Liebe Freunde der deutschen Romantik,
es mag hinterfragbar sein diesem Schaffensbereich Volkmanns einen eigenen Thread zu widmen. Einerseits dürfte es nicht allzuviele Mitglieder geben, die Aufnahmen aus diesem Bereich in ihrer Sammlung haben , andrerseits hält sich die Anzahl an Instrumentalwerken im überschaubaren Bereich
Op.33 - Cello Concerto in a-moll (1855)
Op.42 - Konzertstück in C-dur für Klavier und Orchester (1860)
Op.44 - Sinfonie No.1 in d-moll (1863)
Op.50 - Fest-Ouvertüre für Orchester (1865)
Op.53 - Sinfonie No.2 in B-dur. (1866)
Op.62 - Serenade No.1 in C-Dur für Streichorchester (1869)
Op.63 - Serenade No.2 in F-Dur für Streichorchester (1869)
Op.68 - Richard III, Overture für Orchester (1870)
Op.69 - Serenade No.3 in d-moll für Streichorchester und Violinsolo (1870)
Op.73 - Richard III, Zwischenaktsmusik für Orchester (1872)
Ohne Opuszahl -Konzertouvertüre in C-Dur für Orchester (1863)
Dennoch: Wir wollen es wagen....
Stilistisch stellt er - wenn man dem Booklet das hier abgebildet ist trauen darf . eine Brücke zwischen Robert Schumann und Johannes Brahms dar, mit welchem er persönlich befreundet war. Volkmann war mit vielen Komponisten seiner Zeit bekannt und sehr geachtet. So äusserte sich beispielsweise Tschaikowsky positiv über seine Serenaden für Streichorchester
Ich möchte heute das Augen - bzw Ohrenmerk auf das Cellokonzert op 33 richten, welches 1855 komponiert worden war - aber wegen Erkrankung des Widmungsträgers erst 2 Jahre später uraufgeführt wurde. Es gibt eine schriftliche Notiz -Volkmanns zu diesem Ereignis, wo er seine Zufriedenheit mit der Aufführung kundtut. Aber auch das Werk an sich ist bemerkens- und hörenswert - es ist einsätzig und wird gelegentlich jenem berühmteren von Antonin Dvorak an die Seite gestellt. Ob diese Behauptung im Detail einer Überprüfung standhielte weiß ich nich - hörenswert ist es allemal...
Hier ein Brief an Johannes Brahms - welcher beweist, daß Volkmanns Cellokonzert 19 Jahre nach seinem Entstehen immer noch gefragt war....
ZitatAlles anzeigenAn Johannes Brahms.
Budapest, Dezbr. 74
Geehrter Herr! Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Anfrage bezüglich meines Cellokonzertes. Die von den Cellisten gerügte übergrosse Länge dieses Tonstückes wird jedenfalls nicht von allen Cellisten empfunden. Schlesinger z.B., welcher es zuerst öffentlich spielte, wünschte nachträglich von mir sogar noch die Verlängerung eines Tutti [damit er sich bequem den Schweiss abwischen könne, was ich ihm jedoch nicht bewilligen konnte]. Wäre mein einsätziges Konzert der erste Satz eines dreisätzigen Konzertes, so begriffe ich es, wenn man seine Ausdehnung unpraktisch befände; aber mein Stück fasst sozusagen die üblichen drei Sätze in sich, schon deshalb und dann auch, weil sein Bau ein wohlberechneter ist, dürfte es intelligenten Hörern nicht zu lang erscheinen. Wollte man es aber, was ich nicht voraussetzen kann, darum kürzen, um je eher damit fertig zu werden, so würden einige Striche sehr wenig Zeitgewinn ergeben, die Popperschen höchstens eine oder anderthalb Minuten, was nicht der Mühe lohnen würde, dass man das Stück verstümmelt vorführe: bei näherer Betrachtung der Popperschen Striche nämlich werden Sie gewiss leicht erkennen, dass dieselben meiner Komposition keineswegs zum Vorteile gereichen. Aus den angeführten Gründen nun wäre es mir sehr angenehm, wenn mein Cellokonzert unverkürzt zur Aufführung gelangte. Was ferner Kadenzen in Konzerten im allgemeinen betrifft, habe ich eine Vorliebe für die kurzen. Viele Virtuosen legen in Konzerte fremder Komponisten gern eigene lange Kadenzen ein, in welchen sie gewöhnlich ihre Lieblingspassagen, die nicht selten dem Geiste des Werkes widersprechen, anbringen und nebstbei die vom Komponisten schon hinlänglich durchgeführten Motive leider oft genug durcheinanderwürfeln; auch Herrn Poppers Kadenz zu meinem Konzert fand ich von diesem Fehler nicht ganz frei. Daher möchte ich Herrn Hummer, den ich von mir zu grüssen bitte, eine meiner kurzen Kadenzen anraten, nämlich entweder jene, welche in die gedruckte Solostimme gehörigen Orts eingetragen ist, oder die unter Nr. 3 auf der Beilage befindliche. Sollten ihm beide nicht ganz entsprechen, so möge er die von beiden ihm mehr zusagende modifizieren oder eine ganz neue, womöglich kurze und dem Charakter des Stückes angemessene herbeischaffen.
Es würde mich sehr freuen, wenn Sie und Herr Hummer sich mit meinen hier mitgeteilten Ansichten befreunden könnten und meine diesbezüglichen Wünsche berücksichtigen möchten.
Mit besten Gruss
Ihr hochachtungsvoll ergebener
Robert Volkmann
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred Schmidt
Tamino Klassikforum