viel bessere Medien als eine VHS-Kassette, und hier ist nun einmal das Bessere des Guten Feind, was ja auch gut ist.


    Aber den heutige Massentrend kann man aus meiner Sicht schon eher als ein zunehmendes Desinteresse an guter Tonqualität beschreiben, während man beim Bild sich schon über HD-Qualität erfreut.
    Natürlich gibt es immer jene Cracks, für z.B. mein HPA-V200 von Violectric + Sennheiser HD800 längst nicht mehr gut genug wäre. Da muss der Kopfhörer dann mindestens XLR-verkabelt werden und als KHV sollte es dann ein Bryston sein....wie sehr und ob hier die Unterschiede noch tatsächlich wahrnehmbar sind, sollte man einmal ins Verhältnis zum Preis setzen. Aber solche qualitätsbewussten Leute sind ja eindeutig eine kleine Minderheit.


    Im Bereich der Massen-Chartmusik wird das dicke Geld verdient. Wenn der Trend dort so ist, dass körperliche Tonträger immer mehr abnehmen, dann hat das auch seine Wirkung auf den Klassiksektor. Die DG bewirbt mich auf Facebook schon oft mit solchen Dingen...


    Vielleicht will also nach meinem Ableben niemand mehr sich solche Platzwegnehmer und Staubfänger wie diese Uralt-CDs von vor-vorgestern ins Haus holen.
    Wie gesagt, ich denke über diese Fragen ab und zu nach. Schade fänd ichs eigentlich, wenn die Kinder "den alten Plunder" hernehmen und über ebay als Konvolut zum Spottpreis vertickern. Aber wenn Du erst einmal im Sarg liegst, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass einen dass dann stört, ja ziemlich klein...



    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die Musik ist unsterblich, die Tonträger nicht.


    Was mich mehr stört: die Anlagen sind es auch nicht


    Meine Kinder werden sich hoffentlich umfangreich bedienen, der Rest wird vielleicht als Konvolut bei ebay noch 1 Euro fuffzich bringen.


    Wie Glockenton schon sagte: die Wahrscheinlichkeit, daß es einen stört, ist klein.

  • Zitat

    moderato: Ich habe meine Sammlung der CDs der Stadtbücherei vermacht, nachdem ich mit den Verantwortlichen abgeklärt hatte, ob Interesse besteht.

    Vor oder nach dem Ableben? :stumm:

    W.S.

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  • Wie Glockenton schon sagte: die Wahrscheinlichkeit, daß es einen stört, ist klein.


    Völlig falsch! Die Wahrscheinlichkeit ist unbekannt.


    Und wenn Du das nächste Mal als Eisbär auf die Welt kommst, wird es Dich ungeheuer wurmen, dass das Polareis schmilzt, weil Musik- und Umweltbanausen erbenlose Platten verheizen.

  • Da gäbe es ab einem gewissen Umfang sicherlich nur die Möglichkeit diese, sofern das möglich wäre komplett zu verschenken.
    Bei mir müßte dieser jemand entweder eine 5 Zimmerwohnung haben oder aber zumindest eine Einfamilienhaus besitzen, da meine Sammlung schon jetzt auf vier Räume verteilt ist.
    Symphonik, Klavier, Violine u. ä., Oratorium ( auf LP ) und die Sprachplatten im Keller.
    Opernaufnahmen auf LPs, Cds ( Sinfoniekonzerte, Klavier, Violine u. ä & Oratorien ), DVDs sind über mein Wohn- und Schlafzimmer verteilt und meine Bibliothek ( Bücher über Musik residieren auf dem Dachboden )
    Das ganze als Hörmuseum anzubieten wär noch eine zweite Alternative, aber wohl doch eher unwahrscheinlich, aber wer weiß, die Zeiten ändern sich ja ständig.

  • Das regelt die gesetzliche Erbfolge. Bis ich der Erste, ist meine Frau an der Reihe. Danach der Sohn.


    Da mein Sohn kein Interesse für klassische Musik hat, wird wohl alles im Müll landen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Das regelt die gesetzliche Erbfolge. Bis ich der Erste, ist meine Frau an der Reihe. Danach der Sohn.


