Hallo,
in "Komponistenforum für Klassik und Romantik" gibt es einen Thread "Joseph, Gabriel Rheinberger" auf den ich verweise, besonders auf den sehr informativen Beitrag Nr. 1; außerdem zu den Lebensdaten usw. auf Wikipedia.
Irgend-(wo?) habe ich gelesen, Rheinberger würde der "deutsche C. Franck" genannt. Was die Klanggestaltung (also die Registrierung) der Orgel betrifft, überlässt er dies dem Organisten, was daran liegen mag, dass es eine so fest gefügte Orgellandschaft wie in Frankreich, mit den sehr vielen Cavaille-Coll-Orgeln, im restl. Europa nicht gab und es aufführungstechnische Schwierigkeiten gegeben hätte, wenn hier strenge Vorgaben gemacht worden wären. Rheinberger muss sich also darauf verlassen, dass die Organisten aus der Werkcharakteristik die passende Registrierung, entspr. den Möglichkeiten der vorhandenen Orgel, wählen.
Orgelsonate Nr. 14, Op. 165, C-Dur
http://www.youtube.com/watch?v=QXCPQu3u_x81. Satz Präludium
http://www.youtube.com/watch?v=OZVjZ2v8zvM 2. Satz Idylle, eine schlechte Registrierung
http://www.youtube.com/watch?v=-Cw0v5k7MRQ3. Satz Toccata
Die Interpretationen insgesamt erreichen nicht das Niveau der Organisten Wolfgang Rübsam auf der CD.
Im Booklet steht die Disposition der Orgel der Kathedrale zu Fulda.
(Rheinberger macht nur Registrierungsvorschläge in Verbindung mit den Dynamikangaben)
1. Satz Präludium, C-Dur, Moderato, 4/4, Viertel = 72
Die ersten 3 Töne links wiederholen sich im Tonabstand in den ersten 3 Tönen im Pedal und die ersten 5 Töne Unterstimme rechts, was das Thema bis zum Fugenbeginn bleibt, sind identisch im Tonabstand mit den ersten 5 Tönen im Pedal. Das Alles geschieht im 1. Takt mit Auftakt bis 0.07. Das kurze Thema wird also sehr rasch, zuvor in kleinen Teilen, entwickelt und dann vorgestellt. Rechts Unterstimme wird das Thema sofort vielseitig erweitert und variiert, was dann auch die Oberstimme rechts übernimmt und links und das Pedal sehr zeitverzögert und immer im Rhythmus verändert fortsetzten. Da das Thema sehr kurz ist und besonders die ersten 3 Töne links häufig in allen Lagen wiederholt werden, erscheint das Thema fast ständig hörbar.
Mit Poco piu mosso, Viertel=80, setzt bei 2.52 / 49/ links die Fuge ein, mit einem dem vorgestellten ähnlichen Thema, bei 3.06 /54/ setzt Unterstimme rechts ein, bei 3.24 /60/ Oberstimme rechts und bei 3.48 /67/ das Pedal. Bei 5.05 /90/ wechselt die Fugenverabeitung nach E-Dur um bei /110/ wieder nach C-Dur zurück zu kehren. Nach mehrmaligen kurzen rit. und wieder rasch einsetzendem Tempo I und häufigen Modulationswechseln endet die Fuge im Pedal mit den 3 Tönen anfangs links und einem langen Fermate-Akkord in C-Dur.
(Ein im Ausdruck sehr abwechslungsreicher Satz, besonders in Teilen der Fugenverarbeitung sind etwas romantische Passagen hörbar und das sehr kurze Teil-Eingangsthema ist fast durchgängig verarbeitet.)
2. Satz Idylle, F-Dur, Andantino, 6/8, punkt. Viertel = 60
(Die franz. Orgelkomponisten hätten diesen sehr ruhigen, zugleich leicht fließenden Satz wahrscheinlich als "Pastorale" bezeichnet).
Auch hier erscheint gleich im 2. Takt Oberstimme rechts erneut das kurze Teileingangsthema links aus dem 1. Satz, was im Thema dieses Satzes aufgeht; die Verarbeitung wechselt kurz nach d-Moll, um aber rasch wieder nach F-Dur zu modulieren, was sich bis 2.04 /48/ mehrmals wiederholt.
4/4, Moderato, Viertel = 76; links einstimmig ein Melodiebogen, der sich entfernt wie die Generalbasslinie des Themas anhört und ab /53/ als Echo, aber mehrstimmig, rechts und Akkordbegleitung links in pp wiederholt wird; dies wird gespiegelt wiederholt. Auch dies wird insgesamt mehrmals wiederholt, wobei gegen Ende des Abschnittes links und Pedal in ff wechseln nur rechts bleibt mf.
Bei 4.45 /99/ zurück in 6/8, Tempo I und das Andantino wird fast komplett wiederholt, wobei gegen Ende Anklänge ans Moderato hörbar sind, Alles aber in pp, was auch so in einem lang ausgehaltenen ppp-Schlußakkord in F-Dur "aushaucht".
(Der Organist Wolfgang Rübsam wählt für diesen Satz m. E. eine ganz ausgezeichnete Registrierung, die dem pastoral-natürlichen Charakter sehr entspricht.)
3. Satz Toccata, C-Dur, Alla breve, Halbe = 66; ff oder f; auch hier die kurzen Tempowechsel zwischen rit. und Tempo I wie im Präludium.
Über einem bis 0.27 /15/ ausgehaltenen Orgelpunkt im Pedal sind links gebrochene Akkordläufe und rechts Oberstimme eine Melodiephrase einstimmig bis 0.16 /8/, die dann durch die Übernahme der Melodiephrase in die Unterstimme rechts 2-stimmig wird. Rechts und links übernehmen nun wechselnd das Thema, wobei rechts Unterstimme nun auch das Thema in gebrochenen Akkordläufen bringt. Bei 3.00 /93/ Wechsel in c-Moll und ab 3.17 /99/ Maestoso, was sich bis /125/ rechts in Halbenoten, von kurzen Achtelläufen unterbrochen, ausdrückt, anfangs auch links und Pedal. Das Thema durchläuft viele Modulation und durch den z. T. synkopierten Einsatz des Pedals gegenüber dem Manual entsteht anfangs ein abgehackter, schwerfälliger Höreindruck, der sich durch das Angleichen der synkopierten Einsätze in ein deutliches Maestoso wandelt.
Bei 4.15 /144/ zurück nach C-Dur und Tempo I. Die nun folgenden Wiederholungen des Toccata-Themas und Variationen in Harmonik, Dynamik und Tempo enden in lange vorbereiteten mächtigen Schlussakkorden in C-Dur.
Viele Grüße
zweiterbass