Mussorgsky: Die Nacht auf dem kahlen Berge - 3 Fassungen

  • Dieser Tage habe ich zum ersten mal die Originalfassung von Mussorgsky (1867) gehört - dies in der sehr ordentlichen recht neuen Aufnahme/CD von 2006 mit Salonen / Los Angeles PO (DG).


    Aus der ersten Erinnerung heraus fand ich die Rimsky-Korsakow-Fassung (von 1886) wilder und ungestümer. Dies trifft aber nur auf den ersten Teil zu und ist nicht zuletzt meiner glänzend spannenden und wilden Aufnahme mit Solti / LSO (Decca, 1966) zu verdanken; Dauer 11:09.
    *** Tatsächlich ist die Originalfassung insgesamt rauher und diese schafft es in den ~12 Minuten eine Geschichte zu erzählen; insgesamt bieten sich mehr Kontraste und Inhalte, als die meistgespielte R.K-Fassung, die besonders nach dem Glöckchen aus der Dorfkirche nur noch einen beschaulichen etwas langatmigen Ausklang ohne weitere Höhepunkte bietet.


    Die Handlung der Sinfonischen Dichtung:
    Unterirdischer Lärm von Geistersimmen - Erscheinung von Geistern der Finsternis - Erscheinung des Satans - Huldigung vor satan und feier einer Höllenmesse - Hexensabbat - beim Höhepunkt des Hexensabbats läutet von fern her das Glöckchen einer Dorfkirche, dass die Geister der Finsternis zerstreut - Tagesanbruch.


    Meine dritte Aufnahme von Die Nacht auf dem kahlen Berge ist die Stokowski-Fassung mit Stokowski / London SO (Castle, Decca-Recording C 1886 - keine Aufnahmedatum angegeben). Die Stokowsky-Fassung nutzt (wie man sich denken kann) alle möglichen Effekte aus und ist absolut ungestüm und wesentlich härter im Zugriff; wilde Blechbläser, geile Effekte mit Gong und allem drum und dran - letztendlich Gänsehaut pur, wie da die Post abgeht; Dauer 9:22.


    Originalfassung Mussorgsky:

    DG, 2006, DDD


    R.K.Fassung:
    Bei mir auf CD mit der Tschaik 5 (Solti 1975) gekoppelt.
    Decca, 1966, ADD


    Stokowski-Fassung:
    In der Box ist die Aufnahme auf CD6 enthalten.
    Decca, ADD


    Welche Fassung gefällt Euch am besten und welche Gedanken fallen Euch zu den Fassungen ein ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Soweit mir bekannt ist, hat Mussorgski selbst das Stück mehrfach bearbeitet und später in seine Oper "Der Jahrmarkt von Sorotschinzy" integriert. Ich selbst kenne und besitze nur die beiden Bearbeitungen von Rimsky-Korsakow und Stokowski (Aufnahme von 1986), wobei mir beide gefallen, Stokowskis Fassung aber sicherlich - wie von teleton schon gesagt - die wildere und effektbeladenere ist. Es soll noch weitere Bearbeitungen von Gottfried von Einem und Wisserion Schebalin (der mir völlig unbekannt ist) geben. Ich weiß allerdings nicht, ob es davon Einspielungen gibt (Vielleicht weiß unser Experte Harald etwas Näheres). Interessant wäre natürlich auch ein Vergleich mit diesen Fassungen, wenn es sie gäbe.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich empfinde die Originalfassung, welche ich auch erst über die von teleton angeführte CD mit Salonen kennengelernt habe, als ausgeprägt archaisch und herb, möglicherweise auch strukturell verbindlicher als die spätere Fassung. Die SACD-Qualität der Einspielung unterstreicht diesen Charakter zweifellos. Es mag allerdings auch sein, dass die oft zu hörende spätere Fassung sich für mich momentan doch recht abgenutzt hat. Stokowskis Version kenne ich nicht.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!