    Lieber La Rosche,
    so geht das nicht.
    Auch in Thüringen gilt bei gesetzlicher Erbfolge: Frau und Sohn machen halbe/halbe.
    Soll zuerst die Frau alles erben und später der Sohn,dann nur durch Testament.
    Bei Eheleuten empfiehlt sich das "Berliner Testament".

    mfG
    Michael

  • Soll zuerst die Frau alles erben und später der Sohn,dann nur durch Testament.
    Bei Eheleuten empfiehlt sich das "Berliner Testament".


    So ist es. Das haben wir gemacht.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Meine Töchter sollen sich ausssuchen, was sie behalten wollen (das wird wenig sein, denn sie haben eigene Sammlungen), der Rest (und das ist viel) geht an die Stadtbibliothek.


    Gruß
    Lohengrin

  • Ich habe keine Kinder, Cousins und Cousinen haben einen anderen Musikgeschmack, und die Klassik liebenden Freunde sind alle in meinem Alter, werden mich also wahrscheinlich nicht oder zumindest nicht lange überleben (einen natürlichen Tod vorausgesetzt). Was also tun mit meinen CDs und meiner ziemlich guten Anlage? Es gibt sicher auch heute noch genug an klassischer Musik interessierte jüngere Menschen, denen man damit eine große Freude bereiten würde. Aber wie findet man diese? Eine ganz gewagte Idee: Könnte nicht das Tamino-Forum dabei helfen?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da in meiner Familie keiner was für meinen Musikgeschmack übrig hat, wird meine Sammlung entweder für paar euro verkauft oder landet auf dem Müll. :(

  • Meine wird wohl zum Weltkulturerbe ernannt ... :D


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Ich habe mir darüber eigentlich keine großen Gedanken gemacht. Viele Leute sammeln etwas, das ihnen lieb und teuer ist. Wenn sie sterben will es dann niemand. Es wandert dann entweder (in seltenen Fällen) in ein Museum, wo man auch nicht glücklich über die Zuwendung ist, oder auf die Müllhalde, bzw Müllverbrennung. Ich fürchte, es sind schön größere Schätze vernichtet worden als meine Tonträgersammlung. Sie wurde von mir - für mich - zusammengestellt - und hat für kommende Generationen vermutlich keinen Wert.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Woran liegt es wohl, dass ich nach Durchlesen hier an folgenden Text (aus dem Brahms-Requiem) denken muss:


    Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben.
    Sie gehen daher wie ein Schemen, und machen ihnen viel vergebliche Unruhe;
    sie sammeln und wissen nicht wer es kriegen wird.


    ?(?(?(

    .


    MUSIKWANDERER

  • Es sind auch schon größere Schätze auf den Müll gekommen. Vor Jahren lernte ich einen jungen Mann kennen, der mit einem Kollegen die Wohnung von Wolfgang Schneiderhahn räumte und alles in Container für den Sperrmüll warf. Auf meinen entsetzten Aufschrei hin brachte er mir am nächsten ein Etui mit einem Dirigierstab (der von mir in Ehren gehalten wird) und einem Klavierauszug (Cosi van tutte), der unvollständig war (zerrissen) und bei einem Wasserschaden das Zeitliche segnete.


    Ich möchte gar nicht nachdenken, was da alles in den Orkus geschickt wird ....

  • In der März/April-Ausgabe des "American Record Guide" berichtet der langjährige Kritiker John Barker über seine Probleme vor der anstehenden Umsiedlung in ein Seniorenwohnheim die Plattensammlung loszuwerden. Er hat im Laufe von 65 Jahren 110,000 Tonträger gesammelt, davon ca. die Hälfte LPs und die andere Hälfte CDs. Er wollte die Sammlung komplett einer Bibliothek, einem Musik- oder Zeitschriftenverlag oder ähnlichem übergeben und hat nur Absagen erhalten. Er schreibt darüber, dass er häufig in Rezensionen liesst, dass es doch schade sei, dass diese oder jene Aufnahme nie auf CD erschienen sei. Alle derart erwähnten Aufnahmen befinden sich natürlich in seiner Sammlung. Nach langer Suche hat er nun einen anderen Sammler gefunden, mit dem er eine Art öffentliche Stiftung machen will, die die Musik für Interessierte zugänglich halten soll. Wie das konkret aussieht, schreibt er leider nicht. Da der andere Sammler auch schon 65 ist, stellt sich in wenigen Jahren vermutlich die gleiche Frage wieder. Wenn ich allein daran denke, dass in dieser Sammlung vermutlich ALLE verschwundenen Melodiya-Aufnahmen (Barker war vor allem auf Osteuropa spezialisiert) zu finden sind, wird mir schwer ums Herz.

