Hermann Hendrich - Wagners Opern im Bild

  • Liebe Taminos,


    ich möchte euch einen Künstler vorstellen, der mir ganz besonders ans Herz gewachsen ist



    Hermann Hendrich
    (1854-1931)


    Hermann Hendrich, in Heringen am Harz geboren interessierte sich schon in früher Jugend für die Malerei. Da er Künstler werden wollte, die Eltern aber nicht das nötige Geld für eine entsprechende Ausbildung hatten, ging er bei Theodor Müller in Lehre, wo er zum Lithographen ausgebildet wurde. Es folgt eine Stelle in Berlin, wo er u.a. Lampen für Kataloge zeichnet. Erstmals erhält er auch Unterricht an einer Kunstschule.
    1876 begibt er sich auf eine Studienreise nach Norwegen, wo sich die raue Landschaft als auch die zahlreichen Sagen als eine große Inspiration für ihn erweisen. Er fängt an große Landschaftsbilder zu malen und findet bei einer USA-Reise solch einen Zuspruch, dass sämtliche Gemälde verkauft wurden. Nach seiner Reise wird er1886 Schüler bei Professor Bracht in Berlin.
    Durch sein Sagen-Faible erschafft Hendrich mitlerweile Bilder zu verschiedenen Sagen, sei es zu Goethes Faust, zur Beowulfsage, als auch zur Nibelungensage.
    Da er, fast gänzlich der romantischen Malerei verpflichtet ist ( teilweise Tendenzen zum Expressionismus ), wird er unmodern.
    Seine Bilder werden zwar gut verkauft, finden auf Ausstellungen jedoch von der Kritik gemischte Urteile.
    Aus diesem Grund errichtet Hendrich seine eigenen Ausstellungsräume, die alle gemein ein Hang zum Germanischen haben und alte Symbole verwenden.
    Als erstes wird 1901 die Walpurgishalle auf dem Hexentanzplatz bei Thale eingeweiht.



    Diese beinhaltet Walpurgisnacht von Goethe als Programm. In diesen Hallen hatte Hendrich Platz
    für seine Großgemälde, hier fünf an der Zahl.



    1903 folgt die Sagenhalle im Schreiberhau, die 1926 die Parsivalhalle als Anbau bekommt. In ihr sind Gemälde zum Wotan-Rübezahl-Mythos sowie zu Wagners Parsival ausgestellt. Die Besonderheit der Gemälde der Sagenhalle bestehen darin, dass Hendrich vorhandene Naturwerke ( hier der Zackelfall ) mystisch verklärt. So entstanden die Nebenfrauen.



    Die Nebenfrauen ( Zackelfall ) Parsival - Karfreitagszauber



    Nach der Sagenhalle folgte Hendrichs größter und wohl bedeutenster Bau - die Nibelungenhalle am Drachenfels bei Königswinter. Als Gedenktempel Wagners errichtet, sind hier 12 Großgemälde zum Ring des Nibelungen ausgestellt. Jeder der vier Opernteile erhält 3 Gemälde.


    Zu Rheingold :



    Rheingold Freyas Garten Nibelheim


    Zur Walküre:



    Hundings Hütte Walkürensturm Schlafende Brunnhilde


    Zum Siegfried:



    Siegfried und Fafner Waldweben Brunnhildes Erwachsen


    Zur Götterdämmerung:



    Die Nornen Siegfrieds Tod Wotan - Götterdämmerung



    In der Halle selbst sind noch weitere Gemälde, die z.T. aus der Kriegszerstörten Halle Deutscher Sagenring/Burg an der Wupper stammen und ebenfalls den Parsivalmythos behandeln. Auch ein Gemälde zum Tristan sowie Tannhäuser ist enthalten.


    Die Halle Deutscher Sagenring war Hendrichs letzte Schöpfung und beherbergte Gemälde zu verschiedenen Sagen. Hierher stammt auch mein Lieblingsgemälde, der Ritt zur Gralsburg.



