Lucas Cranach der Ältere


  • Lucas Cranach der Ältere (* um 1472 in Kronach, Oberfranken; † 16. Oktober 1553 in Weimar) war einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der Renaissance. Er war ab 1505 Hofmaler am kursächsischen Hof.
    Cranach war zu seiner Zeit äußerst produktiv. Man schätzt, daß von ihm, sowie in seiner Malwerkstatt etwa 5.000 Gemälde geschaffen wurden. Viele seiner erhalten gebliebenen Werke sind in Museen weltweit zu besichtigen, bzw. einiges befindet sich in Privatbesitz.
    Lucas Cranach der Ältere starb am 16. Oktober 1553 im Haus seiner Tochter Barbara Cranach in Weimar. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Weimarer Jakobsfriedhof. Auf seinem Grabstein wird er als "der schnellste Maler" bezeichnet.
    Er war sehr eng mit Martin Luther befreundet und hat ihn mehrfach porträtiert.



    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo Chrissy,
    Vielen Dank für die Erinnerung an diesen interessanten und vielseitigen Mann.
    Cranach war übrigens auch ein sehr erfolgreicher Unternehmer, Apotheker, Buchdrucker usw.
    Er war stilbildend und prägend für das reformatorische Bilderprogramm und hat in vielen seiner Gemälde theologische Inhalte bildnerisch umgesetzt. Programmatisch sind hier die Altarbilder aus der Wittenberger Stadtkirche.
    Die 5000 Gemälde hat er natürlich nicht alle vom ersten bis zum letzten Pinselstrich persönlich gemalt.
    Auch in dieser Hinsicht war er ein erfolgreicher Unternehmer.
    In seiner Werkstatt gab es eine Arbeitsteilung, und mit bestimmten Arbeiten wurden eben seine Mitarbeiter beauftragt.
    So hat er vielleicht das Konzept für einen bestimmten Bildtypus (z.B. Abendmahl) entworfen, und nach seinen Vorgaben wurde dann das Bild von seinem Team fertiggestellt.
    Durch diese Art der Fertigung entstand in der Folgezeit ein sog. "Werkstattstil", der manchmal wegen mangelnder Originalität kritisiert wird.
    Jedoch war es nur so möglich, die Vielzahl von Kirchengemeinden und anderen Auftraggebern zu bedienen und prägend in eine sehr weite Öffentlichkeit hineinzuwirken.
    Dazu ließe sich noch vieles sagen bzw. schreiben.
    Cranach ist sicher eine der interessantesten Persönlichkeiten dieser Epoche.


    Hier noch ein Hinweis für eine einführende Lektüre:

    Berthold Hinz:
    Lucas Cranach d. Ä

    Rowohlt Taschenbuch
    ISBN-13: 9783499504570


    Freundliche Grüße aus Nordwest, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew
    Danke für Deine Antwort und Deine umfangreiche Ergänzung. Ich freue mich über Dein Interesse.
    Ich habe mich bewußt dazu etwas kurz gefaßt, weil man hier bei diesen Themen nicht so genau weiß, ob man evtl. "ins Leere" schreibt, bzw. ob sich umfangreiche Mühe lohnt.
    Deine freundlichen nordwestlichen Grüße erwidere ich herzlich aus der östlichsten Stadt Deutschlands
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich habe mich bewußt dazu etwas kurz gefaßt, weil man hier bei diesen Themen nicht so genau weiß, ob man evtl. "ins Leere" schreibt, bzw. ob sich umfangreiche Mühe lohnt.


    Nein, lieber Chrissy, das ist nicht ins Leere geschrieben. Im Gegenteil, ich habe mich über den Thread gefreut, weil ich Cranach als universalgelehrte Renaissancepersönlichkeit auch hochinteressant finde. Im April hatte ich im Kunsthistorischen Museum auch Gelegenheit, einige seiner Bilder zu betrachten.
    Dieses Bild fand ich bemerkenswert. Geschmeichelt ist die Darstellung nämlich ganz bestimmt nicht, was man von einem Hofportrait ja eigentlich erwarten könnte. Ich finde den teils missmutigen, teils gelangweilten Gesichtsausdruck der Damen sehr kurios. Nach Werkstatt-"Einheitsbrei" sieht das nicht aus.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Dieses Bild fand ich bemerkenswert.


    Liebe Sognatrice
    Danke für Deine Antwort und das Hereinstellen des Bildes. Es ist wirklich bemerkenswert und hochinteressant. Nicht nur die unterschiedliche Physiognomie der drei Damen und die Deutung ihres Gesichtsausdruckes. Auch die faszinierend detailgenaue Darstellung ihrer Kleider, die Muster, die Falten. Eine Fotografie wäre nicht viel deutlicher.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • . Auch die faszinierend detailgenaue Darstellung ihrer Kleider, die Muster, die Falten.


    Das Bild heißt: " Die Prinzessinnen Sibylle (1515-1592), Aemilia (1516-1591) und Sidonie (1518-1575) von Sachsen. Was mich dabei wundert, ist die unterschiedliche Körperhaltung der Damen. Nur die mittlere (die älteste?, denn Sidonie befindet sich ganz links) wirkt selbstbewusst und schaut den Betrachter gerade an, während ihre Schwestern in ihrer leicht krummen Haltung eher wie Dienerinnen wirken. Hat das eventuell eine symbolhafte Bedeutung, oder ist das ganz einfach eine zufällige Darstellung? Im Museum war darüber jedenfalls nichts zu lesen oder zu hören.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Nach Werkstatt-"Einheitsbrei" sieht das nicht aus.


    Nee, so funktioniert eine Werkstatt natürlich auch nicht.
    Für bestimmte religiöse Zwecke gab es eine Art Standartprogramm in der Art, wie z.B. ein bestimmtes Motiv dargestellt wurde. Jedes dieser Bilder ist ein Original, aber bestimmte Dinge gehören auch mit zum Bildprogramm. Das geht auch nicht anders, wenn z.B. für mehrere Kirche ein Abendmahlsbild verlangt wird. Das hat nicht viel mit Einheitsbrei zu tun. Unsere Vorstellungen von Originalität und Individualität sind da etwas anders. Ich glaube, dass unsere heutigen Bewertungen da nicht ganz greifen.
    Davon zu unterscheiden ist natürlich das einzelne Porträt einer konkreten Persönlichkeit, wie das von Dir angeführte und abgebildete Beispiel.
    Herzliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“