Liebe Forianer:
der Titel ist lediglich in bewährter Alfred Manier gedacht, ich distanziere mich gleich davon, solche Kostüme grundsätzlich als sinnlosen Aufputz zu bezeichnen.
Vor allem ist es aus finanzieller Sicht beinahe egal, welche Art von Kostümen man wählt, sie kosten immer gleich viel.
Eher wird sogar bei modernen Inszenierungen auf berühmte Modeschöpfer wie Christian Lacroix zurückgegriffen, in diesem Fall ist das beste gerade gut genug. (Salome, St.Gallen 2012)
Ich glaube gern, dass es in früherer Zeit eine Rolle gespielt hat, wie man gekleidet ist.
dass soziale Unterschiede hauptsächlich über die Kleidung demonstriert wurden - eine unmittelbare Form, sie sofort kenntlich macht, wie die Person einzuordnen ist.
Natürlich gibt es das heute noch, aber man kann - wie ich - einen Standpunkt beziehen, an dem diese Werte komplett relativiert und die Unterschiede aufgehoben werden.
Kleidung hatte auch - ähnlich wie Dialekte - die Funktion, Zusammengehörigkeit zu vermitteln. Man kann das bei Don Giovanni nachlesen, sobald er mit Leporello die Kleider tauscht, kommt er mit anderen Menschen in Kontakt - und auch Leporello kann plötzlich mit Elvira kommunizieren...
"Kleider machen Leute" ein bekanntes Thema - - aber stimmt es wirklich?
ich meine damit nicht Trickbetrüger und Hochstapler, die vorgeben, etwas anderes zu sein
Ich bin mir sicher, so wirst auch Du auf meinem Avatar unschwer den Duca im Rigoletto erkennen.
Ich hab schon an anderer Stelle erwähnt, dass das nicht zutrifft, dieses Kostüm könnte ich jeder Oper zuordnen, die in Italien zwischen 1500 und 1700 (das sind nur Hausnummern ) spielt.
Ob man diese Tracht in Mantua, Venedig, Verona oder Rom - oder eventuell in Barcelona oder Amsterdam trägt, tut für mich nichts zur Sache.
Muss man sich informieren, wie die Navarreser Tracht aussieht, die Michaela trägt, um zu beurteilen, ob die Kostüme korrekt sind?
Viele dieser Stücke sind nur scheinbar in einer bestimmten Zeit angesiedelt - wie sonst könnte der fliegende Holländer von Schottland nach Norwegen wechseln oder der Maskenball von Schweden nach Boston...
Auch bei Nabucco geht es nur scheinbar um die historische Handlung - die politischen Hintergründe waren für die Menschen deutlich zu erkennen.
Auch bei Fidelio ist die Handlung bedeutsamer als der Ort, an dem sie stattfindet.
Ich wechsle hier nicht das Thema - die unbedingte Verknüpfung von Zeitpunkt, Ort und Mode bewirkt, dass etwas "seine Ordnung haben muss" und korrekt wiedergegeben werden soll.
meine Frage betrifft nur den Sinn dieser Verknüpfung. (Maskenball kann in dieser oder der anderen Fassung gespielt werden...oder?)
Wirklich eingeschränkt sind für mich nur Opern wie Meistersinger von Nürnberg, Don Carlos, bei denen die Handlung klar in einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort spielt. Aber selbst bei Don Carlos hat es Schiller mit der historischen Wahrheit nicht so genau genommen... müssen wir päpstlicher sein als der Papst?
Schon beim erwähnten Rigoletto hab ich Schwierigkeiten, diese Handlung nur innerhalb einer bestimmten Zeit sehen zu müssen.
Ob Herzog, Fürst, Graf oder König - das alles tut nichts zur Sache...
Ich bin mir schon relativ sicher ein Stand-Szenenbild einer traditionell inszenierten Oper, so ich sie denn kenne, zu identifizieren. Hinzu kommen natürlich die entsprechenden Kostüme.
Barbier von Sevilla wäre mein Beispiel dafür, dass das unverwechselbare Standbild eine Illusion ist - - worin sollte denn der Unterschied zur Hochzeit des Figaro bestehen?
Für mich ist in jedem Fall das Verhalten der Personen ausschlaggebend, nicht die Kleidung.
Warum muss Papageno ein lächerliches Federkleid tragen? nur, damit man Kinder in die Vorstellung mitnehmen kann??- - das ist seine Tarnkleidung, um Vögel anzulocken - warum trägt er die in der Freizeit? Er hat nichts anderes anzuziehen??
ZitatPrinz Tamino, ein "japanischer Prinz" hat auf der Jagd in eine unbehauste Landschaft verirrt und wird von einer Schlange [5] verfolgt. Seine Herkunft kann man nur über die Bekleidung erraten, er soll mit einem "prächtigen japonischen Jagdkleide" bekleidet sein (Zitat: http://www.e-german-up.net/spip.php?article338&lang=fr)
Im Ernst soll Tamino aus Japan kommen? wozu? - - was ja heute kein Problem wäre, einen guten japanischen Tenor zu finden...
dieses Bemühen, die Fantasie einzugrenzen auf Fakten, die zum Verständnis des Stückes nur wenig beitragen, kann ich nicht nachvollziehen.