    Neben diesen Hallen gab es noch sogenannte Hendrich-Säle. Einen gab es in Kiel. Dr. Paul Wassily, ein großer Kunstsammler damals, hatte viele Gemälde Hendrichs. Leider wurde das Haus in dem sich der Saal befand im Krieg zerstört. Nur sehr wenige Gemälde überlebten. Auch in Bayreuth gab es einen solchen Hendrichsaal, allerdings ist über diesen wenig bekannt, da Bayreuth nur sehr spärliche Infos herausgibt. Immerhin weiß man, dass die rund 90 Gemälde noch existieren. In der Villa Wahnfried soll ebenfalls ein Hendrich hängen.
    Hendrich selber starb 1931 bei einem Zugunfall kurz hinter seinem Wohnhaus im Schreiberhau. Ob Freitod oder Unfall ist unklar. Hendrich soll in dieser Zeit schon stark schwerhörig gewesen sein, somit ist die Wahrscheinlichkeit des Unfalls wohl größer.
    Zum Abschluss noch zwei meiner Lieblingsbilder.



    Wotan Rheingold



    Für weitere Infos ist die Homepage des Fördervereins Nibelungenhort e.V. zu empfehlen. http://www.nibelungen-hort.de
    Das Copyright der Bilder besitzt der Nibelungenhort mit Ausnahme der Bilder zur Walpurgishalle.


    Beste Grüße
    Christian


  • Lieber Christian,


    vielen Dank für die wunderschönen Bilder.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Christian, auch ich möchte Dir ganz herzlich danken für die schönen Bilder, die ich zwar teilweise kenne, in dieser üppigen Zusammenstellung aber erneut auf mich wirken lassen kann. Wunderbar! Schreib ruhig noch mehr über Hendrich. Gibt es ein Buch, in dem die Bilder gut gedruckt und beisammen sind? Ich habe sie nur immer verteilt auf mehrere Bücher gesehen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine sehr schöne Zusammenstellung. Ich kannte den Maler bereits, aber auch nur ein paar der Bilder. Wirklich beeindruckend.


    Es gibt übrigens noch einen französischen Maler, Henri Fantin-Latour, der auch etliche Wagner-Motive verewigte, etwa Lohengrin:



    Liebe Grüße
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vielen Dank für diese interessante Seite, lieber Christian. Das kommt gerade zur rechten Zeit.


    Ende der nächsten Woche machen wir Urlaub in Quedlinburg, da werden wir die Walpurgishalle besuchen. Nochmals vielen Dank für Deine mühevolle und sehr interessante Arbeit.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auch, wenn ich jetzt vielleicht auf wenig Gegenliebe treffen werde: In meinen Augen sind die Bilder Postkartenmalerei; vielleicht auf einem höheren künstlerischen Niveau, aber letztlich doch nur als Buchillustrationen tauglich. Die Darstellungen scheinen mir sehr verklärt und vor allem im Wesentlichen sehr ähnlich. Ich vermag kaum wirkliche Details zu erkennen, die mein Auge und meine Gedanken zu fesseln vermögen ?(

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Na und? Diese Bilder sind tatsächlich auch auf Postkarten erschienen. Mich fasziniert, dass sie so diffus sind und mehr Stimmungen transportieren denn Informationen. Jugendstil vom Feinsten, wie ich finde. Ich räume aber auch ein, dass diese Art Kunst nicht jedermanns Sache ist - und wohl auch nicht sein wollte. Am besten gefällt mir die Nornenszene in tiefem Nachtblau.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Na und? Diese Bilder sind tatsächlich auch auf Postkarten erschienen. Mich fasziniert, dass sie so diffus sind und mehr Stimmungen transportieren denn Informationen. Jugendstil vom Feinsten, wie ich finde. Ich räume aber auch ein, dass diese Art Kunst nicht jedermanns Sache ist - und wohl auch nicht sein wollte.