  • ... 110,000 Tonträger gesammelt ...

    110.000 ??!!!????!!!!????? 8o8o8o:hahahaha::hahahaha:Meister!!! :hail::hail::hail::hail: Wahn, überall Wahn 8|8|8|8|8|


    Unglaublich. Fiele so eine umfassende Musiksammlung nicht in den Bereich 'nationales Kulturerbe'? Müsste da nicht der Staat ... rettend ... ähhh .... ein...grei...fen? :hahahaha::hahahaha:


    Grüße
    Garaguly

  • Auf Drängen meiner lieben Frau habe ich nach jahrelangem Zögern mein Büro teilentsorgt. Es kam ein Aktendrache = Fahrzeug mit eingebautem Schredder und vernichtete 1 Tonne Akten. Übrigens zahlt man nur für das Gewicht des dann übrig bleibenden Papierballens. Rund 500 Bücher karrten wir zur Aufbaugilde, einer gemeinnützigen Einrichtung. Überwiegend psychologische und pädagogische Fachliteratur. Schon ein mulmiges Gefühl, wenn man sich von vielem was den Beruf ausmachte trennen muss.
    Bei meinen musikalischen Schätzen sollte es einfacher sein. Die bekommt selbstverständlich das Tonarchiv der Gottlob-Frick-Gesellschaft. Problem, dass dort zumindest alle Aufnahmen Frick & Friends bereits vorhanden sind.
    Ansonsten wenig ist für die Ewigkeit gemacht und alles geht seinen irdischen Gang. Erheiternd, dass wir trotz der Räumungsaktion vor 2 Jahren selbst in einem Haus mit 7 Räumen schon wieder aus den Nähten platzen. ?(


    Herzlichst
    das Eichhörnchen
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Zitat

    Unglaublich. Fiele so eine umfassende Musiksammlung nicht in den Bereich 'nationales Kulturerbe'? Müsste da nicht der Staat ... rettend ... ähhh .... ein...grei...fen?


    Warum eigentlich ?
    (Es wird ohnedies nicht geschehen)
    Wenn die Menschheit an ihrem Kulturgut kein Interesse mehr hat - sei es aus Dummheit, Bosheit oder Ignoranz - oder aus irgendeinem anderen "menschlichen" Grund, die das Ausmachen, was sich "Menschheit", "Gesellschaft" oder sonstwie nennt, dann wird man es entsorgen. So wird es allem ergehen, das nicht mehrheitsfähig ist. Auch Internetforen, mit einer täglichen Beteiligung von 100 täglichen Beiträgen - und oft genug darunter - sind eigentlich eine Fehlinvestition, wo einige wenige aktiv schreiben und der Rest der Menscheit vermutlich nicht mal die wichtigsten Komponistennamen kennt - und noch stolz drauf ist. Fernsehsendungen mit nur ein oder 2 Millionen Zusehern stehen indes auf der Abschussliste - die Zielgruppe ist zu klein, zu uninteressant... Und da wollt ihr eine Sammlung von 110.000 Tonträgern mit Aufnahmen die nur noch wenige - und das meist auch nur vom Hörensagen kennen - durch staatliche Subventionen retten? Wer soll das entscheiden. Jene Polit-Technokraten, die nur das Knistern von Banknoten und die Einflüsterungen bzw Anordnungen von der Wirtschftsmafia hören? Da muß ich sogar ausnahmsweise mal lachen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • (Es wird ohnedies nicht geschehen)


    Man sollte die Amis nicht unterschätzen. Von jedem in den USA veröffentlichten Medium geht vorgeschriebenerweise ein Exemplar an die Kongressbibliothek in Washington D.C.! Die haben eine ziemlich vollständige Sammlung ihrer "Kultur".

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich teile Alfreds Kulturpessimismus, nicht, weil es mir Spaß macht, sondern weil diese Sicht meinen eigenen Erfahrungen entspricht. Niemand wird sich um unsere Sammlungen reißen, keine Erben und keine Bibliothek. Als ich unlängst so um die 500 CDs und Alben ausgemustert hatte - kein Schrott, nur Markenware! :) - fühlte ich mal bei meiner Musikbibliothek vor: Sind die auch ganz neu? In Stereo? Bitte kein Beethoven! Und keine Opern! Und keine Lieder auch nicht! Und wenn schon, müsste ich sie selbst vorbei bringen, damit man sich vielleicht etwas auswähle. Natürlich werde dafür nichts bezahlt. Man war sichtlich an derlei Geschenken überhaupt nicht interessiert, weil Arbeit und Mühe damit verbunden ist und weil es sich am Ende doch besser klagen lässt, dass kein Geld für neue Medien da sei. Daraus schöpfen solche Behörden offenbar gern ihre Daseinsberechtigung.


    Mein Plattenantiquariat kauft grundsätzlich nur die allerseltensten Pressungen auf - für so gut wie nichts natürlich.


    Freunde und Bekannte, die unbedingt durch diese zur Abgabe bereiten Tonträger "schauen" wollten, warnten: Nur nichts weggeben! Am Ende vergaßen auch sie, den Blick zu werfen.


    Zum Glück wurde ich das meiste bei den CD-Einkäufern im Netz los. Paläste konnte ich mir von dem Erlös nicht bauen. ;)


    Bevor man sich von dieser Welt verabschiedet, sollte man selbst Klarheit und Ordnung schaffen. Meine Idealvorstellung ist, den gesamten Bestand zu digitalisieren. Zehn Festplatten lassen sich schneller entsorgen als 10 000 CDs. Ich bin da absolut leidenschaftslos und unsentimental.


    Wir leben nicht mehr in Zeiten, in denen sich große Sammlungen - ob Bücher oder Tonträger - automatisch vererben und von den kommenden Generationen weitergeführt werden. Dazu fehlen auch die physischen Voraussetzungen. Ein großer bürgerlicher Hausstand ist der Feind jeglicher Mobilität.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mein Sohn meinte früher immer, die "Sachen" gehörten auf den Müll, ihn jedenfalls interessiere diese Musik nicht. Im etwas unwahrscheinlicheren, aber durchaus möglichen Fall, dass er "zuerst gehen müsse", wären mir seine kleinen "Sachen" mit Hardrock und, und, und auch nicht des Verwahrens wert. Ich gebe zu, dass jenes "früher" noch vor der Mülltrennung war! Diesbezüglich tun sich da heute viele ungelöste Fragen auf.


    Neuerdings schöpfe ich wieder etwas Hoffnung. Beispielsweise auf einen jetzt neunjährigen Enkel. Der stürzt sich mit Verve auf das Erlernen der (von mir so richtig gehassten) Geige. Ein erstes öffentliches Auftreten in der Adventszeit 2014 (mit anderen Schülern) ließ sich hörbar gut an. Er wird sicherlich kein Schneiderhan (beispielsweise) werden, wird (hoffentlich) kein Orchestermusiker, aber vielleicht doch Klassikkörer :rolleyes: !? Jedenfalls findet er die CD-Box mit Mozart-Opern der Marionetten-Bühne (und mit Peter Ustinov als Erzähler) schon mal "cool".


    Ich warte halt mit weiteren Gedankenspielen erst einmal ab...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Meine Idealvorstellung ist, den gesamten Bestand zu digitalisieren. Zehn Festplatten lassen sich schneller entsorgen als 10 000 CDs. Ich bin da absolut leidenschaftslos und unsentimental.


    Was sollte das ändern? Du darfst die Musik nur dann legal digitalisieren, wenn Du auch die Originaltonträger in Deinem Besitz hast. Wenn Du diese verschenkst, musst Du die digitalen Kopien löschen. Wenn Du die CDs aber im Keller aufhebst, müssen sie später auch entsorgt werden.

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