    Bitte mich nicht falsch zu verstehen! - Meine Kritik bezog sich lediglich auf die Bilder und nicht auf diejenigen, denen die Bilder gefallen mögen :hello:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Aber nein, ich habe Dich nicht missverstanden! Ich kann Deine Kritik an den Bildern sogar nachvollziehen. Nichts für ungut.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Bilder sind Vorläufer der heutigen Fantasy-Malerei, welche heute im allgemeinen durchaus als Kunst anerkannt wird.
    Man wird den Bildern eine suggestive Wirkung kaum absprechen können, auch nicht eine illustrative. Illustratoren galten und gelten jedoch ebenso durchaus als Künstler. Es ist selten, daß ein Künstler sein Werk in derart kompromissloser Art schon zu Lebzeiten präsentieren konnte.
    Ich errinnerte mich instinktiv an ein Bild von Klimt, welches Franz Schubert am Klavier zeigt.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Liebe Musik- und Kunstfreunde,


    @ Rheingold1876 : Freut mich, dass Dir die Bilder so gut gefallen. Ein Buch gibt es, welches du über den Förderverein, in dem ich selbst als wohl Jüngster Mitglied bin, beziehen kannst. Bei aller Liebe zu Hendrich muss ich allerdings gestehen, dass ich das Buch wirklich nicht besonders gut finde. Erstmal sind m.E. nicht die wichtigsten Werke vertreten, zum anderen ist das Buch spaltenweise in englischen und deutschen Text gegliedert, was wirklich ein wenig verstörend ist. Es gibt jedoch eine DVD auf der viele Bilder einsehbar sind. Hinterlegt mit "mystischer" Musik von Wagner, Holst und Grieg hat es einen echt guten Effekt. Es wird aber bald ein neues Buch herauskommen, vielleicht willst Du auch einfach warten. Ansonsten ist das Heft zum 100 jährigen Jubiläum der Nibelungenhalle ( bei dem ich sogar als Pianist auftreten durfte ) mit allen Gemälden und Details zur Halle versehen, die man benötigt. Du bekommst es an der Nibelungenhalle ( bestimmt auch per Mail... )


    @ La Roche : Auch ich werde nächste Woche an der Walpurgishalle sein, allerdings bereits Anfang der Woche. Ich wünsche dir viel Spaß beim Bestaunen der herrlichen Bilder!

    MSchenk
    :
    Tatsächlich haben Hendrichs Werke ihre Verbreitung über Postkarten und Bücher gefunden. Allerdings haben die Gemälde eine wirklich noch enormere Wirkung wenn man vor ihnen steht. Ich habe auch ein Gemälde Hendrichs über dem Klavier hängen. Die Farben leuchten einem förmlich entgegen. Wie bei Wagners Musik entsteht ein Sog aus dem man schlecht entkommen kann. Für mich sind die Bilder wie ein gutes Vorspiel ( von denen Wagner nun einige komponiert hat... ), dass die Stimmung des jeweils gewählten Abschnitts entsprechend vorweg nimmt.
    Kaum Details sind vom Auge her greifbar - damit hast Du einen zentralen Punkt angesprochen. Dies ist natürlich Absicht. Hendrich, eigentlich Landschaftsmaler, ließ die Figuren die in der Regel konturlos sind mit der sie umgebenden Natur verschmelzen. Dies und der Farbverlauf sorgen eben für dieses mystisch Verklärte in seinen Bilder. Aber warum sollen die Gemälde nur als Buchillustrationen tauglich sein?! Man darf dabei nicht vergessen, dass vor rund 100 Jahren fast jeder die Nibelungensage kannte. Heute, so muss ich gestehen, haben die Bilder an Verständnis eingebüßt, jedoch nichts von ihrer Aussage: nach wie vor sind sie ein Zeugnis deutscher Sagen die etwas von der verlorengegangenen Volkstümlichkeit bewahren sollen.


    Und da der Thread auf solch reges Interesse stößt hier noch ein Bild Hendrichs aus der Walpurgishalle - die Mammonshöhle.
    LG
    Christian